Beiträge von HadesTripl

    Guten Morgen Udo,

    Hallo Hades,

    trügerisch - man darf sich nicht verleiten lassen, bestimmte Vorkommnisse überzubewerten. Selbstverständlich gab es unter "Vereinskollegen" bestimmte Vorzüge, man nutzte oftmals aber auch nur Versorgungsberechtigungen und Beziehungen unter seinesgleichen. Wahrscheinlich ist der Anspruch auf einen greifbaren SS-Arzt (in diesem Fall LSSAH Arzt, unmittelbare Nähe zur Garnison?) vollkommen regulär gewesen, sieht dann nur als Fundstück enrom "wichtig" aus? Aus all dem lese ich persönlich keine besondere Wichtigkeit oder Wertschätzung heraus, ein ganz normales Miteinander im eigenen "Doktoren-Clan". Hierzu müsste man vergleichend auf mindestens 10 ähnliche Karrieren mit vollständigen Tagebuchaufzeichnungen zurückgreifen, um auf Besonderheiten schließen zu können.

    Zum LSSAH Arzt: Jein. Das Aufällige hier aus meiner Sicht ist, das G. auf einer Dienstreise von besagtem LSSAH-Arzt in Berlin behandelt wurde. Die beiden stammten zwar aus tatsächlich zwei benachtbarten Dörfern, die damals eng verbunden waren, einen Hinweis auf Bekanntschaft zwischen den beiden gab es aber nicht, wobei dieser durchaus naheliegt ("geringer" Altersunterschied von 12 Jahren, selbe SS-Standarte und ähnliches). Meine These war aber an der Stelle, das nicht jeder SS-Mann auf eine relativ kurze, zweitägige Dienstreise nach Berlin (was verdammt weit weg ist) geschickt wurde, noch von sich behaupten kann ein Arzt in solcher Stellung habe ihn daraufhin dort behandelt und ein Attest ausgestellt. Auch weit hergeholt, aber in der Theorie möglich


    . Die Reichswehr wollte ihn direkt in Vollzeit für eine Offizierskarriere?

    Soweit ich das beurteilen kann: Ja. Auch wenn es nicht ausdrücklich dort steht, nehme ich an das eine solche Belobigung gleichzusetzen mit einem Jobangebot sei, seine Qualifikation usw wird ja besonders hervorgehoben.


    So genau kann ich das alles leider nicht sagen, da ab der "kritischen Phase" 37/38 kaum noch Unterlagen in der Akte gesammelt wurden, in der aber besonders viele Übungen oä stattfinden würden. Mir liegt dahingehend nur die Personalakte vor, durch schwankende Beschäftigungsverhältnisse und unleserliche handschriftliche Dokumente, die solche Informationen enthalten könnten, verhindern das ganze weiter effektiv. Ich würde aber mindestens von 1/4 des gesamten Schuljahres ausgehen, die er nachweislich bei Übungen und Ausbildungen bzw Kursen verbrachte. Für die Situation seiner Beschäftigung hätte die SS aber auch Schulen bombardieren können mit Briefen, eine Anstellung wäre im gesamten Gebiet nicht zu finden gewesen, die Liste der offenen Festanstellungsplätze für Lehrer lagen bis 1938 bei exakt 0 und Studienassesoren wurden nach Geburtsjahr auf freie Stellen in anderen Regionen aufgeteilt. Die SS verschaffte ihm jedoch hier vier Stellenangebote, von denen er zwei ablehnte, eine gestrichen wurde und die vierte Stelle durch den Oberpräsidenten (bzw seine Versetzung/Entlassung) nicht genehmigt wurde. Wie die fünfte Stelle, für die er empfohlen wurde, zustande kam, lässt sich von der Aktenlage nicht beurteilen.


    Danke dir!


    Tut mir leid, ich schreibe die Beiträge meistens nicht von Zuhause, sondern aus dem Zug heraus, da vergesse ich das immer wieder gerne mal.


