Beiträge von Andrea J.

    Hallo,

    ich werde heute beschreiben, wie es mit der Verpflegung aussah, kann mich dabei aber ja nur auf die 4 Bautrupps aus Schleswig Holstein beziehen, die Anfang November 1941 in Finnland ankamen. Wenn dieser Beitrag lieber unter das Thema Verpflegung soll, dann kann es ja verschoben werden.

    Jeder Trupp bestand aus einem Truppführer, 15 Mann Gefolgschaft und später dann 30 bis 40 Kriegsgefangenen. Zu der Ausrüstung gehörte eine Feldküche, ein LKW und Kisten mit Werkzeug, manchmal noch ein PKW.

    Als die vier Trupps in Kairala mit der Arbeit begannen, war es so geregelt, dass zwei Mann zum Kochen abgestellt wurden, 2 Mann für Hilfsarbeiten wie Kartoffelschälen, Holz heranschaffen und sägen.

    Lebensmittel kamen einmal in der Woche per Transport LKW aus Rovaniemi.

    Natürlich nicht immer zuverlässig, denn oft landete der LKW auch im Graben, oder machte schlapp.

    Die Zuteilung war reichlich.

    Sämtliche Lebensmittel kamen aus Deutschland, die bestehende Wirtschaft sollte nicht belastet werden, da sie aufgrund der hohen Zahl an Menschen, die ins Land strömten, sofort zusammengebrochen wäre.

    Es war also durchaus möglich, dass es Sonntags Braten mit brauner Soße, Kartoffeln und Gemüse gab. Erst später, nachdem die Lager aufgebaut waren, enstanden auch Kantinen, Casinos und ähnliches.

    Bei Feiertagen und manchmal auch einfach so, gab es Sonderzuteilungen. Als nach zwei Monaten die ersten KG eintrafen, war der Truppführer auch für sie verantwortlich. Sie wurden mit verpflegt, bekamen dasselbe essen. (Ob es überall so war, weiß ich nicht).

    Alle drei bis vier Wochen kam der Marketender mit seinem LKW.

    Dort konnte man, für Reichsmark, kaufen, was man noch so brauchte. Von Rasierseife, Zigaretten, Alkohol, Briefpapier, Seife etc. In der Gruppe der vier Trupps hatte man es so beschlossen, dass der Kauf von Alkohol eingeteilt werden sollte. Also kaufte einer der Truppführer, der, der auch für die Büro- und Organisation zuständig war, auf eigene Kosten größere Mengen, die dann die Gefolgschaft peu a peu bei ihm kaufen konnte.

    Das Gehalt, später war es auch Wehrsold, wurde zum größten Teil in Reichsmark ausgezahlt, und zu einem kleinen Teil, taschengeldmäßig in Finnmark, so dass bei Besuchen in Rovaniemi z.B. auch in Cafes gegangen oder Souveniers gekauft werden konnten. Dieser Betrag war insgesamt, auch bei der Wehrmacht, sehr klein gehalten, damit die Geschäfte nicht leergeräumt wurden.

    Im Laufe der Zeit, und der Tatsache, dass Deutschland auch andere Länder besetzte, kamen auch Lebensmittel aus anderen Ländern hier oben an. Zum Beispiel kann man mit Glück in den finnischen Wäldern noch Flaschen mit frz. Champagner finden. Als die ersten Lager fertig waren, zogen die Trupps weiter nach Norden und alles begann von vorn. Erst 43, als gewaltige Aufbauleistungen geschafft waren, wohnte die Deutschen in angenehmen Wohnungen und konnten zum Essen in die Kantine der Wehrmacht. Auch leisteten sich viele eine Kraft zum Wäsche waschen und sauber machen. Diese Jobs waren bei den Finninen beliebt, weil gut bezahlt.

    Die russischen Kriegsgefangenen lebten in kleinen oder größeren Lagern, bekamen Lebensmittel und versorgten sich selbst. Auch hier gab es sehr große Unterschiede, wie jeder weiß.

    Zu Weihnachten gab es für jeden Deutschen ein großes Paket mit Keksen, Spirituosen, Konserven und Süssigkeiten, Alkohol und manchmal sogar deutsches Bier. Zusätzlich kamen noch Pakete aus der Heimat. Doch da dort sich die Lage immer weiter verschlechterte, war es schnell so, dass die Deutschen Pakete nach Hause schickten, doch als sich das weiter rumsprach, wurden die Rationen reduziert.

    Interessant auch, dass die Rationen Sommers und Winters sich unterschieden. AUgrund der Kälte hatten die Männer im Winter eine höher zugeteilte Kalorienzahl und deutlich mehr Fett.

    Mein Großvater hatte sich dann mal von seinem Geld einen Rentierschinken gekauft und einen Teil davon nach Hause geschickt, allerdings kam das Teil nicht mehr genießbar an.

