II. Arten der Nachtjagd:
1.) Die helle Nachtjagd in der alten Einsatzform. (Frühjahr 1941).
Die helle Nachtjagd nach erfolgter Umgruppierung.
Die helle Nachtjagd, wie sie geplant ist und im Nachtjagd-Regiment 4 erprobt wird.
2.) Die kombinierte helle und dunkle Nachtjagd.
3.) Die dunkle Nachtjagd.
4.) Die dunkle Fern-Nachtjagd.
Zu II.
1.): Die helle Nachtjagd in der alten Einsatzform
Die Kampfführung bei der hellen Nachtjagd liegt in der Hauptsache bei den Scheinwerfer-Abteilungen. Das Regiment schaltet sich nur ein durch:
a) Erteilung von Leuchterlaubnis oder Leuchtverbot.
b) Zuleitungen von Meldungen von 3 Flug-Wach- Kommandos (die Abteilungen sind nur jeweils an 1 Fluko direkt angeschlossen.
c) Zuleitungen von Erfassungen der Freya-Geräte, die als Flugmelde-Geräte eingesetzt sind. (Die Abteilung hat kein solches Gerät.)
d) Wetterberatung durch Abgabe von Wetterlageberichten in Zusammenarbeit mit der Wetterberatungsstelle des 12. Fliegerkorps.
Im alten Einsatz stehen dem Abteilungskommandeur zur Verfügung:
a) | Gefechtstab |
b) | Nachrichtenzug der Abteilung |
c) | 3 Batterien |
d) | 1 Nachtjäger (Ablösung wird durch Regiment gewährleistet |
e) | 1 Zug Ln.-Kompanie |
f) | 1 Nachtjagdführer (Offizier der Fliegertruppe) |
g) | 2 Würzburg-Geräte ohne C-Zusatz |
h) | 1 Funkbake |
i) | 1 Leuchtbake |
j) | 1 80-W-Gerät für Bodenbordverkehr. |
Die schematische Aufstellung der Flakschw.-Abteilung, bestand noch im Frühjahr 1941. Die Tiefe des Raumes betrug 30 km, die Breite 12 km. An beiden Seiten schließen sich die Nachbar-Abteilungen an. Die Flakschw. sind nur auf die Ortungsunterlagen der RRH angewiesen. Vor und hinter dem Raum (für Ein- und Rückflüge) sind zwei Würzburg-Geräte als Flugmeldegeräte eingesetzt. Diese werden von dem Freya-Gerät eingewiesen und geben ihre Messungen an einen Umwertetisch im Abteilungs-Gefechtsstand. An diesem Umwertetisch wird die Höhe und der jeweilige Standort in der Kartenebene der feindlichen Maschine dargestellt. Dadurch ist der Abteilungs-Kommandeur ständig im Bilde, wo sich die feindliche Maschine in Bezug auf den eingezeichneten Abteilungsraum befindet, und er kann hiernach seine Entschlüsse fassen.
Beispiel Nr. 1 : Die feindliche Maschine fliegt knapp an der Grenze in den Nachbarabschnitt. Veranlassung: Leuchtverbot.
Beispiel Nr. 2 : Die feindliche Maschine befindet sich noch vor dem Abteilungsraum und es besteht die Gefahr, dass die feindliche Maschine bei frühzeitigem Aufleuchten abdreht oder den Abteilungsraum umfliegt. Veranlassung: Der Abteilungs-Kommandeur wartet ab, bis die Maschine die Grenze des Abteilungsraumes überschritten hat und erteilt Leuchterlaubnis. Der eigene Nachtjäger hält sich im Warteraum, über dem Abteilungsraum, auf, wartet bis die Flakscheinwerfer Strahlenkreuz bilden, fliegt auf dieses zu, erkennt die erfasste Maschine und setzt seinen Angriff an. Mit dem Jäger besteht über ein 80-Watt-Gerät Bodenbordverkehr, mit Hilfe dessen eine dauernde Verständigung zwischen Abteilungs-Kommandeur und Nachtjäger gewährleistet ist.