    Mit besten Grüßen

    Hades

    Nicht so viel Augenmerk auf die Datierung von Auszeichnungen oder Beförderungen legen. Diese werden irgendwie und irgendwann bearbeitet und weitergereicht. Unabhängig, an welchem Ort oder bei welcher Tätigkeit/Organisation sich der Empfänger gerade befindet.

    ich hatte da kurz die Hoffnung gesehen, in seinem Leben könnte mal etwas wirklich interessantes passiert sein und er nach dem Parteitag befördert und ausgezeichnet werden, weil er dort den richtigen Leuten vorgestellt wurde. Alle anderen Beförderungen sind jedoch zeitlich immer perfekt zu Lehrgängen und Kursen eingetragen wurden, weshalb es mir plausibel erschien das auch hier eine mindestens Ähnlichkeit herrscht, meistens (bis auf den Fall immer) auf den letzten Tag eines solchen Lehrgangs datiert ist.




    Hm, ohne Amt und offizieller Anstellung bei der SS ist er auch kein offizieller Pflichtteilnehmer bei den Parteitagen. Natürlich darf er bei einer Einladung nicht den Schuldienst schwänzen, das muss höflich und formal beantragt werden. Sehe ich als normalen Vorgang an.

    Ich bezog mich viel eher auf die Ehre, eine offizielle persönliche Einladung zur erhalten, die doch sehr wahrscheinlich nicht jeder SS-Mann oder Parteimitglied erhielt. Entsprechend musste er natürlich Urlaub beantragen, ja. Aber die Tatsache das er überhaupt eine Einladung erhielt, ist für mich ausschlaggebend gewesen. Verschiedene andere Faktoren (Auszeichnung ohne in seiner Biografie aktuellen Grund abgesehen vom Parteitag, Behandlung durch LSSAH Arzt z.B) sprechen immer wieder aus meiner Sicht dafür, das er nicht ganz so eine schlechte Karriere hingelegt hat und durchaus Ansehen erhielt.


    Ja, er wurde definitiv von der SS mehr als nur tatkräftig unterstützt. Zu den rassenkundlichen Thesen kann ich leider nichts sagen.

    Zu der Sache mit Talent und Befähigung:

    Formulieren wir es mal so, G. war alles andere als ein Überflieger. Sein bestes Ergebnis war in ganzem gut (2- bzw 2,3), aber grundsätzlich immer in ganzem befriedigend (3-/3,3). Seine Doktorarbeit reichte nicht für einen Dr. rer. nat., also wurde ein dreißigseitiger historischer Teil dranhängt und er promovierte stattdessen zum Dr. phil (und auch das reichte nur für ein rite).

    Lobend zu erwähnen ist jedoch sein Sportunterricht, er nahm regelmäßig an (teilweise militärischen) Sportkursen teil, bei denen er nicht nur regelmäßig hervorragende Bewertungen erhielt sondern vorallendingen auch immer weiter für weitere, höhere Lehrgänge empfohlen wurde. So nahm er schließlich an Kursen teil, aus den (bis auf die 15 im Kurs) alle anderen Sportlehrer der gesamten Provinz ausgelesen wurden. Ähnlich verhielt es sich militärisch, er wurde bereits in seiner erstem Lehrgang als Führungskraft und zur Offizierslaufbahn empfohlen. Wieso er dieses Angebot nicht annahm oder es von höherer Ebene abgelehnt wurde, lässt sich ohne militärischen Akten nicht zurückschließen. Könnte jedoch die er möchte keine SS-Karriere, sondern nur die Jobvorteile Thesen unterstützen, Möglichkeiten zum Aufstieg hatte er schließlich allemal.

    Ich kann dir nur zustimmen. An der Stelle hier auch wieder der Verweis auf seine sehr hartnäckige Unterstützung des NSLBs, der den Nazis immer ein Dorn im Auge war. Interessantes Detail hierzu ist auch seine konsequente Nichtnutzung von Heil-Hitler, die er lediglich (und auch hier erst ab Mitte 1936) in offiziellen Briefen nutze, die an eine höhere Stelle als die Schulleitung gingen. Die konservativ-patriotische Gesinnung ist für mich durchaus plausibel. Ich habe heute nocheinmal den Tag damit verbracht, nach solchen Details zu suchen und bin auf etwas interessantes gestoßen: bis 1935 war er Mitglied im preußischen Philologenverband, was auch für diese Theorie spricht.


