Das Kriegsende im Harz April 1945

  • Hallo.

    diese Thematik treibt mich bereits seit geraumer Zeit etwas um und ich bin natürlich an neuen Erkenntnissen zu diesem Thema stark interessiert. Es beginnt bereits mit Begrifflichkeiten. Oft wird von der ,,Festung Harz" geschrieben bzw. gesprochen. Bezug genommen wird dabei auf einen angeblichen Befehl von Hitler am 08.04.1945, der den Harz zur Festung erklärt haben soll. Bornemann, der wohl als erster sich tiefgründiger mit den Geschehnissen zu dieser Zeit befasste, geht davon aus. Auch U. Saft in seinem Buch: ,,Krieg in der Heimat...bis zu bitteren Ende im Harz". Ebenso andere Publizisten. Allerdings R. Jordan, seinerzeit Gauleiter von Magdeburg-Anhalt, verneint dergleichen. Jedenfalls haben heftige Kämpfe in dieser Region in den letzten Kriegswochen stattgefunden. Als OB der 11. Armee, die den Harz verteidigen sollte, ist General der Artillerie, Walther Lucht bekannt. Selbst Kesselring weilte kurzzeitig im Harz, bis er nach Westen mit seinem Befehlszug weiter eilte. Im Mittelbau Dora Nordhausen produzierten die Häftlinge in unterirdischen Stollen unter unmenschlichen Bedingungen die V2. Auch das spielte bei der Verteidigung eine Rolle. Es kam auch zu Aktionen des Wehrwolfes und zu Kriegsverbrechen auf beiden Seiten.

    Hoffe, dass durch die entsprechenden Beiträge vielleicht doch noch etwas an Aufklärung über die Geschehnisse zu der damaligen Zeit gelingt.

    MfG Wirbelwind

  • Hallo Wirbelwind,


    wenn du das Thema Harz ansprichst, hätte ich eigentlich gleich auf das Buch von U.Saft verwiesen. Mir persönlich ist spontan keine neue Veröffentlichung zu diesem Thema bekannt. Es wird allerdings auch schwierig auf diesem Wege zu neuen Erkenntnissen zu gelangen, da müsstest du wahrscheinlich schon mehr Suchansätze liefern. Vielleicht hat sich ja in Bezug auf diese Kampfhandlungen nichts neues ergeben aber z.B. auf Divisionsebene oder vergleichbares.


    Gruß

    Michael


    PS: Ich werde dieses Thema mal in den Wehrmachtbereich verschieben.

  • Hallo Wirbelwind,

    Hier ein paar Auszüge aus dem Band V -Die Berichte des Oberkommandos der Wehrmacht.

    Vielleicht können diese als Ergänzung dienen. Brauchst du noch bestimmte Orte? Ich könnte nachschauen ob sich in diesem Band Eintragungen finden lassen.


    Mittwoch, den 11. April 1945:

    "Aus der Linie Hameln-Hildesheim nach Osten angreifende amerikanische Panzergruppen stehen an den Nordwestausläufern des Harzes im Kampf mit eigenen Kräften"


    Donnerstag, den 12. April 1945:

    "Unter gleichzeitigem Druck gegen den Südharz nahmen die Kämpfe nördlich des Thüringer Waldes ihren Fortgang. Trotz erbitterten Widerstands unserer Stützpunktbesatzungen und Sperrgruppen konnte der Gegner nach Osten Raum gewinnen. Konzentrische Angriffe gegen Erfurt wurden von der Besatzung blutig zurückgeschlagen"


    Freitag, den 13.April 1945:

    "Während unsere Sperrverbände an den Zugängen zum Harz Teile von zwei amerikanischen Armeen fesseln, trieb der Gegner zwischen den Südostausläufern des Harzes und der Saale einen starken Keil nach Osten vor. Seine Angriffsspitzen erreichten unter Verlust zahlreicher Panzer die Linie Eisleben- Weißenfels-Jena. Weimar fiel nach hartem Kampf in Feindeshand."


    Samstag, den 14. April 1945:

    "Unsere Kampfgruppen im Harz verwehrten dem insbesondere von Westen und Süden angreifenden Gegner den Eintritt in das Gebirge. Nach schweren und verlustreichen Kämpfen haben die Amerikaner die Südostausläufer des Thüringer Waldes überwunden uns stehen im Kampf um die Saale Übergänge zwischen Jena und Saalfeld dessen Besatzung wiederholte Angriffe abwehrte."


    Sonntag, den 15. April 1945:

    "Im West- und Südharz drängte der Gegnerin schweren Wald- und Gebirgskämpfen unsere Sperrgruppen zurück."


    Montag, den 16. April 1945:

    "Im Harz verhinderte der hartnäckige Widerstand unserer Sperrgruppen größeren Bodengewinn des Gegners, der nur in einigen Abschnitten in unübersichtlichem Waldgelände in unsere Stellungen einsickern konnte."


    Dienstag, den 17. April 1945:

    "Auch im Harz dauern die schweren Abwehrkämpfe gegen die besonders von Westen und Süden andrängenden Amerikanern an"


    Donnerstag, den19. April 1945:

    "Im Mittel und Unterharz halten unsere Kampfgruppen dem starken Druck der Amerikaner stand. In einigen Abschnitten eingebrochener Feind wurde in Gegenangriffen aufgefangen oder geworfen."


    Freitag, den 20. April 1945:

    "Im Harz leisten unsere Truppen überlegenen feindlichen Kräften verbissen Widerstand".


    Samstag, den 21. April 1945:

    "Im Harz dauern die schweren Abwehrkämpfe um den Brocken, im Abschnitt Elbingerode und mit den von Osten gegen den Unterharz angreifenden feindlichen Truppen an."


    Gruß André

  • Hallo,

    noch ein Wort zur Literatur. Auch nach meiner Auffassung beschäftigte sich Saft als erster ausführlich mit den Kämpfen in und um den Harz. Erschienen ist das Buch erstmals 1996. Selbst habe ich es in der 2. Auflage von Sept.1996. Das ist bereits auch schon ein paar Tage her. Ob es bis zum Tod von U. Saft noch eine korrigierte Fassung gab, ist mir nicht bekannt. Jüngeren Datums ist das Buch von Jürgen Möller: ,,Der Kampf um den Harz April 1945", erschienen 2011. Das Buch von Zeitfuchs u. Schirmer: ,,Zeitzeugen. Der Harz im April 1945" kam 2004 im Selbstverlag heraus. In den Büchern steht viel Wissenswertes über die besagten Kämpfe. Sicherlich ist das eine oder andere zwischenzeitlich zu ergänzen. Mal sehen, was wir gemeinsam zusammen tragen können.

    Der zeitliche Überblick von Andre ist schon mal nicht schlecht, wobei nach dem 21.04,45 die offiziellen Kämpfe im Harz zum Erliegen kamen. Als letzte, reguläre Einheiten ergaben sich nach meinem Kenntnisstand die Division Sturm bzw. Kgr. Worgitzky. Natürlich wird es in den Harzwäldern noch zu vereinzelten Feuergefechten zwischen amerikan. Soldaten und versprengten Wehrmachtsangehörigen gekommen sein.

    Nicht zu vergessen die Aktionen des Werwolfes. Eine bekannte Aktion, bei der die Amerikaner vermuteten, dass es Angehörige des Werwolfes gewesen seien, war der dt. Überfall auf den amerikan. Bataillonsgefechtsstand des 18. Infanterieregiment in Treseburg am 18.04.45. Dabei kam ein amerkan. Offizier ums Leben. Mehrere Amerikaner erlitten Verwundungen. Ursprünglich sollten dafür 11 Männer aus Treseburg füsiliert werden. Davon konnten die Verantwortlichen abgebracht werden. Am 19.04.45 nahmen die Amis 9 Hitlerjungen, die durch das Bodetal auf dem Heimweg waren, gefangen. Der 10., Georg Brand, konnte fliehen und sich verstecken. Seine gefangen genommenen Kameraden überlebten den Tag nicht. Per Genickschuss in einem Hohlweg in Treseburg erfolgte ihre Tötung durch amerikan. Armeeangehörige. Ebenso kam es wohl auch zur Erschießung von 5 Wehrmachtsangehörigen aufgrund des dt. Überfalls. Das Begräbnis der getöteten Hitlerjungen erfolgte vorerst im besagten Hohlweg. Später,1951, gelangten die exhumierten Jungen auf den Treseburger Friedhof. Die Grabstätte verwitterte im Laufe der Jahre. So fand ich sie selbst in den 90zigern vor. Auf Initiative der Angehörigen, Zeitzeugen und des Treseburgers

