Bewährungstruppe

  • Die »verlor'nen Haufen«
    Sondertruppen zur Frontbewährung im 2. Weltkrieg
    Ein Beitrag zu ihrer Geschichte
    Quelle/Autor: Horst Voigt, Major d. Res. a.D. (†), in DSJB 1980 - 1998, Schild-Verlag München
    Abschrift/Zusammenstellung & Bearbeitung: 2010-3-12 by UHF51


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    Teil IV
    Die SS-Sturmtruppen


    Von den Truppen "z.b.V." der Wehrmacht (z.B. die 500er des Heeres) unterschieden sich die SS-Bewährungstruppen durch die Mischform der Erziehungs-, Straf- und Bewährungseinrichtungen.
    Zum Teil trifft das auch für die Bewährungstruppen der Waffen-SS zu. Die unterschiedlichen Strukturen ergaben sich aus den politischen, polizeilichen und militärischen Aufgaben und der daraus geschichtlich gewachsenen beispiellosen Organisation.
    Die zunächst örtlich aus den nationalsozialistischen Sturm-Abteilungen (SA) hervorgegangenen Schutz-Staffeln (SS) blieben auch nach der Machtübernahme durch die Regierung der nationalen Konzentration
    (Hitler - Seldte - Hugenberg - v. Papen) 1933 unter dem Obersten SA-Führer (OSAF) bzw. Chef des Stabes der SA und später dem Reichsführer-SS selbständige Gliederung der NSDAP, obgleich an Stelle
    ihrer bisherigen Aufgaben als politische Kampfformation der nationalsozialistischen Bewegung neue und z.T. hoheitliche Aufgaben des Staates getreten waren.
    Schon in der Weimarer Republik stellten sie mit anderen Wehrverbänden (Jungdeutscher Orden, "Stahlhelm"-Bund der Frontsoldaten usw.) die von der Reichswehr geführten freiwilligen Kader des Grenzschutzes,
    die sog. "Schwarze Reichswehr". 1933 erhielt die SS den Status einer Körperschaft.
    Die SA mit später angegliedertem NS Reichskriegerbund "Kyffhäuser" und NS Frontkämpferbund "Der Stahlhelm" als SA-Reserve (vor der Gleichschaltung unabhängige, überparteiliche Organisation)
    war unter fachlicher Leitung des Chefs des Ausbildungswesens (Chef AW) seit 1933 Träger der vom Reichskuratorium für Jugendertüchtigung der Weimarer Republik unter der Präsidentschaft des
    Gen.Lt. a.D. Edwin v. Stülpnagel übernommenen vormilitärischen Ausbildung, die auch nach der Wiedereinführung der allgemeinen Wehrpflicht 1935 von den Wehrverbänden der SA, SS, dem NS Kraftfahr-, Flieger- und Reiterkorps fortgeführt wurde
    (die Hitlerjugend bzw. Reichsjugendführung war damit nicht befasst).
    Der Chef AW, SA-Obergruppenführer Friedrich-Wilhelm Krüger, galt als Vertrauensmann des Reichswehr- bzw. Reichskriegsministers GFM v. Blomberg und bezog die erforderlichen Geldmittel
    aus dem Wehretat der Reichswehr (nach dem 30.06.1934 war er SS-Ogruf, später General der Waffen-SS und Polizei u.a. Höherer SS- und Polizeiführer [HSSuPF] im Generalgouvernement [GG] Polen,
    Divisionskommandeur, Kommandierender General [Kom.Gen.).
    Die nach dem 30. Januar 1933 aus der Nationalen Revolution ergebende Hilfspolizeifunktion der SA - sie hatte eine eigene Dienststrafordnung - mit ihren teilweise kasernierten Formationen, wie bei der SA-Leibstandarte "Feldherrnhalle"
    usw. oder - besonders in Preussen - das SA-Feldjägerkorps, endete mit deren Überführung in die neben der zahlenmäßig schwachen Reichswehr (nach dem Versailler Diktat) und zu deren Verstärkung aufgestellten, regimentsstarken
    Landespolizei-Gruppen usw. wie z.B. die Polizeigruppe z.b.V. Wecke, spätere Landespolizei-Gruppe z.b.V. (mot.) "General Göring", aus der sich in der Luftwaffe das Fsch.Pz.Korps "Hermann Göring" ("HG") entwickelt hat.
    Der Name "Feldherrnhalle" ("FHH") hat sich auf vermutliche Initiative des als Rgts.Kdr. gefallenen RK-Trägers SA-Oberführer Herbert Böhme aus dem III./Inf.Rgt. 271 der 93. Inf.Div. über die 60. Inf.Div. (mot.) - untergegangen in Stalingrad -
    und deren Wiederaufstellung bis zu dem daraus im Heer entwickelten Pz.Korps "FHH" erhalten. Während die aus SA und NSKK entstandenen Landespolizei-Gruppen bzw. Landespolizei-Regimenter voll in die Wehrmacht integriert wurden,
    bestanden daneben bewaffnete Politische Bereitschaften der SS, die von den Innenministerien der Länder besoldet wurden, als kasernierte Staatsschutztruppe fort. Aus dieser gingen die Totenkopfverbände (SS-TV) für Bewachungsaufgaben
    sowie die militärisch gegliederte und ausgerüstete Verfügungstruppe (SS-VT) - zunächst die SS-Verfügungs-Division - hervor. Unabhängig von diesen Formationen bestanden der Sicherheitsdienst (SD) und das Reichssicherheitshauptamt (RSHA).


    Die SS-VT entstand als Kern der späteren Waffen-SS zunächst mit der aus den unter Aufsicht und Ausbildungsleitung der Reichswehr aufgestellten SS-Sonderkommandos "Berlin", "Zossen" und "Jüterbog" bzw. der aus diesen
    gebildeten Adolf-Hitler-Standarte später in der vormaligen Hauptkadettenanstalt in Berlin-Lichterfelde stationierten Leibstandarte-SS "Adolf Hitler", sowie den SS-Standarten "Deutschland", "Germania", "Der Führer", und der bei
    Mobilmachung 1939 aufgelösten SS-Standarte z.b.V., ferner zwei SS-Totenkopf-Reiterstandarten, der SS-Artillerie-Standarte, dem SS-Pionier- und dem SS-Nachrichten-Sturmbann, außerdem einer Sanitäts-Abteilung und Nachschubeinheiten.
    Die ab Herbst 1939 aus der SS-VT, aber auch Teilen der SS-Totenkopfverbände (SS-TV), den verstärkten SS-Totenkopf-Standarten (= Polizeiverstärkung), der SS-Heimwehr Danzig, den neu aufgestellten SS-Totenkopf-Wachsturmbannen
    und der Polizei-Division entstandene Waffen-SS unter dem Oberbefehl des RFSS Heinrich Himmler, zuletzt mit einem Pz.AOK und sechs (Territorial-)Befehlshaberstäben, 16 Korps-Generalkommandos 38 Divisionen sowie etlichen Brigaden,
    truppendienstlich unter dem SS-Führungshauptamt (SS-FHA), war taktisch dem Oberbefehlshaber des Heeres [OBdH] unterstellt. Die Verwaltungsdienste unterstanden logistisch dem SS-Wirtschafts- und Verwaltungshauptamt (SS-WVHA).
    Daneben bestanden die auf Zusammenarbeit mit den Befehlshabern der Rückwärtigen Heeresgebiete angewiesenen Stäbe der HSSuPF, die angeglichene militärische Generalsränge innehatten, um ihnen Militär und Polizei in ihren
    Befehlsbereichen für die Bandenbekämpfung unterstellen zu können.


    Wie Lothar Greil (Das war die Waffen-SS) im Deutschen Soldatenjahrbuch 1981 darstellt, gilt als geistiger Urheber der Verfügungstruppe Gen.Maj. a.D. Friedrich Graf von der Schulenburg, letzter Friedens-Kommandeur des Regiments der Garde du Corps und späterer Gen.St.Chef der Heeresgruppe 'Deutscher Kronprinz', der Anfang der 30er Jahre in seiner Denkschrift an das Wehrpolitische Amt der NSDAP unter Reichsleiter Franz Ritter v. Epp, späteren charakt. Gen.d.Inf. und Reichsstatthalter von Bayern, die Aufstellung einer kleinen beweglichen und höchst leistungsfähigen Elite-Formation als Versuchs-, Erprobungs- und mobile Einsatztruppe zur Verfügung der Staatsführung vorgeschlagen hat. Mit der Wiederbelebung eines zeitgemäßen Garde-Gedankens sollten neue Methoden der Auslese, Menschenführung, Erziehung und Ausbildung entwickelt werden. Die entsprechende KStN für die SS-VT erließ das Allgemeine Heeresamt [AHA] am 13.11.1934. Wie aus HV-Blättern 1935 - 1938 zu entnehmen ist, war die SS-VT regulärer Bestandteil der Landstreitkräfte, was aus politischem Opportunismus den um ihre Versorgung geprellten ehemaligen Angehörigen der Waffen-SS zu unrecht bestritten wird.
    Aus den wechselseitigen Unterstellungsverhältnissen der Großverbände und Verbände bei den höheren Kommandobehörden des Heeres (auch der Luftwaffe, der Fallschirm- und Lw.Feld-Korps) und den höheren Feld-Kommandobehörden der Waffen-SS haben sich gegenseitige Verflechtungen und die daraus erwachsene Verbundenheit dieser militärischen Formationen und ihrer Soldaten entwickelt.
    Die Nachkriegsverhältnisse verstellen der breiten Öffentlichkeit den Blick und führten zur Verbreitung falscher Vorstellungen, teils unwahrer Darstellungen. Der Verfasser dankt dem Bundesverband der ehemaligen Soldaten der Waffen-SS für sachdienliche Informationen, insbesondere dem Archiv Vopersal für die Öffnung bisher unbekannter Quellen.


    In Friedenszeiten hatte die bewaffnete SS zunächst keine eigenen Gerichte. Bei Strafsachen unterlagen ihre Angehörigen der allgemeinen Rechtssprechung der zivilen Gerichtsbarkeit, an die ggf. die Tatberichte einzureichen waren. Die Abgrenzung der Disziplinarordnung für die SS-VT in Anlehnung an jene des Heeres erfolgte erst in den letzten Friedensjahren. Für die Wehrmacht erlassene Gesetze fanden auf die SS-VT schon Anwendung. Aber erst am 17.10.1939 - also nach dem Polenfeldzug, an dem die Standarten und Sturmbanne der SS-VT beim Pz.Verband "Ostpreussen" (die SS-Heimwehr Danzig bei der Brigade Eberhardt) bzw. unter AOK 7, 10 und 14 teilgenommen haben - wurde die Verordnung über die Sondergerichtsbarkeit der SS in Strafsachen erlassen. Nunmehr galten das MStGB und die MStGO sowie die KriegssonderstrafrechtsVO und KriegsstrafverfahrensVO sinngemäß. Nach Angleichung der Polizei(en) galt die SS-Sondergerichtsbarkeit auch für diese, sie wurde auf zahlreiche andere Formationen und Institutionen ausgedehnt. Die Zuständigkeit bei allen Strafsachen oblag nunmehr den SS- und Polizei-Feldgerichten. Diese entsprachen den Kriegs- bzw. Feldgerichten der Wehrmachtteile einschließlich der Bordgerichte der Kriegsmarine.
    Die Ehrenstrafen der SS waren zusätzliche Maßregelungen wie analog die Ausstoßung aus der Wehrmacht oder Versetzung in die Zweite Klasse des Soldatenstandes.
    Im Juli 1938 hatte der RFSS angeordnet, als erste Sondereinheit den sog. Erziehungs-Sturm für Angehörige der Allgemeinen SS und der bewaffneten SS, die sich eines Dienstvergehens schuldig gemacht hatten, aufzustellen.
    Daraus entstand die (Erziehungs-)Abteilung I und die (Besserungs-)Abteilung II - rechtlich galt die Einweisung als eine "zeitlich begrenzte Schutzhaft".
    Am 30.11.1939 - nach dem Polenfeldzug - wurde als weiterer Sondertruppenteil (zuletzt in Kp.Stärke) das Kommando z.b.V. beim SS-"T"-Pi.Btl. der SS-Totenkopf-Division aufgestellt.
    Das Kuriosum war die amtliche Bezeichnung als "Verlorener Haufen", wohl der in der Jugendbewegung besungenen Landsknechtromantik entlehnt ("...laßt den Verlor'nen Haufen voran zum Sturme laufen..."),
    im Landserjargon "Knochensturm" genannt. Das Kommando z.b.V. hatte den Charakter einer Straf- und Bewährungseinheit. Zugewiesen wurden aktive Führer der Allgemeinen SS auf Befehl des RFSS - darunter damals bekannte
    und angesehene Männer, die gegen die Disziplin verstoßen hatten - sowie SS polizeigerichtlich verurteilte Unterführer und Mannschaften. Auf Grund seiner Bewährung im Westfeldzug wurde dieser Verlorene Haufen am 18.08.1940
    in Südfrankreich aufgelöst. Im Herbst (Okt./Nov.) des gleichen Jahres wurde ein neuer Verlorener Haufen beim SS-Pi.Ers.Btl. in Dresden aufgestellt, der um den 15.07.1941 der SS-Division "Das Reich" für den Bewährungseinsatz
    an der Front zugeführt wurde. Der Verlorene Haufen hat bis Kriegsende bestanden, die Versetzung zu ihm galt für den Delinquenten als Todeskommando. Die durch SS- und Polizei-Feldgerichte Verurteilten wurden entweder in des
    Strafvollzugslager der Waffen-SS und Polizei Danzig-Matzkau oder in Straflager der SS und Polizei Dachau, also Konzentrationslager (KL), eingewiesen. Eine Außenstelle des Strafvollzugslagers Danzig-Matzkau für den Arbeitseinsatz
    in der Rüstungsindustrie (Daimler-Benz Werke Teltow) wurde für ca. 1.200 Delinquenten mit vorläufigem Charakter in Berlin-Marienfelde eingerichtet.