    In Finnland nutzten sie ihn als Aufschnitt. Natürlich gab es auch Engpässe. Kartoffeln fehlten oft, weil kein Nachschub kam, dafür gab es bestenfalls Trockenkartoffeln oder Rüben.

    Und es gab Bohnenkaffee in Hülle und Fülle. Auch hier machten sich viele Päckchen, wie auch Zigaretten auf den Weg in die Heimat. Irgendwann nahm das Überhand, und Kaffee durfte nicht mehl als Pulver oder Bohnen ausgegeben werden, sondern nur als Getränk in ml - Portionen, die man sich dann heiß machen musste. Aber es gab 4 Mahlzeiten am Tag und ich denke, so gut hatten es viele nicht. Was ich so gelesen habe über die Zigarettenzuteilungen, müssten eigentlich alle, die wieder nach Hause kamen, Lungenkrebs gehabt haben.

    Das erst einmal zum Thema Verpflegung.

    Nächstes Mal geht es um die finanziellen Regelungen und Urlaub.

    Liebe Grüße,

    Andrea

    Hallo,

    ich habe noch eine Frage, oder zwei.

    Ich könnte ausführlich berichten über finanzielle Aspekte zwischen OT und den Firmen, über die Art und Weise der Versorgung, die so reichlich war, dass regelmäßig Pakete den Weg in die Heimat fanden und nicht umgekehrt. Thema Kriegsgefangene. Und ausführlich natürlich zu den Anfangsmonaten ohne Straßen, Strom und Licht. Als diese Einheiten aus Norddeutschland ankamen, Anfang November, war es nur ein paar Stunden hell, der Rest des Tages war nacht. Diese Aspkekte, Klima und auch Vegetation und fehlende Infrastruktur fand ich sehr spannend. Zum Beispiel, dass eins der wichtigsten Dinge in der Anfangszeit beheizbare Garagen waren, usw. Besteht daran Interesse? Soll ich hier davon schreiben, oder woanders? Habe da etwas von einer Gruppe über Verpflegung gesehen. Sagt mir doch einfach Bescheid. Im Moment habe ich auch Zeit.

    Liebe Grüße,

    Andrea

    Der "Einsatz Wiking" ear ja sehr groß. Er betraf Norwegen, Finnland und Dänemark. Ich denke, es wär4 sinnvoll, hier schon einmal drei Untergruppen zu machen. Finnland und Norwegen haben verwschiedene Überschneidungspunkt, weil die Organisatin "Einsatz Finnland" nur für einen bestimmten Zeitraum existierte. Eine weitere Unterteilung wäre möglich durch die verschiedenen Bauleitungen. In den Untiefen meines PCs gibt es eine grafische Darstellung des EW. Ich schaue gleich mal nach.

    Anbei ein paar Zahlen aus dem Buch von Seidel, Organisation Todt, Bauen für Staat und Wehrmacht.

    Liebe Grüße,

    Andrea

    Hallo, der Einsatz Wiking war der gesamte Einsatz dort oben. Dieser unterteilte sich dann, 41 bis 43 gab es darunter auch den Einsatz Finnland. Die einzelnen Trupps waren durchnummeriert. Der Trupp meines Großvaters, 167. Damit habe ich aber noch nicht verstanden, was du damit meinst, in meinem Bericht Absätze hinzugefügt zu haben. Hm, was übersehe ich hier? Liebe Grüße, Andrea

    Hallo,

    hier ein paar Tipps:

    M. Kräutler Es war ein Edelweiß

    Franz Taut Verwehte Spuren

    Gerda Smorra Mein lieber Matz

    Eugen Höflinger Mein Kriegstagebuch - Mit den Gebirgsjägern bis in den hohen Norden

    und besonders zu empfehlen

    DVD (ARD) Krieg in der Arktis a) Sturm im Norden und b) Verbrannte Erde

    Liebe Grüße

    Guten Tag Andrea,


    zunächst einmal herzlichen Dank für diese ausführliche Rückmeldung. Ich werde heute Abend nochmals genauer deine Geschichte lesen. Wie schön, dass du uns daran etwas teilhaben lässt. Schade, dass dein Buch nur der Familie Einsicht gewährt. Vielleicht ändert sich das noch ??? Du schreibst u.a. über den Polarwinter, ein Thema, zu dem ich gerade in den Akten stöbere um mehr darüber zu finden. Bist du denn mit deinen Nachforschungen zum Abschluss gekommen? Oder sind dadurch noch mehr Fragen aufgetaucht?


    Gruß Marga

    Hallo Marga,

    im Sommer 44 ist mein Großvater gedanklich damit beschäftigt, einen Weg zu finden, dort wegzukommen.

