260. Infanterie-Division

  • 2.Teil


    Nächtlicher Überfall auf Sherdowka

    Hauptfeldwebel Braun postiert sich mit seinem MG. in unmittelbarer Nähe der Brücke am Ortseingang. Die Leuchtkugeln hatten nicht umsonst gewarnt! Wenige Minuten später knackte es im Unterholz des nahen Waldes. Verflucht wenn nur der Mond scheinen wollte knurrte der Brückenwächter leise vor sich hin. Er hatte kaum ausgeknurrt, als sich aus dem Wald eine starke Gruppe löste und mit dem genugsam bekannten Urrääh Geschrei auf die Brücke losstürmten. Die erste Feuergarbe rauschte in die Nacht sie verfehlte trotz der schlechten Sicht ihr Ziel nicht. Die gegnerische Gruppe hatte sich merklich gelichtet. Aber einem Rest von etwa 15 Mann gelang es, sich im toten Winkel in der Nähe des Brückengeländers festzusetzen. „Ausräuchern“ schrie der Hauptfeldwebel in die Nacht und war schon mit einer wurfbereiten Handgranate vor gekrochen. Fast gleichzeitig kam eine zweite Feindgruppe aus dem Wald, um das Dorf in der Flanke zu fassen. Aber da stand der Stabsfeldwebel Stehle und kommandierte das Abwehrfeuer. Nicht ein Feind kam durch.
    Währendessen krochen Hauptfeldwebel braun wie eine Katze das vereiste Wegstück zur Brücke hoch. Ein Glück dass ihn keine Russenkugel erwischte, die ihm aus dem Versteck des feindlichen Stoßtrupps entgegenzischte. Nur eine ritze ihm leicht das rechte Ohr, wie er erst später bemerkte. Die Handgranate saust in das Versteck: aber sie schafft es nicht ganz. „Munition“ schrie Braun hinter sich, denn drei dunkle Gestalten schoben sich schon heran.

    Hauptfeldwebel Braun schießt aus allen Rohren.

    Einer seiner Grenadiere reagiert blitzschnell auf den Zuruf und wirft ihm zwei gefüllte Magazine Pistolenmunition zu. Die reichten um den Rest zu erledigen. Dann sprang Braun auf und rannte zu der halb verfallenen Scheune einige Schritte gegenüber der Brücke, wo den Kameraden bereits die Läufe der Waffen heiß wurden. Denn aus dem Wald stürmte eine dritte Gruppe Russen gegen das Dorf. Und da schoss ein Mann tatsächlich aus allen verfügbaren Rohren. Maschinenpistolen, Gewehr, Pistolen wurden dem Hauptfeldwebel nacheinander von hinten gereicht. Das langte. Die Überlebenden Iwans zogen sich in den schützenden Wald zurück. Der Rest der Nacht zum 24. Februar verlief ruhig.

    Beutewaffen und Beutebefehl

    Als man am nächsten Morgen das Gelände von Sherdowka absuchte, bedeckten rund hundert Sowjet Soldaten vom I. Btl. der 214. Luftlandebrigade – darunter vier Offiziere und ein Kommissar – als Leichen das weise Feld. Beim absuchen des Geländes stieß ein württembergischer Gefreiter vom IR.470 einem im Schnee liegenden Russen mit der Stiefelspitze an die Filzsohle. Der vermeintliche Tote drehte sich um und begrüßte den verdutzten Deutschen mit „Niet panimaju“ (ich verstehe nicht) Der tote wurde untersucht und schnell geborgen. Er hatte seine Rolle nicht gut genug einstudiert und war darüber im Schnee eingeschlafen. Bei den Offizieren wurden Karten und Angriffsbefehle auf Sherdowka und Iwanzewa erbeutet. Die Zählung der Beutewaffen ergab: 13 IMG. 7 Gr. Werfer, 10 Maschinenpistolen, 90 Gewehre, zwei Panzerbüchsen, Munition und 67 Paar Skier die die Soldaten der Trosse für ihre Spähtruppunternehmen gut gebrauchen konnten, denn die Ausstattung mit Skiern und Winterausrüstung war immer noch kümmerlich.
    Die drei erbeuteten Befehle der 214. Luftlandebrigade vom 22. und 23 Februar gaben den Orts Kommandanten und Führern der Gefechtstrosse später einen Überblick über die Gefährlichkeit ihrer Lage. Aus dem Gefechtsbefehl Nr. 1 vom 22. Februar 12°°Uhr geht hervor, das der Russe die Ortsbesatzungen auf durchschnittlich 30-50 Mann schätzte. Die 214. Luftlandebrigade hatte den Auftrag in der Nacht von 22./23. Februar die Orte Tatjanino, Aleksendrowka, Iwanzewa, Potsosonki und Kostinki zu besetzen und dann nach Südosten Richtung Leonowa vor zu marschieren. In Ziffer 11 des Angriffbefehls heißt es wörtlich: Die Ortschaften sind erst nach sorgfältiger Aufklärung ein zu nehmen und gegnerische Besatzung mittels Bajonett und Handgranden zu vernichten. Angriffs beginn war auf 20°° Uhr festgesetzt. Der Brigade Gefechtsstand am 22. Februar ab 22°° Uhr südlich P. 203,7. Am selben Tage, nachmittags 15,10 °° Uhr erließ der Brigadekommandeur Kolobownikow einen zweiten Befehl, der den Angriff auf den 23. Februar um dieselbe Angriffzeit verschob. Die Bataillonskommandeure sollten Waffen, Munition und Soldaten auf dem Landungsplatz und im Absprungraum sammeln und in der Vormarschierung ihrer Einheit aufklären.
    Der dritte erbeutete Gefechtsbefehl hatte in gekürzter Form folgenden Wortlaut:

    Gefechtsbefehl Nr.1 Wegkreuzung südl. Höhe 203,7 23.02.1942 17 °°Uhr

    1.Unter den Truck unserer Truppen geht der Gegner nach Westen zurück und unternimmt an einzelnen Frontabschnitten Gegenangriffe. Vor der Brigade leistet er Widerstand bei Iwanzewa, Potsosonki und Sherdowka. Die feindliche Luftwaffe führt rege Aufklärungstätigkeiten im Raume der Brigade durch.

    2. Von rechts greift die 9.L.L. Brigade in Richtung Tipowka an, links ist niemand.

    3. Die Brigade geht am 23.2. 42 um 20,30 °°Uhr in Richtung Sherdowka -Podsosonki zum Angriff über und hat die Aufgabe, die feindlichen Besatzungen in Iwanzewa, Podosonki, Kostinki, Sherdowka und Leonowa zu vernichten.

    4. III. Btl. im Wäldchen 1,5 Km ostw. Petrischewa folgt dem IV. Btl. nachdem diese Iwanzewa eingenommen hat und marschiert über Tatjanino an den Südwestrand von Leonowa.

    5. IV. Btl. Ausgangsstellung am ostw. Waldrand 1,5 Km westl. von Iwanzewa, besetzt Iwanzewa und unterstützt II. Btl. beim Angriff auf Podosonki von Südwesten her.

    6. II. Btl. Ausgangsstellung am Ostrand des Waldes 2 Km westl. Kostinki. Auftrag:: Angriff auf Kostinki und nach dessen Einnahme Vormarsch auf Podosonki.

    7. I. Btl. Ausgangsstellung für den Angriff, Wald 1,5 Km ostw. Trofimowo, Auftrag: Einnahme von Sherdowka, dann mit Sicherung nach links dem II. Btl. folgen.

    8. Die Mienenabteilung, die Pi. Kp. Und die Aufkl. – Korps bilden meine Reserve am Waldrand 1 Km ostw. Petrischtschewa.

    9. Ausgangsstellung bis 20 °° Uhr einnehmen. Angriffsbeginn 20,30°° Uhr. Signal durch die Btl.- Kdr.

    10. Verbindung während der Operation durch Funk und Ski-Läufer.

    11. Btl.- Kdr. Legen genaue Marschkompasszahlen fest und Überprüfen sie auf den Vormarschwegen.

    12. Brig. - Gef. – Stand bis Angriffsbeginn Wegekreuzung südlich P. 203,7 Nach Erfüllung der ersten Kampfaufgabe in Iwanzewa und dann in Podosonki. Meldung nach Angriffsbeginn stündlich durch Funk und Ski – Läufer.

    Chef des Stabes: Major Spirin


    Während die Soldaten der Trosse in Frankreich, Polen und auf dem Vormarsch nach Moskau sich hauptsächlich um ihre Pferde zu kümmern hatten und selten zur Waffe greifen mussten, war dies im Lande der Partisanen insbesondere während des Rückmarsches, anders geworden. Ihre Aufgabe die Pferde zu versorgen war äußerst schwierig, da der Nachschub von Futter Wochenlang ausblieb. Insbesondere in den Monaten Januar und Februar 1942 mussten die Pferde das Stroh von den Dächern fressen und selbst das war nicht immer in Ausreichender Menge aufzutreiben. Hunderte von Pferden verhungerten und den Reitern und den Fahrern kamen oft die Tränen in die Augen wenn wieder eines der vierbeinigen Kameraden verendete. Ohne unsere treuen vierbeinigen Kameraden währen wir alle in der Winterschlacht 1941/42 im Osten verloren gewesen, da die technische Ausrüstung den Schlammperioden und den Schneeverwehungen nicht gewachsen war. Die Soldaten der Trosse die in den Dörfern des russischen Landes unter Einsatz ihres Lebens das Futter für ihre vierbeinigen Kameraden zusammensuchen, sind tapfere Kämpfer geworden, deren Leistung entsprechend dem Tagesbefehl des Kommandierenten Generals denen der vorn kämpfenden Truppe gleich zu stellen sind. Es gab in Russland kein ruhiges Hinderland, es gab nur noch Kämpfer die ihre Pflicht bis zum bitteren Ende taten.
    General Heinrici sprach den Trossen der 260. ID in seinem Armee- Tagesbefehl Nr.12 seine besondere Anerkennung aus.

    AOK.4 Armee Tagesbefehl Nr. 12

    Hauptmann Dr. Schulze hat mit Trossteilen der 260. ID. in der Zeit vom 24.2. bis 26. 2. 1942 einen Angriff von drei Luftlande Bataillonen abgeschlagen und dem Feind schwere Verluste – darunter 250 Tote – zugefügt und große Mengen Beute eingebracht.
    Ich spreche Hauptmann Dr. Schulze und denen von ihm geführten Offizieren, Unteroffizieren und Mannschaften der Trosse der 260. ID. für vorbildliche und tapferes und schneidiges Verhalten, das sie auch in der Folgezeit bewiesen haben, meine besondere Anerkennung aus.

    Gez. Heinrici
    General der Infanterie.






    Kameradenhilfswerk der
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    Mit freundlichen Grüßen

    Karlheinz

  • Zur Erkundung ins Niemandsland



    Die 6./480 in der Ressa – Stellung im Frühjahr 1942



    Nach Wochenlangen aufreibenden Rückmärschen die vom Brückenkopf Kremenki aus ihren Anfang nahmen, hatten wir im stillen gehofft und gewünscht, endlich einmal in eine vorbereitete Stellung einziehen zu können, uns wieder festzusetzen und uns in einer wirklichen HKL zu finden.
    Ein zurückfluten war es aus notdürftigen Schneestellungen, die während des Tages gegen übermäßige starke Feindkräfte gehalten werden mussten. Unter Zurücklassung schwacher Nachkommandos – sprich Himmelfahrtskommandos ---, die das herauslösen der eigenen Truppe decken und den Russen durch Störfeuer täuschen mussten, sind wir in diese endlosen kalten Nächte hineinmarschiert--- hungernd, frierend, krank und unendlich müde!
    Die Angst im Nacken den Russen auf den Fersen, die Kälte in den Knochen, so zogen wir eines Nachts in die heiß ersehnte Ressa –Stellung ein. Damit hatten die Siegreichen Absetzbewegungen in der Nacht vom 3. auf 4. März 1942 ihr Ende gefunden. Halbfertige Bunker und Laufgräben hatten wir natürlich erwartet. Aber anderseits hatten auch alle die Nase voll von diesen verfluchten Nachtmärschen. Darum gingen wir mir frischen Mut an den Weiterausbau der Stellungen.
    Die 6./480 mit Oberleutnant Körner lag am Rande eines lichten Waldes in Vorderhang Stellung, das Gelände leicht abfallend zur Ressa hin und am feindlichen Ufer wieder leicht ansteigend, dann flach verlaufend bis zum Waldrand (etwa 200m) zur russischen HKL. Hinter uns die Rollbahn Richtung Juchnow.
    Der Fluss wälzt seine schmutziggelben Fluten durch sein tiefes Bett, und dies war eine gewisse Beruhigung für uns. Ein Minenfeld und einzelne Drahtsperren schützten uns fürs erste für böse Überraschungen. Der Ausbau der Stellungen ging nun rasch voran. Die Bunker wurden verstärkt die Gräben tiefer ausgehoben und weites Schussfeld geschaffen. Der Russe versuchte natürlich diese Arbeit durch seine Scharfschützen zu stören, denn wir mussten öfters vor den Garben ohne Deckung arbeiten. Die Grabensohle wurde dann noch mit Birkenhölzern ausgelegt, die einzelnen MG- Stellungen innen verschalt und die Bunker „ auf Hochglanz“ gebracht. Später wurden noch zur „Freizeitgestaltung“ die Gräben mit Birkenbesen gefegt. Damit war unser Abschnitt zur Muster – HKL avanciert, daher auch die vielen hohen Besuche die in der Folge zu uns kamen.
    Nach anfänglichem Versuch der Russen bei tiefem Schnee noch in unsere Stellung einzubrechen, mussten sie es endlich einsehen, dass hier bei uns nicht zu machen war. Es blieb ihnen nichts anderes übrig als ihre Toten im Vorfeld liegen zu lassen, die dann nach der großen Schneeschmelze und nach dem endgültigen Einzug des Frühlings sichtbar wurden. Nach diesem so trostlosen Winter erwärmte uns wieder die Sonne — es ging zum allgemeinen Schruppen unseres ausgemergelten Körpers. Wir bekamen unsere lang ersehnte Feldpost. Grüße und Päckchen aus der Heimat. Es war eine wahre Freude!
    Nach so ruhig verbrachten Wochen – der Russe störte uns nur durch seine Fernkampfartillerie zur festgesetzten Stunde – beobachten wir eines Tages eine bläulich – weise Rauchfahne im Raume, wo immer noch die toten Russen lagen. Das kam uns etwas seltsam vor und wir meldeten das auch sofort nach oben. Die Beobachtungen wurden fortgesetzt. Dabei stellten wir fest dass an heißen Tagen die Rauchentwicklung deutlich zu sehen war. Die Ansicht über diesen bläulichen Dunst ging ziemlich weit auseinander. Die Überlegung der Russe könnte einen Stollen unter dieser freien Fläche bis zum Fluss herantreiben, hatten mich und einen Kameraden veranlasst uns freiwillig für eine Erkundung ins Niemandsland zu melden.


    Eines Nachts war es dann so weit. Ein Schlauchboot lag bereit, die eigenen Posten waren verständigt und wussten von unserem Vorhaben. Wir ließen uns zuerst mit der Strömung auf die Sandbank treiben und dann hinüber ans andere Ufer. Dabei hatten wir nur Handgranaten und Pistolen in der Tasche. Das Boot wurde festgemacht und dann kletterten wir die kleine Böschung hinauf. Robbenterweise auf Rufweite von einander entfernt, ging s dann etwa 150 Meter zur bezeichneten Stelle. Wir mussten durch kleine Senken die von der HKL nicht ausgemacht wurden, und kamen so an die ersten Toten heran. Ein seltsames Gefühl beschlich uns, und ein süßlicher Verwesung s Geruch hüllte uns ein. Wir unterhielten uns sehr leise, denn von trüben konnten wir schon die russischen Posten hören. Nach weiterem Herumkriechen zwischen den Toten, denn sonst hatten wir dort nichts gefunden, Endschloßen wir uns eine russische Trophäe in Form einer russischen Gasmaske mit zu nehmen und uns wieder abzusetzen. Es war nicht gerade angenehm den süßlichen Leichengeruch weiterhin einzuatmen, und die russischen Leuchtkugeln passten uns auch nicht in unseren Kram. Von einem Stollen hatte sich Gott sei dank keine Spur gezeigt und nach anschließend heftigen Diskussionen waren wir dann der Meinung, das die Toten die ja schon in Verwesung übergegangen waren durch intensive Sonnenbestrahlung diese bläulichen Dunst hervorrufen mussten.
    Diese Feststellung genügte dann auch der Obrigkeit. Man war zufrieden und im Graben war wieder Ruhe eingekehrt.
    Helmut Becvar




    Kameradenhilfswerk der
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    Mit freundlichen Grüßen

    Karlheinz

  • Der vorbildliche Gefangene



    „ Unrasiert kann ich mich nicht ergeben ! “


    Anfang März lag unsere 260. ID. im Raume westlich Juchnow in der Ressa – Ugra Stellung. Der Abschnitt unserer 3./470 lag am Steilufer zur Ugra. Außer Stoß – und Spähtrupptätigkeiten, Bunkerbau und Posten stehen gab es fast nichts Neues im Osten. Als Bursche des Kompanie – Chefs Oberleutnant Raff war ich zugleich Melder des Kompanietrupps.
    An einem Morgen es war noch fast nachts, erhielt ich Befehl an den in unserem linken Abschnitt liegenden III. Zug (Fw. Lebherz) eine Meldung zu Überbringen. Ich machte mich sogleich auf den Weg, schlängelte mich durch das Gr4abensystem, tauschte mit den auf Posten stehenden Kameraden einige freundlichen Worte und näherte mich bald dem Zuggefechtsstand.
    Plötzlich entdeckte ich an der linken Ecke des Zuggefechtsstands einen einzelnen Iwan, der in Richtung der Ugra zu den russischen Stellungen hinüber beobachtete. In der rechten Hand hatte er griffbereit seine Pistole.
    Schnell duckte ich mich an den Grabenrand, keine Sekunde den Iwan aus den Augen lassend. Ich entsicherte meine MPi und schlich mich weiter an den russen heran. Da ich von Rückwärts kam war ich natürlich im Vorteil. Drei Meter von ihm entfernt rief ich laut „ Ruki wjärch“ und gab gleichzeitig einige Schüsse an ihm vorbei in Richtung Ugra ab. Die Überraschung gelang. Bis sich der Iwan vor Schreck in meine Richtung gedreht hatte, schlug ich ihm schon mit meinem MPi. –Lauf so kräftig auf die rechte Hand, dass er seinen griffbereiten Revolver fallen lassen musste. Zur Gegenwehr blieb ihm nur noch die Faust der linken Hand. Dazu kam es aber nicht, denn inzwischen sprangen auch schon Feldwebel Lebherz und ein Melder der mit MPi. Bewaffnet aus dem Bunker.
    Die Pistole hob ich auf und steckte sie ein, anschließend brachten wir den Iwan zum Gefechtsstand. Unser Chef ließ ihn in den Bunker kommen, und was jetzt geschah löste in uns aller größtes Erstaunen aus.
    So zackig und in einer vollkommenen einwandfreien Exaktheit wie er sich vor Oberleutnant Raff aufbaute und ihn grüßte, hatten wir es nur noch von der Rekrutenzeit in Erinnerung. Die Fragen die unser Chef an ihn richtete, beantwortete er in strammer Haltung und seine Antworten waren in einwandfreier deutscher Sprache zu hören.
    Es stellte sich heraus der er Oberleutnant der sowjetischen Luftwaffe war, tagsüber in Moskau Flugschüler ausbildete und dreimal in der Woche nachts mit dem „Rollbahnotto“ („Kaffeemühle“)über den deutschen Stellungen seine Bomben abladen musste. Er sei abgeschossen worden und schlage sich schon drei Tage durch die deutschen Stellungen, um wieder zu den eigenen Linien zu gelangen.
    Unser Chef lies ihn Kaffee und Brot geben, wofür er sich höflich bedankte. Im Anschluss daran mussten Melder Warcinski und ich ihm zu Bataillon – Gefechtstand bringen. Auf den Weg dorthin erzählte er uns von Moskau und überreichte mir einen runden Taschenspiegel, auf dessen Rückseite ein Bild des Kremls war.
    Vor dem Gefechtsstand fragte er uns, was jetzt mit ihm geschehen würde. Wir erklärten ihm dass er jetzt dem Bataillons – Kommandeur vorgeführt würde, worauf er meinte das ginge unmöglich denn er müsse sich dazu ja vorher rasieren. Mit einem solchen Bart könne er nicht vor einen Kommandeur treten! Inzwischen kam unser Adjutant Oberleutnant Scheidgen, und nahm uns den zackigen Gefangenen ab.
    Seine Pistole und den Spiegel trug ich so lange bei mir, bis ich dann selbst das Schicksal hatte, in sowjetische Gefangenschaft zu kommen—aber ohne einen zackigen Gruß anbringen zu können.
    K. Breuning



    Kameradenhilfswerk der
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    Karlheinz

  • 1. Teil


    Die Geschichte meines Pferdes „Martin“

    Unsere letzte Offensive vor Moskau



    In der September – Ausgabe begann Kamerad G. Fr. Weber von seinem Pferd „Martin“ zu erzählen, dessen Geschichte er als Unteroffizier im Stab des II./470 im April 1942 auf Meldeblockzetteln aufgezeichnet hatte. Ein gehärteter Bluterguss mit unbeweglichem linkem Knie zwang ihn selbst zu Beginn des Russlandfeldzuges ins Lazarett. Um aber bestimmt wieder zu seinem Bataillon zu kommen und seinen „Martin“ wieder zu haben, verzichtete er unentwegt auf „Heimatlazarett“ sondern drängte nach drei Wochen wieder nach vorn und fand auch nach langer Zeitfahrt wieder seinen Haufen.
    Vierzehn Tage war ich Unterwegs bis ich meinen Haufen wieder ereicht hatte. Nach Beendigung der Kesselschlacht bei Kiew war meine 260. ID. in nordöstlicher Richtung abgezogen.
    Es war Anfang Oktober 1941. Die größte Herbstoffensive war im vollen Gang. Auf allen möglichen Beförderungsmitteln kam ich bei Rosslawel zu meiner Division, derer Zeichen das württembergische Hirschhörnle mir auf dem Wegweiser und Fahrzeugen in die Augen fiel. Einige Kilometer hinter der Kämpfenden Truppe traf ich den Fahrer des Regiments – Kommandeurs, der mich mit seinem leeren Personenwagen nach vorn mitnahm.
    In dunkler Nacht erkannte ich dabei im abgeblendeten Licht des Autos in einem Infanterietross einige meiner Fahrer und stieg aus. So kam ich zu meinem Haufen. Zunächst gab es ein freudiges und erstauntes Wiedersehen; denn keiner glaubte dass ich so bald wieder kommen könnte. Nachdem ich mich nach diesem und jenen erkundigt hatte wollte ich auch nach meinen „Martin“ fragen.
    Doch da knabberte er mir auch schon an meinen Achselklappen herum. Ich hatte zuerst gar nicht bemerkt, dass ich gerade neben ihm aus dem Auto gestiegen war. Etwas mager schien er mir geworden zu sein, aber sonst war er noch der Alte. Ich kramte meinen Sattel hervor und ritt gleich mit ihm vor zur Spitze, um mich beim Kompanieführer zurückzumelden, und blieb dann gleich bei der vordersten Fahrzeugstaffel. Es ging kaum recht Vorwärts in der Nacht; denn die Fahrzeuge steckten alle im Dreck. Die ganze Nacht ging herum mit Vorspannen, Abladen, Aufladen und Umladen. Ich kam gleich wieder richtig „in den Stiefel hinein“.
    So ging es weiter Tag für Tag. Wir hatten verhältnismäßig wenig Widerstand, mit Ausnahmen bei Kaluga.
    Als wir dann später eines Abends den Feuerschein von Moskau am nördlichen Horizont sahen, da war es schon Winter geworden; Nun begann die eigentliche Leitenszeit, besonders für unsere Pferde.