    Entsprechend dem Heer wurden bei Delinquenten und Arrestanten bei den Großverbänden Strafvollstreckungs-Züge gebildet. Durch den RFSS wurde auch eine Wildschützen-Sondereinheit aufgestellt,
    über die noch Ausführungen folgen. Im November 1941 wurde beim SS-Ersatzbataillon "Deutschland" in Prag-Rusin die SS-Bewährungsabteilung, späterer Ersatztruppenteil der Bewährungstruppe der Waffen-SS,
    aufgestellt. Am 10.06.1942 wurde diese dem Kommandeur des SS-Wachbataillons Prag unterstellt, um bald ein selbständiger Sonderverband zu werden.
    Die Zugänge kamen meist aus Danzig-Matzkau.
    Die SS-Bewährungsabteilung entsandte Ersatztransporte an die Front-Divisionen, wie z.B. im August 1942 zur SS-Polizei-Division an der Leningradfront für den geschlossenen Einsatz von 51 Delinquenten
    beim SS-Pol.Schtz.Rgt. 3 ostwärts Kolpino. Später wurden entsprechende Einheiten bzw. Verbände den HSSuPF für polizeilich-militärische Aufgaben zugeführt. Im Herbst 1944 bezog die SS-Bewährungseinheit Garnison in Dublowitz/Böhmen.
    Aus ihr ging als Straftruppe die SS-Arbeitsabteilung hervor. Die SS-Arbeitsabteilung kam über den SS-Tr.Üb.Pl. "Heidelager" für den Einsatz bei der HGr. Mitte nach Bobruisk, Weißruthenien, wo sie der dortigen Nachschub-Kommandantur
    der Waffen-SS und Polizei unterstellt war. Beiden Abteilungen gehörten seit Herbst 1942 auch fremdvölkische und nicht der SS angehörenden germanische Freiwillige der Waffen-SS an. Sie wurden in je einem selbständigen
    Bewährungs-Zug zusammengefasst. Bei den Delinquenten handelte es sich um SS polizeigerichtlich Abgeurteilte bzw. wiederholt diziplinar Bestrafte. Die Bewährungs-Züge, pioniermäßig ausgebildet, wurden bei der 18. Armee -
    HGr. Nord - in der 2. SS-Inf.Brigade (mot.) u.a. auch zum Minenräumen eingesetzt.
    (…)
    __________
    Fortsetzung folgt.
    Uwe

  • Nachtrag bzgl. "Fremdvölkische", siehe hier: Aufstellungsbefehl: "Bewährungszug" und "Arbeitsabteilung" f. Leg.Angeh. und nicht der SS angehörenden germanische Freiw. d. W.-SS
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    Äußerliche Unterscheidungen zwischen Delinquenten im Strafvollzug oder im Bewährungseinsatz wurden nicht gemacht. Die sog. "Bewährungsschützen" (Bew.Schtz./B-Schützen) der SS trugen, anders als im Heer, entweder besondere (wie bei 'Dirlewanger') oder wie in diesem Falle keine Kragenspiegel und auch keine Auszeichnungen.
    Nach Verlegung auf den SS-Tr.Üb.Pl. "Moorlager" im November 1943 wurden die SS-Arbeitsabteilungen anlässlich der russischen Sommeroffensive im Juli 1944 zurückgeführt und im Januar 1945 wieder in die SS-Bewährungs-abteilung Dublowitz eingegliedert. Hauptsächlich für germanische Freiwillige und Fremdvölkische, die unter Aussetzung der Strafvollstreckung zur Bewährung vor dem Feind einer Bewährungseinheit zu überstellen waren, wurde bei einigen Großverbänden selbständige Sturm-Züge bzw. Sturm-Kompanien aufgestellt. Im III. (germ.) SS-Pz.Korps bestand eine Sturm-Kompanie als Bewährungseinheit beim SS-Pz.Pi.Btl. 11 der 11. SS-Freiw.Pz.Gren.Div. "Nordland" wie außerdem in der 13. Waffen-Geb.Div. der SS (Kroat. Nr. 1), 14. Waffen-Gren.Div. der SS (Galiz. Nr. 1), 15. Waffen-Gren.Div. der SS (Lett. Nr. 1) und 20. Waffen-Gren.Div. der SS (Estn. Nr. 1) vormals 3. Estnische Freiw. Inf.Brig. der SS. Wilhem Tieke ("Tragödie um die Treue") erwähnt in seinem Beitrag zur Truppengeschichte des III. Germ. SS-Pz.Korps, dass bei den schweren Abwehrkämpfen der 18. Armee im Baltikum im Sommer 1944 die SS-Sturmkompanie 103 sich westlich Narwa/Estland hervorragend bewährt und ausgezeichnet hat, so dass die Bewährungs-Schützen rehabilitiert waren, ihre Kragenspiegel, Dienstgrade und Auszeichnungen zurückerhielten und als ordentliche Soldaten der fechtenden Truppe in das SS-Pz.Gren.Rgt. 24 "Danmark" eingegliedert wurden. An anderer Stelle berichtet Tieke ("Das Ende zwischen Oder und Elbe - Der Kampf um Berlin 1945") von einer Bewährungseinheit für degradierte Unterführer das als Heeres-Leutnant übernommenen SS-Ustuf. Klostermann, die im Verband des SS-Btl. Thomalla Ende April vom Gen.Kdo des Pz.Korps des SS-Ogruf. Steiner dem Kdo. der 3. Marineinfanterie-Division als Verstärkung zum Eindrücken des feindlichen Brückenkopfes nördlich Sachsenhausen unterstellt wurde. Rückzug der 21. Armee wurde das Bataillon mit der SS-Sturmkompanie Klostermann bei Storbeck in der Linie Alt-Ruppin - Katerbow zur Unterstützung einer KGr. der 1. Pz.Vernichtungsbrigade "Hitlerjugend" zum Flankenschutz der 12. Armee und zuletzt zwischen der Dosse und der Kyritzer Seenkette bei Sechszehneichen eingesetzt. Die Spuren verlieren sich im Raum Havelberg.
    Hervorragendster Verband der Bewährungstruppe der Waffen-SS war das in Chlum/Böhmen gemäß Verfügung des SS-FHA vom 06.09.1943 ursprünglich nur für die Bandenbekämpfung aufgestellte SS-Fallschirmjäger-Bataillon, das im Mai 1944 die Nummer 500 erhielt. Es wurde zum Kampf gegen die kommunistischen Banden unter 'Tito' (Josip Broz) dem OB Südost, GFM Frhr. v. Weichs, nach Kraljevo in Serbien, südlich Belgrad, zugeführt und unterstellt. Von hier aus wurde es für den Stab z.b.V. Foertsch im Fall "Margarethe" in Ungarn bereit gehalten, sowie unter dem Generalkommando des V. SS-Geb.Korps am Unternehmen "Maibaum" gegen Titobanden in Bosnien beteiligt. Berühmt wurde das SS-Fsch.Jg.Btl. 500 durch seinen LL-Sprungeinsatz beim Unternehmen "Rösselsprung" zur Aushebung des Tito-Hauptquartiers und der alliierten Militärmission, sonstigen Truppenstäben und den Versorgungseinrichtungen der Tito-Partisanen südlich Banja Luka in Bosnien. Nach Erkenntnissen der dt. Abwehr über die Lage des feindlichen HQ im Raum Drvar - Bosn. Petrovac hatte die Abteilung Abwehr II mit dem I. Btl. des 4. Rgt. der Division z.b.V. "Brandenburg" das Unternehmen vorbereitet. Der OB der 2. Pz.Armee, Generaloberst Dr. Rendulić, beauftragte das Gen.Kdo. des XV. Geb.Korps (Gen. v. Leyser) mit der Durchführung. Teile der 7. SS-Freiw. Geb.Div. "Prinz Eugen", der dt.-kroat. 373. Inf.Div. der Gren.Brig. (mot.) 92 (mit ehem. Fremdenlegionären, vormals unter Sonderstab "F"), der kroat. 2. Jg.Brig., sowie das 1. Rgt. "Brandenburg" mit weiteren unterstellten Truppen waren ausersehen, sich daran zu beteiligen. Otto Kumm ("Vorwärts Prinz Eugen!"), der Div.Kdr. der Geb.Jg. aus Siebenbürgen, dem Banat und der Batschka, beschreibt das Unternehmen "Rösselsprung" ausführlich und hebt die hervorragenden Leistungen der 500er Fsch.Jg. hervor, die nach einem Stuka-Angriff und bei starker Luftwaffenunterstützung am 25.05.1944 auf das Dorf Drvar absprangen und mit Lastenseglern landeten. Entsprechend dem Befehl des XV. Geb.Korps traten die erwähnten Kampfgruppen in 5 Stoßkeilen gegen Titos Elitetruppen zum konzentrischen Angriff an. Das SS-Fsch.Jg.Btl. 500 hatte schwerste Verluste, auch ihr Kommandeur wurde im Nahkampf schwer verwundet.
    Auftragsgemäß stießen als erste die Aufkl.Abt. 373, das II./Gren.Rgt. (mot.) 92 und die KGr. William der 373. Inf.Div. zum Entsatz der 500er nach Drvar durch, die danach dem Kdr. der KGr. William unterstellt wurden. Wenn es auch nicht geglückt war, das "Marschall" Broz, genannt Tito, seines Hauptstabes und der anglo-amerikanischen sowie sowjetischen Militärmissionen habhaft zu werden, so bestand der Erfolg darin, dass es gelungen ist, mit dem Tito-Zentralgebiet einen nie gesäuberten Raum in die eigene Hand zu bringen. Das OKW meldete, dass sich bei diesem Unternehmen die 7. SS-Freiw.Geb.Div. "Prinz Eugen" unter SS-Oberführer Kumm "und das SS-Fallschirmjäger-Bataillon 500 unter Führung des SS-Hstuf. Rybka hervorragend bewährt hat."


    Teil V


    Nach Beendigung dieser verlustreichen Operation wurde das SS-Fsch.Jg.Btl. 500 nach Laibach zur Säuberung der Krain (Slowenien) von den kommunistischen Tito-Banden verlegt, doch erforderte die Lage an der Ostfront den Einsatz bei der HGr. Nord.
    Im Juli/August 1944 kämpfte das Bataillon mit dem IX. A.K. unter dem Kdo. der 252. Inf.Div. bei Raseinen in Litauen, um die Front der 3. Pz.Armee zu stabilisieren.
    Am 01. Oktober 1944 erhielten alle Bewährungs-Schützen des SS-Fsch.Jg.Btl. 500 aufgrund der Bewährung den Gnadenerweis der Straffreiheit oder Straftilgung. Der Verband wurde nun in SS-Fsch.Jg.Btl. 600 umbenannt und in die SS-Jagdverbände eingegliedert.
    Die SS-Jagdverbände waren eine Kommandotruppe. Ihnen gehörten hauptsächlich für den Kleinkrieg mit Sabotageakten, allgemeinen und speziellen Störmaßnahmen im feindlichen Hinterland geeignete Freiwillige, vor allem Spezialisten, an. Hierbei konnte sich geeignete Bewährungsschützen der SS durch Bew.Einsätze rehabilitieren - analog im Heer der Sonderstab "F" bzw. die Gren.Brig. (mot.) 92 für die ehemalige Fremdenlegionäre. Mit anderen Worten: Die Jagdverbände als ordentlich fechtende Truppe hatten ebenfalls den Charakter einer Bewährungstruppe für Delinquenten der Waffen-SS.
    Aus dem seit Sommer 1942 bestehenden sog. "Sonderlehrgang z.b.V. Oranienburg" war für Sondereinsätze im Frühjahr 1943 von einem niederländischen Offizier der Waffen-SS bei dem hohenzollernschen Jagdschloß Friedenthal, 20 km nördl. Berlin, der Sonderverband z.b.V. "Friedenthal" aufgestellt worden, zu dessen Kommandeur SS-Hstuf. Otto Skorzeny ernannt wurde. Der Sonderverband z.b.V. "Friedenthal" war zur Vorbereitung der Operation "Alerich" und Beteiligung an der Befreiung Mussolinis auf dem Gran Sasso in den Abruzzen beauftragt gewesen. Nachdem die für Sabotage und Subversion zuständige Abteilung II der Frontaufklärung dem RSHA unterstellt worden war und die Aufgaben (als Kdo.Truppe) der Division z.b.V. 800 "Brandenburg" - die in eine Pz.Gren.Div. des Pz.Korps "Großdeutschland" ["GD"] umgegliedert wurde - dem RSHA übertragen worden waren, wurde im Sommer 1944 der Sonderverband z.b.V. "Friedenthal" in das SS-Jagdbataillon 502 (ebenfalls Bewährungstruppe) - mit Stabseinheit und 3 Kompanien (mot.) - umgegliedert. Daraus entstanden nach Eingliederung u.a. des SS-Fsch.Jg.Btl. 600 und Übertritt von ca. 800 Angehörigen der "Brandenburg" - Streifenkommandos - 6 SS-Jagdverbände (etwa zu je 800 Mann, gegliedert in Jagdkommandos), unter der Führung von SS-Ostubaf. Skorzeny, die dem Chef des SS-FHA, SS-Ogruf. Jüttner, unterstanden, ihre Aufträge jedoch vom RSHA SS-Obergruppenführer Dr. Kaltenbrunner erhielten. Unternehmen der Jagdkommandos, die ausschließlich hinter den sowjetischen Linien stattfanden, wurden nur in Zusammenarbeit mit dem Chef der Abteilung fremde Heere Ost im OKH, Gen.Maj. Gehlen, durchgeführt; dabei kam es zum Zusammenwirken u.a. mit der antibolschewistisch-nationalen Ukrainischen Aufständischen Armee des Generals Tschupyrnka. Hinter den feindlichen Linien operierten die SS-Jagdverbände auch mit den Frontaufklärungs-Kommandos II des Heeres zusammen. Seit den Kämpfen um Oberschlesien gab es die taktische Zusammenarbeit auch mit Widerstandnestern der "Werwolf"-Kdo.Truppe des Sonderstabs Prützmann (SS-Ogruf. Prützmann, Gen.Insp. für Spezialabwehr beim RFSS). Von den Kommandounternehmen bis Kriegsende unter dem legendären SS-Standartenführer Skorzeny (Träger des RK m. Eichenlaub), sind besonders die überraschenden Aktionen beim Unternehmen "Greif" im Raum Arel/Arlon und Bastnach/Bastogne in (Belgisch-) Luxemburg sowie der überfallartige Angriff auf die Mass-Brücke mit der SS-Pz.Brigade 150 anlässlich der deutschen Ardennen-Offensive um die Jahreswende 1944/45 am bekanntesten geworden. Die Kommandotruppe bildete zuletzt Kader für das Alpenschutzkorps.
    Eine Sondertruppe, die nach Vopersal (Archiv) "auf viele Widersprüche bis hin zur vollen Ablehnung stieß", war die nach ihren Kommandeur benannte spätere SS-Brigade "Dirlewanger". Ihren Ruf erwarb sie sich bei den Bandenkampfeinsätzen im rückwärtigen Heeresgebiet der HGr. Mitte, wo ihr Kern aus Wildschützen, "sich voll und ganz der Kampfweise der Partisanen anzupassen verstand, sich deren Methoden zu eigen machte und so Schrecken verbreitete, während der konventionell kämpfenden Wehrmacht im Höchstfall Achtungserfolge beschieden waren". Der dem Sonderkommando 'D' (Dirlewanger) ab 1942 zugeführte Personalersatz "zusammen mit den Eigenmächtigkeiten seines Kommandeurs führten zu Exzessen, die ihren Höhepunkt bei der Niederschlagung des Warschauer Aufstandes fanden" (Wolfgang Vopersal).
    Forscht man nach militärhistorischen Parallelen, erinnert diese gefürchtete und berüchtigte Truppe eher an die Trenck'schen Panduren im kaiserlichen Heer Maria Theresias, die deren banditenhaftes Gebaren durch lebenslange Festungshaft auf dem Spielberg von Brünn ihren getreuen, aber sehr eigensinnigen Obristen und Kommandanten büßen ließ.
    Die Gründung geht auf eine Äußerung des Obersten Befehlshabers zurück, sogenannten "anständigen" Wilderen (keinen Schlingenlegern und Fallenstellern) die Chance des Gnadenerweises durch Bewährungseinsatz in einer der SS angegliederten Scharfschützen-Kompanie für die Dauer des Krieges zu gewähren, um sie bei guter Führung vor weiterer Abbüßung ihrer Haftstrafe zu amnestieren. Der Adjutant des RFSS übermittelte fernmündlich (mit späterer Billigung des Reichsjägermeisters und Reichsmarschalls Göring) dem Reichsministerium der Justiz eine entsprechende Weisung, der am 29.03.1940 das schriftliche Ersuchen Himmlers an den Reichsminister der Justiz folgte, die Namen aller der Wilddieberei Beschuldigten bekanntzugeben. Nach den eingereichten Listen wurden zunächst 90 in den Strafvollzugsanstalten der Reichsjustizverwaltung inhaftierten Wilderer "zur besonderen Verwendung des Reichskriminalpolizeiamtes (RKPA) im Eiltransport" in das Konzentrationslager [KL/KZ] Sachsenhausen überführt.
    (…)
    __________
    Fortsetzung folgt.
    MfG Uwe

