Hallo Allerseits,
Fortsetzung...
C . Angriff auf Bastogne
Während bis dahin diesiges Wetter die eigenen Operationen begünstigt hat, tritt nunmehr bei aufklärendem Himmel die feindliche Luftüberlegenheit von Stunde zu Stunde mehr in Erscheinung.
Empfindliche Verluste in den Regionen der kämpfenden Truppe und erhebliche Ausfälle in der Versorgung wirken sich hemmend aus, bis die Truppe sich an die neue Lage gewöhnt hat.
Sofort nach vollendeter Einschließung beginnt Gegner mit Luftversorgung. Über 100 Transporter und Lastensegler täglich setzen laufend Munition, Betriebsstoff, Verpflegung und Sanitäts-Material ab.
Eine Anzahl Maschinen wird abgeschossen, zum Teil mit Infanterie-Waffen, viele Fallschirme landen in den eigenen Linien.
Am 24.12. gelingt es, den Einschließungsring zu festigen und günstige Bereitstellungsräume für den Angriff auf die Stadt selbst zu gewinnen.
Am 25.12. 03.00 Uhr tritt die Division zum Angriff auf Bastogne an. Im Hinblick auf die Kräftelage wird der Angriff mit zwei verstärkten Regimentern mit Schwerpunkt aus Nordwesten geführt, während Front im übrigen zum Teil durch Alarmeinheiten nur stützpunktartig verteidigt werden kann. Angriff gewinnt zunächst gegen zäh kämpfenden Feind in Richtung auf Isle-la-Hesse gut Boden.
Um die gleiche Zeit kämpft sich Füsilier-Regiment 39 an Isle-le-Pré heran. Mit Beginn der Helligkeit zwingt feindliche Luftüberlegenheit und Masseneinsatz von Panzern eigene Infanterie zu Boden, sodass der Angriff in allgemeinen etwa 3 km westlich und nordwestlich des Stadtrandes Bastogne liegen blieb.
In heldenmütigem Ansturm werfen sich die Grenadiere immer wieder dem festungsartig verschanzten Feind entgegen. Bei beiderseits hohen Verlusten ist jedoch kein nennenswerter Geländegewinn mehr zu erzielen. Erschwert wird die Lage durch wachsenden Druck des Gegners auf die nur schwach besetzte äußere Sicherungslinie.
Feindliche Panzerspitzen haben um diese Zeit bereits die im Süden anschließende 5. Fallschirmjäger-Division durchbrochen.
Der Angriff auf Bastogne muss daher mit dem 26.12. vorübergehend eingestellt werden.
D. Abwehr um Bastogne
Die Hauptlast des nunmehr beginnenden Abwehrkampfes hat zunächst Füsilier-Regiment 39 zu tragen.
Am 26.12. um 14.00 Uhr beginnend, werden in Linie Hompre - Sibret fortgesetzte Angriffe der beim Nachbar durchgebrochenen überlegenen feindlichen Panzerkräfte aufgefangen. Während hier eigene Stützpunkte bis zur letzten Patrone kämpfen, gelingt es im Laufe der Nacht der feindlichen Panzer-Spitze, zwischen Hompré und Sibret an Assenois vorbei nach Norden auf Bastogne vorzustoßen.
Als letzte in diesem Raum trotzt die Kampfgruppe des Regiments-Stabes unter Führung des Regiments-Kommandeurs bei Schloss Assenois der feindlichen Übermacht, bis sie nach Abschuss von vier Feindpanzern befehlsgemäß auf Villeroux zurückgenommen wird.
Damit ist die Schlacht um Bastogne in eine neue Phase getreten.
Erkennbar ist die Absicht des Gegners, die Stadt um jeden Preis zu halten und von diesem Eckpfeiler aus aus die südliche Flanke des deutschen Durchbruchraumes zu bedrohen.
Kräftemäßig steht die Division in der Phase einem sich ständig verstärkenden, mit Panzern und Artillerie überlegenem und allein die Luft beherrschendem Feind gegenüber, während die eigenen Gefechtsstärken besonders der Schützen-Kompanien schon empfindlich abgesunken sind und hohe Führerausfälle sich bemerkbar machen. Unter diesen Umständen ist zunächst an eine neue Schließung der entstandenen Frontlücke nicht mehr zu denken. Die Division übernimmt die Aufgabe, die noch stehenden Teile der Einschließungsfront zu halten, bis eigene Gegenmaßnahmen wirksam werden.
Demgemäß sind die Tage vom 27. bis 31.12. gekennzeichnet durch immer wieder erneute härteste Abwehrkämpfe, ein Ringen um jeden Stützpunkt, jedes Waldstück, durch unermüdliche Gegenstöße und Gegenschläge, die starke feindliche Kräfte binden und dem Gegner hohen Blutzoll und Panzerverluste abfordern.
