OT-Einsatzgruppe Wiking

  • Hallo Andrea,

    Ich könnte ausführlich berichten über finanzielle Aspekte zwischen OT und den Firmen, über die Art und Weise der Versorgung, die so reichlich war, dass regelmäßig Pakete den Weg in die Heimat fanden und nicht umgekehrt. Thema Kriegsgefangene. Und ausführlich natürlich zu den Anfangsmonaten ohne Straßen, Strom und Licht. Als diese Einheiten aus Norddeutschland ankamen, Anfang November, war es nur ein paar Stunden hell, der Rest des Tages war nacht. Diese Aspkekte, Klima und auch Vegetation und fehlende Infrastruktur fand ich sehr spannend. Zum Beispiel, dass eins der wichtigsten Dinge in der Anfangszeit beheizbare Garagen waren, usw. Besteht daran Interesse? Soll ich hier davon schreiben, oder woanders? Habe da etwas von einer Gruppe über Verpflegung gesehen. Sagt mir doch einfach Bescheid. Im Moment habe ich auch Zeit.

    Vielen Dank für dein Angebot, an dem ich natürlich auch Interesse habe. Es würde mich sehr freuen, wenn du zu diesem Thema einen neuen Bereich eröffnen bzw. mit Leben füllen würdest.

    Damit habe ich aber noch nicht verstanden, was du damit meinst, in meinem Bericht Absätze hinzugefügt zu haben. Hm, was übersehe ich hier? Liebe Grüße, Andrea

    danke für deine Rückmeldung. Ich meinte damit, dass die von dir eingestellten Unterlagen eine weitere Quelle für Nachforschungen zu dieser Einsatzgruppe darstellen.


    Gruß

    Michael


    PS: Sofern es notwendig wird, werde ich gerne bei der Gliederung deiner Inhalte unterstützen aber du kannst erstmal mit einem Bereich starten.

  • Hallo,

    ich werde heute beschreiben, wie es mit der Verpflegung aussah, kann mich dabei aber ja nur auf die 4 Bautrupps aus Schleswig Holstein beziehen, die Anfang November 1941 in Finnland ankamen. Wenn dieser Beitrag lieber unter das Thema Verpflegung soll, dann kann es ja verschoben werden.

    Jeder Trupp bestand aus einem Truppführer, 15 Mann Gefolgschaft und später dann 30 bis 40 Kriegsgefangenen. Zu der Ausrüstung gehörte eine Feldküche, ein LKW und Kisten mit Werkzeug, manchmal noch ein PKW.

    Als die vier Trupps in Kairala mit der Arbeit begannen, war es so geregelt, dass zwei Mann zum Kochen abgestellt wurden, 2 Mann für Hilfsarbeiten wie Kartoffelschälen, Holz heranschaffen und sägen.

    Lebensmittel kamen einmal in der Woche per Transport LKW aus Rovaniemi.

    Natürlich nicht immer zuverlässig, denn oft landete der LKW auch im Graben, oder machte schlapp.

    Die Zuteilung war reichlich.

    Sämtliche Lebensmittel kamen aus Deutschland, die bestehende Wirtschaft sollte nicht belastet werden, da sie aufgrund der hohen Zahl an Menschen, die ins Land strömten, sofort zusammengebrochen wäre.

    Es war also durchaus möglich, dass es Sonntags Braten mit brauner Soße, Kartoffeln und Gemüse gab. Erst später, nachdem die Lager aufgebaut waren, enstanden auch Kantinen, Casinos und ähnliches.

    Bei Feiertagen und manchmal auch einfach so, gab es Sonderzuteilungen. Als nach zwei Monaten die ersten KG eintrafen, war der Truppführer auch für sie verantwortlich. Sie wurden mit verpflegt, bekamen dasselbe essen. (Ob es überall so war, weiß ich nicht).

    Alle drei bis vier Wochen kam der Marketender mit seinem LKW.