    Einmal editiert, zuletzt von UHF51 ()

  • Am 04.06.1940 veranlasste das SS-HA die Übertragung der Grund- und Spezialausbildung dieser Sondereinheit auf den SS-Standartenführer Dr. Oskar Dirlewanger. Die als tauglich befundenen 84 Wildschützen am 01.07.1940 im sog. "Wilddieb-Kommando" zusammengefasst und zunächst der verstärkten 5. SS-Totenkopf-Standarte angegliedert, die auch das Stammpersonal stellte.
    Am 01. September 1940 erfolgte die Aufstockung und Umbenennung in "SS-Sonderbataillon Dirlewanger", gleichzeitig wurde dieses für den polizeilichen Einsatz im Generalgouvernement [GG] Polen dem HSSuPF Ost zugeführt und unterstellt. Dort wurde erstmals die für die beabsichtigte Verwendung ungeeignet erwiesenen Wilderern, insgesamt 33, an die Reichsjustizverwaltung zur weiteren Verbüßung iher Haftstrafen zurücküberwiesen.
    Ende Dezember kämpfte das SS-Sonder-Btl. 'D' gegen Banden der aus dem Warschauer Gefängnis ausgebrochenen ca. 500 polnischen Gewaltverbrecher. Nach Bewachungsaufgaben am jüdischen Getto von Lublin folgte der Bewachungs-einsatz beim Burggrabenbau sowie der Bekämpfung von Schmugglern und polnischen Widerstandsgruppen im Raum Lublin.
    Auf Befehl des RFSS vom 29.01.1942 wurde das Bataillon als eine Freiwilligen-Einheit der Waffen-SS eingestuft und in SS-Sonder-Kommando 'D' umbenannt. Damit unterstand es truppendienstlich dem SSFHA, wurde aber einsatzmäßig dem Feldkommando RFSS unterstellt. Gegen die Einstufung des SS-Sonder-Kdo. 'D' als Waffen-SS hat der Chef des SSFHA, SS-Gruf. Jüttner beim RFSS Himmler protestiert mit der Begründung, "diese Einstufung sei für die Frontsoldaten der Waffen-SS untragbar und wäre geeignet, unter ihnen erhebliche Unruhe hervorzurufen. Der RFSS habe daraufhin seinen Befehl zurückgenommen. Der Verband Dirlewanger gehöre weiterhin zum SS-Hauptamt. Dirlewanger sei ein persönlicher Freund Bergers und dieser betrachtet den Verband als 'Hausmacht'. Zu zwei mir nicht mehr erinnerlichen Zeitpunkten - so der Ia des SSFHA, SS-Standartenführer Ruoff, später - "hat Dirlewanger mich persönlich aufgesucht, um Waffen und Ausrüstung für seinen Verband zugewiesen zu erhalten. Beidemale war er hierzu von Berger beauftragt. Ich habe ihn jedesmal zurückgewiesen und ihm erklärt, dass er nicht zur Waffen-SS gehöre. Ich ließ mir das jeweils hinterher von Jüttner erneut bestätigen. Die Frage Dirlewanger, welchen Status sein Verband denn überhaupt habe, beantwortete ich ihm jedesmal mit der Feststellung, sein Verband besitze überhaupt keinen wehrrechtlichen Status. Im gewaltigen Befehlsbereich Himmlers waren derart dubiose Verhältnisse durchaus möglich und durch Rückgriffe auf vielfältige Quellen materieller Ausstattung auch real durchführbar. Die Doppelnatur des Waffen-SS-Status (reguläre und nominelle Verbände) ermöglichte auch eine diesen Verhältnissen angepasste Personalpolitik. SS-Oberguppenführer Berger hatte mehrmals während des Krieges Vorstöße beim RFSS unternommen, um Anerkennung des Verbandes Dirlewanger als Verband der Waffen-SS durchzusetzen..."
    (Mitteilung Joachim Ruoff v. 17.02.1982).
    Noch im Februar 1942 wurde das SS-Sonder-Kdo. 'D' nach Mogilew/Weißruthenien verlegt und mit wechselnden Unterstellungen unter dem Chef der Bandenkampfverbände bzw. HSSuPF Russland-Mitte oder Kom.Gen. und Befh. im Rückw. Heeresgebiet 102 zu insgesamt 37 durchgeführten Bandenkampfunternehmen eingesetzt. Während dieser Partisaneneinsätze bei der HGr. Mitte erfolgte die Aufstellung der zusätzlichen 2 Hilfswilligen-Kompanien ['Hiwi' Kpn.] Ukrainer und Russen. Versuchsweise wurden die ersten 3 Häftlinge aus dem KL Dachau überstellt. In den Strafvollzugsanstalten des Reiches fand eine Durchkämmung nach weiteren Wilderen als Ersatz statt, der im Oktober 1942 zugeführt wurde.
    Als Ersatztruppenteil war seit 15.10.1942 bis 15.04.1944 das SS-Grenadier-Ersatzbataillon "Ost" in Breslau zuständig, diente allerdings nur dem Durchgang der Delinquenten. Die Stärke des Sonder-Kdos. betrug ca. 700 Mann insgesamt. Das Sonder-Kdo. 'D' war in Stab, 2 deutschen und 2 fremdvölkischen Kompanien (Russen und Ukrainer) gegliedert. Am 26.01.1943 erhielten die Angehörigen dieses Verbandes eigene Kragenspiegel, darauf waagerecht gelegte Stielhandgranate unter gekreuzte Karabinern (weiß auf schwarz).
    Anlässlich der vom Sonderbeauftragten für Überprüfung des zweckmäßigen Kriegseinsatzes, General v. Unruh, durchgeführten Erfassung von nicht eingezogenen wehrfähigen Reichsdeutschen, die sich unberechtigt bzw. illegal im GG Polen aufhielten (Jahrgänge 1901 und jünger), wurden diese vom "Heldenklau" aufgegriffenen Personen auf eine bei allen Frontsoldaten Verständnis findende Anweisung des RFSS und Ch.d.dt.Pol. vom 20.03.1943 vom Befh. der Waffen-SS im GG zwecks Bewährung vor dem Feind dem SS-Sonder-Kdo. 'D' zugeführt. Damit bekam dieses den Charakter einer militärischen Bewährungs- und Straftruppe.
    Ab Mai 1943 erfolgte aufgrund freiwilliger Meldungen aus allen Konzentrationslagern die erste planmäßige Ausmusterung von Häftlingen und deren Zusammenziehung im KL Sachsenhausen. Von ihnen wurden ca. 350 über Minsk nach Ossipowitschi überführt. Gleichzeitig trafen etwa 150 neu erfasste Wildschützen ein. Der Verband gliederte sich nunmehr in 1 deutsche Kompanie (Inf.), 1 deutsche Batterie (Art.) und 1 deutschen Kradschützen-Zug, 3 russische Kompanien und 1 Ukrainer-Zug, zusammen ungefähr 750 Mann. Die Verluste betrugen von Febr. 1942 bis Aug. 1943 insgesamt 92 Tote, 218 Verwundete und 8 Vermisste. Mit Befehl vom 10.08.1943 zur Aufstockung zum SS-Sonderregiment 'D' wurden zunächst Bewährungsschützen aus dem Straflager der SS und Polizei Dachau, die wegen krimineller Delikte verurteilt waren, zugeführt. Zusätzlich kamen über das SS-Gren.Ers.Btl. "Ost" eingezogene Wildschützen.
    Die Einziehung dieser einstigen vorbestraften Wilderer erfolgte aufgrund der NotdienstVO durch das Ergänzungsamt im SS-HA. Die Dienstzeit im SS-Sonder-Rgt. 'D' galt für sie als Wehrdienst, während die als Soldaten 2ter Klasse geltenden Delinquenten Häftlinge blieben. Zum Jahresende 1943 folgten als Ersatz kriminelle Häftlinge über das KL Neuengamme.
    Ab 14.11.1943 war Dirlwangers Regiment im Mittelabschnitt an den Angriffskämpfen südlich Kosari und um die Jahreswende 1943/44 im Nordabschnitt an den Abwehrkämpfen am Beresno-See beteiligt.
    Zwecks Vermehrung des SS-Sonder-Rgts. 'D' auf 1.200 Mann erfolgte auf Befehl des RFSS u. Ch.d.dt.Pol. vom 19.02.1944 aufgrund von Freiwilligenmeldungen die Ausmusterung von ca. 800 Kriminellen und sogar Asozialen. Ausgenommen waren sog. "politische Verbrecher und Schlüsselkräfte in den Rüstungsbetrieben der KL". Zusätzlich folgten Delinquenten aus den Strafvollzugslager der Waffe-SS und Polizei Danzig-Matzkau.
    Am 15.04.1944 wurde die Ersatz-Kompanie des SS-Sonder-Rgt. 'D' in Krakau aufgestellt in in einem früheren Kloster stationiert. Als Funker wurden am 24.04.1944 Berliner Angehörige des Postschutz der DRP zum Stammpersonal des Regiments eingezogen.
    Im Frühjahr 1944 fanden Unternehmen in den Bandenkampfgebieten von Uschatschi, bei Lepel und nördlich der Bahnlinie Minsk - Borissow statt. Der Regimentsstab und das I. Bataillon lagen in Usda, das II. Bataillon in Sabolotje. Die Auffüllung durch Ersatz erfolgte am 06.06.1944, diesmal wie spätere Ersatztransporte über das KL Buchenwald. Fremdvölkische gab es jetzt im nun im Regiment nicht mehr.
    Erst zu Beginn der sowjetischen Sommeroffensive ["Begration"] wurde dem SS-Sonderregiment 'D' ein Bataillon muselmanische Freiwillige, vorwiegend Usbeken, zugewiesen, das jedoch beim Rückzug vom Regiment getrennt wurde und später in Warschau dem Kommandeur der berüchtigten russischen SS-Brigade Kaminskij unterstellt worden ist. In diesem Zusammenhang erscheint dem Verfasser [Horst Voigt] eine Klarstellung erforderlich. Die SS-Brigade Kaminskij - 5 Infanterie-Regimenter und Spezialformationen - war ein vom Heer unter den General Köstring, der Waffen-SS zugeführter Großverband der RONA (Russ. Volksbefreiungsarmee = Russkaja Osvoboditelnaja Narodnaja Armija), die eigenmächtig vom OB der 2. Pz.Armee, Gen.Oberst Schmidt, versuchsweise in einem unter der Leitung des einheimischen Ingenieurs Kaminskij geleiteten Verwaltungsbezirk bei Brjansk mit eigenen (!) Streitkräften aufgestellt worden war (siehe Fußnote 190 bei Joachim Hoffmann: Deutsche und Kalmyken 1942 bis 1945, Einzelschrift 14, herausgegeben vom MGFA der Bundeswehr, 1974). Die dieser antibolschewistisch-nationalen russischen Brigade angelasteten Gräueltaten an Polen und Juden sind z.T. auch Dirlewangers Verband unterschoben worden und schadetet nicht nur Dr. Dirlewanger selbst, sondern dem Ansehen der gesamten Waffen-SS und der Wehrmacht. Wegen der Übergriffe seiner Truppe ist Kaminskij vor ein SS- und Polizeifeldgericht gestellt und, nach der Erinnerung des Ia des SS-FHA, zum Tode verurteilt worden (Ruoff) . . .
    Nach schweren Abwehrkämpfen südostwärts Minsk, wo das Inf.Btl. 550 z.b.V. (Bew.Tr. 500 d. Heeres) aufgerieben wurde (es war in diesem Teil der Front auch ein Lw.Jg.Btl. z.b.V. der Luftwaffe eingesetzt), führte das SS-Sonder-Rgt. 'D' dort schwere Rückzugskämpfe. Der Ausbruch aus Grodno war, wie ein Angehöriger des Rgts. schreibt "allein das Verdienst von Dirlewanger".
    Nach erfolgreicher Verteidigung von Lomscha [Lomsha] erfolgte geordnetes Absetzen in den Auffrischungsraum Zichenau. In Ostpreussen war die Neuausstattung an Waffen und Gerät auf dem Tr.Üb.Pl. Arys vorgesehen.
    Auf dem Marsch dorthin erreichte in Treuburg das Regiment der Rückruf für den Einsatz in Warschau, wo am 01.08.1944 der Aufstand ausgebrochen war.1
    An der Niederwerfung des Warschauer Aufstandes war auch ein Feldverband der Bewährungstruppe 500 des Heeres beteiligt.
    Während das bei Witebsk aufgeriebene Inf.Btl. 550 z.b.V. mit sofort zur Verfügung stehenden Ersatz beschleunigt für den Einsatz bei der 9. Armee südlich Warschau wieder aufgestellt wurde, eilte nach einer besonderen Verwendung in der Ukraine das Inf.Btl. 560 z.b.V. herbei, das vom AOK 9 dem IV. SS-Pz.Korps für den Einsatz in Warschau zugeführt wurde. Mit seinem Bataillon und Resten anderer Verbände stellte der Bataillons-Kommandeur, Major Ritter das Infanterie-Regiment 560 z.b.V. auf, das unter dem Kommando der 73. Infanterie-Division bzw. des AOK 9 in den schweren Straßenkämpfen eingesetzt wurde.
    Das Sonder-Rgt. 'D' hatte bereits am Spätnachmittag des 02.08.1944 den Stadtrand von Warschau erreicht. Es wurde der Korps-Gruppe v. dem Bach zugeteilt. SS-Ogruf. v. dem Bach-Zelewski befehligte als General der Polizei alle nach und in Warschau zusammengezogenen Polizei- und Bandenkampfverbände. Das SS-Sonder-Rgt. 'D' stieß bis 05.08. ins Stadtinnere vor und schlug eingeschlossenen Wehrmachttruppenteile heraus. Die rücksichtslos geführten blutigen Straßen- und Häuserkämpfe - oft Nahkampf Mann gegen Mann in den Häuserruinen - waren verlustreich. Noch während des Einsatzes wurde Dirlewangers SS-Sonder-Rgt. Ersatz zugeführt, es wurde um etwa 2.500 Mann verstärkt, davon waren ca. 1.900 Bewährungs-Schützen aus Danzig-Matzkau.
    Unter diesem Ersatz befand sich erstmalig "Politische Prominenz", ca. 600 Schutzhäftlinge aus den KL, die im Troßraum Bugmünde zusammengehalten und ausgebildet wurden.
    Diese nahmen an den Kämpfen in Warschau nicht teil. Es waren "vorwiegend ehem. KPD'ler u.ä.", schreibt ein Rgts.Angehöriger. "Und machten den Fehler, daß man diese Leute beisammen beließ, statt sie aufzuteilen, und stellt das III. Bataillon auf".
    Für die Leistungen wurden SS-Oberführer Dr. Dirlewanger und Major Ritter mit dem RK des EK ausgezeichnet.
    Nach dem blutigen Einsatz in Warschau wurden die "Panduren des XX. Jahrhunderts" zur Auffrischung in den Raum Radom/Polen verlegt.
    Ersatz und Verstärkung erhielt das Regiment, als wegen der in Frankreich stattfindenden Abwehrschlachten die beweglichen Heeres- und Wehrmachtgefängnisse im Westen aufgelöst und die Delinquenten aus allen Wehrmachtteilen über die Festungen Torgau und Glatz, bei gleichzeitiger Versetzung zur Waffen-SS, zugeführt wurden. Unter ihnen befanden sich zahlreiche degradierte ehemalige Offiziere. Eine Aufstockung zur Brigade war beabsichtigt.
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    1) Vgl. Michaelis, Die SS-Sturmbrigade "Dirlewanger" - Vom Warschauer Aufstand bis zum Kessel von Halbe
    (...)
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    Fortsetzung folgt.
    MfG Uwe