Ruhmestaten dieser Tage sind:
am 27.12. die Verteidigung von Sibret, wo ein Leutnant von Füsilier-Regiment 39 in aller Eile Männer des Regiments, der Nachbardivision und der Flak zusammenrafft und mit ihnen feindliche Angriffe abwehrt;
am gleichen Tage die Verteidigung von Villeroux durch Füsilier-Regiment 39, wo in heftigem Artillerie-Feuer mehrere Feindpanzer mit Nahkampfmitteln vernichtet werden;
am 28.12. die siegreiche Behauptung eines Stützpunktes im Wald nordwestlich Recogne durch Pionier-Bataillon 26 mit unterstellten Teilen 5./Grenadier-Regiment 331 (167. Volksgrenadier-Division);
am 29.12. die Abwehr feindlicher Panzer-Angriffe auf Chenogne durch Divisions-Füsilier-Bataillon (Αrtillerie-Abteilung) 26;
am gleichen Tage die Abwehr feindlicher Panzer-Angriffe gegen Senonchamps und den Bois de Fragotte durch Füsilier-Regiment 39. In Senonchamps, das von feindlichen Panzern und Infanterie eingeschlossen wird, leisten die Grenadiere zähesten Widerstand. Junge Kompanieführer sind die Seele des Widerstandes. Ein Feldwebel schießt mit seinem leichten I.G. vier Feindpanzer ab. Weitere angreifende Panzer werden durch Nahkampfwaffen und Pak erledigt. Im Bois de Fragotte seit Tagen schutzlos in Erdlöchern stehend schlagen die Füsiliere den Angriff mehrerer Feindpanzer von Süden ab. Sie weichen auch nicht, als in ihrem Rücken der Feind in den Wald einsickert;
am gleichen Tage die Wegnahme eines feindlichen Stützpunktes im Wald ostwärts Rouette und die Abwehr starker feindlicher Aufklärungsvorstöße gegen den Bois de Falize durch Grenadier-Regiment 77;
am gleichen Tage erfolgreiches Stoßtruppunternehmen des Grenadier-Regiments 78 im Park von Recogne, wo ein eigener Stoßtrupp den Feind überraschend angreift, ohne eigene Verluste fünf Gefangene macht und mehrere vom Feind ausgebaute Häuser erobert;
am 30. und 31.12. Durchführung zahlreicher Fesselungs- und Ablenkungsangriffe aller Teile der Division.
Am Jahresschluss kann die Division einen vollen Abwehrerfolg melden. Die erreichten Linien sind im wesentlichen in eigener Hand geblieben oder neu herangeführten Kräften übergeben. Der Aufmarsch neuer Divisionen ist gedeckt und wirkt sich durch Zangenangriffe an der West- und Ostfront vor Bastogne bereits fühlbar aus.
Die Initiative bleibt in eigener Hand. Dem Gegner wird Einsatz und Abnutzung seiner Kräfte in den von der deutschen Führung gewünschten Raum vorgeschrieben. Allein von der Division werden vom 16. bis 31.12.1944 erbeutet, eingebracht oder vernichtet:
- 1.500 Gefangene
- 107 Panzer-Kampfwagen gepanzerte Fahrzeuge
- 103 gepanzerte Fahrzeuge
- 9 Sturmgeschütze
- 38 Geschütze (dabei 2 Mörser)
- 27 Pak
- 4 Flak
- 237 Lkw. und Pkw.
- 24 Anhänger
- 2 Selbstfahrlafetten
- 8 Flugzeuge
- 4 Lastensegler
- 6 Funkwagen
- 18 Funkgeräte
sowie ungezählte schwere und leichte Infanterie-Waffen, Geräte und Munition.
E. Abschluss
Noch ist die Schlacht von Bastogne nicht entschieden. Aber schon jetzt wird offenbar, dass hier einer der großen Brennpunkte der deutschen Winteroffensive liegt. Der Name dieser Stadt wird in die Geschichte dieses Krieges eingehen.
Inbesitznahme und Freihaltung des Kampfraumes um Bastogne aber ist eine der ehrenvollsten Waffentaten der neu erstandenen 26. Volksgrenadier-Division.
In kämpferischer Aufopferung haben hier rheinisch-westfälische Volksgrenadiere bis zum Letzten ihre Pflicht erfüllt, haben getreu an ihrer Seite Offiziere und Soldaten aller Waffen sich der feindlichen Materialüberlegenheit immer wieder entgegengeworfen.
Übermüdet, tagelang ohne Schlaf und warmes Essen, ohne Mäntel und Decken, bei Schlamm, Schnee und Kälte, haben, allen voran kühne Unterführer und jüngste Soldaten auf sich selbst gestellt aus eigenem Entschluss oft genug ruhmreiche Taten vollbracht und ungezählte Beweise ihrer Tapferkeit und Standhaftigkeit gegeben.
Wenn dann abschließend noch einmal erwähnt wird, dass am Tage vor Angriffsbeginn die Division dem Kriegs-Winterhilfswerk den Betrag von über 590.000,- RM überreichen konnte, was einer Durchschnittsspende von 60,- RM je Mann entspricht, so ist damit die Haltung der 26. Volksgrenadier-Division eindeutig festgelegt.
Ein in Wort und Tat unerschütterliches kämpferisches Bekenntnis zum Führer und zum Deutschen Volke.
Kokott
Generalmajor und Divisions-Kommandeur
Quelle: NARA
Gruß
Antje