KTB Nr. 5 der 4. Pz.Armee / Sept. - 31. Dez. 1942

  • 27.10.1942
    Wetter: heiter, verhältnismäßig warm.
    Straßen- und Wegezustand: gut.
    Während der Nacht wieder laufende Fliegerangriffe bei der 371. Inf.Div. mit Bombenwürfen und Bordwaffenbeschuss. Im übrigen Armeebereich 37 Feindeinflüge, meistens mit Bombenabwurf.
    Beim VI. rum. A.K. setzte der Feind während der Nacht im Abschnitt der 2. rum. Div. seine Vorstöße an verschiedenen Stellen nordwestlich Dubowyj Owrag fort, er wurde überall abgewiesen.


    Bei der 371. Inf.Div. dauerten die Versuche zur Bereinigung der Einbruchsstelle während der Nacht an, doch vermochten die dazu angesetzten Kräfte in dem starken russischen Abwehrfeuer nur unwesentlich Boden zu gewinnen. Die Ablösung des rechten Flügelregiments der 371. Inf.Div. durch das Reserve-Regiment der 297. Inf.Div. konnte planmäßig durchgeführt werden.
    Um 06.00 Uhr nahm der Feind seine Angriffe gegen die 371. Inf.Div. wieder auf, und zwar stieß er mehrfach mit starken Infanteriekräften und zahlreichen Panzern gegen den linken Flügel der Division vor. Durch zusammengefasstes Feuer aller Waffen wurden sämtliche Angriffe zerschlagen. Um 10.00 Uhr rannte der Gegner nach außergewöhnlich starker Feuervorbereitung, insbesondere seiner Raketengeschütze, und unterstützt durch laufende Tieffliegerangriffe und Panzer, erneut gegen die 371. Inf.Div. an, diesmal auf der gesamten Divisionsfront. Im schweren Kampf konnte die in mehreren Wellen vorstürmende russische Infanterie, teilweise allerdings erst durch Gegenstöße, abgewiesen werden, doch gelang es dem Feind, westlich der Straße Beketowka – Kuporosnoje seine Einbruchstelle etwas zu erweitern. Ostwärts der Bahnlinie konnte der Gegner im weiteren Verlauf der Kämpfe nach stärkster Feuerzusammenfassung in den Südteil von Kuporosnoje eindringen. Durch sofortigen Gegenstoß wurde dieser Einbruch abgeriegelt und der eingedrungene Russe auf den Südostteil des Ortes zusammengedrängt. Ein am Nachmittag hier geführter Gegenangriff traf mit einem neuen feindlichen Angriff, der von mehreren Panzern unterstützt wurde, zusammen und blieb – ebenso wie der neue russische Vorstoß – ergebnislos. Dagegen konnte westlich der Straße Beketowka – Kuporosnoje ein Teil der verloren gegangenen Stellungen in harten Kämpfen zurückgewonnen werden. Ein um 18.30 Uhr einsetzender abermaliger Feindangriff mit Panzern in Gegend 5 km südostwärts Tscherwlenorasnoje wurde abgewehrt.
    Es war damit der 371. Inf.Div. trotz ihrer geringen Gefechtsstärke und beträchtlichen Verluste gelungen, auch an diesem Tage ihre H.K.L. – abgesehen von zwei örtlichen Einbrüchen – fest in der Hand zu behalten.
    Pz.A.O.K. 4 hatte schon am Vormittag dem IV. A.K. Aushilfsmaßnahmen empfohlen, um sich neue Reserven zu schaffen und um Truppen zur Verfügung zu haben, mit denen örtliche Einbrüche bereinigt werden konnten. Zur Ablösung eines weiteren Bataillons der 297. Inf.Div. wurde von der Pz.Armee der Einsatz des dritten Bataillons des Inf.Rgts. 15 [29. Inf.Div. (mot)] angeordnet und das abgelöste Bataillon dem IV. A.K. bei Woroponowo zur Verfügung gestellt. ferner wurden am Nachmittag die Alarmierung eines Alarm-Bataillons des IV. A.K. und seine Bereitstellung bei Farm 2 befohlen; zu diesem Alarm-Bataillon hatte auch eine Kompanie der Alarmeinheiten des XXXXVIII. Pz.Korps zu treten. [Anl. 272 (C2)]
    Pz.A.O.K. 4 eröffnete den IV. A.K., dass es nicht in der Lage sei, weiter zu helfen, insbesondere wies die Pz.Armee nochmals darauf hin, dass das Korps keinesfalls damit rechnen könne, Kräfte der 29. Inf.Div. (mot) zur Verfügung gestellt zu erhalten. Das Korps müsse selber improvisieren und gegebenenfalls durch allmählichen Austausch der 297. und 371. Inf.Div. ausgeruhte Kräfte in den bedrohten Abschnitt zu bringen.


    An der übrigen Armeefront blieb die Kampftätigkeit auch an diesem Tage gering. Die 16. Inf.Div. (mot) säuberte durch ein Stoßtruppunternehmen die Viehkolchose Budennogo (28 km südlich Chalchutta) vom Gegner.
    Gegen die Front der 2. rum. Div. südwestlich Bol. Tschapurniki stieß der Feind zweimal in Komp.-Stärke vor, wurde aber durch zusammengefasstes Feuer abgeschlagen.
    Die russische Lufttätigkeit blieb bis zum Nachmittag sehr rege, besonders die 371. Inf.Div. war das beständige Ziel feindlicher Tiefflieger- und Bombenangriffe. Ein Abwurf auf Bhf. Tinguta hatte nur eine geringe Beschädigung des Bahnkörpers und der Wasseranlage zur Folge.
    Der 2. rum. Div., die während der letzten Tage und Nächte zahlreiche Feindvorstöße abgewehrt und dabei dem Gegner beträchtliche Verluste zugefügt hatte, sprach der Oberbefehlshaber seine besondere Anerkennung aus. [Anl. 271 (C2)]
    Das D.V.K. 2 (bei rum. A.O.K. 4) teilte in einem Fernschreiben die Eintreffebahnhöfen und Versammlungsräume der 18. rum. Inf.Div. sowie der 5. und 8. rum. Kav.Div. mit. [Anl. 271a (C2)]


    Anknüpfend an seinem Bericht vom 21.10. [vergl. Anl. 168 (C4)] meldete der Oberbefehlshaber Pz.A.O.K. 4 dem O.B. der Heeresgruppe, dass seine Bemühungen um die rechtzeitige und ausreichende Belieferung des dringendsten Materials sowie des notwendigsten Schanz- und Werkzeuges für den Ausbau der Winterstellung im derzeitigen Frontbereich der 4. Pz.Armee ergebnislos geblieben seien.
    Er (der O.B. der 4. Pz.Armee) habe den Eindruck, dass es bei der Zuführung des Materials für die Winterstellung bei Dienststellen, auf die er keinen Einfluss habe, an der nötigen Schnelligkeit, Sorgfalt oder Überlegung zum Nachteil der fechtenden Truppe mangle.
    [Anl. 273 (C)]


    28.10.1942
    Wetter: bedeckt, windig.
    Straßen- und Wegezustand: unverändert.
    Während der Nacht gelang es bei der 371. inf.Div. die Einbruchstelle, westlich der Straße Beketowka – Kuporosnoje, weiter zu verengen. Die harten Kämpfe hier sowie mit dem noch im Südostteil Kuporosnoje befindlichen Gegner dauerten bis zum Morgen des 28.10. an und gingen in neue Feindangriffe über. In der Luft blieb die nächtliche Kampftätigkeit des Gegners begrenzt (im ganzen Armeebereich 55 Einflüge).
    Am 28.10., dem 4. Kampftage, setzten die Russen ihre Durchbruchsversuche an der Front der 371. Inf.Div. mit starker Infanterie, unterstützt von zahlreichen Panzern, fort. Mehrere im Verlauf des Vormittags an verschiedenen Stellen geführte Vorstöße brachen im Abwehrfeuer aller Waffen unter hohen blutigen Verlusten für den Angreifer zusammen. Auch ein um 12.00 Uhr nach starker Feuervorbereitung vorbrechender, groß angelegter Angriff gegen die gesamte Divisionsfront konnte abgewiesen werden. Im Verlauf eines hierauf folgenden erneuten Massenangriffs gegen drei Stellen der Front zwischen Gegend 5 km südostwärts Tscherwlenorasnoje und der Wolga gelang es den Russen nach Erledigung zweier deutscher Sturmgeschütze, in Kuporosnoje-Süd bis zur Schlucht vorzudringen. Die Einbruchstelle konnte aber entlang der Bahn Beketowka – Stalingrad durch die 371. Inf.Div., am Nordrand der Schlucht durch die 71. Inf.Div. abgeriegelt werden.
    An der übrigen Armeefront kam es nicht zu wesentlichen Kampfhandlungen.


