KTB Nr. 5 der 4. Pz.Armee / Sept. - 31. Dez. 1942

  • Kriegstagebuch Nr. 5 der 4. Panzer-Armee
    (Teil III vom 16.09.1942 – 31.12.1942)



    Quelle: NARA, T313 - Roll 355
    Abschrift & Bearbeitung UHF51 • Berlin • 16. Okt. 2013



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    16.09.1942
    Wetter: weitere erhebliche Abkühlung, bewölkt, windig, zeitweilig Sandstürme.
    Straßen- und Wegezustand: unverändert.
    Während der Nacht vom 15./16.09. rege feindl. Fliegertätigkeit mit zahlreichen Bombenabwürfen im Bereich der Gruppe v. Schwedler. Bei VI. rum. A.K. beiderseitige Stoßtrupptätigkeit; dabei stellten Stoßtrupps der 2. Div. den Gegner vor dem Div.-Abschnitt in alter Stärke fest.
    Der Tag verlief an der Front des VI. rum. A.K. ohne besondere Ereignisse. Bei der Gruppe v. Schwedler griff der Feind in Gegend 4 km nördlich Beketowka nach Artillerie-Vorbereitung und unterstützt von einzelnen Panzern um 05.00 Uhr in Batl.-Stärke an. Der Angriff traf den linken Flügel der hier gerade in Ablösung begriffenen 20. rum. Div. sowie die 14. Pz.Div. und konnte teilweise erst im Gegenstoß abgewehrt werden, einige russische Panzer wurden abgeschossen.Gegen den Abschnitt der 20. rum. Div. richteten sich während des ganzen Tages mehrere feindl. Erkundungsvorstöße; bei der 14. Pz.Div. hielten zwischen Eisenbahn und Straße an der Wolga die feindl. Gefechtsaufklärung und Feuertätigkeit an.
    Im übrigen Abschnitt der Gruppe v. Schwedler verhielt sich der Gegner abgesehen von unbedeutendem Störungsfeuer ruhig.
    Allgemein schien somit das Feindbild vor der Südfront der Armee unverändert. In der Mitte hatte der Gegner anscheinend Kräfte, und zwar die 36. Garde-Schtz.Div. herausgezogen und damit seine Nordfront bei Beketowka verstärkt. Hier war mit weiteren stärkeren Angriffen zu rechnen.
    20.50 Uhr
    Diese Lage veranlaßte den Oberbefehlshaber, um 20.50 Uhr das IV. A.K. darauf hinzuweisen, wie notwendig es sei, alle Maßnahmen zu treffen, die geeignet wären die Abwehr zu verstärken. Mit Einverständnis der 6. Armee wurde das XXXXVIII. Pz.Korps gebeten notwendigenfalls mit der hierfür sehr günstig stehenden Artillerie der 29. Inf.Div. (mot) die Gruppe v. Schwedler zu unterstützen.
    Im übrigen war das Wegziehen der 36. Garde-Schtz.Div. durch die Russen von der Ostfront des IV. A.K. nur geeignet die Lage für den späteren Angriff "Herbstlaub" zu bessern, denn damit konnte voraussichtlich in unserer Hauptstoßrichtung mit einer weichen Stelle beim Gegner gerechnet werden.


    17.09.1942
    Wetter: sonnig, tagsüber wieder etwas wärmer, abends erneute starke Abkühlung.
    Straßen- und Wegezustand: unverändert.
    Nach einer Nacht mit der üblichen regen Fliegertätigkeit über den Nordabschnitt der Gruppe v. Schwedler verlief der Tag an der ganzen Armeefront abgesehen von mehreren Artillerie- und Granatwerferfeuerüberfällen sowie einem – abgewiesenen – Vorstoß einiger Feindpanzer vor dem Abschnitt der 20. rum. Div. nordostw. Jalchi an der ganzen Armeefront ruhig.
    Das Feindbild im Großen war unverändert, die Umgruppierung vor der Front der Gruppe v. Schwedler von Süden nach Norden bestätigte sich.
    In der Gegend Beketowka wurde reger Fährbetrieb in beiden Richtungen beobachtet.
    17.20 Uhr
    Gelegentlich einer Lageorientierung um 17.20 Uhr teilte der Ia der Heeresgruppe B dem Chef Pz.A.O.K. 4 mit, dass seitens der Operations-Abteilung des O.K.H. angeregt worden sei, bei dem bevorstehenden Angriff zur Vernichtung der Feindgruppe vor der Gruppe v. Schwedler den Schwerpunkt nach Süden zu verlegen und demgemäß die Panzerkräfte dort einzusetzen.
    Demgegenüber wies der Chef Pz.A.O.K. 4 in einer kurzen Denkschrift nach, dass ein Angriff sowohl aus Gegend Bolschije Tscharpuniki als auch aus dem Raume nördlich und nordwestl. Morosoff wie schließlich auch aus dem Raume bei und nördl. Tundutowo auf unüberwindliche Schwierigkeiten stoßen würde und dass nur eine Operation aus dem Raume südl. Elchi in Frage komme.


    (...)
    Fortsetzung folgt.
    __________
    MfG Uwe

  • 18.09.1942
    Wetter: warm, leicht bewölkt, windig.
    Straßen- und Wegezustand: unverändert.
    Die Nacht vom 17./18. sowie der 18. verliefen ohne besondere Ereignisse. Das Feindbild vor der Armeefront erfuhr keine Veränderung. Ein unbedeutender russischer Vorstoß 5 km nördlich Beketowka gegen die 14. Pz.Div. sowie ein nach kurzer Artillerie-Vorbereitung gegen den linken Flügel der 371. Inf.Div. in den Abendstunden geführter Feindangriff konnten Abgewiesen werden.
    Die 20. rum. Div. und die 371. Inf.Div. übernahmen ihre neuen Abschnitte.
    09.00 Uhr
    Gegen 09.00 Uhr rief der Oberbefehlshaber den O.B. der Heeresgruppe B an, um Einspruch dagegen zu erheben, dass die 6. Armee die ihr mit dem XXXXVIII. Pz.Korps überwiesene 94. Inf.Div. zu Aufgaben jetzt auch nördlich des Zarizu-Abschnittes einsetzen und zur Säuberung des Nordteils von Stalingrad verwenden wolle. Der Angriff der 4. Pz.Armee gegen den Feind bei Beketowka – Iwanowka sei so schwer, dass er ohne vollständige Rückgabe der an die 6. Armee abgegebenen Truppen nicht durchgeführt werden könne. Es sei schon bedauerlich genug, dass auch die 29. Inf.Div. (mot) mit zu dem Angriff herangezogen werden müsse, da sie seit dem 01.08. sehr starke Verluste gehabt habe, sodass ihre Kampfkraft zur Zeit wesentlich eingeschränkt sei; besonders groß sei der Mangel an Zugführern und Unteroffizieren, Züge würden von Gefreiten geführt. Auf jeden Fall müsse der Angriff dann verschoben werden, bis tatsächlich alle Truppen wieder von der 6. Armee zur 4. Pz.Armee zurückgetreten seien.
    Generaloberst Frhr. v. Weichs erkannte das vollständig an. Zunächst brauche aber die 6. Armee zur Lösung ihrer Aufgabe die 94. Inf.Div. tatsächlich anstelle der 71. Inf.Div., die ungewöhnlich hohe Verluste gehabt habe.
    13.00 Uhr
    In einem um 13.00 Uhr eingegangenen Fernschreiben betonte die Heeresgruppe, das zur Lösung der der 4. Pz.Armee und 6. Armee im Herbst 1942 noch gestellten offensiven Aufgaben die verfügbaren Kräfte jeweils scharf zusammengefaßt werden müssten. Es wurde daher folgende Reihenfolge festgelegt:
    1.) Nächste Aufgabe der 6. Armee: Vollständige Inbesitznahme von Stalingrad. Hierzu ständen der Armee z.Zt. unterstellten Kräfte (einschließlich XXXXVIII. Pz.Korps) zur Verfügung.
    2.) Nach Inbesitznahme von Stalingrad hatte die 4. Pz.Armee die im Raume Krassnoarmejsk – Iwanowka – Beketowka stehenden Feindkräfte zu schlagen. Hierzu sollten der 4. Pz.Armee Gen.Kdo. XXXXVIII. Pz.Korps, 24. Pz.Div., 29. Inf.Div. (mot) und 94. Inf.Div. wieder unterstellt werden.
    3.) Nach Abschluss der Kampfhandlungen gemäß 1.) und 2.) hatte die 6. Armee "Herbstzeitlose" entsprechend der hierfür gegebenen Weisung durchzuführen.
    4.) Der 4. Pz.Armee verblieb nach Abschluß der Kämpfe zu 2.) die Vorbereitung des "Fischreiher", dessen zeitliche Durchführung sich noch nicht übersehen ließ. Eine Verzögerung gegenüber den bisherigen Absichten würde infolge von Schwierigkeiten in der Bevorratung voraussichtlich eintreten.


    Danach war mit der Durchführung von "Herbstlaub" nicht vor Ende des Monats zu rechnen. Im Hinblick auf die fortgeschrittene Jahreszeit und "Fischreiher" eine sehr unerwünschte, aber nicht zu ändernde Tatsache!


    "Besondere Anordnungen für die Winterversorgung 1942/43" des O.Qu. Pz.A.O.K. 4 v. 18.09.1942


    19.09.1942
    Wetter: bewölkt, windig, gegen Abend Regenschauer.
    Straßen- und Wegezustand: unverändert.
    In der Feindlage im Großen trat keine Veränderung ein.
    Beim rum. VI. A.K. gelang es der 2. Div. in Gegend 2 km südostwärts Bahnhof Tundutow durch gewaltsame Aufklärung 17 feindl. Bunker zu besetzen und 27 Gefangene einzubringen. Weiteres Vorgehen stieß aber auf starke Feindabwehr.
    Ein durch Nahaufklärung im Voraus bekannt gewordener russ. Angriff gegen die Nordfront der Gruppe v. Schwedler begann planmäßig mit starker Artillerievorbereitung. Infanteristisch kam er nicht zur Wirkung, da es der Gruppe gelang im zusammengefassten Feuer ihrer Artillerie die Bereitstellungen des Gegners zu zerschlagen. Ebenso wurden auch zwei weitere feindliche Vorstöße in Gegend 5 km südostwärts Tscherwlenorasnoje und hart südlich Kuporoßnoje gegen die Front der 14. Pz.Div. bereits durch Artilleriefeuer erstickt.


    Der Chef Pz.A.O.K. 4 begab sich im Storch und Kraftwagen zur Gruppe v. Schwedler, 297. Inf.Div. und 20. rum. Div. Bei Gruppe v. Schwedler wurde die Operation "Herbstlaub" und die von der Gruppe beabsichtigte Durchführung besprochen. Ein Vorschlag der Gruppe für die 1. Phase der Operation, der eine Zerreißung des Pz.Korps und die Unterstellung von Teilen unter die Gruppe v. Schwedler vorsah, glaubte der Chef nicht zustimmen zu können, da er nicht im Sinne der Erwägungen des Oberbefehlshabers lag. (Der O.B. lehnte ihn auch beim Vortrag nach Rückkehr des Chefs ab.) Der zweite Vorschlag der Gruppe für die 1. Phase entsprach den Gedankengängen der Armee. Der Chef Pz.A.O.K. 4 betonte dieses dem Kommandierenden General des IV. A.K. gegenüber und legte nahe, die Dinge auf dieser Basis weiter vorzubereiten. Hinsichtlich des Vorschlages der Gruppe für die 2. Phase der Operation, der wiederum von den Absichten der Pz.Armee abwich, äußerte der Chef Pz.A.O.K. 4 lediglich die Ansicht des Oberbefehlshabers und teilte dem Kdr.General des IV. A.K. mit, dass er die Dinge dem Oberbefehlshaber vortragen würde. (Der Oberbefehlshaber entschied beim Vortrag nach Rückkehr des Chefs, dass er voraussichtlich an seinen bisherigen Absichten nichts ändern werde, d.h., dass die Gruppe v. Schwedler den Flankenschutz an der Wolga auszuüben haben würde und nicht das XXXXVIII. Pz.Korps.)
    Beim anschließenden Besuch bei der 297. Inf.Div. kam die Sprache auf die sehr geschwächten Gefechtsstärken, die dem Kommandeur ernste Sorgen bereiteten, besonders auch hinsichtlich des Mangels an Unteroffizieren. Die Division bereitete den Angriff anscheinend sehr sorgfältig vor und war dauernd bemüht, diese Vorbereitungen der Entwicklung der Feind- sowie der eigenen Lage entsprechend zu ergänzen und zu verbessern; sie hoffte auch ihre Aufgaben durchführen zu können. Vom Chef Pz.A.O.K. 4 auf die Verpflegungsfrage angesprochen, betonte der Div.Kommandeur im Gegensatz zum letzten Zustandsbericht ausdrücklich, dass sie jetzt wesentlich besser wäre. Dagegen sei die Munitionslage, wie übrigens auch von der Gruppe v. Schwedler geäußert wurde, sehr angespannt, was sich recht unangenehm fühlbar mache.
    Bei der 20. rum. Div. wurde die Lage kurz mit dem Divisionskommandeur besprochen. Dabei wurde vom Chef Pz.A.O.K. 4 betont, wie richtig es sei, durch rege Aufklärungs- und Stoßtrupptätigkeit dauernd in enger Verbindung mit dem Feind zu bleiben, damit Umgruppierungen, Verstärkung, Schwächung usw. des Gegners sofort bemerkt würden.
    Auf dem Gefechtsstand des rum. Inf.Rgt. 91 erfolgte durch den Kommandeur eine sehr präzise Orientierung über Feind, Lage und Gelände. Es war im Abschnitt des Regiments sehr ruhig, der Gegner sollte in der Hauptsache aus 40 – 50 jährigen Leuten bestehen, die aus Trossen ausgekämmt waren. Als der Chef Pz.A.O.K. 4 anregte, rege Aufklärung zu betreiben und zu versuchen, die Stellungen zu verbessern, konnte festgestellt werden, dass bereits zwei Stoßtruppunternehmungen in Vorbereitung waren.
    An allen Stellen wurde für "Herbstlaub" um Zuteilung von Panzern gebeten. Der Chef Pz.A.O.K. 4 lehnte das eindeutig ab, da die zahlenmäßig geringen Panzerverbände nicht auch noch durch Abstellungen an die Infanterie geschwächt werden konnten. Es wurde dagegen zugesagt, wegen Zuteilung von Sturmgeschützen eine Klärung herbeizuführen.


    (...)
    Fortsetzung folgt.
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    MfG Uwe

  • 20.09.1942
    Wetter: sonnig, warm.
    Straßen- und Wegezustand: unverändert.
    Beim rum. VI. A.K. führte der Gegner im Abschnitt der 1. Div. einen Vorstoß gegen Mal. Derbety, der abgewiesen wurde; ebenso blieb ein Vorstoß gegen den linken Flügel der 2. Div. erfolglos.
    Im Abschnitt der Gruppe v. Schwedler griff der Feind mehrfach mit geringen Kräften den linken Flügel der 371. Inf.Div. ergebnislos an. Die 14. Pz.Div. verhinderte durch zusammengefasstes Feuer aller Waffen Versuche des Gegners, sich näher an die deutschen Stellungen heranzuschieben. Ein am Wolga-Ufer geführter russischer Vorstoß wurde abgewiesen.
    Die feindl. Fliegertätigkeit war sowohl während der Nacht als auch tagsüber gering. In großer Höhe fliegende Flugzeuge warfen mehrfach Bomben auf das Pz.A.H.Qu. Plodowitoje ab.


    Bei einem Besuch des Chefs Pz.A.O.K. 4 am 16.09. bei der 29. Inf.Div. (mot) und 14. Pz.Div. war bei letzterer auch die Frage "Herbstlaub" besprochen worden und in Verbindung damit die Möglichkeiten eines Einsatzes der 14. Pz.Div. oder überhaupt von Panzern auf dem Nordflügel der Gruppe v. Schwedler in der Gegend nördl. oder nordwestl. von Beketowka, falls die 94. Inf.Div. bei der 6. Armee verbleiben und nicht für "Herbstlaub" zur Verfügung stehen sollte.
    Der Kommandeur der 14. Pz.Div. hielt den Einsatz von Panzern aus Gegend N.Pestschanka nach Süden wegen des Geländes und der starken Feindabwehr nicht für möglich, glaubte aber, dass ein Ansatz aus der Gegend Drei Hügelgrab auf Beketowka erfolgsversprechend sei.
    In einem an den Chef Pz.A.O.K. 4 gerichtetes Schreiben vom 19.09. widerrief er indessen auf Grund neuester Aufklärungsergebnisse diese Ansicht und teilte mit, dass wegen dichter Feindbesetzung und eines starken Netzes von Artillerie und Panzerabwehrwaffen ein Ansatz von Panzerkräften dort ebenfalls unzweckmäßig sei. Am besten erfolge der Angriff von Westen her aus der Gegend südlich von Elchi auf Beketowka.
    17.50 Uhr
    Auf eine Anfrage der Heeresgruppe (Ia) hin meldete der Chef Pz.A.O.K. 4 gelegentlich der abendlichen Lageorientierung um 17.50 Uhr, dass als Gesamtzeit für "Herbstlaub" 8 – 10 Tage vorgesehen wären.
    Vorschlag der Gruppe v. Schwedler für die 1. Phase von "Herbstlaub"
    (Skizze mit Erläuterungen Anl. 543 C1)


    Die Beschießung einzeln fahrender deutscher Fahrzeuge im Raume Ssadowoje – Chanata – Kettschener-Schebenery und südlich durch rumänische Sicherungseinheiten – als Folge angeblicher Verwendung deutscher Lkw und Uniformen durch russische Jagdkommandos – gab Veranlassung zur Einrichtung eines Sperrgebiets ostwärts der Straße Elista – Kettschener-Schebenery – Obilnoje – Ssadowoje.


    21.09.1942
    Wetter: nachts starke Abkühlung; tagsüber zunächst stark bewölkt und kühl, von Mittag ab aufklärend, warm.
    Straßen- und Wegezustand: unverändert.
    Während der Nacht vom 20./21.09. richtete der Gegner zwei in Batl.- bzw. Rgts.Stärke geführte Angriffe gegen die inneren Flügel der 371. Inf.Div. und 14. Pz.Div., die teils durch zusammengefasstes Feuer aller Waffen, teils im Nahkampf und Gegenstoß abgewiesen wurden. Ein erneuter Angriff am frühen Morgen des 21.09. blieb im deutschen Artilleriefeuer liegen. Die 14. Pz.Div. hatte außerdem noch einen Feindangriff gegen ihren linken Flügel auf Kuporoßnoje abzuwehren.
    Nach diesen für ihn verlustreichen Kämpfen hielt der Gegner sich während des Tages zunächst zurück. Erst am späten Nachmittag erfolgte je ein neuer Vorstoß gegen die Mitte und linken Flügel der 14. Pz.Div. Der Russe griff dort entlang der Wolga mit Feuerunterstützung vom Ostufer her den Südteil von Kuporoßnoje an, er wurde überall abgeschlagen.
    An der übrigen Front der Gruppe v. Schwedler sowie beim rum. VI. A.K. beschränkte sich die Kampftätigkeit auf Artillerie-Störungsfeuer.


    Nach einer Mitteilung der 6. Armee war nicht damit zu rechnen, dass der Kampf um Stalingrad einschließlich der nördlichen Vororte vor Ende des Monats beendet sein würde. Es konnte als "Herbstlaub" keinesfalls vor 03. – 05.10. beginnen. Da der Feind vor der Front der Gruppe v. Schwedler sich fraglos geschwächt hatte und sich so günstige Möglichkeiten für Verbesserung der Ausgangsstellungen für "Herbstlaub" boten, wurde erwogen, sofort in einen begrenzten Vorstoß mit der 20. rum. Div. und der 297. Inf.Div. die Höhenlinie 102.2 – 125.5 – südwärts 102.3 zu gewinnen.
    Der Oberbefehlshaber lehnte indessen diese Möglichkeiten ab, da er glaubte, dass die 20. rum. Inf.Div. keinen Erfolg erzielen werde, wie die Angriffshandlungen der Rumänen schon mehrfach bewiesen hätten, und dass dann die Gruppe v. Schwedler, mit 297. Inf.Div. allein vorgeschoben, feindlicher Flankierung auch von Süden ausgesetzt sein und damit unnötige Verluste haben würde. Der Geländegewinn sei unwesentlich und stehe in keinem Verhältnis zu dem Aufwand, den selbst nur ein Vorstoß mit schwächeren Kräften erfordere. An dem Gelingen des Vorstoßes als solchen wurde von keiner Stelle gezweifelt.


    Der Verbindungsoffizier O.K.H. zum Pz.A.O.K. 4, Oberstleutnant i.G. Natzmer, übersandte dem O.K.H. im Einverständnis mit der Armee eine Zeit- und Kräfteberechnung für die Unternehmen "Herbstlaub" und "Fischreiher".
    Bei der Zeitberechnung ergaben sich folgende früheste Termine:
    Beginn des Angriffs der 6. Armee gegen den Nordteil Stalingrad: 23.09.,
    Abschluss des Angriffs: Ende September,
    Beginn des Angriffs "Herbstlaub": 03.10.,
    Ende des Angriffs "Herbstlaub": 13.10.,
    Beginn des Unternehmens "Fischreiher": 26.10.
    Falls diese Termine innegehalten werden könnten, wäre eine Durchführung von "Fischreiher", die sich etwa bis Mitte November hinziehen würde, noch möglich, anderenfalls nicht.


    Der Oberbefehlshaber brachte in einer für die Generalkommandos, Divisionen (einschließlich Panzer- und mot.Divisionen), Pz.Brigaden, Pz.Rgter. und selbständ. Abteilungen bestimmten Verfügung die bewährten Grundsätze über den Einsatz von Panzerverbänden in Erinnerung und gab dem Wunsch Ausdruck, dass in der 4. Pz.Armee nur nach ihnen verfahren werde.


    (...)
    Fortsetzung folgt.
    __________
    MfG Uwe

  • 22.09.1942
    Wetter: während der Nacht starke Abkühlung bis 0 Grad, tagsüber wolkenlos, warm.
    Straßen- und Wegezustand: unverändert.
    Während an der Nordfont des rum. VI. A.K. und vor der Gruppe v. Schwedler das Feindbild unverändert blieb, nahm in der tiefen Südostflanke der Pz.Armee die Tätigkeit des Gegners zu. Hier hatte die 4. rum. Div.während der Nacht vom 21./22.09. sowie am 22.09. mehrere feindliche Vorstöße nördlich Scharnud und 6 km ostwärts Schtscherbinin abzuwehren. Bei der 1. rum. Div. brach ein Feindangriff aus Bol.Tschapurniki im eigenen Abwehrfeuer zusammen.
    Bei Gruppe v. Schwedler kam es wieder zu einem unbedeutenden Vorstoß gegen die 371. Inf.Div. Einige in der Bereitstellung erkannte Feindpanzer wurden durch Panzer der 14. Pz.Div. vernichtet. An der übrigen Front kam es zu beiderseitiger Stoßtrupptätigkeit, wobei die 371. Inf.Div. 6 km südostw. Tscherwlenorasnoje eine örtliche Stellungsverbesserung gelang.
    Bombenabwürfe der feindl. Luftwaffe richteten sich gegen Versorgungskolonnen im Karpowka-Tal sowie gegen Pz.A.H.Qu. Plodowitoje.
    17.00 Uhr
    Der Kommandierende General des XXXXVIII. Pz.Korps trug dem Oberbefehlshaber seine Besorgnisse bzgl. der Wintervorbereitungen vor, der infolge der Ungewissheit über die weiteren Absichten nicht über genügendem Umfange eingeleitet und weitergeführt werden könnte. Insbesondere handelte es sich um die Frage der Einrichtung einer rückwärtigen Basis für Instandsetzung des Materials der Panzerverbände und die Zuteilung von Panje-Pferden, Schlitten usw. für die Wintermonate u.a.m.
    Der Oberbefehlshaber konnte nur erwidern, dass auch dem Pz.A.O.K. 4 die Unterlagen hierfür einstweilen tatsächlich noch fehlten.
    17.50 Uhr
    Gelegentlich der Abendorientierung um 17.50 Uhr teilte der Ia der Heeresgruppe, Oberst i.G. Winter, dem Chef Pz.A.O.K. 4 mit, dass Erwägungen schwebten, die Operation "Herbstzeitlose" der 6. Armee vor der Operation "Herbstlaub" der 4. Pz.Armee durchzuführen und dazu auch noch die 14. Pz.Div. heranzuziehen und der 6. Armee zu unterstellen. Damit wären der 6. Armee 94. Inf.Div., 29. Inf.Div. (mot) sowie die 14. und 24. Pz.Div. zur Verfügung gestellt, sämtliche Divisionen, die die 4. Pz.Armee für "Herbstlaub" benötigte und die jetzt schon sehr geschwächt waren, geschweige denn nach Ablauf von "Herbstzeitlose". Die Heeresgruppe begründete die beabsichtigte Maßnahme damit, dass "Herbstzeitlose" eine größere Operation wäre, die schnelle Durchführung zum Erlangen der Winterstellung notwendig und schließlich nicht vorauszusehen sei, ob später die Durchführung nicht durch schlechtes Wetter beeinträchtigt würde. Der Chef Pz.A.O.K. 4 erwiderte, dass es sich auch bei "Herbstlaub" um den Gewinn von Winterstellungen handle und das Wetter genauso ausschlaggebend hierbei sei, wie bei "Herbstzeitlose". Im übrigen wurde die Überlegung dieser Erwägung zugesagt und Meldung an Heeresgruppe B am 23.09. vorgesehen.
    Der Versuch einer fernmündlichen Darlegung der Bedenken durch den Oberbefehlshaber beim O.B. der Heeresgruppe scheiterte an diesem Abend durch die Störung der Fernsprechverbindung mit der Heeresgruppe.
    Vom Verbindungsoffizier O.K.H. zum Pz.A.O.K. 4 wurde der Operationsabteilung des O.K.H. von der seitens der Heeresgruppe beabsichtigten Änderung der Reihenfolge von "Herbstlaub" / "Herbstzeitlose" Meldung erstattet und dabei auf die – von der 4. Pz.Armee aus gesehen – hierdurch entstehenden Nachteile hingewiesen, nämlich
    1.) Erschwerung, wenn nicht gar Unmöglichmachung von "Fischreiher",
    2.) Erschwerung und längere Dauer von "Herbstlaub"infolge noch weiterer Schwächung der Kampfkraft der Verbände des XXXXVIII. Pz.Korps durch die vorangegangene "Herbstzeitlose".


