2. Teil
Darauf ritt er um 23°°Uhr selbst eine Spähtrupp, um Weg und Gelände für den Angriff bis zum Druth zu erkunden. Kurz nach seiner Rückkehr lies er antreten und ging mit mir voraus.
Sein Vorhaben wurde jedoch durch anrollende Teile der 25. PGD. gestört. In diesem Augenblick kam Generalmajor Klammt mit Oberstleutnant von Tresckow und Oberst Fricker herangefahren. Diesem war es inzwischen gelungen, mit Generalleutnant Trauth (78) und Major Ostermeier sich weiter zu uns durchzuschlagen. Er hatte dabei Teile seiner Division nachgebracht.
Man fuhr weiter, um mit der 25.PGD.Verbindung aufzunehmen. Bei Anfahrt an ein Dorf wurden wir durch Maschinengewehre aus nächster Nähe aus dem Wagen geschossen. Während Oberstleutnant von Tresckow und ich unter heftigen Beschuss in einer Sumpfniederung festgehalten wurden, gelang es dem Fahrer, zu wenden und General Klammt mit dem Obersten Bracher und Friker bei einem Getreidefeld aufzunehmen und zurückzufahren.
Später wurde der Reiterzug unter Oberleutnant Jäckel losgeschickt um uns zu suchen. Er wurde aber durch MG. Feuer ebenso zurück getrieben und stobt an uns vorbei. Es gelang aber mit einigen Reitern die im Sumpf nicht weiter gekommen waren, und im Nebel durchzuschlagen.
Am 29. Juni führte das Regiment Bracher planmäßig den Angriff über den Druth hinweg. Die Division kam jedoch nicht weiter, weil die Brücke erst neu gebaut werden musste, die meines Wissens auch von deutschen Einheiten abgebrochen worden war. (110. ID.)
Nachmittags schien die Lage sehr aussichtslos. General Klammt meinte wir müssten uns darauf einrichten, wie Partisanen zu Leben und zu kämpfen. Wir waren wohl etwas südlich Kugloie (?), das bereits Russisch war. Das Regiment Bracher hatte auf dem Westufer mit eigener Kavallerie Fühlung aufgenommen, die aber gegen Abend wieder verloren ging. Oberst Fricker wurde an diesem Tag durch Granatsplitter am Kopf verwundetet.
Ich selbst erhielt nun volle Bewegungsfreiheit. Meinen Wagen hatte ich mit Stabszahlmeister Dietz dem Regiment Bracher überlassen, ebenso meine Karte. Durch die Verzögerung des Brückenbaus entstanden sehr große Ansammlungen.
Als um 19°°Uhr die Infanterie mit der Masse der Gefechtstrosse die Brücke überschritt, konnten die Verkehrsregler bei den folgenden motorisierten Kolonnen kaum durchgreifen. Die Ib Staffel mit ihren Fahrzeugen sollte erst nach Teilen der Artillerie kommen und konnte frühestens gegen 3°°Uhr an der Brücke sein.
Major Ostermeier sah ich bei dieser Gelegenheit zum letzten Mal als Verkehrsregler an der Brücke. Besonders Leutnant Rüpel und Kriegsgerichtsrat Jansen hatten eine sehr schwere Aufgabe angesichts des unvorstellbaren, wahnsinnigen Durcheinanders bei diesem Flussübergang.
Um 24°°Uhr ungefähr ging ich zu Fuß über die Brücke und erreichte schließlich die Führungsstaffel. Nach einer Kommandeur Besprechung im Morgengrauen erhielt ich von General Klammt am 30. Juni den Auftrag, einen den noch vorhandene Personenwagen zu nehmen und zu versuchen, mit dem angreifenden Regiment durchzustoßen, von der vor uns marschierenden Division für die am meisten engesetzten Kampfgruppe Brot zu erbitten, irgendwie eine Kolonne zu organisieren und von einem Versorgungsstützpunkt an der Bresina für die Division das nötigste heran zu fahren.
Jeder Halt der Division gab den sowjetischen Fliegern beste Gelegenheit, die Parkenten Wagen zusammen zu schießen, war doch auf einer schmalen „Wald und Wiesen Straße“ alles zusammengedrängt, was zum Korps gehört und sonst mit durchzukommen suchte, Das schlimmste war das nicht nur mehrere Divisionen eines Korps, sondern Teile mehrerer Korps die sogar verschiedenen Armeen angehörten, in den Marschweg der Division gedrängt worden waren.
GR. 460. und Regiment „List“ waren meist an der Spitze. GR.470 bildete die Nachhut.
Kameradenhilfswerk der
260. Infanterie- Division
Mit freundlichen Grüßen
Karlheinz