    Im Auftrage des Oberbefehlshabers begab sich der Chef Pz.A.O.K. 4 am Vormittag zum Gen.Kdo. IV. A.K. und zur 371. Inf.Div., um sich ein klares Bild von der Gesamtlage bei der Division zu verschaffen, gegen die während der Anwesenheit des Chefs gerade ein neuer russischer Angriff einsetzte. Der Chef übermittelte dem Divisionskommandeur den Auftrag des Oberbefehlshabers, alles zu tun, dass keine Erweiterung der Einbruchsstelle erfolgte, sondern dass die Eckpfeiler bei den zu erwarteten weiteren Angriffen unter allen Umständen hielten. Um der 371. Inf.Div. weitere Entlastung zu bringen, empfahl der Chef, den Abschnitt der 297. Inf.Div. zugunsten der 371. Inf.Div. um einen Bataillons-Abschnitt zu erweitern. Der Kommandierende General des IV. A.K., der gerade auf dem Gefechtsstand der 371. Inf.Div. anwesend war, traf sogleich die entsprechenden Anordnungen.


    Die gleichen Punkte wurden auch auf dem Gefechtsstand des IV. A.K. besprochen. Dabei wurde auch der Flak-Einsatz berührt und betont, dass es in dieser Lage falsch wäre, die schwer beweglichen hohen 8,8-cm-Flak in vorderer Linie zur Erdabwehr aufzustellen; sie seien dann zu stark Geschützausfällen ausgesetzt.
    [Ein entsprechendes Verbot wurde am Abend vom Oberbefehlshaber ausgesprochen. Anl. 274 (C2)]
    Es wurde dem IV. A.K. aufgegeben, der 371. Inf.Div., die in den letzten Tagen mehrere Pak's verloren hatte, durch Ausgleich innerhalb des Korps zu helfen.


    D.V.K. 16 meldete die Zeiten für Vorgehen, Einsatz und Befehlsübernahme der 5. rum. Kav.Div. im Abschnitt Schebenery – Scharnud – Kominterna. [Anl. 604 (C1)]
    D.V.K. 16 legte einen Vorschlag mit Planpause des Kommandierenden Generals des VI. rum. A.K. für die Versammlungsräume der 18. rum. Div. vor. [Anl. 605 (C1)]


    Der deutsche Verbindungsstab 2 teilte den neuen Versammlungsraum und den Stand der Transportbewegung der 18. rum. Div. mit. [Anl. 606 (C1)]


    Pz.A.O.K. 4 gab dem VI. rum. A.K. von der im Bereich des deutschen Heeres getroffenen Einrichtung von "Alarmeinheiten" Kenntnis und bat um Meldung, ob und in welchem Umfang im Bereich des VI. rum. A.K. die Bildung solcher Alarmeinheiten beabsichtigt sei.
    [Anl. 275 (C2)]


    (...)
    Fortsetzung folgt.
    __________
    MfG Uwe

  • 29.10.1942
    Wetter: bewölkt, verhältnismäßig warm.
    Straßen- und Wegezustand: unverändert.
    In der Nacht von 28./29.10. erfolgten 55 Feindeinflüge mit Schwerpunkt bei der 371. Inf.Div.; es erfolgten Bombenwürfe auf die Bahnhöfe Abganerowo und Tinguta sowie auf Chalchutta.
    Gegen die Front der 1. rum. Div. unternahm der Gegner mehrere Vorstöße in der Stärke bis zu drei Kompanien, die sämtlich abgewiesen wurden. Auch gegen Die Nordfront der 2. rum. Div. stießen die Russen mehrfach erfolglos vor.
    Während des 29.10. setzte der Feind seine von starken Infanteriekräften mit Panzerunterstützung geführten Durchbruchsversuche an der Nordfront des IV. A.K. fort. Ein erster, um 05.30 Uhr beginnender Angriff wurde abgeschlagen. Ein Gegenangriff der 371. Inf.Div. zur Wiedergewinnung des Südteils von Kuporosnoje gewann zunächst gut Boden, stieß dann aber auf zahlenmäßig weit überlegenen, mit stärkster Feuerunterstützung – insbesondere auch vom Ostufer der Wolga! – geführten neuen russischen Angriff. Dabei gelang es dem Gegner, einen Teil des von der 371. Inf.Div. eben zurückgewonnenen Ortsteils erneut in Besitz zu nehmen. Ein dritter russischer Angriff brach nach einstündiger Feuervorbereitung um 13.00 Uhr gegen die Stellungen beiderseits der Naht zwischen 297. und 371. Inf.Div. vor, er brach aber im Abwehrfeuer aller Waffen vor den deutschen Linien zusammen. Am Nachmittag ließ die feindliche Angriffstätigkeit nach, doch hielt das russische Artl.- und Raketengeschützfeuer in unverminderter Stärke an. Mit der Fortsetzung der Angriffstätigkeit des Gegners musste auf Grund von Gefangenenaussagen und der beobachteten Heranführung von Verstärkungen gerechnet werden.
    Die Verluste der 371. Inf.Div. betrugen in der Zeit vom 20. bis 28.10. insgesamt 855 Mann, davon am 28.10. allein 7 Offz., 47 Uffz. und 292 Mannschaften.
    Die eigene Luftwaffe unterstützte den Abwehrkampf erfolgreich.


    Die 16. Inf.Div. (mot) säuberte durch ein Stoßtruppunternehmen die Viehkolchose Ilitscha (15 km südostw. Chalchutta) vom Gegner. Die Viekolchosen und Brunnen im Raum südlich Chalchutta wurden zerstört.
    Vor der Nordfront des VI. rum. A.K. wurde russ. Kfz-Verkehr von Krasnoarmejsk in südwestlicher Richtung beobachtet. Am Nachmittag wehrte die 2. rum. Div. einen schwächeren Feindvorstoß südwestlich Bol. Tschapurniki ab.
    Von den neu eintreffenden rumänischen Verbänden erreichte die 5. rum. Kav.Div. mit dem vordersten Regiment den Raum Perednjata Elista – Obilnoje; die 18. rum. Inf.Div. war mit fünf Transporten in Kotelnikowo, die 8. rum. Kav.Div. mit zwölf Transporten in Sjmowniki eingetroffen.


