Hallo Allerseits,

Abschrift und Bearbeitung!

132. Infanterie-Division
Abteilung Ic

Divisions-Gefechtsstand, den 19.04.1943

Der Inhalt nachstehender Überläufer Aussage ist zum Gegenstand des Unterrichts bei den Einheiten zu machen.

Für das Divisionskommando:
Der erste Generalstabsoffizier
I.V.

……………
Rittmeister

Auszug aus gerichtlicher Vernehmung eines Überläufers

Ein Ende März 1943 bei Klosterdorf übergelaufener Rotarmist sagte bei einer gerichtlichen Vernehmung folgendes aus:

„Ich gehörte in der Zeit vom 05.08.1941 bis 17.09.1942 dem Stabe der 54.Armee als Koch an. Die Armee war während der ganzen Zeit an der Wolchow-Front eingesetzt. Der Armeestab etwa 8 km von Gorochowetz entfernt in den Gebäuden einer ehemaligen Strafgefangenen-Siedlung.

Ich habe beobachtet, dass die deutschen Kriegsgefangenen, die zu dieser Zeit gemacht wurden, immer zum Armee-Stab zwecks Vernehmung gebracht wurden. Es kamen etwa jeden 2.Tag deutsche Gefangene an und zwar waren es gewöhnlich kleinere Trupps in Stärke von 2 - 5 Mann.

Die Gefangenen wurden in einem Bunker untergebracht. Soweit deutsche Offiziere dabei waren, kamen dieselben in einen getrennten Bunker. Ich habe dabei nicht beobachtet, dass die Gefangenen von den russischen Soldaten, die sie bewachten, misshandelt worden wären.

Entweder vor ihrer Vernehmung oder nach derselben wurden die Gefangenen aus unserer Küche verpflegt. Ein russischer Soldat von den Bewachungsmannschaften holte das Essen für die Gefangenen ab.

Je 5 Mann der Gefangenen bekamen aus unserer Feldküche, aus der auch die russischen Soldaten verpflegt wurden, 1 Kochgeschirr voll Essen und für den Tag 150 Gramm Brot. Als Getränk bekamen die Gefangenen nur heißes Wasser. An die Gefangenen wurde täglich nur einmal Essen in der bezeichneten Weise ausgegeben.

Soweit ich beobachtet habe, erhielten die deutschen Gefangenen zum Essen Löffel von den russischen Soldaten ausgeliehen. Ich habe mich dabei darüber gewundert, wie kameradschaftlich die deutschen Soldaten das Essen und insbesondere auch das Brot untereinander teilten.

Die Gefangenen wurden dann nach meiner Beobachtung einzeln in einen Bunker geführt, wo die besondere Abteilung der NKWD untergebracht war, um dort vernommen zu werden. Die Vernehmung wurde von einem Hauptmann Iwanow durchgeführt.

Ich habe im Winter 1941/42 etwa 4 Mal selbst beobachtet, dass deutsche Kriegsgefangene, die zur Vernehmung in den bezeichneten Bunker geführt worden waren, dann mehrere Stunden nur mit der Unterwäsche und den Strümpfen bekleidet, neben dem Bunker im Schnee sitzen mussten.

Meines Wissens handelte es sich dabei in der Hauptsache um gefangene deutsche Offiziere.

Von meinen Kameraden wurde mir erzählt, dass auch diese öfter derartige Beobachtungen gemacht haben.

Quelle: NARA