    Bürgermeister wurde im Juni 2012 die Gräberstätte mit den Namen der Opfer neu geweiht. An dieser Veranstaltung nahm auch der ehemalige Major der US-Army, M. P. Ducker, teil. Dieser entschuldigte sich bei den Anwesenden für das Handeln seiner Landsleute in jenen Tagen. Er bezeichnete es als Verbrechen, jugendl. Leben auszulöschen anstatt es zu beschützen. Der überlebende Hitlerjunge, G. Brand, stellte 2005, kurz vor seinem Tode Strafanzeige wegen Mordes. Die Halberstädter Kripo begann zu ermitteln, fand aber nicht heraus, wer den Befehl zu den Erschießungen gab und wer sie ausführte. Am 18.04.2015 konnte die Neugestaltung des Treseburger Friedhofs besichtigt werden, so wie er sich heute auch noch präsentiert. Die Namen der 9 Hitlerjungen werden benannt und auch die 5 Wehrmachtstoten sind nicht mehr anonym.

    Bei der Einordnung der Geschehnisse am 18./19.04.1945 sollte nicht vergessen werden, dass es zuvor bei den Kämpfen um Hasselfelde zur Erschießung von verwundeten bzw. wehrlosen amerikanischen Soldaten durch Wehrmachtsangehörige kam. Das entschuldigt die Erschießung der Hitlerjungen und auch der Wehrmachtsangehörigen nicht, ist aber eine mögliche Erklärung dafür. Dazu kommt noch die allgemeine Werwolf-Hysterie in dieser Zeit.

    MfG Wirbelwind

  • Hallo Wirbelwind,


    vielen Dank für deinen Post.


    Tja da hat Göbbels ganze Arbeit geleistet mit den Parolen über die Werwolfgeschichten und das auch noch über Rundfunk.


    Noch in den letzten Kriegstagen ließ er die Jungs der Napola-Schulen irgendwelche Unsinnigen Befehle zukommen, eben solche Angriffe wie du sie beschrieben hast, und damit sind viele unschuldige Jugendliche in den Focus der Amerikaner und vor allem der Russen geraten.


    Die Russen haben doch tatsächlich jede Menge Jugendliche Verhaften lassen, unmenschlich verhört nur damit sie gestehen ein Werwolf zu sein um sie dann nach Russland zum Arbeiten zu deportieren. Keine Frage, dass die meisten nicht zurückkehrten und starben. Die Kinder die in den 50iger Jahren zurückkamen waren für ihr Leben gezeichnet und gebrochen!


    Grüße

    Antje

    Ich suche Informationen über das:
    Kriegslazarett in Bromberg Zeitraum Januar - Ende Februar 1942 und das
    Kriegslazarett Königsberg Januar 1943. :whistling:

  • Guten Abend Wirbelwind,


    Vielen Dank, dass du die Geschichte der 9 Hitlerjungen erwähnt hast. Auf deinen Rat hin, habe ich während meiner letzten Reise Ende September diesen Jahres diese Grabstätte gesucht und gefunden. Ich habe alles so vorgefunden wie du es oben beschrieben hast. Treseburg ist leider heute, wie so viele kleine Orte, obwohl wunderschön, keine touristische Attraktion mehr. Der wunderschön gelegene kleine Friedhof wirkt ein wenig verwilderd, wodurch die melancholische Atmosphäre noch verstärkt wird. Es hat mich sehr berührt. Eine uralte Bank steht dort mit ein paar Gießkannen, die darauf hinweisen, daß sich jemand ab und zu kümmert.


    Ich habe ein paar Fotos von dem Grab der Jungs gemacht. Diese sind möglicherweise nicht gut genug für das Forum. Aber mir reichen sie als Erinnerung.