  • Teil VI


    Die Auffrischungszeit im Raum Radom reichte gerade noch aus, den herangeführten Ersatz nach ihrer Versetzung zur Waffen-SS aufzunehmen und mit ihnen die zerschlagenen Einheiten des I. und II. Bataillons des SS-Sonder-Rgts. 'D' auf volle Gefechtsstärken zu bringen, das III. Btl. war von der Verwendung bei der Niederschlagung des Warschauer Aufstandes ausgenommen geblieben. Einer Reihe von Bewährungsschützen im SS-Sonder-Regiment 'Dirlewanger' aus dem Rest der Überlebenden, die sich in schweren Bewährungseinsätzen in Warschau rehabilitiert hatten, war freigestellt worden, sich zur ordentlichen fechtenden Truppe der Waffen-SS versetzen zu lassen; von diesen Angebot ist, soweit bekannt, kein Gebrauch gemacht worden - so stark war inzwischen das Verbundenheitsgefühl unter den Angehörigen dieser Truppe und ihre Treue zu ihrem Kommandeur entwickelt. Aus diesem verhältnismäßig kleinen Personenkreis konnte sich das Stammpersonal jedoch nur zu einem Teil ergänzen, denn gerade dieses war von den Verlusten in Warschau besonders empfindlich betroffen.
    Zur Niederwerfung des von der Sowjetunion geschürten und von Einheimischen Kommunisten angeführten Aufstand in der Slowakei wurde das SS-Sonder-Rgt. 'D' angefordert und um den 12.10.1944 in die Niedere Tatra und das Slowakische Erzgebirge verlegt. An der Säuberungsaktion in der Zips nahm seitens des Heeres die Bewährungs-Kompanie 500 für Bandenbekämpfung teil, die u.a. - ebenfalls aus Polen kommend - in der Hohen Tatra eingesetzt war. Nicht zuletzt auch zum Schutz der einheimischen Karpaten-Deutschen im Hauer- und Zipser-Ländchen wurden die Einheiten Dirlewangers zwischen Waag und Gran disloziert im Raum Rosenberg - St. Martin - Neusohl - Altsohl aufgestellt. In Zips erfolgte endlich die Vermehrung des SS-Sonder-Rgts. Dirlewanger zur Brigade, als (laut Archiv Vopersal) um den 17.11.1944 weitere Schutzhäftlinge aus Konzentrationslagern zugeführt wurden. Es werden insgesamt 1.910 KL-Insassen, größtenteils "Politische", gewesen sein, die in die SS-Brigade 'Dirlewanger' eingegliedert worden waren. Dabei sollte es sich um solche handeln, die 1933 nicht opportunistisch mit zum Hitlergruß erhobenen Arm "übergelaufen waren, sondern Charakter gezeigt haben". Aber ob dieser Versöhnungsversuch des RFSS Heinrich Himmler mit "ehemaligen" marxistischen Funktionären gelingen würde, sollte sich zeigen.
    Die SS-Brig. 'Dirlewanger' gliederte sich außer in Führungs-, Unterstützungs- und Versorgungs-Brigadetruppen in 2 Sturm-Regimenter, zu jeweils 3 Sturm-Bataillonen und 1 Füsilier-Kompanie. Außer dem Stammpersonal setzte sich die SS-Brig. 'D' aus ca. 5% Wildschützen, 10-15% Bewährungsschützen der Polizei und Waffen-SS und mehr als 50% in Torgau und Glatz von der Waffen-SS übernommenen Bewährungsmännern der Wehrmacht, sowie 30% Häftlingen bzw. Schutzhäftlingen aus Konzentrationslagern zusammen. Diese Prozentzahlen geben einen Anhalt für das Verhältnis von Bewährungsschützen der SS- und Polizeitruppen sowie Delinquenten mit Häftlingsstatus in dieser Bewährungs- und Straftruppe, in der zuletzt offensichtlich das Bewährungselement überwog.
    Aus einem Erlebnisbericht geht hervor, dass die sog. "Politische Prominenz" aus marxistischen Funktionären geschlossen zusammen - "und stets in einem großen Abstand von uns gehalten" wurde.
    Spätestens beim Abfall des Königreichs Rumänien vom Bündnis mit Deutschland am 23.08.1944 war es offenbar geworden, wovor der HSSuPF Slowakei die Deutsche Gesandtschaft in Preßburg wiederholt, aber vergeblich gewarnt hatte. Von Sowjetischen Oberkommando waren durch subversive Maßnahmen die Vorbereitungen für die Fortsetzung seiner Operationen im Donauraum abgeschlossen worden, so dass die Fronttruppe zu ihrer eigenen Sicherheit - 30 km hinter ihrer HKL - Maßnahmen in der Slowakei als Schutzgebiet des Deutschen Reiches ergriff. Hartwig Pohlmann ("Geschichte der 96. Infanterie-Division") schreibt zum Sonderunternehmen "Schwarzwald" des Befh. der dt. Truppen im rückw. Heeresgebiet der HGr. Süd, Gen.d.Inf. v. Both, u.a.: "Der eigenen höheren Führung war bekannt geworden, dass in den ausgedehnten Wäldern der Waldkarpaten sowjetische Fallschirmspringer in beträchtlicher Stärke abgesprungen waren, und dass sich dort rote Partisaneneinheiten bildeten. Sie hatten mit den Gefechtsständen der regulären Armee an der Grenze konspirative Verbindungen aufgenommen und gingen dort ein und aus. Dieser Zustand bedeutete eine ernstliche Gefahr für die deutsche Front, besonders nach dem, was man soeben in Rumänien erlebt hatte." Zur Entwaffnung dieser slowakischen Truppen waren am 30.08.1944 die in den Divisionen der 1. Pz.Armee gebildeten Kampfgruppen unter dem Korück. 531 (Gen.Lt. Brauner v. Haydringen) eingeschritten.
    Das war aber auch das Signal für den Aufstand1eines Teils der slowakischen Armee unter dem Kriegsminister Gen.Oberst Catlos gegen die Regierung Tiso, die bis zuletzt treu zum Reich stand. Hinter Catlos, der zum Verräter geworden war, standen, wie der vormalige Außenminister Prof. Dr. Durcansky später dem Verfasser [H. Voigt] erklärte, tschechische Exilpolitiker, die mit der UdSSR konspirierten.
    Das Zentrum des Aufstandes, der von einem Pz.Verband in der Garnison St. Martin ausgegangen ist, befand sich im Raum Neusohl - Altsohl und hauptsächlich in den Gr. u. Kl. Tatra-Gebirgen. Gleichzeitig waren die kommunistisch geführten Partisanenbanden in verschiedenen Teilen des Landes aktiv geworden. Besonders gefährdet waren außer Lazaretten usw. die wichtigen Verwaltungs-, Rüstungs- und Versorgungszentren. Unter der karpatendeutschen Bevölkerung hatten die Gewalttaten der Partisanen Opfer im Raum Rosenberg gefordert. Für die zahlreichen, im Lande verteilten KLV-Lager war Gefahr im Verzuge. Sie unterstanden der Dienstaufsicht des Reichsstatthalters von Wien als dem Beauftragten des Führers für die Erweiterte Kinderlandverschickung, für deren Betreuung er sich der Hitlerjugend, des NS-Lehrerbundes und der NS Volkswohlfahrt bediente. In ihnen waren 30.000 reichsdeutsche, aber auch volksdeutsche Jugendliche und Kinder aus der Slowakei und der Ukraine untergebracht. Als von deutschen Polizeiattachée in Preßburg die Meldung von der Gefangennahme und Ermordung des Stammführers (Heinz v. Bergen) der HJ-Verwaltung durch Partisanen eingegangen war (26.08.1944), fuhr Reichsleiter Baldur v. Schirach mit einem motorisierten Eingreifverband aus Teilen der Pz.Brigade XVII und der Ersatztruppen des WK XVII (Wien), in die Slowakei ein, um die KLV-Lager, z.T. durch Ungarn in ostmärkische Aufnahmeorte zu verlegen. Da die eingesetzten Kampfgruppen [KaGru.] der 1. Pz.Armee alsbald wieder ihren Divisionen zugeführt werden mussten, war am 06.09. SS-Ogruf. Berger bei der Ernennung zum Deutschen General in der Slowakei (in Nebenfunktion) mit der Niederschlagung des Aufstandes beauftragt worden. Außer der Pz.Div. "Tatra" (Gen.Lt. v. Loeper) standen ihm zur Verfügung oder wurden zugeführt: Landesschützen- und Sicherungs-Bataillone, Alarmeinheiten der Wehrmacht, Waffen-SS und Polizei einschließlich des Deutschen Postschutzes (aus einer KGr. mit 2 Alarm-Btle. entstand das selbständige SS-Pz.Gren.Rgt. "Schill"), sowie Dt. Selbstschutz der Volksgruppe und die regierungstreue slowakische Hlinka-Garde, der Osttürkische Waffenverband u.v.m. Was wundert es, dass General Berger auch Dirlewanger mit seiner Sturmtruppe angefordert hatte?
    Bergers Nachfolger als Dt. Befh. i. d. Slowakei, SS-Ogruf. Höfele, mit seinem Chef aus dem Generalstab des Heeres, standen bei der Durchführung der letzten Säuberungsaktionen im November 3 Divisionen sowie zahlreiche andere Verbände zur Verfügung. Die Unterstellungsverhältnisse der SS-Brig. 'Dirlewanger' sind nicht vollständig geklärt, sie hat zeitweise dem Kdo. der (1. Ukrainischen) 14. Waffen-Grenadierdivision der SS (SS-Brigadeführer Fritz Freitag) unterstanden, aber ob ganz oder nur mit Teilen ist dem Verfasser [Voigt] nicht bekannt. Der Einsatzraum dieser Division lag um Sillein - St. Martin. Dieser Großverband, dessen westukrainische, meist galizischen Freiwillige sich bei Kriegsende als 1. Ukrainische Division UNA (Ukrainische National-Armee) unter ihrem Oberbefehlshaber General Schandruk betrachteten, unterhielt zum verwandten slowakischen Volk ein freundlich nachbarschaftliches Verhältnis, weshalb die den Ukrainern nach dem Kriege angelasteten Übergriffe zurecht zurückgewiesen sind. Der zur 14. Waffen-Gren.Div. der SS vom Heer kommandierte 1. Gen.St.Offz. (Ia), Major i.G. Wolf-Dietrich Heike, macht in seinem Buch ("Sie wollten die Freiheit") für die Übergriffe den Osttürkischen Waffenverband und "besonders" die SS-Brigade 'Dirlewanger' verantwortlich. Dirlewanger selbst wird von Heike aus der Sicht des SS-FHA charakterisiert, d.h. negativ. Im Gegensatz dazu kann der Antrag des Befehlshabers auf Erkennung von Gnadenerweis und Beförderung wegen hervorragender Tapferkeit für 2 Bewährungsschützen (ehemals degradierte Heeresoffiziere) als Anerkennung des Einsatzes der Truppe gewertet werden.
    Aufgrund der Besorgnis erregenden Lage in Ungarn wurde die SS-Brig. 'Dirlewanger' im Dez. 1944 in der HGr. Süd unter dem AOK 6 zur Verwendung in der Armeegruppe Fretter-Pico für den Einsatz beim III. Pz.Korps bzw. in der Festung Budapest vorgesehen, aber dazu kam es nicht.
    Aufgrund des feindlichen Drucks zwischen dem Donau-Knie bei Waitzen/Vác und dem Matra-Gebirge sollte die SS-Brig. 'D' in der Armee-Gr. Fretter-Pico den Vorstoß der swjetischen mech. Operationsgruppe Plijew in der 2. Ukrain. Front durch das Nordungarische Mittelgebirge im Zuge des Eipel-Tales mit Teilen der Pz.Gren.Div. "Feldherrnhalle", zwei ungarischen Pz.Divisionen und eigener Luftwaffenunterstützung auffangen oder die Voraussetzungen für einen Angriff schaffen. Aber die Brigade konnte zunächst nicht geschlossen eingesetzt werden. Am 12. Dezember musste sie 1 Bataillon an die der kgl. ungar. 3. Armee unterstellten 2. Pz.Div. abgeben. Weitere Teile wurden der Armee-Gruppe Wöhler für die Verwendung in der 18. SS-Freiw.Pz.Gren.Div. "Horst Wessel" im IV. Pz.Korps (sp. "Feldherrnhalle") der 8. Armee zugeführt. Für den vom OKH geplanten Großangriff wurde die Masse der SS-Brig. 'Dirlewanger' am 16. Dezember seinem an die Ungarn abgegebenen Bataillon nachgeführt und mit ihm zur "Gruppe Rintelen" unter dem Kdr. der 357. Inf.Div., der mit seiner und der ungar. Pz.Div. dem Generalkommando IX. SS-Geb.AK der 6. Armee unterstand, eingesetzt, verstärkt durch Teile der Pz.Gren.Div. "FHH" und eines MG-Bataillons. Gen.Oberst Frießner, OB der HGr. Süd, suchte Dirlewanger in seinem Gefechtsstand auf.
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    1) Vgl. Venohr, Aufstand der Slowaken - Der Freiheitskampf von 1944
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    Fortsetzung folgt.
    MfG Uwe

