27.10.1942
Wetter: heiter, verhältnismäßig warm.
Straßen- und Wegezustand: gut.
Während der Nacht wieder laufende Fliegerangriffe bei der 371. Inf.Div. mit Bombenwürfen und Bordwaffenbeschuss. Im übrigen Armeebereich 37 Feindeinflüge, meistens mit Bombenabwurf.
Beim VI. rum. A.K. setzte der Feind während der Nacht im Abschnitt der 2. rum. Div. seine Vorstöße an verschiedenen Stellen nordwestlich Dubowyj Owrag fort, er wurde überall abgewiesen.
Bei der 371. Inf.Div. dauerten die Versuche zur Bereinigung der Einbruchsstelle während der Nacht an, doch vermochten die dazu angesetzten Kräfte in dem starken russischen Abwehrfeuer nur unwesentlich Boden zu gewinnen. Die Ablösung des rechten Flügelregiments der 371. Inf.Div. durch das Reserve-Regiment der 297. Inf.Div. konnte planmäßig durchgeführt werden.
Um 06.00 Uhr nahm der Feind seine Angriffe gegen die 371. Inf.Div. wieder auf, und zwar stieß er mehrfach mit starken Infanteriekräften und zahlreichen Panzern gegen den linken Flügel der Division vor. Durch zusammengefasstes Feuer aller Waffen wurden sämtliche Angriffe zerschlagen. Um 10.00 Uhr rannte der Gegner nach außergewöhnlich starker Feuervorbereitung, insbesondere seiner Raketengeschütze, und unterstützt durch laufende Tieffliegerangriffe und Panzer, erneut gegen die 371. Inf.Div. an, diesmal auf der gesamten Divisionsfront. Im schweren Kampf konnte die in mehreren Wellen vorstürmende russische Infanterie, teilweise allerdings erst durch Gegenstöße, abgewiesen werden, doch gelang es dem Feind, westlich der Straße Beketowka – Kuporosnoje seine Einbruchstelle etwas zu erweitern. Ostwärts der Bahnlinie konnte der Gegner im weiteren Verlauf der Kämpfe nach stärkster Feuerzusammenfassung in den Südteil von Kuporosnoje eindringen. Durch sofortigen Gegenstoß wurde dieser Einbruch abgeriegelt und der eingedrungene Russe auf den Südostteil des Ortes zusammengedrängt. Ein am Nachmittag hier geführter Gegenangriff traf mit einem neuen feindlichen Angriff, der von mehreren Panzern unterstützt wurde, zusammen und blieb – ebenso wie der neue russische Vorstoß – ergebnislos. Dagegen konnte westlich der Straße Beketowka – Kuporosnoje ein Teil der verloren gegangenen Stellungen in harten Kämpfen zurückgewonnen werden. Ein um 18.30 Uhr einsetzender abermaliger Feindangriff mit Panzern in Gegend 5 km südostwärts Tscherwlenorasnoje wurde abgewehrt.
Es war damit der 371. Inf.Div. trotz ihrer geringen Gefechtsstärke und beträchtlichen Verluste gelungen, auch an diesem Tage ihre H.K.L. – abgesehen von zwei örtlichen Einbrüchen – fest in der Hand zu behalten.
