1. Teil
Von der Büffel-Stellung bis zur Desna
Die Abwehrkämpfe im August und September 1943
Der am 7. August 1943 gegen die Korpsfront eingesetzte russische Großangriff hatte mit dem erst einige Tage später beginnenden Angriff gegen das LVI. Korps das operative Ziel, den Durchbruch auf Roslawl zu erzwingen. Als Hauptstoßrichtung der vor dem Korps angesetzten Kräfte zeichnet sich bald Chotilowka, Spaß – Demensk, Gnesdilowo und Pawlinowo (Bahn Spaß – Demensk Jelnja ab)
Zur Durchführung seiner Absichten hatte der Gegner außer den unter den Befehl der 33. Armee stehenden Stellungsdivisionen und neben zahlreichen Panzern und Heeresartillerie Verbänden insgesamt drei Armeen und zwar die 10. Gardearmee, die 68. Armee, die 21. Stoßarmee, das VI. Garde Kavalleriekorps und das XIV. mechanische Korps vor der Korpsfront bereitgestellt.
Den sich im Laufe des Monats Juli vollziehenden Aufmarsch dieser Feindkräfte hatte der Gegner durch völlige Funkstille, durch die zum größten teil nur bei Nacht, durchgeführten Marschbewegungen die durch Waldreiches Gebiet führten, in geschickter Weise verschleiert. Luftaufklärung, Feindverhalten und Gefangenen-Aussagen ließen trotzdem seit Mitte Juli im zunehmenden Maße diesen Aufmarsch erkennen. Gefangenen und Überläufer – Aussagen insbesondere ergaben das
1. die Rote Armee im Rahmen ihrer Sommeroffensive auch vor der Korpsfront zum Angriff übergehen würde.
2. Zahlreiche neue Truppen, darunter auch Panzerverbände im frontnahen Raum bereitgestellt waren.
3. sämtliche Stellungsdivisionen durch Zuführung von Ersatz auf ihre Soll Stärke gebracht worden waren.
4. Vorbereitung für den Angriff durch Schaffung von Minengassen und Bau von Panzerbrücken durchgeführt wurden.
Als voraussichtlicher Zeitpunkt des Angriffsbeginnes zeichnete sich die Zeit ab 1. August ab. Schwerpunkt des zu erwartenden Angriffs lag dabei, wie schon alleine die Artillerie – Massierung ergab, klar erkennbar von Kurkino bis Tschaschtschi.
Am Nachmittag des 6. August begann der Feind nach starker Feuervorbereitung im Abschnitt unseren 260. und 268 ID. mit Vorstößen bis zur Bataillons - Stärke mit dem Ziel, Erkundungsergebnisse zu bringen (Abschnitt Kuprino) und Teile der deutschen HKL einzunehmen und zu halten (Lukino). Dieses Unternehmen ließen den Beginn des Großangriffs als unmittelbar bevorstehend erkennen.
Die Absicht de am 7.August zum Großangriffs antretenden Gegners war in drei Stoßrichtungen zu erreichen.
Mit der 33. Armee nach Spaß – Demensk, eingesetzt 42. 164. 160. und 222. Schützendivision vor unserer 260. Infanterie Division.
Mit 10. Garde – Armee nach Pawlinowo vor unserer 268 Infanterie Division.
Mit der 68. Armee unter eindrehen nach Südwesten und Westen Jelnja.
In den Morgenstunden des 7. August trat der Gegner nach starkem, über Zweistündigen Vorbereitungsfeuer der Artillerie und aller schweren Waffen, unterstützt durch zahlreiche Panzer und Fliegerverbände, zum Angriff an.
Auf unseren Divisions Abschnitt griffen bei Kurkino, P. 222,1 (nordwestlich Kurkino) und nördlich und nordwestlich Lukino die bisher in Stellung befindliche 42. Schützendivision und das Schützen – Regiment 531. der neu herangeführten 164. Schützendivision an. Die heftigen bei Lukino von Teilen der 256. Panzer – Brigade unterstützten Angriffe, wurden in Stärke bis zu zwei Bataillonen geführt. Das Ziel des Angriffs der 164. Schützen – Division war, im Rahmen der Absicht der 33. Armee mit zugeteilter 256. Panzer – Brigade am 8. August abends Spaß Demensk zu erreichen.