  • Dem verschobenen eigenen Großangriff aber kam Marschall Malinowski zuvor mit der Offensive der sowjetischen 2. Ukrainischen Front durch den Angriff der 6. Garde-Pz.Armee. Genau zum selben Zeitpunkt - was wahrscheinlich kein Zufall gewesen ist! - wurde die in der operativ wichtigen Talenge der Eipel bei Ipolyság engesetzte Masse der SS-Brigade 'Dirlewanger' von einem schweren Schlag getroffen. Vom III. Bataillon SS-Sturm-Rgt. 2, in dem die Masse der "Politischen" zusammengefasst worden war, liefen ca. 160 Mann unter Führung kommunistischer Funktionäre zu den Bolschwisten über.
    Damit scheiterte Himmlers Versuch, "ehemalige"(?) politische Gegner in einem als Weltanschauungskampf geführten Krieg mit dem Nationalsozialismus zu versöhnen. Die aus Erfahrungen der Bewährungstruppe 999 in Taurien und Transnistrien gezogenen Lehren aus dem Versuch eines Bewährungseinsatzes fanatischer Marxisten gegen sowjetische Streitkräfte, der gescheitert war, hatten seitens der Reichsführung der SS offenbar keine Beachtung gefunden.
    Die Front zwischen den Armee-Gruppen Fretter-Pico und Wöhler war damit aufgerissen. "Durch diese große Lücke war es dem Iwan ein leichtes, uns von der Mitte aus seitlich aufzurollen. Schwerste Verluste und alles total versprengt", heißt es in dem Erlebnisbericht eines als Bewährungsschütze rehabilitierten Angehörigen des Stamm-Personals im Brigade-Kdo. Bei Beneczeparaty brachen Garde-Truppen der sowjet. mech. Operations-Gr. Plijew genau auf die Naht zwischen 6. und 8. Armee durch. Die zur Wiederherstellung der Verbindung zur 8. Armee angesetzten Gegenstöße der 357. Inf.Div. und der 8. Pz.Div. blieben ohne Erfolg. Den eigens dazu befohlenen Offz. der 357. Inf.Div. gelang es, die Masse der unter Schockwirkung stehenden Teile der SS-Brig. 'Dirlewanger' aufzufangen und sie unter dem Befehl des General z.b.V. beim OB d. HGr. Süd eine Sicherungslinie westlich Kistompa-Syemerod bilden zu lassen. Das OKH befahl dem nach Gran/Estergom verlegten Gen.Kdo. des LVII. Pz.Korps, die Lücke mit den Pz.Gren.Rgtern, Pz.Aufkl.Abt. und Pz.Jg.Abt. sowie den Pz.Pi.Btlen. der 3., 6. und 8. Pz.Div., unterstützt von der H.Flak-Abt. 314 und durch 2 Btle. des von dem Sondereinsatz in der Slowakei herangeführten SS-Pz.Gren.Rgt. "Schill", noch am 21.12.1944 zu schließen. Die Pz.Gren.Rgter. der genannten Divisionen haben für das Unternehmen nicht zur Verfügung gestanden, weil sie als Eingreifreserve im Raum Stuhlweißenburg/Székesfehérvár festgehalten worden sind. Die feindlichen mech. und gep. Kräfte des Gen.Lt. Plijew hatten die Nachschubstraße des LVII. Pz.Korps ostwärts der Eipel gesperrt gehabt und schlossen am 26. Dezember vorübergehend die Pz.Gren. usw. des LVII. Pz.Korps im Angriff längs des Gran ein. Mit Stoßrichtung auf die Slowakei über Lewenz/Léva (slowak.: Levice) konnte die mech. Operations-Gr. Plijew mit 4 Garde-Korps Panzern, Reitern und Schützen den Einbruchsraum von Ipolyság erweitern und vertiefen. Dem General der Pz.Tr. Kirchner gelang es aber, mit seinem LVII. Pz.Korps einen Brückenkopf bei Beny am Gran zu bilden. Inzwischen hatte das Gen.Kdo. des IV. Pz.Korps ("FHH") unter General der Pz.Tr. Kleemann den Befehl über die 24. Pz.Div., 46. Volks-Gren.Div. [VGD], der Masse der angeschlagenen SS-Brig. 'Dirlewanger' im Norden und die 357. Inf.Div. im Süden übernommen, dem es gelang, zusammen mit dem LVII. Pz.Korps den Zusammenhang der Front der HGr. Süd wiederherzustellen und zu behaupten.
    Während der schweren Kämpfe des 22.12.1944 wurde die SS-Brigade 'D' mit der Masse unter dem Gen.Kdo. des IV. Pz.Korps ("FHH") in der 8. Armee der Armee-Gr. Wöhler dem Kdr. der 18. SS-Freiw.Pz.Gren.Div. "Horst Wessel" unterstellt, von der ab 27. Dezember ein Btl. in der KGr. Schenz verwendet worden ist. 2 Btle. der SS-Brig. 'D' gehörten unter Kdo. der 357. Inf.Div. der KGr. Hafner an und haben sich nach Aussage des Kampfgruppenführers, Hptm. Hafner, hervorragend geschlagen. So haben sich, wie dem Verfasser [Horst Voigt] berichtet worden ist, der sich rehabilitierende SS-Uscha. Momm, ein international bekannter Springreiter der Kavallerie-Schule Hannover - und ehemaliger, u.a. zu Rangverlust verurteilter Kavallerie-Stabsoffizier - besonders bewährt. Solch herausragenden Einzeltaten aber steht die Tragödie bei Ipolyság militärhistorisch als "das Versagen der SS-Brigade Dirlewanger" gegenüber, wie es in der Geschichte der 3. Pz.Division heißt.
    Das blutige Ringen ging am 28.12. zu Ende. Als am 29.12.1944 General d. Inf. Wöhler den Oberbefehl über die HGr. Süd übernahm, wurde die SS-Brig. 'D' aus der Front herausgezogen. Sie frischte wahrscheinlich (?) im Raum Neuhäusel/Ersckujvár (slowak.: Nové Zámky) auf.
    Aus Abgaben der übrigen 5 Bataillone wurde das III./SS-Sturm-Regiment 2 der gehätschelten "Politischen Prominenz" - wie Dirlewangers Männer die stets distanziert betrachteten marxistischen Funktionäre, hauptsächlich der KPD, bezeichneten - wieder aufgefüllt, sodass die beiden Sturm-Rgter. gleichmäßig stark waren. Dirlewangers Großverband wurde in 2. SS-Sturm-Brigade umbenannt. Dessen ungeachtet blieb ihre bisherige Bezeichnung im allgemeinen Sprachgebrauch, so sprach man auch nicht ganz zutreffend von der "zweiten SS-Brigade Dirlewanger".
    Bald nach Jahresanfang 1945 wurden dem Stammpersonal Führer und Unterführer der Waffen-SS zugeführt. Eine Aufstockung der 2. SS-Sturm-Brigade zu einer "Sturm"-Division ist niemals beabsichtigt gewesen, vielmehr war von Anfang an vorgesehen, sie in eine neu aufzustellende Division - und innerhalb dieser - als selbständigen Großverband zu integrieren. W. Keilig (Das Deutsche Heer 1939-1945, Band I, Seite 141/22 der Loseblattsammlung: Kommandobehörden der Waffen-SS) verzeichnet unzutreffend eine 36. SS-Sturm-Division "Dirlewanger" und bemerkt: "Unvollständige Aufstellung Anfang 1945 aus der 2. SS-Sturm-Brig., "Dirlewanger".
    Als Ergänzung des Stammpersonals und für alle Div.Truppen zugeführt wurden u.a. Teile der seit Juli 1944 nach Posen-Treskau verlegten SS- und Waffen-Junkerschule Braunschweig und der Heeres-Pionierbrigade 682 (?),
    sowie aus Stahnsdorf die schwere Panzerjäger-Abteilung 681 (?) als Heerestruppe (bei Versetzung in die Waffen-SS). Dem Kommando der 36. Waffen-Gren.Div. der SS sollte nach Aufstellung die 2. SS-Sturm-Brigade taktisch unterstellt werden. Die Umnummerierung der Sturm-Rgter. in Nr. 72 und 73 unterblieb daher (Vopersal).
    Wer vorstehend verfolgt hat, welche Auseinandersetzungen über den wehrrechtlichen Status von Dirlewangers Truppe hauptsächlich zwischen den Generalen der Waffen-SS Gottlob Berger und Hans Jüttner als Chefs des SS-HA bzw. des SS-FHA es gegeben hat, wird nicht überrascht sein, dass anlässlich der Umbenennung in 2. SS-Sturm-Brigade und ihre beabsichtigte Eingliederung in die 36. Waffen-Grenadier-Division der SS es neue Spannungen gegeben hat. Hatte SS-Ogruf. Berger erreicht, Dirlewangers Sturm-Brigade die Anerkennung als Bestandteil der Waffen-SS zu verschaffen? SS-Staf. a.D. Joachim Ruoff, damaliger Chef der Führungs-Abt. und Ia im SS-FHA, bestätigte dem Verfasser [Voigt], dass die Umbenennung und Eingliederung von SS-Ogruf. Jüttner und vom Kommandoamt der Waffen-SS bis zum Äußersten abgelehnt worden sei und er sich trotz Strafandrohung durch den RFSS Himmler dagegen verwahrte, die 2. SS-Sturm-Brig. in die Waffen-SS zu übernehmen und durch Eingliederung diese Straf- und Bewährungstruppe der SS mit regulären Fronttruppen der Waffen-SS gleichzustellen. Ruoff hält es für schlechterdings unmöglich, eine wahrheitsgemäße Rekonstruktion aller Dirlewangers Truppe betreffenden Dinge allein aus Dokumenten vorzunehmen, bestätigt aber, dass im Dezember 1944 der RFSS Himmler "dem SS-Führungshauptamt befahl", Dirlewangers Brigade, "endlich als reguläre Waffen-SS anzuerkennen".
    Selbst dieser Befehl sei durch die Sonderregelung der Befehls- und Unterstellungsverhältnisse dahingehend umgangen worden, als zwar Dirlewangers Brigade als Infanterieteil taktisch unterstellt, nicht aber als Truppenbestandteil der 36. Waffen-Grenadier-Division der SS in diese eingegliedert wurde (Mitteilung Ruoff vom 17.02.1982). Zu dieser noch unter Experten der ehemaligen Waffen-SS strittigen Frage kann und will der Verfasser [Horst Voigt], als damaliger Reserve-Offizier im Heer, nicht Stellung nehmen, er geht aber davon aus, dass dieser Großverband der Bewährungstruppe der SS zuletzt ausschließlich militärisch verwendet worden ist, nicht nur das Stammpersonal, sondern auch die Bew.Schützen der Waffen-SS angehört haben, einschließlich die von der Heeresjustiz überstellten Delinquenten, die ohne freien Willen ("gezwungen") zweifelsfrei in die Waffen-SS versetzt worden sind, die Einsätze des seit Spätherbst 1944 (an der Eipel) nicht polizeilicher, sondern militärischer Art waren, der Ersatztruppenteil ein militärischer Verband der Waffen-SS gewesen ist, die 2. SS-Sturm-Brigade als taktisch selbständiger Großverband in der schematischen Kriegsgliederung des OKW unter einer militärischen höheren Kommandobehörde aufgeführt und sie im Lagebuch des Wehrmachtführungsstabes wiederholt erwähnt worden ist.
    Was der Auseinandersetzung über den Status dieser Truppe Nahrung gab, war die äußerliche Unterscheidung von der Waffen-SS durch besondere Kragenspiegel und ihr inneres Gefüge. Interessant ist, was nach seiner Beobachtung als Offz. des Heeres Otto Hafner, derzeit Hptm. und KGr. Führer in der 357. Inf.Div., in seinem unveröffentlichten Manuskript (Briefe und Erinnerungen) unter dem 19.12.1944 über die ihm unterstellten 2 Bataillone der zu dieser Zeit inoffiziell schon bezeichneten SS-Sturmbrigade 'Dirlewanger'als Straf- und Bewährungstruppe der SS zu Papier gebracht hat: "Die beiden "Dirlewanger"-Bataillone bestehen meist aus degradierten Offizieren, unter anderen soll auch der Olympiasieger Rittmeister Momm, 1936, unter ihnen sein. Kompanie- und Bataillonsführer, auch Dienstgrade, tragen keine Rangabzeichen; sie werden von den Mannschaften nur mit ihren Funktionsbezeichnungen angesprochen: "Kompaniechef", nicht "Herr Oberleutnant" (gemeint ist "Obersturmführer") zum Beispiel. Leider bleibt mir keine Zeit, mich mehr für Einzelheiten dieser ... Soldaten zu interessieren. Prächtige Kerle, das steht fest, man kann sich auf sie verlassen, ist jedenfalls mein Eindruck. Ich habe einen guten Kontakt mit ihnen ...".
    Ob Hafners Beurteilung dieser Delinquenten als "hervorragende" Soldaten (vom Verfasser im vorstehenden Zitat weggelassen!) angemessen ist, bleibe dahingestellt, sie beweist jedoch, dass Verurteilte gegen Angehörige dieser Sondertruppe seit ihrem Entstehen (!) unangebracht waren und sind. Dem überwiegenden Teil dieser Männer ist der Bewährungswille nie abzusprechen gewesen. Die Erhaltung eines losen kameradschaftlichen Zusammenhalts auch noch über das Kriegsende - bis zur Gegenwart - hinaus beweist das schicksalhaft gewachsenen Gemeinschaftsgefühl, ja den Korpsgeist eines "Verlor'nen Haufens".
    (…)
    __________
    Fortsetzung folgt.
    MfG Uwe