    Vorschlag, nach Bereinigung Stalingrad die 6. Armee mit Durchführung "Herbstzeitlose" und "Herbstlaub" zu beauftragen und mit "Fischreiher" sobald als möglich zu beginnen.


    Der Oberbefehlshaber wie in einem Erlass an die Kommandierenden Generale und Korück 593 auf die Notwendigkeit der Bekämpfung der irrigen Auffassung hin, dass bei den geringen Gefechtsstärken der Infanterie ein erfolgversprechender Angriff nicht mehr verlangt werden könne. Derartige Äußerungen seien meist durch eine gewisse Kriegsmüdigkeit älterer Offiziere begründet, denen der Blick für die großen Zusammenhänge dieses Krieges fehle. Der Oberbefehlshaber betonte, dass es Pflicht der Kommandeure sei, auf ihre Offiziere entsprechend einzuwirken und ihnen die Notwendigkeit des Ertragens von Entbehrungen und Opfern klarzumachen.


    23.09.1942
    Wetter: während der Nacht -5 Grad, tagsüber wolkenlos, warm.
    Straßen- und Wegezustand: unverändert.
    Während der Nacht rege feindl. Fliegertätigkeit über den Nordabschnitt der Gruppe v. Schwedler mit Bombenabwurf und Bordwaffenbeschuss.
    Beim rum. VI. A.K. wurde vor der Front der 4. Div. südostw. Scharnud laufende Verstärkung des Gegners beobachtet, die weitere Angriffe vermuten ließ. Tatsächlich erfolgte hier am späten Nachmittag ein von Artillerie unterstützter Feindangriff aus nördlicher Richtung auf Scharnud; er wurde abgewiesen. Gegen die 1. Div. richtete sich ein vergeblicher russischer Vorstoß in Komp.-Stärke aus Bol.Tschapurniki.
    Auf dem Abschnitt der Gruppe v. Schwedler lag feindl. Artilleriefeuer wechselnder Stärke. Die eigene Artillerie zerschlug russische Bereitstellungen südl. Kuporoßnoje und beschoss erfolgreich Fabrikanlagen in Beketowka.
    09.45 Uhr
    Nach vielen vergeblichen Bemühungen kam um 09.45 Uhr eine Fernsprechverbindung zwischen den Oberbefehlshabern Pz.A.O.K. 4 und Heeresgruppe B zustande. Generaloberst Hoth meldete dem O.B. Heeresgruppe B, dass er schwere Bedenken wegen der jetzigen Verwendung der z.Zt. bei der 6. Armee eingesetzten Teile der 4. Pz.Armee habe. Dort solle jetzt die 94. Inf.Div. in den Verband Hube (XIV. Pz.Korps) treten, also völlig nach Norden verschoben werden. Sie entferne sich dadurch immer mehr von der 4. Pz.Armee, ihre Verwendung bei "Herbstlaub" sei damit kaum noch wahrscheinlich. Da inzwischen das Gen.Kdo. XXXXVIII. Pz.Korps ausgeschaltet sei, sei auch keine Stelle mehr da, die die Interessen der zur 4. Pz.Armee gehörigen Truppen wahrnehme; es sei zu befürchten, dass die 6. Armee sie völlig ausbrennen ließe. Damit werde aber die Durchführung von "Herbstlaub" in Frage gestellt. Generaloberst Hoth fragte in diesem Zusammenhang, wie sich die Heeresgruppe zu einem Antrag auf Überweisung eines Korps zur 6. Armee stellen würde. Er betonte, dass "Herbstlaub" keineswegs ein Spaziergang, sondern voraussichtlich eine recht schwierige Operation sein würde.
    Auch zu der zeitlichen Verschiebung von "Herbstlaub" äußerte der O.B. Pz.A.O.K. 4 erhebliche Bedenken. Die jetzt an die 6. Armee gegebenen Verbände kämen dann erst sehr spät und in einer Form zurück, die wahrscheinlich eine Durchführung einer weiteren Operation überhaupt nicht mehr zuließe. Der Feind vor der Gruppe v. Schwedler verstärke sich, schon jetzt ständen 6 bis 7 Divisionen im Raum von Iwanowka – Beketowka. Außerdem müsse das Wetter berücksichtigt werden, das dann sicher schon sehr schlecht sein werde; für Panzer brauchten aber wir gutes Wetter! Generaloberst Hoth schlug vor, ihm, falls "Herbstlaub" verschoben werden müsse, die Verantwortung abzunehmen, alles unter einen Befehl, nämlich der 6. Armee, zu stellen und ihn mit der Durchführung von "Fischreiher" zu beauftragen.
    In der Frage der Verwendung der von der 4. Pz.Armee kommenden Truppen bei der 6. Armee teilte Generaloberst Frhr. v. Weichs die Bedenken des O.B. Pz.A.O.K. 4 bis zu einem gewissen Grade. Zur Zeit aber wäre die Einnahme des Nordteils von Stalingrad die vordringlichste Aufgabe. Im übrigen wollte er sich das Ganze noch einmal überlegen und mit seinem Chef besprechen.
    12.00 Uhr
    Da beim Pz.A.O.K. 4 nicht der Eindruck bestand, dass der O.B. Heeresgruppe B die Ausführungen des Generalobersten Hoth voll verstanden hatte – die Verständigung war teilweise sehr schlecht gewesen –, flog um 12.00 Uhr der Chef Pz.A.O.K. 4 zur Heeresgruppe.
    Zu den einzelnen von ihm vorgetragenen Punkten nahm Generaloberst Frhr. v. Weichs wie folgt Stellung:


    1.) Pz.A.O.K. 4 hat Sorgen, dass 94. Inf.Div. und 24. Pz.Div. durch den z.Zt. laufenden Angriff der 6. Armee so geschwächt werden, dass sie für die Durchführung von "Herbstlaub" nicht mehr genügend kampfkräftig sind.Es ist rein menschlich, dass bei der 6. Armee wenig Interesse besteht, diese Truppen zu schonen, zumal sie unter ein fremdes Generalkdo. treten und das eigene Gen.Kdo. (XXXXVIII. Pz.Korps) mit einer Division zurückbleibt.Es ist verständlich, dass unter dieser Unterstellungsänderung auch die Leistungen leiden.
    Antwort: Leuchtet voll ein, läßt sich aber nicht ändern, da Stalingrad genommen werden muß und andere Truppen nicht zur Verfügung stehen. Dass 6. Armee die Divisionen der 4. Pz.Armee besonders herannimmt und sie bewußt nicht schont, ist wohl nicht anzunehmen. Gen.Kdo. XXXXVIII. Pz.Korps wird nach Ansicht der Heeresgruppe bei 6. Armee tatsächlich nicht benötigt.


    2.) "Herbstlaub" kann aber nicht von Verbänden durchgeführt werden, die durch die jetzt anlaufende Operation der 6. Armee noch mehr geschwächt werden, zumal die 297. und 371. Inf.Div. nur noch bedingt zu Angriffen geeignet sind. Es muß betont werden, dass "Herbstlaub" kein "kleines Unternehmen" ist. Es stehen uns dort 6 – 7 Feinddivisionen gegenüber, der Gegner hat seine Stellungen sehr stark ausgebaut; die Fabrikorte zu nehmen, wird bestimmt nicht einfach sein. (Hierzu gab Chef Pz.A.O.K. 4 noch besondere Erläuterungen an Hand der Planpausen "Feindlage und Feindbefestigungen".) Die Rumänen können am Angriff aus bekannten Gründen nicht beteiligt werden. Der Feind, der zumindest dauernd Ersatz zuführt und mit der Wolga im Rücken sich verteidigt, wird bestimmt sehr zäh kämpfen und sich bis zum letzten halten. Daher ist es notwendig, der Pz.Armee nach der Einnahme von Stalingrad neben der 94. Inf.Div., 24. Pz.Div. und 29. Inf.Div. (mot) mit Heerestruppen noch ein Korps der 6. Armee zuzuteilen, um "Herbstlaub" auch wirklich erfolgreich durchführen zu können.
    Antwort: Sämtliche Gedanken finden volle Würdigung; es wird auch vom O.B. besonders betont, dass "Herbstlaub" gewiß nicht einfach sein wird. Aber außer den z.Zt. an die 6.Armee abgegebenen Truppen sei die Heeresgruppe nicht in der Lage, weitere Verbände hierfür zur Verfügung zu stellen.
    Der Antrag der Pz.Armee müsse daher leider abgelehnt werden.


    (...)
    Fortsetzung folgt.
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    MfG Uwe

  • 3.) Eine zeitliche Verschiebung von "Herbstlaub" bedeutet eine wesentliche Erschwerung dieser Operation. Der Feind hat weiter Gelegenheit, seine Kräfte zu verstärken (Zuführung von Ersatz) und das Gelände auszubauen. Das Wetter wird bei einer weiteren Hinausschiebung von "Herbstlaub" zu Gunsten von "Herbstzeitlose", deren Dauer dazu im Augenblick nicht abzusehen ist, sicher nicht besser, sondern aller Voraussicht nach wird inzwischen die Schlammperiode eintreten. Für den Einsatz des Panzerkorps brauchen wir aber gutes Wetter, und ohne das Panzerkorps ist "Herbstlaub" nicht durchzuführen. Die Armee beantragt daher die Durchführung der Operation "Herbstlaub" sofort nach der Einnahme von Stalingrad vorzusehen.
    [Gestrichen wurde im letzten Satz der Schluss: und ihr dazu ein Korps der 6. Armee zu unterstellen.]
    Antwort: Der Gedanke zur zeitlichen Verschiebung von von "Herbstlaub" zu Gunsten "Herbstzeitlose" stammt vom O.K.H., Op.Abt., und nicht von der Heeresgruppe und auch nicht von der 6. Armee. Die Heeresgruppe erkennt die Gründe, die für eine sofortige Durchführung von "Herbstlaub" (nach Erledigung Stalingrads) sprechen, voll an. Sie steht auf dem Standpunkt, dass "Herbstlaub" zur Erlangung günstiger Winterstellungen unter allen Umständen notwendig ist, während "Herbstzeitlose" dagegen notfalls entfallen kann, daher auf jeden Fall zuerst "Herbstlaub". Die Heeresgruppe wird sich in diesem Sinne bei O.K.H. einsetzen, das allein die Entscheidung hat, die allerdings nicht vor den 28.09. zu erwarten ist.


    4.) Falls der Vorschlag, die bisher vorgesehene Folge der Operation beizubehalten, nicht genehmigt werden kann und zuerst "Herbstzeitlose" durchgeführt werden muß, bittet der Oberbefehlshaber, ihn von der Verantwortung für "Herbstlaub" zu entbinden, die gesamten Kräfte bis zur Karpowka der 6. Armee zu unterstellen, sodass diese dann auch die Operation "Herbstlaub" zu leiten hätte. Pz.A.O.K. 4 stände in diesem Falle sehr bald voll für Vorbereitung des Unternehmens "Fischreiher" zur Verfügung, das noch länger hinauszuschieben die vorgeschrittene Jahreszeit und auch die Feindlage verbieten.
    Antwort: Dem Vorschlag des O.B. Pz.A.O.K. 4 auf Übertragung des Befehls auch über IV. A.K. an 6. Armee im Falle einer Verschiebung von "Herbstlaub" kann nicht näher getreten werden, da 6. Armee eine sehr breite Front hat mit vielen Aufgaben und nicht dazu auch noch die Verantwortung für diesen Abschnitt und "Herbstlaub" übernehmen kann.


    5.) Eine Dehnung der Front der 297. Inf.Div. und 371. Inf.Div. und Herauslösen der 14. Pz.Div. zu Gunsten der 6. Armee ist nach der derzeitigen Feindlage ausgeschlossen. Der Gegner versucht immer wieder längs der Wolga durchzubrechen und hat hierzu fraglos im Raume Beketowka stärkere Kräfte versammelt. Wenn auch im Augenblick der Feind verhältnismäßig ruhig ist, so muß doch sehr bald mit weiteren stärkeren Angriffen gerechnet werden.
    Antwort: Die Heeresgruppe sieht das nur bedingt ein. Man hält es für möglich, das IV. A.K. zu dehnen und die 14. Pz.Div. herauszulösen; da es aber voraussichtlich nicht zum Tragen kommt, wird nicht weiter auf diese Frage eingegangen.


    6.) Pz.A.O.K. 4 beantragt ferner das Herausziehen der 29. Inf.Div. (mot), da diese so geschwächt ist, dass sie unbedingt einer Ruhe bedarf; die Division hat ein Drittel ihrer Gefechtsstärke verloren. Für das Unternehmen "Fischreiher" ist diese Division nur noch zu verwenden, wenn sie sofort zur Auffrischung zurückverlegt wird.
    Antwort: 29. Inf.Div. (mot) wird sofort nach Erledigung von Stalingrad herausgezogen werden, aber hinter ihrer jetzigen Einsatzstelle bleiben müssen, da man nicht auf jede Reserve verzichten kann und die 29. Inf.Div. (mot) ja auch für "Herbstlaub" benötigt wird.


    7.) Chef Pz.A.O.K. legte dann die eigene Lage dar unter besonderer Betonung des Südflügels (4. rum. Div.) und des Umstandes, dass die Pz.Armee über irgend welche Reserven nicht verfügt.


    8.) Gedanken zum Unternehmen "Fischreiher": der Gegner ist seit kurzem sehr tätig vor der Front und in der Lücke zwischen 16. Inf.Div. (mot) und 4. Pz.Armee. Bisher sind alle Angriffe abgeschlagen worden; vor der Front der 16. Inf.Div. (mot) ist es z.Zt. etwas ruhiger, es muß aber mit einem Wiederaufleben der feindl. Angriffstätigkeit gerechnet werden. In der Lücke ist der Feind seit einigen Tagen sehr tätig. Der Russe hat nordostwärts Chalchutta stärkere ausgebaute Stellungen mit Front nach Norden, die mit einer Division besetzt sind und eine nahe Umfassung nicht zulassen. Im Raume westlich Astrachan befindet sich ein dicht ausgebautes Verteidigungssystem, an dem noch gearbeitet wird und in dem sicher zwei Divisionen (gute!) sowie eine Pz.-Brigade stehen. Das Unternehmen "Fischreiher", das zunächst als ein "Spaziergang" angesehen wurde, wird unter diesen Umständen zu einem schwierigen Kampf, der auch Zeit braucht. Darüber hinaus ergibt sich sogar die Frage, ab es mit zwei Divisionen (mot) überhaupt noch durchführbar ist, und ob nicht drei Divisionen und entsprechende Zahl von Heerestruppen benötigt werden.
    Antwort: Die Heeresgruppe teilt voll die Auffassung des Pz.A.O.K. 4. Auch bei der Heeresgruppe hat man sich schon Gedanken gemacht, ob zwei Divisionen bei der jetzigen Feindlage ausreichen. Es wird diese Frage zu gegebener Zeit noch zu prüfen sein. Voraussichtlich stehen aber der Beteiligung einer weiteren Division Versorgungsschwierigkeiten entgegen.


    9.) Schließlich weist der Chef Pz.A.O.K. 4 dem Ia der Heeresgruppe an Hand einer entsprechenden Zusammenstellung auf die sehr ungleiche Verteilung der Heerestruppen hin, die den Aufgaben der 4. Pz.Armee in keiner Form entspricht.
    Antwort: Die Verteilung der Heerestruppen erfolgt nach der Einnahme von Stalingrad neu. Die 4. Pz.Armee wird dann die benötigten Verbände bekommen.


    24.09.1942
    Wetter: nachts Temperaturen um 0 Grad, tagsüber wolkenlos, warm, leichter Wind.
    Straßen- und Wegezustand: unverändert.
    Während der Nacht wieder die übliche feindliche Fliegertätigkeit mit Bombenabwürfen und Bordwaffenbeschuß über den Nordabschnitt der Gruppe v. Schwedler.
    Das Feindbild war im allgemeinen unverändert.
    Beim VI. rum A.K. setzte der Gegner sich, nachdem er in der Nacht noch vergeblich einen Vorstoß südl. Scharnud – sowie einen weiteren aus Bol.Tschapurniki – unternommen hatte, im Laufe des Vormittags vor den Südabschnitt der 4. rum. Div. südl. und südostw. Scharnud ab. Rumänische Stoßtrupps hielten mit den russischen Nachhuten noch Fühlung.
    An der Front der Gruppe v. Schwedler versuchte der Gegner nach ruhigem Verhalten während des Tages nach Einbruch der Dämmerung schwächere Angriffe, vermutlich Erkundungsvorstöße, durchzuführen und zwar bei 20. rum. Div. gegen die Höhe 7 km nordostw. Plantator, bei 371. Inf.Div. in Gegend 5 km südlich Tscherwlerasnoje und bei der 14. Pz.Div. – nach lebhafter Artillerie-Vorbereitung zum Teil schweren Kalibers – entlang der Wolga. Er wurde überall abgewiesen.
    11.30 Uhr
    Um 11.30 Uhr rief der Ia. der 16. Inf.Div. (mot) an und meldete, dass der Gegner die bei Chalchutta stehenden Teile der Division sehr stark angegriffen habe. Der Angriff sei zwar im wesentlichen bereits verlustreich abgeschlagen worden und die Lage werde bald wieder völlig bereinigt sein, aber auch die eigenen Verluste wären erheblich. Auf die Dauer sei dieser Zustand unmöglich. Entweder müsse die Division mit starken Teilen vorgehen und ganz in der jetzigen Vorpostenstellung eingesetzt werden, oder aber sie müsse sich absetzen und die Gegend Chalchutta aufgeben. Die Entscheidung sei natürlich nur im Zusammenhang mit "Fischreiher" zu treffen. Die Division habe sie bei der Heeresgruppe beantragt.
    16.55 Uhr
    Die Entscheidung der Heeresgruppe , von der Pz.A.O.K. 4 durch einen 16.55 Uhr einlaufenden Fernspruch Kenntnis erhielt, erging in dem Sinne, das zwar der der Division am 29.08. gestellte Auftrag – Sicherung des
    Gebietes zwischen den Heeresgruppen A und B durch rege, kampfkräftige Aufklärung aus dem Gebiet um Ulan Erge – Elista in beweglich zu haltender Kampfführung [vergl, Anl. 471 (C1)] – bestehen blieb, der Kampf um Chalchutta aber nur im Rahmen dieses Auftrages geführt werden sollte. Die Masse der Division dürfe dort für längere Zeit nicht festgelegt werden.
    17.45 Uhr
    Gelegentlich der Abendorientierung teilte indessen der Ia der Heeresgruppe dem Chef Pz.A.O.K. 4 um 17.45 Uhr mit, dass das OKH nach anfänglich gegenteiliger Ansicht nunmehr doch befohlen habe, dass die 16. Inf.Div. (mot) ihre vorgeschobene Linie halten solle. Zu ihrer Entlastung sollten die Rumänen sich noch weiter nach Süden ausdehnen. Wie Oberst i.G. Winter sagte, war die Heeresgruppe sich selbst darüber klar, dass dies unmöglich war. Sie würde eine dementsprechend vorsichtig gehaltene Weisung schicken.
    19.45 Uhr
    Diese – an die 16. Inf.Div. (mot) gerichtet, dem Pz.A.O.K. 4 nachrichtlich durch Fernschreiben übermittelt, – traf um 19.45 Uhr ein und besagte, dass Chalchutta gemäß Weisung OKH als vorgeschobene Absprungbasis für "Fischreiher" durch 16. Inf.Div. (mot) zu halten sei. Der am 29.08. für die 16. Inf.Div. (mot) erteilte Aufklärungsauftrag sollte im Rahmen des noch Möglichen bestehen bleiben.
    22.00 Uhr
    Um 22.00 Uhr traf die Meldung der 16. Inf.Div. (mot) ein, dass die Lage bei Chalchutta bereinigt, die alten Stellungen wieder in eigener Hand und der Feind in seine Ausgangsstellungen zurückgegangen sei.


    (...)
    Fortsetzung folgt.
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    MfG Uwe

  • 25.09.1942
    Wetter: zunehmende Erwärmung, wolkenlos.
    Straßen- und Wegezustand: unverändert.
    Nach ruhig verlaufener Nacht fanden auch während des Tages im ganzen Armeebereich keine besonderen Kampfhandlungen statt.


    Der Oberbefehlshaber sprach in einem an den Kommandierenden General des VI. rum. A.K. gerichteten Schreiben der 4. rum. Div., die in den Kämpfen der letzten Tage alle Feindangriffe erfolgreich abgeschlagen,
    ihre Stellungen ausnahmslos gehalten und den Gegner nicht nur zum Einstellen seiner Angriffe, sondern sogar zum Absetzen in Stellungen ostwärts der Seen- und Sumpflinie gezwungen hatte, seine ganz besondere Anerkennung aus.
    Der O.B. wies bei dieser Gelegenheit auf kampfkräftige Aufklärung zur Beibehaltung der Fühlung mit dem Feind sowie auf dauernde Aufrechterhaltung der Verbindung mit der 16. Inf.Div. (mot) hin, damit Überraschungen aus dieser Richtung nach Möglichkeit ausgeschlossen blieben.


    26.09.1942
    Wetter: wolkenlos, warm.
    Straßen- und Wegezustand: unverändert.
    Während der Nacht vom 25.09./26.09. wehrte die 4. rum. Div. Vorstöße des Gegners gegen die Höhe 14 km südostw. Ssadawoje und aus Ungn-Terschatschi heraus ab. Von Bol.Tschapurniki richtete der Feind nach Süden einen von zwei Kompanien geführten Angriff gegen die 1. rum. Div. Nach den anfänglichen Meldungen des VI. rum. A.K. wurde er abgewiesen; später stellte sich indessen heraus, dass die Rumänen etwa 300 m an Boden verloren hatten. Vorstöße starker Stoßtrupps (in Komp.-Stärke) aus Bol.Tschapurniki nach Südwesten mit starker Feuerunterstützung gegen den rechten Flügel der 2. rum. Div. wurden abgewehrt.
    Während des Tages herrschte an der Front des VI. rum. A.K. Ruhe.
    Bei der Gruppe v. Schwedler erfolgte nach dem dahin bisher ruhigen Tagesverlauf während des Spätnachmittags ein Angriff gegen die Front der 371. Inf.Div. und 14. Pz.Div. im Abschnitt 4 km südostw. Tscherwlenorasnoje – 1 km südwestl. Kuporoßnoje. Er wurde durch einen kurzen Artillerie- und Raketengeschützfeuerschlag vorbereitet und von mehreren Panzern sowie durch Tiefflieger unterstützt, brach aber im deutschen Abwehrfeuer zusammen. Eine Wiederholung gegen 22.00 Uhr blieb ebenso erfolglos.
    12.35 Uhr
    Gelegentlich der Mittagslageorientierung um 12.35 Uhr bat der Chef Pz.A.O.K. 4 den Ia Heeresgruppe B, dass, nachdem grundsätzlich festgesetzt wäre, dass 16. und 29. Inf.Div. (mot) auf Kosten anderer Schneller Verbände für "Fischreiher" aufgefrischt werden sollten, bald angegeben würde, welche Verbände hierzu bestimmt würden, damit entsprechende Vorbereitungen getroffen werden könnten. Die Durchführung komme aber erst nach Beendigung der Einnahme Stalingrads in Frage. Im übrigen ließ der Oberbefehlshaber melden, dass bei Auffrischung der 16. und 29. Inf.Div. (mot) diese beiden Divisionen für "Fischreiher" genügen würden, da für eine dritte kein Platz sei.


    Bei Erwägungen zwischen Oberbefehlshaber und dem Chef Pz.A.O.K. 4 über die Operation "Herbstlaub" kam zur Sprache, ob es nicht zweckmäßig sei, starke Teile des Panzerkorps, wenn es die Lage nur irgend gestatte, nach Gewinnen des Höhenrandes von Staraja Otrada auf Krassnoarmejsk vorstoßen zu lassen, um den Russen sowohl ein Ausweichen nach Osten als auch die Zuführung von Verstärkungen unmöglich zu machen. Gelang dieser Vorstoß überraschend, so konnte es möglich sein, die ganze Operation in wesentlich kürzerer Zeit zum Abschluß zu bringen. Es blieb abzuwarten, wie sich bis zum Beginn von "Herbstlaub" die Lage im Raume Krassnoarmejsk – Höhengelände westlich davon noch entwickelte.
    Voraussichtliche Zeitberechnung für "Herbstlaub":
    X Tag: Einnahme von Stalingrad
    X + 1. oder X + 2. Tag: Heranziehen der 24. Pz.Div. und 94. Inf.Div.
    X + 3. bis X + 5. Tag: Ruhe 24. Pz.Div. und 94. Inf.Div.
    X + 5. zu X + 6. Tag: Ablösung 14. Pz.Div. durch 94. Inf.Div. Ablösung 297. Inf.Div. durch 29. Inf.Div. (mot)
    X + 6. zu X + 7. Tag: Bereitstellung 14. und 24. Pz.Div.


    27.09.1942
    Wetter: nach kühler Nacht sonnig und warm.
    Straßen- und Wegezustand: unverändert.
    Die Nacht vom 26./27.09. verlief unter reger Gefechtstätigkeit. Beim rum. VI. A.K. hatte die 1. Div. südl. von Bol. Tschpurniki einen Feindvorstoß in Kompanie-Stärke abzuwehren. Einen gegen den rechten Flügel der 2. Div. geführter stärkerer Angriff aus Bol.Tschapurniki führte zu wechselvollen Kämpfen, die auch noch während des ganzen Tages anhielten; bei ihren Abschluß war indessen die H.W.L. überall wieder im Besitz der Rumänen.
    Bei der Gruppe v. Schwedler setzten die Russen nach ihren vergeblichen Bemühungen am 26.09. ihre Angriffe gegen den Nordabschnitt nur noch mit schwächeren Kräften fort, sie wurden aber trotz Unterstützung durch starkes Artl.-Feuer, auch schweren Kalibers, von 371. Inf.Div und 14. Pz.Div. wieder restlos abgeschlagen.
    Während dieser nächtlichen Angriffe entfaltete der Feind eine ununterbrochene Fliegertätigkeit mit Bombenwürfen und Bordwaffenbeschuß auf die vordere Linie und die Artilleriestellungen. Mit Tagesanbruch ließ die russische Fliegertätigkeit nach.
    Während des Tages kam es beim rum. VI. A.K. zu keinen besonderen Kampfhandlungen. Im Abschnitt der Gruppe v. Schwedler brach ein um 16.00 Uhr gegen den linken Flügel der 371. Inf.Div. gerichteter russischer Angriff im Abwehrfeuer aller Waffen zusammen. Ein erneuter nach kurzer Artl.- und Raketengeschütz-Vorbereitung geführter Vorstoß wurde im Keime erstickt.
    Nach einem Befehl der Heeresgruppe B sollte mit dem 28.09., 00.00 Uhr das XXXXVIII. Pz.Korps mit 29. Inf.Div. (mot) und 71. Inf.Div., die mit gleichem Zeitpunkt dem Panzerkorps unterstellt wurde, taktisch unter den Befehl des Pz.A.O.K. 4 treten, das dabei den Abschnitt bis zum Städtischen Kraftwerk an der Wolga zu übernehmen hatte.
    14.10 Uhr
    Pz.A.O.K. 4 übertrug um 14.10 Uhr dem XXXXVIII. Pz.Korps die Aufgabe, die Sicherung der Wolga zwischen Kuporoßnoje einschl. und dem Städt. Kraftwerk Stalingrad ausschl. zu übernehmen. Die 29. Inf.Div. (mot) war aus der Front zu lösen und im Raume Zybenka – Ausweichstelle Bassaguno – Star.Rogatschik unterzubringen.
    09.00 Uhr
    Der Chef Pz.A.O.K. 4 teilten den Chefs der Generalstäbe IV. A.K. und XXXXVIII. Pz.Korps durch Fernschreiben um 09.00 Uhr mit, dass Generaloberst Halder seine Geschäfte als Chef des Generalstabes des Heeres am 24.09. abgegeben und dass der Führer mit dem Gleichen Zeitpunkt den General d.Inf. Zeitzler zum Chef des Generalstabes des Heeres ernannt habe.


