Beiträge von Sarastro56

    Wow,

    Vielen Dank an alle.

    Das hilft schon mal weiter.

    LG Peter


    Toll. Gibt es da ein Datum zu?

    Hallo zusammen,


    ich suche Informationen zu einen Fliegerangriff am 17.04.1945 Region Forst. Dort wurde der Panzer meines Vaters auf dem Bahntransport getroffen und nur überlebte schwer verwundet.

    Er lag mit bei der 2. Kompanie Panzerabteilung Stahnsdorf 2 bis 15.04.1945 in Forst. Meine Mutter hatte ihn dort noch am 15.04.1945 besucht. Gibt es wohl Aufzeichnungen zu dieser Bombardierung.


    Auszug aus den Lebenserinnerungen meiner Mutter:

    "...Die deutschen Soldaten waren auf vielen Schlachtfeldern schon auf dem Rückzug und die Russen rückten immer weiter nach vorne. Als wir Sylvester 1944 gerade wieder bei der Hageda Inventur hatten, kam Valentin plötzlich ins Lager gestürzt und bat unseren Chef, mir freizugeben, denn sie müssten heute Abend ausrücken und sie wüssten noch nicht wohin. Das war wirklich ein Wunder, dass er mir an einem solchen Tag frei gab. Zwei Tage später stand Valentin vor der Tür. Sie waren zur Bewachung Berlins in Ahrensfelde bei Berlin untergebracht 29 und hatten neue Panzer bekommen. Ich konnte ihn noch ein paar mal besuchen dort, sie waren in kleinen Gartenhäuschen untergebrachtEs war ja nicht so weit von uns entfernt. Es war Anfang Januar 1945 da schellte es bei uns und Tante Lotte und Bärbel waren aus Litzmannstadt geflüchtet und Bärbel war krank. Onkel Otto war kaserniert worden und durfte nicht mit. Tante Lotte wollte gleich weiter nach Schlesien, denn sie hatte dort mehrer Koffer bei unseren Verwandten in Köben untergestellt, als die Lage in Polen kritisch wurde. Mama erlaubte mir aber nicht mitzufahren. Es wäre zu gefährlich und Tante Lotte solle es auch nicht tun. Aber sie hörte nicht auf meine Eltern und fuhr alleine. Ein paar Tage später schellte es wieder und Onkel Otto stand vor der Tür mit einem mächtigen Verband um den Kopf. Er hatte eine schwere Kopfverletzung. Er schimpfte mit uns, dass wir Tante Lotte hatten fahren lassen. Tante Lotte hatte es tatsächlich noch geschafft dort anzukommen, aber vor dem Haus stand schon ein Wagen mit zwei Pferden davor. sie wollten gerade los und auch flüchten. Etwas konnte sie von ihren Sachen noch retten, aber ich glaube, man hat sie nicht mitgenommen auf dem Wagen. Sie landete dann doch noch glücklich in Berlin und war froh, dass Onkel Otto auch da war. In ihr Haus in Müggelheim konnten sie auch noch nicht, denn es war besetzt. Als dann Tante Lucie und Onkel Paul auch noch vor der Tür standen (sie waren aus Ostpreußen geflüchtet) wurde es in unserer Wohnung langsam eng. Zum Wochenende kam Valentin noch auf Urlaub. Wenn man mal auf die Toilette musste, hieß es über Liegestühle und Matratzen klettern und dies alles bei ständigem Fliegeralarm. Und zur Arbeit mussten Papa und ich ja auch. Langsam näherte sich Valentins Geburtstag. Ilse hatte mir Wolle besorgt durch ihren Vater und trotz der Enge habe ich ihm einen schönen Pullover gestrickt. In der Nacht vor Valentins Geburtstag träume ich, der Briefkastenschlitz hätte geklappert und Valentin schriebe mir, er müsse sofort ausrücken. Ich wolle ihn erst nach meiner Arbeit um 17 Uhr besuchen, ich sagte zu Mama: „Ruf bitte bei der Hageda an, ich wäre krank. Ich fahre sofort nach Ahrensfelde.“ Ich packe alle meine Geburtstagsgeschenke ein und fahre los. Als ich in Ahrensfelde ankomme, sehe ich eine Truppenbewegung am Bahnhof. „Also stimmt das!“ sagte ich mir. Ich fragte wo mein Verlobter sei. „Der ist mit seiner Kompanie zu Schießübungen ausgerückt.“ Sie kamen aber bald anmarschiert. „Woher weiß du, dass es losgeht?“ fragte er. „Geträumt hab ich es.“ Es ging nach der Niederlausitz zum Einsatz 30 Ich konnte ihm noch seine Geschenke überreichen und beim Packen helfen, dann hieß es Abschied nehmen. Ein paar Tränen gab es auch. Sie wurden am Bahnhof Weißensee verladen. Der Oberleutnant sagte mir noch, ich solle Valentin sagen, dass er nicht so waghalsig sein soll. Er guckte immer mit seinem Kopf aus dem Panzer, er war ja Kommandant. Die ersten Panzer fuhren los, da sagte der Chef zu mir: „Kommen sie mit in unseren Wagen, wir nehmen sie mit nach Weißensee.“ Valentin freute sich natürlich, als er mich sah und es gab Fliegeralarm und ich musste mit in den Panzer klettern, das war vielleicht eng und Angst hatte ich auch wegen des Alarms. Valentin hörte dann, dass sie erst um 23 Uhr losfuhren. „Weißt du, „sagte ich, „ich fahre schnell nach Hause und suche alle Lebensmittel für Dich zusammen und komme wieder zurück.