    Der Chef Pz.A.O.K. 4 flog am Vormittag zum Gen.Kdo. des VI. rum. A.K., um dort den Einsatz der 18. rum. Div. zu besprechen, die der Komm. General zwischen der 1. und 2. rum. Div. einsetzen wollte, während der Oberbefehlshaber mehr dazu neigte, sie ostwärts Plodowitoje anstelle der jetzt dort stehenden Gruppe des Inf.Führers der 1. rum. Div. einzusetzen. Da General Dragalina betonte, dass er es im Hinblick auf die spätere Gliederung (unter Stab Don und rum. A.O.K. 4) begrüßen würde, wenn seinem Wunsche stattgegeben würde, wurde diesem zugestimmt und trotz der längeren Märsche in den nördlichen Einsatzraum vom Pz.A.O.K. 4 am Abend ein entsprechender Befehl erlassen. [Anl. 607 (C1)]
    Der Komm. General des VI. rum. A.K. wünschte ferner die Verlegung der Grenze zwischen seinem und dem IV. A.K. zugunsten des VI. rum. A.K. an die Eisenbahn Tinguta – Tundutowo, um dadurch Reserven für die 2. rum. Div. ausscheiden zu können, die z.Zt. über keine verfügte, während gerade sie durch ständige Feindvorstöße erheblich in Anspruch genommen wurde. Diesem Wunsche konnte indessen mit Rücksicht auf die derzeitige Lage des IV. A.K. und da diesem Korps nicht ein noch breiterer Abschnitt zugemutet werden konnte, nicht entsprochen werden.
    Vom Chef abgelehnt wurde auch gleich an Ort und Stelle die Bitte, die 5. rum. Kav.Div. nicht bei und südlich Scharnud einsetzen zu müssen, sondern sie als "Feuerwehr" hinter der Mitte der Korpsfront bereithalten zu dürfen. War doch der Zweck des Einsatzes dieser Division die Schaffung von Stellungen bei und südlich Scharnud und die dringend notwendige Verengung des Abschnitts der 4. rum. Division. Es wäre nicht zu verantworten gewesen, in dieser Lage eine ganze Division untätig hinten liegen zu haben, während es vorn noch überall an Kräften und Stellungen mangelte.
    19.10 Uhr
    Der Oberbefehlshaber neigte dazu, dem IV. A.K. durch einen Gegenangriff mit der 29. Inf.Div. (mot) fühlbare Entlastung zu bringen. Ein entsprechender, in Form einer "Beurteilung der Lage" gehaltener, Antrag ging um 19.10. Uhr als Fernschreiben an die Heeresgruppe. Er sah vor, dem Feind durch einen Gegenangriff mit stärkeren Kräfte eine solche Niederlage zu bereiten, dass ihm für absehbare Zeit jede Möglichkeit zu weiteren Angriffen genommen wurde. Der O.B. beabsichtigte dazu mit der 29. Inf.Div. (mot) einen Angriff mit begrenztem Ziel aus dem Raume um Drei Hügelgrab in ost-südostwärtiger Richtung zu führen, um die im Raume nördlich Beketowka stehenden Feindkräfte, v.a. die dort befindliche zahlreiche feindl. Artillerie, zu schlagen und eine neue H.K.L. in der Linie Elchi-Wald – Höhenrippe südlich Sanatorium – allgemeiner Verlauf der Straße Beketowka – Stalingrad – Südrand Kuporosnoje zu gewinnen.
    Der Antrag besagte dann noch, dass durch diesen Angriff nicht nur eine wesentliche Entlastung der Truppe sondern auch eine günstige Voraussetzung für für die Operation "Herbstreise" geschaffen werden würde. Nach seiner Durchführung sollte die 29. Inf.Div. (mot) erneut herausgelöst werden. [Anl. 608 (C1)]
    Nach einer noch am späten Abend erfolgten telefonischen Mitteilung der Heeresgruppe vermochte diese sich dem Vorschlag nicht zu verschließen und wollte einen entsprechenden Antrag an das O.K.H. stellen, ohne dessen Genehmigung die 29. Inf.Div. (mot) nicht eingesetzt werden durfte.


    30.10.1942
    Wetter: bedeckt, einzelne Regenschauer.
    Straßen- und Wegezustand: noch befahrbar.
    Die feindliche Fliegertätigkeit war während der Nacht geringer, als in den vergangenen Nächten; es erfolgten 15 Feindeinflüge mit Bombenwurf auf Hintergelände und Bahnhöfe.
    Bei 4. rum. Division griff der Russe nachts nach etwa einstündiger Feuervorbereitung durch Artillerie, Granatwerfer und Raketengeschütze mit etwa zwei Bataillonen den Stützpunkt Scharnud von Süden, Osten und Norden an. Er konnte von Südosten her bis zum Ortsrand vordringen, wurde dann aber durch sofortigen Gegenstoß zurückgeworfen. Bei Abschluss der Kämpfe war die H.K.L. fest in eigener Hand.
    Die 20. rum. Div. hatte zwei Erkundungsvorstöße ostwärts Andrejewka und einen Angriff etwa in Batls.-Stärke gegen ihren rechten Flügel abzuweisen.


    Der 30. Oktober verlief an der ganzen Armeefront verhältnismäßig ruhig.
    Die 16. Inf.Div. (mot) führte ein Stoßtruppunternehmen gegen die Viehkolchose Budennogo (27 km südlich Chalchutta) durch; der dort neu aufgetretene Feind wurde vernichtet, die Brunnen, Bunker und Gebäude im dortigen Raum zerstört. Eine Kalmückenschwadron vernichtete in Ulan Tug (125 km südlich Utta) die Hälfte einer Bande, der Rest entkam. Beim IV. A.K. hatte der Gegner nach fünf Angriffstagen offenbar auf Grund der erlittenen hohen Verluste seine Angriffstätigkeit einstweilen eingestellt. Es kam dort nur gegen Mittag bei der 371. Inf.Div. zu einem kurzen feindl. Vorstoß in Stärke von etwa 150 Mann, der leicht abgewiesen werden konnte. Das gleiche Schicksal hatte am Nachmittag ein russ. Vorstoß gegen die 297. Inf.Div. in Gegend 4 km nordostw. Jalchi. Es musste aber damit gerechnet werden, dass der Gegner weiterhin Verstärkungen heranführte bzw. seine Verbände auffüllte, um seine Angriffe bald wieder aufzunehmen.


    Der Oberbefehlshaber begab sich am Vormittag zum IV. A.K., um dort die eventuelle Durchführung des vorgeschlagenen Gegenangriffs mit der 29. Inf.Div. (mot) aus dem Raume um Drei Hügelgrab in Richtung Beketowka zu besprechen. Er befahl, alle notwendigen Erkundungen usw. einzuleiten.


    Am Nachmittag nahm die Durchführung dieses Angriffs insofern greifbarere Formen an, als die Heeresgruppe B mitteilte, dass sofort zu der Frage Stellung genommen werden sollte, zu welchem frühest möglichen Zeitpunkt dieser Angriff stattfinden könne. Ebenso sollte sogleich gemeldet werden, ob die 29. Inf.Div. (mot) vorübergehend als "Feuerwehr" hinter dem VI. rum. A.K. entbehrt werden könne. Hierzu wurde der Heeresgruppe nach Rücksprache mit dem IV. A.K. am Abend gemeldet, dass die Division vorübergehend entbehrlich sei, wenn, wie im beabsichtigten Falle, die feindlichen Kräfte an anderer Stelle gebunden würden. Als frühester Zeitpunkt diese Unternehmens, das die Deckbezeichnung "Grüne Heide" erhielt, wurde der 03.11. angegeben. [Anl. 613 (C1)]
    Das IV. A.K. erhielt Anweisung, die Vorbereitungen so einzuleiten, dass der Angriff vom 03.11. ab möglich war.


    Nach einer mündlichen Mitteilung der Heeresgruppe war eine Entscheidung des O.K.H. auf den Antrag vom 17.10. betr. eine evtl. Aufgabe von Chalchutta durch die 16. Inf.Div. (mot) [vgl. Anl. 584 (C1)] einstweilen noch nicht zu erwarten. Bis auf weiteres käme demgemäß nur ein weiteres Halten dieses Ortes in Frage. Der 16. Inf.Div. (mot) ging vom Pz.A.O.K. 4 eine entsprechende Weisung zu. [Anl. 609 (C1)]
    Pz.A.O.K. 4 befahl die vorübergehende Unterstellung der 8. rum. Kav.Div. unter das VI. rum. A.K. Das Korps sollte mit dieser Division die Lücke zwischen dem Nordflügel der 16. Inf.Div. (mot) nördlich Tschilgir und dem Südflügel des VI. rum. A.K. (5. rum. Kav.Div.) sichern
    Hierzu war mit einem verstärkten Regiment der Stützpunkt Omn-Kerjultschi von der 16. Inf.Div. (mot) bis 06.11. zu übernehmen und zu halten. [Anl. 610 (C1)]


    Vom D.V.K. 16 wurde eine Übersetzung eines Korpsbefehls des VI. rum. A.K. übersandt, der die durch den Einsatz der 5. rum. Kav.Div. bedingten Veränderungen in den Stellungen und Aufträgen der 4. und 1. rum. Div. betraf. [Anl. 612 (C1)]


