9.Teil
Im frühen Morgen des 25. Juni 1954 entfalten sich am Himmel die Fallschirme von Leuchtraketen, kleinere Raketen stiegen von den Wachtürme auf, - und die Beobachter auf den Barackendächern wurden von Scharfschützen abgeräumt, noch bevor sie einen Laut abgeben konnten. Kanonenschüsse ließen die Luft erzittern! Flugzeuge donnerten im Tiefflug über das Lager, und ruhmreiche
T - 34 Panzer, die unter dem Tarngeräusch der Traktoren ihre Ausgangsstellung bezogen hatten, rollten von allen Seiten auf die Maueröffnung zu. (Einer kippte tatsächlich in den Graben hinter der Mauer) Mehrere Panzer zogen Stacheldraht und spanische Reiter nach sich, um sofort die Zone abzuteilen. Den anderen Panzern folgten MP Schützen mit Helmen. (Schützen und Panzersoldaten hatten vor dem Einsatz Wodka bekommen. – Wie besonders sie auch ausgebildet sein mochten. Unbewaffnete und Schlafende niederzumetzeln ist doch leichter, wenn man betrunken ist. In den angreifenden Sturmreihen liefen Funker mit Funkgeräten mit. Die Generäle hatten die Wachtürme bestiegen und leiteten beim taghellen Schein der Leuchtraketen die Aktion. Stürmt die Baracke Nr. soundso - … Kusnezow befindet sich dort und dort! Sie hielten sich nicht wie sonst, auf einer Beobachtungsstelle versteckt, denn diesmal droht ihnen keine Kugeln.
Von den Baugerüsten in der ferne verfolgten die Siedlungsbewohner die Strafaktion. Das Lager erwachte in wilden Entsetzten. Die einen warfen sich in den Baracken auf den Boden und wollten nur überleben, sie hielte Widerstand für sinnlos. Andere rüttelten sie auf und trieben sie zum Kampf. Wieder andere stürzten ins Freie, den Kugeln entgegen, sei es um zu kämpfen, oder weil sie einen raschen Tod suchten. Der 3. Lagerpunkt wehrte sich verzweifelt, es war jener Lagerpunkt, der seinerzeit mit der Revolte begonnen hatte. (Er bestand aus Fünfundzwanzig – Häftlingen, überwiegend Bandera – Leute) Sie schleuderten Steine gegen die Soldaten und Aufseher, und wahrscheinlich Rohrgranaten gegen die Panzer. Eine Baracke ging mit Hurra Rufen zweimal zum Gegenangriff über. – Die Panzer überrollten sie alle, die ihnen in die Quere kamen. Die Panzer zermalmten die Flüchtenten noch auf der Außentreppe der Baracken. Die Panzer fuhren die Barackenwände entlang und zerdrückten diejenigen, die dort Zuflucht vor den Ketten suchten. Semjon Rak und sein Mädchen warfen sich gemeinsam vor einen Panzer. Die Panzer bohrten sich in die Holzwände der Baracken und feuerten blind in die Schlafräume. Faina Eppstein erinnert sich: wie in einem Traum stürzte plötzlich die Barackendecke zusammen und ein Panzer fuhr schräg durch die Baracke, Menschenleiber überrollend. Die Frauen sprangen entsetzt von den Wagonkas. Nach dem Panzer kam ein Lastwagen und man warf sie halbbekleidet auf die Ladefläche.
Die Panzerschüsse waren blind, doch die MP – Salven waren scharf und die Bajonette echt, Manche Frauen warfen sich über die Männer, um sie zu schützen und wurden ebenfalls durchbohrt! Beljajew erschoss an diesem Morgen, eigenhändig etwa zwanzig Häftlinge. – Nach dem Kampf sah man, wie man den erschossenen Messer in die Hände legte, und wie ein Fotograf die erschossenen Banditen fotografierte. Großmutter Suprun, die Mitglied der Kommission war, starb an einem Lungenschuss. Einige flüchteten in die Aborte und wurden dort von den Salven durchsiebt. In einem Panzer saß betrunken die Lagerärztin Nagibina, nicht um Hilfe zu leisten, sondern aus Neugier, um zu schauen. – Kusnezow, einer der Revolte –Anführer, wurde in der Banja, seinem Gefechtsstand, verhaftet und auf die Knie gestoßen. Slutschenkow band man die Hände auf den Rücken, hob ihn hoch und ließ ihn niederfallen, eine Kriminellenmethode.
Kameradenhilfswerk der
260. Infanterie- Division
Mit freundlichen Grüßen
Karlheinz