    Herzliche Grüße

    Marga

  • Hallo,

    zum Thema Werwolf lässt sich insgesamt noch einiges mitteilen. So gibt es ja zwei Ansätze. Obergruppenführer der SS, Hans-Adolf Prützmann erhielt 1944 die Aufgabe, diesen mit Unterstützung der Wehrmacht (Waffen, Ausbildung etc.) diesen zu organisieren und bestimmte Strukturen zu etablieren. Die Ermordung des Aachner Bürgermeisters Oppenhoff am Palmsonntag(25.03.45) geht auf ein Werwolf-Kommando Prützmannscher Prägung zurück. In den letzten Kriegswochen hängten sich Bormann und Goebbels damit rein und machten entsprechende Propaganda bzw. versuchten, eine große Anzahl von Werwolf-Aktionen zu organisieren. Gottlob mit weniger Erfolg. Mehr möchte ich allgemein an dieser Stelle nicht schreiben. Ob es dazu ein separaten Thread gibt, sollten die verantwortlichen Mods entscheiden. Zurück zur Situation im Harz April 1945. Nach meinem Kenntnisstand lässt sich nicht immer eindeutig zuordnen, ob nur ,,Werwölfe" für die jeweilige Aktion zuständig waren, ob es Mischformen dabei gab oder reguläre Einheiten verantwortlich zu machen sind. Was mir auffiel, die HJ-Kampfgruppe ,,Ostharz" wird bei einigen spektakulären Aktionen erwähnt. Sie zählte anfangs ungefähr 600 Angehörige, befehligt von einem schwerverwundeten, ehemaligen Panzeroffizier namens Krumareck bzw. Kromarek. Er soll mit seinen starken Vernarbungen im Gesicht schlimm ausgesehen haben und war nicht mehr KV. Vereidigt wurde diese KG am 01.04.1945 und sollte den Harz verteidigen. Ob es ausschließlich nur ,,Werwölfe" waren, die da vereidigt wurden, kann ich nicht mit Bestimmtheit behaupten. Zusammen mit militärischen Überfallkommandos agierten sie im Rücken der amerikan. Einheiten, legten Minen und errichteten Straßensperren. Die Vorgänge in Treseburg am 18.04.45 gehen wahrscheinlich ebenfalls auf ihr Konto. Die Verhaftung des Ingenieurs Kleine und seine anschließende Hinrichtung in Blankenburg am Galgen geht jedenfalls auf das Konto dieser KG. Vorgeworfen wurde ihm vom Kreisleiter ein angeblicher Verrat eines Munitionszuges an die Amerikaner. Der Bürgermeister von Everode bezeichnete Angehörige dieser Truppe als Rotznasen und Verbrecher. Er büßte mit seinem Leben für diese Aussagen. Ein Arzt aus Quedlinburg erlitt ebenfalls seinen Tod durch diese Leute wegen ,,Desertion". Zerschlagen wurde diese Truppe durch amerikanische Einheiten mithilfe von polnischen Fremdarbeitern an den Hohne-Klippen. Die Polen kannten sich in diesem Gebiet aus und wiesen deshalb die Amerikaner auf mögliche Verstecke hin. Das Vorgehen war brachial. Es gab wohl sogar Luftwaffenunterstützung. Jedenfalls wird berichtet, dass in jede Felsspalte Handgranaten fielen. Es überlebten diesen Kampf nur ganz wenige. Allerdings sollen vor den Kämpfen ca 150 Mann bereits das Weite gesucht haben. Wie ein Teil dieser Truppe in die Gegend von Würzburg gelangt sein soll, ist mir nicht bekannt.

    PS: Marga, auf eine Art ist es natürlich schade, wenn der Friedhof nicht regelmäßig weiter gepflegt wird. 2015 hieß es noch, die Stadtverwaltung Thale kümmert sich. Das scheint ja nicht der Fall zu sein. Romantisch kann ein Friedhof schon sein. Der Treseburger hat ja noch eine Besonderheit. Gleich nebenan sind auf einem Privatgrundstück noch Grabstellen zu finden. Das hängt mit der Geschichte des Friedhofs zusammen. Nur finde ich die Romantik etwas fehl am Platze, wenn es um Kriegsgräber geht. In der damaligen DDR gab es da ,,viel Romantik".

    MfG Wirbelwind

  • Guten Abend Wirbelwind,


    da gebe ich dir recht. Mit Romantik haben Kriegsgräber nichts zu tun. Sie erfüllen mich jedenfalls eher mit großer Traurigkeit, aber manchmal auch mit Wissensdurst. Ich hätte gerne mehr über die Geschichte der Jungs erfahren. Im Internet ist darüber nicht viel zu finden. In Quedlinburg habe ich mich erkundigt, aber ohne Erfolg. Nach Thale bin ich diesmal nicht gefahren. Ich kann mir aber auch nicht vorstellen, dass ich dort mehr Glück gehabt hätte.