    (...)
    Fortsetzung folgt.
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    MfG Uwe

  • 28.09.1942
    Wetter: nachts kühl, tagsüber warm, sonnig.
    Straßen- und Wegezustand: unverändert.
    Während der Nacht kam es im Abschnitt der Gruppe v. Schwedler zu mehreren Feindvorstößen bis zu Komp.-Stärke gegen 297. Inf.Div. und 371. Inf.Div.; sie blieben sämtlich für den Gegner erfolglos. In dem um Mitternacht neu zur Armee getretenen Abschnitt des XXXXVIII. Pz.Korps hatte die 71. Inf.Div. einen Versuch des Feindes abzuwehren, mit mehreren Booten 400 m nördl. der Zarizu-Mündung das Westufer der Wolga zu erreichen.
    Tagsüber kam es im ganzen Armeebereich außer beiderseitigem Artl.- und Granatwerferstörungsfeuer und Abwehr eines feindl. Stoßtruppunternehmens gegen den rechten Flügel der 20. rum. Div. zu keinen besonderen Kampfhandlungen.
    Das Feindbild war unverändert. Vor der Mitte der Ostfront des rum. VI. A.K. wurden Bewegungen von mot-Einheiten erkannt. Hiernach sowie nach Aussagen von Überläufern des russ. 373. mot-Bataillons war mit Angriffsabsichten des Gegners in diesem Abschnitt zu rechnen.
    Die sehr beträchtlichen Verluste der 29. Inf.Div. (mot) an Offizieren und Mannschaften veranlaßte das Pz.A.O.K. 4, alle Maßnahmen zu ergreifen, dieser Division zu helfen, zumal für 108 Offz.-Fehlstellen zunächst nur 38 als Ersatz angemeldet waren und für die Ausfüllung der Fehlstellen an Unteroffizieren so gut wie gar kein Ersatz eintreffen sollte. Im Zuge dieser Maßnahmen gab das Pz.A.O.K. 4 fünf Offiziere seines Stabes frei, davon werden zwei unmittelbar in die fechtende Truppe, drei zu den Versorgungstruppen der 29. Inf.Div. (mot) versetzt, um mit ihnen junge Offiziere, die sich dort befanden, für die fechtende Truppe frei zu machen. Ferner würden aus den Inf.-Divisionen des IV. A.K. 20 bis 30 Gefreite und Obergefreite herausgezogen und der 29. Inf.Div. (mot) zur Verwendung als Gruppenführer zur Verfügung gestellt.
    Ein Freimachen von Unteroffizieren und Mannschaften des Stabes des Pz.A.O.K., von denen etwa 30 bis 40 durch Kriegsgefangene ersetzt und der fechtenden Truppe zur Verfügung gestellt werden könnten, wurde zunächst nur vorbereitet. Eine endgültige Lösung sollte erfolgen, sobald die weitere Verwendung von Pz.A.O.K. 4 feststand.
    Ferner stellte Pz.A.O.K. 4 aus den gleichen Gründen einen Antrag auf Auflösung eines Teils der Höh.Arko- und Arko-Stäbe sowie der Brigadestäbe bei den Panzer-Divisionen.


    Bei der abendlichen Lageorientierung der Heeresgruppe brachte der Chef Pz.A.O.K. 4 zur Sprache, dass anscheinend nun doch geplant sei, die Operation "Herbstzeitlose" der 6. Armee vor der Operation "Herbstlaub" der 4. Pz.Armee durchzuführen (siehe Aufzeichnungen vom 22. und 23.09.). Die Armee entnahm diese Absicht Äußerungen des Oberbefehlshabers der 6. Armee gegenüber dem O.B. Pz.A.O.K. 4. Der Ia der Heeresgruppe erwiderte, dass es der Wunsch des Führers und dementsprechend die Absicht der Heeresgruppe sei, zuerst "Herbstzeitlose" anzuordnen. Der Chef Pz.A.O.K. machte demgegenüber aufmerksam, dass der Oberbefehlshaber der Heeresgruppe B beim Vortrag am 23.09. geäußert habe, er sehe vollkommen ein, dass "Herbstlaub" vorgehe, ja das schlimmstenfalls "Herbstzeitlose" entfallen könne. Oberst i.G. Winter antwortete, die Entscheidung sei noch nicht gefallen, aber wenn die endgültige Einnahme Stalingrads schnell gehe, würde sicher "Herbstzeitlose" zuerst angeordnet werden. Der Oberbefehlshaber der Heeresgruppe werde dem Oberbefehlshaber der 4. Pz.Armee noch vor der endgültigen Entschlußfassung noch dazu sprechen.
    Als Absicht der Pz.Armee wurde der Heeresgruppe B um 23.15.Uhr Beginn des Herausziehens der 29. Inf.Div. (mot) und Erweiterung des Abschnitts der 71. Inf.Div. bis zum Südrand Kuporoßnoje gemeldet; das Herausziehen der
    29. Inf.Div. (mot) sollte voraussichtlich am Abend des 30.09. beendet sein.


    29.09.1942
    Wetter: nach kalter Nacht allmähliche Erwärmung, sonnig, zeitweilig Sandstürme.
    Straßen- und Wegezustand: unverändert.
    Der – an und für sich erwartete – feindl. Angriff gegen die Ostfront der Pz.Armee sollte schneller als erwartet einsetzen. In den frühen Morgenstunden des 29.09. stieß der Russe in zunächst noch nicht genau festzustellender, aber auf jeden Fall erheblicher Stärke und unter Einsatz von Panzern und mot.-Truppen an mehreren Stellen gegen die Front der 4. und 1. rum. Div. vor. Bei der 4. rum. Div. gelang es ihm in die Front ostw. Ssadowoje einzubrechen, diesen Ort zu nehmen und darüber hinaus nach Westen vorzudringen.
    Auf dem Südflügel der Division war die Lage zunächst noch ungeklärt. Bei der 1. Div. nahm der Gegner Semkin und Zaza, ging aber aus nicht ersichtlichen Gründen zunächst nicht weiter vor; die eigene Linie verlief hier in den Vormittagsstunden von der Nordspitze des Barmanzak-Sees westlich an Semkin vorbei zur Höhe 3 km südl. Zaza, im übrigen wurden die bisherigen Stellungen gehalten.
    Das VI. rum. A.K. befahl der 4. Div., bei Ssadowoje mit den noch verfügbaren Kräften abzuriegeln. Die 1. Div. sollte mit einem Jäger-Rgt. aus Gegend nordwestl. Semkin einen Gegenangriff gegen die dortige Einbruchstelle führen.
    06.30 Uhr
    Das Pz.A.O.K. 4, das die erste Meldung von dem russischen Angriff um 06.30 Uhr durch das deutsche Verb.Kdo. 16 erhielt, mußte angesichts der bereits jetzt zutage getretenen geringen Widerstandsfähigkeit zum mindestens von Teilen des rum. Korps die Lage als sehr ernst ansehen und damit rechnen, dass der Feind auch bei Semkin und Zaza weiter die Initiative an sich riß und das es ihm auch gelang, auch hier eine größere Lücke in die neu gebildete Front zu schlagen und schließlich die gesamten rückwärtigen Verbindungen der Armee zu stören. Wenn es sich anscheinend beim Gegner zunächst auch gar nicht um eine größere Operation, als vielmehr um Störungs- und Entlastungsangriffe handelte, so war es doch bei der ganzen Veranlagung und angesichts des mangelnden Angriffswillens der Rumänen nicht möglich, mit ihnen allein die Lage wieder herzustellen und weitere Feindangriffe abzuwehren. Der Oberbefehlshaber ordnete daher an, dass die Gruppe v. Schwedler, sofort beginnend, die 14. Pz.Div. herauslösen sollte; eine Kampfgruppe war noch an diesem Tage zur Verfügung der Armee in den Raum Tinguta in Marsch zu setzen. Die Masse der Division sollte am nächsten Tage nachgezogen werden. Die Pz.Armee wollte nach endgültiger Versammlung der 14. Pz.Div. im Raume von Tinguta diese je nach Entwicklung der Lage zur Wiederinbesitznahme der alten Stellungen und zum Wiedervorführen der Rumänen in diese einsetzen.
    11.11. Uhr
    Ein entsprechender Befehl erging um 11.11 Uhr.
    Übrigens war der Gedanke des Herausziehens der 14. Pz.Div. vom Oberbefehlshaber und Chef bereits am 27. und 28.09. erwogen worden, als sich die Anzeichen für einen bevorstehenden Angriff gegen die Ostfront der Armee verdichtet hatten, mit dessen Beginn aufgrund der Gefangenen- und Überläuferaussagen nicht vor dem 30.09. gerechnet worden war.
    11.45 Uhr
    Der Oberbefehlshaber faßte den Entschluß zum Herauslösen der 14. Pz.Div. nur schweren Herzens. Er war sich voll darüber klar, dass dieser Entschluß kühn war und wenn der Feind die nun sehr geschwächte Nordfront des IV. A.K. angreifen sollte, dort nicht die geringsten Reserven zur Verfügung standen. Aber im Hinblick auf die Lage beim VI. rum. A.K., die im Augenblick durchaus sehr ernst angesehen werden muß, gab es eine andere Lösung nicht.
    Gelegentlich der Lageorientierung um 11.45 Uhr erkundigte sich der Chef der Heeresgruppe, General v. Sodenstern, danach, was Pz.A.O.K. 4 als Ziel des russischen Angriffs annehme: ob vom Gegner ein größerer Schlag oder nur die Gewinnung der Seenlinie als günstige Winterstellung beabsichtigt sei. Der Chef Pz.A.O.K. 4 meldete, dass mit der Absicht einer größeren Unternehmung gerechnet werden müsse; Überläufer hätten ausgesagt, dass der Angriff in den Rücken der Rumänen führen solle.
    Mit den Einsatz der 14. Pz.Div. erklärte sich General v. Sodenstern durchaus einverstanden.
    Im Abschnitt der 4. rum. Div. drehte der über Ssadowoje vorgedrungene Gegner nach Erledigung des letzten rumänischen Widerstandes nach Norden ein, stieß in Richtung auf Höhe 10 km südl. Tundutowo vor und wandte sich von hier gegen den Rücken der noch bei Mal.Derbety mit Front nach Osten stehenden rumänischen Kräfte. Erst südl. Tundutowo gelang es diesen Angriff zum Stehen zu bringen. Die war in der Hauptsache dem deutschen Verbindungsoffizier bei der 4. rum. Div. sowie dem vom Pz.A.O.K. 4 dorthin entsandten 3. Gen.St.Offz., Major i.G. Troitzsch, zu verdanken, die an Ort und Stelle alle noch verfügbaren rumänischen Kräfte zusammenfassten und mit ihnen am Abend begannen, südlich und südwestlich Tundutowo am Almata-Abschnitt eine neue Abwehrfront aufzubauen. Die rumänische Führung sowohl bei der 4. Div. wie auch beim Korps versagte bzw. war so gut wie ausgeschaltet. Es blieb dem Pz.A.O.K. nichts anderes übrig, als immer wieder einzugreifen, unmittelbar Anordnungen zu geben, ja selbst einzelne Bataillone zu führen.


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    Fortsetzung folgt.
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  • 15.15 Uhr
    Schon um 15.15 Uhr hatte der Oberbefehlshaber durch Fernspruch dem VI. rum. A.K. befohlen, sich mit allen verfügbaren Kräften in der allgemeinen Linie Kolchose Sawet Ilitscha – Tundutowo zur Abwehr einzurichten und dort ein weiteres Vordringen des Gegners nach Norden zu verhindern. Die bei und südostw. Kominterna stehende Gruppe des Korps sollte ihre Stellungen halten. Es wurde dem Korps dann noch mitgeteilt, dass die vom Pz.A.O.K. 4 zur Wiederherstellung getroffenen Maßnahmen voraussichtlich nicht vor dem 30.09. mittags wirksam werden könnten. Bis zu diesem Zeitpunkt müsse sich das Korps unter allen Umständen selber helfen. Die Stellungen der 1. rum. Div. seien unbedingt zu halten.
    17.00 Uhr
    Um 17.00 Uhr meldete der Ia der 16. Inf.Div. (mot) telefonisch, dass er Verbindung mit den von ihrer (4.) Division abgeschnittenen rumänischen Verbänden habe. Dort habe der Russe bisher noch nicht angegriffen, ebenso nicht die Gruppe bei Scharnud. Die Rumänen hätten russische Funksprüche aufgefangen, dass sie durchgebrochen und im Vorgehen auf Tundutowo wären. Die 16. Inf.Div. (mot) habe einstweilen diese abgesprengten Teile der Rumänen unter ihre Obhut genommen und ihnen befohlen, dass der Russe auf keinen Fall seinen Einbruch nach Süden erweitern dürfe.
    Die Einrichtung der Abwehr südlich und südwestlich Tundutowo machte im Laufe des Nachmittags Fortschritte. Auf Grund der Beobachtungen und Feststellungen der vom Pz.A.O.K. 4 entsandten Offiziere und Ergebnisse der Luftaufklärung mußte mit Fortsetzung der feindl. Angriffe am 30.09. früh gerechnet werden.
    Im Laufe des Nachmittags stellt sich heraus, dass entgegen den Meldungen der Rumänen die Engen zwischen den Barmanzak-See und Zaza-See sowie zwischen diesem und Ssarpa-See keineswegs ausreichend gesperrt waren. So wurden von einer Kradmelder-Streife des Pz.A.O.K. dort keinerlei rumänische Truppen angetroffen, wohl aber bei Punkt 12.2 (2½ km nordwestl. Semkin) Russen, von denen einige gefangen genommen wurden. Der Chef rief daher um 16.30 Uhr Hptm. Erasmus (Ia beim dtsch. Verb.Kdo. 16) an und übermittelte ihm den Befehl an den Kommandierenden General des VI. rum. A.K., sofort Offiziere seines Stabes vorzuschicken und an Ort und Stelle die Dinge in Ordnung bringen zu lassen; bis zum Abend müßten unbedingt die Seenengen fest gesperrt sein.
    Hptm. Erasmus sollte sich auch persönlich hiervon überzeugen.
    22.40 Uhr
    Um 22.40 Uhr berichtete Hptm. Ersasmus, der sich – da kein Offizier des Gen.Kdos. VI. rum. A.K. "verfügbar" gewesen war – allein in die Enge zwischen Barmanzak- und Zaza-See begeben hatte, über die dortige Lage. Tatsächlich bestehe eine, wenn auch dünne, Abwehrfront der 1. rum. Div., und zwar stände dort die Masse des II./39 sowie ein Jäger-Batl.; ein weiteres Jäger-Batl. würde etwa 5 km westl. Zaza zur Verfügung gehalten. Der Chef Pz.A.O.K. 4 wies nochmals eindringlich darauf hin, dass sich die Rumänen unter allen Umständen noch im Laufe der Nacht davon überzeugen müßten, dass die Abwehr bis ins Letzte organisiert sei und wo ihre einzelnen Regimenter usw. ständen. Dafür, dass dies geschehe, mache er die deutschen Verbindungsoffiziere bei den rumänischen Divisionen verantwortlich. Die Rumänen müßten sich darüber klar sein, dass der Russe bestimmt morgen bei Tagesanbruch wieder angreifen würde.
    Der 29.09. stand von morgens bis abends im Zeichen ständiger Krisen; es liefen die unmöglichsten Meldungen ein, Gerüchte übelster Art verbreiteten sich mit Windeseile. Die rumänischen Divisionen baten beim Pz.A.O.K. unmittelbar um Unterstützung und Hilfe. Die Pz.Armee war aber vor Eintreffen der ersten Teile der 14. Pz.Div., die sich übrigens am Nachmittag meldeten, dazu nicht in der Lage und wollte außerdem das Eintreffen der ganzen Division abwarten, um ihre Kräfte nicht zu zerreißen.
    Zu seinem unmittelbaren Schutz ließ Pz.A.O.K. 4 eine schwere Flak-Batterie sowie eine rumänische Batterie auf den Höhen 2 – 3 km ostwärts und südostwärts Plodowitoje in Stellung gehen. Vor ihnen wurden schwache Sicherungen der Stabswache ausgestellt.


    An der Front der Gruppe v. Schwedler sowie des XXXXVIII. Pz.Korps kam es nicht zu besonderen Kampfereignissen.
    Die Befehlsführung im Abschnitt des XXXXVIII. Pz.Korps wurde dahin geregelt, dass das Korps lediglich den Befehl über die Herausgelösten Teile der 29. Inf.Div. (mot) behielt. Die 71. Inf.Div. wurde dem Pz.A.O.K. 4 unmittelbar unterstellt.
    Zur Verstärkung der Artillerie die durch die Herausziehung der 14. Pz.Div. stark geschwächten Gruppe v. Schwedler sowie der Artillerie der 71. Inf.Div. sollte die Masse der Artillerie der 29. Inf.Div. (mot) [zwei Abteilungen] zunächst in Stellung belassen werden.
    Im übrigen war die Herauslösung der 29. Inf.Div. (mot) wie befohlen fortzusetzen. Generalmajor Heim, der an Stelle des beurlaubten Kommandierenden Generals des XXXXVIII. Pz.Korps dieses während der letzten Tage geführt hatte, wurde hiervon mit sofortiger Wirkung entbunden und übernahm wieder die Führung seiner (14. Pz.) Division.


    30.09.1942
    Wetter: nach kalter Nacht auch tagsüber bei klarem Himmel kühler, als an den vergangenen Tagen, Sandstürme.
    Straßen- und Wegezustand: unverändert.
    Die Nacht vom 29./30.09. verlief verhältnismäßig ruhig, auch die feindl. Fliegertätigkeit war gering.
    Bei der 4. rum. Div. hatte die Abwehrfront am Almata-Abschnitt südlich und südwestlich Tundutowo gebildet werden können. Der Feind um Ssadowoje verhielt sich während der Nacht ruhig. Nach einer um 05.15 Uhr eingehenden Meldung des dt. Verb.Kdo. 16 schien er sogar auf Ssadowoje und Ungn-Terjatschi zurückgegangen zu sein und von dort Truppen nach Norden zu schieben.
    Leider war bei der Gruppe v. Schwedler die Ablösung der 14. Pz.Div. nur zum geringen Teil gelungen, sodass die Masse der Division nicht vor dem 01.10. in dem befohlenen Raum eintreffen konnte.
    04.50 Uhr
    Von 04.50 Uhr ab war im A.H.Qu. heftiger Gefechtslärm aus östlicher Richtung zu hören.
    05.15 Uhr
    Um 05.15 Uhr meldet Hptm. Erasmus (Ia beim dt. Verb.Kdo. 16), dass der Gegner westlich von Semkin die Linien der 4. rum. Div. durchbrochen habe bzw. dass die Rumänen bis auf die Hänge der westl. der Seenenge gelegenen Höhen zurückgegangen seien. Das hinter diesem Abschnitt stehende nicht eingesetzte Jäger-Batl. habe Befehl erhalten, "anzugreifen"; es werde gegen 06.00 Uhr antreten. Auch in Dubowyj-Owrag sei der Gegner eingedrungen, allerdings nur in geringer Stärke; ein Gegenstoß sei im Gange.
    Weitere Meldungen besagten, dass die Russen im Südabschnitt der 1. rum. Div. Wassiljew besetzt hatten. Der Angriff aus Gegend Semkin wurde von Feindkräften in Stärke etwa eines Regiments geführt und durch Artillerie, Raketengeschütze sowie zahlreiche Granatwerfer unterstützt und gewann sowohl in westlicher als auch in nordwestlicher Richtung Boden. Der Gegner sprengte hier die beiden rumänischen Bataillone einfach auseinander; das II./39 ging über Sacharoff nach Westen, das Jäger-Batl. von 12.2 aus Nordwesten zurück, ostwärts Plodowitoje klaffte eine Lücke. Die Russen hatten bald das Höhengelände 10 km ostwärts Plodowitoje in Besitz und fühlten auch über Sacharoff nach Westen und Nordwesten vor. Von dem in Aussicht gestellten Gegenstoß des rum. Jäger-Batls. war noch nichts zu merken.
    Bei zwei russischen Angriffen aus Bol. Tschapurniki nach Süden gewann der Gegner etwa 2 km Boden, dann wurde er er durch Gegenstoß zum Halten gebracht; ein weiterer Angriff nach Westen konnte im Keime erstickt werden.
    Die Feindlage in der tiefen Südostflanke zwischen 16. Inf.Div. (mot) und dem Südflügel der 4. Pz.Armee war völlig ungeklärt.
    Unter diesen Umständen war es nicht mehr möglich, das Eintreffen der Masse der 14. Pz.Div. abzuwarten. Der Oberbefehlshaber ordnete vielmehr an, dass sämtliche schon eingetroffenen Teile der 14. Pz.Div. (2 Pz.Komp., 1 Kradschtz.Komp., 1 Pz.Späh-Komp.) unter dem Kommandeur der Pz.Grenadier-Brigade im Abschnitt rechts Sacharoff – Semkin, links Tinguta – Nordspitze Zaza-See das Vordringen des Feindes zum Stehen zu bringen und über die Linie 87.0 – 87 (4 km westlich des Zaza-Sees) vorgedrungenen Feind über diese Linie zurückzudrängen hätten. Hierzu wurden dem Kommandeur der Pz.Grenadier-Brigade sämtliche deutschen und rumänischen Truppen in dem genannten Abschnitt unterstellt. Der Angriff dieser Kräfte begann gegen Mittag.
    08.00 Uhr
    Der Oberbefehlshaber schilderte um 08.00 Uhr dem Chef der Heeresgruppe B die Lage. Zwischen Barmanzak- und Zaza-See sei die Lage im Augenblick kritisch, doch hoffe er, bis zum Eintreffen der ersten Teile der 14. Pz.Div. halten zu können. Leider sei mit der Masse der Division erst übermorgen zu rechnen. Dann werde hoffentlich auch die Lage bei Ssadowoje bereinigt werden können. Der Oberbefehlshaber gab seiner Besorgnis Ausdruck, was mit der Lücke zwischen Ssadowoje und der 16. Inf.Div. (mot) werden solle. Die Pz.Armee könne aus eigenen Kräften kaum etwas dazu tun. Auf die Rumänen sei jetzt nach den wieder gemachten Erfahrungen kein Verlaß. General v. Sodenstern versprach, deswegen mit dem Chef der Heeresgruppe A in Verbindung zu treten, in irgend einer Form werde eine Aushilfe gefunden werden.
    Von der auf dem Südflügel des rum. VI. A.K. stehenden abgesplitterten Südgruppe der 4. rum. Div. bei Scharnud und südostw. Ssadowoje trafen trafen mehrfach Alarmnachrichten ein, die sich dann aber meist als zumindest übertrieben herausstellten. Die Gruppe hielt trotz "überlegener Feindangriffe ohne Pause" ihre Stellungen.


    Im Raum Ssadowoje gelang es, mit den mit den ostwärts dieses Ortes eingeschlossenen Teilen die Verbindung herzustellen. Eine noch westlich Ssadowoje stehende rumänische Kampfgruppe von etwa 200 Mann wich dagegen ohne jeglichen Anlass nach Westen aus und wurde bis zum Abend nicht wieder gefunden. Die am Almata-Abschnitt aufgebauten Kräfte, vor denen der Feind sich abgesetzt hatte, gingen zur allmählichen Schließung der Lücke nach Süden vor und kamen dabei 2 – 3 km vorwärts.


    Mit dem Eintreffen des Kommandeurs der 14. Pz.Div. wurde die gesamte Südfront des VI. rum. A.K. bis zur Linie Bhf. Abganerowo – Nordspitze Zaza-See der Division unterstellt. Die Division erhielt den Befehl, mit allen verfügbaren Kräften das Vorgehen des Feindes über die Linie Barmanzak-See – Zaza-See zum Stehen zu bringen, den Gegner dann nach Osten zurückzuwerfen, die alten Stellungen in allgemeiner Linie Wassiljew – Nordspitze Zaza-See wieder zu gewinnen und in dieser die rumänischen Kräfte zur Abwehr einzusetzen.
    Nach Eintreffen der Masse der 14. Pz.Div. war durch Angriff nach Süden die Lage im Raum Archan-Selmen (20 km südostw. Ssadowoje) – Mal. Derbety – Tundutowo – Ssadowoje wiederherzustellen; die alten Stellungen waren wieder zu gewinnen und auch dort die rumänischen Kräfte erneut zur Abwehr einzusetzen.
    Das VI. rum. A.K. behielt den Befehl über alle nördlich der Linie Tinguta – Nordspitze Zaza-See eingesetzten rumänischen Kräfte der 1. und 2. Division. Seine Aufgabe war, mit diesen Kräften die derzeitigen Stellungen unter allen Umständen zu halten und Dubowyj-Owrag wieder zu nehmen.