Während sämtliche Angriffe vor dem eigentlichen Divisions – Abschnitt abgewiesen wurden, gelang es zwei Regimentern (620 und 742)der 164. Schützen – Division beim linken Nachbarn die Höhe 235,9 zunehmen und von Nordwesten in die linke Flanke unserer 260. Division auf Chotilowka vorzustoßen. Nach hartem Kampf kam hier der Angriff unter Abschuss von vier Feindpanzern zum stehen.
Erneute Großangriffe
Am 8. August trat der Gegner schon in den frühen Morgenstunden erneut zum Angriff mit Schwerpunkt Chotilowka an. Es gelang der 164. Schützen – Division mit Unterstützung der 256. Panzer Brigade, dem 58. Grenadier – Panzer - Regiment und einem Sturmgeschütz – Regiment Chotilowka zu nehmen und nach Süden und Südosten weiter vorzustoßen. Den Versuch den vorspringenden Frontbogen einzudrücken, scheiterte an der entschlossenen Abwehr des sich auch nach Rückwärts verteidigenden Gren. - Regiments 460. unter der Führung von Oberst Bracher und den erfolgreichen Gegenangriff des Division – Bataillons unter Führung von Hauptmann Ostermann.
Gleichzeitig konnte bei der linken Nachbar Division die an diesem Tag erstmalig in den Kampf tretende russische 222. Schützen – Division bei Alexandrowo einen Einbruch erzielen und bis Sjusiki vordringen. Nach Westen anschließend griff die 160. Schützen –Division, mit dem Ziel nach Einnahme von Sslusna auf Judino vorzustoßen an. Sämtliche Angriffe gegen den ab 11°° Uhr durch Korpsbefehl bis Sslusna verbreiterten Divisions – Abschnitt wurden aufgefangen und in der Linie Lukino – Gubino – Laski – Judino – Wassermühle Sslusna zum Stehen gebracht.
Im Laufe des Nachmittags wiederholte heftige Angriffe mit Panzerunterstützung richteten sich vor allem auf den Panzerspitz Graben südlich Laski und auf Judino, wo zusammengeraffte Teile von drei russischen Divisionen (164, 222, 160, Schützen – Division) mehrmals unter stärksten Verlusten gegen die deutschen Stellungen vorgetrieben wurden.
In der Nacht vom 8. auf 9. August wurde auf Befehl des Korps der noch bis Lasinki und Lukino vorspringende Frontbogen zurückgenommen. Im laufe des Tages griff der Gegner mit den bisher vor unserer Division stehenden Feindverbänden mit starker Schlachtfliegerunterstützung erneut an. Schwerpunkte brachten die feindlichen Angriffe von zwei Regimentern der 164. Schützen – Division bei Gubino, Teile der 222. Schützen –Division und ein Regiment der 164. Schützen Division mit erheblicher Unterstützung von Panzern und 15,2 cm Sturmgeschützeinheiten südwestlich Laski, die Angriffe der 160. Schützen Division auf Judino und Sslusna, bei deren Abwehr besonders das Bataillon Helmling auszeichnete. Erzielter Einbruch konnte bereinigt oder abgeriegelt werden.
Im Laufe des 10. August setzte der Feind mit den bisherigen Kräften seine pausenlosen Angriffe fort. Schwerpunkt blieben Laski und Gubino, wo die 164, 222, und 160. Schützen – Division in wiederholten, mit Panzern vorgetragenen starken Angriffen um jeden Preis unter Einsatz sämtlicher Reserven einen Einbruch zu erzielen versuchten. Nach besonders bei Laski wechselvollen Kämpfen, bei denen zwanzig Panzer angeschossen wurden, war die HKL am Abend wieder fest in eigener Hand.
Bei Strebki und Gubino trat nunmehr auch die russische 42. Schützen Division auf, deren Vormarsch bereits seit den Vortagen verfolgt werden konnte. Die Angriffe dieser Division richteten sich vor allem im direkten Verfolgen ihres Auftrags längs der Straße Lasinki Spaß Demensk.
Vor unserem Divisions Abschnitt waren an diesem Tag vier Schützen Divisionen, eine Panzer Brigade, ein Panzer Regiment, und ein Sturmgeschütz Regiment, vor unserem Korps Abschnitt fünfzehn Schützen Divisionen, sechs Panzer Brigaden und vier Panzer Regimenter im Angriff festgestellt worden.