    Vielen Dank für deinen Post. Falls du noch Bücher Tipps zum Thema hast, immer sehr gerne.


    Grüße Marga

  • Hallo Marga,


    mit Sicherheit gibt es noch mehr Publikationen, als die in #5 genannten Bücher. M. Bornemann hat ,,Die letzten Tage in der Festung Harz" und ,,Das Geschehen im April 1945" veröffentlicht. Diese Bücher gaben mir damals den Anstoß, sich mit dem Kriegsende im Harz 45 zu befassen. Von Pawlas Buch: ,,Festung Harz" rate ich ab. Da wird nicht viel Neues berichtet und wenn ja (bspw. die Umstände der Füsilierung von Oberst Petri-Kampfkommandant von Wernigerode) halten des einer Überprüfung nicht stand und den größeren Teil des Buches nimmt eine fiktive Geschichte ein. Hab das Buch mittlerweile der Bibliothek geschenkt Wenn es um die Geschehnisse im Harz April 45 geht, taucht immer mal wieder der Name Peter Nüchterlein auf. Stadtschreiber von Wernigerode. Allerdings kann ich bis auf das Buch: ,,Harz in Flammen" erst einmal nichts weiter benennen. Besagtes Buch befasst sich aber mit dem 30-jährigen Krieg in der Harzregion. Nicht zu vergessen zahlreiche Zeitungsartikel zu dieser Thematik gerade auch zu Jubiläen in der Volksstimme, Mitteldeutschen Zeitung und den Zeitungen im Westharz. Einige Heimatvereine aus der Harzregion haben selbst Publikationen heraus gebracht.


    MfG Wirbelwind

  • Hallo,

    noch als Ergänzung zu den Vorgängen in Treseburg. Die 9 erschossenen Hitlerjungen und G. Brand sind aus dem Wehrertüchtigungslager Vöhl am Edersee in den Harz gekommen. Edgar Frosch, einer der 9, stammt aus Bürgstadt. Ein anderer, Valentin Kunkelmann, aus Breitendiel. Lt. Mitteilung von G. Brand an Herrn Zeitfuchs, Buchautor, sind er und die anderen 9 am 19.04.45 entlassen worden. Bis dahin haben sie Panzersperren gebaut im Harz. Am 19.04.45 erhielten sie ihre Zivilsachen zurück und reichlich Marschverpflegung, aber keine Entlassungspapiere. Mit einer weißen Fahne haben sie sich dann auf den Rückmarsch durch das Bodetal gemacht. Sie wurden, außer Brand, dann von den Amis gefangen genommen und erschossen. Lt. Manfred Röhse, damals 6 Jahre alt, Zeitzeuge, hat der amerikanische Kommandant, der die Erschießung befahl, anschließend Papiere der Jungs zerrissen. Röhses Mutter soll diese mühsam zusammengepuzzelt und danach versucht haben, postalisch die Angehörigen zu benachrichtigen. Leider ging die Post verloren. Erst 1953 konnte die Familie Frosch kontakt über den Suchdienst des DRK mit G. Brand aufnehmen und erfuhr so das Schicksal von Edgar Frosch. 1992 standen die Geschwister von ihm das erste Mal an dem Grab der unbekannten Soldaten auf dem Treseburger Friedhof. Seine Mutter war inzwischen verstorben. Sein Vater hat nie das Schicksal seines Sohnes Edgar erfahren. Er verstarb 1951 an den Folgen seiner Kriegsverletzung.

    MfG Wirbelwind

  • Hallo Wirbelwind,


    erstmal vielen Dank für deine Ausführungen zum Thema Harz 1945.

    Die Ermordung des Aachner Bürgermeisters Oppenhoff am Palmsonntag(25.03.45) geht auf ein Werwolf-Kommando Prützmannscher Prägung zurück. In den letzten Kriegswochen hängten sich Bormann und Goebbels damit rein und machten entsprechende Propaganda bzw. versuchten, eine große Anzahl von Werwolf-Aktionen zu organisieren. Gottlob mit weniger Erfolg. Mehr möchte ich allgemein an dieser Stelle nicht schreiben. Ob es dazu ein separaten Thread gibt, sollten die verantwortlichen Mods entscheiden.

    Dieses Thema ist mir ebenfalls bekannt aber wurde m.E. nach hier im Forum noch nicht behandelt. Sofern man dieses sachlich und neutral bewertet, sehe ich hier kein Problem.


