Feldpostüberwachung

  • Hallo Michael,


    ich finde dieses Dokument sehr aussagekräftig und erschütternd! Danke dafür!


    Also bereits im Februar 1942 war die Stimmung in der Truppe offensichtlich so schlecht, dass die Zensur der Feldpost derartige Maßnahmen erforderlich machte. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die beiden Beispiele im Anhang des Befehls Ausnahmen waren. Das hätte eine derartige Reaktion von sehr hoher Stelle nicht so erforderlich gemacht. Also gab es offenbar viele derartige Briefe in die Heimat!

    Sehr bemerkenswert und erschütternd!

    Aber hat die hohe Führung denn wirklich geglaubt, dass man nur mit Durchhalteappellen die niedergeschlagene Stimmung, vor allem den Hunger, beheben kann? Das wiederspricht doch allen Führungsgrundsätzen!
    In der Bundeswehr hieß es früher "Ohne Mampf kein Kampf!" und das war für uns Vorgesetzte immer Veranlassung genug, sich persönlich um die Verpflegung und sonstige Versorgung zu kümmern!


    Klar ist mir auch bekannt und bewußt, dass der Nachschub in allen Bereichen damals nicht besonders gut war. Aber mir war nicht bekannt, dass es schon zu dieser frühen Zeit riesige Probleme mit der Verpflegung gab!

    Wenn zu diesem Problem (Verpflegung) noch die ungeheuren Strapazen des täglichen Kampfgeschehens, der Streß, die Angst und die erbärmliche Kälte kamen, wird mir die Leistung und der Durchhaltewille unserer Soldaten nocht ungeheurer. Was haben diese Männer alles durchgemacht?

    Man kann nicht genug Respekt dafür aufbringen!


    Gruß

    Horst

  • Hallo Horst,


    vielen Dank für deine Reaktion. Ich finde diese Dokumente ebenfalls sehr erschütternd und glaube ebenfalls nicht, dass es sich hier um Ausnahmen gehandelt hat. Das Zeitfenster zeigt uns aber auch, dass wir diese Aussagen auf ein spezielles Ereignis eingrenzen können. Und zwar auf den katastrophalen Verlauf im Winter 1941/42 an der Ostfront. Wir wir ja wissen, wurde zu diesem Zeitpunkt der Vormarsch der Wehrmacht nicht nur gestoppt sondern in Teilen auch wieder zurückgedrängt. Das hatte natürlich Auswirkungen in alle Richtungen. Die Versorgungslage und der Vertrauensverlust in die Führung waren dabei wahrscheinlich nur zwei Komponenten.


    Gruß

    Michael


    PS:

    Aber hat die hohe Führung denn wirklich geglaubt, dass man nur mit Durchhalteappellen die niedergeschlagene Stimmung, vor allem den Hunger, beheben kann? Das wiederspricht doch allen Führungsgrundsätzen!

    Durchhalteappele bzw. die später einsetzende Härte in der Führung der Truppe waren aus meiner Sicht gewollte Werkzeuge. Wir uns der allgemeine Kriegsverlauf gezeigt hat, gab es hierzu auch meßbare Ergebnisse. Dazu kommt dann noch der Punkt, mit der Ernährung der Truppe aus den besetzten Gebieten.

  • Hallo Michael,


    in der Tat ein sehr interessantes Dokument vom 15.09.1941! Danke fürs teilen!


    Wenn ich mir vorstelle, mit welcher Intensität die Feldpost-Überwachung vonstatten ging, so Frage ich mich wie viele Personen für so etwas abgestellt wurden und ob diese Männer nicht eher an der Front gebraucht wurden?


    Es wird wohl keine Antwort darauf geben, aber ich wollte das mal als Überlegung einwerfen.


    Gruß

    Antje

    Ich suche Informationen über das:
    Kriegslazarett in Bromberg Zeitraum Januar - Ende Februar 1942 und das
    Kriegslazarett Königsberg Januar 1943. :whistling:

  • Hallo Antje,

    Wenn ich mir vorstelle, mit welcher Intensität die Feldpost-Überwachung vonstatten ging, so Frage ich mich wie viele Personen für so etwas abgestellt wurden und ob diese Männer nicht eher an der Front gebraucht wurden?

    zu diesem Thema werden wir bestimmt noch etwas finden können. Ich werde mal schauen und mich wieder melden.


    Gruß

    Michael

  • Hallo Michael, hallo Antje,


    Vielen Dank für die Information.

    Der Personalaufwand für diese Feldpost-Überwachung ist sicherlich das eine und Deine Frage dazu, liebe Antje, stellt sich auch mir.


    Aber für mich bedeutet dieses Dokument noch eine viel größere Überlegung!

    Offensichtlich scheint der deutschen obersten Führung doch von Anfang an klar gewesen zu sein, dass die deutschen Soldaten zumindest länger als die wenigen Monate bis Weihnachten 1941 in Russland bleiben müssen!