    31.10.1942
    Wetter: bedeckt.
    Straßen- und Wegezustand: befahrbar.
    Die Nacht verlief unter lebhafter feindl. Fliegertätigkeit mit Bombenabwürfen über den Nordabschnitt des IV. A.K.; im übrigen Armeebereich 12 Feindeinflüge, dabei wieder Bomben auf Bahnhof Tinguta. Auf der Erde war die russische Spähtrupptätigkeit bei Chalchutta [16. Inf.Div. (mot)] und vor der Front der 2. rum. Div. rege.
    Um 05.00 Uhr trat der Gegner nach stärkster Artillerie- und Raketengeschütz-Feuervorbereitung erneut zum Angriff beiderseits der Naht zwischen 297. und 371. Inf.Div. an. Er wurde abgewiesen. Diese Angriffe wiederholten sich in wechselnder Stärke und mit unterschiedlicher Panzerunterstützung bis in den Nachmittag hinein, ihr Ergebnis war überall das Gleiche: der Feind wurde unter außerordentlichen hohen blutigen Verlusten abgeschlagen. Mehrere beabsichtigte weitere Vorstöße kamen infolge rechtzeitigen Einsetzens des deutschen Artilleriefeuers gar nicht erst über die Bereitstellung hinaus. Offenbar hatte der Russe den Schwerpunkt seiner Angriffe etwas weiter nach Westen, d.h. südostwärts Tscherwlenorasnoje verlegt.
    Wieder war die eigene Luftwaffe hervorragend an der Abwehr der Feindangriffe beteiligt, insbesondere durch laufende Bekämpfung russischer Bereitstellungen im Raume nördlich Beketowka.
    Im übrigen Armeebereich kam es nicht zu Kampfhandlungen von Bedeutung.


    Am Vormittag traf der Oberbefehlshaber der 4. rumänischen Armee, Armeegeneral Konstantinescu, zu einer Besprechung mit dem O.B. der 4. Pz.Armee im A.HQu. ein. Bei der Besprechung waren ferner noch der Chef Pz.A.O.K. 4, der Chef D.V.K. 2, Oberst i.G. Doerr, und ein rum. Offizier als Dolmetscher zugegen.
    Es handelte sich in der Hauptsache um den Einsatz der neu eingetroffenen bzw. noch eintreffenden rumänischen Verbände: 18. rum. Inf.Div. sowie 5. und 8. rum. Kav.Division.
    Der O.B. Pz.A.O.K. 4 führte aus, dass er mit diesen Verbänden nicht geschlossen andere Divisionen des VI. rum. A.K. abzulösen beabsichtige, sondern durch den Einsatz der Divisionen der 4., 1. und 2. rum. Div. Entlastung und die Möglichkeit zur Herausnahme und Auffrischung von Teilen bringen wolle. Im übrigen werde die 18. rum. Inf.Div. so eingesetzt werden, dass ihr linker Flügel mit der späteren linken Grenze der 4. rum. Armee gleich laufe. Die 8. rum. Kav.Div. solle die Lücke zwischen der 16. Inf.Div. (mot) und dem rechten Flügel des VI. rum. A.K. schließen.
    General Konstantinescu war hiermit in jeder Hinsicht einverstanden.
    Der Oberbefehlshaber Pz.A.O.K. 4 wies dann noch besonders darauf hin, dass es zweckmäßig sei, das gute Verhältnis zu den Kalmücken zu erhalten und die in diesem Zusammenhang bestehenden Verbindungen zwischen dem Kommandeur der 16. Inf.Div. (mot) mit den in Elista ansässigen Häuptlingen (sic!) mehrere Kalmückenstämme aufrecht zu erhalten und auszunutzen. [Anl. 10 (C5)]


    Gelegentlich der Mittagsorientierung machte der Ia der HGr. B dem Chef Pz.A.O.K. 4 davon Mitteilung, dass beim O.K.H. erwogen wurde, u.U. eine "Armeegruppe Hoth" zu bilden, der dann – neben der 16.Inf.Div. (mot) und IV. A.K. – sämtliche rumänischen Verbände unter dem rum. A.O.K. 4 unterstellt sein sollten. Nach Vortrag beim Oberbefehlshaber führte der Chef Pz.A.O.K. 4 dem Ia der Heeresgruppe gegenüber im Anschluss an die abendliche Lageorientierung in diesem Zusammenhang aus, dass eine solche Gliederung nicht unbedingt notwendig und zweckmäßig schiene, da sie bei der anscheinend nicht ganz einfachen Persönlichkeit des O.B. der rumänischen 4. Armee die Arbeit mitunter erschweren könnte. Werde aber die "Armeegruppe" befohlen, so bitte Pz.A.O.K. 4 darum, dass die 20. rum. Div. bis zur Beendigung von "Herbstreise" unter dem Befehl des IV. A.K. bzw. XXXXVIII. Pz.Korps bleibe.
    Oberst i.G. Winter teilte ferner mit, dass das Unternehmen "Grüne Heide" wahrscheinlich nicht vor dem 05.11. durchgeführt dürfe, da am 03.11. alle Kräfte des VIII. Fliegerkorps von der 6. Armee benötigt würden.
    Sollten sich bis zum 05.11. die russischen Angriffe gegen das IV. A.K. wesentlich beruhigt haben, sei denkbar, dass die Genehmigung zur Durchführung von "Grüne Heide" überhaupt versagt werden würde.
    20.00 Uhr
    Mit Ia Nr. 3614/42 g.Kdos. erhielt IV. A.K. um 20.00 Uhr den Befehl, zu einem noch zu bestimmenden Zeitpunkt – frühester Termin 03.11.1942 – das Unternehmen "Grüne Heide" durchzuführen, Alle Vorbereitungen waren so zu treffen, dass 60 Stunden nach Eingang des entsprechenden Befehls angetreten werden konnte. Dagegen hatten die notwendigen Umgruppierungen so spät zu erfolgen, dass die Überraschung des Feindes gewährleistet blieb. Dazu wurde die 29. Inf.Div. (mot) ab sofort dem Korps voll unterstellt. [Anl. 614 (C1)]


    Heeresgruppe B übersandte mit Ia Nr. 3727/42 g.Kdos. v. 29.10. Abschrift ihrer Verfügung Ia 3727/42 g.Kdos. v. 19.10.42 Letztere besagte, dass nach den Erfahrungen während der letzten Wochen gut vorbereitete und mit örtlich scharf zusammengefassten Kräften durchgeführte eigene Stoßtruppunternehmungen an ruhigen Frontabschnitten dem Gegner das Herausziehen von Kräften erschwert und seine Kampfkraft laufend geschwächt hätten. Die neue Verfügung
    (vom 29.10.1942) forderte, dass die A.O.K.'s sicherzustellen hätten, dass solche Stoßtruppunternehmungen bei allen Divisionen laufend durchzuführen seien. [Anl. 614a (C1)]
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    Ende Monat Oktober.
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    MfG Uwe