    Er weiß auch noch nicht, dass die Bauleitung schon einen anderen Job für ihn vorgesehen hat und natürlich auch nicht, dass der Krieg hier oben in ein paar Wochen vorbei sein wird und schon alles für den Rückzug vorbereitet ist.

    Der Fischhändler kommt gebürtig aus Breslau, ist ca 10 Jahre älter als er. Im ersten Weltkrieg war er desertiert und hat dann die nächsten Jahre versteckt in einem kleinen Dorf in Norddeutschland eine Familie gegründet.

    Ende der zwanziger Jahre ist er mit seiner Familie, aus Angst vor Entdeckung dann nach Norwegen gegangen. Sie bewirtschafteten einen kleinen Hof und er machte sich als Einmann-Betrieb für Bauarbeiten selbständig. Als die Vorzeichen eindeutzig auf Krieg stehen, nimmt er die norw. Staatsbürgerschaft an und tritt der norw. nationalsozialistischen Partei bei, in der Hoffnung damit seine Familie und sich zu schützen. Man kommt ihm auf die Spur, deckt die Desertation auf und hat ihn damit in der Hand. und verpflichtet ihn im Hafen von Kirkenes, als Fischhändler als V-Mann zu arbeiten.

    Seine zwei ältesten Söhne bringt man nach Spitzbergen um sie als Telegrafen auszubilden.

    Seine Hauptaufgabe ist das beobachten der russischen und polnischen Kriegsgefangenen, so dass er den geplanten Ausbruch aufdeckt. Die Spuren führen zu meinem Großvater, mit dem er oft zusammengesessen hat, und dessen Gedanken er kannte und nun preis gegeben hat.

    Als mein Großvater erfuhr, dass dieser "Freund" eigentlich Feind war, ist er in Panik geraten. Obwohl er sich, bis zu diesem Zeitpunkt außer den Lebensmittelgaben nichts zuschulde hatte kommen lassen. Flucht, oder die Absicht, nach dem nächsten Urlaub nicht wieder zu kommen, hatten sich ja nur in seinen Gedanken abgespielt. Und in den Gesprächen des Fischhändlers, der ja schließlich schon mal desertiert war. Nach einigen Schlucken Kognac am Abend vor dem angesetzten Verhör mit dem SD setzt er sich seine Waffe an den Kopf, erreicht aber nur einen kleinen Streifschuss, was man ihm später versucht, als Schuldanerkenntnis auszulegen. In der Haft wird er gefoltert. Währenddessen kämpft die OT für ihn gegen die Wehrmacht, die eine militärische Verhandlung fordert. Bei der Wehrmacht gilt ein Selbstmordversuch als Fahnenflucht. Mein Großvater wird mit Todesstrafe oder Frontbewährung gerechnet haben. Zumindest hat er sich aufgegeben.

    Nach seinem Tod erreicht die OT doch eine angemessene Beisetzung mit militärischen Ehren, zusammen mit zwei Soldaten auf Prestoya/Kirkenes.


    Liebe Grüße,

    Andrea

    Hallo, wo kann ich das sehen?

    lg Andrea

    Hallo zurück,

    Ich kann jetzt zu dem Thema OT einiges beitragen.

    Quelle, sind: 300 Briefe eines Haupttruppführers an seine Eltern - Bautagebuch meines Großvaters-Kriegstagebücher - Briefe meines Großvaters u.a.

    Mittlerweile ist aus dem ganzen ein Buch geworden, allerdings, bis jetzt, der Familie vorbehalten.

    Ich fasse zusammen:


    Früh-Sommer 1941 in Schleswig Holstein:


    Eine Gruppe von 10 Trupps ( jeweils bestehend aus Führungskraft einer Baufirma und 15 Gefolgsleuten) schließen sich in Süderbrarup zur OT Einheit Grenzland zusammen, die sich in den Dienst der Organisation Todt stellt. Ende August fahren alle mit sehr viel Gerät und Maschinen, teilweise auch Fahrzeugen, nach Brieg in eine Kaserne /Mudra Kaserne, Nähr Breslau. Hier sollen Verträge zwischen den einzelnen Firmen und den Arbeitern mit der OT aufgestellt werden, ebenso die Übergabe an Material und die finanziellen Bedingungen. Das ganze zieht sich hin, ganz nebenbei werden militärische Grundkenntnisse vermittelt, es wird geimpft und eingekleidet. Es geht das Gerücht, Einsatzgebiet wird die Ukraine sein. Aber noch wird da gekämpft, die Männer sollen danach hin und aufbauen. Also nach dem Sieg. Ende Oktober fahren 6 Einheiten dann mit LKWs, Material, inzwischen gezimmerten mobilen Baracken als Unterkünfte, Feldküchen in den Osten. Für die verbliebenen vier Einheiten gibt es eine Änderung. Für sie geht es nach Finnland. Während die Männer noch überlegen, ob das nun gut oder schlecht ist, werden sie mit verbesserter Winterbekleidung versorgt und losgeschickt. Mit Zug nach Stettin, dann bis Oulu per Schiff, dann mit Bahn Rovaniemi. Chaos statt Organisation. In Rovaniemi sind minus 32 Grad und die Kleidung mangehaft. Ihre privaten Sachen, Kleidung, Werkzeug etc. ist noch auf See. Sechs Wochen später bauen sie die ersten Baracken aus schwedischen Fertigteilen in Kairala, die LKWs müssen nachts laufen, damit sie nicht einfrieren, und Wege erst geschaffen werden. Irgendwann kommt Material, aber auch dieses muss in beheizten Baracken untergebracht werden, denn bei unter minus 30 grad, tanzt die säge auf dem Holz etc.