    Zum Thema später Parteieintritt: der Zeitpunkt hierfür ist weiterhin nicht geklärt. Mir ist aber aufgefallen, dass das Datum seines Aufnahmeantrages in die NSDAP mitten in einer Wehrmachtsübung gelegen hat, in deren Folge er auch befördert wurde. Folglich könnte die Theorie lauten, das er einem Eintritt während dieser Übung zugestimmt hat, seine Gaukarte jedoch erst zwei Jahre später abgeholt/ausgestellt (bekommen) hat.

    Seinen Dienstgrad Untersturmführer erhielt er nach vier Jahren und 11 Monaten (Befördert 01.04.1938, aufgenommen 01.05.1933), den Besuch einer SS-Junkerschule kann ich aber weder bestätigen noch ausschließen; in den Jahren 37/38 fehlen zahlreiche Angaben in seiner Akte, die dort definitiv hätten sein müssen - angeordnete Beurlaubungen z.B vom Wehrmeldeamt werden dort garnicht mehr aufgeführt, auf sie wird nur in anderen Schriftstücken verwiesen, möglicherweise gingen diese aktuelleren Informationen usw an die Schule, an die er versetzt wurde und es wurden keine weiteren Abschriften angefertigt.


    Aufällig ist jedoch in besonderem, das er fünf Tage nach dem NSDAP Parteitag befördert wurde (und die unbekannte Auszeichnung erhielt) und weitere fünf Tage später zu einer mehrwöchigen Übung der Wehrmacht einberufen wurde, ohne jede Vorankündigung - G. informierte die Schulleitung ausdrücklich sofort nach dem Erhalt dieser Informationen - zwei Tage vor dieser Übung habe er diesen Befehl erhalten. Kleine Klarstellung: zehn Tage nach dem Parteitag begann diese Übung, zwei Tage vor der Übung wurde er über sie informiert.

    Es wirkt so ein bisschen, als sei hier von einer omniösen höheren Stelle ein bisschen was an der eigentlichen Planung geändert worden. Ein weiteres Beispiel dafür findet sich in einer Übung von 1937, bei der G. erst im Sinne des Schuldienstes zurückgestellt wurde, jedoch nicht viel später diese Zurückstellung ohne Angabe von Gründen zurückgezogen wurde.

    Weiteres potenziell wichtiges Detail: G. wurde von der SS zum Parteitag eingeladen. Nicht wurde er dorthin befohlen oder abgeordnet, er wurde von der SS eingeladen und bat den Oberpräsidenten aufgrund dieser Einladung höflichst ihn zu beurlauben.


    Zum aktiven Kriegsdienst habe ich auch noch etwas: G. befand sich (mit der Wehrmacht) 1938 im Sudetenland (zeitlich ähnlich zu einer ausgedehnten Übung an der er teilnahm fand der Einmarsch statt), jedoch war das Bataillion, dem er zur Übung zugeordnet war, nicht im Sudetenland eingesetzt. Er kehrte aber definitiv in den Schuldienst zurück, ich kann diese Information nicht einschätzen. Möglicherweise handelt es sich hier auch um eine Falschinformation, im Abschiedsbrief des Kollegiums an G. wird hierrauf verwiesen.


    Ich hoffe das hilft!

    Kleine Nachkorrektur meinerseits zum Thema militärische Vorausbildung:


    Ich habe aus irgendeinem Grund konsequent vergessen zu erwähnen, das G. seit 1934 jährlich an Kursen, Ausbildungen und Übungen der Wehrmacht teilnahm und ab 1937 auch als Reserveoffizier diente. Wie das meiner Aufmerksamkeit entgehen konnte, ist mir schleierhaft und bitte dafür um Entschuldigung, so hätte das ganze Chaos aufgelöst werden können.