    Unter Einsatz der zunächst eingetroffenen Panzer und schwacher Kradschützen-Teile gelang es, den feindl. Angriff ostwärts Plodowitoje zum Stehen zu bringen, die Höhe 87.0 wiederzugewinnen und die nach Nordwesten ausgewichenen rumänischen Teile in gemeinsamen Angriff mit den Panzern etwa 4 km vorzureißen und damit die Einbruchstelle abzuriegeln.
    Auf dem Nordflügel der 1. rum. Div. blieb der Versuch, Dubrowyj-Owrag im sofortigen Gegenstoß wiederzugewinnen, ergebnislos; der Einbruch wurde nun hart südlich, westlich und nordwestlich des Ortes abgeriegelt.
    Im Abschnitt der 2. rum. Div. kam es zu keinen besonderen Kampfhandlungen.
    Bei der Gruppe v. Schwedler brach am Nachmittag ein Feindangriff in Batls.-Stärke gegen die Front der 297. Inf.Div. in Gegend 5 km südlich Tscherwlenorasnoje im Abwehrfeuer aller Waffen zusammen. Auch ein kurz darauf hart nördlich davon gegen die Front der 371. Inf.Div. geführter russischer Vorstoß wurde abgewiesen.
    Im Abschnitt der 71. Inf.Div. herrschte außer geringem feindl. Störfeuer Ruhe.
    15.30 Uhr
    In einem Befehl von 15.30 Uhr ordnete Pz.A.O.K. 4 an, dass das XXXXVIII. Pz.Korps mit Korpstruppen am 01.10. nach Plodowitoje zu verlegen sei und dort unter dem Befehl des Generalmajors Heim treten sollte. Die breite Front war vom General Heim mit den Mitteln der Pz.Div. alleine nicht zu sichern. Die 29. Inf.Div. (mot) sollte gleichzeitig unter unmittelbaren Befehl des Pz.A.O.K. treten.
    Um eine ungestörte Führung der Pz.Armee zu ermöglichen und dem Gen.Kdo. des XXXXVIII. Pz.Korps Platz zu machen, bestimmte der Oberbefehlshaber, dass das in Plodowitoje ohnehin für die bestehenden Aufgaben ("Herbstlaub"!) ungünstig gelegene A.H.Qu. am 01.10 nach Werch. Zarizynskij verlegt werden sollte. Die 2. Staffel der Führungsabteilung wurde bereits an diesem Tage dorthin in Marsch gesetzt.
    Meldung an Heeresgruppe B über Absicht der Pz.Armee (entsprechend dem in den verschiedenen Befehlen Gesagten).
    Die Erfahrungen der beiden letzten Tagen ergaben, dass deutsche Kommandobehörden, denen rumänische Truppen unterstellt werden bzw. sind, sich damit abfinden müssen, dass diese Truppen auch ohne feindl. Angriff schon allein bei stärkerer feindl. Feuerwirkung "sich vom Feinde absetzen" und dass Meldungen über die eigene Lage erstattet werden, die weder Hand noch Fuß haben, weil man dort nicht richtig weiß, wo die eigenen Verbände stehen und Meldungen über den Feind grundsätzlich übertrieben sind.


    16. Inf.Div. (mot) legte mit Ia Nr. 158/42 g.Kdos. vom 24.09. eine Beurteilung der Lage mit Feindfeststellungen im Raume um Astrachan vor.
    :::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::
    Ende: Monat September.


    Fortsetzung folgt.
    __________
    MfG Uwe

  • 01.10.1942 / A.H.Qu. Werchne Zarizynskij
    Wetter: nach kühler Nacht, sonnig und warm.
    Straßen- und Wegezustand: unverändert.
    Im Laufe des Vormittags wurde auch die 1. Staffel der Führungsabteilung nach Werch. Zarizynskij verlegt. Da der Ort zunächst noch von Teilen der 24. Pz.Div. belegt war, machte die Unterbringung erhebliche Schwierigkeiten. In Ermangelung irgendeines größeren Gebäudes mussten alle Abteilungen einzeln und weit zerstreut in den üblichen Lehmhütten unterkommen, was den Dienstbetrieb etwas erschwerte. Da in dem Ort, um den Ende August heftig gekämpft worden war, fast alle Fensterscheiben fehlten, der Nachschub an Fensterglas aber auf Schwierigkeiten stieß, war die Unterbringung in den ersten Tagen noch sehr dürftig und unfreundlich.
    Während der Nacht vom 30.09./01.10. herrschte an der Front der 14. Pz.Div. und des VI. rum. A.K. lebhafte feindl. Fliegertätigkeit mit Bombenabwürfen und Bordwaffenbeschuss. Die 1. rum. Division konnte im nächtlichen Ortskampf zwar wieder in Dubowyj-Owrag eindringen, doch blieb ein erheblicher Teil des Ortes im Besitz des Gegners. Bei der Gruppe v. Schwedler wurde die Ablösung der 14. Pz.Div. beendet. Feindliche Angriffsversuche gegen die Naht der 297. und 371. Inf.Div. blieben erfolglos.
    Im Raum um Ssadowoje hatte sich der Russe in der Nacht so weit abgesetzt, dass es der 4. rum. Div. möglich war, Ssadowoje wieder zu besetzen und die Verbindung mit den ostwärts des Ortes stehenden Teilen sowie mit der Südgruppe der Division herzustellen. Der Feind wich nach Osten auf Ungn-Terschatschi aus.
    Die 14. Pz.Div. stellte morgen beim Antreten fest, dass sich der Gegner ostwärts Plodowitoje mit der Masse abgesetzt hatte und anscheinend nur noch mit starken Nachhuten hielt. Die Division stellte dann mit schwachen Teilen in kürzester Zeit die Lage ostwärts Plodowitoje wieder her. In vorbildlichem Angriff wurde der Feind über die Seenenge Barmanzak- und Zaza-See zurückgeworfen und unter Vorreißung der Rumänen die alte Stellung wieder besetzt. Auf Rückgewinnung der Dörfer Semkin und Zaza wurde aus Geländerücksichten verzichtet.
    In Dobowyj-Owrag ging der Kampf weiter. Der Russe brachte hier Verstärkungen heran und ging erneut zum Angriff vor. Am Abend waren hier die Kämpfe noch nicht abgeschlossen.
    Vor der übrigen Korpsfront des VI. rum. A.K. sowie in den Abschnitten der Gruppe v. Schwedler und der 71. Inf.Div. kam es nicht zu wesentlichen Kampfereignissen.
    Das Gen.Kdo. XXXXVIII. A.K. übernahm den Befehl über die 14. Pz.Div., 4. rum. Div. und Teile der 1. rum. Div.
    Nach einem Beutebefehl hatte der Russe beabsichtigt, mit der 57. und 51. Armee die Front der Rumänen zu durchbrechen, die rumänischen Stellungen aufzurollen und die Eisenbahn Abganerowo – Tinguta zu gewinnen; dort sollten sich die angreifenden russischen Verbände zunächst auf Abwehr einrichten. Nach ihren Anfangserfolgen hatten sich die Russen als die ersten Teile der 14. Pz.Div. in Erscheinung traten, abgesetzt und damit von einer weiteren Durchführung ihrer Aufgabe abgesehen.
    Trotzdem kostete der Einsatz der 14. Pz.Div. – besonders am 30.09. – fühlbare Opfer; auch einige Panzer fielen infolge Auffahrens auf Minen aus.
    Nach Gefangenenaussagen beim VI. rum. A.K. und bei Gruppe v. Schwedler war am 02.10. bei beiden mit feindl. Angriffen zu rechnen.


    Fraglos hatte der Russe einen Erfolg gehabt: er hatte erreicht, dass wir die 14. Pz.Div. an anderer Stelle freimachten und uns dort schwächten. Im übrigen hatte der russische Angriff die klare Erkenntnis gebracht, dass die Rumänen nur bei ganz schmal gehaltenen Abschnitten und auch dann nur, wenn sie in engster Tuchfühlung kämpften, zur Abwehr zu verwenden waren. Vier rumänische Divisionen nebeneinander einzusetzen, war auf die Dauer unmöglich, wenn nicht in der Mitte eine deutsche Division als "Korsettstange" stand. Rumänen unter gleichen Grundsätzen wie deutsche Truppen einsetzen zu wollen – breite Abschnitte, stützpunktartige Aufstellung – muss zu einer Krise führen, wie dieser Fall gezeigt hatte. Dass sich nicht eine wesentlich ernstere Lage ergab, ist nur dem Umstand zu verdanken, dass der Russe aus unerklärlichen Gründen von der weiteren Durchführung seiner Absichten absah.


    In diesem Sinn wurde auch die Heeresgruppe am Vormittag bei der Lageorientierung unterrichtet und ihr gemeldet, dass es nach den Erfahrungen der letzten Tage unmöglich sei, nach Wiederherstellung der Lage die 14. Pz.Div. wieder wegzuziehen; sie müsse vielmehr als "Feuerwehr" hinter der Front (etwa in Gegend Abganerowo) verbleiben, um von dort aus jederzeit als Eingreifreserve feindl. Einbrüche verhindern zu können.
    Es wurde ferner dringend und erneut ein Pionier-Batl. (mot) für das XXXXVIII. Pz.Korps angefordert, um vor die Rumänen ein Minenfeld legen zu können; die rumänischen Pioniere konnten das nicht.
    Offen blieb nach teilweisen Wiederherstellung der Lage am heutigen Tage die Frage, ob die wieder eingesetzten Rumänen nun halten, oder womöglich nach Herausziehung der "Korsettstange" erneut weich würden. Auch auf diese Zweifel wurde der Ia der Heeresgruppe hingewiesen. Ebenso darauf, dass anstelle der 14. Pz.Div. für "Herbstlaub" voraussichtlich eine andere Panzer-Division zugewiesen werden müsse. Die Heeresgruppe antwortete, dass dieses vollkommen ausgeschlossen sei und dass vielmehr im Gegenteil die 14. Pz.Div. auch noch zu "Herbstzeitlose" herangezogen werden würde. Der Chef Pz.A.O.K. 4 machte auf die großen Gefahren aufmerksam, die mit dieser Maßnahme verbunden sein würden, denn auch die Front der Gruppe v. Schwedler sei nur ganz dünn besetzt; dort könne nach einem ernsten feindl. Angriff ein Einbruch voraussichtlich nicht verhütet werden. Die 4. Pz.Armee dürfe nicht ihrer letzten Reserve entblößt werden.


    Der Oberbefehlshaber bat den Kommandierenden General des VI. rum. A.K., General d.Art. Dragalina, zu sich, um mit ihm ohne Dolmetscher die Dinge der letzten Tage zu besprechen und ihn darauf hinzuweisen, dass die rumänischen Divisionen, ihre Führer und Unterführer, viel eingehender angeleitet werden müssten, dass die Führer tatsächlich führen mussten und schließlich, dass diese Dinge nicht nötig gewesen seien und bei richtiger, rechtzeitiger Organisation der Verteidigung hätten verhütet werden können, ganz besonders bei den rumänischen Grabenstärken, die 100% und mehr höher waren als die der deutschen Verbände.


    (...)
    Fortsetzung folgt.
    __________
    MfG Uwe

  • 02.10.1942
    Wetter: wolkenlos, warm.
    Straßen- und Wegezustand: unverändert.
    In richtiger Erkenntnis der durch das Herausziehen der 14. Pz.Div. Schwächung der Nordfront der Gruppe v. Schwedler versuchte der Gegner unter stärkstem Kräfteeinsatz – mit zusammengefassten Kräften von 5 Schützen-Div., 2 Marine- und 2 Panzer-Brigaden – die deutschen Stellungen zwischen Jalchi und der Wolga zu durchbrechen. Der durch Überläufer- und Gefangenenaussagen angekündigte und demgemäß erwartete Angriff begann nach starkem Artillerie- und Raketengeschützfeuer bei der 297. Inf.Div. um 03.00 Uhr, bei der 371. Inf.Div. um eine Stunde später. Hart nördlich Jalchi sowie vor der Mitte und dem linken Flügel der 371. Inf.Div. konnte der russische Ansturm ohne weiteres abgeschlagen werden, dagegen gelang es dem Feind in der Gegend 5 km Tscherwlenorasnoje, d.h. an den inneren Flügeln der 297. und 371. Inf.Div., in die deutsche H.K.L. einzubrechen. Unter dem Schutze von Panzern führte der Gegner in die Einbruchsstelle verlastete Infanterie heran. Bei den Mangel an Reserven stieß die Abriegelung der Einbruchstelle auf Schwierigkeiten. Während der Vormittagsstunde war demgemäß die Lage hier gespannt.
    Auch an der Südost- und Ostfront der Panzer-Armee waren die Kämpfe wieder aufgelebt. Dort hatte der Gegner während der Nacht Ssadowoje von Südosten her erfolglos angegriffen. Aber auch der Angriff der 4. rum. Div. musste wegen zu geringer Kräfte zunächst eingestellt werden. Die 14. Pz.Div. wehrte einen gegen die Enge zwischen Barmanzak- und Zaza-See geführten Feindangriff, der zunächst zu örtlichen Einbrüchen griffen geführt hatte, erfolgreich ab, sodass die H.K.L. nach Abschluss der Kämpfe wieder in eigener Hand war. Es wurde beobachtet, dass der Gegner hier Verstärkungen heranführte.
    09.00 Uhr
    Um 09.00 Uhr meldete der Chef des XXXXVIII. Pz.Korps, dass die Lage bei Ssadowoje doch noch nicht ganz in Ordnung wäre und dass nichts übrig bleibe, als mit der gesamten 14. Pz.Div. dort aufzuräumen. Das könne allerdings wegen der erforderlichen Erkundungen, Umgruppierungen usw. erst am 04.10. stattfinden. Dabei solle der Gegner der Gegner durch einen gepanzerten Vorstoß über die alten Stellungen hinaus so getroffen werden, dass ihm hier ein weiterer Angriff zunächst unmöglich gemacht werden würde. Pz.A.O.K. 4 billigte diese Absicht sowie auch den Zeitpunkt. Wie der Chef des XXXXVIII. Pz.Korps weiter mitteilte, machten die Rumänen einige Schwierigkeiten in der Frage des Herausziehens bzw. der Ablösung des zwischen Barmanzak- und Zaza-See eingesetzten Kradschützen-Batls. 64 der 14. Pz.Div., da sie angeblich selber zu geringe Gefechtsstärken hätten. Der Chef Pz.A.O.K. 4 bezweifelte das auf Grund der noch kurz vor dem Angriff gemeldeten Grabenstärken stark; es sei unmöglich, dass die Verluste während der beiden letzten Tage so erheblich wären, wie es die Rumänen jetzt darstellten, zweifellos trieben sich unzählige Versprengte bei den Trossen oder sonstwie im rückwärtigen Gebiet herum.
    Der Oberbefehlshaber sandte in diesem Zusammenhang um 13.25 Uhr dem VI. rum. A.K. ein Fernschreiben, in dem die sofortige Wiedereinreihung sämtlicher sich unberechtigt im rückwärtigen Gefechtsgebiet aufhaltenden Soldaten in die fechtende Truppe sowie eine laufende Überwachung dieses Gebietes durch Polizei- und Gendarmerie-Streifen gefordert wurde.
    09.15 Uhr
    Der Chef XXXXVIII. Pz.Korps schlug dann noch vor, dass das VI. rum. A.K. nunmehr wieder den gesamten Seenengen-Abschnitt mit der dort eingesetzten 1. rum. Div. übernehmen solle. Demgemäß wurde um 09.15 Uhr der Ia beim dtsch. Verb.Kdo. 16 vom Chef Pz.A.O.K. 4 angewiesen, dem VI. rum. A.K. zu übermitteln, dass es sich bereit halten müsse, morgen den Abschnitt bis Froloff (einschließlich) wieder zu übernehmen.
    (Ein diesbezüglicher Befehl wurde dem VI. rum. A.K. um 13.25 Uhr durch Fernschreiben übermittelt.)
    Auch im weiteren Verlauf des Tages blieb die Lage bei der Südgruppe der 4. rum. Div. im Raume 15 km südostwärts Ssadowoje ungeklärt, Meldungen von dort blieben aus. Dagegen gewann ein von Teilen der 4. rum. Div. geführter Angriff nordostwärts Ssadowoje, unterstützt durch Panzer der 14. Pz.Div., nach Osten Boden, sodass hier die alten Stellungen westlich und nordwestlich Ungn-Terjatschi wieder besetzt werden konnten.
    Beim VI. rum. A.K. war während der ganzen Nacht um Dubowyj-Owrag gekämpft worden. Schließlich gelang es den Russen, die hier erneut stärkere Kräfte heranführten, das Dorf endgültig in ihren Besitz zu bringen, ebenso auch die Molkerei 1 km südlich Bol. Tschapurniki. Der Oberbefehlshaber ordnete nunmehr an, das das Korps von einer Wiedereinnahme der alten H.K.L. hier absehen solle, da bei den zu erwartenden verlustreichen Kämpfen doch nicht mit einen Erfolg der Rumänen zu rechnen war.
    (Der entsprechende Befehl erging zunächst mündlich. Wiederholung in dem Fernschreiben vom 03.10. um 00.50 Uhr.)
    Die Erd- und Luftaufklärung ergab die Heranführung neuer Verstärkungen der Russen im Raume Zaza – Bol. Tschapurniki. Anscheinend wollte also der Russe seinen misslungenen Angriff an einer anderen Stelle der rumänischen Front mit größerem Erfolg versuchen.
    Das Pz.A.O.K. rechnete mit einem stärkeren Angriff und neuen Spannungen, die es aber mit der 14. Pz.Div. jederzeit beseitigen zu können glaubte.
    13.30 Uhr
    Inzwischen hatten die Kämpfe bei der Gruppe v. Schwedler ihren Fortgang genommen. Das Pz.A.O.K. 4 traf hier gewisse Sicherungsmaßnahmen, indem es gegen 13.30 Uhr die zur Auffrischung im rückwärtigen Gebiet liegende Sturmgeschütz-Abt. zur Verfügung der Armee der 29. Inf.Div. (mot) unterstellte. Diese bekam ihrerseits den Befehl, ständig ein verstärktes Bataillon und die Pz.Abteilung zur Verfügung zu halten. Die Gruppe v. Schwedler erhielt die Ermächtigung zur Bildung einer Artillerie-Gruppe unter dem Kommandeur Art.Rgt. 29, der hierzu mit einer Abteilung Art.Rgt. 29 der Gruppe v. Schwedler unterstellt wurde.
    Im Großen blieben die russischen Anstürme zur Durchbrechung der weit gespannten Front des IV. A.K. ohne Erfolg. Die 297. und 371. Inf.Div. verteidigten gegenüber den fast 12 Stunden dauernden Angriffen ihre Stellungen in vorbildlicher Weise und fügten dem Gegner dabei hohe Verluste zu. Der 297. Inf.Div. gelang es im stärksten Abwehrkampf den am Morgen erfolgten Einbruch 5 km südlich Tscherwlenorasnoje schließlich doch abzuriegeln und sodann, zum Gegenangriff vorgehend, den Russen im zähen Kampf Mann gegen Mann wieder aus der H.K.L. zu werfen. Auch ein danach einsetzender weiterer starker Feindangriff mit 11 Panzern konnte abgeschlagen werden.
    Nach Überläuferaussagen beabsichtigte der Gegner am 03.10. mit Tagesanbruch erneut die 371. Inf.Div. anzugreifen.
    17.45 Uhr
    Um 17.45 Uhr meldete Hptm. Erasmus (Ia deutsches Verb.Kdo. 16), dass der Kommandierende General des VI. rum. A.K. folgende beiden Anträge stelle:


    a) Rücktritt des Korps-Pionier-Batls. und der Korps-Aufkl.Abt. von der 4. rum. Div. zum Korps, um sie an der Seenenge Barmanzak- und Zaza-See einsetzen könne, die sonst nicht gehalten werden könne;
    anderenfalls könne General Dragalina den Befehl über den Abschnitt nicht übernehmen.


    b) Genehmigung zur Zurückverlegung der Front des VI. rum. A.K. in die Linie Westrand des Sees nordwestlich Dubowyj-Owrag – 43.3 – Morosoff – 118.0.
    Der Antrag auf Rücktritt des Pionier-Btls. und der Aufkl.Abt. wurde vom Pz.A.O.K. stattgegeben, der Antrag auf Zurückverlegung der Front dagegen nicht.


    Diese Frage war schon gestern bei der Unterhaltung des Oberbefehlshabers mit General d.Artl. Dragalina gestreift worden. Dieser war der Auffassung, dass der O.B. bei dieser Gelegenheit bereits seine Zustimmung grundsätzlich erteilt habe. Tatsächlich hatte der Oberbefehlshaber nur an eine Zurücknahme bis an den Höhenrand, also bis etwa in die Linie 43.3 – 17.8 – 24.4 – 18.9 gedacht, die eine Einsparung erheblicher Kräfte ermöglicht haben würde, aber keineswegs an ein Zurückgehen bis Morosoff.
    Unter den augenblicklichen labilen Verhältnissen lehnte der Oberbefehlshaber aber jetzt eine Zurücknahme der Front überhaupt ab. Dabei sprach auch die Erwägung mit, dass die Rumänen bei Erteilung der Genehmigung glauben würden, sie könnten bei jeder ihnen nicht genehmen Lage ihrer Stellung einen Antrag auf Zurücknahme der Front stellen. Die Pz.Armee behielt sich jedoch vor, eine Stellungsverbesserung bis in die allgemeine Linie 43.3 – 17.8 – 24.4 zu gegebener Zeit zu befehlen.
    [Ein Bescheid auf beide Anträge erfolgten durch Fernschreiben am 03.10. um 00.50 Uhr.]
    18.10 Uhr
    Gelegentlich der Abendorientierung der Heeresgruppe um 18.10 Uhr wies der Chef Pz.A.O.K. 4 erneut darauf hin, dass auch nach Wiederherstellung der Lage die 14. Pz.Div. hinter der Front des VI. rum. A.K. bleiben müsse; ohne diese "Korsettstange" werde es auf die Dauer unmöglich sein, dass die Rumänen ihre Stellungen hielten. Überhaupt werde man ohne entsprechende "Feuerwehr" hinter rumänischen Verbänden niemals auskommen. Diese Erkenntnis müsse Gemeingut auch der höchsten Stellen werden!
    23.10 Uhr
    Als Absicht wurde der Heeresgruppe um 23.10 Uhr gemeldet:
    "Mitte und Nordfront der Armee unverändert, im Südteil Vorbereitung des Angriffs XXXXVIII. Pz.Korps mit 14. Pz.Div. zur Wiedergewinnung der alten Stellungen ostw. und südostw. Ssadowoje. Durchführung des eigentlichen Angriffs 04.10."


    Die Schnellen Verbände wurden ständig von einer zur anderen Stelle der Front verschoben, ihr Verbleiben im Winter war ungewiss, im Gegensatz zu dem der Infanterie. Es war daher auch schwierig, den Divisionen Räume für gewisse Winterbevorratung und Wintervorbereitung zuzuweisen. Nachdem nun ziemlich feststand, dass 14. und 24. Pz.Div. bei der 6. Armee blieben, wurde im Einvernehmen mit dieser ein Raum für beide Divisionen südlich der Bahn Kalatsch – Stalingrad festgelegt; die 29. Inf.Div. (mot) wurde auf den Raum Kotelnikowo angewiesen. So war wenigstens ein Schritt auf diesem Wege getan.


    Heeresgruppe übersandte mit Ia Nr. 2945/42 g.Kdos. Chefs. II Ang. v. 30.9.1942 die 33. Ausfert. des Befehls "Der Führer, OKH. d. Genst.d.H./Op.Abt. (I) Nr. 11 Nr. 154/42 g.K. v. 8.9.1942".
    (Auffassungen des Führers über einige grundsätzliche Aufgaben der Verteidigung.)


    (...)
    Fortsetzung folgt.
    __________
    MfG Uwe

  • 03.10.1942
    Wetter: wechselnde Bewölkung, warm.
    Straßen- und Wegezustand: unverändert.
    Nach ruhig verlaufener Nacht war die Kampftätigkeit auch während des ganzen 03.10. gering. Beim XXXXVIII. Pz.Korps hatte die 4. rum. Div. einen örtlichen Vorstoß südostwärts Ssadowoje abzuwehren.
    Die 14. Pz.Div. rückte mit der Masse in ihren westlich Ssadowoje gelegenen Bereitstellungsraum für den morgigen Angriff ein.
    Im Abschnitt des VI. rum. Armee-Korps erfolgten am späten Nachmittag feindliche Stoßtruppunternehmungen gegen die 1. Division nördlich Dubowy-Owrag und der 2. Division südwestlich Bol. Tschapurniki; beide wurden abgeschlagen.
    An der Nordfront beschränkte sich der Gegner angesichts des gestrigen Abwehrerfolges der Gruppe v. Schwedler, der nach erfolgten Feststellungen dem Gegner hohe, blutige Verluste eingebracht hatte, auf das übliche Artillerie- und Granatwerfer-Störungsfeuer.
    Bei der 71. Inf.Div. keine besonderen Ereignisse.
    Im Raume Bhf. Abganerowo – Plodowitoje sprangen etwa 15 – 20 russische Fallschirmjäger ab; ihre Auffindung und Gefangennahme gelang nicht.
    Um ein Bild über die den Stand personellen und materiellen Auffrischung zu erhalten, wurde der Ia der 29. Inf.Div. (mot) in das A.H.Qu. befohlen.
    Aus seinen Darlegungen ergab sich, dass die Division nach Durchführung ihrer Auffrischungsmaßnahmen und etwa einwöchigen Ruhe zur Pflege des Mannes, Geräts sowie der Bekleidung und Ausrüstung als zu 80% aufgefrischt angesehen werden konnte.
    Die Division wurde somit wieder voll verwendungsfähig.
    24.00 Uhr
    Als Absicht der Pz.Armee wurde der Heeresgruppe B um 24.00 Uhr gemeldet:
    "Antreten 14. Pz.Div. über derzeitige Stellungen im Raume Ssadowoje am 04.10 um 07.00 Uhr; sonst unverändert."
    Heeresgruppe B behandelt mit Ia Nr. 3326/42 g.Kdos. v. 2.10. die Frage der ständig absinkenden Gefechtsstärken, insbesondere der Infanterie und der dieserhalb immer wieder – und mit Recht – erhobenen Vorstellungen.
    Das O.K.H. sei bestrebt, durch Aushilfen aller Art, wie Zufliegen von Genes.-Komp. und Zuführung von Turk.-Bataillonen zu helfen. Eine wesentliche Entspannung werde dadurch aber nicht erzielt werden.
    Die Truppe müsse daher mehr als bisher zur Selbsthilfe greifen und den letzten irgend entbehrlichen Mann aus den Trossen herausziehen. Sein Ersatz habe durch Hilfswillige zu erfolgen.
    Die in dieser Hinsicht getroffenen und noch beabsichtigten Maßnahmen sollten von den Oberbefehlshabern der Armeen zum 15.10. der Heeresgruppe gemeldet werden.
    (Entsprechend Fernschreiben des Pz.A.O.K. 4 an die unterstellten Korps usw. vom 4.10. sowie Meldungen der Korps usw.)


