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Abschrift und Bearbeitung
Quelle: germandocsinrussia
Geheime Kommandosache
Berlin W 15, den 19.11.1943
1. Flakdivison
Ia op 2 (E) Nr. 500/43 g.Kdos.
Az. 105 c
Betr. Nachtjagd
Bezug: Kampfanweisung 1. Flakdiv. Ia op 2 (E) Nr. 111/43 g.Kdos. vom 9.3.43, Seite 51.
A Nachtjagdverfahren
Für die Nachtjagd im Bereich der 1. Flakdivision kommen zur Zeit folgende Nachtjagdverfahren in Betracht:
I. Ortsgebundene Nachtjagd „Himmelbett“
Die ortsgebundene Nachtjagd ist das Grundverfahren der 2 mot. Nachtjäger. Sie wird im Bereich der 1. Flakdivision durchgeführt in den Nachtjagdstellungen der 1. Jagddivision unter Benutzung von Funkmessgeräten zur Freund- und Feindführung, jedoch mit der Einschränkung, dass das Verfahren „Himmelbett“ nicht mehr in kombinierten Gebieten, das heißt nicht mehr innerhalb der Flakzone zur Anwendung kommt.
Im Bereich der 1. Flakdivision werden für das Verfahren „Himmelbett“ somit nur noch die äußeren Räume „Neunauge“, „Albatros“, „Windhund“, „Flamingo“, „Dohle“, „Birkhahn“ und „Rebhuhn“ beflogen, dagegen nicht mehr die in die Flakzone reichenden Räume „Bär A“, „Bär B“ und „Bär C“.
II. Nachtjagd über dem Objekt „Wilde Sau“
Für die Nachtjagd über dem Objekt sind mot Nachtjagdmaschinen Bf 109 und FW 190 infolge ihrer Geschwindigkeit und Wendigkeit besonders geeignet. Gleichzeitig kommen auch die 2 mot Nachtjäger, Masse Bf 110, außerdem Ju 88, Do 217 für dieses Verfahren zum Einsatz.
https://de.wikipedia.org/wiki/Messerschmitt_Bf_109
https://de.wikipedia.org/wiki/Focke-Wulf_Fw_190
III. Lw. Befh. Mitte, bzw. LGK. III entscheiden, welches Verfahren bei feindlichen Einflügen jeweils zur Anwendung kommt, welche Einsatzräume als Schwerpunkt gelten, sowie Einzelheiten für die Heranführung der Verbände auf den eingerichteten Leuchtfeuerstraßen.
IV. Diese Entscheidung kann auf Grund der Wetterlage häufig erst bei Beginn der feindlichen Einflüge getroffen werden. Auch ist bei unbeständiger Wetterlage mit einer Änderung des Verfahrens während der Gefechtstätigkeit zu rechnen. Unter diesen Umständen ist die bisherige Handhabung, etwa eine Stunde nach Sonnenuntergang „Fasan oder Krähe“ zu geben, überholt und entfällt somit ab sofort.
B. Durchführung des Nachtjagdverfahrens „Wilde Sau“
Der Flakartillerie erwachsen aus der Zusammenarbeit mit der Nachtjagd eine Fülle von Aufgaben, die nur durch eine straffe Führung und äußerste Disziplin aller schießenden und leuchtenden Einheiten zum vollen Erfolg führen.
I. Navigationshilfen
Die einfliegenden Jäger erhalten einen Anhalt für ihren Einsatzraum unter anderem durch Leuchtgranatensignale und Scheinwerfer.
1.) Leuchtgranaten
Das Schießen von Leuchtgranaten erfolgt aus den Stellungen:
— Müggelheim I,
— Drewitz I,
— Schönerlinde I.
Welche dieser Batterien zum Schießen von Leuchtgranaten bestimmt ist, wird gesondert befohlen. Das Schießen von Leuchtgranaten wird für nachstehende Aufgaben durchgeführt:
a) Navigationsschießen:
Schießen von 2 Leuchtgranaten in kürzester Folge mit 500 m Höhenabstand und zwar
— 1. Granate in die befohlene Zielhöhe,
— 2. Granate 500 m darunter,
Zielhöhenwinkel in jedem Fall 75°.
Die Seitenrichtungen sind nach den örtlichen Verhältnissen durch die Regimenter festzulegen.
Stichwort: „Leuchtgranate Berlin“ mit Angabe der Höhe für die 1. Granate und mit gleichzeitiger Angabe der Pause, nach der die nächste Leuchtgranaten-Gruppe zu schießen ist.
Beispiel: „Leuchtgranate Berlin 5000 — 3 Minuten Pause — .“
d. h.
1. Leuchtgranate in 5000 m Höhe
2. Leuchtgranate in 4500 m Höhe.
Wiederholung alle 3 Minuten.
Im Geschützstand ist eine Tabelle mit den errechneten Werten für Höhen von 2000 bis 5000 m in Stufen von 1000 m zu 1000 m anzubringen.
b) Zielweisungsschießen:
Schießen von 3 Leuchtgranaten in kürzester Folge mit 800 - 1000 m Entfernungs- und 500 m Höhenabstand von Granate zu Granate.
Stichwort für Richtung Nord: „Leuchtfeuergranate Stettin“.
Stichwort für Richtung Süd: „ Leuchtgranate Leibzig“.
Bei Leuchtgranate „Stettin“ steht die höchste Granate im Norden, bei Leuchtgranate „Leibzig“ im Süden.
Für jede Stellung sind die Werte für Seite, Rohrerhöhung und Zünderstellung zu errechnen und auf einer Tabelle im Geschützstand anzubringen.
c) Flugsicherungsschießen:
Stichwort „Leuchtgranate Flugsicherung “.
Setzen von 5 Leuchtgranaten in kürzester Folge mit 500 m Höhenunterschied und zwar
— 1. Granate in 4000 m Höhe,
— 5. Granate in 2000 m Höhe
mit jeweils 75° Rohrerhöhung.
Die Seitenrichtungen sind nach den örtlichen Verhältnissen durch die Regimenter festzulegen. Die Werte für Zünderstellung sind auf einer Tabelle im Geschützstand anzubringen.
zu a) — c)
Es wird nur entweder Navigationsschießen allein
oder
Navigationsschießen und Zielweisungsschießen
oder
Navigationsschießen und Flugsicherungsschießen durchgeführt.
Die Reihenfolge der Signale ist dann entweder
• Leuchtgranate Berlin — Pause —
• Leuchtgranate Berlin — Pause — usw.
oder
• Leuchtgranate Berlin — Pause —
• Leuchtgranate Stettin bzw. Leibzig — Pause —
• Leuchtgranate Berlin — Pause —
• Leuchtgranate Stettin bzw. Leibzig — Pause — usw.
oder
• Leuchtgranate Berlin — Pause —
• Leuchtgranate Flugsicherung — Pause —
• Leuchtgranate Berlin — Pause —
• Leuchtgranate Flugsicherung — Pause — usw.
Der Zeitabstand (Pause) für das Schießen der einzelnen Leuchtgranaten-Gruppen richtet sich nach den Erfordernissen der Jäger sowie nach den Wetterverhältnissen und hängt unter Umständen auch von der Munitionslager ab.
Die Länge der jeweils erforderlichen Pause wird deshalb mit dem Stichwort „Leuchtgranate Berlin“ (vergleiche obige Ziffer a)) befohlen und gilt gleichzeitig für die Leuchtgranatensignale zu b) und c).
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