Nachteile dieser Aufstellung:
a) Durch die Voraussetzung, dass zum Ansetzen eines Angriffs durch den Jäger das Halten der feindlichen Maschine im Lichtkegel von mindestens 3 Minuten notwendig ist, ist die vorhandene Tiefenaufstellung bei Verwendung der RRH von 30 km unbedingt geboten. Das hat starke Schwierigkeiten in der Verlängerung des Nachtjagdgürtels zur Folge. Diese ist wiederum durch das Umfliegen des Nachtjagdgürtels durch die Feindmaschine geboten.
b) Der Jäger kann vorher kaum eingewiesen werden und befindet sich irgendwo im Warteraum. Ist die Feindmaschine erfasst, muss er erst mehrere km zurücklegen, um an die Feindmaschine heranzukommen und seinen Angriff anzusetzen. Inzwischen ist die günstigste Zeit verstrichen und die Feindmaschine schon fast aus dem Wirkungsbereich des Gürtels heraus.
Die helle Nachtjagd nach erfolgter Umgruppierung
Hatte die bisherige Art der Durchführung der hellen Nachtjagd zwangsweise eine erhebliche Tiefenstaffelung der Scheinwerferkräfte verlangt, weil die Feindmaschine nur von den Horchgeräten geortet und von den Scheinwerfern gesucht werden musste, so sieht die neue Art eine Verringerung der Tiefenstaffelung auf ein Drittel vor, weil die Aufgabe des Erfassens und Suchens den sogenannten „Gruppenwerfern“ und 200 cm zufällt, die mit je einem „Würzburg-Riesen“ oder C-Gerät gekoppelt werden. Die Gruppenwerfer (jeweils 3 Scheinwerfer im gleichseitigen Dreieck um das W-Gerät. Seitenlänge 50-70 ?) werden so vor dem Raum der eigentlichen Scheinwerferkräfte eingesetzt, dass diese die erfasste Feindmaschine nur noch übernehmen müssen und solange zu führen haben, bis der Jäger Feindberührung hat. Vor dem Raum der Abteilung sind als Ortungsgeräte eingesetzt:
1 Freya-Gerät
1 Würzburg-Riesen-Kurier
2 Flakmessgeräte mit C-Zusatz
1 Würzburg-Riesen-Jäger
3 Gruppenscheinwerfer oder 200 cm
Die Feindmaschine muss wenigstens 3 Minuten im Scheinwerferlicht geführt werden, damit der Jäger ausreichend Zeit hat heranzukommen, anzugreifen und unter Umständen einen fehlgeschlagenen Angriff neu zu fliegen. Die Gruppenscheinwerfer sind im Dreieckverband von etwa 50 m Abstand aufgestellte 150 cm Scheinwerfer. Diese haben sich infolge ihrer großen Lichtintensität zum Erfassen des Gegners gut bewährt. Ist das Ziel erfasst, so blenden zwei dieser Gruppenscheinwerfer ab, und es leuchtet nur einer im Verband mit den Nachbarscheinwerfern weiter, denn ein Führen des Zieles durch drei so nahe zusammenstehende Scheinwerfer ist nicht möglich.
Sobald ausreichend 200 cm zur Verfügung stehen, werden diese die Gruppenscheinwerfer ersetzen. Die Werte des Riesen-Würzburg-Gerätes (Kurier) werden über 2 unmittelbar danebenstehende Umwertegeräte sowohl an die dazwischengestellten Scheinwerfer 150 cm sowie an die 150 cm an der Abteilungsgrenze weitergegeben. Die Grenzscheinwerfer sind somit an die beiden Nachbarabteilungen angeschlossen. Durch diese neue Gliederung werden Scheinwerferkräfte frei, die zur Verlängerung des bestehenden Nachtjagdgürtels eingesetzt werden. Der Warteraum des Jägers befindet sich etwa 15 km vor dem Abteilungsraum. Etwa 300 m von dem Würzburg-Riesengerät (Kurier), das zum Erfassen der Feindmaschine notwendig ist, steht ein Würzburg-Riesen-Gerät (Jäger), das laufend den Standort des Jägers ermittelt. Beide Geräte, der Kurier sowie der Jäger, geben ihre Werte zum Abteilungsgefechtsstand an den Seeburgtisch (Beschreibung: Siehe C 1). Hier werden die Werte umgewertet und der Standort beider Maschinen erscheint mittels einer Lichtoptik als farbige Lichtpunkte auf einer Glasplatte, auf der die markantesten Punkte des Gebietes eingetragen sind. Der Jäger-Leitoffizier gibt anhand dieser Lichtpunkte durch Funksprechverkehr Höhe- und Kursänderungen an den Jäger und setzt ihn hinter die Feindmaschine. Ist die Feindmaschine erfasst, oder im Nebenlicht sichtbar, so kann der Jäger sofort ohne Zeitverlust seinen Angriff ansetzen.
Fortsetzung folgt
Gruß Marga