„Kriegsneurotiker“

  • Guten Tag zusammen,



    Abschrift und Bearbeitung

    Quelle: germandocsinrussia



    H u. OKH, den 30.04.1943


    Der Heeressanitätsinspekteur

    Heeresarzt

    Az. 1283 …………. (IIa)

    Nr. I / 8942 / 43 geh.


    Betr. : Erfassung und Behandlung von „Kriegsneurotikern“


    Die rechtzeitige Erfassung, richtige Behandlung und Verwendung von Soldaten mit seelisch-nervösen Strömungen, insbesondere von „Kriegsschüttlern“, Soldaten mit psychogenen Lähmungen, Aphonien, Taubheit usw. kurz der „Kriegsneurotiker“, ist zumal im 4. Kriegsjahr von besonderer Bedeutung.


    Die Wichtigkeit des Abfilterns dieser Kriegsneurotiker hinter der Front ist schon in den Richtlinien für das Sammeln kriegsärztlicher Erfahrungen vom 11.10.1939 und in den Richtlinien für die Behandlung und Verteilung der Soldaten mit seelisch-nervösen Störungen vom 31.10.1939 betont worden.


    Je rascher und weiter derartige Leute zurücktransportiert werden, desto größer wird einerseits die Gefahr der psychischen Infektion weiterer Kreise, während andererseits umso leichter psychisch nicht absolut Gefestigte auf diese Möglichkeit, sich dem Fronteinsatz zu entziehen, aufmerksam werden.


    Es muss verhindert werden, dass diese „Kriegsneurotiker“ zu weit in die rückwärtigen Dienste verlegt werden. Schon gar nicht sollen sie in die Heimat abbefördert werden, außer in einzelnen behandlungsrefraktären Fällen.


    Bei einfachen Schreckreaktionen wird die truppenärzliche Behandlung gemäß den Richtlinien der Heeresdruckvorschrift 2009/2 Blatt 126 vom 1.8.42 die Störungen zu beseitigen imstande sein. Bei verlängerten Reaktionen und komplizierten Bewegungsstörungen ist fachärztliche Untersuchung angezeigt, auch bei Lähmungen und fraglichen Kausalgien nach Verletzungen.


    Im Stellungskrieg sind Feldlazarette der geeignete Ort, um sie aufzufangen, bei anderer Kriegslage Kriegslazarettabteilungen.


    Die beratenden Psychiater sind weitestgehend einzuschalten und haben für Verbreitung der Kenntnis und Behandlung dieser Zustände zu sorgen. Sie sind darauf hinzuweisen, dass dies eine ihrer wichtigsten Aufgaben darstellt, für die sie verantwortlich sind.



    gez. Dr. Handloser



    ————————————————————————————————————————————————


    AHQu., den 13.05.1943


    Armeearzt beim AOK 18

    ?/Tgb.Nr.884%43 geh.


    Obige auszugsweise Abschrift zur Kenntnis.


    Bisher sind im Armeebereich nur Einzelfälle aufgetreten. Hier hat es sich bewährt, wenn im Feldlazarett nicht in wenigen Tagen eine Heilung der Neurose erzielt wurde, den Mann beschleunigt in die Fachabteilung des Kriegslazaretts in Nikolskoje einzuweisen, wo es bisher immer gelang, den Mann in Kürze wieder dienstfähig zur Truppe zurück zu schicken. Daran soll festgehalten werden. Die Korpsärzte sorgen für Durchführung der Maßnahme.



    Im Entwurf

    gez. Gonz


    F.d.R.

    gez. Dr. Hagner

    Stabsarzt



    Gruß Marga



    Siehe auch diesen Link :


    https://de.wikipedia.org/wiki/Kriegszitterer