    Hierzu jedoch noch eine Frage: während zwei Wehrmachtslehrgängen wurde G. während diese liefen, von der SS befördert. Er wurde von der SS während dieser Wehrmachtsübungen befördert. Könnte da ein Tippfehler im Führerstammdatenblatt der SS vorliegen oder ist dies das übliche Prozedere?


    Besten Dank,

    H

    Hi Michael,
    die Rückmeldung bekommst du, sobald ich das (hoffentlich morgen) mit meinem Lehrer geklärt habe. Da hier durchaus noch Verwandte und Enkel leben möchte ich hier nicht mit dem Namen um mich werfen, ohne wenigstens eine zweite Meinung dazu zu haben. In Anbetracht der Tatsache, das ich viel mehr versucht habe einen Weg zu finden, selbst weitere Ansatzpunkte und Informationen zu finden und dieser Thread mehr auf die Quellensuche ausgelegt war, habe ich den Aspekt der Namensnennung garnicht soweit in Betracht gezogen um ihn abzuklären (und da ich seit Freitag krankgeschrieben bin, konnte ich es auch nicht mehr nachholen).


    Mit besten Grüßen

    Hades

    Moin Udo,


    Hallo Hades,


    vielen Dank für die Zusatzinformationen. Noch ein paar Anmerkungen dazu.


    Zu dem Zeitpunkt war dann zumeist politisch nicht konformes Personal auch aus dem Lehrbetrieb entfernt worden, so dass man seine Leute überall unterbringen konnte.

    Wohl wahr.


    Ich wollte keinesfalls seine Tätigkeit und Anschauung herunterspielen, auffällig dennoch sein später liebloser (Pflicht)beitritt zur NSDAP. Belobigungsschreiben anderer SS'ler halte ich nicht unbedingt für absolut überzeugend, sind doch eher übliche Standardfloskeln. Auch rassekundlich konnte man ihn nicht irgendwo als wichtigen Referendar bei einem Amt verwenden?

    Zum Vergleich - ein richtig "brennender Nazi", wo es dann mit Karriere in der SS vom ersten Tag an funktioniert hat.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Fritz_Schwalm

    Jein. Rassenkundlich war er oft unterwegs, er leitete z.B allein im Schuldienst mehrfach nationalpolitische und rassenkundliche Unterrichtsreihen, die sich teilweise über fast drei Wochen zogen, zu seiner Beschäftigung innerhalb der SS kann ich leider nichts genaueres sagen (Leider sind die Akten durch Brandeinwirkung unkopierbar), jedoch bezeichnet bzw wird mehrfach als zuständig für die Ausbildung der Rassenkunde bezeichnet. Die SS Belobigungschreiben würde ich auch nicht so ernst nehmen um sichere Rückschlüssse darauf zu schließen, jedoch werden sie immer wieder aufs neue durch Zeugnisse der Schule oder eigene Aussagen G. bekräftigt. Die Thesen, das G. nur Mitläufer und kein brennender Nazi war, habe ich oft selbst gestellt und genauso oft jedesmal widerlegen müssen. Der Verdacht liegt überaus nahe, insbesondere sein Verhältnis mit dem NSLB (G. war ein großer Unterstützer und Verfechter) stützt dies. Schlussendlich machen diese Thesen zeitlich im Kontext seiner Biografie aber keinen wirklichen Sinn, da sie ihm niemals akute Vorteile nebst der weiteren Erfüllung seiner Ideologie erbrachten (wenn auch hier durch den NSLB ein Widerspruch existierte),


    Stimmt, der Rang Untersturmführer lässt auf den frühen Besuch einer Junkerschule schließen. Solch früher Besuch befreite dann auch nicht vor dem Wehrdienst, ersparte ihm ggfls. aber auch eine direkte weiterführende Verwendung bei Waffen-SS oder KZ-Mannschaften. Oder kann es auch der SS-Becher gewesen sein, so ein Jedermann-Geschenk bei Trauungen oder anderen Gelegenheiten?