  • Teil VII


    Wie auch die Auseinandersetzung um den wehrrechtlichen Status von Dirlewangers Sondertruppe ausgehen mag, letztentscheidend ist, dass das Kommando über die aufzustellende 36. Waffen-Grenadier-Division der SS dem SS-Oberführer d.R. Dr. Dirlewanger übertragen worden ist, der sich schon als SS-Ostubaf. mit seinen "Wildschützen" ausgezeichnet hatte. Nun folgt ein Kuriosum: Als taktischer Führer wurde ihm der bisherige Kommandeur der 4. SS-Pol.Gren.Div., SS-Brigadeführer Schmedes, im Kommando der Division vorgesetzt! So also sah der merkwürdige Kompromiss aus, mit dem der Streit zwischen den maßgeblichen Instanzen der SS beigelegt worden ist. Weshalb man Dirlewanger, der bewiesen hatte, dass er taktisch führen konnte, innerhalb seiner eigenen Division noch einen General vorsetzte, erscheint Außenstehenden rätselhaft; als Tatsache ist das aber so hinzunehmen (fernmündl. Mitteilung von Wolfgang Vopersal an den Verfasser H. Voigt vom 20.02.1984).
    Praktisch war diese Lösung ohne Bedeutung, das Dirlewanger die 2. SS-Sturmbrigade weiterhin in Personalunion führte und bis zum Abschluss der Aufstellung seiner Division nur die Sturmbrigade eingesetzt worden ist. Der Wehrmachtführungsstab (WFSt) benutzte in dieser Aufstellungsphase der Division die Bezeichnung "Gruppe Dirlewanger", die mit den beiden nach Einsatz beim Pz.Korps "FHH" kurzfristig aufgefrischten Sturmregimenter, zusammen mit den in Zuführung befindlichen Div.Truppen, in den Raum Neutra (?) verlegt worden ist. Sie unterstand - bei gleichzeitigem Sicherungseinsatz - bis Anfang Februar 1945 dem Deutschen Befehlshaber in der Slowakei.
    Nach einer Eintragung im Lagebuch des WFSt vom 02.02.1945 sollte SS-Oberführer Dirlewanger mit der Sturm-Brig. herausgezogen und, wegen des sowjetischen Durchbruchs im großen Weichselbogen, an der Ostfront eingesetzt werden. So wurde Anfang Februar zunächst das SS-Sturmregiment 1 der schwer bedrängten HGr. Weichsel unter RFSS Himmler in den Bereich der 9. Armee (Gen.d.Inf. Busse) zugeführt. Die Bataillone setzten ihre Einheiten als Panzer-jagd-Kommandos offenbar bei verschiedenen Großverbänden der 9. Armee ein, die sich aus Polen auf die Oder zurück- kämpften. In der Neumark fanden sie ihre letzten Verwendungen beiderseits Frankfurt/Oder beim V. SS-Geb.Korps und beim XI. SS-Pz.Korps, besonders im Oderbruch. Der Rgt.Gef.Stand befand sich zuletzt in Wriezen. Von dort wurde das SS-Sturmregiment 1 Ende Februar unter Zurücklassung einer Pz.Jagd-Kp. seiner Brigade im Neiße-Abschnitt bei Guben wieder zugeführt.
    Die Masse der Brigade mit dem SS-Sturmregiment 2 wurde am 13.02.1945 zur HGr. Mitte (Gen.Oberst Schörner) für den Einsatz bei der 4. Pz.Armee (Gen.d.Pz.Tr. Graeser) in den Bober-Abschnitt gefahren. In der Lausitz wurde sie im Dreieck Naumburg/Bober - Crossen/Oder - Neuendorf dem XXIV. Pz.Korps unmittelbar unterstellt. Dieses Korps unter Gen.d.Pz.Tr. Nehring war nach dem sowjetischen Durchbruch aus dem Baranow-Brückenkopf aus der Einschließung bei Kielce ausgebrochen, hatte sich mit dem XXXXII. AK. vereinigt und sich als "Wandernder Kessel" südlich Tomaschow, über Grabia südwestlich Litzmannstadt (Lodz) bis zur Warthe durchgeschlagen, wo beim Pz.Korps "GD" (Großdeutschland) wieder Anschluss an die deutsche Front gefunden worden war. Die Gruppe Nehring hatte, über Krotoschin und Lissa durchstoßend, Ende Januar die Oder bei Glogau überschritten, entlang des Stromes nach Norden eine Front aufgebaut und ist dann der 4. Pz.Armee unterstellt worden.
    Die 2. SS-Sturmbrigade hatte sich lt. Lagebuch des WFSt am 16.02. erfolgreich geschlagen und befreite am 17.02.1945 die vom Feind besetzte Stadt Sommerfeld in der Niederlausitz. Sie wehrte am 18.02. feindliche Gegenangriffe ab. Als die HKL bei Crossen nach Südwesten zurück gebogen werden musste, unternahm die Brigade von Norden her einen erfolgreichen Vorstoß. Trotz aller Abwehrerfolge, weswegen die Brigade 'Dirlewanger' mehrfach im Lagebuch des WFSt erwähnt ist, konnte das Vordringen des Feindes nach Südwesten nicht verhindert werden, wobei die KGr. der 342. Inf.Div. auf Guben zurückgedrängt wurde. Diese Stadt an der Lausitzer Neiße war auf dem Ostufer durch Teile der Alarmbrigade "GD" unter ihrem Kampfkommandanten (Major Theermann) zur Rundumverteidigung eingerichtet worden. Es handelte sich um junge, aus der HJ übernommene Kriegsfreiwillige. Gemeinsam mit diesen Jungen erzielte die 2. SS-Sturmbrigade am 20.02. einen Abwehrerfolg. Da am 21.02. südostwärts der Stadt die HKL zurückgenommen werden musste, gelang es dem Feind in Guben einzudringen. Er wurde am 22.02.1945 außerhalb der Stadt zurückgeschlagen.
    Mit ihren Leistungen im Bober-Abschnitt und den Einsätzen eines ihrer Regimenter im Vorfeld der Festung Frankfurt/Oder hat sich die Brigade 'Dirlewanger' von ihrem zweifelhaften Ruf befreien können! Bei den schweren Kämpfen zwischen Oder und Lausitzer Neiße ist der persönlich stets tapfere Kdr., RK-Träger SS-Oberführer d.R. Dr. Oskar Dirlewanger, verwundet worden.
    Mit ihm schied ein befähigter, von seinen Männern geachteter Soldatenführer aus dem Kampf, dessen Maßstäbe bei berühmten Landsknechtsführern spätmittelalterlicher Heere zu suchen sind. Er war nicht nur Führer im Kampf, sondern bei aller Strenge, mit der er seine Truppe in Ordnung hielt, ein fürsorglicher Vorgesetzter, der nach dem Zeugnis nicht zuletzt auch seiner Bewährungsschützen, allgemein wie ein Vater verehrt worden ist. Das mögen seine damaligen und heutigen Kritiker nicht außer Acht lassen.
    Es wird Wert auf die Feststellung gelegt, dass die von einem mehrfach bestraften Kriminellen aufgebrachte und seitdem verbreitete Behauptung, Dirlewangers Sondertruppe sei 1943/44 in der Sowjetunion ein "Plünderungs- und Vergewaltigungsrecht" eingeräumt gewesen, eine Ausrede für den Besitz von Diebesgut war.
    Den "Panduren des XX. Jahrhunderts" sind nicht annähernd diejenigen Rechte zugestanden worden, die dem Panduren-Regiment des Obristen Franz Freiherr von der Trenck durch Kaiserin Maria Theresia offiziell zugebilligt waren. Diese Truppe bestand nämlich nicht nur aus freiwilligen kroatischen "Grenzern", sondern auch aus gefangen genommenen slawonischen Räubern, in der der Hauptmann Ernst Gideon Freiherr von Laudon einer der tüchtigsten Offiziere war. Diesem berüchtigten Verband war die beim Feind gemachte Beute zu belassen, "damit diese Leuth desto mehr Lust überkömmt", sich anwerben zu lassen.
    Richtig ist, dass bei leider nicht zu bestreitenden Übergriffen von Dirlewanger persönlich scharf durchgegriffen wurde, um die Manneszucht aufrecht zu erhalten. Unter den Bewährungstruppen des Zweiten Weltkrieges stellte Dirlewangers "Haufe" als Straf- und Bewährungstruppe eine Lösung dar, mit der er offenbar an die von der Wehrmacht nicht mehr unterhaltenen Disziplinar-Bataillone der "Alten Armee" anknüpfen wollte.
    Es sei darauf hingewiesen, dass auch im zaristischen Russland das Heer über Disziplinar-Truppen verfügt hat, und diese Einrichtung in der Sowjetunion von Roter Armee und Flotte übernommen worden ist. Die Sowjetunion hat diese Truppen im 2. Weltkrieg als "Straf-Bataillone" gegen die Wehrmacht eingesetzt; das Oberkommando der Sowjetischen Streitkräfte hält auch heute [1986] im Frieden noch daran fest.
    Bei der Mobilmachung 1939 wurden die bestehenden Sonderabteilungen der Wehrmachtteile aufgelöst. Es wurde eine Trennung zwischen Delinquenten im Strafvollzug durch Aufstellung von Feldstrafgefangenen-Abteilungen usw. und jenen vorgenommen, bei denen der Strafvollzug ausgesetzt werden konnte, um bewährungswürdigen Verurteilten Gelegenheit zu bieten, sich durch Bewährung an der Front in einer Bewährungstruppe zu rehabilitieren. Deswegen wurden die "Bewährungstruppen" aufgestellt. 1942 trennte man darüber hinaus die von Kriegs- oder Zivilgerichten verurteilten Bewährungsmänner von jenen "Soldaten 2. Klasse", die wegen Zuchthausstrafen wehrunwürdig geworden und auf kriegsdauer für "bedingt wehrwürdig" erklärt worden waren. In der Bewährungstruppe 500 (für die gesamte Wehrmacht) dienten die Bewährungsmänner (siehe Teile I und III), in der Bewährungstruppe 999 die "Soldaten Zweiter Klasse". Dirlewangers 2. SS-Sturm-Brigade stellte somit eine Sonderform dar, die nur bei SS und Polizei Geltung besessen hatte.
    Nach dem Ausfall Dirlewangers fiel das Kdo. der 36. Waffen-Grenadier-Division der SS Brigadeführer Schmedes allein zu. Damit fand offenbar (?) nach dem Eintreffen der Division an der Neiße-Front die Zweigleisigkeit ein Ende, und auch die Sturm-Regimenter mit Füsilier-Kompanie wurde vom Divisions-Kdo. 36 geführt, ohne dass deren Status als Bewährungstruppe im vorher erwähnten Sinne verändert wurde. Der Name 'Dirlewanger' blieb für diese Truppe inoffiziell in der Umgangssprache erhalten.
    Am 23.02.1945 war dem noch bestehenden Brig.Kdo. das Festungs-MG-Btl. 3097 unterstellt worden. Das verstärkte SS-Sturmregiment 2 verblieb in seiner Stellung, als die Brig.Einheiten zur Eingliederung in die Divisions-Truppen mit der Nr. 36 am 28.02. aus der HKL herausgezogen wurden. Den Befehl über die in Guben eingesetzten Kampfverbände - das verst. SS-Sturm-Rgt. 2, die Ers.Tr.Teile "GD" und einige Volkssturm-Bataillone - übernahm der Kdr. mit diesen Formationen gebildeten Brigade z.b.V. 100, Oberst Berger. Ende Februar wurde das Gen.Kdo. XXIV. Pz.Korps herausgelöst, um als Führungsstab der neugebildeten Pz.Gruppe Nehring (XXXIX. und LVII. Pz.Korps) eingesetzt zu werden. Der HGr. Mitte unmittelbar unterstellt, sollte sie als Voraussetzung für den geplanten Entsatz von Breslau die vom Feinde am Queis unterbrochene Eisenbahnverbindung Görlitz – Lauban – Hirschberg freikämpfen. Die vom 02. bis 06. März 1945 dauernde erfolgreiche Operation in Niederschlesien ist als Schlacht um Lauban in die Kriegsgeschichte eingegangen. Währenddessen führte General der Pz.Tr. Sigfrid Henrici im Abschnitt Forst – Guben mit dem Gen.Kdo. des XXXX. Pz.Korps.
    Für den Einsatz an der Neiße-Front wurde der 36. Waffen-Gren.Div. der SS weitere Verstärkung zugeführt. Zu dem Fest.MG-Btl. 3097 traten 3 Alarm-Bataillone des Heeres und 2 Volkssturm-Bataillone sowie das SS- und Pol.Gren.Rgt. (der 35. SS-Pol.Gren.Div.). Mit diesen Truppen übernahm SS-Brigadeführer Schmedes, nachdem auch das Sturmregiment 1 eingetroffen war, seinen Abschnitt bei Guben. Die Brigade z.b.V.100 wurde am 16.03. herausgelöst. Brigadeführer Schmedes übernahm auch den Befehl über das in seiner Stellung verbliebene SS-Sturmregiment 2 und führte damit bei Guben zum ersten Mal die verstärkte 36. Waffen-Grenadier-Division der SS geschlossen in der Front.
    Im Zuge der Umgruppierung der 4. Pz.Armee an der Neiße-Front wurde die Division dem V. AK. unter Gen.d.Art. Dr. Waeger unterstellt, von der 35. SS-Pol.Gren.Div. - ohne ein in der Stellung bei Guben verbleibendes Bataillon - abgelöst und marschierte in den Raum Cottbus zum Einsatz an der Lausitzer Neiße nördlich Forst zwischen der 342. und 214. Inf.Div.
    In den ersten drei Großkampftagen seit 16.04.1945, dem Beginn der sowjetischen "Berliner Operation", behaupteten die angegriffenen Divisionen der 4. Pz.Armee und der 9. Armee ihre Stellungen. Am vierten Tag, dem 19.04., gelang es den Armeen, der sowjetischen 1. Ukrainischen und der 1. Weißruthenischen [Weißrussischen] Front, beiderseits Frankfurt/Oder aus ihren Brückenköpfen heraus in die deutschen Stellungen einzubrechen. In der Front der 4. Pz.Armee wurde das V. AK, dabei die 36. Waffen-Gren.Div. der SS, durch den Vorstoß der Garde-Panzerarmeen [3. und 4.] über
    Cottbus auf Senftenberg von der HGr. Mitte abgetrennt. Das Korps versuchte, am Südrand des Spreewaldes eine Sicherungslinie aufzubauen. Der 35. SS-Pol.Gren.Div. (Kdr.: SS-Standartenführer Pipkorn) war ein Bataillon der 2. SS-Sturm-Brig. unterstellt worden. Da nicht mehr festzustellen ist, welches Btl. das gewesen war, wird es im folgenden SS-Sturm-Btl. 'D' (= Dirlewanger) bezeichnet. Pipkorn hatte in der Neiße-Stellung die KGr. Fleckner zurückgelassen, zu der auch das Sturm-Btl. 'D' gehörte. Die KGr. wurde alsbald in schwere Abwehrkämpfe stark angeschlagen. Während das V. AK gegen den sowjetischen Stoßkeil auf Berlin eine Front von Königs Wusterhausen bis Lübben aufbaute, standen an der Lausitzer Neiße nur noch schwache Sicherungen im Kampf gegen den scharf nachdrängenden Feind. Das führte zu dem Entschluss, die auf Lieberose zurückgehende KGr. Fleckner in die Abwehrlinie des Korps zurückzunehmen, die von Burg über Butzen zum Schwieloch-See und entlang der Spree verlief.
    Die 36. Waffen-Gren.Div. marschierte aus ihrer Stellung bei Bautzen nach Nordwesten in den Bereitstellungsraum bei Halbe. Bei Märkisch Buchholz sollte das V. AK den Schutz der linken Flanke
    beim Ausbruch der inzwischen eingeschlossenen 9. Armee übernehmen.
    (…)
    __________
    Fortsetzung folgt.
    MfG Uwe

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  • Die Verbindung der 35. SS-Pol.Gren.Div. zum V. AK war unterdessen abgerissen. Beim Versuch, die Reste der Division zusammenzufassen und in Richtung Halbe im Zuge der Reichsautobahn bis Teupitz oder auf Baruth durchzu-brechen, "um so Verbindung mit dort vermuteten Ersatztruppen für Berlin zu bekommen" (Heckmann/Hummel), wurde durch 3 Panzer verstärkte Reste der Kampfgruppe Fleckner zur Sicherung dieser Bewegung an der Südflanke unter schwerem Feindfeuer am Ortseingang von Märkisch Buchholz eingesetzt. Die Bewährungsschützen des SS-Sturm-Btl. 'D' mussten feindliche Panzer- und Pak-Riegel aufbrechen und "in todesmutigen Angriffen" den Feind von den beherrschenden Höhen werfen (Tieke). Dennoch misslang vorerst der Durchbruchsversuch. Von Halbe aus ging es zunächst nicht weiter. "Die Verluste sind hoch. Einige Gruppen boxen sich weiter durch, bis sie im Raum Baruth dann doch noch gestellt werden und, soweit sie nicht fallen, in russische Gefangenschaft kommen" (Tieke). Auch der Divisionsführer blieb vermisst. So ging mit der Masse der 35. SS-Pol.Gren.Div. auch das ihr Schicksal teilende SS-Sturm-Btl. 'D' unter; nur Teilen gelang der Durchbruch.
    Als Kommandoeinheit der 2. SS-Sturm-Brig. war die SS-Pz.Jagd-Kp. "Dora" II dem V. SS-Geb.Korps (SS-Ogruf. Jeckeln) hauptsächlich nahe der Festung Frankfurt/Oder unterstellt worden.
    Bei den schweren Nachhutgefechten, die zur Rückendeckung der 9. Armee vom V. SS-Geb.Korps zu bestehen waren, hat sich neben anderen Verbänden auch die SS-Pz.Jagd-Kp. "Dora" II des SS-Untersturmführer [Frithjof-Elmo] Porsch besonders ausgezeichnet. Diese hatte im Kreis Lebus große Erfolge gehabt. Nach Einsätzen, teilweise hinter den feindlichen Linien, besonders bei Maxdorf und Neu-Zittau, wurde sie am Eingang von Märkisch Buchholz in verlustreiche Kämpfe verwickelt und hatte sich mit einigen "Frundsbergern", die sich als Versprengte angeschlossen haben, sowie mit Teilen einer KGr. des Heeres, durch die Wälder bis in die Gegend von Töpchin durchgeschlagen, wo sich der Heeresverband der feindlichen Übermacht ergab. Mit SS-Ustuf. Porsch, der am 28.03.1945 mit dem Ritterkreuz ausgezeichnet worden war, waren es noch 48 Männer der Waffen-SS, die bis zur letzten Patrone kämpfen wollten; 12 davon haben überlebt. Dieser Rest folgte dem Kp.Fhr., der mit geschwungenem 'Wolchowknüppel' auf die brüllenden Angreifer losging und überwältigt wurde. Als Untersturmführer Porsch dem feindlichen Kommandeur, einem grauhaarigen Oberst, vorgeführt wurde, bat er diesen, mit den Überlebenden die toten Kameraden bestatten zu dürfen. Über dem Gemeinschaftsgrab sangen sie das Treuelied der SS. Der Feind ließ sie gewähren und bezeugte den Respekt, wie er nur noch von der fechtenden Truppe zu erwarten war.
    Die 36. Waffen-Gren.Div. der SS hatte aufgrund ihrer hohen Verluste die Reste der Sturm-Regimenter und der Füsilier-Kompanie sowie aller Unterstützungstruppen in einer Kampfgruppe zusammengefasst. Die Division teilte das Schicksal der am Ausbruch der Armee beteiligten Truppen. Zwar war es dem V. AK gelungen, die Westfront der inzwischen im Spree-Kessel eingeschlossenen 9. Armee südlich Königs Wusterhausen gegen die im Angriff auf Berlin vorgestoßenen Garde-Panzerarmeen (3. und 4.) zu bilden, doch scheiterte zunächst der Versuch, mit seinen geschwächten Truppen die feindlichen Sperr-Riegel zwischen Teupitz und Halbe zu durchbrechen. Die Divisionen, die miteinander und teilweise zu den eigenen Verbänden keine Verbindung hatten, mussten sich in den großen Waldungen, die allein die Möglichkeit der Vereinigung mit der entgegenkommenden 12. Armee boten, nach allen Seiten überlegenen Feindkräften erwehren.


    Teil VIII


    Unter Zurücklassung des unterstellten SS- u. Pol.Rgt. 91 sowie eines eigenen Sturm-Bataillons bei der ablösenden 35. SS-Pol.Gren.Div. bei Guben hatte die verstärkte 36. Waffen-Gren.Div. der SS unter Brigadeführer Schmedes am Spreewald nördlich Cottbus mit der 342. und 214. Inf.Div. schwere Abwehrkämpfe bestanden (Berichtigung und Ergänzung zum Teil VII, DSJB 1986, S. 429).
    Die Kampfgruppe 36. Waffen-Gren.Div. der SS war mit dem V. AK unter General d.Art. Dr. h.c. Waeger bei Halbe für den Ausbruch der 9. Armee aus dem Spree-Kessel zum Angriff angetreten, aber gescheitert. Bei der entscheidenden Kommandeurbesprechung in der Oberförsterei Hammer gab Gen.d.Inf. Busse dem Kom. Gen. des XI. SS-Pz.Korps, SS-Ogruf. Kleinheisterkamp, den Befehl, mit der (Heeres-)Pz.Gren.Div. "Kurmark" - mit "Panthern" -, der s.SS-Pz.Abt. 502 - mit "Tigern" und "Königstigern" - den Angriff in 2 Stoßkeilen zu wiederholen nachdem die 21. Pz.Div. ohne Befehl abgefahren war (von ihr hat man nichts mehr gehört). Die Deckung nach Osten oblag dem V. SS-Geb.Korps unter SS-Ogruf. Jeckeln als Nachhut. Die KGr. 36. Waffen-Gren.Div. der SS folgte mit dem V. AK als Flankenschutz dem südlichen Stoßkeil, den 14 "Tigern" des SS-Stubaf. Hartrampf mit Vierlings-Flak (Sfl), einer Werfer-Batterie usw., die durch eine SPW-Kompanie "Kurmark" und eine Fahnenjunker-Einheit als Pz.Nahschutz verstärkt waren. Auch die SS-Pz.Jg.Abt. 32 "30. Januar" und die SS-Jagdpanzer-Abt. 561 z.b.V. kamen heran. Nach gelungenem Ausbruch übernahm das XI. SS-Pz.Korps die Nachhut. General Busse setzte das V. AK an die Spitze.
    Es ist hier nicht der Ort, die Tragödie der 9. Armee zu würdigen, deren Soldaten zu Tausenden bei Halbe auf dem Schlachtfeld den Tod fanden. Die Verbände waren auseinander gerissen; nur noch in kleinen Kampfgemeinschaften stürzten sie sich in Todesnot auf einen erbarmungslosen Feind mit Handgranaten, blanker Waffe oder nur mit dem Spaten in der Faust.
    Zwischen ihnen hasteten Zivilisten, Frauen mit Kindern an den Händen oder auf dem Arm; sie hatten oft nichts weiter bei sich, als das, was sie auf dem Leibe trugen.
    Alte Männer schleppten Munition herbei und beschämten die Waffenlosen in Uniform, die es auch gab. 16 bis 17jährige Fronthelfer des HJ-Volkssturm-Regiment "Frankfurt/Oder", in ihren Reihen als "Weibliche Kämpfer" Führerinnen des BDM in feldgrauen Waffenröcken, die der bolschewistischen Soldateska nicht in die Hände fallen wollten, unterstützten die fechtende Truppe; ihrem Bannführer Peter Kiesgen, einem RK-Träger, nachstürmend, brachen sie in feindliche Stützpunkte ein und schlugen die roten Gardisten nieder. Mitten unter ihnen befanden sich der OB Gen.d.Inf. Busse, und die Generale, immer wieder die aus allen Truppenteilen bunt zusammengewürfelte Reihen von Kämpfern neu ordnend und zum Sturm auf die nächsten Waldsperren, Stellungen und Pak-Riegel anführend; so auch der Generalstabschef der Armee, der dabei fiel.
    In diesem Chaos trafen die Reste der 35. und 36. Division der Waffen-SS mit denen zweier weiterer Divisionen bei der Sammelstelle der Waffen-SS in Redekin nordwestlich Genthin zusammen. Sie wurden vom Kdr. der 23. SS-Freiw. Pz.Gren.Div. "Nederland" in Kampfgruppen neu geordnet und gegliedert. Diese KGr. zählten zu denjenigen, die am 06.05.1945 gemäß dem von Gen.d.Pz.Tr. Reichsfreiherr von Edelsheim im Auftrage des OB der 12. Armee, Gen.d.Pz.Tr. Wenck, in Stendal mit den Amerikanern abgeschlossenen Übergabevertrag in Tangermünde ihre Waffen in Ehren niederlegten. Der Verfasser [Horst Voigt] erinnert sich der Generale, die am Übergang der gesprengten Elbe-Brücke bei Fischbeck standen, um sich von den an ihnen vorbeiziehenden Soldaten zu verabschieden.
    Über das Ende der Sturm-Truppen in der KGr. 36. Waffen-Gren.Div. der SS wissen wir nichts Genaues. Sie sollen trotz ihrer Erschöpfung und meist verwundet bis zum Letzten kämpfend der Übermacht des Feindes erlegen sein, oder sich in scheinbarer Hoffnungslosigkeit am 29. April ergeben haben. Nur Einzelnen mag es gelungen sein, sich zur 12. Armee durchzuschlagen. Kaum jemand wird wissen, ob unter jenen, die am 01. Mai in der rettenden Aufnahmestellung des XX. AK den noch jugendlichen Grenadieren der Inf.Div. "Scharnhorst" in die Arme gesunken sind, auch Männer dabei waren, die noch unter Dirlewanger in Russland, Weißruthenien, Polen, in der Slowakei und in Ungarn gekämpft haben. Dagegen weiß man, dass Genesene, die mit einem Lazarettzug aus Ungarn in die Ostmark gelangt waren, und sich bei Graz einem Kampfverband des RAD angeschlossen hatten, an der Enns in US-Gefangenschaft geraten sind. Als die Sowjets ihre Auslieferung verlangten, sind sie geflohen. Auf Dr. Oskar Dirlewanger setzten die Sieger einen Kopfpreis aus; die französische Gewahrsamsmacht überließ ihn aber seinen Mördern.
    Im Jahre 1960, mehr als 15 Jahre nach diesem ungesühnten Verbrechen ehemaliger KL-Insassen, sind seine Gebeine exhumiert, identifiziert und zu Altshausen (Württemberg) beigesetzt worden. Die letzten seiner Männer ruhen unter etwa 19.000 Soldaten und 3.000 Flüchtlingen auf dem großen "Zentralwaldfriedhof" zu Halbe, außerdem in zahlreichen Soldatengräbern auf märkischen Friedhöfen, wo sie von Pastor Ernst Teichmann und seinen treuen Helfern in den Gemeinden schon während der Kämpfe und danach bestattet worden sind. Bevor 1983 der tapfere Pfarrer starb, konnte auf dem Friedhof zu Märkisch Buchholz in der ehem. "DDR" ein Gedenkstein für die Opfer errichtet werden!
    Nachzutragen ist, dass der wegen Tapferkeit vor dem Feind rehabilitierte weltweit bekannte Springreiter Harald Momm (siehe Teil VI) aufgrund der Wiederaufnahme seines Gerichtsverfahrens in seinen Rang wieder eingesetzt worden ist. Der vormalige Kommandeur der Heeresreit- und Fahrschule Krampnitz, Oberst a.D. Momm, verstarb nach dem Kriege in München. Der deutschen Reiterei bleibt er unvergessen.
    Die Annalen zur Truppengeschichte des Zweiten Weltkrieges verzeichnen 2 Regimentsverbände des SS-Bewährungs-truppen, die der Vollständigkeit nicht unerwähnt bleiben können: die SS-Bewährungs-Regimenter mit Delinquenten des Strafvollzugslagers der Waffen-SS und Polizei in Danzig-Matzkau und seiner Außenstelle in Ludwigsfelde im Kreis Teltow.
    Beim Hervorbrechen der sowjetischen Heeresmassen aus den Weichsel-Brückenköpfen im Januar 1945 wurde das Hauptlager in Danzig aufgelöst. Die für einen Bewährungseinsatz unwürdigen und untauglichen wurden nach Dachau geschickt, aber unterwegs von den US-Truppen gefangen genommen.
    Die bewährungswürdigen Delinquenten wurden am 20.01.1945 unter dem Namen seines Kommandanten als SS-Bewährungs-Regiment Kaltofenzu 3 Bataillonen und Regimentseinheiten aufgestellt. Ob sie über schwere Infanterie-waffen verfügten, ist nicht bekannt. Dem Stammpersonal wurden Kräfte des HSSuPF Danzig-Westpreußen, Teile des Ausb.Btl. der SS-Pz.Gren.-Schule Sophienwalde/Westpr., Urlauber der Waffen-SS und Polizei sowie im Raum Danzig sammelnde estnische Freiwillige eingegliedert. Das Regiment wurde unter dem Befehl des Wehrkreis-Kdo. XX an der Nogat-Front bei Neuteich/Westpr. eingesetzt. Das Wehrkreis-Kdo. unterstand zunächst dem OB der 2. Armee, Gen.Oberst Weiß. Gen.d.Inf. Specht führte die KGr. Kaltofen später dem XXIII. AK des Gen.d.Inf. Melzer in der Weichselniederung bei Danzig zu. Lt. Archiv Vopersal steht fest, dass das SS-Bewährungs-Regiment Kaltofen bis zur Waffenstreckung auf Befehl des OB der Armee Weichsel bzw. Hela, Gen.d.Pz.Tr. v. Saucken, anständig gekämpft hat. Am 08. Mai 1945 war der Kampf an der Danziger Bucht wie überall zu Ende.
    Von der Außenstelle des Strafvollzugslagers der Waffen-SS und Polizei zu Ludwigsfelde in der Genshagener Heide südlich Berlin wurden für den Rüstungseinsatz in den Daimler-Benz-Werken in Teltow zusammengefassten etwa 1.200 Delinquenten, anlässlich des sowjetischen Durchbruchs bei Forst/Lausitz, zu einem Bewährungs-Regiment der Waffen-SS mit 3 Bataillonen und Regiments-Einheiten aufgestellt. "Egal was sie angestellt haben!" soll SS-Ogruf. Berger gesagt haben.
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    Fortsetzung folgt.
    MfG Uwe