    in den folgenden Jahren geht der Weg immer ein Stück weiter nordwärts. In der meisten Zeit sind die vier Einheiten räumlich zusammen. Straßen, Baracken und Brücken sind ihre Aufgabe. Einem Kraftwerk verpassen sie mitten im Winter eine Betonkuppel als Schutz vor Fliegerangriffen. Spannend wie nur was.


    Als der Trupp meines Großvaters durch Einberufungen und Unfälle keine Truppstärke mehr hat, wird er mit seinen letzten 6 Leuten nach Kirkenes versetzt und hat den Umschlaghafen unter sich. Vorher war Klima der Feind, hier erlebt er aus nächster Nähe den Krieg. Nach einem Jahr ist er ziemlich mit den nerven am Ende und sehnt selbiges herbei. Seine Freunde/Kollegen sind weit weg und er findet hier einen, gebürtig deutschen, Fischhändler, mit dem er sich anfreundet. Die Russen und Polen, also Kriegsgefangene, die für ihn arbeiten, versorgt er nebenbi heimlich immer mal wieder mit Lebensmitteln, wenn Verpackungseinheiten kaputt gegangen sind.


    Er weiß nicht dass diese Dinge für einen geplanten Ausbruch gehortet werden, bis sie entdeckt werden. Ebenso weiß er auch nicht, dass der neue Kumpel, der ihn regelmäßig mit Fischen versorgt, ein V-Mann des SD/SS ist. Aber damit ist sein Schicksal besiegelt. Davon ist auch er überzeugt. Ein halbherziger Selbstmordversuch, der allerdings nur zu einem kleinen Streifschuss führte, Inhaftnahme, "verstärkte" Verhöre. zweieinhalb Wochen nach Inhaftierung Verlegung ins Lazarett Svanvik, wo er anderthalbtage später verstarb. Offizielle Todesursache Lungenentzündung, den Zusatz "Zustand nach Selbstmordversuch" konnte man sich nicht verkneifen, womit dann auch eine finanzielle Absicherung seiner Frau und Kinder durch die OT, wie es in anderen Fällen vereinbart war, nicht stattgefunden hat.


    Also das jetzt erst mal in groben Zügen und ein paar Bilder.

    Liebe Grüße, Andrea

    Erst einmal ein freundliches Hallo an alle von einem Neuling!


    Durch die Beschäftigung mit meiner Familiengeschichte recherchier ich die im Falle meines Großvaters seine Zeit in Norwegen, die er in Kirkenes bei der Organisation Todt, Gruppe Wiking, Einsatz Polarbereich, Kirkenes verbracht hat.

    FPN war 47457/V und es ist möglich, dass es Mitte 1944 Probleme gab mit einer möglichen Einberufung an die Front. Wer kann mir etwas über die sogenannte Einsatzgruppe Front bzw. die einzelnen Einheiten erklären. Von meinem Opa habe ich leider keine Unterlagen, außer dem Auszug aus dem Sterberegister. Nach einem Selbtmordversuch ist er im Feldlazarett (mot) 67 in Svanvik an einer Lingenentzündung verstorben und dann auf einem kleinen Friedhof in/bei Kirkenes mit militärischen Ehren beigesetzt worden. Später wurde er nach Botn/Rognan verlegt.

    Peter Nicolai, geb. 01.03.1909

    gest. 31.07.1944

    Eckernförde/ Schleswig-Holstein

    Haupttruppführer

    Einsatzort Kirkenes, in etwas gehobener Anstellung, Leitete den Bau von Unterkünften und die Materialbeschaffung über den Hafen Kirkenes, Umschlag etc.


    Vielen Dank, falls jemand helfen kann.

    Mittlerweile habe ich herausgefunden, dass die meisten Unterlagen über OT in Norwegen im Reichsarchiv in Norwegen liegen und nach Einsicht der Register werde ich mich wohl in absehbarer Zeit dorthin auf den Weg machen.


    Liebe Grüße,


    Andrea Jensen