    Kann mir persönlich irgendwie nicht vorstellen, dass ein UNTERführer ohne weitere hauptberufliche Verwendung so eine Auszeichnung erhält. Solch niedrige Chargen wurden doch nicht mal in den DAL-Listen geführt?
    Selbst im Kriegseinsatz hätte ihm zum Anspruch ein Ritterkreuz verliehen werden müssen, um den Ring nachgereicht zu bekommen. Aber als Laie will ich mich dazu nicht weiter festlegen.

    Da lag ich wohl falsch mit meiner Einschätzung zur Bedeutung der militärischen Ausbildung bei den Junkerschulen.

    Im obigen Link genannter Fritz Schwalm wurde jedenfalls anstandslos bei der Wehrmacht als Leutnant integriert, als wichtige Person jedoch nach kurzer Zeit wieder zur SS abberufen.

    Ansonsten sind 2 Jahre ein gängiger Wert, um vom Offiziersanwärter den Dienstgrad Leutnant zu erhalten. Blieben mit Polen- und Frankreichfeldzug ja genügend Möglichkeiten zur Bewährung.

    Den Besuch der Junkerschule kann ich weder dementieren noch bestätigen, in der Akte wird nur der Lehrgang erwähnt. Den SS-Becher wage ich in Zweifel zu ziehen, da es sich laut allen Hinweisen um eine ernsthafte und persönliche Auszeichnung für besondere Leistungen oder etwas in der Richtung handelte. Seine Stellung in der SS war jedoch ohne Zweifel stark, mehrfach wurde er für vier-fünf Tägige Dienstreisen beurlaubt, seine Krankmeldungen wurden stets von einem oberen SS-Arzt attestiert, nach einer anderen Dienstreise schrieb ihn ein Arzt der LSSAH krank. Eine Aufforderung der SS an die Schule, ihm eine Stellung zu beschaffen, wurde direkt und namentlich vom SS Standartenführer und Reichstagsabgeordneten Zenner angeordnet, Anfang 1934, ohne das irgendeine räumliche Übereinstimmung existieren würde. Die nicht kopierbaren SS-Akten sollen ca 150 Seiten ausmachen, ob das viel oder wenig ist kann ich nicht beurteilen.

    Den gängigen zwei Jahre Wert den du ansprichst kann ich ausschließen: in einem Brief Anfang 1941 wird G. bereits mit Herrn Leutnant angesprochen, Anfang 1939 war er definitiv noch nicht bei der Wehrmacht oder gar im Krieg, am Frankreichfeldzug nahm er laut eigenen Angaben in einem Brief nicht teil, zu Polen finden sich keine Angaben.

    Zu den Junkerschulen kann ich nur das sagen, was ich auf Wikipedia finde, und da ist einiges an militärischer Ausbildung dabei. Ob das ausreicht kann ich natürlich nicht beurteilen, aber ich würde ihn definitiv nicht als Anfänger bezeichnen.


    Mit besten Grüßen

    Hades

    Abend Udo,

    hier muss ich dann wohl weiter ausholen um (weitere) Missverständnisse zu vermeiden.

    G. trat 1933, etwa 1,5 Monate nach seinem Studiumsabschluss, in die SS ein. Nach seinen zwei Jahren Vorbereitungsdienst fand er jedoch als Studienassessor keine bezahlte Stellung (trotz zahlreicher Versuche von ihm als auch der SS), weil die rechtliche Lage es schlichtweg nicht zuließ (Schrumpfungsprozess in höheren Schulen) und unterrichtete längere Zeit unentgeltlich. Schlussendlich gelang es auf Drängen der SS und der Schulleitung auf den Oberpräsidenten zwar ihm eine partielle Stelle (ich meine aus dem Kopf es handelte sich hier um 6 Wochenstunden, genaue Zahlen kann ich nachliefern wenn gewünscht), doch eine unbefristete Vollzeitstelle stand nicht zur Verfügung. Bis Oktober 1938 blieb es dabei, auch wenn die Stundenzahlen regelmäßig erhöht wurden. 1938 wurde er jedoch auf Anweisung einer nicht genannten höheren Ebene an eine andere Schule versetzt und aus der Liste der Studienasssessoren gestrichen, was als Aufnahme in den Beamtenstatus zu sehen ist.

