Hallo zusammen,
Die Goldenfels (es war das 3e Schiff mit diesem Namen) der Bremer Deutschen Dampfgesellschaft Hansa wurde, nach Kriegsbeginn, umgebaut zur Atlantis (Schiff 16) Hilfskreuzer der Kriegsmarine, hier auf YouTube. An Bord waren 6 schwere Seekanonen, 1 (am Bug) Anhaltekanone, 2 Flakabwehrgeschütze, 4 Einzellafetten-Flaks. Unter der Wasserlinie (Mittschiffs) 2 Torpedorohre. Die Waffen wurden versteckt aufgestellt.
Die Mannschaft hatte um ihre Aufgaben meistern zu können einiges zur Verfügung:
Die Länge der Schornsteine konnte geändert werden. Es gab eine Schornsteinattrappe um einen zweiten Schornstein zu simulieren, die Masten konnten ebenfalls in der Länge verändert werden und die Mannschaft hatte, um Piloten von Aufklärungsflugzeuge zu täuschen, unterschiedlichste Kleidung und Attribute zur Verfügung. Zum Beispiel waren dort Krankenschwestertrachten oder auch Kinderwagen, Nickelbrillen usw. vorhanden.
Wären Pernass & Co. in den Ardennen mit solchen Attributen ausgestattet worden, vielleicht wären sie dort weiter gekommen. Aber sich vorzustellen wie Pernass & Schmidt ein Elternpaar mimen u. Billing im Kinderwagen transportieren geht dann doch etwas zu weit, oder?
Kapitän der Atlantis war Bernard Rogge, Oblt. Ulrich Mohr war sein Offizier, ebenso Oblt. Lorenz Kasch. Oberstabsarzt G. Reil diente ebenfalls auf der Atlantis. Mohr veröffentlichte nach dem Krieg mehrere Bücher, darunter eins mit dem Titel ATLANTIS. Rogge soll jüdischer Abstammung (Großmutters Seite) gewesen sein. 1939 verlor Rogge seine 1e Frau und die Schwiegermutter durch Suizid. Diese waren (laut Quelle) ebenfalls jüdischer Herkunft hielten den Druck der Nazis nicht stand. Rogge konnte nur im Amt bleiben auf Fürsprache eines alten Freundes (Erich Raeder) bei A.H. .
Am 17.04.1941 traf die Atlantis, unter Norwegischer Flagge und umgetauft auf Tamesis, auf die Zamzam. Das verdunkelte Schiff wurde angegriffen und nach Evakuierung aller an Bord befindlichen Menschen versenkt (https://www.wrecksite.eu/wreck.aspx?156714) .
Die Zamzam, der Name beruht auf einen heiligen Brunnen in Mekka, war auf der Reise von New York nach Kapstadt (Süd-Afrika). Der Kapitän war William Gray Smith.
An Bord der Zamzam waren 200 Passagiere. Im Laderaum befanden sich u. A. Schmieröl für die britischen Panzerbrigaden in Süd-Afrika, dazu eine große Ladung Ammoniumsulfat. Ammoniumsulfat wurde zur Produktion von Sprengstoff verwendet, das hier allerdings als Düngemittel deklariert war. In diesem Zusammenhang ist es vielleicht interessant zu wissen das die britische Admiralität in Kontakt mit Kapitän Smith stand. Einer der Befehle der Admiralität an Smith war das Verdunkeln der Zamzam bei Nacht. Ein Schelm der Böses dabei denkt, denn die Zamzam fuhr offiziell unter neutraler Flagge. Nachdem die Atlantis das Schiff erfolgreich angegriffen hatte und die Menschen samt Dackel das Schiff verlassen hatten, wurden die Auffahrenden der Zamzam an Bord der Atlantis genommen und später dem Versorgungsschiff Dresden, unter Kapitän Jäger, übergeben. Es ging für die meisten der 200 Passagiere nach Süd-Frankreich , danach konnten die anwesenden US-Bürger nach Hause. 28 Frauen u. Kinder aus Großbritannien und dem Commonwealth wurden nach Deutschland gebracht, für sie ging es u. A. ins Internierungslager Liebenau am Bodensee. Dort kamen die Frauen und Kinder am 16. Juni 1941 an.
Die Erlebnisse der Auffahrenden der Zamzam, der Internierung und des Austauschs gegen internierte Deutsche Frauen in Kanada wurde im Buch „Auf Irrfahrt, Sieben Kanadische Frauen auf Irrfahrt im Dritten Reich“, von Carolyn Gossage meisterhaft und detailliert beschrieben. Das Buch erschien bereits 2009.
Das oben geschilderte stammte mit Ausnahme der Links aus dem Buch.
Im Buch ist von Sieben Frauen die Rede ist, es gibt jedoch ein Schriftverkehr in dieser Angelegenheit in dem von 9 Frauen die Rede ist. In einem weiteren Schreiben ist sogar von 10 Frauen die Rede. Es gibt an diesem Punkt Anlass zum Nachrecherchieren. Ich werde mich aber vorerst vornehm zurück halten.
Neben einer detaillierten Quellenangabe im Buch von Carolyn Gossage gibt es für mich ein besonderes Wiedersehen. Hinsichtlich dieser Person sieht es aus als wäre auch in dieser Geschichte ein Patzer eingeschlichen. Der Angelegenheit wollte ich eigentlich nachgehen. Es hat nämlich den Anschein das in diesem Fall kräftig abgekupfert wurde, es aber keine eigene Überprüfung der vorhandenen Unterlagen gab. Ein bestimmter Satz zu diesem Teilbereich taucht schon in früheren Quellen auf. Für diese Recherche muss ich allerdings Unterlagen vom kanadischen Nationalarchiv kommen lassen. Da es nicht möglich ist vorher zu erfahren wie umfangreich die benötigten Unterlagen sind ist es auch nicht möglich die Kosten zu überblicken. Das ist für mich Grund genug, an dem Punkt vorerst einen Schlussstrich zu ziehen. Mal abgesehen das die Wartezeit momentan, Coronabedingt (eine oft vorkommende Begründung, wenn der Ukrainekrieg nicht herhalten kann), sehr lange sein soll. Solange ich also niemanden vor Ort einbinden kann, bleibt vorerst der Deckel darauf.
Gruß Wolfgang