Pz.A.O.K. 4 hatte schon am Vormittag dem IV. A.K. Aushilfsmaßnahmen empfohlen, um sich neue Reserven zu schaffen und um Truppen zur Verfügung zu haben, mit denen örtliche Einbrüche bereinigt werden konnten. Zur Ablösung eines weiteren Bataillons der 297. Inf.Div. wurde von der Pz.Armee der Einsatz des dritten Bataillons des Inf.Rgts. 15 [29. Inf.Div. (mot)] angeordnet und das abgelöste Bataillon dem IV. A.K. bei Woroponowo zur Verfügung gestellt. ferner wurden am Nachmittag die Alarmierung eines Alarm-Bataillons des IV. A.K. und seine Bereitstellung bei Farm 2 befohlen; zu diesem Alarm-Bataillon hatte auch eine Kompanie der Alarmeinheiten des XXXXVIII. Pz.Korps zu treten. [Anl. 272 (C2)]
Pz.A.O.K. 4 eröffnete den IV. A.K., dass es nicht in der Lage sei, weiter zu helfen, insbesondere wies die Pz.Armee nochmals darauf hin, dass das Korps keinesfalls damit rechnen könne, Kräfte der 29. Inf.Div. (mot) zur Verfügung gestellt zu erhalten. Das Korps müsse selber improvisieren und gegebenenfalls durch allmählichen Austausch der 297. und 371. Inf.Div. ausgeruhte Kräfte in den bedrohten Abschnitt zu bringen.
An der übrigen Armeefront blieb die Kampftätigkeit auch an diesem Tage gering. Die 16. Inf.Div. (mot) säuberte durch ein Stoßtruppunternehmen die Viehkolchose Budennogo (28 km südlich Chalchutta) vom Gegner.
Gegen die Front der 2. rum. Div. südwestlich Bol. Tschapurniki stieß der Feind zweimal in Komp.-Stärke vor, wurde aber durch zusammengefasstes Feuer abgeschlagen.
Die russische Lufttätigkeit blieb bis zum Nachmittag sehr rege, besonders die 371. Inf.Div. war das beständige Ziel feindlicher Tiefflieger- und Bombenangriffe. Ein Abwurf auf Bhf. Tinguta hatte nur eine geringe Beschädigung des Bahnkörpers und der Wasseranlage zur Folge.
Der 2. rum. Div., die während der letzten Tage und Nächte zahlreiche Feindvorstöße abgewehrt und dabei dem Gegner beträchtliche Verluste zugefügt hatte, sprach der Oberbefehlshaber seine besondere Anerkennung aus. [Anl. 271 (C2)]
Das D.V.K. 2 (bei rum. A.O.K. 4) teilte in einem Fernschreiben die Eintreffebahnhöfen und Versammlungsräume der 18. rum. Inf.Div. sowie der 5. und 8. rum. Kav.Div. mit. [Anl. 271a (C2)]
Anknüpfend an seinem Bericht vom 21.10. [vergl. Anl. 168 (C4)] meldete der Oberbefehlshaber Pz.A.O.K. 4 dem O.B. der Heeresgruppe, dass seine Bemühungen um die rechtzeitige und ausreichende Belieferung des dringendsten Materials sowie des notwendigsten Schanz- und Werkzeuges für den Ausbau der Winterstellung im derzeitigen Frontbereich der 4. Pz.Armee ergebnislos geblieben seien.
Er (der O.B. der 4. Pz.Armee) habe den Eindruck, dass es bei der Zuführung des Materials für die Winterstellung bei Dienststellen, auf die er keinen Einfluss habe, an der nötigen Schnelligkeit, Sorgfalt oder Überlegung zum Nachteil der fechtenden Truppe mangle.
[Anl. 273 (C)]
28.10.1942
Wetter: bedeckt, windig.
Straßen- und Wegezustand: unverändert.
Während der Nacht gelang es bei der 371. inf.Div. die Einbruchstelle, westlich der Straße Beketowka – Kuporosnoje, weiter zu verengen. Die harten Kämpfe hier sowie mit dem noch im Südostteil Kuporosnoje befindlichen Gegner dauerten bis zum Morgen des 28.10. an und gingen in neue Feindangriffe über. In der Luft blieb die nächtliche Kampftätigkeit des Gegners begrenzt (im ganzen Armeebereich 55 Einflüge).
