Flugzeug DFS 228, Höhen- Fernaufklärer mit Raketenantrieb

  • Hallo liebe Forenmitglieder und Gäste,

    am Wochenende bin ich über einen interessanten Artikel über den Fotoaufklärer DFS 228 der Luftwaffe gestoßen, und möchte euch diesen nicht vorenthalten.

    Wie von allen kriegführenden Mächten, wurde auch von Deutschland vor dem Zweiten Weltkrieg Aufklärung betrieben. In den dreißiger Jahren begann man mit der Luftspionage. Luftstützpunkte in Finnland, Polen, Norwegen, Ungarn, Rumänien, Bulgarien und der Tschechoslowakei dienten dem Start von Spionageflugzeugen, die die Sowjetunion vom Norden bis Süden ausforschen sollten. Lediglich in der Türkei und in Afghanistan konnte die Erlaubnis, Startbasen einzurichten, nicht erwirkt werden.
    Von den Basen sollten strategisch wichtige Bezirke, wie das Erdölgebiet von Baku, das Kaspische wie das Schwarze Meer überflogen werden.

    In Zusammenarbeit mit der DVL, der Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt, wurden zunächst Heinkel He 111-Flugzeuge, die auf größere Reichweite ausgelegt waren, mit der Fotoaufklärung betraut. Als Fotoapparat dienten Robot-Kleinbildkameras, Format 24 x 24, die mit einem zusätzlichen Federwerk ausgerüstet waren, um Filme mit 180 Bildern durchzuziehen. Nur eines dieser Heinkel He 111-Flugzeuge, die Luftverkehrsverbindungen beflogen und bei Umwegen benachbarte Gebiete fotografierten, ging über dem Kaukasus verloren. Da es sich nicht auf der angemeldeten Route befand, wurde dieser Umstand später der Sowjetunion gegenüber mit Irrtümern des Piloten begründet.
    Dann ging man auf strahlengetriebene Höhensegelflugzeuge über, die von der DFS, der Deutschen Forschungsanstalt für Segelflug konstruierten Höhenaufklärer. Diese Flugzeuge erfüllten alle Bedingungen.

    Typ: DFS 228:

    1. Flug in großen Höhen von 25-30 km, um oberhalb der Reichweite von Flak und Abfang- und Höhenjägern zu fliegen.

    2. Erzielen großer Reichweiten, um zu weit entfernten Luftstützpunkten zu gelangen.

    3. Startbahnen normaler Längen müssen für Start und Landung ausreichen.

    Die erste Bedingung wurde durch das Huckepack-Startverfahren erfüllt. Dabei wird der Fotoaufklärer auf ein Propellerflugzeug, z.B. eine Dornier Do 17 montiert und in eine Höhe von 23.000 m geschleppt oder besser getragen. In der vorgesehenen Höhe wird der Aufklärer von der Halterung gelöst. Der Aufklärer setzt seinen eigenen Antrieb, einen Raketenmotor ein.

    Die zweite Bedingung wurde durch die niedrige Gleitzahl (Absinken des Flugzeugs in Metern pro 100 m Flugstrecke) erreicht, die von der aerodynamischen Form und dem Tragflächenprofil, angepaßt an die Flughöhe, abhängt. Außerdem wurde nach einem antriebslosen Segel- oder Gleitflug mit Hilfe des Raketenmotors, der Aufklärer in einem sanften Steigflug wieder auf die vorherige Höhe gebracht. Gleitflug und Steigflug wechselten einander ab. Da der Motor nur für den Steigflug eingeschaltet wurde, kam so eine bedeutend größere Reichweite zustande.

    Die dritte Bedingung wurde durch den Umstand erfüllt, daß beim Huckepack-Start (Huckpackflug, auch "Mistelflug" aus Gründen der Geheimhaltung genannt, so wie die Mistel parasitär manchen Bäumen aufsitzt) der Aufklärer mit seinen riesigen Tragflächen den Auftrieb des Trägerflugzeugs unterstützte, das unbeladen war und dessen Motorkraft für diese Art des Startens ausreichen war.

    In Zusammenarbeit mit den Japanern sollten diese die Sowjetunion bis westlich des Baikalsees erkunden, wozu es aber nur in Ansätzen kam. Deutscherseits sollten die Ukraine, Weißrußland, der Kaukasus, die Gebiete um Leningrad und Moskau bis über den Ural hinweg beobachtet werden.

    Ab Frühjahr 1941 war auf den Aufklärungsfotos zu erkenne, daß östlich der deutsch-sowjetischen Demarkationslinie im sowjetisch besetzten Ost-Polen bis in die Sowjetunion hinein ein gewaltiger Aufmarsch in der Größenordnung mehrerer sowjetischer Armeen stattfand.
    Der deutsche Präventivschlag im Juni 1941 vereitelte die Absicht der Sowjets, ganz Westeuropa zu erobern, wie aus bisher geheimgehaltenen Dokumenten des Kreml hervorgeht.

    Quelle: der Freiwillige Juli 1997


    Hier noch ein paar ergänzende Fotos

  • PzPiKp420

    Hat den Titel des Themas von „Fotoaufklärer DFS 228“ zu „Höhenaufklärer DFS 228, mit Raketenantrieb“ geändert.
  • Hallo zusammen,


    hier noch ein paar Eckpunkte zu diesem Flugzeugmuster,

    Der Höhen- Fernaufklärer wurde auf eine Do 217 K montiert und per Huckepack auf 10.000 m Höhe gebracht. Dort ausgeklinkt flog sie aus eigener Kraft mit dem Raketentriebwerk auf Gipfelhöhe von 22,500 m, die etwa 45 min gehalten werden konnte, danach flog sie im Geleitflug bis auf 12.000 Höhe etwa 750 km weit.

    Ab dieser Höhe konnte die DFS 228 noch 315 km im Gleitflug zurücklegen, da jedoch in dieser Höhe mit angriffen, feindlicher Jäger zu rechnen war, mussten die Piloten einen Teil Restkraftstoff für zusätzliche Kampfleistungen aufsparen.


    Die Maschine war aufgrund der Leichtbauweise nur mit einer Druckkabine ausgestattet die bis Höhen von 8000 m ausgelegt war, darüber hinaus musste mit einer Sauerstoffmaske und komprimierten Sauerstoff gearbeitet werden. Der Pilot lag innerhalb der Kabine auf einem Polster mit Kinnstütze. Die gesamte Zelle bestand Holz.


    Bis zum Kriegsende wurden etwa 12 Maschinen fertiggestellt und ausgiebigen Versuchen in der Luftwaffen Erprobungsstelle Rechlin unterzogen.

    Zum Einsatz kam aber keine Maschine.


    Quelle: Die deutsche Luftrüstung 1933-1945, Heinz J. Nowarra


    https://en.wikipedia.org/wiki/DFS_228



    Gruß Ulf

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