    Rückzug von Sibirien und sibirischer Kälte

    Das Futter wurde spärlich. Es kam der Rückzug, dem der von Napoleon alle Ehre macht. Manche Nacht mussten die armen Tiere im Schneesturm und bei dreißig, vierzig und mehr Grad Kälte an den Fahrzeugen stehen. Wir selbst kuschelten uns unter die Planen der Fahrzeuge in Decken gehüllt, oder standen abwechslungsweise in einer Panjehütten, um die Glieder und Nasenspitzen aufzuwärmen. Die Pferde bekamen einen Pelz; man konnte seine Fäuste darin verstecken; wie Zottelbären sahen sie aus. Wir kamen wieder über Kaluga. Denn heiligen Abend verbrachten wir bei einer Kanne voll geschmolzenen Schneewasser und getrockneten Brotwürfel, dauernd gewärtig von der Übermacht sibirischer Truppen erdrückt zu werden.
    Ich hatte während dieses Rückzuges im Rahmen des gesamten Divisionstrosses den Großen Tross meiner Kompanie zu führen. Wir waren kaum ein par tage unterwegs, da waren wir schon abgeschnitten von unserer Truppe, zogen ohne Verbindung durch den russischen Winter, ganz auf uns selbst gestellt, ein Haufen zwischen allen möglichen motorisierten und bespannten Nachschubeinheiten, hinter uns und zu beiden Seiten neben uns Sowjetische Truppen.
    Eines Tages kurz vor Neujahr konnten wir nicht mehr weiter. In den Orten die wir erreichen sollten, hatten schon die Russen Quartier gemacht. Wir waren eingeschlossen! Was da gerade herumschwirrte Soldaten aller Waffengattungen alles musste antreten, um in Sicherungskompanien eingeteilt zu werden, und ehe ich mich versah war ich Gruppenführer einer sMG- Gruppe und wanderte in eine Schneestellung. Nun folgten drei Wochen ohne Verpflegungszufuhr, abgeschnitten von der eigenen Truppe. Wir versorgten die Pferde so gut es eben ging, mit Dachstroh und Kartoffeln, zuletzt meist nur noch mit Kartoffelschalen.
    Es gelang uns dann einen Durchbruch zu erzwingen. Die Sibirier die uns gegenüberstanden waren schnelle Jagdverbände und führten weder Artillerie noch Panzer bei sich. Nacht für Nacht wurden unsere Pferde und Fahrzeuge aus dem Kessel geschleust. Als alle Fahrzeuge, Pferde und Autos in Sicherheit waren, bereiteten auch wir uns zum weiteren Rückzug auf die Hauptkampflinie vor.

    „Martin“ von Fremden „organisiert“

    Da am Tag vor unserem Abmarsch ich wollte eben meinen „Martin“ eine Hand voll Kartoffelschalen bringen, da war der Schuppen leer, mein „Martin“ war verschwunden, spurlos verschwunden, ohne Zweifel gestohlen worden. Es organisierte sich in jenem Durcheinander manch einer ein Pferd, um seine sieben Sachen wegzubringen. Das ganze Dorf suchte ich nach „Martin“ ab, jeden Schuppen, jedes Haus ohne Erfolg. Ich hatte schon alle Hoffnung aufgegeben.
    Abends gegen 4°°Uhr es war schon dunkel, alles stand Abmarschbereit auf der Straße – an den Häusern wurden Brände angelegt, da ging ich die Kolonne entlang bis zur Spitze. Die letzten Sicherungen rückten ein. Ich kehrte wieder um, da kamen mir ein par Panje Schlitten entgegen, die die stehende Kolonne überholten. Und gleich beim ersten Schlitten fiel mir das Pferd auf die Figur, die Haltung, der Gang—da ist mein „Marti“! Mit einem Satz war ich bei ihm und ergriff ihn am Zügel. Trotz der finsteren Nacht hatte ich ihn erkannt. Sofort wollte ich ihn ausspannen lassen, aber auf den Hinweis des Offiziers der uns führt, musste ich einsehen, dass der Schlitten nicht stehen bleiben konnte. So musste ich meinen „Martin“ einstweilen lassen wo er war, bis wir die neue deutsche Front erreicht hatten und in Juchnow zu unserer Einheit entlassen wurden.

    Von Partisanen und Below – Truppen bedrängt

    Nach sechswöchiger abenteuerlicher Irrfahrt stießen wir endlich auf Teile unserer Division und zu guter Letzt auch noch zu den Resten der Kompanie. Dort sah es kaum besser aus als bei uns. Mancher Fahrer manches Pferd und manches Fahrzeug fehlte. Die Kompanie selbst bestand nur noch aus einer Kampfstärke von drei Unteroffiziere und zehn Mann. Aber die Front stand nun endgültig.
    Dreißig Kilometer weiter zurück bezogen wir, der gesamte Tross, unser Quartier. Allerdings hatten wir uns sehr getäuscht, wenn wir glaubten es nun ein weniger ruhiger zu haben. Die ganze Gegend wimmelte von Partisanen und Russischen Fallschirmjägern. Wir mussten uns nachdem wir die große Rollbahn verlassen Juchnow – Smolensk verlassen hatten, buchstäblich von Dorf zu Dorf rückwärts durchkämpfen.




    Kameradenhilfswerk der
    260. Infanterie- Division

    Mit freundlichen Grüßen

    Karlheinz

  • 2.Teil


    Hungerkatastrophe für die Pferde

    Nun standen in unserer neuen Dorfunterkunft insgesamt Vierhundert Pferde. Für sie ging das vorhandene Heu und Stroh bald zur Neige. Wir deckten die Dächer über unseren Kopf ab und fütterten das Dachstroh. Zuletzt fuhren wir auswärts, fünfzehn und mehr Kilometer weit, um Dächer abzudecken. Dabei kam es unterwegs oft zu wilden Schiessereien mit Partisanen und Fallschirmjägern, einige Male auch zu Streitereien mit deutschen Landsern, die uns das Futter streitig machten.
    Unsere Pferde waren nur noch Haut und Knochen. Sie fielen in den Schuppen um und hatten nicht mehr die Kraft sich wieder aufzurichten. Meist waren sie dann von der Kälte am Boden sch on ganz erstarrt. Zwei Prügel unter den Leib und an jedem Ende zwei Mann, so führten wir diese elenden Geschöpfe den Dorfweg auf und ab, und ihre steifen Beine und ihr Blut wieder in Bewegung zu bringen. Bilder waren das! Zeit meines Lebens werde ich sie nicht vergessen! Uns schmeckte das Essen selbst nicht mehr, wenn wir die armen Tiere mit ihren eingefallenen Augen sahen.
    Aber wir konnten nicht helfen. Was war schon das bisschen Hafer, das die Flugzeuge unsere brave Ju 52, manchmal abwarfen! Ein bisschen Kraftfutter für die Pferde einer ganzen bespannten Division! In der Zeit von sieben Wochen lagen schon weit mehr als hundert Pferdekadaver im Dorf herum.

    Auch „Martin“ zu Tode erschöpft

    Auch mein „Martin“ war abgemagert aber seinen Kopf trug er immer noch hoch, und er wieherte mir immer noch zu, wenn er mich kommen sah oder hörte. Ich band in öfter los und lies ihn um die Häuser herum Strohhälmchen zusammen suchen. Aber er suchte sich noch mehr als das Zeitungspapier, Zigarettenschachteln. Fleischreste, alles verschlang er, nur um den Magen zu füllen. Jeden Tag schleiften wir tote Pferde vor das Dorf, es mochten ihrer schon dreihundert geworden sein.
    Der März 1942 ging dem Ende zu und es war an der Zeit, die Pferdekadaver unter den Boden zu schaffen. An einer dieser Tage lag auch mein „Martin“ wieder am Boden. Wir hoben ihn auf aber er blieb nicht mehr stehen.

    In seelischer Qual gab ich ihm die Kugel

    Wie er nur aussah! Knie und Sprunggelenke aufgefallen, an den Stellen mit denen er am gefrorenen Boden gelegen hatte, hingen ganze Lappen des Fells herab. Soll er nun hier so elend so erbärmlich verenden? Hatte er als Soldatenpferd nicht wenigstens eine gute Kugel verdient?
    Lange stand ich bei ihm, bis ich endlich meine Pistolentasche öffnete. Ich spürte mein Herz bis zum Hals hinauf klopfen, und mein Atem ging wie nach einem schweren Ringkampf, obwohl es ja nicht das erste Pferd war, das ich mit einem wohl gezielten Schuss von seinem unheilbaren Wunden und Schmerzen erlöste.
    Aber selbst meinen „Martin“ zu Erschießen! Ich hätte nie geglaubt das ich das einmal fertig bringen würde. Doch meine Hand blieb ruhig und fest, als sie die entsicherte Pistole hielt. Ich setzte die Pistole an, hinter dem linken Ohr in Richtung des rechten Auges—und drückte ab.
    Ich weis nicht wie lange ich noch hinter ihm gestanden habe, die Pistole in der Hand, und ihn anstarrte. Und ich weis auch nicht wie mir zu Mute war. Hart wie Stein, wie ohne Herz, ohne Seele kam ich mir vor, wie ohne Gemüt. Es war als wäre alles in mir verschlossen.
    So hatte „Martin“ sein Ende gefunden!
    Man fragt nun einen jeden der in jenem Winter 1941/42 im Osten gestanden und gekämpft hat, wer am meisten zu leiden hatte! –Es war der Infanterist und das Pferd, vornehmlich das Infanterie – Pferd.
    G.F. Weber


    Kameradenhilfswerk der
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    Mit freundlichen Grüßen

    Karlheinz

  • Hauptmann Vincon rettet Kameraden



    Persönlicher Bericht des gefallenen Majors Vincon über die Nacht vom 27./28. Mai 1942



    In Stockdunkler Nacht und bei strömenden Regen gelang es de Russen unbemerkt durch unsere dünn besetzte HKL. Mit etwa 75 Mann hindurch zu schleichen und bis zu meinem Kompanie- Gefechtsstand der nur wenige Meter hinter der HKL. lag, vorzudringen. Es war nachts 1°°Uhr als ich die Posten kontrollierte und nichts Verdächtiges feststellen konnte. Meine Bunkerbesatzung (6 Mann) hatten sich bereits zum Schlafen gelegt, während der Sanitätsunteroffizier die Wach übernommen hatte.

    Der Iwan sprengt unser Bunkertüre

    Gegen 2°°Uhr wollte ich mich ebenfalls hinlegen, als ich plötzlich vor meinem Bunker eine heftige Detonation hörte, vermutlich eine Handgranate. Ich sprang sofort zu Tür, riss sie auf und sah etwa 6 Russen vor dem Eingang stehen. Sofort schlug ich die Bunkertür wieder zu und stemmte mich dagegen, wobei mich der Sanitätsunteroffizier unterstütze. Die Russen versuchte mit aller Gewalt die Tür einzudrücken, was ihnen jedoch nicht gelang. Plötzlich lies der Druck von außen etwas nach. Da ich das anbringen einer Sprengladung vermutete befahl ich sofort „volle Deckung“. Nach wenigen Sekund erfolget plötzlich ein schwere Schlag, die Bunkertür flog in tausend Fetzen, Tisch und Stühle wirbelten wild durcheinander, der Telefonapparat viel klierend zu Boden, stechender und beißender Qualm erfüllte den Bunker.
    Es dauerte mehrere Sekunden bis ich wieder zu Besinnung kam. Meine übrige Bunkerbesatzung die durch diese Detonation ziemlich unsanft aus dem Schlaf geweckt wurde, kam allmählich wieder zu Atem. Geistesgegenwärtig griff ich sofort zu einem in der Nähe stehenden Gewehr und feuert Schuss um Schuss durch den Bunkereingang, bis ich 5 Gewehre leer geschossen hatte. Während dieser Zeit warf der Russe eine Handgranate nasch der andern vor meinen Bunkereingang, bis schließlich eine in den Bunker traf, durch die wir alle leicht Verwundet wurden. Nach dieser Detonation versuchte ich aus den Bunker zu kommen und warf ebenfalls Handgranaten vor den Eingang.
    Nachdem ich etwa 20 Handgranaten nach links, rechts und auf den Bunker geworfen hatte, sprang ich aus dem Bunker heraus, um den Quergraben zu erreichen, der nur wenige Meter entfernt war. Nach wenigen Schritten flogen mir unzählige Handgranaten vor die Füße, so dass ich sofort wieder kehrt machte und in Deckung ging. Erneut warf ich nach allen Seiten Handgranaten und ein Mann meiner Bunkerbesatzung schoss mit seiner Maschinepistole, was das Zeug hergab. Daraufhin machte ich nochmals den Versuch mit einem Mann den Quergraben zu erreichen und diesmal gelang es.