    Warum wurde dann nicht bereits bei der Planung des Feldzuges die materielle Versorgung der Soldaten mit Winterbekleidung/-matrial bedacht? Oder ging man bei dem Planungsstab und bei AH davon aus, dass die Soldaten im Winter, weil ja die Sowjetunion bereits geschlagen ist, ihre Zeit in Russland lediglich als Besatzer in gut geheizten Unterkünften verbringen wird? Das kann ja wohl nicht sein!

    Ich glaube schon, dass viele verantwortliche Führer das wussten und ihnen auch die Tragweite klar war. Aber warum ist das nicht bis zur obersten Spitze, dem "Größten Feldherrn aller Zeiten", durchgedrungen bzw. eindringlich klar gemacht worden?


    Gruß

    Horst

  • Hallo Horst,


    tja was sich die oberste Heeresleitung dabei gedacht hat werden wir wohl nie erfahren… vielleicht wollte Hitler auch nicht, dass sich die Trosse mit „unnützem“ Gepäck herumschlagen oder hat gehofft die Russen ergeben sich und verzichten „freiwillig“ auf Winterkleidung? Mit Sicherheit haben die Herren die langen Rückwege, das Problem der unterschiedlichen Eisenbahnspurbreiten und das Wetter unterschätzt!


    Ich habe es bis heute nicht verstanden, dass die Soldaten die Spurbreiten umspuren mussten, anstatt im Vorfeld genug Züge in der russischen Spurbreite bauen zu lassen.


    Gruß

    Antje

    Ich suche Informationen über das:
    Kriegslazarett in Bromberg Zeitraum Januar - Ende Februar 1942 und das
    Kriegslazarett Königsberg Januar 1943. :whistling:

  • Hallo Allerseits,


    Abschrift und Bearbeitung!


    Infanterie-Regiment 464

    Abteilung Ia/IIa


    Regiments-Gefechtsstand, den 21.07.1941


    Regiments-Tagesbefehl


    1. Die Überwachung der Feldpost durch die Disziplinarvorgesetzten ist grundsätzlich verboten.


    Für die Überprüfung der Feldpost der Heeres-Angehörigen ist allein die vom Oberkommando der Wehrmacht eingesetzte Feldpostprüfstelle der Armee zuständig. (Auszug aus Armee-Tagesbefehl Nr. 17 des Armee-Oberkommandos 16


    Quelle: germandocsinrussia


    Gruß

    Antje

    Ich suche Informationen über das:
    Kriegslazarett in Bromberg Zeitraum Januar - Ende Februar 1942 und das
    Kriegslazarett Königsberg Januar 1943. :whistling:

  • Hallo Michael,


    sehr interessanter Bericht!

    Man kann garnicht so blöd denken, wie es manchmal kommt!

    Wer kommt denn auf diese Ideen? Haben diese geistigen "Tiefflieger" auch andere spannenden Tierchen verschickt, z.B. irgendwelche Mücken oder andere Stechviecher?


    Gruß

    Horst

  • Hallo Michael,


    vielen Dank für dieses aufschlußreiche Dokument!

    Also doch Gesinnungsschnüffelei! Ich habe es mir gedacht. Was mir aber etwas merkwürdig vorkommt, sind die Vorschläge auf Regelung von Verstößen gegen Punkt 2 und 3. Die vorsichtige Art und Weise, wie mit Verstößen umgegangen werden soll ist erstaunlich. Da hätte ich härteres "Draufschlagen" erwartet. Den Vorgesetzten ist hier relativ viel Raum für eigene Maßnahmen gegeben.


    Gruß

    Horst

  • Hallo Horst,

    Was mir aber etwas merkwürdig vorkommt, sind die Vorschläge auf Regelung von Verstößen gegen Punkt 2 und 3. Die vorsichtige Art und Weise, wie mit Verstößen umgegangen werden soll ist erstaunlich. Da hätte ich härteres "Draufschlagen" erwartet. Den Vorgesetzten ist hier relativ viel Raum für eigene Maßnahmen gegeben.

    es ist natürlich nicht gerade einfach, die betr. Hintergründe für diese Aussage zu ermitteln aber ich hätte dazu eine Vermutung. Die Feldpost war für den Soldaten aber auch für die Angehörigen in der Heimat, ein sehr wichtiges Instrument zur Kommunikation. Dieses entschied bestimmt auch zu einem nicht unerheblichen Teil über die Moral der Truppe. Ich gehe daher davon aus, dass die Wichtigkeit dieses Instruments auch erkannt wurde und man sich hier mit gebotener Vorsicht (in Bezug auf Strafen) bewegen mußte.


    Gruß

    Michael

  • Hallo Michael,


    ja, das macht Sinn.

    Natürlich mussten sich die Vorgesetzten hinsichtlich Strafen diesbezüglich sehr zurückhalten, um die Moral der Truppe zu halten.

    Und auch in der Heimat hätten Strafen der eigenen Angehörigen/Soldaten sehr verstörend gewirkt!


    Gruß

    Horst