  • 01.11.1942
    Wetter: warm, sonnig.
    Straßen- und Wegezustand: gut.
    Nach verhältnismäßigen ruhigem Verlauf der Nacht setzten gegen 04.00 Uhr starke Feuerüberfälle von Raketengeschützen gegen den linken Flügel der 297. Inf.Div. ein. Ihnen folgte ein von fünf Panzern unterstützter Feindangriff beiderseits der Naht zwischen 297. und 371. Inf.Div., der abgewiesen wurde. Auch ein um 08.00 Uhr ein erneut gegen den gleichen Abschnitt vorgetragener Angriff der Russen in Bataillonsstärke mit acht Panzern brach im deutschen Abwehrfeuer zusammen; dabei wurden zwei Panzer vernichtet, zwei weitere bewegungsunfähig geschossen. Nach diesem Misserfolg stellte der Gegner seine Angriffe für diesen Tag ein; auch sein Artilleriefeuer ließ erheblich nach.
    An der übrigen Front der Pz.Armee kam es nicht zu wesentlichen Kampfhandlungen, der allgemeine Feinddruck war unverändert. Das in der letzten Zeit festgestellte Heranführen neuer Feindverbände, Verstärkung der russischen Artillerie sowie zahlreiche voneinander unabhängige Gefangenenaussagen ließen einen Angriff gegen die 16. Inf.Div. (mot) in den nächsten Tagen möglich erscheinen.
    Pz.A.O.K. 4 erließ den Befehl für das Unternehmen "Grüne Heide"; das IV. A.K. sollte durch einen überraschend geführten Gegenangriff den Feind zum Einstellen seiner Angriffe zwingen, die im Raum nördlich Beketowka stehenden Feindkräfte – insbesondere die dort befindliche Artillerie – schlagen und den Höhenrücken nördlich und nordwestlich Beketowka (südlich Sanatorium) gewinnen und halten.
    Hierzu hatte das Korps am X-Tag, möglichst frühzeitig, mit der 29. Inf.Div. (mot), die durch alle verfügbaren Waffen der übrigen Verbände des Korps zu verstärken war, aus dem Raume um Dreihügelgrab auf der von dort in ostwärtiger Richtung verlaufenden Höhenrippe überraschend anzutreten und mit der Masse der Division die ostwärtigen Ausläufer dieser Höhenrippe südlich Sanatorium zu gewinnen. Durch Vorstoß mit der gepanzerten Stoßgruppe über dieses Ziel hinaus nach Osten war die um das Sanatorium stehende feindliche Artillerie vernichtend zu treffen. Das Ziel des Panzervorstoßes war so zu bemessen, dass die Zurücknahme der Panzer möglich war. Je näher es an der Wolga lag, um so stärker musste es sich auswirken.
    297. und 371. Inf.Div. hatten sich nach näherer Bestimmung des Korps dem Angriff anzuschließen und ihre H.K.L. entsprechend den vorstehend gegebenen Weisungen vorzutragen. [Anl. 615 (C1)]
    21.30 Uhr
    Der Heeresgruppe wurde um 21.30 Uhr gemeldet, dass das Unternehmen "Grüne Heide" so vorbereitet sei, dass es nach 60-stündiger Vorwarnung durchgeführt werden könne. [Anl. 616 (C1)]
    Pz.A.O.K. 4 erließ einen Befehl für die Sicherung der Eisenbahn Ssalsk – Stalingrad. [Anl. 276 (C2)]
    Da nach einer des D.V.K. 16 die 8. rum. Kav.Div. durch Erschöpfung ihrer Pferde infolge Futtermangels den Marsch aus ihrem Versammlungsraum zu ihrer Einsatzstelle nur langsamer als vorgesehen durchführen konnte, wurde die für den 06.11. angeordnete Übernahme des Stützpunktes Omn-Kerjultschi von der 16. Inf.Div. (mot) durch eine verstärkte Regimentsgruppe der 8. rum. Kav.Div. auf den 08.11. umbefohlen. [Anl. 610 (C1)]


    02.11.1942
    Wetter: sonnig, warm.
    Straßen- und Wegezustand: gut.
    Während der Nacht erfolgte ein Bombenangriff auf die Bahnhöfe Abganerowo und Tinguta. Auf Bhf. Abganerowo traten Verluste bei einem Regiment der 18. rum. Div. ein, das gerade ausgeladen wurde. Auf Bhf. Tinguta entstand nicht unbeträchtlicher Schaden an Betriebsstoff, Getreide, Munition und Winterbekleidung für die 20. rum. Division. Das VI. rum. A.K. beantragte, den Bhf. Abganerowo für die Zeit der Ausladung der 18. rum. Div. durch Flak zu sichern.
    [Anl. 277 (C2)]
    Da indessen der Kommandeur der 15. Flak-Division, an den sich der Chef Pz.A.O.K. 4 deshalb wandte, der Pz.Armee keinerlei Verstärkung an Flak zuführen konnte, war die Einrichtung eines Flakschutzes für den Bhf. Abganerowo nicht möglich. Das VI. rum. A.K. wurde darauf hingewiesen, den Luftschutz durch Einsatz vom MG's, insbesondere 2-cm, die erfahrungsgemäß auch bei Dunkelheit die tief fliegenden russischen Bomber am gezielten Wurf hindern können, sicherzustellen. [Anl. 618a (C1)]
    Der Tag verlief an der ganzen Front der Pz.Armee ohne wesentliche Ereignisse.


    Mit Ia Nr. 3690/42 g.Kdos. Chefs. wies der Oberbefehlshaber der Heeresgruppe B darauf hin, dass die vom Führer für die Kampfführung im Winterhalbjahr gegebenen Befehle eine scharfe Zentralisierung aller Kampfhandlungen beim Oberkommando der H.Gr. notwendig mache. Planungen, die über den Rahmen von Stoßtruppunternehmungen hinausgingen, bedürften der vorherigen Genehmigung des Oberkommandos der Heeresgruppe. [Anl. 617 (C1)]
    Die 16. Inf.Div. (mot) meldete ihre Absichten für die Kampfführung, wie sie sich aus der Entscheidung betr. Halten des vorgeschobenen Stützpunktes Chalchutta [vgl. Anl. 609 (C1)] ergaben. [Anl. 618 (C1)]


    Auf Befehl des O.K.H./Gen.Qu. sollte die O.Qu.Abteilung Pz.A.O.K. 4 in gleicher Eigenschaft zum A.O.K. 11 treten. Beim Pz.A.O.K. 4 blieb zur Erledigung der Versorgungsaufgaben nur eine kleine Quartiermeister-Abteilung zurück.
    Befehl zur Inmarschsetzung eines Kommandos der aus der O.Qu.Abt. Pz.A.O.K. 4 ausscheidenden Teile siehe Anl. 170 (C4).
    Der Oberbefehlshaber unterrichtete die Kommandierenden Generale und Kommandeur der 16. Inf.Div. (mot) über die Aufstellung von Verbänden der Luftwaffe, die zur vorübergehenden Ablösung von Ostdivisionen bestimmt waren, und wies darauf hin, dass einer etwaigen Kritik der Truppe an dieser Maßnahme entgegenzutreten sei. [Anl. 278a (C2)]


    03.11.1942
    Wetter: sonnig, warm.
    Straßen- und Wegezustand: gut.
    Während der Nacht war die feindliche Luftwaffe außerordentlich tätig. Es fanden 115 Einflüge statt, davon die Hälfte bei 371. Inf.Div. mit zahlreichen Bomben auf H.K.L. und Hintergelände. Beim VI. rum. A.K. erfolgten Bombenangriffe auf die Bahnhöfe Tinguta und Abganerowo.
    Im übrigen verlief die Nacht unter der üblichen russischen Späh- und Stoßtrupptätigkeit vor den gesamten Abschnitten des rum. VI. A.K. und IV. A.K.
    In den Morgenstunden des 03.11. nahm der Gegner nach eintägiger Pause seine Angriffstätigkeit gegen die Nordfront des IV. A.K. noch einmal auf, indem er mit schwächeren Kräften zweimal westlich der Straße Beketowka – Kuporosnoje vorstieß; er wurde beide Male abgewiesen.
    Sonst war die Gefechtstätigkeit an der gesamten Armeefront unbedeutend.


    Bei der vormittaglichen Lageorientierung durch den Chef IV. A.K. warf der Chef Pz.A.O.K. 4 die Frage eines etwaigen Austausches der durch die Kampftage stark angestrengten 371. durch die ausgeruhtere 297. Inf.Div. auf. Am Nachmittag meldete der Chef IV. A.K. hierzu, sein Kommandierender General bitte von diesem Tausch abzusehen
    a) im Hinblick auf den Stellungsbau, d.h. um in dieser Hinsicht jeder Division die Vorteile ihres eigenen Fleißes zu belassen, und
    b) weil der Austausch praktisch im Augenblick kaum durchzuführen sei, da beide Divisionen über keinerlei Reserven verfügten, die ja für den ersten Beginn des Tausches erforderlich waren.
    Nachdem die feindl. Angriffe gegen das IV. A.K. im wesentlichen aufgehört oder doch wenigstens an Umfang und Wucht stark nachgelassen hatten, sah der O.B. die Voraussetzungen für den Gegenangriff "Grüne Heide" nicht mehr unbedingt als gegeben an. Er glaubte sogar, dass der Feind, wenn er nicht durch seinen Angriff stärkere Kräfte festgelegt hatte, dem Angriff "Grüne Heide" so starken Widerstand entgegenzusetzen vermochte, dass dieser nicht genügend durchschlug. In diesem Sinne erfolgte am Nachmittag gelegentlich der Lageorientierung Meldung bei der Heeresgruppe. Diese glaubte übrigens aufgrund der neuesten Orientierung durch das O.K.H., dass die 29. Inf.Div. (mot) für "Grüne Heide" nicht freigegeben werden würde; damit erledigte sich die Durchführung des Unternehmens von selbst.


    Die Versorgung des rum. VI. A.K. mit Holz sowie mit Rauhfutter – vor allem mit Heu – stieß auf besondere Schwierigkeiten, da das Korps keinen Kolonnenraum besaß, um diese Dinge, die an und für sich in genügender Menge am Don bzw. Remontnaja zur Verfügung standen, heranzubefördern. Pz.A.O.K. 4 half auch dieses Mal wieder aus und überließ dem VI. rum. A.K. eine 25-to-Kolonne zum Antransport von Heu bis an die Bahn bei Remontnaja. Hinsichtlich des Holzes musste sich das Korps selber helfen, da die Pz.Armee keinen Kolonnenraum mehr zur Verfügung hatte. Da seitens des rum. A.O.K. 4 in gewisser Form Vorwürfe erhoben wurden, dass das Pz.A.O.K. 4 dem rum. VI. A.K. nicht genügend geholfen habe bzw. helfe, sei an dieser Stelle klar und deutlich festgestellt, dass die Hilfe, die die Pz.Armee dem rum. VI. A.K. seit dessen Zugehörigkeit zur 4. Pz.Armee hatte zuteil werden lassen, häufig weit über das eigentlich tragbare und vertretbare Maß hinausgegangen war und dass dabei mehrmals die eigenen Belange im Interesse der Waffenbrüderschaft zurückgestellt worden waren. Das VI. rum. A.K. hatte das auch dankbar anerkannt und mehr als einmal zum Ausdruck gebracht.
    Es war zu hoffen und anzunehmen, dass mit dem Übertritt des VI. rum. A.K. in die Versorgung der 4. rum. Armee diese Sorgen, welche das Pz.A.O.K. 4 seit über ¼ Jahr erfüllten, aufhörten.
    Befehl über Vorbereitung des Herauslösens der zum A.O.K. 11 tretenden Teile der O.Qu.Abt. Pz.A.O.K. 4 und der Bildung und der Bildung der neuen Qu.Abt. Pz.A.O.K. 4 [siehe Anl. 172 (C4)].
    IV. A.K. legte die vom Pz.A.O.K. 4 im Befehl für das Unternehmen "Grüne Heide" vom 01.11. [vgl. Anl. 615 (C1)] geforderte Meldung über die beabsichtigte Kampfführung und einen Vorschlag für Angriffsbeginn vor. [Anl. 618b (C1)]


    (...)
    Fortsetzung folgt.
    __________
    MfG Uwe

  • 04.11.1942
    Wetter: tagsüber sonnig und warm, nachts Frost.
    Straßen- und Wegezustand: gut.


    Die feindliche Lufttätigkeit war auch während der Nacht vom 03./04.11. lebhaft; es erfolgten 126 Einflüge mit Bombenabwürfen auf Kampfstellungen und Hintergelände, Schwerpunkt bei der 371. Inf.-Division. Erneute Bombenwürfe auf die Bahnhöfe Tinguta und Abganerowo blieben ohne Wirkung. Russische Spähtrupptätigkeit bei Omn-Kerjultschi [16. Inf.Div. (mot)], Scharnud (5. rum. Kav.Div.), am Zaza-See (1. rum. Inf.Div.) und auf dem rechten
    Flügel des IV. A.K. (20. rum. Inf.Div.).
    Tagsüber kam es an der ganzen Armeefront nicht zu nennenswerten Kampfereignissen.


    Gelegentlich der Mittagsorientierung regte der Chef Pz.A.O.K. 4 beim Ia der Heeresgruppe B an, im Falle eines etwaigen Wegganges der 29. Inf.Div. (mot), mit dem auf Grund einer von höherer Stelle angeordneten besonderen Betriebsstoffzuweisung an die Division gerechnet werden musste, doch die nicht in Front eingesetzten Teile eines Pz.Rgts. einer bei Stalingrad stehenden Panzer- oder mot-Division in den bisherigen Raum der 29. Inf.Div. (mot) zu legen.
    Oberst i.G. Winter erwiderte, dass dies auch bereits bei der Heeresgruppe erwogen worden sei. Im übrigen sie aber einstweilen die Frage des Abtransportes der 29. Inf.Div. (mot) noch nicht akut.


    Auf Bitten der Pz.Armee hin suchte der Kommandierende General der Sicherungstruppen und Befehlshaber im Heeresgebiet Don, Generalleutnant Friedrich-Wilhelm v. Rothkirch u. Panthen, das Pz.A.O.K. 4 auf, das mit ihm einige Fragen besprechen wollte, die nach dem Wegfall des rückwärtigen Armeegebietes und der Bildung des Heeresgebietes in erster Linie in den Aufgabenbereich des Befh. im Heeresgebiet fielen.
    Bei der am Vormittag stattfindenden Besprechung wies der Oberbefehlshaber


    a) auf die Behandlung der Bevölkerung durch die Rumänen hin, die nicht nur durch unberechtigtes Requirieren, sondern auch durch Gewaltakte, besonders gegenüber Frauen, das Ansehen der Verbündeten ernstlich schädigten.
    Der Oberbefehlshaber bat darum, Maßnahmen zu ergreifen, das bei dem derzeit erfolgenden Eintreffen der 5. und 8. rum. Kav.Div. derartige Übergriffe in den an und für sich noch "reichen" Gebietsteilen um Simnowiki und Sawetnoje
    nach Möglichkeit eingeschränkt würden.


    b) Der Oberbefehlshaber legte dem Gen.Lt. v. Rothkirch die Kalmückenfrage warm ans Herz. Er bat ihn zu veranlassen, dass alle Fragen, die mit einem evtl. zu entfachenden Kalmückenaufstand zusammenhingen, allein vom Kommandeur der 16. Inf.Div. (mot) geregelt würden, der sich mit diesen Fragen schon längere Zeit beschäftigte. Ferner wies der O.B. aber auch besonders darauf hin, dass die Kalmücken sehr deutschfreundlich seien, von den Rumänen aber gar nicht dieser Tatsache entsprechend behandelt würden. Für den Kalmücken bedeutete seine Viehherde alles. Nehme man ihm diese ohne jedes Recht oder, ohne den Besitzer zu entschädigen, weg, so schaffe man sich die besten Feinde.
    Gen.Lt. v. Rothkirch wollte diese Fragen sogleich mit dem Chef des rum. Großen Generalstabes besprechen und ihm um Unterstützung bitten.


    c) Im Bereich der 4. Pz.Armee war jedes "wilde" Requirieren untersagt. Die Beschaffung erfolgte zentral, d.h. die Truppe bekam für den Empfang von Landeserzeugnissen von dem Armeeintendanten entsprechende Anweisungen, auf Grund dessen sie alsdann bei dem betr. Landwirschaftsführer empfing. Dieses Verfahren hatte sich sehr bewährt, ein "Kahlfressen" des Armeegebiets war dadurch verhindert worden. Im Gegensatz dazu hatte die 6. Armee ihren Verbänden bestimmte Räume, die z.T. im Bereich der 4. Pz.Armee – jetzt Heeresgebiet – lagen, zugewiesen, die sie voll auswerteten, d.h. in jeder Hinsicht von allem zu Gunsten der Truppe entblößen sollten. Man hatte dabei vollkommen vergessen, dass beim Wegschleppen der letzten Kuh jede weitere Zucht aufhört und dass bei Wegnahme des letzten Hartfutters die weitere Ernährung von Vieh usw. unmöglich ist. Der Oberbefehlshaber bat, diese Dinge doch so zu regeln, dass allerorts zentral bewirtschaftet werde und jedes "wilde" Organisieren aufhöre.
    Gen.Lt. v. Rothkirch wollte eine Regelung zusammen mit dem Oberquartiermeister Don und Außenstelle Gen.Qu. Südrussland treffen.


    d) Schließlich bat der Oberbefehlshaber noch die Urlauberversorgung um Einrichtung einer Ausgabestelle für warme Verpflegung etwa in Gegend Proletarskaja – Ssalsk. Es sollte verhindert werden, dass die Urlauber annähernd 36 Stunden nur auf kalte Kost angewiesen waren.
    Generalleutnant v. Rothkirch versprach entsprechende Maßnahmen.


