Veterinär-Ersatz- und Ausbildungs-Abteilungen

  • Hallo Allerseits!


    Abschrift und Bearbeitung!


    Die Veterinär-Ersatz- und Ausbildungs-Abteilungen


    Bei Beginn des Krieges wurde das Ersatzpersonal für die Veterinärdienste bei den Fahr-Ersatz-Abteilungen ausgebildet. Die zu besonderen Hilfsdiensten bei der Behandlung kranker Pferde benötigten Pferdepfleger wurden zusätzlich für vierzehn Tage zu Heimat-Pferde-Lazaretten kommandiert. Verwundete und kranke Unteroffiziere und Mannschaften der Veterinärdienste des Feldheeres wurden nach ihrer Genesung ebenfalls der für ihren Feldtruppenteil zuständigen Fahr-Ersatz-Abteilung zur Deckung von Ersatzanforderungen zugeleitet.


    Gelernte Beschlagschmiede wurden nach Möglichkeit zu Ersatzeinheiten mit größerer Pferdezahl eingezogen und standen nach achtwöchiger militärischer Ausbildung als Ersatz für das Feldheer zur Verfügung. Genesenes Hufbeschlag-Personal wurde dem für den Feldtruppenteil zuständigen Ersatztruppenteil zugeleitet.


    Diese Regelung führte zu zahlreichen Unzuträglichkeiten, von denen die folgenschwerste war, dass das Hufbeschlag-Personal entgegen den Bestimmungen des Mobilmachungsplanes oft berufsfremd verwendet wurde. Da es aber dringend für den Hufbeschlagdienst benötigt wurde, erreichte der Veterinär-Inspekteur nach langen und schwierigen Verhandlungen im Frühjahr 1940 den Befehl zur Aufstellung von 15 Veterinär-Ersatz- und Ausbildungs-Abteilungen.


    Diese Ersatz-Abteilungen, die zu den planmäßigen Truppenteilen des Ersatzheeres traten und den Wehrkreis-Veterinären truppen- und fachdienstlich unterstellt wurden, waren in den Wehrkreisen I bis XIII, XVII und XVIII untergebracht.


    Sie waren in einen Abteilungsstab mit einem Veterinär-Offizier als Kommandeur und drei Kompanien gegliedert, von denen die erste unter einem erfahrenen Truppen-Offizier die militärische Grundausbildung der neu eingezogenen Ersatzmannschaften für die Veterinärdienste durchführte, die zweite - von einem Veterinär-Offizier geführt - den für das Feldheer verfügbaren ausgebildeten Ersatz übernahm und ihn für den Spezialdienst in Veterinär-Truppen schulte, die dritte unter einem entsprechend vorgebildeten Veterinär-Offizier die bei allen übrigen Ersatzeinheiten des Wehrkreises militärisch ausgebildeten Hufbeschlagschmiede sammelte und fachlich weiterbildete. Einzelne Veterinär-Ersatz- und Ausbildungs-Abteilungen hatten noch zwei weitere Kompanien, von denen eine als Genesenen-Kompanie, die zweite als Marsch-Kompanie eingesetzt war.


    Die Veterinär-Ersatz- und Ausbildungs-Abteilungen hatten die Aufgaben:

    • die Grundausbildung neu eingezogener Tierärzte durchzuführen und die aus dem Feldheer zurückkehrenden Veterinär-Offiziere und Veterinär-Offizieranwärter zu sammeln;
    • das Ersatzpersonal für den Veterinärdienst des Feld-und Ersatzheeres militärisch und fachlich auszubilden und das aus dem Feldheer zurückkehrende Personal der Veterinär-Truppen zu sammeln; ausgenommen hiervon waren das Sanitäts-Personal, die Kraftfahrer und die Schirrmeister;
    • das bei allen übrigen Ersatzeinheiten des Wehrkreises militärisch ausgebildete Hufbeschlag-Personal für weitere militärische und fachliche Ausbildung und das aus dem Feldheer zurückkehrende Hufbeschlag-Personal zu sammeln.

    Die Veterinär-Ersatz- und Ausbildungs-Abteilung eines Wehrkreises stellte den Ersatz für die auf diesen Wehrkreis angewiesenen Veterinär-Truppen des Feldheeres und die in dem betreffenden Wehrkreis befindlichen Heimat-Veterinär-Truppen und -anstalten, mit Ausnahme der oben genannten Spezialisten. Sie stellte weiterhin den Ersatz an Hufbeschlag-Personal für sämtliche Truppenteile des Feld- und Ersatzheeres, für die der betreffende Wehrkreis den Ersatz stellte. Wehrkreise ohne eigene Veterinär-Ersatz- und Ausbildungs-Abteilung wurden für die von ihnen zu leistende Ersatzgestellung an Veterinär- und Hufbeschlag-Personal auf die Abteilungen anderer Wehrkreise angewiesen.


    Der Ausbildungsplan für die Veterinär-Ersatz- und Ausbildungs-Abteilungen war in der Heeresdruckvorschrift 310/1 E niedergelegt. Die Schwerpunkte der Ausbildung lagen neben der Einweisung in den Dienst am Pferd und spezielle fachliche Aufgaben in der Selbstverteidigung (Kampf- und Gefechtsdienst nach der Ausbildungsvorschrift für die Infanterie, Schießausbildung mit Handfeuerwaffen, Handgranatenwerfen und Panzerabwehr) und für einen Teil des Ersatzes in einer Reit- und Fahrausbildung.


    Als weitere Aufgaben fielen den Veterinär-Ersatz- und Ausbildungs-Abteilungen teilweise die Neuaufstellung von Veterinär-Truppen (Veterinär-Kompanien) und die Durchführung von Lehrgängen für junge Veterinär-Offiziere zu, die für den Einsatz in Führungsstellen in Veterinär-Truppen des Feldheeres vorgesehen waren.


    Als Kuriosa seien vermerkt, dass in der Veterinär-Ersatz-und Ausbildungs-Abteilung 6 in Soest von Wachtmeister Köhler ein Schießlehrgerät entwickelt worden ist, das - in abgeänderter Form - heute noch in der Bundeswehr verwendet wird, ferner, dass in der Veterinär-Ersatz- und Ausbildungs-Abteilung 13 in Regensburg eine Zucht mit etwa 2.000 Angorakaninchen betrieben worden ist, deren Wolle für die Flieger-Sonderbekleidung dringend benötigt wurde.


    Über die zeitweisen Schwierigkeiten der Ersatzgestellung gibt ein Schreiben des Veterinär-Inspekteurs im Oberkommando des Heeres vom 27.03.1942 ein Bild:

    "Seit einem Jahr erfolgt die Ersatzgestellung an Unteroffizieren und Mannschaften für die Veterinär-Einheiten und -anstalten, an Veterinär-Offizieren und Hufbeschlag-Personal für das gesamte Feld- und Ersatzheer durch die Veterinär-Ersatz-Abteilungen. Die in jedem Wehrkreis damit durchgeführte zentrale Erfassung des Hufbeschlag-Personals hat den ursprünglich bestehenden Mangel as Beschlagschmieden beseitigt, Zeitweise kam es sogar zu einer Überfüllung der Ersatz-Abteilungen mit Hufbeschlag-Personal.


    Zur Zeit bereitet jedoch die Ersatzgestellung an Veterinär-Personal wegen Personalmangels Schwierigkeiten. Dieser Personalmangel ist darauf zurückzuführen, dass den Veterinär-Ersatz-Abteilungen bei den letzten Rekruteneinstellungen keine Rekruten zugewiesen werden konnten, weil sie zu jener Zeit noch mit Hufbeschlag- und Veterinär-Personal überfüllt waren. Die damalige Überfüllung der Veterinär-Ersatz-Abteilungen war dadurch verursacht, dass - wie aus Bestandsmeldungen klar zu ersehen war - die Fehlstellen bei den Veterinärdiensten des Ersatzheeres nicht laufend aufgefüllt wurden und dass die Ersatzgestellung ins Feldheer wegen Anforderungs- und Transportschwierigkeiten stockte.


    Bei den Neuaufstellungen der letzten Zeit wurde dann plötzlich wieder soviel Hufbeschlag- und Veterinär-Personal benötigt, dass der vorhandene Bestand nicht reichte. Bedauerlicherweise wurde bei den Aufstellungen der Pferde-Marschstaffeln den Veterinär-Ersatz-Abteilungen viel zu viel Personal entzogen. Hier hätten die Wehrkreis-Veterinäre rechtzeitig eingreifen und steuern müssen.


    Um für die Zukunft eine unzweckmäßige Abgabe von Veterinär- und Hufbeschlag-Personal zu verhindern, habe ich eine Verfügung veranlasst, wonach die Wehrkreis-Veterinäre in jedem Falle an der Ersatzgestellung von Veterinär- und Hufbeschlag-Personal zu beteiligen sind.


    Ausgehend von Bestandsmeldungen, nach denen die Veterinär-Ersatz-Abteilungen noch überfüllt waren, sollten auch bei der nächsten Rekruteneinstellung keine Rekruten zugewiesen werden. Anhand der Bestandsmeldungen vom 15.02.1942 konnte jedoch durchgesetzt werden, dass jede Veterinär-Ersatz-Abteilung zum Einstellungstermin im April 100 Rekruten erhält.


    Welcher Weg für die Ersatzgestellung an das Feldheer am zweckmäßigsten zu wählen ist, wird geprüft. Grundbedingung für jede Regelung ist, dass das Personal auch tatsächlich seinem eigentlichen Zweck zugeführt wird.


    Voraussetzung für eine sachgemäße Personalbewirtschaftung ist, dass die leitenden Veterinär-Offiziere engste Fühlung mit den Personalbearbeitern ihrer Kommando-Behörde halten und dauernd über die Personallage der ihnen unterstellten Einheiten sowie über das Eintreffen von Marsch-Bataillonen und Feld-Ersatz-Abteilungen unterrichtet sind."


    Den Veterinär-Ersatz- und Ausbildungs-Abteilungen, deren Veterinär-Offiziere, Offiziere und Unteroffiziere ihre vielseitigen Aufgaben mit Begeisterung und Hingabe erfüllt haben, ist es zu danken, dass die Veterinär-Truppen des Feldheeres seit 1941 einen gut ausgebildeten Ersatz erhalten haben, der sie zu ihren ausgezeichneten Leistungen befähigt hat. Die gute Bewährung dieser Abteilungen ist in erster Linie darauf zurückzuführen, dass bei ihnen vorwiegend qualifizierte Ausbilder mit eigenen Fronterfahrungen eingesetzt worden sind.


    Quelle: Das deutsche Veterinärwesen im zweiten Weltkrieg


    Gruß

    Antje

    Ich suche Informationen über das:
    Kriegslazarett in Bromberg Zeitraum Januar - Ende Februar 1942 und das
    Kriegslazarett Königsberg Januar 1943. :whistling: