Im Kampf gegen Sowjetpanzer
Ein Gegenstoß des III./480 beendete die Büffel - Bewegung
Es geht gegen Morgen am 18. März 1943 matt blinken einzelne Sterne am noch Schneeverhangen Himmel, dunkle Wolkenfetzen jagen am nächtlichen Firmament. Einen günstigen Augenblick erhaschend wirft der Mond sein kaltes Licht auf die gespenstig wirkende kalte Erde. Mitten in diese Stille hinein erschallt der Ruf: Alarm – Alarm! Für unsere III./480 das einige Tage Ruhe nach der Büffel- Bewegung erhalten und sich nun halbwegs gemütlich in Zelten eingerichtet hat, bedeutete dieser Alarm eine niederschmetternde Enttäuschung. Aber so etwas sind wir ja inzwischen gewöhnt.
Was aber ist geschehen? Bei dem vor uns liegenden Regiment 282 der 98 Division ist der Iwan in der Nacht durchgebrochen und ungefähr drei Kilometer tief eingedrungen. Unser Bataillonskommandeur Major Strohm, weist den Kompaniechef einen 500 Meter vor uns gelegenen Wald als Bereitstellung für den Gegenstoß zu. Von rechts nach links gruppieren sich die 9.11. und 10. Kompanie, dazu die Maschinengewehre und Granatwerfer der Zwölften sowie einige Pak der Vierzehnten.
Unsere 11. geht dorthin vor unter Führung von Oberleutnant Dr. Kurt Raff aus Göppingen. Schon beim Einrücken jagte der Russe uns vereinzelte schwere Brocken herüber, so das ein Gefreiter mit Granatsplitter im Bauch zusammenbricht. Eine Stunde nach dem Alarm treten wir nach kurzem Feuerüberfall unserer Infanteriegeschütze zum Gegenangriff an.
Schon beim Heraustreten aus dem Wald streift der Buchstäbliche erste Gewehrschuss den der Russe auf uns abgab, die li9nke Backe von Major Strohm, seine siebente Verwundung. Nach kurzem Bepflastern stürmt er mit uns weiter.
Inzwischen haben die Sowjets versucht unseren Gegenstoß mit ihren schweren Waffen im Keime zu ersticken. Aber trotz einiger Verluste sind wir im ersten Ansturm etwa 500 m vorgedrungen und haben die vor uns liegende Höhe erreicht.
Da wird an der linken Flanke eine grüne Leuchtkugel abgeschossen. Panzer greifen an! Von halb links sehen wir 5 T34 auf uns zu rollen, noch etwa 250 m von uns entfernt. Pak nach vorne! Oberleutnant Raff und ich damals Melder, springen in eine vor uns liegende Bodenvertiefung. Schnell wird ein kleines Deckungsloch im liegen ausgeschaufelt. Dicht aneinandergepresst und fest an die Erde gedrückt, liegen wir in den schneewässerigen aufgeweichten Boden. Unsere brennenden Augen lassen keinen Blick von dem anrollenden klotzigen Stahlungeheuern.
Eine rasch in Stellung gebrachte Pak eröffnet nach kurzer Zeit das Feuer, Die Bedienung jagt Schuss auf Schuss den langsam heranrollenden Panzern entgegen. Nach der fünften Granate sitzt Schuss auf Schuss. Deutlich können wir die Explosionen auf den Panzern beobachten.
Bald jagt auch eine zweite Pak hinter uns laut bellend den stählernen Kolossen ihre Granaten entgegen. Trotzdem kriechen die Gegner langsam heran, unaufhörlich aus ihren Kanonen feuernd. Endlich bleibt ein Stahlkoloss stehen, eine mächtige Stichflamme schießt gegen den grau verhangenen Himmel ein ohrenbetäubender Knall folgt. Getroffen! Dicker schwarzer Qualm liegt über den Panzer.
Mit klopfenden Herzen aber sehen wir zwei T 34 sich immer weiter vorwärts schieben. Sie nähern sich unseren Deckungsloch. Noch 50 m, noch 40 m, noch 30 m, noch 25 m ! Plötzlich halten beide Panzer schlagartig an. Haben sie uns erkannt?
Bange Minuten müssen wir überstehen, ich versuche mich noch fester an den Boden zu pressen. Dabei schlägt mein Spaten an die Gasmaskenbüchse und verursacht ein kaum hörbares Geräusch. Oberleutnant Raff drückt meinen Arm mit seiner Hand an den nasskalten Boden ohne ein Wort zu sagen, als wollte er damit andeuten: Ruhig bleiben, Nerven bewahren.
Da zischt ein ekelhaftes Pfeifen über uns hinweg. Mit peitschen Knall zerbersten eigene Pak Granaten, surren ihre Splitter um uns durch die Luft. Beide Panzer werden kurz hintereinander getroffen, einer geht sofort in Flammen auf, die Besatzung des zweiten verlässt fluchtartig die Luke des Turmes und bleibt in unserem Feuer liegen.
Die anderen zwei Panzer die gegen die links angreifende Kompanie vorgestoßen sind, drehen ab, immer wieder abwechslungsweise feuernd, um so dem Schicksal ihrer Kameraden zu entgehen.
Sofort greifen wir weiter an in Richtung des vor uns liegenden Dorfes, Strepki, in dem sich die russische Infanterie festgesetzt hat. Die Panjehütten stehen zum größten Teil in hellen Flammen. Die Sowjets ziehen sich auf den nahen Wald zurück. Stoßtruppartig haben wir das Dorf freigekämpft. Langsam bricht die Dämmerung herein.
Die folgende Nacht zum 19. März ist ziemlich unruhig. Der von uns besetzte Dorfrand liegt immer wieder unter heftigem Gratwerferfeuer. Zweimal besucht uns der Rollbahnotto. Vom nahen Wald dringt Motorengeräusch einiger Panzer an unser Ohr. Granaten ihrer Kanonen pfeifen herüber. Eine schlägt in den Bataillonsgefechtstand ein, in einer Russenhütte am nordöstlichen Ortsausgang. Diese steht sofort in Flammen, leider verbrennen dabei einige Kameraden buchstäblich bei lebendigem Leib. Vor uns werden Gefreiter Heinrichs und Sanitätsunteroffizier Bruno Wolter schwer Verwundetet.
Im ersten Frühlicht treten wir wieder zum Angriff an, werde aber sofort mit heftigem Feuer empfangen. Zur Unterstützung sind uns drei Sturmgeschütze zugeteilt. Langsam wird der Iwan zurückgedrängt. Nachmittags heben wir trotz starker Verluste die alte Front wieder erreicht. Der Einbruch ist somit bereinigt und die Stellung befindet sich wieder in deutscher Hand.
In diesen harten Tagen wurden 48 Panzer des Gegners abgeschossen: jedoch sind auch unsere Verluste sehr hoch: 42 Gefallene, 113 Verwundete und elf Vermisste, hatte unsere 260. Division zu beklagen. Ab dem 25. März ist es dann wieder ruhig, die Büffel – Bewegung ist für uns endgültig abgeschlossen.
Kurt Breuning
Kameradenhilfswerk der
260. Infanterie- Division
Mit freundlichen Grüßen
Karlheinz