    05.11.1942
    Wetter: nachts Frost, tagsüber sonnig und warm.
    Straßen- und Wegezustand: unverändert.
    Russische Flieger flogen 116 mal während der Nacht vom 04./05.11. in das Armeegebiet ein, Schwerpunkt bei 371. Inf.Div., Bombenwürfe auf H.K.L. und Hintergelände; weitere Luftangriffe waren auf die Bhfe. Abganerowo und Tinguta gerichtet.
    Auf der Erde fand außer einem von etwa zwei Zügen ausgeführten Feindvorstoß gegen die 5. rum. Kav.Div. südostwärts Scharnud nur die übliche beiderseitige Spähtrupptätigkeit statt.
    Tagsüber blieb die Gefechtstätigkeit an der ganzen Armeefront unbedeutend.
    Die 8. rum. Kav.Div. befand sich mit einem verstärkten Kav.Rgt. im Raum um Chaptschiny (16 km westsüdwestlich Omn-Kerjultschi), einem weiteren Rgt. im Raum Sawetnoje – Trudnikow (8 km westlich Sawetnoje), mit ihrem motorisierten Kav.Rgt. bei Sjmowniki. Von der 18. rum. Div. war ein Inf.Rgt. in Gontscharowskij eingetroffen.


    Da sich die Nachrichten vom Einrücken neuer Truppen in die russ. Stellungen bei Tudutow verdichteten, aber noch nicht zu erkennen war, ob es sich dabei um Verstärkungen oder lediglich um Ablösungen handelte – die Aussagen der eingebrachten Gefangenen und die Feststellungen der Erdaufklärung widersprachen sich in dieser Hinsicht einstweilen noch –, anderseits mit feindlichen Angriffen am russischen Revolutionstage (07.11.) gerechnet werden musste, wurde angeordnet, dass die eine leichte Art.Abt. der 29. Inf.Div. (mot), die z.Zt. bei der 371. Inf.Div. eingesetzt war, zurückgezogen wurde. Bei der Masse der 29. Inf.Div. (mot) in dem Rastraum befand sich im Augenblick nicht ein einziges Geschütz.
    Das IV. A.K. erhielt Weisung, dass ihm die 29. Inf.Div. (mot) nur für die Vorbereitung und Durchführung des Unternehmens "Grüne Heide" voll unterstände, dass es im übrigen aber bei der am 08.10. getroffenen Regelung [vgl. Anl. 575 (C1)] bliebe. [Anl. 619 (C1)]


    Die unzweckmäßige Verwendung von Reserven an verschiedenen Stellen der Armeefront in der letzten Zeit gab dem Oberbefehlshaber Anlass, in einem Schreiben an die Kommandierenden Generale und den Kommandeur der 16. Inf.Div. (mot) auszuführen, dass das Ausscheiden von größerer Reserven – in Regiments –, ja selbst schon in Bataillonsstärke – bei der derzeitigen geringen Gefechtsstärken nicht mehr den Erfordernissen des Kampfes entspräche. Es sei zweckmäßiger, alle verfügbaren Kräfte in die vordere Linie zu nehmen und diese dadurch um so sicherer zu halten. Gegenstöße der – meist weiter abgesetzten – Reserven kämen erfahrungsgemäß zu spät, um verloren gegangene Stellungen schnell wieder zu gewinnen. Richtig und in unseren gegenwärtigen Stärken entsprechend sei dagegen, wenn die Regimenter und Bataillone über kleine Reserven – Züge oder Kompanien – verfügten, die, nahe herangehalten, sofort und ohne Zeitverlust zum Gegenstoß antreten könnten. [Anl. 281 (C2)]


    Die Neuregelung der Versorgung war vom Generalquartiermeister folgendermaßen getroffen worden:
    1.) A.O.K. 6 versorgte 4. Pz.Armee mit allen ihr taktisch unterstellten deutschen Verbänden.


    2.) Dem O.Qu.Abschnittsstab Ilinka war die Versorgung aller bisher der 4. Pz.Armee versorgungsmäßig unterstellten rumänischen Verbände übertragen worden. Ebenso waren neu zugeführte rumänische Verbände vom Abschnittsstab Ilinka zu versorgen.


    3.) O.Qu.Abschnittsstab Don übernahm die bisherigen Versorgungseinrichtungen des Pz.A.O.K. 4, stellte aus ihnen die Versorgung des Abschn.Stabes Ilinka sicher und stützte die Versorgung des A.O.K. 6 durch Bahnzuführung nach Tinguta.


    4.) Versorgung der 16. Inf.Div. (mot) wie bisher durch O.Qu. Heeresgruppe A. [Anl. 173 (C4)


    06.11.1942
    Wetter: nachts Frost, tagsüber bedeckt.
    Straßen- und Wegezustand: bis zum Nachmittag unverändert, dann Verschlechterung mit zunehmenden Regen.
    Auch in der Nacht vom 05./06.11. war die feindliche Fliegertätigkeit rege: 98 Einflüge, Schwerpunkt wieder bei der 371. Inf.Div., auch auf die Bahnhöfe Abganerowo und Tinguta erfolgten wieder die üblichen Bombenwürfe.
    Bei Chalchutta wies die 16. Inf.Div. (mot) zwei von Norden und Osten geführte schwächere Feindvorstöße ab.
    Gegen die 2. rum. Div. stießen die Russen südwestlich Bol. Tschapurniki und an der Nordfront vor, während sich gegen den rechten Flügel der 20. rum. Div. südwestlich Bhf. Tundutow vier Vorstöße in Kp.-Stärke richteten.
    Alle Vorstöße wurden abgewehrt.
    Während der ganzen Nacht war Motorenlärm aus Tscherwlennowka und Iwanowka zu hören; die eigene Artillerie belegte beide Orte mit Störungsfeuer.
    Auch im Verlauf des 06.11. hielt die etwas regere Tätigkeit des Russen an. Die 16. Inf.Div. (mot) bekämpfte durch zusammengefasstes Feuer Feindansammlungen ostwärts Chalchutta. Die 20. rum. Div. hatte einen Feindangriff in Bataillonsstärke – abermals südwestl. Bhf. Tundutow – abzuwehren, dem nach Einbruch der Dämmerung noch ein weiterer Vorstoß an gleicher Stelle folgte. Gegen die 371. Inf.Div. fühlte der Gegner mit Stoßtrupps in Kuporosnoje-Süd vor.
    Diese verstärkte Gefechtstätigkeit sowie beobachtete Bewegungen vor der Front der 16. Inf.Div. (mot) ließen neue Angriffe des Gegners möglich erscheinen, und zwar sowohl gegen die 16. Inf.Div. (mot) als auch besonders gegen die inneren Flügel der 2. und 20. rum. Division. Gefangenenaussagen sprachen von einem für den 07.11. – Jahrestag der bolschewistischen Revolution – geplanten Angriff.


    Am Vormittag begab sich der Chef Pz.A.O.K. 4 zur 297. Inf.Div., zu den Gefechtsständen der Regimenter 15 und 523 sowie zum Gen.Kdo. IV. A.K., um sich über Lage und Gelände zu unterrichten. Dabei kamen verschiedene Wünsche der Truppe hinsichtlich geistiger Betreuung – Beleuchtung, Zeitungen, Spiele – zur Sprache, die das Pz.A.O.K. wenigstens zum Teil zu erfüllen suchte. In taktischer Hinsicht stellte sich heraus, dass das Inf.Rgt. 15 nur ein Bataillon unter seinem Befehl in vorderer Linie hatte, während das andere Stellungsbataillon aus nicht ersichtlichen Gründen dem linken Nachbarregiment unterstellt war. Im Zusammenhang hiermit schlug der Chef Pz.A.O.K. 4 nach seiner Rückkehr dem Oberbefehlshaber vor, das Inf.Rgt. 15, das ohnehin bereits 20 Tage in Stellung war, wieder abzulösen, dafür das Inf.Rgt. 71 der 29. Inf.Div. (mot) einzusetzen und bei dieser Gelegenheit eine zweckmäßigere Gliederung der Verbände durchzuführen. Der Oberbefehlshaber stimmte diesem Vorschlag zu und ordnete an, dass die Ablösung mit der Maßgabe durchzuführen war, dass alle Teile des Rgts. 71 in vordere Linie kamen und der 371. Inf.Div. eine gewisse Entlastung zuteil wurde. Der Austausch sollte jedoch erst erfolgen, wenn die bevorstehenden kritischen Tage, an denen mit stärkeren feindlichen Angriffen gerechnet werden musste, vorüber waren.