Am 28.10., dem 4. Kampftage, setzten die Russen ihre Durchbruchsversuche an der Front der 371. Inf.Div. mit starker Infanterie, unterstützt von zahlreichen Panzern, fort. Mehrere im Verlauf des Vormittags an verschiedenen Stellen geführte Vorstöße brachen im Abwehrfeuer aller Waffen unter hohen blutigen Verlusten für den Angreifer zusammen. Auch ein um 12.00 Uhr nach starker Feuervorbereitung vorbrechender, groß angelegter Angriff gegen die gesamte Divisionsfront konnte abgewiesen werden. Im Verlauf eines hierauf folgenden erneuten Massenangriffs gegen drei Stellen der Front zwischen Gegend 5 km südostwärts Tscherwlenorasnoje und der Wolga gelang es den Russen nach Erledigung zweier deutscher Sturmgeschütze, in Kuporosnoje-Süd bis zur Schlucht vorzudringen. Die Einbruchstelle konnte aber entlang der Bahn Beketowka – Stalingrad durch die 371. Inf.Div., am Nordrand der Schlucht durch die 71. Inf.Div. abgeriegelt werden.
An der übrigen Armeefront kam es nicht zu wesentlichen Kampfhandlungen.
Im Auftrage des Oberbefehlshabers begab sich der Chef Pz.A.O.K. 4 am Vormittag zum Gen.Kdo. IV. A.K. und zur 371. Inf.Div., um sich ein klares Bild von der Gesamtlage bei der Division zu verschaffen, gegen die während der Anwesenheit des Chefs gerade ein neuer russischer Angriff einsetzte. Der Chef übermittelte dem Divisionskommandeur den Auftrag des Oberbefehlshabers, alles zu tun, dass keine Erweiterung der Einbruchsstelle erfolgte, sondern dass die Eckpfeiler bei den zu erwarteten weiteren Angriffen unter allen Umständen hielten. Um der 371. Inf.Div. weitere Entlastung zu bringen, empfahl der Chef, den Abschnitt der 297. Inf.Div. zugunsten der 371. Inf.Div. um einen Bataillons-Abschnitt zu erweitern. Der Kommandierende General des IV. A.K., der gerade auf dem Gefechtsstand der 371. Inf.Div. anwesend war, traf sogleich die entsprechenden Anordnungen.
Die gleichen Punkte wurden auch auf dem Gefechtsstand des IV. A.K. besprochen. Dabei wurde auch der Flak-Einsatz berührt und betont, dass es in dieser Lage falsch wäre, die schwer beweglichen hohen 8,8-cm-Flak in vorderer Linie zur Erdabwehr aufzustellen; sie seien dann zu stark Geschützausfällen ausgesetzt.
[Ein entsprechendes Verbot wurde am Abend vom Oberbefehlshaber ausgesprochen. Anl. 274 (C2)]
Es wurde dem IV. A.K. aufgegeben, der 371. Inf.Div., die in den letzten Tagen mehrere Pak's verloren hatte, durch Ausgleich innerhalb des Korps zu helfen.
D.V.K. 16 meldete die Zeiten für Vorgehen, Einsatz und Befehlsübernahme der 5. rum. Kav.Div. im Abschnitt Schebenery – Scharnud – Kominterna. [Anl. 604 (C1)]
D.V.K. 16 legte einen Vorschlag mit Planpause des Kommandierenden Generals des VI. rum. A.K. für die Versammlungsräume der 18. rum. Div. vor. [Anl. 605 (C1)]
Der deutsche Verbindungsstab 2 teilte den neuen Versammlungsraum und den Stand der Transportbewegung der 18. rum. Div. mit. [Anl. 606 (C1)]
Pz.A.O.K. 4 gab dem VI. rum. A.K. von der im Bereich des deutschen Heeres getroffenen Einrichtung von "Alarmeinheiten" Kenntnis und bat um Meldung, ob und in welchem Umfang im Bereich des VI. rum. A.K. die Bildung solcher Alarmeinheiten beabsichtigt sei.
[Anl. 275 (C2)]
(...)
Fortsetzung folgt.
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MfG Uwe