Hallo Zusammen
Um hier einmal einen Anfang zu den Operationen und Feldzüge der SS zu machen:
Die Offensive vom 06. März 1945 am Plattensee hatte folgende Ziele:
Die 6. SS-Panzerarmee sollte nach Süden zwischen Plattensee und auf beiden Seiten des Sárviz-Kanals hindurch das Höhengelände nördlich von Fünfkirchen gewinnen. Dies hätte Sepp Dietrich die Gelegenheit gegeben, die rückwärtigen Verbindungen der zwischen Plattensee und Drau stehenden russischen Divisonen zu trennen. Zusammen mit der 2. Panzerarmee sowie der Heeresgruppe E, welche über die Drau angegriffen hätte, wären die russischen Divisionen aufgerieben worden.
Der 6. Panzerarmee standen folgende Einheiten zur Verfügung:
- 1. SS-Panzerkorps mit der Leibstandarte und der Division Hitlerjugend
- 2. SS-Panzerkorps mit den Divisionen "Das Reich" und "Hohenstaufen"
- 1. Kavalleriekorps mit der 3. und 4. Kavalleriedivision
Der Wetterumschwung - es setzte Tauwetter ein - bewirkte jedoch, dass abseits der Strassen das Gelände sowie die Wege unpassierbar wurden und da sich an den darauffolgenden Tagen die Wetter- und Bodenverhältnisse nicht änderten, war ein Panzerangriff im offenen Gelände so nicht möglich. Natürlich sind die Vorbereitungen auf deutscher Seite den russischen Gegnern nicht verborgen geblieben und so waren diese nicht überrascht, als der Angriff dann stattfand. Die Divisionen der 6. Panzerarmee trafen auf ein gut ausgebautes Stellungssystem der russischen Gegenseite, welches zudem noch tief gestaffelt war. So prallte z.B. die Division Hitlerjugend auf 5 hintereinander liegende Grabensysteme und auf ausgedehnte Minenfelder. Am 1. Angriffstag konnten nur Teile der 6. SS-Panzerarmee in die Kämpfe eingreifen.
Am 10. März griff das 1. SS-Panzerkorps Brückenköpfe der Sowjets nördlich des Sió-Kanals an und zwar bei Ozora, Simontornya und Sar-Egres und bereitete den Übergang über den Kanal vor. Unter starkem Artilleriefeuer des Feindes konnten Teile der Leibstandarte und der Division Hitlerjugend an diesem Tag bis zum Sió-Nordufer vordringen.
Am 12. März erging der Befehl der 6. SS-Panzerarmee an das 1. Kavalleriekorps sowie an das 1. SS-Panzerkorps, den Sió-Kanal zu überqueren. Beide Einheiten schafften die Überquerung trotz heftigem Feindwiderstand. Das Panzergrenadierregiment 1 konnte im Verlauf der Kämpfe Simontornya besetzen, das 1. Kavalleriekorps bildete an diesem Tag einen drei Kilometer breiten und zwei Kilometer tiefen Brückenkopf, den sie erfolgreich gegen die russischen Angriffe verteidigen konnte. Doch schon am 14. März drängten aber die russischen Verbände fast alle ost-und südostwärts eingesetzten deutschen Truppen in die Defensive. Die Gefahr der Einkesselung durch russische Einheiten wurde immer wahrscheinlicher und Sepp Dietrich schlug vor, die Offensive "Frühlingserwachen" einzustellen und eine Umgruppierung der zur Abwehr benötigten Kräfte vorzunehmen. Dies wurde jedoch nicht gestattet, sondern der Angriff nach Süden sollte fortgesetzt werden. SS-Gruppenführer Hermann Priess, kommandierender General des 1. SS-Panzerkorps, erhielt von der 6. SS-Panzerarmee den streng geheimen Vorbefehl, Vorbereitungen dafür zu treffen, dass eine Herauslösung seines Verbandes und dessen Verlegung in den Raum Stuhlweissenburg ermöglicht wird.