    Zum NSDAP-Eintritt gibt es eine widersprüchliche Angabe. Beantragt sei der Eintritt laut Mitgliedsausweis 1937, aufgenommen wurde er jedoch bereits (ebenfalls laut der Gaukarte) bereits 1935. Die Mitgliedsnummer deutet hier auch auf den Eintritt 1935 hin, möglicherweise wurde die Gaukarte nach Verlust neu ausgestellt (sein ursprünglicher Wohnort 1935 ist z.B nicht aufgeführt, lediglich die Adresse nach seinem Umzug 1936)


    Die Nähe ist definitiv nicht offen. Innerhalb der SS war G. zuständig für die Unterrichtung der Rassenkunde, auch an anderer Stelle, auch in Lobbriefen der SS (um ihn in eine Stellung zu verhelfen) wird immer seine Loyalität und seine Überzeugung genannt, er war definitiv brennender Nazi.


    Der Hinweis auf den Totenkopfring findet sich sofort nach seiner Beförderung zum Untersturmführer 1937. Meiner kurzen Recherche zufolge musste er dafür so oder so eine SS Junkerschule besucht haben.


    Nun, militärische Vorausbildung besaß er definitiv, diese war auch klar enthalten in der SS-Ausbildung. Wenn er jedoch als Unteroffizier eingestellt worden wäre, können wir uns dann hier auf 1939 einigen - 1941 sollte er bereits Leutnant gewesen sein.


    Mit besten Grüßen

    Hades

    Erstmal vielen Dank euch allen, das hilft mir wirklich weiter!

    Zu den Feldpostnummern kann ich dir folgendes sagen:
    Mitte 1940 wurden die Feldpostnummern neu vergeben, zuvor gehörte sie zum 77. Inf-Rgm. Nach dieser Umstellung wurden nicht nur die Nummern neu vergeben, für die jeweiligen Kompanien wurde auch ein Buchstabe (hier "E") angehängt. Dementsprechend lässt sich diese Feldpostnummer allein deswegen schon dieser zweiten Welle zuordnen, ein unterstützender Faktor ist das Datum des Briefes (20.12.1940). Das 434. Infanterieregiment wurde schließlich 1943 ins Grenadier-Regiment 434 umbenannt, bis es 1945 praktisch vernichtet wurde.


    Ja, der ehemalige Lehrer war absolut zweifellos bei der SS. Es liegen nicht nur Stammblätter und ähnliches vor, auch in zahlreichen Briefen wurde auf seine Stellung verwiesen bzw lobend erwähnt, oft wurde er bzw beantragte er auch Beurlaubungen um SS-Lehrgänge zu besuchen. An seinem Dienst in der SS besteht kein Zweifel.


    Zu seiner Bestattung konnte ich keine genauen Informationen finden. In einem Brief von 1934 bittet er darum, in seiner Heimat beerdigt zu werden. In Lublin starb er am 31.01.1942, zu seinem Beerdingungsort wurden jedoch keine konkreten Angaben gemacht, nur das er am 03.02.1942 beerdigt wurde (dies steht sowohl in seiner Todesmitteilung ans Kollegium, als auch in der Sterbeanzeige seiner Familie). Weitere Informationen existieren nicht, doch gehe ich davon aus das man ihn, wäre er in Lublin begraben worden, nicht hätte vier Tage warten lassen. Mit Sicherheit lässt sich das auch keinesfalls sagen.


    Zu letzterem: Ja, das ist definitiv möglich. Ich kenne keine genauen Zahlen, aber bei G. war dies höchstwahrscheinlich der Fall (auch wenn seine gesamten militärischen Unterlagen bis auf seine SS-Stammdaten nicht mehr verfügbar sind). Ich meine gelesen zu haben, das ca 65% aller SS-Mitglieder in der Wehrmacht oä dienten.