“ Es waren ja nur ein paar Bahnstationen zu fahren. Es hat alles geklappt und ich konnte ihm noch ein schönes Paket mitgeben. Dann haben wir lange nichts voneinander gehört. Inzwischen konnte Tante Lotte mit ihrer Familie wieder in ihr Haus einziehen und Tante Lucie zog zu ihrer Schwester. Das Datum kann ich nicht genau sagen, aber es muss Anfang April 1945 gewesen sein, als eines Tages zwei junge Mädchen vor der Tür standen. Sie wären aus Forst in der Niederlausitz, wohnten jetzt allerdings bei einer Tante in Potsdam. Sie mussten damals die Stadt Forst räumen und sie hätten jetzt von ihren Freunden gehört, die wie Valentin, auch in Forst stationiert waren, dass die Stadt für ein paar Tage freigegeben worden sei, damit die Leute ihre Habseligkeiten noch herausholen konnten. Die Truppe hätte die Russen über die Neisse gejagt und Valentin hatte ihnen ausrichten lassen, ob ich nicht mit ihnen kommen wolle, er hätte so Sehnsucht und wolle auch etwas mit mir besprechen. Es wäre zwar riskant sagten die Mädchen, aber ich willigte sofort ein. Meine Eltern waren natürlich nicht begeistert. Wir suchten noch alle Lebensmittel zusammen, die wir auftreiben konnten, und am nächsten Tag ging es los. Man brauchte jetzt allerdings schon eine Genehmigung um zu reisen. In den Zug kamen wir trotzdem herein, aber wir mussten uns immer in der Toilette verstecken, wenn ein Zugschaffner in Sicht kam. Eine Weile gelang es uns auch, aber kurz vor Cottbus erwischten sie uns und warfen uns aus dem Zug. Die Mädchen kannten Gott sei Dank die Strecke und wir marschierten die Landstraße entlang. Da kamen auf einmal kleine Panjewagen mit Pferden die Straße entlang mit Soldaten, die nahmen uns mit, denn sie wollten auch nach Forst. Allerdings mussten wir öfters vom Wagen springen und uns im Graben am Straßenrand verstecken. Aber wir landeten doch noch dort. Die Freude war bei Valentin riesengroß und wir hatten uns viel zu erzählen. Wir gingen gleich in sein Quartier. Mit 31 den Mädchen hatten wir verabredet, bei neuen Angriffen sofort zu flüchten. Wir haben zwei schöne Tage zusammen verbracht und er brachte mir morgens immer das Frühstück ans Bett. Ich kann mich nicht daran erinnern, ob es später noch einmal vorgekommen ist. Dann kam der Oberleutnant mit der Frage, ob ich einverstanden sei: Valentin wollte eine Kriegstrauung machen lassen. Ich hatte aber doch keine Papiere dabei und versprach, diese noch zu schicken. Da kam plötzlich ein Kranfahrer mit einer Nachricht herbei, wir müssten sofort Forst verlassen, der Russe greife wieder an und versuche über den Fluss zu kommen. Valentin hatte mir noch gezeigt, wo sie am Flussufer ihre Panzer eingebuddelt hatten. Es wurden Kuriere herumgeschickt, um den Leuten die Nachricht zu bringen. Es kamen Lastwagen, die sollten uns nach Cottbus bringen und eine Genehmigung zum Zugfahren bekamen wir auch. Das war ein Abschied! Wir haben uns danach jahrelang nicht mehr gesehen: bis 1949! Gott sei Dank ahnten wir es damals nicht. In Berlin ging es drunter und drüber, jeden Tag gab es mehrmals Luftangriffe. Es gab keinen Strom mehr. Nur durch Papas Detektor erfuhren wir, dass die Russen sich immer mehr Berlin näherten und wir hatten schon mächtig Angst. Wir glaubten, unser Leben wäre am Ende, wir konnten uns nicht vorstellen, dass das Leben danach weitergehen konnte. An eine Fernkriegstrauung war nicht mehr zu denken, wir glaubten nicht, dass wir uns jemals wieder sähen. Das habe ich auch später mehrmals geglaubt. In der Zwischenzeit, das habe ich natürlich erst später erfahren, war Valentins Panzer mit voller Besatzung zwei Tage nach unserer Flucht in die Luft gepflogen. Er saß als Panzerkommandant an der Ausstiegsluke, wurde aus dem Panzer geschleudert und schwer verletzt. Die gesamte Besatzung, (junge Soldaten aus Berlin) waren tot. Notdürftig verbunden In Forst kurz vor Kriegsende 2 Tage später flog der Panzer in die Luft, Valentin war schwer verwundet, Besatzung tot 32 versuchte er, nach Berlin zu kommen. Er brach am Bahnhof von Dresden bewusstlos zusammen, als er erfuhr, der letzte Zug nach Berlin sei weg. Er kann dann ins Lazarett, beziehungsweise in amerikanische Gefangenschaft nach Karlsbad, später nach Marienburg (Tschechoslowakei) und als die Russen dort einmarschierten, entließen die Amerikaner die Gefangenen in ihre Heimatorte. Valentin hatte den ganzen Kopf voller Splitter und viele andere Verletzungen. Auch das rechte Auge hatte Splitter abbekommen und war blind. Davon ahnten wir in Berlin damals noch nichts...


    Foto: Mein Vater und meine Mutter in Forst am 15.04.1945.

    Zwei Tage später wurde der Panzer beim Bahntransport von Bomben getroffen. Mein Vater überlebte schwer verwundet als einziger weil er wie im ganzen Krieg immer offen in der Kanzel saß und raus geschleudert wurde. Die Kameraden auf dem Foto waren sofort tot.


    Viele Grüße aus dem Sauerland.

    Peter