    04.10.1942
    Wetter: nachts kühl, tagsüber sonnig, warm; leichter Wind.
    Straßen- und Wegezustand: unverändert.
    Nach ruhig verlaufener Nacht – lediglich vor dem rechten Flügel der 2. rum. Div. fanden mehrere feindliche Vorstöße statt, die aber leicht abgewiesen werden konnten, – begann um 07.00 Uhr der gemeinsame Angriff der 14. Pz.Div. und
    der 4. rum. Div. aus dem Raume westlich Ssadowoje. Schon im ersten Anlauf wurde der schwache Feind zerschlagen, bereits um 08.30 Uhr war das Höhengelände 10 km südostwärts Ssadowoje in eigener Hand. Nach Erreichung der alten rumänischen Linie ordnete die 4. rum. Div. ihre Verbände und gliederte sich zur Abwehr. Teile der 14. Pz.Div. verblieben vorerst in der Stellung. Es wurden zahlreiche Gefangene gemacht und mehrere Geschütze erbeutet. Der Gegner wich in einzelnen Gruppen – teilweise fluchtartig – nach Osten aus. Teile der 14. Pz.Div. säuberten noch die lange Balka und das Gelände bis Burbin vom Feinde.
    An der gesamten Armeefront herrschte, abgesehen von einigen unbedeutenden feindlichen Stoßtruppunternehmungen und dem üblichen Artillerie- und Granatwerfer-Störungsfeuer, Ruhe.
    Der bis zum Abend anhaltende, sehr lebhafte Übersetzverkehr über die Wolga südostwärts Beketowka und Lkw-Verkehr von Beketowka nach Westen ließ auf erneute Angriffsabsichten des Gegners schließen.
    Da auch vor der Mitte der rumänischen Front die Feindbewegungen anhielten, musste auch hier mit einem neuen russischen Vorstoß gerechnet werden.
    16.50 Uhr
    In einem Fernschreiben von 16.50 Uhr wurde dem XXXXVIII. Pz.Korps aufgetragen, nach Wiedereinsatz der 4. rum. Div. in ihre Stellungen die 14. Pz.Div. herauszuziehen und sie im Raum Korobkin – Plodowitoje – Abganerowo – Schelestow – Peregrusnyj zu versammeln.
    Die Aufgabe des Pz.Korps, dem die 14. Pz.Div. und 4. rum. Div. unterstellt blieben war es, die Abwehr im Abschnitt der 4. rum. Div. erneut aufzubauen und dafür zu sorgen, dass durch Stellungsbau, Anlage von Hindernissen usw. die Verteidigung mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln verstärkt wurde. Von der 14. Pz.Div. war eine Kampfgruppe als Eingreifreserve bereitzuhalten, deren Einsatz auch im Abschnitt des VI. rum. A.K. möglich sein sollte.
    Das VI. rum. A.K. erhielt von diesem Fernschreiben nachrichtlich Kenntnis, jedoch ohne den Satz betreffs Bereitstellung einer Eingreifreserve.


    Um der 29. Inf.Div. (mot) Gelegenheit zu geben, ihren zahlreichen jungen Ersatz zunächst einmal unter verhältnismäßig einfachen Umständen an die Kampfverhältnisse auf dem russischen Kriegsschauplatz zu gewöhnen, zugleich aber auch die durch das Herausziehen der 14. Pz.Div. sehr dünn gewordene Front der Gruppe v. Schwedler etwas zu verstärken, wurde der 29. Inf.Div. (mot) in einem Fernschreiben von 22.05 Uhr aufgetragen, sich darauf einzurichten, ab 08.10. abends den Abschnitt des IV. A.K. zwischen Wegekreuz 8 km nordostwärts Plantator und Elchi übernehmen zu können. Die Division hatte ihre Kräfte tief zu staffeln, Reserven zur Verfügung zu halten und die begonnene Ausbildung fortzuführen.


    Mit dem 10.10. sollte die 20. rum. Div. aus dem Befehlsbereich des IV. A.K. ausscheiden und wieder unter dem Befehl des VI. rum. A.K. treten.


    Gelegentlich einer telefonischen Unterhaltung des Chefs Pz.A.O.K. 4 mit dem Chef 6. Armee sowie durch eine Anfrage der Heeresgruppe B über den Zustand der 14. Pz.Div. erfuhr das Pz.A.O.K. am Abend des 04.10. von der Absicht,
    die 14. Pz.Div. dem A.O.K. 6 zuteilen zu wollen, wo durch unvorhergesehenen Kräfteschwund die weitere Einnahme von Stalingrad-Nord in Frage gestellt war.


    (...)
    Fortsetzung folgt.
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    MfG Uwe

  • 05.10.1942
    Wetter: wechselnde Bewölkung, windig.
    Straßen- und Wegezustand: unverändert.
    Während der Nacht rege feindlliche Fliegertätigkeit über rum. VI. A.K. und Gruppe v. Schwedler mit Bombenabwürfen und Bordwaffenbeschuss. Sonst verlief sowohl die Nacht vom 04./05.10. als auch der 05.10. ohne besondere Kampfhandlungen.
    Das Feindbild war unverändert. Der auch während der letzten Nacht wieder beobachtete starke Übersetzverkehr über die Wolga bei Beketowka in Richtung Ost – West ließ darauf schließen, dass der Gegner hier einen neuen Angriff vorbereitete. Während des Tages wurden lebhafterer feindl. Kraftfahrzeug-Verkehr im Raume ostwärts Ungn-Terjatschi sowie stärkere Bewegungen auf der Wolga-Insel vor der 71. Inf.Div. beobachtet.


    In einem Ferngespräch mit dem Oberbefehlshaber der Heeresgruppe B suchte der O.B. Pz.A.O.K. 4 die Frage einer etwaigen Abgabe der 14. Pz.Div. zu klären. Generaloberst Frhr. v. Weichs bestätigte, dass Erwägungen schwebten, die Division auch noch der 6. Armee zuzuführen, die sonst in Stalingrad nicht fertig werden würde. Die 4. Pz.Armee müsse sich dann mit der 29. Inf.Div. (mot) als einziger Reserve begnügen. Generaloberst Hoth erwiderte dann, dass der Gegner, sobald die 14. Pz.Div. vom Südflügel der 4. Pz.Armee werden würde, bestimmt wieder angreifen und die Rumänen über den Haufen rennen würde. Aus vielen Äußerungen rumänischer Offiziere sei klar zu entnehmen, dass diese glaubten nicht halten zu können, wenn die "Panzer" wieder abrückten. Die 29. Inf.Div. (mot) aber könne nicht nach Süden gezogen werden, da sie an der Nordfront der Pz.Armee eingesetzt werden müsse, z.T. bereits eingesetzt worden sei. Dort ständen mit Sicherheit neue russische Angriffe bevor, deren Abwehr auf Grund der Erfahrungen am 02.10. nicht mit unbedingter Sicherheit gewährleistet schiene. Außerdem solle der junge Ersatz der Division an einer ruhigeren Stelle – nämlich südlich Elchi – langsam an das Kriegsgeschehen gewöhnt werden.
    Generaloberst Frhr. v. Weichs stellte fest, dass sich durch die Darlegungen des O.B. Pz.A.O.K. 4 eine neue Lage ergebe. Bezüglich des Einsatzes der 29. Inf.Div. (mot) glaubte er die Genehmigung voraussichtlich nicht erteilen zu können. Ein endgültiger Bescheid bzgl. beider Divisonen [14. Pz.Div. und 29. Inf.Div. (mot)] werde dem Pz.A.O.K. 4 noch zugehen.


    Vormittags war der Chef Pz.A.O.K. 4 beim VI. rum. A.K. im Gelände ostwärts Plodowitoje und an der Seenenge. Nach Rücksprache mit den Kommandeuren der 1. rum. Div., des rum. Jäger-Rgts. 5 u.a. sowie einer Besprechung mit dem Kommandeur der 14. Pz.Div. kam auch er erneut zu dem Schluss, dass es – wenigstens zunächst – unmöglich sei, die 14. Pz.Div. fortzuziehen. Die Rumänen glaubten an einen feindl. Panzerangriff, hatten in Zaza angeblich schon 16 Feindpanzer festgestellt, waren also höchstens unsicher, stöhnten über zu geringe Gefechtsstärken usw. Der Chef Pz.A.O.K. 4 rief daraufhin am Nachmittag den Chef der Heeresgruppe B an und trug ihm die gleichen Gedanken vor, wie vormittags der Oberbefehlshaber dem O.B. der Heeresgruppe. General v. Sodenstern glaubte zu einem Teil der Bedenken der Pz.Armee teilen zu können. Hinsichtlich der 29. Inf.Div. (mot) teilte er mit, dass diese zunächst Heeresgruppenreserve werde, d.h. ohne Genehmigung der Heeresgruppe nicht eingesetzt werden dürfe.


    Um ein Wegziehen der 14. Pz.Div. oder 29. Inf.Div. (mot) zu verhindern, rief der Verb.Offz. O.K.H. die Operationsabteilung im O.K.H. an und trug dem Ia dort die Ansicht der Armee vor. Es wurde ihm mitgeteilt, dass die Entscheidungen über den weiteren Ablauf der Operationen sowie der Kräftegliederung gerade heute getroffen würden; sie seien abzuwarten. Die 14. Pz.Div. – ohne das Pz.Rgt. – werde die Armee auf jeden Fall abgeben müssen.


    Auf Grund der Erfahrungen mit den Divisionen des VI. rum. A.K., besonders in den letzten Wochen, übersandte der Chef der 4. Panzer-Armee dem Chef der Heeresgruppe B eine Denkschrift über die stark abgesunkene Kampfkraft und Stimmung der rumänischen Verbände, das Fehlen jeder Fürsorge und geistigen Betreuung durch die Offiziere, die Mängel an Mannschaftsverpflegung und die Misserfolge des Kommandieren den Generals bei seinen Bemühungen, diese Schäden abzustellen und mit harter Hand durchzugreifen.


    Hinsichtlich des Einsatzes und der Verwendung rumänischer Verbände wurde eine Reihe von Vorschlägen gemacht; diese besagten: Einsatz nur zur Abwehr an verhältnismäßig ruhigen Fronten, Einrichtung von Zug- und Kompanieführer-Schulen, Ausbildung in der Anlage von Feldbefestigungen aller Art, Unterweisung über die Grenzen der Leistungsfähigkeit der russischen Panzerwaffe sowie über die Abwehrmittel dagegen, weitgehende geistige Betreuung der rumänischen Truppe unter Einsatz deutscher Kräfte und Propagandamittel.
    Die Denkschrift kam zum Schluss, dass der Ausbildungsstand der rumänischen Verbände sicher noch sehr zu heben sei und dass die Rumänen nach entsprechender Hebung ihres Ausbildungsstandes und ihrer Geisteseinstellung später auch wieder zu leichten Angriffsaufgaben Verwendung finden könnten.


    06.10.1942
    Wetter: wolkenlos, warm.
    Straßen- und Wegezustand: unverändert.
    Sowohl während der Nacht vom 05./06. als auch während des ganzen 06.10. war die feindl. Fliegertätigkeit beim XXXXVIII. Pz.Korps und VI. rum. A.K. außerordentlich lebhaft. Der Gegner flog mit stärkeren Verbänden – bis zu 13 Bombenflugzeugen – unter entsprechendem Jagdschutz bis weit in das Hintergelände beider Korps ein und bewarf besonders Umanzewo und Plodowitoje. Dagegen hielt sich die Kampftätigkeit auf der Erde auch an diesem Tage wieder in engen Grenzen.
    Das Feindbild im Großen war unverändert. Vor der 4. rum. Div. in Gegend ostwärts Ungn-Terjatschi sowie vor der 1. rum. Div. ostwärts Zaza wurde lebhafter feindl. Kraftfahrzeug-Verkehr beobachtet, bei der Gruppe v. Schwedler hielt der Übersetzverkehr über die Wolga ostwärts Beketowka auch an diesem Tage an.
    18.00 Uhr
    Um 18.00 Uhr traf die angekündigte Weisung der Heeresgruppe ein (Hgr. B Ia Nr. 3305/42 g.Kdos. Chefs. v. 6.10.42). Sie besagte, dass die Lage vor Stalingrad, dessen völlige Inbesitznahme der Führer erneut als wichtigste Aufgabe der Heeresgruppe bezeichnet habe, die Zusammenfassung aller noch irgend verfügbar zu machenden Kräfte erfordere. Vor dieser Notwendigkeit müssten alle anderen Belange zurücktreten. Unter voller Würdigung der vom Pz.A.O.K. 4 gemachten Bedenken befahl der Oberbefehlshaber der Heeresgruppe B folgendes:


    1.) Das Unternehmen "Fischreiher" sollte nicht stattfinden.
    2.) Die 4. Pz.Armee hatte die 29. Inf.Div. (mot), deren Pionier-Batl. für das Verlegen von Minenfeldern freigegeben wurde, sofort derart zu dislozieren, dass auch die Südfront des VI. rum. A.K. durch entsprechende Eingreifgruppen abgedeckt wurde.
    3.) Die 14. Pz.Div. war herauszuziehen und der 6. Armee in unmittelbarem Benehmen bis spätestens 11.10., abends zuzuführen.
    4.) Im Anschluss an die Einnahme von Stalingrad sollte das Unternehmen "Herbstlaub" stattfinden.


    Damit war ein Teil der Wünsche der Pz.Armee berücksichtigt bzw. auf die gemeldeten Bedenken teilweise Rücksicht genommen worden. Abgelehnt worden war die von der Pz.Armee erneut vorgelegte Bitte um Genehmigung des Einsatzes eines verstärkten Infanterie-Rgts. im Wechsel südlich Elchi zur Entlastung des IV. A.K., vor allem aber, um den vielen Ersatz der Division an ruhiger Stelle an das Kriegsgeschehen zu gewöhnen. Die Pz.Armee hatte die Befürchtung, dass sich die Heeresgruppe B eine gewisse Sicherheit dafür hatte schaffen wollen, diese Division ebenfalls noch bei Stalingrad einzusetzen, falls es dort weiter so langsam ging und der Kräfteschwund anhielt.
    Da die Pz.Armee die Lage vor dem IV. A.K. nach wie vor mit gewisser Sorge ansah und auf Grund der Ergebnisse der Erd- und Luftaufklärung mit einem baldigen starken feindl. Angriff rechnete, beließ sie die 29. Inf.Div. (mot) in ihrem derzeitigen Raume; die Division konnte von dort aus auch schnell jederzeit im Abschnitt des rum. VI. A.K. eingreifen. Für alle Fälle stellte die Pz.Armee eine Sturmgeschütz-Abt. in Plodowitoje zu ihrer Verfügung bereit.
    Auf Grund der durch die Weisung der Heeresgruppe eingetretenen neuen Lage wurde der Pz.Armeebefehl vom 04.10. betr. Ablösung von Teilen der 20. rum. Div. und der 297. Inf.Div. durch die 29. Inf.Div. (mot) aufgehoben. Ein neuer Pz.Armeebefehl wurde für den 07.10. in Aussicht gestellt.


    Um die Auffrischung möglichst frühzeitig anlaufen zu lassen und noch vor Beginn der Schlammperiode Entbehrliches nach rückwärts abzuschieben, ordnete die Heeresgruppe B an, alle nicht mehr im unmittelbaren Operationsgebiet benötigten Einheiten (z.B. Brückenkolonnen) marschfertig zu machen und beschleunigt zu melden.


    Vom O.K.H. wurde darauf hingewiesen, dass mit Eintritt des Winters mit verstärkter Luftlandetätigkeit des Feindes zu rechnen sei. Die A.O.K.'s sollten im Einvernehmen mit den zuständigen Luftwaffendienststellen Maßnahmen zur schnellsten Zerschlagung feindl. Luftlandekräfte treffen. Dabei war der Sicherung der Eisenbahnen, Rollbahnen, Kunstbauten [Brücken] und Versorgungsstützpunkte besondere Aufmerksamkeit zuzuwenden.


    (...)
    Fortsetzung folgt.
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    MfG Uwe

  • 07.10.1942
    Wetter: zunehmende Bewölkung, Sandsturm.
    Straßen- und Wegezustand: unverändert.
    Während der Nacht sowie tagsüber wieder rege feindliche Fliegertätigkeit über dem Hintergelände des VI. rum. A.K. mit Bombenabwürfen besonders auf Plodowitoje.
    Die Gefechtstätigkeit auf der Erde beschränkte sich auf zeitweiliges Artillerie- und Granatwerferfeuer. Bei der 371. Inf.Div. (Gruppe v. Schwedler) gelang ein Stoßtruppunternehmen, durch das die Besatzung eines russischen Bunkers vernichtet wurde.
    Das Feindbild war unverändert. Vor dem XXXXVIII. Pz.Korps wurden weiterhin feindl. Bewegungen im Raume Ungn-Terjatschi – Sachanata beobachtet.
    10.50 Uhr
    Gelegentlich der Lageorientierung um 10.50 Uhr bat der Chef Pz.A.O.K. 4 den Chef der Heeresgruppe B erneut um die Genehmigung, ein verstärktes Inf.-Regiment der 29. Inf.Div. (mot) im Wechsel südlich Elchi einsetzen zu dürfen. Es erschien, wie schon dargelegt, dem Pz.A.O.K. neben einer gewissen Entlastung der Gruppe v. Schwedler dringend notwendig, die vielen jungen Ersatzmannschaften der 29. Inf.Div. (mot) an einer ruhigen Front an des Kriegsgeschehen zu gewöhnen. Die Bitte wurde diesmal nicht unbedingt abgelehnt, sondern eine erneute Prüfung der Frage in Aussicht gestellt.


    Der Panzerarmeebefehl vom 07.10. besagte, dass die 4. Pz.Armee ihre derzeitigen Stellungen verteidigte und daneben den Angriff gegen die Feindkräfte vor der Front des IV. A.K. vorbereitete.
    Das XXXXVIII. Pz.Korps hatte das Eintreffen des (z.Z. beurlaubten) Kommandierenden Generals den Befehl über die 20. rum. Div. im Abschnitt Charaussum (einschließlich) – südlich "Sch." (3 km. südl. Elchi) und 29. Inf.Div. (mot) zu übernehmen, die vorerst in ihrem jetzigen Rastraum verbleiben sollte.
    14. Pz.Div. trat zur 6. Armee über und war dieser bis zum 11.10. abends zuzuführen.
    Den Befehl über die 4. rum. Div. hatte am 08.10. um 00.00 Uhr wieder das VI. rum. A.K. zu übernehmen.
    Das rum. VI. A.K. hatte seine Stellungen zu halten und sich durch Dehnung der Nordfront der 2. rum. Div. weitere Reserven zu schaffen, die mit Schwerpunkt hinter der 4. rum. und dem Nordflügel der 1. rum. Div. bereitzuhalten waren. Am Höhenrand in der allgemeinen Linie 43.3 – 17.8 – 24.4 (westlich und nordwestlich Dobowyj-Owrag) war eine Riegelstellung so auszubauen, dass sie auf Befehl der Pz.Armee zur Einsparung weiterer Kräfte baldmöglichst bezogen werden konnte. Im übrigen hatte das Korps seine Stellungen mit allen Mitteln und unter Heranziehung sämtlicher nur irgendwie freizumachender Kräfte auszubauen und zu verstärken.
    Aufgabe des IV. A.K., dem die 71. Inf.Div. nach Abgabe des Befehls über die 20. rum. Div. unterstellt werden sollte, war es, seine Stellungen zu halten.
    Die 29. Inf.Div. (mot) sollte zunächst noch unmittelbar der Pz.Armee unterstellt bleiben. (Spätere Unterstellung unter XXXXVIII. Pz.Korps, s.o.!) Die Division musste jederzeit bereit sein, in nordostwärtiger Richtung zur Unterstützung des IV. A.K. oder in allgemeiner Richtung Plodowitoje zum Einsatz im Abschnitt des VI. rum. A.K. abmarschieren zu können.
    Der Auftrag der 71. Inf.Div. blieb unverändert, spätere Unterstellung unter IV. A.K. s.o.


    08.10.1942
    Wetter: bewölkt, Sandsturm; gegen Abend aufklärend, starke Abkühlung.
    Straßen- und Wegezustand: unverändert.
    Die russische Fliegertätigkeit blieb auch während der Nacht vom 07./08. und am 08.10. unverändert rege. Der Schwerpunkt lag wieder im Raume um Plodowitoje. Auch auf Korobin erfolgten mehrere Bombenangriffe.
    Abgesehen von einer etwas lebhafteren Stoßtrupptätigkeit des Gegners an der Nordfont des VI. rum. A.K. und an der gesamten Front der Gruppe v. Schwedler sowie dem üblichen feindlichen Artillerie- und Granatwerfer-Störungsfeuer verlief auch der 08.10. an der ganzen Armeefront ruhig.
    Die feindlichen Bewegungen vor dem Südflügel des rum. VI. A.K. im Raume Ungn-Terjatschi – Sachanata hielten an. Zwischen Barmanzak- und Zaza-See wurden Ablösungsbewegungen beobachtet.
    Die 4. rum. Div. trat mit dem 08.10. wieder unter Befehl des VI. rum. A.K.
    13.45 Uhr
    Auf den gestrigen fernmündlichen Antrag das Pz.A.O.K. 4 hin genehmigte die Heeresgruppe B durch einen um 13.45 Uhr eingetroffenen Funkspruch den Einsatz jeweilig eines Schützen-Rgts. der 29. Inf.Div. (mot) im Wechsel für begrenzte Zeit im Austausch gegen ein Infanterie-Rgt. der 297. oder 371. Infanterie-Division. Die Masse der 29. Inf.Div. (mot) musste im Bereich des IV. A.K. so frontnahe bereit stehen, dass sie im Falle feindlicher Einbrüche unverzüglich Eingreifen konnte.
    19.50 Uhr
    Pz.A.O.K. 4 erließ hierzu um 19.50 Uhr den entsprechenden Ausführungsbefehl. Er besagte, dass die 29. Inf.Div. (mot) in Abänderung des Pz.-Armeebefehls vom 07.10. ab 10.10. um 08.00 Uhr vorübergehend dem IV. A.K. unterstellt würde. In der Nacht vom 10./11.10. war ein verstärktes Infanterie-Rgt. der Division im Abschnitt 3 km südlich Elchi – Elchi (ausschließlich) einzusetzen.
    Die dadurch frei werdenden Kräfte der 297. Inf.Div. sollten als Reserve oder zur Ablösung besonders ruhebedürftiger Bataillone der Nordfront Verwendung finden.
    Mit Befehlsübernahme durch XXXXVIII. Pz.Korps sollte die 29. Inf.Div. (mot) unter Befehl dieses Korps treten.
    20.25 Uhr
    Die Weisung der Heeresgruppe B vom 06.10. wurde durch ein um 20.25 Uhr eingetroffenes Fernschreiben der Heeresgruppe (Ia Nr. 3431/42 g.Kdos. Chefs.) dahin berichtigt, dass für den Fall eines vorerst nicht zu übersehenden besonders günstigen Verlaufs der Kampfhandlungen im Herbst 1942 und einer über Erwarten günstigen Entwicklung der Witterung damit gerechnet werden müsse, dass der Führer im Laufe des Spätherbstes oder Winters auf die Durchführung des Unternehmens "Fischreiher"doch noch zurückkommen werde. Daher sollten die Planungen und theoretischen Vorbereitungen für dieses Unternehmen weiter bearbeitet bzw. auf dem laufenden gehalten werden.
    20.50 Uhr
    Ein weiteres um 20.50 Uhr eingehendes Fernschreiben der Heeresgruppe B bestimmte, dass die 16. Inf.Div. (mot) ab 10.10. um 00.00 Uhr dem Pz.A.O.K. 4 unterstellt werden sollte. Aufgabe der Division blieb es weiterhin, das Gebiet zwischen Manytsch und dem rum. VI. A.K. durch Aufklärung und bewegliche Kampfführung zu sichern. Hierbei waren das Gebiet Jaschkul – Elista sowie der vorgeschobene Stützpunkt Chalchutta zu halten und die Stellung beiderseits Jaschkul als Winterstellung auszubauen.


    (...)
    Fortsetzung folgt.
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    MfG Uwe

  • 09.10.1941
    Wetter: bedeckt, windig, mäßig warm.
    Straßen- und Wegezustand: unverändert.
    Nach ruhig verlaufener Nacht beschränkte sich auch während des Tages die Gefechtstätigkeit auf das übliche beiderseitige Artl.- und Granatwerferstörungsfeuer. Die Artillerie der 71. Inf.Div. versenkte auf der Wolga 2 Kanonenboote
    und beschädigte ein weiteres schwer.
    Der Feindeindruck blieb unverändert.
    Die Marschbewegung der 14. Pz.Div. zur 6. Armee lief mit den ersten Teilen an.


    Chef Pz.A.O.K. 4 begab sich zur 371. und 71. Inf.Div. Bei der 371. Inf.Div. wurde der Einsatz der auf Zusammenarbeit mit der Division angewiesenen Flak-Einheiten der 15. Flak-Division besprochen. Anlass dazu hatte eine gewisse "Klage" des Kommandeurs der 15. Flak-Div. gegeben, von dem gefordert worden war, seine Geschütze in vorderster Linie in Stellung gehen zu lassen.
    Die Frage wurde im Sinne der 15. Flak-Div. geklärt und der 371. Inf.Div. aufgegeben, ihre Pak entsprechend einzusetzen, sodass durch eine gewisse, z.Z. bestehende Lücke in der Panzer-Abwehr geschlossen würde.
    Bei der 71. Inf.Div. kam die Sprache auf die Durchführung eines Unternehmens, das der linke Flügel dieser Division zusammen mit dem rechten der 295. Inf.Div. durchführen wollte und das die Bereinigung des Westufers der Wolga in diesem Abschnitt zum Ziele hatte. Das Unternehmen war voll vorbereitet, der Chef Pz.A.O.K. 4 gab – die Genehmigung des O.B. vorausgesetzt – das Einverständnis dazu.
    (Das Unternehmen musste dann am 10.10. abgesetzt werden, da der linke Nachbar sich wegen Munitionsmangels nicht beteiligen konnte.)
    23.30 Uhr
    Mit Fernschreiben meldet Pz.A.O.K. 4 der Heeresgruppe B um 23.30 Uhr die Einzelheiten des beabsichtigten Einsatzes der 29. Inf.Div. (mot).