16. März 1945: Die russische Gegenoffensive begann zwischen Tatabánya westlich und Stuhlweissenburg südwestlich von Budapest mit dem Ziel, die 6. SS-Panzerarmee einzukesseln. Wieder beantragte Sepp Dietrich bei der Heeresgruppe Süd - ohne Erfolg - die Genehmigung, die Armee rechtzeitig zurücknehmen zu dürfen. Am 18. März genehmigte die Heeresgruppe Süd den Antrag, dass das 1. SS-Panzerkorps nach Norden umgruppiert werden durfte und somit einen Flankenangriff zur Abtrennung der von Várpalota her vorrückenden russischen Angriffsspitze führen konnte. das Panzerkorps wurde zudem der Armeegruppe Balck unterstellt.
Die 6. SS-Panzerarmee hat am 21. März sowjetische Vorstösse abgefangen und im Gegenzug verlorenes Gelände wieder eingenommen. Weitere Operationen der russischen Divisionen mit dem Ziel, die Armeegruppe Balck einzukesseln, wurden durch Leibstandarte verhindert. Dann erfolgte der Gegenschlag der russischen Armee. Mit der achtfachen Überlegenheit (42 Schützendivisionen und 8 schnellen Einheiten) griffen sie die durch die heftigen Kämpfe angeschlagenen Divisionen der 6. SS-Panzerarmee an. Leibstandarte sowie die Division Hitlerjugend konnten den russischen Vormarsch zunächst zum Stehen bringen und so den Durchbruch einer nachgeschobenen Panzerarmee verhindern.
Am 22. März wurde eine Gruppe der Leibstandarte eingekesselt, kämpfte sich jeodch unter erheblichen Verlusten zurück und die Division "Hohenstaufen" und die 4. Kavalleriedivison haben es dann unter schwerem Einsatz ermöglicht, dass sich die Verbände der 6. Armee durch einen offengehaltenen, 2,5 - 3 Kilometer breiten Korridor zurückziehen konnten. Der Druck der russischen Übermacht aber war zu gross. Am 23. März musste die Divisionskampfgruppe der Leibstandarte unter der Führung von SS-Brigadeführer Otto Kumm Veszprém nördlich des Plattensees aufgeben.
Am 24. März war die 6. SS-Panzerarmee nur noch mit den zerschlagenen Resten von sechs Divisionen in der Lage zu Kämpfen. 4 kampfkräftige sowjetische Divisionen stürmten gegen die erschöpften deutschen Truppen an. Es konnte auch keine zusammenhängende Front in Nordwest-Ungarn gebildet werden und am 25. März war der Widerstand am zusammenbrechen, die Division Hitlerjugend musste sich zurückziehen, um nicht von einem Flankenangriff der russischen Kräfte überrascht zu werden. Der Rückzug der deutschen Streitkräfte war die einzige Möglichkeit, sich neu zu gruppieren und die restlichen Einheiten zu retten. Der General der Panzertruppen Balck hat danach mit unverantwortlichen und unhaltbaren Vorwürfen an die Adresse von SS-Obergruppenfüher Sepp Dietrich von seiner Mitverantwortung bei dem Misslingen der Offensive ablenken wollen. Dies hatte den berüchtigten "Ärmelstreifenbefehl" Hitlers zur Folge. Sepp Dietrich war tief in seiner Ehre getroffen, hat den Befehl aber nie weitergegeben, was auch nicht notwendig war. Die Ärmelstreifen waren als Tarnmassnahme schon beim Transport nach Ungarn abgenommen worden.
Die Divisionen des 1. SS-Panzerkorps rückten dann in die Reichsschutzstellungen bei Ödenburg ein. Somit war der Krieg in Ungarn für sie zu Ende.
Um Anmerkungen, Kritiken oder Ergänzungen bin ich jederzeit dankbar!!
Grüsse
Stefan
Quellen:
Sepp Dietrich - Kommandeur Leibstandarte und seine Männer, DVG, Oldendorf
Janusz Piekalkiewicz: Der zweite Weltkrieg, ECON Düsseldorf, 1993