    Gruß

    Michael

  • Nachtrag:

    mit Sicherheit gibt es noch mehr Publikationen, als die in #5 genannten Bücher.

    ich bin mir nicht sicher aber ich glaube, diese Publikation wurde noch nicht erwähnt:


    Getäuscht und mißbraucht - Schülersoldaten in Zentren des Vernichtungskrieges

    von H.M. Stimpel


    Gruß

    Michael

  • Nachtrag:


    es gibt noch eine englischsprachige FMS, die die Kampfhandlungen im Harz zwischen dem 12 - 23.04.1945 behandelt, siehe Anlage.


    Quelle: FMS B-318


    Gruß

    Michael

  • Hallo Michael,

    zur Ergänzung zum #12. Ich könnte mir durchaus einen Thread zum Thema ,,Werwolf im Harz" oder Werwolf-Aktionen allgemein und darin eingebettet die Ermordung von F. Oppenhoff vorstellen.

    MfG Wirbelwind

  • Hallo Wirbelwind,

    oder Werwolf-Aktionen allgemein und darin eingebettet die Ermordung von F. Oppenhoff vorstellen.

    dann würde ich vorschlagen, dass wir einen allgemeinen Bereich machen. Es gibt schon einen relativ alten Thread, der zwar keinen guten Start hatte aber vielleicht jetzt etwas besser aufgebaut werden könnte:


    Werwolf


    Gruß

    Michael

  • Hallo,

    mir ist immer noch nicht klar geworden, ob es einen Befehl Hitlers (08.04.45) gegeben hat, der den Harz zur Festung erklärte. Vielleicht steht da ja was dazu in den OKW-Berichten. Weil einige Buchautoren dies behaupten, dass diesen Befehl gab, andere verneinen es bzw. nehmen keinen Bezug darauf. Jedenfalls waren knapp 14 Tage später die Kämpfe zwischen der Wehrmacht und den amerikanischen Einheiten bis auf wenige Gefechte mit Versprengten vorbei. Ich bin mir über die deutschen Verluste nicht im Klaren. Bei der 11. Armee unter Lucht sollen insgesamt bei diesen Kämpfen 10.000 Wehrmachtsangehörige gefallen sein. Es stellt sich mir die Frage, wenn dem so ist, wo liegen sie begraben? Es gibt etliche Gräberfelder im West-und Ostharz, aber die genannte Zahl kommt da nicht zusammen. Vielleicht werden in diese Zahl auch die Gefallenen einbezogen, die in den Kämpfen bis zum Harz ihr Leben lassen mussten. Dann könnte es eher hinkommen.

    Eine andere Frage, die mich umtreibt, wie viele Panzer standen für die Kämpfe im Harz zur Verfügung? Es taucht in dem Zusammenhang eine Panzer-Abteilung 44 (Major Lambert) bei der 11. Armee im April 45 auf. Wie war diese noch bestückt, nachdem sie bereits wohl in Thüringen in Kämpfe mit den Amerikanern verwickelt war, ehe sie sich in den Harz zurück zog? Dann gibt es ja auch die SS-Panzerbrigade ,,Westfalen", welche im Sennelager Paderborn in den letzten Kriegswochen aufgestellt wurde (29.03.45-Ende 20.04.45) und die sich ebenfalls kämpfend in den Harz zurück zog. Nach dem , was mir bekannt darüber ist, kann diese Brigade anfangs ca 80 Panzer besessen haben. Was allerdings dann im Harz davon ankam, ist mir nicht bekannt. Woher rührten eigentlich die im Harz kämpfenden Jagdtiger? Stichwort Kämpfe um Osterode?

    MfG Wirbelwind

    PS: Von Pawlas rate ich ab. Über sein Büchlein ,,Festung Harz" habe ich bereits meine Meinung geschrieben.

  • Hallo Wirbelwind,


    im LDW findest du ein paar Informationen zu deinen Fragen.


    Von Wolfgang Vopersal gibt es Dokumente - vermutlich im Archiv in Freiburg -, aber das kann ich nicht nachprüfen, da das invenio-Bundesarchiv derzeit offline ist.


    Gruß

    Antje

    Ich suche Informationen über das:
    Kriegslazarett in Bromberg Zeitraum Januar - Ende Februar 1942 und das
    Kriegslazarett Königsberg Januar 1943. :whistling: