Hallo Ulf
leider nein, seine Schwester Charlotte ist nach dem Kriegsende in Lenggries und Bad Tölz geblieben und Anfang der Neunziger verstorben. Es gibt da noch eine Schwiegertochter, die aber gerade in Amerika ist. Deshalb konnte sie auch nicht zur Beerdigung kommen. Sie hat kein E-Mail, da kann ich erst wieder im Oktober anrufen, wenn sie zurück ist und fragen.
Ich habe für den jüngeren Bruder Werner recherchiert, weil er das Schicksal seines seit 1944 vermissten Bruders Bernhard aufgeklärt haben wollte. Wir haben am 6. September 2015 den Antrag bei der Wehrmachtsauskunftsstelle in Berlin gestellt. Im August 2017 kam nach fast zwei Jahren endlich die Antwort, allerdings kam ich am 16. August erst aus dem Urlaub. Ich habe meinen Großonkel abends nicht mehr telefonisch erreicht. Er war gestürzt, hatte einen Wirbelsäulenbruch und ist am 17. August verstorben. Ich konnte ihm den Brief nicht mehr zeigen. Das empfand ich als ausgesprochen tragisch, da warten wir zwei Jahre auf Auskunft, und dann verpasst er die Antwort um einen Tag. Wobei wir bei seiner Beerdigung diese Woche auch dachten, vielleicht ist besser so, vielleicht sollte er seinen großen Bruder so in Erinnerung behalten,wie Werner ihn in seiner Autobiografie "Nestkälte" (über seine Kindheit im Krieg und seinen späteren Lebenslauf als Flüchtling in Westdeutschland) beschrieben und bewundert hatte.
Mit dem Schreiben der WASt ist wohl vermutlich auch das Stück Familiengeschichte aufgeklärt, was alle immer beschäftigt hat. Bernhards Frau hat im November 1945 ihr zweites Kind geboren und bis zu ihrem Tod darauf beharrt, dass Bernhard im Februar 1945 bei ihr in Berlin gewesen sei. Das hat die gesamte Familie immer sehr stark bezweifelt - nicht nur wegen des Aussehens, sondern auch, weil Bernhard seit Oktober 1944 keine Feldpost mehr geschrieben hatte (was er regelmäßig an seine Schwestern und Eltern getan hat, laut meinem Großonkel (der damals 10 Jahre alt war). Wenn man die Auskunft der WASt sieht, dann würde ich bezweifeln, dass Bernhard noch einmal in Berlin war. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Oberfeldwebel, der noch mit Lungendurchschuss bei seiner Einheit bleibt, mit seinem Pferd zweihundert Kilometer nach Berlin reitet und sich dort dann drei Monate versteckt, um ein Kind zu zeugen und danach für immer spurlos verschwinden. Ich würde das mit "abenteuerlich" umschreiben, aber wie gesagt, es war Krieg, und wer weiß, was mir in dieser Zeit alles an Argumenten eingefallen wäre, um den Familienfrieden zu wahren.
Deshalb die Frage, ist es möglich, dass Bernhard ohne Einsatzpapiere in Berlin gewesen ist? Er wäre doch erkannt worden in Uniform, das hätte sicher Ärger gegeben, oder? Ich stelle mir vor, wie das ist, nach 1944, einfach mal drei Monate von der Truppe abzuhauen? Das ging nicht, oder? Und es entsprach auch nicht dem Verantwortungsbewusstsein, wenn ich mich erinnere, wie meine Oma und Werner über ihren großen Bruder gesprochen haben.
Hallo Hanna,
Hast du vielleicht noch Feldpostbriefe die uns weiterhelfen könnten, sprich Feldpostnummern.
Ergänzend zu Michaels Ausführungen, laut der Schwester Charlotte Gärtner ist er in Schwiebus angekommen da sie ja anscheinend noch Nachricht aus Tiborlager erhalten hat. Das Grenadier-Ersatz-Bataillon 337 das ja im Tiborlager lag war für mehrere andere Einheiten zur Ersatz Gestellung zuständig.
Es kann auch möglich sein das er zusammen mit der 433. Division im Januar nach Küstrin an die Oderfront verlegt wurde, die dort zerschlagen wurde.
Gruß Ulf