Teil II
Tatsächlicher Verlauf:
Am 19.9. abends stand das II./ Panzer Grenadier Regiment 66 auf der Höhe der Kolchose 5km nördlich Eisenbahnbrücke.
Der Stoßtrupp Lt. Lau stellte sich an der Kolchose bereit.
Ein Spähtrupp des Stoßtrupps, bestehend aus Gefreiter Beick und Gefreiter Breitkreuz, wurde in Volltarnung um 21.00 Uhr von der vordersten Sicherung der 7. Kompanie abgesetzt mit Auftrag, Annäherungsmöglichkeit an die Brücke und die Stellungen am ostwärtigen Ufer zu erkunden. Der Spähtrupp kam am 20.9. um 2.00 Uhr zurück mit folgendem Aufklärungsergebnis:
Beiderseits der Straße längs des Terekufers in Richtung auf die Brücke befinden sich Erdbunker, von denen diejenigen in Kolchos nähe anscheinend verlassen sind. Panzergräben sind nicht vorhanden. 300M vor der Brücke fällt das Gelände zur Brücke hin steil ab. Am Hang und im Grund vor der Brücke sind besetzte Erdstellungen und Grabensysteme.
Am 20.9. morgens wurde das II./ Panzer Grenadier Regiment 66 auf Arik angesetzt, während 4./ Krad Schützen Bataillon 43 in Richtung auf Eisenbahnbrücke vorgehen sollte, um die rechte Flanke von II./ Panzer Grenadier Regiment 66 zu decken, und um den Stoßtrupp Lt. Lau an der Brücke zu entsetzen.
Der Stoßtrupp Lt. Lau setzte sich um 6.30 Uhr im Fußmarsch in Volltarnung an den vordersten Sicherungen ab.
Munition und 2 s.MG. Wurden auf zwei Stroh beladene Panjewagen mitgeführt. Auf den Wagen lagen zudem Männer mit Scheinverbänden, um im Rückgehen befindliche Feindgruppen vorzutäuschen. Der Stoßtrupp kam unerkannt bis in das Höhengelände 300m vor der Brücke. In einer Mulde wurde kurz Halt gemacht, die Panjewagen in Deckung gefahren, die s.MG. Abgeladen und in Stellung gebracht. Die Russen im Brückengelände waren zu der Zeit abgelenkt durch Kampflärm im Zwischengelände, wo bereits eigene Truppe vorging.
Als die s.MG. Mit Wirkung auf beide Brückenenden Feuerbereit waren (siehe beigelegte Skizze), setzte ich mich mit der Pioniergruppe, der Schützengruppe und V- Leuten in Marsch den Hang hinab zum ostwärtigen Brückenende. Durch hastiges Laufen, Stolpern und auffälliges Rückwärts schauen in Richtung eigene Truppe gelang es, die Russen in den vollbesetzten Erdbunkern und Grabenstellungen in der Ebene zu täuschen, die annehmen mussten, wir befänden uns im Rückfluten vor den deutschen Truppen.
Der Belag einer kleinen Holzbrücke über einen Wasserlauf war abgedeckt. Die Russen im nächstliegenden Bunker wiesen uns auf einen Bohlensteg über den Wasserlauf. Der Stoßtrupp nahm diesen Weg herüber und ging weiter auf die vollbesetzten Bunker und Gräben vor dem Eisenbahndamm zu. Die Russen standen mit fertiggemachten Handwaffen und Handgranaten in ihren Stellungen, ließen sich durch russische Anrufe aber weiter täuschen, so das wir an den ersten Stellungen vorbeikamen.
In der Nähe der Unterführung durch den Eisenbahndamm hatte ich jetzt Überblick zugleich über einen Teil der Straßenbrücke, die 30m südlich Eisenbahnbrücke lag. In Erkenntnis der entscheidenden Bedeutung auch der Straßenbrücke und der günstigen Lage der Brücken nebeneinander entschloss ich mich, in Erweiterung meines ursprünglichen Auftrages beide Brücken zugleich anzugehen, um den Einfluss des Gegners von der Straßenbrücke her auf die Eisenbahnbrücke auszuschalten und damit eine vollkommene Sicherung des gesamten Brückenraumes vom ostwärtigen Ufer her zu erreichen.
In Ausführung dieses Entschlusses ging ich mit meiner Mannschaft auf die Unterführung durch den Eisenbahndamm zu, um in den Raum zwischen beiden Brücken zu gelangen.
Vor der Unterführung stand ein russischer Leutnant, der auf ein Minenfeld auf dem Wege hindeutete. Auf russischen Anruf des Gefreiten Beick hin schleuste er uns durch das Minenfeld, ohne die Situation zu erfassen.