    Heeresgruppe B übersandte mit Ia Nr. 3413/42 g.Kdos. Chefs. v. 9.10.42 Angaben über die Winter- vorbereitungen für die Schnellen Verbände zugrunde gelegte Planung. Danach ist vorgesehen:
    a) für Gen.Kdo. XXXXVIII. Pz.Korps mit 24. Pz.Div. u. 29. Inf.Div. (mot): Zuführung zur Heeresgruppe A,
    b) für 16. Inf.Div. (mot): Verbleib bei Elista – Jaschkul im Armeegebiet der 4. rum. Armee,
    c) für Gen.Kdo. XIV. Pz.Korps: mit 16. Pz.Div. u. 3. Inf.Div. (mot): Verbleib im Armeegebiet der 6. Armee,
    d) für 14. Pz.Div. und 60. Inf.Div. (mot): zunächst Verlegung in das Gebiet um Millerowo zur vorübergehender Auffrischung.
    Zeitliche Durchführung dieser Planung noch nicht zu übersehen!


    Pz.A.O.K. 4 übersandte der Heeresgruppe B eine Darlegung des geplanten Verlaufs des Unternehmen "Herbstlaub". Die Darlegung umriss zunächst den beabsichtigten Umfang des Unternehmens, gab dann den Kräftebedarf an und enthielt schließlich einen Antrag auf Zuweisung der erforderlichen (zahlenmäßig in einzelnen aufgeführten) Heerestruppen.


    Gen.Kdo. XXXXVIII. Pz.Korps legte eine Meldung des Pz.Rgts. 36 (14. Pz.Div.) über die Lage in Ssadajewo am 03. und 04.10. vor.
    Es handelte sich dabei um eine ganze Reihe völlig unnötiger Bitten rumänischer Dienststellen um Panzerunterstützung, sämtlich nur aus der beinahe panikartigen Stimmung der Rumänen während dieser Tage zu erklären waren.
    Die Meldung wurde vom Pz.A.O.K. 4 am 11.10. dem Kommandierenden General des rum. VI. A.K. übersandt.


    10.10.1942
    Wetter: Wechselnde Bewölkung, warm, Sandstürme.
    Straßen- und Wegezustand: unverändert.
    Während der Nacht vom 09./10.10. griff der Gegner dreimal in Kompaniestärke den rechten Flügel und die Mitte der 2. rum. Div. an; er wurde – teilweise erst im Gegenstoß – abgewehrt. Auch tagsüber war der Feind hier rege. Dabei gelang es einer 40 bis 60 Mann starken russischen Abteilung, westlich Dubowyj-Owrag in die rumänischen Stellungen einzudringen, doch konnte am Abend die Lage hier wieder bereinigt und der Gegner in seine Ausgangsstellungen zurückgeworfen werden.
    An der übrigen Front der Pz.Armee fanden außer dem üblichen feindlichen Störungsfeuer keine besonderen Kampfhandlungen statt. Vor der Nordfront der Gruppe v. Schwedler hatte sich der Gegner durch Einschieben einer neuen Division verstärkt. Mit weiterer Verstärkung musste auf Grund der Luftaufklärung gerechnet werden.
    Pz.A.O.K. 4 übernahm am 10.10. um 00.00 Uhr den Befehl über die 16. Inf.Div. (mot).
    Die Marschbewegungen der 14. Pz.Div. zur 6. Armee hin verliefen planmäßig.
    In einem Fernschreiben von 22.00 Uhr wies der Oberbefehlshaber die 16. Inf.Div. (mot) an, dass es ihre Aufgabe bliebe, den Raum Elista – Chalchutta und den Stützpunkt Chalchutta zu halten sowie das Gebiet zwischen Manytsch und dem Südflügel des VI. rum. A.K. durch ständiges Aufklären zu sichern. (Hierzu folgten noch besondere Einzelanweisungen.)


    Der Oberbefehlshaber sprach beim Inf.Rgt. 93 der 1. rum. Div. den Kommandierenden General des VI. rum. A.K. sowie die Kommandeure der 4. rum. Div. und des Inf.Rgt. 93. Zweck dieses Besuches war, festzustellen, ob die Organisation der Abwehr auf den inneren Flügeln der Division so war, dass nach menschlichem Ermessen ein feindl. Einbruch ausgeschlossen war. Dabei prüfte der Oberbefehlshaber auch die Abwehr in Mal. Derbety, wo er empfahl, auch eine Abwehr nach Rückwärts anzusetzen und die dortige Truppe mit drei Tagessätzen Verpflegung auszustatten für den Fall, dass Mal. Derbety etwa einmal vorübergehend eingeschlossen sein sollte, was nach Lage und Gelände durchaus möglich erschien.
    Besonders interessierte der Oberbefehlshaber sich über all für die Panzerabwehr, die noch immer nicht genügend sichergestellt war; es herrschten hier besonders bei der 4. rum. Div. durchaus unrichtige Anschauungen, die an Ort und Stelle richtig gestellt wurden. Vor allem wurde der Bau von Panzerdeckungslöchern angeordnet.


    Pz.A.O.K. 4 bestimmte mit Ia Nr. 3321/42 g.Kdos. die Aufmarsch- und Versammlungsräume für "Fischreiher".
    (Die angegebenen – acht – Räume sollten nur als Anhalt gelten. Die festgelegten Räume waren von Arko 108 zu erkunden, der in Verbindung mit 16. Inf.Div. (mot) und der Ortskommandantur Elista alle vorbereitenden Maßnahmen für eine spätere Unterbringung zu treffen hatte.


    11.10.1942
    Wetter: Wechselnd Bewölkung, windig.
    Straßen- und Wegezustand: unverändert.
    In der Nacht feindliche Fliegertätigkeit mit Bombenwurf bei der Gruppe v. Schwedler. Die 371. Inf.Div. wehrte ein russisches Störtruppunternehmen ab, dem am Morgen ein Vorstoß des Gegners gegen den linken Flügel der Division folgte; auch dieser wurde abgeschlagen. Sonst fanden im ganzen Armeebereich keine besonderen Kampfhandlungen statt.
    Das Feindbild war im allgemeinen unverändert.
    Die Luftaufklärung meldete die Sowchose Nr. 4 Bakres (100 km ostwärts Budenowsk) stark feindbesetzt sowie Verkehr mot.- und bespannter Kolonnen auf allen dorthin führenden Straßen nördlich des Manytsch-Kanales. Auch vor der Südfront des VI. rum. A.K. im Raume Ungn-Terjatschi und ostwärts Mal. Derbety wurde reger feindl. Kfz.-Verkehr beobachtet. Vor der 1. rum. Div. an der Enge zwischen Zaza- und Ssarpa-See schanzte der Gegner lebhaft. Ostwärts Otradnoje war Fährverkehr über die Wolga zu erkennen.


    Pz.A.O.K. 4 übersandte der 29. Inf.Div. (mot), 14. Pz.Div., 24. Pz.Div. und 16. Inf.Div. (mot) eine Mitteilung über die voraussichtliche Verwendung der betr. Divisionen im Zuge der Planungen für den Winter, und zwar
    29. Inf.Div. (mot) und 24. Pz.Div. mit Gen.Kdo. XXXXVIII. Pz.Korps Verlegung zur Heeresgruppe A,
    14. Pz.Div. zunächst Verlegung in das Gebiet um Millerowo zur vorübergehenden Auffrischung,
    16. Inf.Div. (mot) Verbleiben im Armeegebiet der (im Eintreffen befindlichen) 4. rum. Armee mit Basis Elista – Jaschkul.


    (...)
    Fortsetzung folgt.
    __________
    Mfg Uwe

  • 12.10.1942
    Wetter: sonnig, mäßig warm.
    Straßen- und Wegezustand: unverändert.
    Während der Nacht vom 11./12.10. erfolgte ein feindl. Angriff in Stärke von mindestens zwei Bataillonen gegen die Front der 297. Inf.Div. im Abschnitt Jalchi; er wurde unter blutigen Verlusten für den Gegner abgewiesen.
    Ebenso blieb ein feindliches Stoßtruppunternehmen gegen den linken Flügel der 371. Inf.Div. erfolglos.
    Tagsüber war die Gefechtstätigkeit verhältnismäßig gering.
    Bei der Gruppe v. Schwedler fühlte der Russe gegen die Front der 297. Inf.Div. 2 km nordostwärts Jalchi vor.
    Rege feindl. Fliegertätigkeit mit Bombenwurf über dem Hintergelände des rum. VI. A.K., insbesondere auf Bhf. Kotelnikowo und Bhf. Tinguta. Auch über den Abschnitt der Gruppe v. Schwedler war der Gegner in der Luft tätig.
    Im Feindbild trat keine Veränderung ein.
    Der lebhafte Übersetzverkehr über die Wolga bei Beketowka hielt an.


    Gemäß Fernschreiben der Heeresgruppe B wurde die 71. Inf.Div. mit Wirkung vom 13.10. ab, dem A.O.K. 6 wieder zurück unterstellt.


    Pz.A.O.K. 4 meldete der Heeresgruppe B gemäß deren Weisung vom 06.10. die für das rückwärtige Armeegebiet befohlenen Sicherungsmaßnahmen sowie die an der Bahnstrecke Ssalsk – Stalingrad befindlichen Objekte, deren Sicherung besonders wichtig war.
    17.25 Uhr
    Gelegentlich der Abendorientierung um 17.25 Uhr teilte der Ia der Heeresgruppe B auf eine Anfrage des Chefs Pz.A.O.K. 4, welche Kräfte der 4. Pz.Armee für "Herbstlaub" von der 6. Armee zugeführt werden würden, mit, dass voraussichtlich 14. und 16. Pz.Div., 60. Inf.Div. (mot) und 79. Inf.Div. herangeführt werden würden; dazu die beantragten Heerestruppen mit Ausnahme einer Pz.Jäger-Abt., dafür aber ein Höh.Arko und eine 21-cm Mörser-Abteilung.
    Pz.A.O.K. 4 erließ einen Entwurf des Panzerarmeebefehls für die Operation "Herbstlaub", der als Grundlage für alle weiteren Vorarbeiten zu dienen hatten. Er sah vor, dass die Pz.Armee den Feind im Raume Krasnoarmejsk – Beketowka – Wald westlich Beketowka – südlich und südostwärts Iwanowka schlug und das Westufer der Wolga zwischen Krasnormejsk und Kuporosnoje gewann. Sie wollte hierzu den Gegner, am X-Tage aus ihren derzeitigen Stellungen beiderseits Elchi antretend, angreifen und die nördlich Beketowka stehende Feindgruppe von den im Raume Beketowka kämpfenden Kräften trennen.
    Erstes Angriffsziel: Vernichtung der Feindgruppe um und westlich Beketowka und Wegnahme dieses Ortes sowie von Staraja Otrada.
    Die Aufträge für die Korps waren folgende:


    a) XXXXVIII. Pz.Korps [20. rum. Div., 14. und 24. Pz.Div., 29. Inf.Div. (mot)]: Durchbrechen der feindl. Stellungen zwischen 125.5 und Südspitze der Elchi-Schlucht, vorstoßen bis zum Höhenrand südostwärts Staraja Otrada bei und südwestlich 110.4.
    Hierzu sollte sich die Infanterie des Korps in der Nacht zum X-Tag nahe an die feindl. Hauptstellung heranschieben und mit Tagesanbruch (Y-Uhr) in den Feind einbrechen. Die Masse der Panzer war auf dem Nordflügel hart nördlich des feindl. Panzergrabens vorzuführen.
    Der rechte Flügel des Korps hatte nach Wegnahme der Höhe 125.5 durch Umfassung von Norden sowie der – letztere unter Ausnutzung des Panzervorstoßes – russische Befestigungen nördlich 116.9 ostwärts des Panzergrabens nach Süden einzudrehen. Es war Aufgabe des Korps, frühzeitig Höhe 102.3 durch Umfassung von Süden zu nehmen, um den Südflügel des IV. A.K. den Angriff gegen die Schlucht südostwärts Elchi zu erleichtern.
    Sobald die Infanterie des rechten Korpsflügels den Panzergraben überwunden und der rechte Flügel des IV. A.K. Höhe 102.3 erreicht hatte, war der Panzervorstoß in Richtung 110.4 und nördlich fortzusetzen. Das XXXXVIII. Pz.Korps hatte den Angriff des IV. A.K. gegen Staraja Otrada nach Süden zu decken. Bei 110.4 war eine starke gepanzerte Stoßgruppe aller Waffen bereitzuhalten, um, sobald es die Lage beim IV. A.K. gestattete, auf die Enge von Krasnoarmejsk vorzustoßen und dem Feinde ein Ausweichen nach Astrachan oder ein Heranführen von Verstärkungen unmöglich zu machen.
    Im nächsten Abschnitt der Operation war beabsichtigt, den Feind um Iwanowka von Norden anzugreifen und auf das rum. VI. A.K. zu werfen.


    b) IV. A.K. (297., 371. und 94. Inf.Div.): Wegnahme des Höhenrandes hart südwestlich Staraja Otrada und westlich Beketowka, Bereitstellung zum umfassenden Angriff auf die beiden genannten Orte. Hierzu sollte das Korps, vom rechten Flügel um Y-Zeit beginnend, im engen Anschluss an den Panzerangriff den Südteil der Schlucht südostwärts Elchi in Richtung 102.3 nehmen. Die Schlucht selber war nach ausgiebiger Feuervorbereitung durch Vorstoß von der Südspitze aus nach Nordosten zu säubern.
    Zwischen Drei Hügelgrab und der Wolga waren schwache infanteristische Kräfte mit starker Artillerie zu belassen, die durch Feuer und Vorstöße nach Süden den Hauptangriff des Korps unterstützen und sich bereithalten sollten über Gornaja Poljavna und westlich auf Beketowka vorzustoßen, sobald der Angriff südlich und durch die Schlucht fühlbar wurde.
    Die weitere Aufgabe des Korps sollt in der Säuberung von Staraja Otrada und Beketowka bestehen.


    c) Das VI. rum. A.K. hatte sich bereit zu halten, sobald der Angriff des Pz.Korps bzw. IV. A.K. nach Süden auf Iwanowka – Semissotoff wirksam würde, ostwärts der Bahn Bhf. Tinguta – Tindutowo nach Norden zur Gewinnung des Höhengeländes westlich Semissotoff anzugreifen. Hierzu war bis X-Tag, Y-Uhr, unter Heranziehung der Masse der Reserven der 1. rum. Div. und des Korps hinter der Mitte der 2. rum. Div. eine starke Kräftegruppe aller Waffen zu versammeln und ihr Vorgehen westlich Schtschinin gegen 114.3 vorzubereiten. Die übrigen Teile der 2. rum. Div. sollten sich bereit halten, sich diesem Vorgehen anzuschließen.
    Bei überraschendem Gelingen des Panzervorstoßes auf Krasnoarmejsk konnte auch ein Einsatz der Kräftegruppe des Korps aus dem Raume südlich Bolschije Tschapurniki zum Angriff nach Norden in Frage kommen, um die Verbindung mit der Pz.Gruppe herzustellen. Auch hierfür waren die Einsatzmöglichkeiten zu erkunden und festzulegen.
    Im übrigen hatte das Korps seine Stellungen zu halten.
    Der Befehlsentwurf enthielt dann noch Bestimmungen über die Trennungslinien ab X – 3. Tag 00.00 Uhr, Aufklärung, Korpsgefechtsstände, Nachrichtenverbindungen und Geheimhaltung. Die drei Korps hatten ihre Absichten auf Grund der vorstehenden Aufträge mit einer kurzen Beurteilung der Feindlage schriftlich zum 20.10. zu melden
    Pz.A.O.K. 4 traf Maßnahmen zur Sicherung der rückwärtigen Verbindungen, Versorgungsstützpunkte, Eisenbahnen, Rollbahnen und deren Kunstbauten im rückwärtigen Armeegebiet gegen den im Winter wieder in vermehrtem Umfang zu erwartenden Einsatz feindl. Luftlande- und Fallschirmtruppen.


    13.10.1942
    Wetter: wechselnde Bewölkung, zeitweilig Regen.
    Straßen- und Wegezustand: durch die Regenfälle teilweise verschlechtert.
    In der Nacht vom 12./13.10. war die feindliche Fliegertätigkeit im ganzen Armeegebiet lebhaft; es erfolgte 24 Einflüge mit Schwerpunkt und Bombenwurf bei der Gruppe v. Schwedler. Teilweise wurde auch das Hintergelände überflogen.
    Beim VI. rum. A.K. wurden während der Nacht 7 feindl. Vorstöße in Stärke von jeweils bis zu 60 Mann aus Dubowyj-Owrag gegen die Front der 2. rum. Div. – teilweise durch Gegenstoß – abgewiesen, ebenso blieb ein Vorstoß der Gegners südwestlich Bol. Tschapurniki ergebnislos.
    Der Tag verlief abgesehen von lebhaftem feindl. Artl.- und Granatwerferstörungsfeuer bei der 16. Inf.Div. (mot) auf Chalchutta und lebhafterer russ. Feuertätigkeit am linken Flügel der Gruppe v. Schwedler ohne besondere Ereignisse. Der Fährverkehr des Gegners über die Wolga ostwärts Beketowka hielt an. Die russ. Lufttätigkeit war während des Tages geringer, nahm aber mit Einbruch der Dunkelheit wieder erheblich zu.
    Die 71. Inf.Div. trat um 00.00 Uhr wieder zur 6. Armee zurück.


    In Ausführung eines Führerbefehls zur Verringerung der Personalstärken der Höheren Stäbe um 10% erließ der Chef Pz.A.O.K. 4 einen entsprechenden Stabsbefehl, der die Abgabe von 10 Unteroffizieren sowie 31 Mann vorsah.
    Gleichzeitig wurde auf Grund eines vom Chef des Generalstabes des Heeres im Auftrage des Führers erlassenen Befehls die Bildung einer Alarmeinheit des Pz.A.O.K. 4 (Schützen-Kp., Führer: Oblt. Dr. Bothe) angeordnet.


    (...)
    Fortsetzung folgt.
    __________
    MfG Uwe

  • 14.10.1942
    Wetter: nach kalter Nacht tagsüber sonnig und warm.
    Straßen- und Wegezustand: wieder gebessert.
    Während der Nacht 34 Feindeinflüge, Schwerpunkt bei der 371. Inf.Div., zahlreiche Bombenabwürfe.
    Bei allen drei Divisionen des VI. rum. A.K. herrschte beiderseitige Stoß- und Spähtrupptätigkeit. Dabei gelang es im Abschnitt der 1. rum. Div. nordwestlich Zaza schwachen Teilen des Gegners durch die rumänischen Stellungen zu gelangen und in Richtung Staatsgut Prywolshkij (7 km nordwestlich Zaza) vorzugehen; sie wurden dann aber eingeschlossen und im Laufe des Vormittags vernichtet.
    Der 14.10. verlief bei dem üblichen beiderseitigem Störungsfeuer ohne besondere Ereignisse. Die russische Fliegertätigkeit blieb rege, auf die Bahnhöfe Abganerowo und Tinguta erfolgten in den Morgenstunden Bombenabwürfe.
    Das Feindbild blieb unverändert, der Fährbetrieb bei Beketowka hielt an.


    Auf Grund des im Auftrage des Führers vom Chef des Generalstabes des Heeres erlassenen Befehls zur Bildung von Alarmeinheiten verfügte Pz.A.O.K. 4 die Aufstellung je einer Schützen-Kp. durch Pz.Armee-Nachr.-Regt. 4 und Pz.Armee-Nachschubführer 4.
    Die 16. Inf.Div. (mot) legte eine Lichtpause der geplanten und im Ausbau befindlichen Winterstellungen bei Jaschkul vor.


    Der Oberbefehlshaber begab sich in Begleitung des Ia und dreier anderen Offiziere des Stabes in einer vom VIII. Fliegerkorps zur Verfügung gestellten "Ju 52" zur 16. Inf.Div. (mot) nach Utta. Von dort Autofahrt nach Chalchuta, dann Rückflug von Utta nach Elista, wo der O.B. und seine Begleitung übernachteten.
    Notizen über die Besprechung des Oberbefehlshabers mit dem Kommandeur der 16. Inf.Div. (mot). [Anl. 8 (C5)]


    15.10.1942
    Wetter: Nachtfrost; tagsüber merkliche Abkühlung, bedeckt.
    Straßen- und Wegezustand: unverändert.
    In der Nacht vom 14./15.10. erfolgten im Pz.Armeebereich 35 Einflüge mit Bombenwurf, Schwerpunkt bei Gruppe v. Schwedler. Auf Bhf. Tinguta wurde das Hauptgleis zerstört, konnte aber bereits im Laufe des Tages wieder hergestellt werden.
    Im übrigen gab es nur mehrere Erkundungsvorstöße des Gegners, und zwar westlich Dubowyj-Owrag und südlich Bol. Tschapurniki im Abschnitt der 2. rum. Division sowie gegen den linken Flügel der 371. Inf.Div.
    Während des Tages kam es nirgends zu nennenswerten Kampfhandlungen. Die Feindlage war unverändert.
    Der Fährbetrieb ostwärts von Beketowka über die Wolga hielt an.
    Mit Einbruch der Dunkelheit setzte wieder lebhafte feindliche Fliegertätigkeit mit Bombenwurf und Bordwaffenbeschuss, insbesondere beim IV. A.K., ein.
    Der Ia der Heeresgruppe B, Oberst i.G. Winter, wiederholte seine schon am 12.10. gemachten Angaben über die für "Herbstlaub" zu erwartenden Verbände. Auf Grund dieser telefonischen Mitteilung sowie einer am Tag zuvor gestellten Anfrage des Chefs Pz.A.O.K. 4 nahm Pz.A.O.K. 4 an, dass auch die 29. Inf.Div. (mot), von der ohnehin schon ein Regiment bei der Gruppe v. Schwedler eingesetzt war, der Armee für "Herbstlaub" verblieb.
    Auf dieser Grundlage wurden daher auch dem Oberbefehlshaber die Versammlungs- und Aufmarschräume für die zu erwartenden Divisionen und Heerestruppen vorgeschlagen und dabei auch die Frage erörtert, ob nicht eine der beiden mot.-Divisionen zum Ansatz über Morosoff auf Krasnoarmejsk bereitzustellen sei, um bei Gelingen des überraschenden Vorstoßes von N.W. auf Krasnoarmejsk auch von Süden her Kräfte zur Sperrung bei und südlich Krasnoarmejsk nach Norden vorführen zu können. Diese Lösung schien dem Oberbefehlshaber an und für sich verlockend, er lehnte sie dann aber doch ab, da die Pz.Armee es sich seiner Ansicht nach nicht leisten konnte, dem ersten, entscheidenden Stoß Kräfte durch Zurückhaltung einer Armeereserve zu entziehen. Der Oberbefehlshaber stimmte aber dem Vorschlage des Chefs Pz.A.O.K. 4 insofern zu, als auch er am 2. oder 3. Angriffstage ein Herausziehen von Kräften zu dem Stoß von Süden auf Krasnoarmejsk für möglich hielt. Er befahl die Vorbereitung dieser Möglichkeit durch
    a) Wegeerkundung und Wegebezeichnung, b) Sicherstellung von Betriebsstoff, c) Geländeerkundung (Minen!) und d) Erkundung des Bereitstellungsraumes und Erwägen der besten Stoßrichtung: ob von Morosoff nach N.O. oder hart westlich Tschapurniki nach Norden.


    16.10.1942
    Wetter: kühl, leicht bewölkt.
    Straßen- und Wegezustand: unverändert.
    Während der Nacht wiederholte feindliche Fliegerangriffe auf die Bahnhöfe Abganerowo und Tinguta, durch die jedoch der Betrieb nicht beeinträchtigt wurde. Sonst nur unbedeutende Spähtrupptätigkeit des Gegners bei der 1. rum. Div.
    Im Laufe des Tages hatte die 16. Inf.Div. (mot) ein russisches Spähtruppunternehmen bei Chalchutta abzuwehren. Lebhafte Luftaufklärungstätigkeit über dem Südabschnitt des VI. rum. A.K.; stärkerer Kraftfahrzeugverkehr im Raume ostwärts Ungn-Terjatschi und die Aussage eines Überläufers ließen erneute Angriffsabsichten des Gegners in diesem Abschnitt möglich erscheinen. Im übrigen war das Feindbild unverändert. Der starke Übersetzverkehr über die Wolga ostwärts Beketowka hielt an.


    Der Oberbefehlshaber stimmte den Vorschlag für den Aufmarsch zur Operation "Herbstlaub" im allgemeinen zu. Er ordnete noch an, den Aufmarsch derart vorzusehen, dass die Divisionen in einem langen Darm [sic!] nebeneinander von Süden nach Norden mit den vordersten Teilen im Karpowka-Tal aufmarschierten. Die 29. Inf.Div. (mot) war hierzu so weit als möglich nach Süden zu ziehen, um für die anderen Divisionen Raum zu schaffen. [Entsprechender Befehl Anl. 255 (C2)]
    Mit Chef A.O.K. 6 wurde vereinbart, dass der Ia des Pz.A.O.K. 4 alle Einzelheiten bezüglich Aufmarsch, Zuführung und zeitliche Folge der Zuführung mündlich mit dem A.O.K. 6 besprechen und dazu am 17.10 dorthin fliegen sollte.


    Am Nachmittag traf die Weisung der Heeresgruppe B für die Durchführung „Herbstlaub" (Ia Nr. 3417/42 g.Kdos. Chefs. v. 13.10.) ein.
    In ihr wurde als Ziel der Operation die Gewinnung einer Winterstellung in der Linie Bol. Tschapurniki – Krasnoarmejsk Ostrand – Westufer der Wolga genannt. Nach Erreichen dieses Ziels sollte der Höhenblock südwestlich Krasnoarmejsk (133.7) unverzüglich festungsartig ausgebaut werden. Die Weisung besagte dann, dass der 4. Pz.Armee nach der endgültigen Inbesitznahme von Stalingrad folgende Verbände zum frühest möglichen Zeitpunkt zuzuführen wären: 14. und 16. Pz.Div., 60. Inf.Div. (mot) und 79. Inf.Div.; diese Verbände sollten aus der Front der 6. Armee Zug um Zug derart herausgelöst werden, dass die Zeit der unbedingt nötigen Auffrischung und die Umgruppierung in den Bereich der 4. Pz.Armee soweit irgend möglich abgekürzt würde. Die 29. Inf.Div. (mot) blieb der Weisung zufolge zur Verfügung des Oberkdos. der Heeresgruppe und durfte für "Herbstlaub" nicht eingesetzt werden.
    Diese Anordnung bezüglich der 29. Inf.Div. (mot) kam für Pz.A.O.K. 4 völlig überraschend. Ein sofortiger "Protest" des Oberbefehlshabers beim Chef und eine Rücksprache des Chefs Pz.A.O.K. 4 mit dem Ia der Heeresgruppe B hatten keinen Erfolg, obgleich betont wurde, dass die 4. Pz.Arme doch gerade die 29. Inf.Div. (mot) mit allen Mitteln für diese Operation aufgefrischt habe und auch die zugesagte 79. Inf.Div. sehr wahrscheinlich nur mit zwei Dritteln ihrer Kräfte zur Verfügung stehen würde. (Ein Drittel sollte voraussichtlich am Westflügel der 6. Armee eingesetzt bleiben.) Die 29. Inf.Div. (mot) war nach Auskunft der Heeresgruppe für eine Verwendung bei der 1. Pz.Armee vorgesehen, die Heeresgruppe wollte aber versuchen, die Division wenigstens noch hinter der 4. Pz.Armee als "Feuerwehr" behalten zu können, zumal sich, wie schon erwähnt, anscheinend vor der 4. rum. Div. ein neuer feindl. Angriff vorbereitete.
    22.30 Uhr
    Pz.A.O.K. 4 meldete um 22.30 Uhr die angeordnete Verlegung der 29. Inf.Div. (mot) in den Raum Punkt 124.2 – Plantator (ausschließlich) – Trudposselok – Pubeschnyj.