    Der Russe wird in die Flucht geschlagen

    Handgranate über Handgranate warf ich über die Deckung. Ein teil der Russen ergriff bereits die Flucht. Einen Russen der gerade in meinen Graben springen wollte, legte ich eine Handgranate vor die Füße. Als dieser mich sah warf er sich sofort hin und im gleichen Augeblick detoniert die Handgranate unter ihm.
    Inzwischen kamen die übrigen Männer meiner Bunkerbesatzung nach. Wir rollten sofort den Graben nach links auf. Nach etwa 30 Metern stießen wir auf 2 Mann meiner Nachbartruppe, die meldeten das weiter links kein Russe mehr im Graben sei. Mit meinen 6 Männern stieg ich aus dem Graben und stieß den Gegner bis zum Drahthindernis nach. Gleichzeitig eröffnete das 30 Meter weiter links eingesetzte sMG. Das Feuer auf die zurückfluteten Russen.

    Nach ereichen des Drahthindernis setzte schlagartig das feindliche Abwehrfeuer (Granatwerfer, Pak, sMG) ein, und wir zogen uns daraufhin wieder zurück.
    Als wie uns unseren Bunker näherten hörten wir plötzlich lautes Hurräh Gebrüll. Wir sahen etwa 5 Russen auf unseren Bunker stehen, die mir ihren Maschinepistolen ununterbrochen auf den Bunkereingang schossen, in der Meinung wir währen noch drin. Vorsichtig schlichen wir uns von rückwärts heran, vernichteten 4 Russen und nahmen einen gefangen.
    Nach Aussage des Gefangenen hatte der Russe den Auftrag gehabt mit 75 Mann unsere HKL. zu durchstoßen, unseren Bunker zu sprengen, die Besatzung zu vernichten und den in der Nähe befindlichen sMG Stand auszuräumen. Der Russe verlor dabei neben vielen toten und Verwundeten eine große Anzahl seiner Handfeuerwaffen (Maschinenpistolen und Gewehre). Trotz der zehnfachen Überlegenheit des Feindes ist ihm weder das Sprengen des Bunkers noch das ausheben des sMG Standes gelungen.




    Kameradenhilfswerk der
    260. Infanterie- Division

    Mit freundlichen Grüßen

    Karlheinz

  • Großangriff auf die Partisanen



    Beim Tross des Regiments 470 im Frühjahr 1942



    Auf dem Marsch von Juchnow nach Kostenki wurde Anfang 1942 von unserem Tross eine an der Rollbahn von Rosslawel im Straßengraben liegende Feldküche mitgenommen. Bisher hatten wir nur in zwei Milchkannen kochen können, wobei das Essen meisten anbrande. Die Feldküche unserer Kompanie befand sich bei den vorne eingesetzten teilen. Die Trosse selbst lagen etwa 50 Km hinter der Kampflinie. Noch vor uns befanden sich aber die Verpflegungslager und die Feldpoststelle. Die Wege dorthin führten durch Wälder, sicherer Aufenthalt der Partisanen. Es gab ständig Angriffe auf Nachschubkolonnen. Ende Januar 1942 wurden Streifen ausgeschickt, um Pferdefutter und Mehl zu beschaffen.
    Auf den Wegen von unseren Dörfern zu unserer Rollbahn nach Wjassma wurden durch die Partisanen Nacht für Nacht Minen im Schnee verscharrt. Unsere Kolonnen hatten immer wieder Verluste an Fahrzeugen, Pferden, und Soldaten. Um die Kolonne etwas zu sichern, wurden Begleitkommandos auf Skiern eingeteilt. Einmal wurde ein Kamerad der sich etwas verspätet hatte und im kurzem Abstand folgte, von den Partisanen abgefangen und weggeschleppt.
    Unser Kostenki und der Nachbarort Trofimowo, in dem die Trosse des III. Bataillons lagen waren die am weitesten in die Partisanengegend vorgeschobenen Dörfer. Nach der Schneeschmelze wurde der Tross unserer Kompanie nach Trofimowo zur Verstärkung verlegt. Inzwischen waren die bei uns gebliebenen Kameraden der Kampfanzüge, die erkrankt und wieder hergestellt waren, nach vorne befohlen worden. Die Tätigkeit der Partisanen hatte fast ganz nachgelassen. Es wurden zwar oft noch einzelne Spähtrupps gesichtet, die aber nichts weiter unternahmen. Dagegen waren von uns ständig Streifen unterwegs. Außerdem waren unserer 13. Kompanie wieder zwei Geschütze zugeteilt worden, deren Bedienung sich ohnehin bei uns befand. Nachersatz war auch gekommen, so dass wir wieder verhältnismäßig gut beisammen waren.
    Zu Pfingsten 1942 war ein regelrechter Großangriff sämtlicher um das Partisanen Gebiet liegenden Einheiten angesetzt worden. Von irgendwoher wurde sogar ein leichtes Geschütz aufgetrieben, das wir nachts in das Dorf schafften, damit die Partisanen unsere Vorbereitung nicht zu früh erkannten. Munition wurde in Verpflegungsfahrzeugen herbeigebracht.
    Am Pfingst – Sonntag um 1°°Uhr bezogen wir die Bereitstellungsräume. Unsere Feuerstellung lag etwa zwei Kilometer vom Dorf entfernt. Ich war als Melder eingeteilt. Pünktlich um 6°°Uhr wurde das Feuer eröffnet. Wir kämpften in von Partisanen angelegten Erdwerken und beobachteten, wie die Russen ihre Kampfanlagen verließen und in das dahinter liegende Dorf flüchteten.
    Gegen neun trat die Kampfgruppe unseres Regimentstrosses zum Angriff auf den Ort an. Nach anfänglichem Feuerwechsel wurde es ruhig und ohne Verluste ereichte auch unsere Truppe das Dorf. Unser Geschütz aber konnte nicht so ohne weiteres über die von Wassergräben durchzogenen Felder nachrücken, es war an den Weg gebunden. In unserem Abschnitt gab es einen Toten beim Stabstross.
    Beim Einrücken in das Dorf konnten wir sehen, das die Russen am jenseitigen Waldrand über einen Sumpf flüchteten. Wir jagten ihnen noch einige MG Garben hinterher. Einige von uns blieben als Besatzung im Dorf zurück, die anderen setzten den Angriff fort, ohne auf nennenswerten Widerstand zu stoßen.
    Shelanje der Hauptsitz der Partisanen, wurde jedoch nicht von unserem Regiment—ebenfalls genommen. Dort befand sich auch ein provisorischer angelegter Feldflugplatz. Auf unserer Seite wie auch bei den Partisanen waren sogar Panzer eingesetzt, von denen unsere sieben Ausfälle durch Mienen hatten. Auch ungarische Truppen kämpften auf deutscher Seite.




    Kameradenhilfswerk der
    260. Infanterie- Division

    Mit freundlichen Grüßen

    Karlheinz

  • Verehrte Forums Teilnehmer:

    Beim gestrigen Artikel.

    Grossangriff der Partisanen, ist mir ein Fehler passiert, in der Form dass ich einen ganzen Teil übersehen habe.

    Ich möchte diesen Teil nachreichen, und bitte Sie alle um Entschuldigung.

    Mit freundlichen Grüßen

    Karlheinz

  • Nachtrag:


    Die Russen begannen wenige Tage später einen Großangriff etwa 50 bis 100 Kilometer nördlich von uns, bei Rshew. Die bisher im Kampf gegen die Partisanen eingesetzten Panzer wurden abgezogen und dort eingesetzt. Der Angriff unsere rückwärtigen Verbände, hauptsächlich Trosse und Nachschub Einheiten, wurden angehalten, die bereits eroberten Orte blieben durch schwache Abteilungen besetzt.
    Kurze zeit darauf wurden wir nach Kostenki in unseres früher Quartier zurück verlegt. Dort blieben wir noch wenige Wochen, bis wir nach vorne in die Nähe der Kampfkompanie gezogen wurden. Die Besatzung der von uns geräumten Dörfer übernahmen andere Einheiten, zum Teil sogar Ersatz und Ausbildung – Kompanien. Unsere ruhige Zeit war vorbei.

    Paul Hug, ehm. 13./470

    Kameradenhilfswerk der
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    Mit freundlichen Grüßen

    Karlheinz

  • 1.Teil


    Jeden Tag kommen sieben Schuss




    Beim Regiment in der Rjessa – Stellung




    Geschwindschritt folge ich an einem Novembernachmittag 1942 unseren Kompanieführer durch den Hauptkampfgraben des GR.460. wo der von mir zu übernehmender Maschinengewehrzug eingesetzt ist.
    Es ist schon fast dunkel. Ab und zu kommt uns ein Essenholer entgegen, der in jeder Hand einen Fächer leerer Kochgeschirre hält und zur Feldküche eilt, die sich nur in der Dämmerung in Grabennähe vorwagen kann. Dicke nasse Schneeflocken bilden auf Stahlhelm und Schultern meines Vordermannes eine weise Packlage. Es ist unangenehm nasskalt, Novemberwetter.
    Mir wird bewusst in welcher verschiedener Form man den Krieg auch im selben Frontabschnitt erleben kenn, und es fällt mir ein was ein Kamerad des Nachrichtenregiments dem ich früher angehörte, anlässlich meiner Versetzung sagte, ein Unteroffizier bei den Nachrichten habe es zehn mal besser als ein Leutnant bei der Infanterie.
    Seitlich geht es in einen kurzen Stichgraben, dann trippelt der Kompanieführer einige Stufen hinunter, stemmt sich mit seinem Oberkörper mehrmals gegen eine Bunkertür die über den Boden ratschen ruckweise nachgibt.
    Ein dunkles Loch tut sich auf, in den es nach nassen Kleidern und nach Menschlichen Ausdunstungen riecht. Der Schein der Taschenlampe huscht über zweistöckige Pritschen, ein erkaltetes Kanonenöfchen in der Mitte des Raums und erfasst einen an einem Tischchen sitzenden Soldaten, der vornüber gebeugt seinen Kopf auf die Unterarme gelegt hat und Schnarcht. Schnarchtöne kommen auch von den Pritschen.
    Der Kompanieführer rüttelt den Mann. Vor uns steht ein hoch gewachsener Unteroffizier der vom Lichtschein, geblendet grimassierend und schlafwandlerisch sicher seine Meldung macht: Bunker Unteroffizier Meinecke belegt mit einem Unteroffizier und fünf Mann; zwei Mann auf Posten, einer zum Essenempfang!“
    Weiter geht es zum nächsten Bunker der etwa 500 Meter entfernt in einer weiten Grabenausbuchtung liegt Zwischen diesen beiden Unterständen habe ich die Wahl. Ich entscheide mich – reiner Zufall—für den letzteren. Der Zufall ist im Kriege ein wichtiger Geselle, der oft über Leben und Tot entscheidet. Mir ist er auch diesmal wohlgesinnt.
    Mehrmals in der Woche – Offiziere sind bei der Infanterie knapp, deshalb bin ich auch hierher Versetzt – habe ich Streifendienst. Jedesmal ist dann der Hauptkampfgraben im Regimentsabschnitt, Länge fünf bis sechs Kilometer, einmal vor und einmal nach Mitternacht zu begehen und zu kontrollieren.
    Am Ende einer solchen Grabenstreife nach Mitternacht – ich meine, dass es zwischen Weihnachten und neu Jahr gewesen sei – springe ich noch schnell zu dem Unteroffizier Meinecke herein, der an seinem Tischenchen sitzt und in aufgeräumter Stimmung eine Menge Fotos vor sich hat. Wir sehen sie uns gemeinsam an: den Garden des Elterlichen Hauses in Oldenburg, das Geschäftshaus der Eltern, den Vater, die Mutter, einen jüngeren Bruder, eine hübsche Schwester, einen Schäferhund. So sitzen wir eine Weile in sentimentaler Stimmung zusammen, wie das so ist, wenn Soldaten von zu Hause erzählen.
    [FONT=&quot]Im Morgengrauen desselben Tages wecken mich Granateinschläge in der Nähe. Ich kenne diese verflixte russische Pak. Nachts wird sie auf dem gegenüberliegenden Hang an einem immer wieder anderen Platz gut getarnt in Stellung gebracht, um bei Tag genau sieben Schuss auf ein sorgfältig ausgemachtes Ziel abzufeuern. Diesmal hat der Russe den Bunker Meinecke bei Büchsenlicht ins Fadenkreuz genommen. [/FONT]


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    Karlheinz

  • 2.Teil


    Mindestens zwei Granaten schlagen zwischen Balkenauflage und Erdboden in den Unterstand ein und töten die gesamte Besatzung mit Ausnahme des einen Mannes, der gerade im MG-Stand auf Posten ist. Versuche dieses Geschütz auszuschalten sind bisher fehlgeschlagen und haben auch in Zukunft keinen Erfolg.
    In der Dämmerung des Neujahrsmorgens 1943 ist mein Bunker an der Reihe, jedoch ist der Zeitpunkt zum Glück schlecht gewählt. Die obligaten sieben Schuss treffen die seitlich überstehenden Balken, die das Erdreich über den Stufen neben den Unterstand halten, oder gehen darüber. Immerhin wird die Balkenanlage arg durcheinander gerüttelt, und gibt wie ein Schüttelrost viel Erde nach unten frei. Der Dreck liegt haufenweise auf den obersten Pritschen, beiden Bänken, dem Tisch und Boden. Die Fensterscheibe in der Größe eines Aktenblattes, ein besonderer Vorzug dieses Bunkers, ist zersplittert, die Türe aus den Angeln gerissen. Es ist ungemütlich hier geworden. Die Kälte von 20° Grad Celsius dringt ungehindert ein.
    Einige Tage danach werden an einem spät Nachmittag die sieben Schuss auf mich abgegeben, als ich in Erledigung eines Auftrages durch die Gräben eile. Welch ein Aufwand wegen eines Mannes—offenbar ist das Soll des Tages noch nicht erfüllt und ein lohnenderes Ziel nicht ersichtlich. Die Schüsse liegen jedoch ein wenig zu kurz oder zu weit. Erfolg würde ihnen nur beschieden sein, wenn sie genau die Grabenkante träfen. Das jedoch ist bei einer solchen Entfernung und einem derartigen Schusswinkel sehr schwer.
    Damals bin ich viel unterwegs gewesen, um mir das gesamte Grabensystem, seine Kampfstände, die Besonderheiten des Geländes einzuprägen und die Grabenbesatzung kennen zu lernen. Dabei begegnete ich immer wieder Hauptmann Vincon, Eichenlaubträger, Kommandeur des I./460. 1945 im Schwarzwald vermisst. Unermüdlich ist der stets freundliche und aktive Bataillonsführer mit seinem Kartenbrett unterwegs, und niemals wieder habe ich eine so gut ausgebaute und so ausgeklügelte Stellung wie in seinem Abschnitt erlebt.
    Die Rjessa – Stellung ist wie der gesamte Mittelabschnitt in den Monaten bis Anfang März 1943, eine verhältnismäßige ruhige Front. Daran ändert nichts, das ich in wenigen Wochen von meinen beiden Gruppen, also von zwei Unteroffizieren und 10 Mann – eine dritte Gruppe liegt weiter zurück in Reserve – beide Unterführer und fünf Mann verliere. Die beiden Unteroffiziere sind die letzten friedensmäßig ausgebildeten Soldaten in den Gruppen gewesen.
    Unteroffizier Meinecke und vier Mann sind ja durch den schon erwähnten Feuerüberfall auf ihren Bunker gefallen. Unteroffizier Krieger, ein wortkarger, zuverlässiger, schwäbischer Landwirt, erhält einen Kopfschuss, als ihm auf dem Wege zum Divisionsstab beim verlassen des Grabens eine Maschinengewehrgarbe erwischt; er ist auf der Stelle tot.
    Aus seinem Trupp wird sodann ein 19 oder20 Jahre alter Gefreiter, Bäckergeselle mit mittlerer Reife, der einmal die Konditorei seines Kinderlos verheirateten Onkels in Konstant übernehmen soll, durch einen Kopfstreifschuss schwer verwundet, während er nach Einbruch der Dunkelheit den eigenen Graben vor einem russischen Späh- oder Stoßtrupp im Vorfeld sicherte. In böser Vorahnung hatte er im Verlauf des Unglückstages – ganz gegen seine sonstigen Gewohnheiten—wiederholt geäußert das Gefühl zu haben, heute einen Bauchschuss zu bekommen.

    Dr. Rossa

    Kameradenhilfswerk der
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    Karlheinz

  • Das Dorf „Leo-Skoje“



    Beim Panzerjäger – Tross im Osten



    Bericht über den Unteroffizier Hofmann:
    Es war im Sommer 1942, der Tross unserer Panzerjäger - Abteilung 260 lag in einer Waldspitze zwischen Shanowka und Spornoje. Hofmann sorgte in jener Zeit als „Küchenbulle“ unermüdlich für unser leibliches Wohl. Er hatte für uns jungen Soldaten mit besonders großem Hunger immer einen Schlag zum Nachfassen bereit.
    Trossführer war zu dieser Zeit Leutnant, später Oberleutnant Leo Mayer, ein großer Organisator mit immer neuen guten Ideen. So kam er im Herbst 1942 auf den Gedanken, Bretter herzustellen den die waren damals in Russland Mangelware.
    Sofort setzte er seine Idee in die Tat um. Ein erbeuteter Russen - Ford wurde hochgebockt und als Antriebsmotor verwendetet. Die Sägeblätter besorgte ein Urlauber mit guten Beziehungen aus der Heimat. Das Benzin aber wurde der Fahrschule abgezwackt, die zu Gunsten unserer Sägerei jeden Tag einige Kilometer weniger fahren durfte. Für das Schnittholz sorgte ein Waldkommando.
    Im nu lief die Fabrikation großartig, die Bretter stapelten sich. Sie wurden zur Verbesserung der Unterkünfte verwendet. Der Leutnant hatte aber auch gute Abnehmer, bei den Zahlmeistern und Bekleidungskammern unserer Division. Da er ein guter Kaufmann war, konnte er immer wieder für uns Verpflegung, Bekleidung und Rauchwaren im Tausch gegen Bretter zusätzlich organisieren. In diesem Waldlager wurden auch Schindeln zum Bedecken unserer Quartier hergestellt, Holzkohle für die Stellungen gebrannt und ein Futtersilo für das Heu der Pferde errichtete.
    Als die „Büffelbewegung“ 1943 begann, verließen wir nicht das Waldlager, das einst von uns bezogen wurde, sondern ein kleines Dörfchen. Bei der Weihnachtsfeier 1942 wurde dann auch ein Gedicht vorgetragen, das mir den Worten begann: Zwischen Schnowka und Spornoje liegt das Dörflein Leo – Skoje. Vielleicht denken mit mir auch noch andere Kameraden an jene Zeit zurück, die immerhin zu den angenehmen Tagen des Ostkrieges gehört.

    Ludwig Wachenheim

    Kameradenhilfswerk der
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    Mit freundlichen Grüßen

    Karlheinz

  • 1.Teil


    Stellungsbau und Abwehrkämpfe



    Wintereinsatz im Raum der Ressa Anlage 1943



    Die Kampfteile unseres Regiments lagen seit fast einem Jahr an der Ugra und Ressa. Die Stellungen wurden im laufe des Sommers gut ausgebaut. Die vorderste Spitze befand sich just an jener großen Brücke der Rollbahn Juchnow – Roslawl, über die wir im Januar gezogen waren. Die Geschützzüge unserer 13.Kompanie waren über die ganze Breite des Abschnitts verteilt.
    Unser Tross lag in einem lichten Birkenwald, in dem wir uns trotz der vielen Schnaken gemütlich einrichteten. Ich kam nun als Melder wieder mit allen Zügen in Berührung und lernte jede Stellung kennen, auch die Wechselstellung die von Zeit zu Zeit bezogen wurden.
    Als unser Tross sich in seinem Waldlager gerade nett und gemütlich eingerichtet hatte, wurden wir in einen anderen Raum verlegt. In gerader Linie durch den Wald waren es nur eine Entfernung von 500 Meter, aber es war ein Umweg durch ein rückwärts liegendes Dorf erforderlich.
    Beim einrücken in das neue Lager fanden wir sämtliche Erdbunker abgesoffen vor, also voll Wasser stehend. Auspumpen war vergebens. Da begann der Spies einen Kampf beim Stab um unser altes Waldlager. Nachdem wir uns zunächst einigermaßen wieder eingerichtet hatten, durften wir Tatsächlich dorthin zurück.
    Mitte Januar 1943 war wieder einmal Stellungswechsel, nach rechts an die Ressa, ein Weg von nur zehn Kilometern, jenseits der großen Rollbahn. Unser leichter Zug wurde, da im Raum nicht genügend Feuerstellungen und Unterkunftsbunker lagen, mit einem Nebelwerfer Zug in eine Stellung gelegt, die dann in den folgenden Tagen auszubauen war.
    Da diese neu bezogene Stellung überbelegt war, mussten einige Kameraden und ich beim Nachbarzug denn schweren Infanterie – Geschützen übernachten und dort auch Wache stehen. Der schwere Zug lag sehr schön am Oberhang einer Schlucht. Der Weg von unserem leichten Zug dahin führte über eine Höhe, die vom Feind eingesehen war. Um Verluste zu vermeiden, war von unseren Vorgänger ein zwei Meter tiefer Lauf - Graben angelegt worden, mit Balken und Reisig gegen Sicht und Schneeverwehungen geschützt.
    Diesen Graben ging ich abends zum schweren und morgens zum leichten Zug zurück. Am dritten Tag wurde beim leichten Zug angerufen, wo ich eigentlich stecke, ich gehöre doch ab sofort zum schweren Zug, Ich packte also meine restlichen Sachen und machte mich zum andern verein auf den Weg. Der Stellungsunteroffizier wehrte sich gegen meine Versetzung innerhalb der Kompanie und ärgerte sich schwer, doch war an diesem befehl nichts mehr zu ändern.
    Es war wirklich eine schöne Stellung, am Oberrand der Schlucht bei den Ausläufern eines Waldes. Große und helle Bunker sorgten sogar für etwas Gemütlichkeit. Eines Abends erhielt ich vom Kompaniechef den Befehl, mich am nächsten Morgen mit Ski und Tarnanzug bei ihm zu melden. Vom Skilaufen hatte ich keinen blassen Dunst! Unterwegs probierte ich es dann, fiel aber gleich hin und verstauchte mir einen Daumen. Das fing schon gut an.
    Die Frage des Chefs ob ich Ski laufen könne, verneinte ich. Er meinte nur das ich es dann eben lernen müsse. An diesen Tag fuhren wir sämtliche Feuerstellungen unserer Kompanie ab, dann zurück zum Tross, dann zum Regiment und wieder zurück zur Stellung, insgesamt an die 15 Km. Ich schwitzte und dampfte wie eine alte Lokomotive, doch mit der Zeit ging es besser.
    Von diesem Tag an war ich der ständige Begleiter des Kompaniechefs. Einmal hatte er die Offiziere vom Grabendienst, und alle Poste in den vordersten Stellungen des Regiments – Abschnittes zu kontrollieren. Auch hier begleitete ich ihn auf Kilometern.

    Doch bald waren diese Wochen zu Ende, man munkelte schon lange von der Auflösung des Regiments. Unsere Kompanie wurde dann am 6. Februar aufgelöst und verteilt. Ein Teil mit dem Kompanie - Chef blieb in der Stellung und kam zur 13./480 ein anderer Teil wurde zur 13./460 versetzt, und der Rest mit ihnen auch ich, kam zum Divisionsbataillon 260.




    Kameradenhilfswerk der
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    Mit freundlichen Grüßen

    Karlheinz

  • 2. Teil


    Neuling in einer Schützenkompanie

    Mein neuer Zugführer war Oberfeldwebel Müller von unserer alten Kompanie. Er teilte mich als Gruppenführer ein, denn wir waren ja nun in einer Schützenkompanie: Auch hier musste alles erst gelernt werden, der ganze Infanteriedienst und erst recht die Kommandos. Bald hatte ich auch das heraus.
    Doch nur kurz war meine Herrlichkeit des Gruppenführers. Um die neue Kompanie auf volle Stärke zu bringen, erhielten wir mit dem nächsten Nachersatz viele Leute, unter ihnen auch den Rechnungsführer des Marsch – Bataillons der auf Befehl seine Frontbewährung für eine Beförderung zum Offizier machen sollte. Er war 42 Jahre alt mit dem Dienstgrad Gefreiter, und wurde nun an meiner Stelle Gruppenführer.
    Drei Wochen wurden wir Ausgebildet, dann ging es Ende Februar in eine Stellung an der Ressa. Wegen erhöhter Alarmbereitschaft wurde jede Nacht 14 Stunden Wache gestanden. Tagsüber hieß es die Gräben frei zu Schaufeln vom Schnee sowie Holz Verpflegung und Munition von rückwärts zu holen, so das man kaum mehr als eine Stunde schlafen konnte. Von hinten trieb der Wind den Schall heftigen Artilleriefeuers an unsere Ohren. Über 50 Km zurück waren schwere Kämpfe im Gange, da der Russe durchbrechen wollte, um unsere weit vorgetrieben Frontspitze abzuschnüren. Deshalb wurde nun unser Frontbogen geräumt. Die Kompanie war die Nachhut der Division.
    Auf aus Brettern zusammengenagelten Handschlitten zogen wir die notwendigste Habe, Hauptsächlich Munition und Verpflegung, nachts auf ungebahnten Wegen zurück. Tagsüber wurden die ereichten Plätze gehalten und abends ging es weiter zurück, angeblich in vorbereitete Stellungen.
    Auf diesem Rückzug kamen wir auch wieder durch das Gebiet, das uns von den Partisanenkämpfen des vergangenen Sommers noch gut bekannt war. Die verlassenen Stellungen waren angezündet worden oder gesprengt, alle rückwärtigen Lager schon zerstört, da sie schon etliche Tage vor uns geräumt wurden.

    Am Ende unserer Kräfte

    Dieser Rückzug war übereich an Strapazen und wir waren bald am Ende unserer Kräfte. Wir konnten einfach nicht mehr. Eine Nacht und den nächsten Tag aber mussten wir nochmals durchhalten, bis wie an einen Waldrand wieder Front machten. Vor uns und mit uns verminten Pionier die Marschwege.
    An diesem Waldrand konnten wir endlich einmal Feuer machen und uns wärmen, mussten das Feuer aber mit Einbruch der Dunkelheit löschen. Wir gruben uns Schneelöcher, legten Tannenreisig hinein und richteten so unser Nachtlager. Da der Russe uns nicht gleich auf den Fersen folgte, hatten wir etwas Ruhe und konnten die Nacht gut durchschlafen. Ein Mann nur hatte jeweils Wache.
    Am folgenden Abend rückten wir wider weiter, wurden dann auf Lastwagen verladen und zurückgebracht. Auf den Fahrzeugen war Munition verstaut und darauf sitzend fuhren wir zurück durch brennende Dörfer und Städte, ein unvergesslicher Eindruck! In einem Dorf wurden wir abgesetzt, ruhten einen Tag aus und legten den Rest des Weges wieder zu Fuß zurück.
    An einem Waldrand bezogen wir dann tatsächlich vorbereitete Stellungen, die allerdings nur behelfsmäßig angelegt waren, um einen kleinen Schutz bieten zu können.
    Nach zwei Tagen bereits wurden wir wieder abgelöst, Pioniere übernahmen den Abschnitt. Der Rückzug war beendetet. Wir bezogen in einem etwa 10 Kilometer seitlich zurückliegenden Dorf Quartier. Der Russe aber glaubte noch nicht, dass wir nun halten wollten. Er griff mit starken Kräften an. Diese Angriffe steigerten sich immer mehr unter Einsatz aller Waffen, doch nirgends gelang den Sowjets der entscheidende Durchbruch.
    Zu Beginn dieser schweren Kämpfe waren wir wieder nach vorne gezogen worden als Reserve, mussten aber als dem Feind ein kleiner Einbruch gelang, schnell eine Höhe besetzen und mit dem Stellungsbau beginnen. Dieser Einbruch konnte von den vorn eingesetzten Kräften im Gegenstoß wieder bereinigt werden.
    Etwa 12 T34 waren durchgebrochen und streiften im rückwärtigen Gebiet. Einer nach dem andern wurde zur Strecke gebracht. Ein Panzer fuhr dann auf einer Straße in ein Dorf, das man bereits als von uns geräumt ansah. Ein Unteroffizier von der Nachbarkompanie fuhr ihm mit dem Fahrrad nach, bewaffnet nur mit einer Pistole!
    Der T34 hielt, dieser Unteroffizier kletterte auf den Turm und klopfte auf den Deckel. Von innen wurde geöffnet, die Russen blickten in den Lauf der entsicherten Pistole. Sie stiegen ohne weitere Gegenwehr aus!
    Bei dem nun einsetzenden Tauwetter wurden weitere Operationen der Russen unmöglich und die Angriffe ließen nach. Nur Artillerie und Stalinorgel funkten noch schwer in der Gegend herum. Unser Bataillon lag nun wieder in dem rückwärtigen Dorf. Tagsüber schliefen wir in den von der Bevölkerung geräumten Häusern, abends schleppten wir uns durch Knietiefen Schlamm nach vorn, gruben die ganze Nacht und zogen in der Morgendämmerung wieder nach hinten. So ging es dann Wochen hindurch, einmal da, einmal da zum Ausbau der Stellungen eingesetzt.
    Paul Hug

    Kameradenhilfswerk der
    260. Infanterie- Division

    Mit freundlichen Grüßen

    Karlheinz

  • 1. Teil


    Ein „Toter“ ist entkommen



    Schweige – MG. u. Korporal des GR.480 zerschlagen sibirischen Stoßtrupp



    Der Schwerpunkt der Auseinandersetzung an der Ostfront liegt in den Monaten um die Jahreswende 1942/43 bei Stalingrad. Diese Schlacht im Süden hat ihre Fernwirkung auch für unser Regiment 480 in der Rjessa – Stellung. Nämlich: Große Abschnitte für die Einheit, also eine dünn besetzte Kampflinie, was für den einzelnen erhöhte Aufmerksamkeit bedeutet. Unter diesem Gesichtspunkt ist auch der Befehl zu verstehen, nur auf lohnende Ziele zu schießen, also keine Munition zu vergeuden.

    Stündliche Ablösung

    Nachts ziehen in der MG – Kompanie in der ich einen Zug führe, Doppelposten auf. Bei einer Kälte von 20° Grad erfolgt jede Stunde eine Ablösung, so dass jeder einschließlich Unteroffizier alle zwei Stunden im MG – Stand Posten steht. Tagsüber ist jeder, da nun der Unteroffizier nicht mit eingeteilt wird, jede Fünfte Stunde an der Reihe. Nach der Rückkehr von der Wache in dem mehr oder weniger warmen Unterstand werden jedesmal die Läuse aufsässig, die zuvor dezimiert werden müssen, wenn man einigermaßen Ruhe haben will.
    So geht es Tag für Tag, Woche für Woche, Monat für Monat. Eine sehr große körperliche Strapaze.
    Als eines Tages in einer Scheune der Film „der Florendiner Hut“ aufgeführt wird, zu dem ich alle entbehrlichen Kräfte entsenden kann, ist niemand bereit seinen Schlaf dafür zu opfern. Der Film ist in unserer Lage übrigens seelisch schwer zu verkraften. Er zeigt einen jungen Mann auf einer Reise durch das sonnige Italien, unter anderem läst er sich in der Hängematte im Garden eines Luxushotels bei schönstem Sonnenschein von einem bildhübschen Mädchen schaukeln. Welch ein Gegensatz zu unserem Dasein!
    Im Graben heißt es in der Aufmerksamkeit nicht nachlassen, Wer nicht sorgfältig getarnt über den Grabenrand lugt, der muss in den nächsten Sekunden mit einem Kopfschuss rechnen.
    Die Scharfschützen von der anderen Seite verstehen ihr Geschäft ausgezeichnet.
    Ich entsinne mich eines Oberleutnant im Zivilberuf Journalist an einer Saarländischen Zeitung, der sich wegen Verdrahtungsarbeiten im Vorfeld bei uns unterrichten musste. Er meinte es wegen der großen Entfernung zum russischen Graben wagen zu können, des besseren Überblicks wegen auf den Grabenrand zu steigen, und ist nicht davon zu Überzeugen, das dass den fast sichreren Tot für ihn bedeutet. Dort wo sechs sieben Telegrafenstangen starke Bäume am Grabenrand stehen, riskiert er es. Schon nach wenigen Sekunden pfeifen ihm in schneller Folge Gewehrkugeln präzise um die Ohren. Durch einen Sprung zurück in den Graben rettet er sich, froh mit dem Leben davon gekommen zu sein.
    Als besonders gefährdet wird unser Frontabschnitt an der Rjessa dort angesehen, wo sich ein Bach in die von uns besetzten Uferhöhe tief eingesägt hat und in die Rjessa ergießt, die hier unmittelbar vor unserem Graben entlang fliest. Der Einblick in diese Seitentälchen ist den Russen durch eine mehrere Meter hohe Blende aus Fichtenzweigen verwehrt. Er begnügt sich nun damit, von Zeit zu Zeit Maschinengewehrgarben in die grüne Wand zu jagen.

    MG. auf allen Höhen

    Auf den Höhen links und rechts des Ausgangs dieses Tälchens sind Maschinengewehrnester eingerichtet. Auf der linken Seite des Baches schiebt sich die Anhöhe wie ein Zeigefinger etwa siebzig Meter weit in Flussaue vor und zwingt die Rjessa zur russischen Seite hinüber.
    Auf dieser Zeigerfingerhöhe ist von uns ein Stichgraben vorgetrieben, in dessen Spitze ein einfacher Gewehrposten und auf dem halben Wege nach dort ein Maschinengewehr in Stellung liegen.

    Zauberhafte Landschaft und Schussfeld

    In dieser MG. – Stellung verweile ich auf meinen nächtlichen Grabenstreifen jedesmal. Ich liebe diesen Ausblick von dem acht bis zehn Meter hohen Steilhang über der Rjessa. In mondhellen Nächten schaut man in eine breite, verschneite Flussaue weit hinein, an sich von beiden Seiten bewaltete sanfte Anhöhe heranschieben. Eine zauberhafte schlichte Winterlandschaft und welch ein Schussfeld in der Flanke vor dem eigenem Graben!
    In der Ferne tackert ein russisches Maschinengewehr. Nicht weit steigt zischend eine deutsche Leuchtkugel auf und überflutet die Schneefläche für viele Sekunden mit hellgelbem Licht. Nichts regt sich, nichts Verdächtiges ist zu erkennen.



    Kameradenhilfswerk der
    260. Infanterie- Division

    Mit freundlichen Grüßen

    Karlheinz

  • 2. Teil


    Ein zuverlässiges Schweige – MG

    Unser Maschinengewehr hat hier oben noch keinen Schuss abgegeben. Die Gewehrbedienung hat den Auftrag nur im Falle äußerster Gefahr zu schießen; die MG. – Stellung soll unentdeckt bleiben. Die Männer an diesem schweige MG. so wird es offiziell bezeichnet sind zuverlässig.
    Ich gehe zum Hauptgraben zurück, den ich dort verlasse, wo er an der Böschung des Seitentälchens ausläuft. Den Rest des Hanges nehme ich im Laufschritt, um unter Ausnutzung des Schwunges an der anderen Seite gleichsam hinaufgetragen zu werden, und sobald wie möglich in der Fortsetzung des Grabens zu verschwinden.
    Hier steht das Gegenstück zum schweige MG, das zweite Maschinengewehr zur Sicherung des Ausgangs des Seitentälchens. Es hat Schiessauftrag jedoch noch keine kritische Situation zu bewältigen brauchen. Ihm steht ein Tages und Nachtkampfstand zur Verfügung, die beide etwa 20 bis 30 Meter auseinander liegen. Jeweils in der Morgen und der Abenddämmerung wechselt das Maschinengewehr seine Stellung. Das alles dient dem Zwecke, es dem Russen zu erschweren, die Maschinengewehr Stellungen sicher auszumachen.

    Eine Mannschaft aus allen Ecken

    Eine Mannschaft die dieses Gewehr bedient hat ihre Mucken. Sie setzt sich aus einem friedensmäßigen ausgebildeten Unteroffizier, einem Schwaben , Maurer von Beruf der die Feldzüge unserer Division von Anfang an mitgemacht hat, und Kriegsfreiwilligen aus Mecklenburg im Alter von achtzehn, neunzehn, und zwanzig Jahren zusammen, die mir mit ihren blauen Augen, roten Backen und Strohblonden Haaren wie Brüder vorkommen. Sie haben im Krieg noch nicht viel erlebt, finden den Stellungskrieg todlangweilig, haben sich unter Soldaten sein etwas anderes vorgestellt, wünschen sich den Einsatz bei einem Späh und Stoßtrupp Unternehmen. Jedenfalls reden sie alle so, hadern deshalb mit ihren hoch dekorierten Gruppenführern, dessen Schilderung vom Vormarsch und winterlichen Rückzug aus der Stellung bei Serpuchow sie als Historie abtun.
    Eines Morgens ist es schon fast hell, komme ich an dem Nachtkampfstand vorbei. Gerade beginn der Gruppenführer in den Tageskampfstand hinüber zu wechseln. Im Vorbeigehen spreche ich von Beeilung. Die Munitionskästen werden hinüber geschafft. Das Maschinenengewehr wird eingezogen.
    Als ein junger Mecklenburger damit unterwegs ist, und der Unteroffizier mit dem Handgranaten folgen will, wirft dieser noch einen letzten Blick über den Grabenrand und sieht zu seinem Entsetzen einige Russen in Schneemäntel und Kapuzen die steile Böschung behebend herauf kriechen. Er wirft ihnen blitzschnell ein, zwei, drei Handgranaten vor die Gesichter und feuert dann den gesamten Handgranatenbestand, an die vierzig Stil und Eierhandgranaten Stück für Stück in schneller Folge im Halbkreis um den Kampfstand hinaus; dabei brüllt er unaufhörlich MG schieß, MG schieß… und meint damit das Schweige MG. auf der Zeigerfinger Höhe.
    Und dann bricht dieses Maschinengewehr sein monatelanges Schweigen, richtet sich aus einer hervorragenden Flankenstellung gegen die den Hang hinauf stürmenden und über die zugefrorene Rjessa nachdrängenden Russen und feuert pausenlos.
    Unsere Feinde sind dem Kugelhagel schutzlos ausgeliefert. Die vom Eis des Flusses abprallenden Geschoße reisen als Querschläger furchtbare Wunden in ihre Leiber. Einige wenden sich zur Flucht, jedoch haben sie keine Chance. Das Ganze ist das Werk von wenigem mehr als eine Minute.
    Ich selbst befinde mich im Hauptkampfgraben auf dem Weg zu meinem Bunker und renne zu dem pausenlos hämmerten Schweige MG. Ein blutjunger Soldat erst vor wenigen Monaten eingezogen bedient es. Fünfzehn bis zwanzig Russen liegen leblos wie auf einem Leichetuch.

    Er bewegt sich nicht mehr

    Der Schnee an der Böschung vor dem Nachtkampfstand ist vom Pulver schmauch der detonierten Handgranaten geschwärzt. Der Maschinengewehrschütze macht mich auf einen Russen aufmerksam, der fast unter ihm unmittelbar am Steilhang mit ausgebreiteten Armen und Beinen in Richtung zur russischen Stellung bäuchlings im Schnee liegt, und bemerkt dazu: Der bewegt sich nicht mehr.
    Nach Einbruch der Dunkelheit werden die Toden hereingeholt: Sibirier von kleinem wuchs und drahtig. Jedoch der Tode am Steilhang ist nicht mehr da; er hat sich auf und davon gemacht! Dieses Verhalten gibt ein anschauliches Beispiel dafür, zu welchen Leistungen der russische Soldat fähig ist. Bei zeitweise 15 bis 20° Grad Kälte den ganzen Tag wenige Meter von der Mündung eines feindlichen Maschinengewehrs entfernt regungslos im Schnee zu liegen, den Toten Mann zu markieren und dann nach Sonnenuntergang zu verschwinden, ist eine bewunderungswürdige Leistung.
    Das zweifellos gründliche vorbereitete Stoßtruppunternehmen mit der Auswahl des günstigsten Angriffszeitpunktes, als sich nämlich das deutsche MG. im Stellungswechsel von einem Kampfstand in den anderen befindet, ist letztlich an der Umsicht eines Kriegs erfahrenen deutschen Unteroffizier und daran gescheitert, dass die Russen das Schweige MG. nicht auszumachen und somit auch nicht auszuschalten vermochten.
    Die wackeren Mecklenburger sind kleinlaut geworden. Sie beginnen zu begreifen was sie an ihrem Korporal haben, und das es auf nie erlahmende Wachsamkeit und entschlossenes Handeln im entscheidenden Moment ankommt.
    Dr. E. Rossa




    Kameradenhilfswerk der
    260. Infanterie- Division

    Mit freundlichen Grüßen

    Karlheinz

  • 1. Teil


    Kabinettstück vor der Büffelbewegung



    Harmlose und blutige Irreführung des Gegners



    Die Ressa - Ugra Stellung westlich Juchnow, in der unsere 260. ID. im Verband der 4. Armee beim XIII. AK. fast ein Jahr lang (März 1942 bis März 1943)gelegen war, mussten aufgegebnen werden. Der vorgeschobene Frontkeil, der eine Tiefe von etwa 200 Km. hatte, musste zurückgenommen werden; denn beide Flügel der Armee waren beide bedroht, eingedrückt zu werden.
    Das OKH hatte befohlen die Front in den großen Jelnja Bogen zurück zu nehmen. Schon von Anfang Februar 1943 galten die Tage und Nächte der Vorbereitung für die bevorstehende Absetzbewegung, die als „Büffelbewegung“ bezeichnet wurde.
    Unser Abschnitt der 3./470 war rechter Flügel der Division. Die Stellungs-Besetzung war, von rechts nach links III. I. und II. Zug. Mitten durch unseren Abschnitt führte ein Hohlweg in einer breite von ungefähr 100 Metern, rechts angrenzend an ein Waldstück. Dieser Hohlweg musst besonders stark besetzt werden, versucht doch der Iwan an dieser Stelle immer wieder, meisten bei Nacht durchzustoßen. Aber ein Späh und Stoßtrupp wurden von unserer Kompanie immer wieder abgeschlagen. Sogar ein Angriff der Russen in Kompaniestärke brach im Abwehrfeuer vor unseren Linien zusammen.

    Feuerstopp und Feuerwerk

    Dieses dauernde Vorfühlen der russen war darauf zurückzuführen, dass wir oft Befehle hatten, ganze Nächte hindurch keinen Schuss abzugeben; denn der Gegner sollte ja getäuscht werden, um den genauen X - Tag der Absetzbewegung, das Befehls mäßige lösen der Einheiten vom Gegner, zu verschleiern. Tagsüber musste jegliche Bewegung, welche der Feind beobachten konnte unterbleiben. In den Bunkern durfte wegen des aufsteigenden Rauches kein Feuer angezündet werden.
    In anderen Nächten wurde wieder im zwei stündigem Wechsel mit MG. und Granatwerfern in die feindlichen Stellungen geballert, das es nur so rumste. Holzstöße wurden zusammen getragen, auf den ganzen Abschnitt verteilt, um mit ihrem Abbrennen das von Bunker vorzutäuschen. Teilweise viel der Iwan darauf herein und schoss wie wahnsinnig auf die Brandstellen, oftmals gab er auch keinen einzigen Schuss ab, auch Detonationen von Bunkern wurden nachgeahmt, und durch weit hörbaren Lärm von Blechgegenständen führten wir den Iwan irre. Wir bauten in den Nächte künstlich erstellte Kampfstände auf, die vom Gegner gut einzusehen waren. Diese blieben einige Tage stehen. Tagsüber musste ab und zu ein MG. -Schütze einige Feuerstöße von einem solchen Scheinkampfstand auf die russischen Stellungen abgeben. In den darauf folgenden Nächten wurden dann diese MG. Stände mit laut hörbaren Krachen wieder gesprengt.

    Stoßtrupp bringt Gefangene

    Am 22. Februar 1943 machten wir einen Stoßtrupp in Stärke von 26 Mann; Führer war Leutnant Mauch, der ein paar Tage durch einen Kopfschuss in dieser Stellung leider noch fiel. Bei diesem Unternehmen das nachts ausgeführt wurde, heizten wir dem Iwan gewaltig ein und brachten zwei Gefangene mit. Auf Grund der Aussagen dieser beiden hatten wir den Eindruck, unserem Gegner sei das sonderbare Verhalten in unserem abschnitt noch nicht klar geworden.

    Kameradenhilfswerk der
    260. Infanterie- Division

    Mit freundlichen Grüßen

    Karlheinz

  • 2. Teil


    Ahnungslose russische Marschkolonne

    Dann hielten wir wieder drei volle Tage und Nächte Waffenruhe. Prompt fiel diesmal der Iwan auf diese Falle herein. Am nächsten Sonntagmorgen es war der 1. März, kam er in Stärke von 150 Mann in Skiern in leicht aufgelockerter Marschordnung am linken Flügel der Kompanie an. Dort lag der II. Zug (Feldwebel Lebherz) Aufrecht wie bei einer friedensmäßigen Marschübung, in gemäßigten Schritt Tempo, kamen sie auf unseren Graben zu. Als Kleidung trugen sie Schneehemden. Vier von diesen weißen Gestalten zogen sonderbare Gegenstände hinter sich her. Beim näher kommen konnte man mit dem Glas feststellen, das es MG. waren die sie auf selbst gebastelten Schlitten aufgebaut hatten. Feldwebel Lebherz befahl: Erst wenn der Gegner auf vierzig Meter herangekommen ist, dann Feuer frei! Ich gebe das Zeichen durch einen Feuerstoß aus meiner Mpi. Noch hundert, noch achtzig, noch sechzig Meter trennen den Iwan von unserer HKL. Unsere Spannung war auf dem Siedepunkt, aber keinem im Graben versagten die Nerven. Alles blieb ruhig. Ein Gefreiter neben mir sagte: ich glaube der Iwan spinnt. Ich antwortete ihm: „Nicht mehr lange“ In der zwischen zeit war vom Zug des Oberfeldwebels Gröter noch eine Gruppe mit MG. herbeigerufen worden. Im Zugabschnitt war jetzt ein sMG. Vier IMG, und ungefähr dreißig Gewehr Schützen postiert und warteten auf den Feuerbefehl des Zugführers.

    Unser vernichtender Feuerschlag

    Jetzt kommt das Zeichen „Feuer frei“ und schlagartig bricht der Feuerzauber los. Aus sämtlich MG. – und Gewehrläufen der Abwehrkette jagen die Garben und Geschosse in die Reihen der ankommenden Russen hinein. Auch zwei schwere Granatwerfer der 4./470 beteiligen sich mit zehn Schuss an dem Feuerüberfall.
    Beim Iwan geht es drunter und drüber. Gewehre fliegen durch die Luft, Körper sinken zusammen und bleiben regungslos im Schnee liegen. Ihr MG. kommt überhaupt nicht zum Schuss, so überrascht sie der konzentrierte Feuerüberfall. Einzelne Angreifer versuchen den Rückzug, aber auch sie fallen. Nicht einer der Russen bleibt am Leben.
    Keine zehn Minuten und der Traum vom Sonntags Spaziergang des Russen ist ausgeträumt! Die größte Wirkung hatte das sMG. der 4./470.
    Aus den 200 Meter entfernten Stellungen des Iwans kommen einige Ratsch – Bum Geschoße als Vergeltungsgruß zu uns herüber. Aber es ist schon zu spät das Schicksal der Russen Kompanie ist schon besiegelt. Dann ist wieder Ruhe über den Fronten.
    In der darauf folgenden Nacht schlichen wir hinaus zu den Toten Russen und durchsuchten ihre Tragsäcke. Wir fanden bei jedem außer eine Menge Munition ein gebratenes Hähnchen und eine kleine Flasche Wodka.
    Am 3. März 1943 übernahm dann wieder Hauptmann Dr. Raff. Er war auf einem Lehrgang im rückwärtigen Divisionsabschnitt gewesen. Wir alle waren froh darüber; denn sein Stellverdrehter kam als Offizierersatz aus Frankreich und hatte keinerlei Front Erfahrung. Wir hatten etwas skeptisch den nächsten Wochen entgegengesehen. Jetzt aber da wieder unser bewährter Chef die Kompanie führte, war jede Sorge von uns gewichen. Alles war wieder klar.
    K.Breuning




    Kameradenhilfswerk der
    260. Infanterie- Division

    Mit freundlichen Grüßen

    Karlheinz

  • Die Büffelbewegung beginnt



    Die 3./470. als Nachhut in der streng geordneten Absetzbewegung



    Den ganzen Februar 1943 hindurch praktizierten wir im IR. 470 und in der ganzen Division in unserer Rjessa – Ugra Stellung in der wir fast ein ganzes Jahr in Verteidigung lagen, allerlei Kabinettstücke um unser nahes lösen vom Feind bei der Büffelbewegung zu verschleiern. So kam es auch das am 1. März eine ahnungslose anmarschierende russische Kolonne im Infanteriefeuer der 3./470, Zug Lebherz aus nächster Entfernung vernichtet werden konnte.
    In der Nacht zum 5. März 1943 musste Feldwebel Lebherz und ich mit unserem rechten Nachbarn Verbindung aufnehmen. Gegen 22°°Uhr zogen wir los. Gegen Mitternacht erreichten wir nach langem Fahnden den gesuchten Kompanie – Gefechtstand. Beim Nachbarn gab es kein durchgehendes Grabensystem. Außerdem war die Grabenbesetzung so eingeteilt, das ein Angriff der Russen dort wahrscheinlich dort einiges Unheil angerichtet hätte.
    Schnell verging die Zeit; unsere letzten Tage in dieser Stellung rückten näher. Wir hatten noch einige Verwundete, meist durch Granatwerferbeschuss des Feindes, zu beklagen, (Obergefreiter CH. Kohler, A. Müller, und noch andere.)
    Ab 5.März wurde sämtlicher unnützer Kram zum Tross befördert. In der Nacht vom 5. auf 6. wurden alle Bunker gesprengt. Alles was dem Gegner von Nutzen sein konnte wurde vernichtet.
    Samstag 6. März erfolgt die Einteilung für die bevorstehende Absetzbewegung. Für Major Strom der das I./470 führte, musste Hauptmann Dr. Raff während des Loslösens vom Gegners in der Nacht vom 8. auf 9. März stellvertretend das I./470 übernehmen.
    Am 8. März abends 20°°Uhr wurden zwei Züge aus der Stellung unserer 3.Kompanie herausgezogen und bis zum Bataillons – Gefechtsstand zurückgenommen. Dort sammelte sich das I./470, und setzte sich anschließend bis zum befohlenen Tagesziel ab. Wir von der 3./470 folgten einige Stunden später als Nachhut. Während des herausziehen der beiden Züge musste sich der Zug Lebherz auf den ganzen Kompanie Abschnitt verteilen. Punkt 22°°Uhr sollte nach Befehl auch dieser Zug sich vom Feind lösen. Lautlose Stille herrschte im schwach besetzten Graben.
    Plötzlich gegen 21,30°°Uhr zischte eine rote Leuchtkugel am Himmel auf. Sofort war eine wilde Schiesserei im Gange. Der Zugführer begab sich schleunigst dorthin. Aber es war blinder Alarm. Einem Posten hatten für kurze Augenblicke die Nerven versagt.
    Befehlsmäßig löste sich um 22°°Uhr auch dieser Zug vom Gegner, und zog sich ebenfalls bis zum Bataillonsgefechtstand zurück, wo sich die 3. Kompanie sammelte. Unser Sammelraum an diesem Tag (Dienstag, 9. März) zu sichern musste jede Kompanie einen Zug abstellen. Unser Zug der Dritten hatte den rechten Flügel des Bataillons zugeteilt bekommen. Als bis 11°°Uhr der Gegner weder vorgefühlt noch nachgestoßen war, erhielt der Zug Lebherz den Auftrag, mit drei Gruppen nochmals zur alten Stellung vorzugehen, um zu erkunden wie sich der Feind verhalte. Gegen 16°°Uhr kam der Aufklärungstrupp wieder mit der Meldung zurück, das der verlassene Graben vorn noch Feindfrei sei.
    Darauf wurde eine Gruppe des Sicherungszuges als stehender Spähtrupp in etwa zwei Kilometer Entfernung rechts an einem Weg postiert, mit dem Befehl das Nachrücken des Feindes zu melden. Zwei weitere Gruppen wurden mit demselben Auftrag an der Rückmarschstraße aufgestellt. In den späten Mittagstunden konnte vom Russen noch nichts beobachtet werden. Es wurde allgemein angenommen dass der Feind von unserer Bewegung noch nichts bemerkt habe, obwohl auf dem linken Flügel der Division starker Gefechtslärm zu hören war.

    Hauptmann Raff und seine Kompanietruppe kontrollierten gegen 15°°Uhr sämtliche aufgestellten Sicherungsposten. Vom rechten stehenden Beobachtungstrupp fühlten wir noch ungefähr einen Kilometer bis zu einem Waldrand vor. Dort wurden wir plötzlich von der vordrängenden russischen Vorhut aus dem inneren des Waldes lebhaft beschossen.
    Also war die Lage klar: Der Feind ist im Anmarsch. In den frühen Abendstunden wurde es in dem ganzen Bataillons - Abschnitt lebendig. Mit drei Panzern und aufgesessener Infanterie stieß der Iwan gegen 17°°Uhr auch links der Straße vor. Unsere Kameraden an der Pak eröffneten sofort das Feuer und konnten zwei T34 erledigen. Der dritte Panzer zog sich darauf in den nahen Wald zurück, während die russische Infanterie das Feuer mit der Bataillonssicherung aufnahm. Die Schiesserei dauerte bis zum Einbruch der Dunkelheit.
    Gegen 19°°Uhr setzte sich das Groß des Bataillons weiter ab. Eine Stunde später löste sich Befehlsgemäß auch die eingeteilte Nachhut kämpfend vom Gegner, um dem vorausgegangenen I./470 weiter zu folgen. Die zweite Absetzbewegung ging Planmäßig und reibungslos von Statten.
    Diese Vorgänge wiederholten sich von Tagesziel zu Tagesziel, bis die Büffelbewegung Ende März 1943 beendet war, und die 260.ID. in den neuen Abschnitt wieder in Stellung gehen konnte, um hier dem Gegner über vier Monate sicheren Widerstand zu leisten.
    K.Breuning



    Kameradenhilfswerk der
    260. Infanterie- Division

    Mit freundlichen Grüßen

    Karlheinz

  • Bei der Siebenten



    Kameraden zum Divisionsbuch



    Mit viel Interesse habe ich die Geschichte unserer 260. Infanteriedivision gelesen. Manches was bereits vergessen war, kam mir dabei in frische Erinnerung. Vom ersten Tag an als ich Soldat wurde bis zur Rückkehr aus Englischer Gefangenschaft im Dezember 1945, habe ich selbst ein Tagebuch geführt, und dieses wertvolle Büchlein mit nach Haus gebracht.
    In der Divisionsgeschichte ist einmal erwähnt, das die 7.Batterie des AR. 260 zu einer Neuaufstellung nach Deutschland kam Ich war bei den Glücklichen, die am 28. Februar 1943 abends in Sawinki abfuhren mit dem Ziel Heereskraftfahrschule Regensburg. Leider war der LKW der uns nach Wjasma transportierte, offen und ich saß rechts neben dem Führerhaus. Am anderen Tag hatte ich eine Lungenentzündung weg. Mit 40°Grad Fieber hielt ich bis Brest-Litowsk durch, doch dann musste ich ins Lazarett, und kam über die Art. Ers. Abt.215 in Straßburg wieder zu der neu Aufgestellten 7. Batterie des AR. Ins Feld zurück.
    Am 18. Mai 1944 kam plötzlich der Befehl, das dieses 7./AR. 260 zu einer Neuaufstellung nach Deutschland verlegt würde. Wir trafen schon am 23.Mai in Großenborn im Lager „Westfallenhof“ ein. Wie mir bekannt ist wurde danach wieder eine neu 7. Batterie aufgestellt, die dritte also.
    Die nach Großenborn abgestellte Batterie wurde aufgefüllt. Aus ihr entstand eine Heeres Pak Artillerie – Abteilung, ausgerüstet mit schweren Panzerabwehr – Geschützen.
    Am 5. Juli 1944 wurde diese Abteilung auf dem Bahnhof in Baranowitschi ausgeladen und kam sofort in härtesten Einsatz. Am 8.Juli verlor die Abteilung bereits den größten Teil der Geschütze und nahm dann im Verband der 4.PD. am Durcheinader des Rückzuges teil.
    Am 17. Juli wurden wir ins Rückwärtige Gebiet verlegt. Am Sonntag den 30.Juli mussten plötzlich alle Fahrzeuge an eine andere Abteilung abgegeben werden, wir wurden mit Omnibussen nach Lötzen in Ostpreußen gebracht. Dort waren wir bis 26. August als Wach der Außenbezirke des Führerhauptquatiers eingesetzt. Wir hatten dort sehr schöne und ruhige Tage. Im Raum Lötzen trafen wir auch auf Angehörige der Bäckerei – Kompanie 260. die uns vom tragischen Schicksal der 260 .ID. berichteten, dem wir ja nur durch einen Glücklichen Zufall entgangen sind.
    Später war ich dann Funktruppführer bei der 129.ID. habe in Weimar Nachrichten Kurse absolviert und kam schließlich zum neu aufgestellten Stab des AR:1066 in Dänemark.

    Josef Butscher, ehem. 7./AR: 260

    Kameradenhilfswerk der
    260. Infanterie- Division


    Mit freundlichen Grüßen


    Karlheinz