    Zum Wehrdienst: kann ich leider nicht. Alle militärischen Unterlagen bis auf das SS-Führerstammblatt sind durch Brandeinwirkung (nach Aussage des Bundesarchivs) soweit beschädigt, das sie nicht kopierbar sein sollen. Hier an der Stelle die Frage: wie wahrscheinlich ist es, das er in die Wehrmacht mit dem Äquivalent seines SS-Rangs (Untersturmführer=Leutnant) aufgenommen wurde? Wenn ja, wird er nicht befördert worden sein und sollte demenstprechend nicht lange gedient haben. Sollten Lehrgänge erforderlich sein (man sollte zumindestens niemandem eine Kompanie anvertrauen, der dazu keine Befähigung nachweisen kann), wird er diese spätestens im dritten Quartal 1940 abgeschlossen haben, da war er nämlich definitiv bereits eingesetzt (mindestens als Soldat). Die Schule wechselte er 1938, da ihm durch die SS eine vollbezahlte Stelle verschafft wurde. Wann er also in die Wehrmacht eintrat oder einberufen wurde, lässt sich mit meiner Datenlage nichts sagen.


    Die Einschätzung Totenkopfring beruht auf mehreren Faktoren;
    Einerseits wird in einem Brief der Schulleitung nach seiner Ernnenung zum Untersturmführer (Frage: ist dafür nicht ein Besuch der SS-Junkerschule vorrausgesetzt?) zur Verleihung "einer solch ehrenwerten Auszeichung" nebst seiner Ernennung gratuliert. Die genaue Auszeichung bleibt jedoch ungenannt.


    Dieses unwichtige Detail ist ähnlich belanglos wie die Frage der Auszeichnung, ja. Durchaus interessant wäre es aber zu wissen.


    Dem Wehrmachtswiki zufolge sei Smolensk geordnet und ohne Komplikationen usw geräumt worden. Da die Verletzen nicht zurückgelassen wurden und in Richtung Heimat verbracht wurden lag für mich die Annahme nahe, man hätte die Dokumente an der Stelle gleich mittransportiert und archiviert.


    In Anbetracht seiner schweren Verletzungen gehe ich nicht davon aus, das er in einem Dorf, behelfsmäßigen Feldlazarett oä behandelt worden sein wird. Genannt werden Splitter in Rücken und Nieren mit hohem Blutverlust, Smolensk war das einzige Lazarett in der Umgebung dass diese Art von Verwundung hätte vernünftig behandeln können. Informationen wie oder wann er transportiert wurde, existieren leider nicht. Bekannt ist nur, wann er wo eintraf (15.01. verwundet, 19.01 Smolensk, 27.01 Lublin).



    An alle nochmal:

    Vielen Dank!

    Guten Morgen allerseits,

    aktuell "forsche" ich im Rahmen unseres Schulgeschichte-Projekts über einen damaligen Lehrer, nur leider verzweifle ich aktuell ein wenig.
    Sein endgültiges Schicksal, auf das ich gleich nochmal zurückkommen werde, sowie über seine Zeit bis zum Kriegsbeginn ist (überwiegend) bekannt, doch über seine letzten Jahre im Krieg ist leider kaum etwas in den mir zu Verfügung stehenden Akten und Quellen zu finden (mir liegen "nur" eine Personalakte und einige Mitgliedsausweise sowie seine SS-Führerstammkarte vor, weitere Dokumente wurden leider durch Brandeinwirkung soweit beschädigt, das sie nicht kopierbar waren). Entsprechend hoffe ich hier, Hinweise, Anregungen und Quellen finden zu können.

    In seiner Todesanzeige wird er als "Leutnant und Kompanieführer eines Inf. Reg." bezeichnet (entsprechend seinem SS-Dienstgrad Untersturmführer), durch seine Feldpostnummer (13803E) konnte ich ihm dem 434. Infanterie-Regiment zuordnen.

