Anrede in der Wehrmacht

  • Guten Abend zusammen,



    Quelle: Nara T - 315 R - 1242


    Abschrift !

    Hauptquartier d.Ob.d.L., 21.11.42


    Der Reichsmarschall

    des Großdeutschen Reiches


    Ich habe die Überzeugung gewonnen, dass es an der Zeit ist, die veraltete, den heutigen Verhältnissen nicht mehr entsprechende Form der Anrede des Vorgesetzten in der dritten Person grundsätzlich und endgültig aufzugeben. Der natürliche Sprachgebrauch und das gesunde Empfinden unserer Zeit weisen eindeutig darauf hin, den Vorgesetzten und Übergeordneten auch im militärischen Leben mit " Sie " unter Anwendung von " Herr und Dienstgrad " anzureden.


    In der nationalsozialistischen Wehrmacht kann jeder hervorragende Kämpfer völlig von seiner zivilen Stellung Offiziervorgesetzter werden. Dadurch ergibt sich der Tatbestand, dass Persönlichkeiten, die im zivilen Leben eine mehr oder weniger bedeutende Position einnehmen und eine entsprechende Titulatur führen, in ihrer militärischen Verwendung einen unteren Mannschaftsdienstgrad einnehmen, während andererseits Soldaten, die sich durch besondere Tapferkeit ausgezeichnet haben, ihre Vorgesetzten sind, jedoch im zivilen Leben sich wiederum in untergeordneten Stellungen befinden. Hieraus können sich bei der veralteten Anrede in der dritten Person völlig unangebrachte Situationen ergeben. Vor allem aber erscheint es eigenartig, dass der Oberste Befehlshaber der Wehrmacht --- der Führer --- von allen Soldaten niemals in der dritten Person angesprochen wird. Es ist daher völlig ausgeschlossen, dass Vorgesetzte in der dritten Form angesprochen werden, während dies beim höchsten Vorgesetzten nicht der Fall ist.


    Ich ordne als rangältester Offizier der Wehrmacht in voller Übereinstimmung mit der Ansicht des Führers an, dass in Zukunft innerhalb der gesamten Wehrmacht die Anrede des Untergebenen zum Vorgesetzten jeden Grades in der bezeichneten, der jetzigen Zeit angemessenen Form zu wählen ist. Ich habe die Überzeugung, dass diese natürliche, unserem normalen Denken und den gegebenen Tatsachen entsprechende Vereinfachung keineswegs der soldatischen Manneszucht schaden wird, --- im Gegenteil dazu geeignet ist, das Gefühl für eine wohl verstandene Unterordnung zu festigen.


    Ich ersuche die Oberkommandos der Wehrmachtteile und das Oberkommando der Wehrmacht, das hiernach Erforderliche in ihren Dienstbereichen entsprechend zu verfügen und durch einige sinngemäße Beispiele zu erläutern.


    gez. Göring


    Beispiel:


    Falsch ist zu sagen:

    " Herr Unteroffizier sollen zu Herrn Hauptmann kommen "


    Richtig ist zu sagen:

    Herr Unteroffizier. Sie sollen zum Herrn Hauptmann kommen.



    Gruß Marga

  • Guten Tag zusammen,



    Abschrift und Bearbeitung

    Marineverordnungsblatt vom 01.04.1939

    Quelle: germandocsinrussia


    201. Anrede von Vorgesetzten


    1.) Der Erlass des R.K.M. u. Ob.d.W. vom 5.11.1936 Az.14a 12 Wa Nr.3015/36 ist außer Kraft getreten. Damit entfällt — wie früher — eine starr befohlene Anredeform. Diese soll vielmehr der natürlichen Wandlung aller Formen für die Zukunft nicht widerstreben.


    2.) Die Sprache der Soldaten ist von je her einfach, knapp und deutlich gewesen. Der Soldat muss auch verstehen, sich in der Umgangssprache zwischen Vorgesetzten und Untergebenen natürlich und dem gesunden Volksempfinden entsprechend auszudrücken.


    3.) Als Grundlage für den Gebrauch der Anredeform bestimme ich:


    — a) Die dienstliche Anrede des Vorgesetzten durch den Untergebenen ist „Herr“ und Dienstgrad.


    Ausnahmen sind nur gegeben:

    gegenüber dem Führer (Anrede „Mein Führer“) und gegenüber solchen Personen, denen ein Vorgesetztenverhältnis nicht durch Dienststellung und Dienstgrad, sondern nur bedingt und zeitlich begrenzt eingeräumt ist (Stubenältester, Wachhabender usw. gegenüber gleichen oder höheren Dienstgraden).


    b) Die dienstliche Anredeform mit „Herr“ und Dienstgrad ist auch gegenüber im Dienstgrad oder Dienstrang höheren Soldaten und anderen Wehrmachtangehörigen anzuwenden. Ausgenommen ist die Anrede innerhalb der Rangklasse der Leutnante und der Mannschaftsdienstgrade.


    c) Die außerdienstliche Anredeform zwischen allen oben genannten Personen ist die gleiche wie die dienstliche. Dem Älteren bleibt es hier jedoch freigestellt, eine durch freundschaftliche oder besonders enge kameradschaftliche Beziehungen gerechtfertigte Auflockerung der Anredeform eintreten zu lassen.


    d) Ob in Verbindung mit der Anrede „Herr“ und Dienstgrad im Gespräch und bei Meldungen die „Sie“-Form oder die Form in der 3. Person benutzt wird, ist belanglos. Dagegen ist die Anredeform mit „Sie“ ohne vorhergegangene oder unmittelbar folgende Anrede mit „Herr“ und Dienstgrad unmilitärisch und unstatthaft.


    Beispiel:


    Statthaft ist: „Herr Bootsmaat, Sie sollen zum Kommandanten kommen.“ — „Herr Bootsmaat sollen zum Kommandanten kommen“.


    Unstatthaft ist: „Sie sollen zum Kommandanten kommen.“


    4.) Ich verbiete jede Zurechtweisung, Maßregelung oder Bestrafung eines Soldaten, der in Verbindung mit der Anrede die Anwendung der 3. Person unterlässt.



    Der Oberbefehlshaber der Kriegsmarine


    Raeder


    Generaladmiral, Dr. h. c.



    Gruß Marga