Während des 11. August wiederholte der Gegner mit den letzten Kräften der bisher eingesetzten Einheiten seine Angriffe vor der gesamten Front mit Schwerpunkt Gubino und Höhe 223,1 die an diesem Tag mehrmals die Besitzer wechselten, am Abend sich aber in eigener hand befanden.
Nach Beendigung der Kämpfe dieses Tages, bei denen sich beim Gegner erhebliche Ermüdungserscheinungen und merkliches Nachlassen des Angriffschwung der Panzer und vor allem der Infanterie fühlbar gemacht hatten, wurde die völlig ausgebluteten russischen 160. und 164. Schützen Division zur Auffrischung herausgezogen.
In der Nacht vom 11. auf 12. August 1943 zwang ein Einbruch des Gegners beim linken Nachbarn zur Zurücknahme der HKL in die Demina - Stellung. Im laufe des 12. August drückte der Feind mit einem Regiment seiner 222. Schützen Division über Worony in den Demina Sack und mit deren zweiten Regiment auf Priluki. Die mit geringer Panzerunterstützung vorgetragenen Angriffe wurden abgewehrt.
In der Nacht vom 12. auf 13. August setzte sich die Division befehlsgemäß in die Barbarossa Stellung ab. Nach raschem folgen der Absetzbewegung griff der Feind schon in den Morgenstunden mit einem Regiment der neu herangeführten 277. Schützen Division gegen rechten Divisions Flügel und mit 222. Schützen Division in Bataillonsstärke mit geringer Panzerunterstützung gegen Mitte und linken Flügel erfolglos an.
Die während des Tages beobachteten lebhaften Bewegungen im feindlichen Hintergelände in dem Raum nördlich Spaß Demensk und über Uspech nach Schewzy ließen die Absicht einer neuen Schwerpunkt Bildung erkennen. Tatsächlich führte der Gegner bei Spaß Demensk die 42. Schützen Division und Teile der 227, Schützen Division mit starken Panzern und Heeres Artillerie Verbänden heran, während nach Schewzy und Potapowo (gegen unsere 268. Infanterie Division) das VI. Garde - Kavallerie Korps mit 8. und 13. Garde Kavallerie Division und je einem unterstellten Panzer Regiment vorrückte.
Die Absicht des Gegners bestand darin mit einem Zangenartigen angesetzten Angriff die deutsche HKL zwischen Spaß Demensk und Potapowo einzudrücken. Der geplante Angriff westlich Spaß Demensk kam infolge des eigenen starken Artilleriefeuers und der mehrfachen Stuka Angriffe in den Bereitstellungsraum nicht zum Tragen. Dagegen brachte in der Folgzeit die Durchbruchsversuche des VI. Garde – Kavallerie Korps überaus harte Abwehrkämpfe.
In der Nacht vom 13. auf 14. August setzte sich die Division wie befohlen in die Barbarossa – Sehne ab. Sehr schnell drängte der Feind nach und versuchte auch während des Tages nach jeweils starkem Artillerie, Granatwerfer, und Salvengeschützfeuer mit Schwerpunkt Kissly, Piatnizkoje die HKL zu durchbrechen. Besonders schwer waren die Kämpfe Piatnizkoje, wo die 8. Garde – Kavallerie - Division des VI. Garde – Kavallerie – Korps mehr als zehn mal in immer neuen Wellen unter Einsatz der 201. Panzer Brigade und des 250. Panzer Regiment den Ort um jeden Preis zu nehmen versuchte.
Die erfolgreiche Abwehr sämtlich Angriffe des Feindes machte den in die Tiefe beabsichtigten Stoß des VI. Garde Kavallerie Korps und der dazu bereitstehenden Panzerverbände damit zu Nichte. Die Kämpfe dieses Tages waren die schwersten seit Beginn der Offensive. Sie brachten nach Heranführung schwere feindlicher Heeres Artillerie – Verbände und unter Einsatz von Granatwerfern und Salven Geschütz Verbände eine harte Probe für den seit acht Tagen eingesetzten Grenadier.
Am 15. August wiederholte der Feind seine Angriffe in Bataillonsstärke vor unserer gesamten Divisionsfront mit seinen am Vortag eingesetzten Divisionen. Ein bei Piatnizkoje durch die 8. Kavallerie Division mit Unterstützung der 201. Panzer Brigade und des 54. Panzer Regiments erzielter Einbruch wurde noch am Abend des 15. August bereinigt.
Kameradenhilfswerk der
260. Infanterie- Division
Mit freundlichen Grüße
Karlheinz