    Zwei unabhängige Quellen (Axishistory und der Wehrmachts-Wiki Eintrag) bestätigen das jeweils, doch genauere Informationen (z.B welcher Kompanie das E zugeordnet war), sind im Internet nicht weiter aufzufinden.

    Falls dies hilfreich ist, im Laufe des Krieges wurden ihm einige Auszeichnungen verliehen (z.B Eisernes Kreuz 1+2 Klasse, Infanteriesturmabzeichen, eine nicht genauer benannte SS Auszeichung, möglicherweise Totenkopfring). Ein Datum, eine Nummer ist dazu leider nicht genannt/bekannt.


    Entsprechend meine ersten Fragen:

    Wo lassen sich solche Informationen verlässlich und mit einiger Sicherheit korrekt nachvollziehen? Stichprobenartige Tests, bei denen ich das Wehrmachtswiki und Axishistory verglichen habe, übereinstimmen zwar zu 85%, aber nunmal nicht zu 100%.

    Wo könnte ich eine detaillierte (Personen-)Liste finden? Gibt es solche Listen überhaupt?

    Gibt es irgendeine Möglichkeit, ohne diese fehlenden Personalakten, eine mögliche Versetzung oa nachzuvollziehen?

    Lassen sich durch die Verleihung solcher Abzeichen möglicherweise darüber Unterlagen finden? Gibt es ein Archiv oä dazu?


    Dafür, dass es sich bei seinem Regiment um das 434. Infanterieregiment handelte, sprechen einige vage Informationen, wie z.B sein endgültiges Schicksal. Aus einem Brief des Oberpräsidenten an die damalige Schulleitung, der diese über seinen Tod informierte, geht hervor das er am 15.01.1942 durch Granatensplitter in Rücken und Nieren schwer verwundet wurde, am 19.01.1942 ins Lazarett Smolkensk eingeliefert wurde, von dort am 27.01.1942 nach Lublin verlegt, wo er nach 16 qualvollen Tagen am 31.01.1942 verstarb. Eine genaue Übersetzung des Briefes fällt schwierig, da die Schrift teilweise verschmiert, schnell und hastig geschrieben wurde und allen Anscheins nach eine verlernte Form von Sütterlin genutzt wurde, jedoch bin ich überzeugt davon das dies die einzigen hierfür relevanten Daten aus dem Brief sind. Vergleicht man diese Informationen mit den Bewegungen des 434. InfRgm, welche laut Wehrmachtwiki lauten:


    Alexin gehalten bis 18/19.12.1941

    Rückzug -> Bahnstrecke Kartajewo + Botjna

    Rückzug -> westliches Oka-Ufer

    erreichte am 23.12.1941 -> Bahnlinie Alexin - Kaluga

    erreicht am Ende des Monats -> Bahnlinie Lubanowa - Matjunia

    bis 13.01.1942 gehalten -> Flucht

    15.01.1942 -> schwere Verwundung des Lehrers

    16.01.1942 -> Meshmerowa

    17.01.1942 -> Karje (bis 29.01.1942 gehalten)


    Leider ist auf keiner modernen Karte mehr einer dieser Orte enthalten, lediglich Alexin und der Ort Kaluga (nicht die Bahnstrecke) existieren noch (auf der Karte).

    Trotzalledem ist Smolensk das einzige Lazarett in der Nähe Alexins bzw Kalugas, weshalb ich die These 434 bis auf weiteres als Wahr ansehen würde.


    Hierzu folgende Fragen:

    Wo lassen sich solche Orte bzw auf welchen Karten könnten sich diese Orte finden lassen? Wo finde ich eine solche historische Karte, die diese Informationen enthält?

    Gibt es irgendeine Art von Möglichkeit, auf die Akten der Lazarette zuzugreifen? Auf ein Sterbe-, Einlieferungs- oder wie auch immer Verzeichnis?


    Danke für jede Hilfe im Vorraus... Ich sitze bei seiner Kriegszeit aktuell leider wirklich im Trockenen und komme absolut nicht mehr weiter, das ist das letzte große Gebiet in seiner Biographie das im Dunklen liegt.

    Vielen Dank!