    Der beabsichtigten Verteilung der Heerestruppen stimmte der Oberbefehlshaber zu; auf dieser Grundlage sollte auch die Besprechung beim A.O.K. 6 am 17.10. geführt werden.
    Der Oberbefehlshaber benutzte die Gelegenheit des 2.000 Feindfluges der Nahaufklärungsgruppe 16 seit dem 28.06., um diesen Dank und Anerkennung für die großen Dienste auszusprechen, die die Nah-Aufkl.Gr. 16 der 4. Pz.Armee und ihren Verbänden geleitet hatte.
    Der Chef der deutschen Heeresmission in Rumänien hatte in einem Fernschreiben des deutschen Verbindungskommando 16 um einen Bericht über die Ereignisse während der russischen Angriffe und über die Tätigkeit der D.V.K.'s 16, 102, 103 und 105 während dieser Zeit ersucht. Der Chef der dt. H.M. hatte den Eindruck, dass sich die D.V.K.'s beim VI. rum. A.K. nicht durchgesetzt hatten.
    Das D.V.K. 16 hatte darauf hin am 14.10 einen entsprechenden Bericht an den Chef Pz.A.O.K. 4 eingereicht. Dieser meldete am 16.10. dem Chef der deutschen Mission beim Stabe Don, dass sämtliche D.V.K.'s beim VI. rum. A.K. seit dessen Unterstellung unter die 4. Pz.Armee im vollstem Maße ihre Pflicht getan und sich in steter Einsatzbereitschaft um die weitest mögliche Durchführung der Befehle und Anordnungen des Pz.A.O.K. 4 bemüht hätten, besonders während der Tage vom 29.09. - 04.10.1942.


    (...)
    Fortsetzung folgt.
    __________
    MfG Uwe

  • 17.10.1942
    Wetter: wechselnd bewölkt, windig, kühl.
    Straßen- und Wegezustand: unverändert.
    Die feindliche Lufttätigkeit war während der Nacht wieder rege, doch verursachten auch diesmal die Bombenwürfe auf die Bahnhöfe Abganerowo und Tinguta keinen Sachschaden. Beim rumänischen VI. A.K. herrschte vor der gesamten Front der 2. rum. Div. lebhafte feindl. Stoßtrupptätigkeit. Westlich Dubowyj- Owrag und südwestlich Bol. Tschapurniki sowie gegen die Nordfront der Division versuchte der Gegner zweimal in Stärke von ein bis zwei Zügen vorzustoßen, wurde aber beide Male abgewiesen.
    Beim IV. A.K. hatte die 371. Inf.Div. während der Nacht einen und am frühen Morgen zwei weitere nach starker Feuervorbereitung gegen ihren linken Flügel geführte Vorstöße in Komp.-Stärke abzuwehren. Der Gegner griff dann bei Einbruch der Dämmerung noch einmal in Batl.-Stärke an der gleichen Stelle an, er wurde wiederum – teils im Gegenstoß – abgewiesen.
    Veränderungen des Feindbildes waren nicht zu erkennen. Weitere Anzeichen für einen russischen Angriff im Abschnitt der 4. rum. Division lagen nicht vor. Vor der 16. Inf.Div. (mot) und gegenüber der 1. rum. Division zwischen Barmanzak- und Zaza-See wurde vermehrte Schanztätigkeit des Gegners beobachtet. Bei Beketowka herrschte wieder der übliche lebhafte Übersetzverkehr von Fahrzeugen und Lkw.


    Durch Befehl der Heeresgruppe B (Ia Nr. 3532/42 g.Kdos.) wurde das Stichwort "Herbstlaub" mit sofortiger Wirkung in "Herbstreise" umgeändert.
    Der Ia des Pz.A.O.K. 4 legte beim A.O.K. 6 gemeinsam mit diesem die Versammlungs- und Aufmarschräume für "Herbstreise" fest; im allgemeinen konnte die Zuführung der von der 6. Armee kommenden Verbände den Wünschen des Pz.A.O.K. 4 entsprechend vereinbart werden.


    Nach einer vorläufigen Zeitrechnung und unter der Annahme, dass "X-Tag" der Tag der völligen Bereinigung des Westufers der Wolga war, konnte die 14. Pz.Div. am X + 2. Tage, die 16. Pz.Div. und 60. Inf.Div. (mot) am X + 6. Tag in den Versammlungsräumen eingetroffen sein. Die 79. Inf.Div. konnte mit zwei Dritteln voraussichtlich am 19.10. bereits im Raume nördlich und nordwestlich Woronopowo zur Verfügung stehen. Heeresgruppe B und 6. Armee glaubten zusagen zu können, dass auch noch das fehlende Drittel der Division rechtzeitig folgen würde.
    Die von der 6. Armee erbetenen letzten Zustandsberichte sowie deren Kampfstärkemeldungen über die für "Herbstreise" unterstellten Divisionen bestätigten nicht das zahlenmäßig günstige Bild, das der 4. Pz.Armee von anderen Stellen über diese Divisionen gegeben worden war. Der Oberbefehlshaber sah sich deshalb veranlasst dem Oberbefehlshaber, der Heeresgruppe eine entsprechende Meldung vorzulegen und um schnelle Einleitung der Auffrischung dieser Divisionen zu bitten.


    Die schwerwiegenden Fragen, die bei dem Besuch des Oberbefehlshabers in Utta und Chalchutta hinsichtlich der Kampfführung der 16. Inf.Div. (mot) im Winter aufgetaucht waren [Anl. 8 (C5)], veranlasste den Chef Pz.A.O.K. 4, dem Chef der Heeresgruppe B in einem längeren Schreiben die Lage bei der 16. Inf.Div. (mot) darzulegen. Es handelte sich dabei vor allem darum, ob und gegebenenfalls wie der weit vorgeschobenen Ort Chalchutta im Winter gehalten werden könne. Die 16. Inf.Div. (mot) habe wegen der außergewöhnlichen Schwierigkeiten verschiedenster Art, die einem Halten von Chalchuta entgegen ständen, gebeten, den Ort aufgeben und sich auf das Halten der Winterstellung bei Jaschkul beschränken zu dürfen. Der Oberbefehlshaber sei auf Grund seiner Eindrücke und Feststellungen an Ort und Stelle der Meinung, dass man Chalchutta aufgeben solle, sobald feststehe, dass auf "Fischreiher" in den nächsten Monaten verzichtet werde. Eine Entscheidung über das Aufgeben von Chalchutta sei dringend, da die Kampfkraft der dort eingesetzten Teile dauernd absinke.


    Da sich gelegentlich eines Besuches des Chefs des deutschen Verbindungsstabes beim rumänischen A.O.K. 4 im A.H.Qu. des Pz.A.O.K. 4 am 15.10. herausgestellt hatte, dass jener (Oberst i.G. Dörr) über die weiteren Absichten an diesem Frontabschnitt so gut wie überhaupt nicht unterrichtet war, schnitt der Chef Pz.A.O.K. 4 in seinem Schreiben auch die Frage der zukünftigen Grenzen zwischen der rumänischen 4. und der deutschen 6. Armee an. Nach Ansicht des Oberst i.G. Dörr läge diese Grenze wesentlich weiter südlich, als bisher der 4. Pz.Armee mitgeteilt worden war. Im Hinblick auf die dringende Notwendigkeit einer baldigen Auswahl und eines Ausbaus der H.K.L. erscheine es notwendig, dass sehr bald die grundlegenden Befehle dafür ergingen.


    18.10.1942
    Wetter: starke Abkühlung, Regen.
    Straßen- und Wegezustand: überall stark verschlechtert, stellenweise bereits unpassierbar.
    Weder in der Nacht noch tagsüber kam es an der ganzen Armeefront zu wesentlicheren Kampfhandlungen. Am späten Abend führte der Gegner beim IV. A.K. gegen den Abschnitt der 371. Inf.Div. nach starker Artl.- und Granatwerfervorbereitung, auch schweren Kalibers, einen Angriff in Bataillonsstärke, der aber im Abwehrfeuer aller Waffen zusammenbrach.
    Das Feindbild erfuhr keine Veränderung.


    Heeresgruppe B erklärte mit Ia Nr. 3540/42 g.Kdos. die Ziffer 5 ihres Befehls vom 13.10. betr. "Herbstreise" [Anl. 581 (C1)] für ungültig und befahl statt dessen, dass die 24. Pz.Div. unabhängig von "Herbstreise"nach der Inbesitznahme Stalingrads baldigst aus der Front zu ziehen und durch Pz.A.O.K. 4 im Raume Remontnaja – Proletarskaja – Ssalsk aufzufrischen sei. Über die Division wollte nach ihrem Herauslösen aus der Front das Oberkommando der Heeresgruppe B verfügen.


    Pz.A.O.K. 4 erließ den »1. Befehl für Vorbereitung der Operation "Herbstreise"«.
    Er setzte die Unterstellungen der Divisionen auf die Korps wie folgt fest:
    XXXXVIII. Pz.Korps: 14. und 16. Pz.Div., 60. Inf.Div. (mot), 20. rum. Div.,
    IV. A.K.: 297., 371. und 79. Inf.Div.
    Der Befehl regelte dann noch die Zuführung dieser Divisionen sowie die Verteilung und Zuführung der Heerestruppen.
    Die von der 4. Panzer-Armee scheidende 15. Flak-Division (mot) meldete in Form einer zahlenmäßigen Zusammenstellung ihre während ihrer Zugehörigkeit zur Pz.Armee erzielten Erfolge sowie die während dieser Zeit eingetretenen Verluste.
    Der Oberbefehlshaber dankte der 15. Flak-Division in einem warm gehaltenen Schreiben für ihre Einsatzbereitschaft und hervorragende Unterstützung, die ihr immer wieder den tiefsten Dank und die höchste Anerkennung der Infanterie erworben hätten.
    In einem Schreiben an den Kommandierenden General des I. Flak-Korps, General der Flieger Dessloch, betonte der Oberbefehlshaber die hervorragenden Leistungen der 15. Flak-Division, die sich einen wesentlichen Anteil an den Erfolgen der 4. Pz.Armee unterstellten Truppen zuschreiben dürfe. Der Oberbefehlshaber erkannte dann noch ganz besonders die Unterstützung an, die ihm stets durch dem Divisionskommandeur zuteil geworden sei, der sich wieder und wieder als unerschrockener Soldat auf dem Schlachtfeld gezeigt hat.


    19.10.1942
    Wetter: Regen.
    Straßen- und Wegezustand: aufgeweicht, kaum noch für geländegängige Kfz. und Zkw. befahrbar.
    Während der Nacht vom 18./19.10. wies die 4. rumänischen Division einen stärkeren Feindvorstoß aus Ungn-Terjatschi ab. Beim IV. A.K. scheiterten sechs Stoßtruppunternehmen, die der Gegner in immer neuen Anstürmen gegen den mittleren Abschnitt der 371. Inf.Div. an der gleichen Stelle durchführte, an der er bereits am Abend zuvor vergeblich angegriffen hatte.
    Der Tag verlief ohne besondere Kampfhandlungen.
    In der Feindlage traten keine Veränderungen ein.


    Auf Grund der neuen Weisung der Heeresgruppe B (vergl. Anl. 584a) übersandte Pz.A.O.K. 4 der 24. Pz.Div. mit Fernschreiben näherer Anordnungen betr. Beziehen des Auffrischungsraumes Remontnaja – Proletarskaja – Ssalsk.


    (...)
    Fortsetzung folgt.
    __________
    MfG Uwe

  • 20.10.1942
    Wetter: Aufhören des Regens, starke Abkühlung, scharfer Wind.
    Straßen- und Wegezustand: Beginnende Abtrocknung, im wesentlichen aber immer noch unpassierbar.
    Während der Nacht erfolgten bei der 16. Inf.Div. (mot) südostwärts Chalchutta sowie vor dem ganzen Abschnitt des VI. rum. A.K. feindl. Späh- und Stoßtruppunternehmungen, die sämtlich abgewiesen wurden.
    Im Laufe des 20.10. kam es an der Armeefront nirgends zu nennenswerter Gefechtstätigkeit.
    Der Feind verhielt sich weiterhin ruhig.
    VI. rum. A.K., XXXXVIII. Pz.Korps und IV. A.K. meldeten entsprechend Befehl Pz.A.O.K. 4 vom 12.10. (Anl. 580b) ihre Absichten bezgl. der Angriffsführung bei "Herbstreise" mit gleichzeitig kurzer Beurteilung der Feindlage.


    Der Antrag des Oberbefehlshabers vom 17.10. auf Verstärkung der infanteristischen- und Panzerkraft der für "Herbstreise" bestimmten, von der 6. Armee kommenden Verbände durch Zuführung von Ersatz (vergl. Anl. 583b) wurde vom O.B. der Heeresgruppe B insofern abgelehnt, als dieser sich auf Grund der Gesamtplanung für nicht in der Lage erklärte, der 4. Pz.Armee für "Herbstreise" mehr als die in der Weisung vom 13.10. [Anl. 581 (C1)] zugebilligten Verbände zuzuweisen, die nach Erachtens des O.B. HGr. B für die gestellte Aufgabe auch genügten.
    (In dem Antrag vom 17.10. war nicht um weitere Kräfte, sondern um die Zuführung von Ersatz an die überwiesenen Divisionen gebeten worden.)
    16. Inf.Div. (mot) übersandte (über Heeresgruppe B) je einen Verteidigungsplan für Utta und Chalchutta.


    21.10.1942
    Wetter: aufklärend, windig.
    Straßen- und Wegezustand: allmähliche Besserung.
    Nach ruhig verlaufener Nacht und ereignislosen Vormittag führte der Gegner im Laufe des Nachmittags gegen die Front der 371. Inf.Div. insgesamt fünf Angriffe bis zu Bataillonsstärke mit ungewöhnlich starker Artillerie- und Granatwerferfeuervorbereitung; auch Flammenwerfer gelangten hier – erstmalig – zum Einsatz. Alle Angriffe wurden restlos abgeschlagen.
    An der übrigen Armeefront kam es nur zu unbedeutender Gefechtstätigkeit.
    Etwas regsamer war an diesem Tage die russische Luftwaffe. Es wurden 30 Feindeinflüge mit Bombenwurf festgestellt; dabei wurde auch der Bahnhof Tinguta wieder angegriffen.
    Das Feindbild im Große war unverändert. Auf Grund mehrerer sich im einzelnen allerdings noch sich widersprechenden Gefangenenaussagen bestand die Möglichkeit, dass der Gegner im Raume Chanata – ostwärts Mal. Derbety neue Kräfte zusammenzog. Der russische Fährverkehr bei Beketowka hielt an.


    Auf Grund des Ausscheidens des erkrankten Generals d.Inf. v. Schwedler führt die bisherige "Gruppe v. Schwedler" die Bezeichnung "Gen.Kdo. IV. A.K.".


    Um die Vorbereitungen für die Operation "Herbstreise" zu tarnen, wurde die 29. Inf.Div. (mot), ohne die Gründe zu wissen, mit der Erkundung des Einsatzes im Raume der 2. rum. Div. zwischen der Straße Dubowyj-Owrag – Krasnoarmejsk und der Eisenbahn Bhf. Tinguta – Bhf. Tundutowo zum überraschenden Vorstoß auf Krasnoarmejsk und Inbesitznahme des dortigen Höhengeländes beauftragt.
    29. Inf.Div. (mot) und VI. rum. A.K. erhielten einen entsprechenden fingierten Befehl.
    Es sollte damit erreicht werden, die Augen der Russen auf – vermeintliche – Angriffsvorbereitungen südlich Krasnoarmejsk zu lenken, während sie tatsächlich beiderseits und nordostwärts von Elchi erfolgten.
    Pz.A.O.K. 4 erließ den Entwurf eines neuen Pz.Armeebefehls für die Operation "Herbstreise", der an Stelle des ersten Entwurfs [vom 12.10. vergl. Anl. 580b (C1)] als Grundlage für die weiteren Vorbereitungen dienen sollte. Darin waren gegenüber dem ersten Entwurf folgende Änderungen eingetreten:


    a) XXXXVI. Pz.Korps (20. rum. Div., 60. Inf.Div. (mot), 14. und 16. Pz.Div.): Auftrag als solcher und Angriffszeit unverändert. Der rechte Flügel sollte sich nach Wegnahme von 125.5 durch die Befestigungen nordostwärts dieses Punktes bis zum Ostrand des Flugplatzes durchkämpfen. Durch Nachführen und Eindrehen rückwärtiger Teile war der Angriff der Pz.Armee etwa in Linie 125.5 – 110.4 nach Süden abzudecken. Die Masse der Panzer sollte hart nördlich des Panzergrabens so vorgeführt werden, dass der Angriff des Südflügels des IV. A.K. über 102.3 vorwärts gerissen wurde. Bei seinem weiteren Vorgehen auf Staraja Otrada-Süd musste das Korps bereit sein, sich feindlichen Gegenangriffe aus diesem Punkt entgegenzuwerfen.
    Nach dem Erreichen des Höhenrandes südlich Staraja Otrada hatte sich das Korps bereit zu halten, in südostwärtiger Richtung gegen die Enge von Krasnoarmejsk vorzustoßen oder zur Unterstützung des Angriffs des IV. A.K. in Richtung Elektrizitätswerk Staraja Otrada bis zur Wolga vorzudringen.


    b) IV. A.K. (297., 79. und 371. Inf.Div.): Auftrag: Wegnahme des Höhenrandes hart westlich von Staraja Otrada (Süd und Mitte), Bereithalten zum Vorstoß mit starkem rechten Flügel durch den südlichen Ortsteil auf den Häuserblock nördlich des Elektrizitätswerkes, um sodann Beketowka von Süden aufzurollen. Hierzu sollte das Korps, um Y-Uhr beginnend, die feindl. Befestigungen an der Eisenbahn ostwärts Elchi erstürmen, den Südteil der Schlucht ostwärts Elchi in Richtung 102.3 durchstoßen und im engen Anschluss an den Panzervorstoß die feindl. Befestigungen ostwärts und nordostwärts 102.3 nehmen. Die Schlucht selber war nach ausgiebiger Feuervorbereitung durch Stoßtrupps von der Südspitze nach Nordosten zu säubern.
    (Sonst unverändert!)


    c) Das rum. VI. A.K. hatte bis zum X – 3. Tage früh mit einem Mindestmaß von Kräften den Abschnitt zwischen Eisenbahn und Tscherwlenaja (ostwärts Andrejewka) zu übernehmen, im übrigen seine Stellungen zu halten und Vorbereitungen zu treffen, um zwischen Ssoljanka und Tundutowo in Richtung 114.3 angreifen zu können, sobald der Angriff der Pz.Armee auf Staraja Otrada sich bemerkbar machte. Hierzu waren die eigenen Minen ostwärts der Eisenbahn vom X – 3. Tage an aufnehmen, die notwendigen Ablösungen bis zum X-Tag früh durchzuführen.
    (Es folgten wieder Anordnungen über Trennungslinien, Aufklärung usw. entsprechend dem ersten Entwurf.)
    Heeresgruppe B wies mit Ia Nr. 3598/42 g.Kdos. darauf hin, dass bis zur Befehlsübernahme durch das rum. A.O.K. 4 Pz.A.O.K. 4 für die Kampfführung gemäß Operationsbefehl Nr. 1 (O.K.H., Gen.St.d.H., Op.Abt. Nr. 420817/42 g.Kdos. Chefs.) im Abschnitt der künftigen rumänischen 4. Armee verantwortlich sei. Trennungslinie zwischen HGr. A und künftiger 4. rum. Armee:
    Verlauf des Manytsch, zwischen 4. rum. Armee und 6. Armee im Endziel Werchne Kumskij (6.) – Gromoslawka (6.) – Werchne Zaryzinskij (6.) – Plantator (6.) – Beketowka (6.).


    22.10.1942
    Wetter: kalt, windig.
    Straßen- und Wegezustand: zunehmende Abtrocknung.
    Nach ruhig verlaufener Nacht erfolgte am Morgen ein Tieffliegerangriff eines einzelnen Fliegers auf die Bahnhöfe Abganerowo und Tinguta, der jedoch keinen Schaden verursachte.
    Die feindl. Fliegertätigkeit blieb dann bis über die Mittagszeit hinaus rege, der Schwerpunkt lag bei der 297. Inf.Div.
    Am Nachmittag kam es dann nur noch zu einem Einflug von drei Feindmaschinen mit Bombenwurf auf Chalchutta.


    Auf der Erde beschränkte sich die Gefechtstätigkeit auf das übliche beiderseitige Störungsfeuer.
    Feinbild unverändert.


    Pz.A.O.K. 4 übersandte dem VI. rum. A.K. einen Befehl für den Ausbau der Winterstellung in seinem Südabschnitt in der Seen-Linie Batyr – Mala-See – Ssarpa-See.
    (Dem Befehl lagen als Anlagen "Hinweise über grundsätzliche Aufgaben der Verteidigung" und "Hinweise für den Ausbau der Winterstellung" bei.)


    (...)
    Fortsetzung folgt.
    _________
    MfG Uwe

  • 23.10.1943
    Wetter: heiter.
    Straßen- und Wegezustand: gebessert.
    Während der Nacht 46 Feindeinflüge mit Bombenwurf und Bordwaffenbeschuss, Schwerpunkt bei der 371. Infanterie-Division. Bei der 4. sowie an der Naht zwischen 2. und 20. rum. Div. fanden Feindvorstöße in etwa Kp.-Stärke,
    unterstützt von Artillerie- und Granatwerferfeuer, statt, die sämtlich abgewiesen wurden.
    Der Tag verlief ohne besondere Ereignisse.


    Am Vormittag flog Chef Pz.A.O.K. 4 zu den Gen.Kdos. XXXXVIII. Pz.Korps und IV. A.K., um dort die letzten Führerbefehle über Abwehr und Wintervorbereitungen mit den Chefs zu besprechen, ihnen einige Mitteilungen des O.K.H. über die Ersatzlage, die nur mündlich erfolgen durften, bekanntzugeben und sich über die Versorgungslage zu unterrichten.
    Es bestand kein Zweifel, dass die sehr angespannte Betriebsstofflage sich auch auf alle anderen Nachschubzweige recht nachteilig auswirken musste und tatsächlich schon auswirkte: es konnte kein Holz zum Heizen und Stellungsbau anbefördert werden; demzufolge fehlte es bereits an Heizmaterial für die Bäckereien und zum Erwärmen der ohnehin schon äußerst primitiv untergebrachten Lazarette usw.
    Der mot.-Kolonnenraum war überall abgesunken, sodass es selbst bei Betriebsstoffzuweisungen schwer fiel,
    allen Bedürfnissen gerecht zu werden. Dazu kamen die langen Versorgungswege vom Eisenbahnendpunkt durch die Steppe, die mit Pferdekolonnen nur ím Relaisverkehr durchzuführen waren; zudem waren diese Pferdekolonnen für das sperrige Transportgut (Holz) nur bedingt geeignet, weil die beförderten Mengen in keinem Verhältnis zu den in Anspruch genommenen Kräften standen.
    Da mit einer Besserung in der Betriebsstoffzuweisung ebenso wenig zu rechnen war, wie mit einer Zuweisung von mot.-Kolonnen, konnte den Korps nur angeraten werden, alles zu versuchen, um von sich aus der Schwierigkeiten Herr zu werden. Es galt Improvisationen zu finden, um einen völligen Stillstand der Versorgung infolge Betriebsstoffmangels zu verhüten. Das Pz.A.O.K. 4 war zur Zeit nicht in der Lage zu helfen. Trotzdem setzte sich am Nachmittag der Chef Pz.A.O.K. 4 mit dem Oberquartiermeister [O.Qu.] der Heeresgruppe B, Oberst i.G. Weinknecht, in Verbindung, um eine Verbesserung der Betriebsstoffzuweisung zu erreichen. Oberst Weinknecht versprach alles zu versuchen, um der 4. Pz.Armee wenigstens eine kleine, einmalige Zuweisung zukommen zu lassen; er sah ein, dass die 4. Pz.Armee die längsten Versorgungswege hatte.
    [Vgl. hierzu auch den Bericht des Oberbefehlshabers an den O.B. der Heeresgruppe B vom 21.10.1942 (Anl. 168 / C4) und Befehl des Pz.A.O.K. 4 betr. Betriebsstoffbewirtschaftung, Anl. 263 / C2.]


    Hinsichtlich "Herbstreise" wurde folgendes besprochen:
    Das XXXXVIII. Pz.Korps wurde darauf hingewiesen, dass es nicht damit rechnen konnte, dass die 29. Inf.Div. (mot) mit einem Regiment bis zum Antreten zu "Herbstreise" in den derzeitigen Stellungen blieb; vielmehr müsse das Korps rechtzeitig durch Kräfte seiner Angriffstruppen dieses Regiment der 29. Inf.Div. (mot) ablösen, damit diese das Gelände kennenlernen und sich vor allem in der Nacht vor dem Angriff nahe an die feindl. Hauptstellungen heranschieben könnten. Also: Kein Überrollen des in Stellung befindlichen Regiments der 29. Inf.Div. (mot) durch das Pz.Korps, sondern Angriff des Pz.Korps aus den Stellungen heraus!
    Mit dem IV. A.K. wurde die Frage der Tarnung der Operation "Herbstreise" erörtert und die Möglichkeit erwogen, den Blick der Russen vorher auf eine Stelle zu lenken, an der wir nicht angreifen wollten. Das IV. A.K. wollte der Armee einen Vorschlag derart machen, dass für ein bis zwei Tage starke Artillerie hinter dem Nordflügel des Korps zusammengezogen und mit dieser "geklotzt" würde, um den Anschein zu erwecken, der Aufmarsch für "Herbstreise"vollziehe sich dort und nicht in Gegend Elchi. Der Chef Pz.A.O.K. 4 wies besonders darauf hin, dass diese Maßnahme nur dann einen Zweck habe, wenn sie kurz vor "Herbstreise" erfolge und mit Munition nicht gespart zu werden brauche.


