Moin,
da sich des forum.panzer-archiv nicht mehr aktiviert, habe ich mich entschlossen noch einige alte Abschriften von mir hier zu veröffentlichen.
Diese habe ich noch auf einer alten externen Festplatte gefunden.
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KOPIEREN VERBOTEN!
K L E P E N I N O
Aus Gefechtsberichten 1942 zusammengestellt für die Soldaten der Pz.Jäger-Abteilung 561
Autor: Major d.R. Rudolf Balzer, Abteilungs-Kommandeur (*19.08.1895), DKiG
Quelle: Deutsches Soldatenjahrbuch 1972, Hrsg. Helmut Damerau, Schild-Verlag München, S. 168-177
© Zusammenstellung/Abschrift/Bearbeitung: UHF51 •Berlin • 2009-10-18
Aus dem Wehrmachtsbericht vom 21.02.1942
"Im mittleren Abschnitt der Ostfront hat die Armee des Generals der Panzertruppen, M o d e l, in
4-wöchentlichen harten Kämpfen unter schwierigsten Witterungsverhältnissen die Masse einer feindlichen Armee eingeschlossen
und vernichtet sowie starke Teile einer weiteren Armee zerschlagen.
Dabei verlor der Feind rund 5 000 Gefangene, 27 000 Tote, 187 Panzer, 615 Geschütze, 1 150 Granatwerfer und MG
sowie zahlreiches anderes Kriegsmaterial. Gleichzeitig hat diese Armee ununterbrochen schwerste Entlastungsangriffe
des Feindes abgewiesen und auch hierbei dem Gegner große Verluste zugefügt."
An diesen Kämpfen habt Ihr, meine braven Männer der Panzerjäger-Abteilung 561, mit ausschlaggebenden Erfolg teilgenommen.
Ihr alle habt Anteil daran; vor allem Ihr, Pak- und MG-Schützen, die Ihr an der Abwehrfront die von Norden anbrandenden Angriffe
des Feindes in ständiger Alarmbereitschaft, bei 40 Grad Kälte, schneidendem Wind und tiefem Schnee tage- und nächtelang zerschlugt
und die immer wieder anrollenden schweren Panzer von 4 bolschewistischen Panzerbrigaden vernichtet; Ihr, die Ihr an der Südfront
als Infanteristen wochenlang, verlaust und verdreckt, eingesetzt mit half, den Kessel immer enger zu machen und dann noch den
Entsatz für Ausfälle an der Nordfront stelltet; Ihr von den Funktrupps, die Ihr im schwersten Feuer Eure Meldungen durchgabt und
bei Angriffen mit der Waffe mitkämpftet; und auch Ihr, Männer vom Tross, die Ihr Euch in rastloser Fürsorge überbotet, immer bestrebt,
Euren Kameraden im Einsatz alles Mögliche zur Erleichterung heranzuschleppen; Ihr alle, Männer der Abteilung mit dem Zeichen "IA",
habt durch Eure Pflichterfüllung bis zum letzten Anteil am Erfolg. Der Oberbefehlshaber der Armee, der Kommandierende General haben
Euren Taten höchste Anerkennung gezollt, ich will Euch zum Dank für Eure Haltung – eine andere habe ich nie von Euch erwartet –
die Geschehnisse festhalten, auf dass die Angehörigen unserer toten Kameraden die Schwere ihres Opfers leichter tragen und
Eure Nachkommen nie vergessen mögen, was Ihr für sie tatet.
Die Lage
Dem Feind war es unter Ausnutzung einer großen zahlenmäßigen Überlegenheit durch rücksichtslosen Masseneinsatz und unter Konzentration stärkster Kräfte,
von Norden angreifend, gelungen, an einigen Stellen nordwestlich Rshew, dem Eckpfeiler der deutschen Mittelfront, die deutschen Linien zu durchbrechen.
Durch diese über 20 km breite Lücke hatte der Gegner ständig starke Kräfte nachgeschoben, mit dem Ziel, weiter nach Süden durchzustossen und von hinten die
deutschen Stellungen zu umfassen und aufzurollen. Um dieser Gefahr zu begegnen, waren deutsche Truppen am 22.01.1942 zum Gegenstoß angetreten und hatten
im Angriff die Lücke wieder geschlossen. Damit waren die nunmehr hinter den deutschen Linien befindlichen Teile des Feindes abgeschnitten und gingen ihrer Vernichtung entgegen.
Ziel der Sowjets war es nun, unter allen Umständen und mit allen Mitteln die Front von neuem aufzureißen und die Verbindung zu den eingeschlossenen teilen,
deren Stärke sich auf etwa 40 000 Mann belief, wieder herzustellen. Zu diesem Zweck griffen sie Tag für Tag und bald auch nachts in immer wiederholten und mit heftiger
Artillerievorbereitung und starker Panzerunterstützung vorgetragenen Angriffe die deutschen Stellungen an. Hauptangriffspunkt war die Nahtstelle, an der ihnen seinerzeit der Einbruch
gelungen war und hinter der nur wenige Kilometer südlich die Masse der eingeschlossenen Teile stand.