  • Der Name dieses Verbandes konnte bisher nicht ermittelt werden und wird deshalb als SS-Bewährungs-Regiment "Ludwigsfelde" angegeben (lt. Teil V auch "Marienfelde" bezeichnet). Es wurde Gen.Lt. Reymann zugeführt und unterstellt, der als Befehlshaber im Verteidigungsbereich Berlin zusätzlich mit der Bildung der nicht mehr zustande- gekommenen Armee-Gruppe "Spree" aus 9. und 12. Armee mit der im Raum Spremberg-Senftenberg vermuteten Korps-Gruppe Jolasse beauftragt war (auf eigenen Wunsch wurde er am 23. April 1945 seiner Aufgaben in Berlin entbunden).
    Unter dem Kommando der (Schatten-)Division "Elbe", die Gen.Lt. Reymann unterstellt wurde, wurde mit deren eigenen Verbänden, dem Pz.Jagd-Verband "Döberitz" des Freikorps "Adolf Hitler" mit Teilen der HJ-Pz.Vernichtungs-Brigade "Feldherrnhalle" ["FHH"], der SS-HJ-Kampfgruppe Lendrock, dem SS-Bew.Rgt. "Ludwigsfelde", dem Alarm-Regiment Oertel sowie je einer KGr. der 337. Volks-Grenadier-Division [VGD] und der (2. RAD) Inf.Div. "Friedrich Ludwig Jahn" z.b.V. ab 21. April im Anschluss an das XX. AK der 12. Armee mit der (3. RAD) Inf.Div. "Theodor Körner" z.b.V. die Sicherungslinie Beelitz – Siethen – Groß Machnow besetzt. Dort nahm das V. AK der 9. Armee durch die 21. Pz.Div. mit Teilen der 32. SS-Pz.Gren.Div. "30. Januar", nach Ablösung der Pz.Jagdkommandos der Pz.Vern.Ersatz-Brig. "Hitlerjugend" in der Teupitzer Seen-Enge und der selbständigen HJ-Volkssturm-Kp. "Königs- wusterhausen" als Ortssicherung, die nur 3 Tage bestehende Verbindung auf.
    Der Führer des SS-Bew.Rgt. "Ludwigsfelde" übernahm als Gef.Stand die leere Flak-Feuerstellung der Berliner 1. Flak-Division in Siethen von der vorübergehend nach Potsdam verlegten Pz.Vern.Ersatz-Brig. "HJ", von wo aus sein Regiment und die schon vorher eingetroffene SS-HJ-KGr. Lendrock (mit Adolf-Hitler-Schülern aus Ostpreußen) am 23.04. von Gen.Lt. Reymann eingewiesen werden sollten. Auf seiner Fahrt nach Siethen befahl Reymann einer offenbar von der Artillerie-Schule Jüterbog kommenden bespannten Batterie, bei Nudow in Stellung zu gehen. Während der Einweisung griffen überlegene Kräfte der sowjetischen 3. Garde-Pz.Armee mit anderen Teilen der 1. Ukrainischen Front für den Sturm auf Berlin die Division "Elbe" an und nahmen mit dem Vorstoß über das historische Schlachtfeld von Groß-Beeren (1813) Teltow ein, sie drangen bis zum Teltow-Kanal vor, an dem die Angriffsverbände des Marschalls Konjew, der von Teltow aus die Kämpfe beobachtete, bei Nowawes, Klein Machnow und Lankwitz auf heftigen Widerstand der dort eingesetzten Verteidiger Berlins stießen. Gen.Lt. Reymann erlebte den Beginn des Großangriffs der sowjetischen 3. Garde-Pz.Armee auf die Reichshauptstadt bei den Waffen-SS Verbänden in Siethen mit. "Ich erteilte dem SS-Führer den Befehl, so lange wie möglich Siethen zu halten und dann auf die eigenen Kräfte bei Nudow und Ahrensdorf zurückzugehen", schrieb Gen.Lt. Reymann nach dem Kriege. Der Einsatz des SS-Bew.Rgts. in der äußeren Verteidigungszone von Groß-Berlin war im letzten Augenblick erfolgt. Einzelheiten der Kämpfe bei Groß Beeren waren bisher nicht feststellbar; es ist aber anzunehmen, dass die Truppen später die Besatzung Potsdams verstärkt haben. Gen.Lt. Reymann verteidigte mit seiner Korps-Gruppe die zum Festen Platz erklärte frühere Sommerresidenz der Kurfürsten und Könige von Brandenburg-Preußen, die aus den Landesschützen- und Ersatz-Bataillonen resp. Ersatz-Abteilungen des Kampfkommandanten Potsdam, Oberst Lux, der (2. RAD) Inf.Div. "Friedrich Ludwig Jahn" z.b.V., der Volksturm-Division "Potsdam" mit eingegliederten Teilen der SA-Volkssturm-Division "Feldherrnhalle" und ihren HJ-Pz.Jagd-Kdos., den Resten des Fahnenjunker-Rgts. "Gatow" und Luftwaffenteilen aus Werder/Havel sowie Flak-Artillerie mit Lw.Helfern der HJ, Polizei-Verbänden und dem abgeschnittenen, am Wannsee eingeschlossenen Resten der 20. Pz.Gren.Div., deren Kommandeur sich erschossen hatte, u.a.m. bestand. Die Korps-Gruppe Reymann, die trotz Verstärkung durch abgedrängte Teile der Div. "Elbe" tiefe Einbrüche im Norden nicht mehr bereinigen konnte, wurde am 30.04. von der 12. Armee des Gen.d.Pz.Tr. Wenck entsetzt. Sie brach zum XX. AK des Gen.d.Kav. Koehler aus, das mit dem Pz.Jagdverband "Munster" des Freikorps "Adolf Hitler" bis Ferch vorgedrungen war und sich mit der Inf.Div. "Ferdinand von Schill" des Oberstleutnants Müller und Teilen der Inf.Div. "Ulrich von Hutten" der Besatzung Potsdams entgegengekämpft hatte. Die Teile der Waffen-SS, vermutlich mit dem Rest des SS-Bewährungs-Regiments "Ludwigsfelde", marschierte nach Redekin in der Altmark.
    Hier endet der Beitrag über die SS-Bewährungstruppen entsprechend den heutigen Kenntnissen [1987], die jahrelanger Forschung bedurften. Dieser Teil kann aber nicht abgeschlossen werden, ohne einer Legende entgegenzuwirken, die sich nach dem Kriege durch ungeprüftes gegenseitiges Abschreiben ergeben und Eingang in die Literatur gefunden hat. So hat u.a. Wilhelm Tieke ("Das Ende zwischen Oder und Elbe - Der Kampf um Berlin 1945") in seiner sonst aufschlussreichen Arbeit das der 35. SS-Pol.Gren.Div. zugeführte SS-Sturmbataillon der 2. SS-Sturmbrigade fälschlich als "SS-Sturmbataillon 500" bezeichnet. Wolfgang Vopersal (Archiv) vertritt die Meinung, dass es sich bei der 35. SS-Pol.Gren.Div. um ein Bataillon der 2. SS-Sturmbrigade handelt. Im 29. Deutschen Soldatenjahrbuch 1981 wird in dem von Karl-Heinz Hummel bearbeiteten Beitrag ("Die 35. SS-Polizei-Infanterie-Division") des verstorbenen Major der Schutzpolizei a.D. Heckmann nur von einem "Bataillon z.b.V." gesprochen. Daraus geht nicht hervor, ob es sich um ein Inf.Btl. z.b.V. (Bewährungstruppe 500) oder überhaupt um einen Bewährungsverband gehandelt hat. Da der sonst informative Beitrag über diesen Polizei-Großverband mit Berufung auf Burkhart Müller-Hillebrand nicht zutreffend als SS-Pol."Infanterie"-Div. bezeichnet ist, erscheint ein Irrtum auch hinsichtlich des Bataillon z.b.V. naheliegend. Bei den Bewährungstruppen der SS war der Zusatz "z.b.V." nicht üblich.
    Soweit dem Verfasser [H. Voigt] bekannt, haben Aufzeichnungen eines Angehörigen der SS-Brigade 'Dirlewanger'dem Autor eines Romans über einen "sonderlichen" Haufen zur Verfügung gestanden, dem er in dichterischer Freiheit die hier beanstandete Bezeichnung gegeben hat. Da zur Zeit des Erscheinens keine Möglichkeit bestanden hatte, die dort beschriebenen Vorgänge zu nachzuprüfen, fanden sie Eingang in die Literatur und gingen ungeprüft in verschiedene sonst ernstzunehmende Arbeiten ein. Nach einem Gutachten des Bundes-(Militär)Archivs in Freiburg/Breisgau gibt es keinen Beweis für die Existenz eines "Sturm-Bataillon 500" in der Waffen-SS (Vopersal). 1945 gab es in Waffen-SS keinen Bewährungstruppenteil mit der Nummer 500, weil das SS-Fallschirmjäger-Bataillon 500 nach Rehabilitierung die Nr. 600 angenommen und bei den SS-Jagdverbänden als Kommandotruppe Aufnahme gefunden hat.
    Den Ausführungen über das SS-Fsch.Jg.Btl. 500 in den Teilen IV/V ist nachzutragen, dass es zwischen den dort geschilderten Verwendungen bei Laibach und bei Raseinen im Sommer 1944 an den Brennpunkten der HGr. Nord eingesetzt worden ist. Zunächst war es zur Armeeabteilung "Narwa" nach Estland überflogen worden, wo schon im März von der Bewährungstruppe 500 das Alarmbataillon Brembach z.b.V. (3 Kpn.) als Marschverband Nr. 323 für den Einsatz in der Gruppe Berlin bei der 170. und 61. Inf.Div. zugeführt worden war, sich außerdem das Inf.Btl. 540 z.b.V.
    im Raum Narwa mit der Pz.Gren.Div. "FHH" und dem Sonderverband des Höh. Pz.Fhr. der HGr. Nord, Oberst d.R. Graf Strachwitz v. Groß-Zauche und Camminetz, ausgezeichnet hatte, dessen Btl.Kdr., Hauptmann Gierster, das RK des EK verliehen bekommen hat (siehe Teil III). Da es aber auch um Wilna "brannte", wohin Gen.Lt. (Lw.) Stahel als Festungskommandant eingeflogen wurde, warf man des SS-Fsch.Jg.Btl. 500 nach Litauen, wo es im XXXXVI. Pz.Korps der 3. Pz.Armee mit dem I./Pz.Rgt. "Großdeutschland" ["GD"] unter dem Kdo. der 6. Pz.Div. den Sperr-Riegel Wilna – Kauen errichtet hat. Mit dem ebenfalls gelandeten Fallschirmjäger-Regiment 16 "Ost" unter Oberst Erdmann hielt es die Aufnahmestellung für die ausbrechende Besatzung von Wilna, mit der Pz.Gren.Brig. v.Werthern (getarntes verst. Führerbegleit-Bataillon) bzw. in der Kampfgruppe Stahl - verst. Pz.Gren.Rgt. 114 - zeichnete es sich in verlustreichen Angriffs- und Abwehrkämpfen bei Dobile, südostwärts Kauen/Kaunas/Kowno, besonders aus. Der Nachtrag erfolgt als Herzensbedüfnis des Verfassers [H. Voigt].
    1945 bestanden mit der Nummer 500 folgende Bewährungsverbände im Heer:
    Infanterie-Bataillon 500 z.b.V., Pionier-Sturmbataillon 500, Pz.Jäger-Kompanie 500, Bewährungs-Kompanie 500 für Bandenbekämpfung, sowie Ersatz-, Ausbildungs- und Genesenen-Bataillon 500, aus diesen hervorgehend das Grenadierersatz/Ausbildungs-Regiment bzw. (im Feldheer) das Regiment 500 z.b.V.
    Georg Gunther ("letzter Lorbeer") erwähnt im Festen Platz Oppeln ein angebliches "Luftwaffen"-(Lw)Bataillon 500 z.b.V., was es nicht gab; wahrscheinlich handelt es sich um einen Übertragungsfehler (Handschrift?) - "Bew" wurde als "Lw" gelesen - es handelt sich um das legendäre Infanterie-Bataillon z.b.V. 500 (siehe dazu Teil III). Es hat bis 1944 allerdings in der Waffen-SS die SS-Sturmjäger-Btle. 500 und 501 gegeben. Auf den Bewährungstruppencharakter das SS-Jagdbataillons 502 wurde im Teil V hingewiesen. Die SS-Sturmjäger-Btle. 500 und 501 hingegen waren keine Bewährungstruppe. Sie unterstanden dem SS-FHA und waren 1943 als I. und II. Bataillon der Nachschub-Kommandantur der Waffen-SS und Polizei unter SS-Standartenführer Pannier in Bobruisk für den Einsatz gegen Banden aufgestellt worden.
    Dieser Kommandantur unterstand auch die SS-Arbeitsabteilung als Straftruppe (siehe Teil IV). Diese beiden in Bobruisk aufgestellten Btle. bildeten zunächst das SS-Sturmjäger-Rgt. Pannier, das dem HSSuPF Weißruthenien, SS-Gruf. v. Gottberg, unterstellt wurde. Anlässlich der Ermordung des Generalkommissars Gauleiter Kube in Minsk durch eine kommunistische Partisanin verhängte der HSSuPF den politischen Not- und Ausnahmezustand und versetzte nach dieser Bluttat alle bewaffneten Kräfte in und um Minsk in erhöhte Alarmbereitschaft. Etwa zu diesem Zeitpunkt wurden die beiden Bataillone das SS-Sturmjäger-Rgt. Pannier als selbständige SS-Sturmjäger-Bataillone 500 und 501 bestimmt. Das SS-Sturmjäger-Btl. 500 wurde bei der 9. Armee, das SS-Sturmjäger-Btl. 501 bei der 3. Pz.Armee eingesetzt, hauptsächlich bei den taktisch selbständig operierenden Polizei-(Korps-)Gruppen "General Jeckeln" und "General v. Gottberg" bzw. zum Teil in der Korps-Gruppe des SS-Ogruf. v. Gottberg und innerhalb dieser Großverbände zeitweise zumindest mit Teilen beim SS-Sonderregiment 'Dirlewanger'verwendet. Im Verlauf dieser Kämpfe erlitten sie schwere Verluste. Bei der Niederschlagung des Warschauer Aufstandes der Polnischen Heimat-Armee erfolgten ihre Einsätze beim IV. Pz.Korps, wobei sie vollständig aufgerieben und nicht wieder aufgestellt wurden. Die mit Häftlingen aus KL aufgestellten SS-Bau-Brigaden 1 und 5 waren keine Bewährungstruppe. Nicht vergessen sei ein "verlor'ner Haufe" von Delinquenten aus dem Strafgefangenenlager der Reichsjustizverwaltung Esterwegen/Emsland - Wehrunwürdige, wegen Zuchthausstrafen unehrenhaft aus der Wehrmacht Entlassene: etwa 45 Männer verschiedener ehem. Dienstrangklasssen, darunter 2 ehem. Offiziere - die sich im April 1945 (!) freiwillig in Leer/Ostfriesland beim Kommandeur der dortigen SS-Pz.Jg.Ausb./Ers.Abt. 2 "Das Reich", SS-Hstuf. Hensiek, Träger des DKiG, meldeten, um gegen Versprechen treuen Dienens sich mit der Waffe bewähren zu dürfen.
    Bis auf drei, die trotz Versprechens desertierten, haben sie die in ihnen gesetzten Erwartungen übertroffen und als Pz.Zerstörer im kompanieweisen Einsatz bei der 15. Pz.Gren.Div. bzw. 490. Inf.Div. hauptsächlich mit Verbänden der Pz.Gren.Ers.Brig. "GD" um den Dortmund-Ems-Kanal, sowie mit Fsch.Jägern des II. Fsch.Korps des Gen.d.Fsch.Tr. Meindl im Emsland, auch Seite an Seite mit Marineschützen u.a. des Mar.Schtz.Rgt. Kerssenbrock gekämpft, dessen Kommandeur Oberst (Lw) Graf von Korff gen. Schmising-Kerssenbrock 1943 des Luftwaffen-Jägerbataillon z.b.V. 2 der Luftwaffen-Bewährungstruppe in Russland südlich des Ilmen-Sees geführt hatte. Sie waren zuletzt am Nordsee-Küstenenkanal und im Raum Oldenburg eingesetzt. Den "Moorsoldaten" von Esterwegen ist vor einigen Jahren eine Erinnerungstafel gewidmet worden. Wohl kaum einem Gast der Feierstunde aus diesem Anlass mag bewusst gemacht worden sein, dass damit [auch] diese Männer geehrt sind, die bis zum 05. Mai 1945 bei der Nordraumverteidigung als Freiwillige in der grauen Feldbluse mit Abzeichen der Waffen-SS für das Vaterland gekämpft haben.


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    MfG Uwe