    Dort konnte man, für Reichsmark, kaufen, was man noch so brauchte. Von Rasierseife, Zigaretten, Alkohol, Briefpapier, Seife etc. In der Gruppe der vier Trupps hatte man es so beschlossen, dass der Kauf von Alkohol eingeteilt werden sollte. Also kaufte einer der Truppführer, der, der auch für die Büro- und Organisation zuständig war, auf eigene Kosten größere Mengen, die dann die Gefolgschaft peu a peu bei ihm kaufen konnte.

    Das Gehalt, später war es auch Wehrsold, wurde zum größten Teil in Reichsmark ausgezahlt, und zu einem kleinen Teil, taschengeldmäßig in Finnmark, so dass bei Besuchen in Rovaniemi z.B. auch in Cafes gegangen oder Souveniers gekauft werden konnten. Dieser Betrag war insgesamt, auch bei der Wehrmacht, sehr klein gehalten, damit die Geschäfte nicht leergeräumt wurden.

    Im Laufe der Zeit, und der Tatsache, dass Deutschland auch andere Länder besetzte, kamen auch Lebensmittel aus anderen Ländern hier oben an. Zum Beispiel kann man mit Glück in den finnischen Wäldern noch Flaschen mit frz. Champagner finden. Als die ersten Lager fertig waren, zogen die Trupps weiter nach Norden und alles begann von vorn. Erst 43, als gewaltige Aufbauleistungen geschafft waren, wohnte die Deutschen in angenehmen Wohnungen und konnten zum Essen in die Kantine der Wehrmacht. Auch leisteten sich viele eine Kraft zum Wäsche waschen und sauber machen. Diese Jobs waren bei den Finninen beliebt, weil gut bezahlt.

    Die russischen Kriegsgefangenen lebten in kleinen oder größeren Lagern, bekamen Lebensmittel und versorgten sich selbst. Auch hier gab es sehr große Unterschiede, wie jeder weiß.

    Zu Weihnachten gab es für jeden Deutschen ein großes Paket mit Keksen, Spirituosen, Konserven und Süssigkeiten, Alkohol und manchmal sogar deutsches Bier. Zusätzlich kamen noch Pakete aus der Heimat. Doch da dort sich die Lage immer weiter verschlechterte, war es schnell so, dass die Deutschen Pakete nach Hause schickten, doch als sich das weiter rumsprach, wurden die Rationen reduziert.

    Interessant auch, dass die Rationen Sommers und Winters sich unterschieden. AUgrund der Kälte hatten die Männer im Winter eine höher zugeteilte Kalorienzahl und deutlich mehr Fett.

    Mein Großvater hatte sich dann mal von seinem Geld einen Rentierschinken gekauft und einen Teil davon nach Hause geschickt, allerdings kam das Teil nicht mehr genießbar an.

    In Finnland nutzten sie ihn als Aufschnitt. Natürlich gab es auch Engpässe. Kartoffeln fehlten oft, weil kein Nachschub kam, dafür gab es bestenfalls Trockenkartoffeln oder Rüben.

    Und es gab Bohnenkaffee in Hülle und Fülle. Auch hier machten sich viele Päckchen, wie auch Zigaretten auf den Weg in die Heimat. Irgendwann nahm das Überhand, und Kaffee durfte nicht mehl als Pulver oder Bohnen ausgegeben werden, sondern nur als Getränk in ml - Portionen, die man sich dann heiß machen musste. Aber es gab 4 Mahlzeiten am Tag und ich denke, so gut hatten es viele nicht. Was ich so gelesen habe über die Zigarettenzuteilungen, müssten eigentlich alle, die wieder nach Hause kamen, Lungenkrebs gehabt haben.

    Das erst einmal zum Thema Verpflegung.

    Nächstes Mal geht es um die finanziellen Regelungen und Urlaub.

    Liebe Grüße,

    Andrea