Schlüsselstellung war der Ort Klepenino. Wenn Klepenino genommen wurde, ehe es den schwachen deutschen Kräften mit Front nach Süden gelungen war, die starken
eingeschlossenen Feindteile weiter zusammenzudrängen und hierdurch die Brücke zu verbreitern, so war es dem Feind gelungen, die Verbindung mit der eingeschlossenen
bolschewistischen Armee wieder herzustellen, die Front wäre erneut aufgerissen worden. So war die Hauptsorge in diesen Tagen: Wie lange hält sich Klepenino?
In Klepenino standen Teile des durch frühere schwerste Kämpfe stark gelichteten SS-Regiment "Der Führer", ergänzt durch eine Handvoll Pioniere und Artilleristen von der Beobachtung.
Genügender Panzerschutz fehlte. Am 29.01.1942 erhielt die Panzerjäger-Abteilung 561 den Befehl, den Panzerschutz im gefährdeten Abschnitt zu übernehmen.
Die 13 übriggebliebenen 5-cm-Pak der Abteilung wurden im gesamten Abschnitt eingesetzt. Die zahlenmäßig geschwächten Bedienungsmannschaften mussten wegen vorhergegangener
Ausfälle aus allen Kompanien zusammengesetzt werden. In Klepenino wurde der Zug des Leutnant Petermann mit 3 Unteroffizieren, 15 Mann und mit zwei 5-cm-Pak eingesetzt.
Die anderen Züge waren links und rechts von Klepenino in Feuerstellung gegangen und wurden dort in schwere Kämpfe verwickelt. Da im Nachstehenden hauptsächlich von den Taten
des Zuges Lt. Petermann berichtet wird, will ich voraus greifend vorerst auch denen höchste Anerkennung zollen, die an anderer wichtiger Stelle harte Abwehrarbeit vollbrachten.
In einer eingeschworenen Gemeinschaft mit den eingesetzten SS-Männern von zwei SS-Regimentern und Infanteristen aus den verschiedensten Bataillonen vernichteten die Pakschützen
bei Timonzewo, Noschkino, Ssolomino und Lepsino 13 schwere sowjetrussische Panzer, setzten MG-Nester und Granatwerfer mit der Pak außer Gefecht; wenn die wütenden feindlichen
Infanterieangriffe Tag und Nacht ohne Panzer anfluteten, dann standen sie mit Karabiner, Pistole und MG zäh und verbissen kämpfend unter dem immer geringer werdenden Häuflein der Verteidiger.
Die Front hielt. Von 109 Männern in diesem Kampfabschnitt wurden 61 verwundet, 10 sind gefallen, 3 werden vermisst. Von den 11 Pak wurden 8 durch Artillerie, Granatwerfer
und Panzer beschädigt oder vernichtet. Aus den nachts geborgenen Geschützresten stellte die Waffenmeisterei beim Abteilungs-Gefechtsstand wieder 2 Pak zusammen,
die sofort wieder eingesetzt wurden. Insgesamt wurden bei den Kämpfen einschließlich Klepenino 34 sowjetische Panzer, fast durchweg schwere und schwerste, vernichtet,
in Brand gesetzt oder durch schwere Beschädigung außer Gefecht gesetzt.
Während diese harten Abwehrkämpfe gegen den von Norden her immer wieder angreifenden Feind tobten, waren die Geschützbedienungen der 1. Pak mit den MG-Bedienungen
und Leuten aus den Trossen wochenlang ohne Ablösung als Infanteristen wenige Kilometer südlich eingesetzt, und halfen mit, den dort eingeschlossenen Feind immer dichter zusammenzudrängen
und zu vernichten. Auch ihre Zahl wurde immer geringer. Aus diesen zum großen Teil nicht an der 5-cm-Pak ausgebildeten Leuten wurde laufend der Ersatz für die Verluste an
der Nordfront herausgezogen. Verlaust und verdreckt, mit struppigen Bärten, viele mit angefrorenen Gliedmaßen, mussten sie nachts heraus aus ihren Schneelöchern und
zogen durch den tiefen Schnee in die Pakstellungen an der Nordfront, um Lücken ihrer gefallenen oder verwundeten Kameraden wieder aufzufüllen.
Erst als die eingeschlossene Armee vernichtet war, gab der Feind am 18.02.1942 seine seit 30.01.1942 in wütenden Tages- und Nachtangriffen
bei tiefem Schnee und grimmiger Kälte unternommenen Durchbruchs-versuche auf. Es gelang ihm nicht, die Front zu zerreißen.
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Fortsetzung folgt.
MfG Uwe