Jenseits der Unterführung befanden wir uns in einem Erdbunker- und Grabensystem, das den ganzen Raum zwischen beiden Brücken ausfüllte und stark besetzt war. Ich bog mit den Pionieren und den ersten Schützen nach rechts ab zum Bunker nächst dem Brückenanfang. Die Russen waren über unser Erscheinen so verwirrt, das sie keine Gegenmaßnahmen trafen. Der Pioniertrupp Oberjäger Pernthaler, Gefreiter Schön, Gefreiter Mark, Jäger Mayr lief an die Eisenbahnbrücke, während der Pioniertrupp Oberjäger Resch, Gefreiter Malik, Gefreiter Kratschvill auf die Straßenbrücke angesetzt wurde.
Es gelang sofort, die Leitfeuerzündungen zu den Brücken und auf den Brückengeländer zu finden und zu durchschneiden.
Währenddessen waren die Schützengruppe und die V- Leute zu dem obersten Bunker gelangt. Die V- Leute und die Volksdeutschen lenkten durch russische Worte die Russen in diesem Raum so ab, dass sie nicht merkten, was durch die Pioniere auf den Brücken geschah.
Als die Pioniere beide Brücken wieder verlassen hatten, wurden im überraschenden Vorstoß im Nahkampf die Stellungen zwischen den Brücken aufgerollt. Gegen jetzt einsetzendes Feuer vom jenseitigen Ufer und aus dem Graben längs des Bahndamm wurden die eben aufgerollten Stellungen besetzt und sich in denselben zur Verteidigung eingerichtet. Zwei dort liegende feuerbereite russische l.MG. Wurden in die eigene Verteidigung eingebaut. Zugleich brachte der gefreite Mark einen leichten russischen Granatwerfer, der mit Munition neben dem obersten Bunker stand, in Stellung und beschoss damit das jenseitige Ufer.
Nachdem die beiden Pioniertrupps in die Sicherung der eigenen Stellung mit einbezogen waren, wurde die eigene Stellung durch Oberfeldwebel Schmalbruch im Nahkampf durch die Unterführung hindurch auf die ersten Stellungen Nordseite Bahndamm erweitert. Seiner Kaltblütigkeit ist hierbei entscheidenden Anteil beizumessen.
Aus dem weiteren rückwärts liegenden Stellungen flüchten inzwischen die Besatzungen zum Terek hin und über den Bahndamm in Richtung Arik.
8.30 Uhr waren die diesseitigen Brückenteile fest in meiner Hand und die Gefahr einer Sprengung beseitigt.
Beim Gegner am jenseitigen Ufer war trotz längeren Feuergefecht die Lage noch nicht voll erkannt. Es wurde vom anderen Ufer zweimal ein Melder herüber geschickt, der erfragen sollte, was geschehen sei. Beide Melder wurden gefangen genommen.
Die nachfolgende eigene Truppe, 4./ Krad Schützen Bataillon 43, hatte sich inzwischen bis an den Höhenrand 300m vor der Eisenbahnbrücke vorgeschoben. Die 4./ Krad Schützen Bataillon 43 mit angesetzten beiden Schützengruppen von 5./ Lehr- Regiment “Brandenburg“ trafen als erste Verstärkung in der Zeit von 9.15 Uhr bis 9.30 Uhr unter Führung von Feldwebel Hildebrandt und Feldwebel Hohewitz in meiner Stellung ein.
Aus der Stellung zwischen beiden Brücken gelang es, unter Feuerunterstützung der von der Höhe wirkenden schweren Waffen die am Westufer sich stärker ansammelnden russischen Kräfte am Betreten einer der Brücken zu hindern.
Der Entsatz von 4./ Krad Schützen Bataillon 43 traf unter Führung von Oberfeldwebel Kunde um 11.30 Uhr an der Brücke ein und bezog die von mir eingerichtete Stellung.
Der Stoßtrupp begab sich dann in seine Ausgangsstellung zurück.
Die Brückenstellung wurde an Chef 4./ Krad Schützen Bataillon 43, Herrn Hauptmann Werdermann, übergeben.
Der Gegner verlor bei diesem Unternehmen 32 Gefangene und zahlreiche Tote und Verwundete.
Der Sprengplan für die Eisenbahnbrücke wurde erbeutet.
Die eigenen Verluste betrugen 2 Tote und 4 Verwundete.
Lau
Leutnant
Anlagen:
- 1 Skizze zum Unternehmen
- Sprengplan
- Russische Geländeskizze