    VI. rum. A.K. übersandte mit Ia Nr. 33413/42 geh. v. 22.10. einen Antrag betr. Änderung (Rückverlegung) der H.K.L. auf dem rechten Flügel der 4. rum. Inf.Div. im Raume von Scharnud. (Der Antrag enthielt Vorschläge für drei verschiedene Lösungen. Die als günstigste angegebene Lösung "A" verkürzte die Front um 12 km und ersparte ein Bataillon, die Aufkl.-Abteilung und zwei Batterien.) [Anl. 595 (C1)]


    Vom D.V.K. 16 wurde die Übersetzung eines Befehls des Kommandeurs der 2. rum. Div. mit einer Planpause über den Ausbau der Stellungen im Abschnitt dieser Division vorgelegt.
    (Der Befehl gipfelte in der Forderung, dass nicht ein einziger Quadratmeter der gegenwärtigen Stellung, aus der eines Tages der Angriff vor sich gehen werde, aufgegeben werden oder verloren gehen dürfe und enthielt eine Reihe von Einzelanweisungen für die Kampfführung.) [Anl. 596 (C1)]


    Pz.A.O.K. 4 erließ Einzelbefehle für die Ablösung der noch im Pz.Armeebereich befindlichen Flakkräfte der 15. Flak-Division durch solche der 9. Flak-Division. [Anl. 264 (C2)]


    Gemäß Fernschreiben der Heeresgruppe B wurde, mit dem 25.10. beginnend, die 18. rum. Inf.Div. der 4. Pz.Armee mit Eisenbahntransport in den Raum von Kotelnikowo zugeführt. Pz.A.O.K. 4 hatte die geplante Verwendung
    dieser Division im Benehmen mit dem rum. A.O.K. 4 zu melden. [Anl. 596a (C1)]


    24.10.1942
    Wetter: sonnig, aber kalt, windig.
    Straßen- und Wegezustand: brauchbar.
    In der Nacht vom 23./24.10. war die feindliche Fliegertätigkeit sehr lebhaft. Es erfolgten 85. Einflüge mit Bombenabwürfen auch schwerster Kalibers, besonders auf die Ortschaften und Nachschubstraßen; Schwerpunkt bei IV. A.K.
    Nächtliche Feindvorstöße erfolgten gegen die Front der 16. Inf.Div. (mot) südostwärts Chalchutta sowie der 4. rum. Div. bei Scharnud und Ungn-Terjatschi; sie wurden sämtlich abgewiesen.
    Tagsüber kam es zwar nicht zu besonderen Kampfhandlungen, doch war die Gefechtstätigkeit des Gegners, insbesondere das Artl.- und Granatwerferfeuer stärker als an den Vortagen. Bewegungen und Ansammlungen vor dem linken Flügel des IV. A.K. ließen Angriffsabsichten der Russen möglich erscheinen.
    Am späten Nachmittag warfen vier feindliche Flugboote Bomben auf Chalchutta. Auch vordere Linie und rückwärtiges Gebiet des IV. A.K. waren Ziel mehrerer Fliegerangriffe.
    Hinsichtlich der Verwendung der neu überwiesenen 18. rum. Inf.Div. bestanden folgende Möglichkeiten:
    Einsatz im Anschluss an 4. rum. Div. nach Süden unter Abgabe des Stützpunktes Scharnud der 4. an 18. rum. Inf.Div. und Ausdehnung der letzteren bis in die Gegend 5 km südlich Ssachara, und zwar im Zuge der Straße Utta – Scharnud oder etwa 10 bis 15 km westlich davon im Zuge des Höhenrandes. Der Oberbefehlshaber entschied sich nach Anhören des anwesenden Chefs des deutschen Verbindungsstabes beim rum. A.O.K. 4 , das später diesen Abschnitt zu übernehmen hatte, für einen Einsatz im Zuge der genannten Straße aus folgenden Gründen:
    a) Dem Feinde muss der Ausgang aus der Steppe verwehrt werden; das war im Zuge des Höhenrandes aber nicht mehr möglich.
    b) Auch das genannte Höhengelände bot in der Praxis nicht die Vorteile, wie es zunächst den Anschein hatte, da das Gelände so gewellt war, dass man immer wieder einen andere Welle vor der Front hatte, die den weiteren Überblick verhinderte. Bei eingehender Erkundung würde man im Endziel doch gezwungen gewesen sein, die H.K.L. ganz auf den Vorderhang zu legen. Ein wesentlicher Vorteil gegenüber der Dauerstellung im Zuge der Straße bestand also bei einer Linienführung auf dem Höhengelände nicht.
    c) Die Verbindung zum nördlichsten Schnittpunkt der 16. Inf.Div. (mot) musste sichergestellt und damit die Straße Utta – Scharnud in unserer Hand sein. Wurde die Straße aufgegeben und die Abwehr an den Höhenrand gelegt, so konnte der Feind die Straße benutzen und der nördlichste Stützpunkt der 16. Inf.Div. (mot) war noch mehr gefährdet als bisher.
    d) Wurde die H.K.L. auf den Höhenrand gelegt, so waren die dort befindlichen zahlreichen Ortschaften bald ein Opfer des Kampfes und fielen als Unterkünfte aus, während sie bei der Lage H.K.L. im Zuge der Straße erhalten blieben und allen Reserven und rückwärtigen Teilen als Unterkunft dienen konnten, – ein Gesichtspunkt, der bei der Auswahl der H.K.L. in dem dünnbesiedelten Gelände besonders wichtig war.
    e) Es bestand keine Veranlassung, einen etwa 15 bis 20 km tiefen und etwa 40 bis 50 km breiten Geländestreifen mit zahlreichen Wasserstellen ohne Kampf dem Feinde zu überlassen.


    Bei der Besprechung mit dem Chef des dt. Verb.Stabes stellte sich heraus, dass die 18. rum. Div. ab 27.10. eintreffen sollte und dass der rumänische Generalstab den Wunsch hatte, mit ihr Teile des VI. rum. A.K. abzulösen, das nach Ansicht der rumänischen Heeresleitung abgekämpft war und nach und nach vorübergehend in Ruhe musste. Der Oberbefehlshaber lehnte indessen diesen Wunsch klar und bestimmt ab und betonte ausdrücklich, dass, solange er den Befehl hier führen werde, kein rumänischer Soldat in Ruhe kommen würde, sondern dass die bis zum Frosteintritt noch zur Verfügung stehende kurze Zeit mit allen Kräften zum Stellungsbau ausgenutzt werden müsse; dazu war auch, wie vom Oberbefehlshaber entschieden, die 18. rum. Div. einzusetzen. Der Chef des dt. Verb.Stabes erhielt den Auftrag, die dem Chef des rum. Großen Generalstabes, der zur Zeit beim VI. rum. A.K. war, zu übermitteln.
    Es wurde dann mit Oberst Doerr vereinbart, dass die bereits mit starken Teilen eingetroffene 5. rumänische Kavallerie-Division, die unnötig im Hintergelände lag, schon jetzt zum Stellungsbau für die 18. rum. Div. eingesetzt werden sollte.
    Oberst Doerr wollte das beim rum. A.O.K. 4 und dem rum. Generalstabschef in Vorschlag bringen. Die 5. rum. Kav.Div. unterstand dem Pz.A.O.K. 4 nicht.


    Der Chef Pz.A.O.K. 4 meldete nachmittags der Heeresgruppe B die Entscheidung des Oberbefehlshabers. Die Heeresgruppe betonte ausdrücklich, dass sie voll der gleichen Ansicht sei und diese auch vertreten werde.
    Abends meldete sich der Chef des rum. Großen Generalstabes für den 25.10. beim Oberbefehlshaber an, um die strittigen Fragen zu besprechen. Gleichzeitig teilte Oberst Doerr mit, dass der Oberbefehlshaber der 4. rum. Armee den Standpunkt des Oberbefehlshabers im Gegensatz zum Chef des rum. Großen Generalstabes teile.


    Die Anzeichen für das unmittelbare Bevorstehen eines starken russischen Angriffs gegen die Nordfront des IV. A.K. verdichteten sich immer mehr. Von der Truppe wurde gemeldet, dass der Gegner stellenweise schon "mit aufgepflanzten Bajonetten zum Angriff bereit" stände; diese Bereitstellungen wurden unter Feuer genommen. Die 29. Inf.Div. (mot) erhielt telefonische Weisung, die für einen eventuellen Einsatz bestimmten Teile ständig bereit zu halten.
    Es kam indessen an diesem Tage nicht mehr zu dem erwarteten Feindangriff. Vermutlich war die Bereitstellung des Gegners durch das zusammengefasste deutsche Feuer aller schweren Waffen zerschlagen worden.


    (...)
    Fortsetzung folgt.
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    MfG Uwe

  • 25.10.1943
    Wetter: nach kühler Nacht sonnig und warm.
    Straßen- und Wegezustand: gut.
    Nach lebhafter feindl. Fliegertätigkeit während der Nacht – 76 Einflüge, Schwerpunkt bei 371. Inf.Div. mit Bomben schweren Kalibers auf vordere Linie und Ortschaften des Hintergeländes – setzte um 09.00 Uhr nach einer 1/2-stündigen Artillerie- und Raketengeschützfeuervorbereitung (15 Raketengeschütze!) der erwartete Angriff gegen die Front des IV. A.K. ein. Unterstützt von Panzern und stärkeren Luftstreitkräften griff der Gegner zwischen 09.00 und 15.00 Uhr in mehreren aufeinander folgenden Wellen jeweils in Stärke von drei bis fünf Bataillonen die Stellungen der 371. Infanterie-Division im Abschnitt 4 km südostwärts Tscherwlenorasnoje – Wolga an. Die Angriffe, die insgesamt von 30 bis 40 Panzern sowie durch laufenden Einsatz von Bomben- und Schlachtfliegern unterstützt wurden, konnten – teils allerdings erst im Gegenstoß und Nahkampf – im wesentlichen abgeschlagen werden.
    Nur an einer einzigen Stelle (südostwärts Tschewlenorasnoje) gelang den Russen ein örtlicher Einbruch, der aber in sofort einsetzenden Gegenstößen bis auf 40 Meter Breite verringert werden konnte. Ein nachmittags gegen den linken Flügel der 371. Inf.Div. vorgetragener neuer Angriff blieb ebenfalls erfolglos, desgleichen ein letzter Vorstoß, der erst nach Dunkelheit einsetzte.
    Die russischen Angriffe wurden sämtlich von 30 bis 40 Panzern sowie durch laufenden Einsatz von Bomben- und Schlachtfliegern unterstützt. Zwölf feindliche Panzer wurden vernichtet. Drei Feindpanzer, die entlang der nach Kuporosnoje führenden Bahn durchgebrochen waren, fuhren nach Einbruch der Dunkelheit unter Einnebelung zurück. Ein russischer Panzerzug griff aus der Gegend nördlich Beketowka in die Kämpfe ein. Der Gegner erlitt hohe Verluste, aber auch die eigenen Verluste waren bei den geringen Gefechtsstärken empfindlich.
    Vorstöße gegen den linken Flügel der 297. Inf.Div. konnten durch zusammengefasstes Feuer aller Waffen bereits im Keime erstickt werden.
    An der ganzen übrigen Armeefront kam es nirgends zu nennenswerten Kampfhandlungen. Beim VI. rum. A.K. erhielt der Bhf. Tinguta Artilleriefernfeuer (etwa 16 Schuss), durch das erhebliche Verluste (10 Tote, 20 Verwundete) eintraten.
    Während des Tages erfolgten 240 – 250 Feindeinflüge, Schwerpunkt lag bei der 371. und 297. Inf.Div., mit rollenden Angriffen in größeren Formationen mit zahlreichen Bombenabwürfen und Bordwaffenbeschuss.
    Die 371. Inf.Div. hatte sich hervorragend geschlagen und trotz ihrer großen Ausdehnung und schwachen Gefechtsstärken alle Feindangriffe abgewiesen. Der Versuch des Gegners, die Front des IV. A.K. zu durchbrechen, war vereitelt.
    Nach Ergebnissen der Erdaufklärung musste mit einer Fortsetzung der Angriffe gerechnet werden.
    09.30 Uhr
    Um 09.30 Uhr fand im A.HQu. Werchne Zaryzinskij im Geschäftszimmer des Ia eine Besprechung des Oberbefehlshabers mit General Steflea, dem Chef des rumänischen Großen Generalstabes, statt. Anwesend waren ferner der Kommandierende General des VI. rum. A.K., General d. Artl. Dragalina, Chef und Ia Pz.A.O.K. 4, der neue Leiter des D.V.K. 16, Oberstleutnant v. Puttkamer, sowie der Ia des VI. rum. A.K. als Dolmetscher. Die Besprechung, die vom Oberbefehlshaber geleitet wurde, begann damit, dass General Steflea einen Bericht über den Kampfwert der Truppen des VI. rum. A.K. vorlesen ließ, den er auf Grund seiner Eindrücke und Feststellungen dem Marschall Antonescu erstatten wollte. Der Bericht besagte, dass das Korps unter dem zweimonatigen ununterbrochenen Einsatz in der Verteidigung auf sehr breiter Front und durch die Abwehr zahlreicher Feindangriffe körperlich und seelisch merklich gelitten habe, und fraglos nicht mehr die zur Abwehr stärkerer Feinangriffe erforderliche Widerstandskraft besitze.
    Wenn auch die augenblickliche Lage ein gleichzeitiges Herausziehen das ganzen VI. A.K. nicht ermögliche, so ergäben sich doch durch das Eintreffen von Teilen der 4. rumänischen Armee zwei Möglichkeiten für die Ablösung wenigstens von Teilen des Korps, nämlich:
    a) die neu eingetroffenen bzw. noch eintreffenden Teile (eine Inf.Div., zwei Kav.Div.) lösten sogleich zwei Divisionen des VI. A.K. ab, oder
    b) sie würden zusätzlich auf dem rechten Flügel des Korps eingesetzt unter gleichzeitiger Verschmälerung der Abschnitte der 4., 1. und 2. rum. Div., sodass jede von diesen ein Inf.-Regiment im Wechsel auslösen und auffrischen könne.
    General Steflea sagte dann, dass er vor Einreichung dieses Berichts an den Marschall seine Vorschläge dem Oberbefehlshaber Pz.A.O.K. 4 erst noch zur Kenntnis und Stellungnahme habe unterbreiten wollen.
    Im Verlauf der Besprechung wurde dann zunächst erst die Frage des tatsächlichen Zustandes des VI. rum. A.K. und der Möglichkeiten, ihn zu heben, erörtert. Der Oberbefehlshaber wies darauf hin, dass die erforderliche Verbesserung der Lebensbedingungen der Truppe am besten durch eine Verschmälerung der Divisionsabschnitte zu erreichen sei, bei der die Herausziehung je eines Inf.-Regiments der drei in Betracht kommenden Divisionen möglich wäre, wie es ja auch vom General Steflea in seinem Vorschlag b) vorgesehen sei. Auf dieser Grundlage wurde auch – nach Erörterung zahlreicher weiterer Einzelfragen – eine völlige Übereinstimmung erzielt. [Anl. 9 (C5)]
    Nach einer mündlichen Mitteilung des Ia der Heeresgruppe B wurde die bereits voll eingetroffene 5. rum. Kav.Div. dem Pz.A.O.K. 4 mit sofortiger Wirkung unterstellt. Nach Abflug des Chefs des rumänischen Generalstabes besprach der Oberbefehlshaber mit dem Kommandierenden General des VI. rum. A.K. den Einsatz dieser Division, der folgendermaßen geplant war: Einsatz südlich der 4. rum. Div. unter Übernahme des Stützpunktes Scharnud der 4. rum. Div. durch die Kav.Div., Ausdehnung dieser Division nach Süden bis etwa ostwärts Chochankin. Später sollte die 18. rum. Div. zwischen 1. und 2. rum. Div. oder ostwärts Plodowitoje eingeschoben werden, um diesen Divisionen zu ermöglichen, je ein Regiment im Wechsel herauszuziehen und in Ruhe zu legen. General Dragalina wollte sich noch überlegen, ob er den Einsatz der 18. rum. Div. zwischen 1. und 4. rum. Division oder ostwärts Plodowitoje für zweckmäßiger hielt.
    21.45 Uhr
    Die mündliche Mitteilung wurde durch ein um 21.45 Uhr eintreffendes Fernschreiben der Heeresgruppe B bestätigt, durch welches die im Raume Sawetnoje – Atamanskaja befindliche rum. 5. Kav.Div. und die im Raume Remontnaja – Simowniki im Eisenbahntransport anlaufende rum. 8. Kav.Div., deren Antransport bis zum 30.10. beendet sein sollte, dem Pz.A.O.K. 4 unterstellt wurden. Dieses hatte im Einvernehmen mit dem rum. A.O.K. 4 die beabsichtige Verwendung beider Verbände zu melden. [Anl. 598 (C1]


    Nach einer Mitteilung der Heeresgruppe B hatte das O.K.H. als zukünftige Trennungslinie zwischen 4. rum. Armee und deutscher 6. Armee etwa die Linie Werchne Kumskij (6.) – Gromoslawka (6.) – Chomjakow – westlich Dubowyj Owrag
    (4. rum.) – Rajgorod (4. rum.) vorgesehen. An der Kräftezuteilung an die Armeen änderte sich dadurch nichts. [Der Heeresgruppenbefehl v. 21.10. wurde damit abgeändert.]


    Der Antrag des VI. rum. A.K. vom 22.10. betreffs Rückverlegung der H.K.L. auf dem rechten Flügel der 4. rum. Div. im Raume Scharnud [vergl. Anl. 595 (C1)] entschied der Oberbefehlshaber ablehnend. Es sei Aufgabe des VI. rum. A.K., ein Hervorbrechen feindl. Kräfte aus der Enge südlich Chanata zwischen Ssarpa- und Batyr Mala-See nach Süden zu verhindern. Das sei aber nur durch Festhalten der Höhen von Scharnud möglich. Mit dem Verlassen dieses Eckpfeilers werde die Straße von Chanata nach Süden und Südwesten dem Feinde überlassen und ihm damit der tiefe Weg in die Flanke des Korps geöffnet. Außerdem werde die Lage des nördlichsten Stützpunktes der 16. Inf.Div. (mot) bei Omn Kerjultschi im Falle einer Aufgabe der Stellungen bei Scharnud unhaltbar, da dieser dann ja jederzeit mühelos vom Feinde aus auch aus nördlicher Richtung angegriffen werden könne. Schließlich sei auch im Hinblick auf den in absehbarer Zeit erfolgenden Einsatz weiterer rumänischer Kräfte südlich der 4. rum. Division der Beibehalt des Stützpunktes Scharnud dringend notwendig. [Anl. 599 (C1)]
    Die Frage wurde auch bei der Besprechung mit dem Chef des rum. Großen Generalstabes angeschnitten und dann in der anschließenden Besprechung des Oberbefehlshabers mit General Dragalina unmittelbar erledigt.
    Der Antrag war zudem durch die Unterstellung der 5. rum. Kav.Div. überholt, die nunmehr von Scharnud (einschließlich) nach Süden eingesetzt werden sollte.
    Pz.A.O.K. 4 machte mit Ia Nr. 3354/42 g.Kdos. Vorschläge für Einsparungen und Organisationsänderungen für Stäbe eines Pz.A.O.K., Panzer-Korps, Infanterie-Korps sowie für Organisationsänderungen in der Truppe. [Anl. 268 (C2)]


    26.10.1942
    Wetter: warm und sonnig.
    Straßen- und Wegezustand: gut.
    Die Nacht vom 25./26.10. stand bei der 371. Inf.Div. im Zeichen laufender russischer Fliegerangriffe mit Bombenwürfen und Bordwaffenbeschuss. Im übrigen Armeebereich war die Lufttätigkeit des Gegners etwas geringer, als während der vorangegangenen Nächte. (23 Einflüge, nur teilweise mit Bombenwurf.)
    Beim rum. VI. A.K. hatte die 4. Division zwei nächtliche Feindvorstöße in Kompaniestärke gegen ihren linken Flügel bei Ungn-Terjatschi und im Almata-Tal abzuweisen.
    Die 371. Inf.Div. war bis in die Nacht hinein mit der Abwehr des letzten russischen Angriffs vom Vorabend beschäftigt. Der örtliche Einbruch südostwärts Tscherwlenorasnoje konnte im hartem Kampf unter Vernichtung der dortigen Feindkräfte und eines Panzers vollständig bereinigt werden.
    Nach starker Feuervorbereitung durch Artl., Granatwerfer und Raketengeschütze gegen die Nordwest- und Nordfront des IV. A.K. setzte der Gegner von 10.00 Uhr ab seine Angriffe gegen die Front der 371. Inf.Div. mit starken Kräften fort. Sie richteten sich vornehmlich gegen Mitte und linken Flügel der Division und wurden durch zahlreiche Panzer und laufenden Einsatz von Schlacht- und Bombenflugzeugen unterstützt. Sie konnten auch heute wieder in der Hauptsache abgewiesen werden; nur westlich der Straße Beketowka – Kuporosnoje gelang es den Russen, unter dem starken Feuerschutz von etwa 18 Panzern mit einzelnen Kampfwagen und Infanterie in die vordersten Grabenstücke einzudringen.
    12.35 Uhr
    Der Oberbefehlshaber, der sich zum Befehlsstand der 371. Inf.Div. begeben hatte, sah die Lage der Division als verhältnismäßig ernst an und gab demgemäß um 12.35 Uhr fernmündlich den Auftrag, die Heeresgruppe um die Genehmigung zum Einsatz der Artillerie der 29. Inf.Div. (mot) zu bitten.
    Außerdem beabsichtigte der O.B. dem IV. A.K. die Weisung zu geben, das als Reserve hinter der 297. Inf.Div. stehende Inf.Rgt. dieser Division, das nach Anordnung der Heeresgruppe jederzeit bereit sein musste, die südlich Elchi eingesetzten Teile der 29. Inf.Div. (mot) – über diese Division verfügte nach wie vor die Heeresgruppe! – abzulösen und hinter die 371. Inf.Div. zu schieben. Mit diesem Regiment sollte dann das rechte Flügelregiment der 371. Inf.Div. abgelöst werden, das seinerseits wieder zur Verstärkung der Frontmitte der 371. Inf.Div. eingesetzt werden sollte. Auch zu dieser Verschiebung sollte das (nachträgliche) Einverständnis der Heeresgruppe herbeigeführt werden. (Die Verschiebung sollte als bereits befohlen gemeldet werden.) Tatsächlich wurde die Genehmigung zu beidem – Einsatz der Artillerie der 29. Inf.Div. (mot) und Verwendung des Inf.Rgts. der 297. Inf.Div. – von der Heeresgruppe erteilt, wenn auch, besonders bzgl. des Inf.Rgts., offensichtlich nicht ohne erhebliche Bedenken. [Anl. 599a (C1)] Die notwendigen Befehle ergingen darauf sogleich an IV. A.K. und 29. Inf.Div. (mot).
    Dem IV. A.K. wurde außerdem noch die Sturmgeschütz-Abteilung 243 unterstellt.
    Weitere Maßnahmen seitens des Pz.A.O.K. 4 waren zunächst nicht möglich, das IV. A.K. musste sich mit dem ihm gegebenen Hilfen begnügen und sich im übrigen selber helfen. Ein etwaiger Einsatz weiterer Kräfte der 29. Inf.Div. (mot) kam nicht in Frage.
    Bei der 371. Inf.Div. verlief ein erster Versuch, die Lage an der Einbruchsstelle durch zwei gegen die Flanke des Gegners angesetzten Gegenstöße zu bereinigen, ergebnislos; es gelang aber, den Einbruch abzuriegeln. Am Nachmittag setzte der Russe seine durch Panzer und starke Artillerie unterstützten Angriffe fort, um die Einbruchstelle zu erweitern. Er wurde unter hohen blutigen Verlusten abgewiesen. Durch Stoßtruppunter-nehmen konnte die Einbruchstelle dann sogar bis auf 300 Meter verengt werden.
    Am rechten Flügel der 371. Inf.Div. wurden einzelne, in die H.K.L. eingedrungene, feindliche Stoßtrupps im sofortigen Gegenstoß vernichtet. Die H.K.L. war dort bereits am Nachmittag wieder fest in eigener Hand.
    Die im Laufe des Tages erfolgten Angriffe waren jeweils in Stärke von vier bis sieben Bataillonen mit insgesamt 28 Panzern geführt worden.
    Vor der übrigen Armeefront verhielt der Gegner sich bis zum Nachmittag ruhig. Von 17.00 Uhr an erfolgte gegen den rechten Flügel der 2. rum. Div. im Abschnitt nordwestlich Dubowyj Owrag und südwestlich Bol. Tschapurniki eine Reihe von Vorstößen mehrerer Feindgruppen bis zu Komp.-Stärke. Es kam hier zu wechselvollen Kämpfen, die bis spät in die Nacht hinein dauerten; bei ihren Abschluss war die H.K.L. aber überall wieder in Hand der Rumänen.


    Einen Ergänzung zum 2. Entwurf des Panzerarmeebefehls für die Operation "Herbstreise" behandelte die Vorbereitung des Zusammenwirkens der Artillerie des XXXXVIII. Pz.Korps und IV. A.K. sowie der Flak-Artillerie der 9. Flak-Division. [Anl. 600 (C1)]


    Pz.A.O.K. 4 unterstellte mit Ia Nr. 3547/42 g.Kdos. die 5. rum. Kav.Div. mit sofortiger Wirkung dem rum. VI. A.K.
    Die Division war so einzusetzen, das ein vorgehen des Feindes aus den Seenengen südlich Chanata heraus nach Süden und über Schebenery gegen Flügel und Flanke des Korps verhindert wurde. [Anl. 601 (C1)]


    Der Oberbefehlshaber berichtete der Heeresgruppe über seine gestrige Besprechung mit dem Chef des rum. Gr. Generalstabes sowie über die beabsichtigte Verwendung der neu überwiesenen Verbände. [Anl. 602 (C1)]
    22.14 Uhr
    Als Absicht Pz.A.O.K. 4 wurde der Heeresgruppe um 22.14 Uhr gemeldet: "Verstärkung der Front 371. Inf.Div. durch Infanterie der 297. Inf.Div. und Artillerie der 29. Inf.Div. (mot).
    Unterstellung 5. rum. Kav.Div. unter rum. VI. A.K." [Anl. 603 (C1)]


    (...)
    Fortsetzung folgt.
    __________
    MfG Uwe