    In einem Schreiben an die O.Qu.Abteilung verabschiedete sich der Oberbefehlshaber von den aus dem Stabe des Pz.A.O.K. 4 ausscheidenden Offizieren, Unteroffizieren und Mannschaften der O.Qu.Abteilung. [Anl. 282 (C2)]


    (...)
    Fortsetzung folgt.
    __________
    MfG Uwe

  • 07.11.1942
    Wetter: während der Nacht zunächst noch starker Regen, dann Frost; tagsüber klar, kalt, windig.
    Straßen- und Wegezustand: wieder befahrbar.
    Abgesehen von feindlicher Spähtrupptätigkeit vor der Front der 20. rum. Div. südwestlich Tundutow verlief die Nacht ruhig.
    Der 07.11. brachte an der ganzen Armeefront keine nennenswerten Kampfhandlungen. Der erwartete Feindangriff blieb aus.


    Wie schon erwähnt, schied die Oberquartiermeister-Abt. aus dem Stabe der 4. Pz.Armee aus, um in den Stab des A.O.K. 11 eingegliedert zu werden. Es verblieb dem Pz.A.O.K. 4 lediglich eine Quartiermeister-Abt., die auf Antrag des Pz.A.O.K. genehmigt worden war und lediglich die zur Überwachung der Versorgung notwendigsten Organe umfasste. Die Versorgung der Truppen der 4. Pz.Armee erfolgte ab dem 07.11. durch die 1. Pz.Armee [16. Inf.Div. (mot)], rum. 4. Armee
    (VI. rum. A.K. einschließlich 5. und 8. rum. Kav.Div.) und 6. Armee (Armeetruppen und IV. A.K.). Es blieb abzuwarten, ob sich diese an und für sich nicht recht glückliche Lösung nicht zum Nachteil für die Truppe auswirkte. [Vgl. Anl. 173 (C4)!]
    Der Chef Pz.A.O.K. 4 hielt in Schelestow einen Abschiedsappell für die ausscheidenden Unteroffiziere und Mannschaften ab und sprach anschließend die versetzten Offiziere der O.Qu.Abt. und überbrachte ihnen die Abschiedsgrüße des Oberbefehlshabers.


    VI. rum. A.K. meldete auf den Befehl des Pz.A.O.K. 4 für den Ausbau der Winterstellung vom 22.10. [vgl. Anl. 594 (C1)] hin, dass nach genauer Prüfung des gegenwärtigen Stellungsverlaufes der Divisionen keine Änderungen vorgeschlagen hatte, da "die Feuerpläne gut dem Gelände angepasst" seien.
    Um die Stellung zu verbessern und gleichzeitig die Truppenfürsorge zu erhöhen, wäre es gut, in die Stellung die Dörfer Ungn-Terjatschi und Dubowyj Owrag einzubeziehen. [Anl. 619a (C1)]


    08.11.1942
    Wetter: Frost, klar, scharfer N.O.-Wind.
    Straßen- und Wegezustand: unverändert.
    Während der Nacht wieder regere feindl. Fliegertätigkeit – 58 Einflüge – mit Bombenwurf, Schwerpunkt bei der 371. Inf.Div.
    Auf der Erde hatten die 4., 2. und 20. rum. Div. zahlreiche Feindvorstöße in Zug- bis Kp.-Stärke abzuwehren, und zwar 4. südlich Mal. Derbety, 2. Div. an ihrer Nordfront und 20. rum. Div. südwestlich Bahnhof Tundutow.
    Am Tage verhielt sich der Gegner im wesentlichen ruhig; ein unbedeutender Vorstoß in Zugstärke war gegen den linken Flügel der 2. rum. Div. südwestl. Bhf. Tundutow gerichtet.
    Die 8. rum. Kav.Div. übernahm den Befehl über den Abschnitt Omn-Kerjultschi – Alzyn-Chutinskij; die dort stehenden Teile der 16. Inf.Div. (mot) wurden abgelöst.
    Gen.Kdo. rum. VII. A.K., das sich im Eisenbahn- und Landmarsch nach Kotelnikowo befand, wurde dem Pz.A.O.K. 4 unterstellt. [620 (C1)]
    Pz.A.O.K. 4 meldete der Heeresgruppe B, dass es dem Gen.Kdo. rum. VII. A.K die 5. und 8. rum. Kav.Div. unterstellen werde. [621 (C1)]
    D.V.K. 2 beim rum. A.O.K. 4 wurde gebeten, das Gen.Kdo. bei Eintreffen anzuweisen, sein Hauptquartier nach Sawetnoje zu legen und den Leiter des D.V.K. baldigst nach Werchne Zaryzinskij in Marsch zu setzen. [Anl. 622 (C1)]


    Gelegentlich einer Telefonunterhaltung des Ia Pz.A.O.K. 4 mit dem 1. Gen.St.Offz. der 14. Pz.Div. über die Räumung von Aksai durch die noch dort befindlichen Teile der 14. Pz.Div. schilderte der Gen.St.Offz. der 14. Pz.Div. den Zustand seiner Division, die völlig abgekämpft sei, sodass sie für einen Einsatz bei "Herbstreise" nicht in Frage kommen könne.
    11.45 Uhr
    Bei der Mittagsorientierung um 11.45 Uhr teilte der Ia der H.Gr. B mit, dass für den Fall des Eintretens einer Krise bei der 3. rum. Armee, gegen die ein starker Feindangriff bevorzustehen scheine, mit einem sofortigen Wegziehens
    der 29. Inf.Div. (mot) gerechnet werden müsse. Pz.A.O.K. 4 solle demgemäß die erforderlichen Maßnahmen treffen, damit die eingesetzten Teile der Division innerhalb kürzester Zeit herausgezogen werden könnten.
    Ein entsprechender Befehl des Pz.A.O.K. 4 an des IV. A.K. erging um 12.45 Uhr. [Anl. 623 (C1)]


    Auf einen Befehl des O.K.H./Gen.Qu. hin hatte die 29. Inf.Div. (mot) auf vier Verbrauchssätze aufgefüllt werden sollen. (Tatsächlich war die Auffüllung bisher erst auf knapp 2,5 V.S. durchgeführt worden; an Diesel-Treibstoff war sogar noch erheblich weniger vorhanden.) Nach einem Fernschreiben der H.Gr. B war ein Anreißen dieser Verbrauchssätze nur mit Genehmigung des O.K.H. zulässig und ggf. rechtzeitig dort zu beantragen. [Anl. 624 (C1)]


    Generalmajor Stumpffeld, Arko 144, der mit den gesamten Artillerievorbereitungen für "Herbstreise" beauftragt worden war, trug dem Oberbefehlshaber das Ergebnis seiner bisherigen Erkundungen usw. vor. Dabei kam in der Hauptsache zur Sprache, dass die Artilleriestellungen und vor allem die Beobachtungsverhältnisse zu Beginn des Angriffs nicht besonders günstig waren. Es kam daher nach Ansicht des O.B. darauf an, möglichst schnell das Höhengelände um 102.3 zu gewinnen und damit die nötigen B-Stellen für die Weiterführung des Kampfes möglichst frühzeitig in die Hand zu bekommen. Gen.Maj. Stumpffeld trug dann die bisherigen artilleristischen Erkundungsergebnisse vor.
    Danach schien sich der Feind im Raume um Beketowka artilleristisch nach Süden aufgelockert zu haben. Da dieses Erkundungsergebnis aber nur sehr bedingt mit den Beobachtungen und Meldungen der Truppe an den bisherigen Hauptkampftagen übereinstimmte und anscheinend gerade an Tagen, an denen der Gegner seine gesamte artilleristische Kraft entfaltet hatte, die Zahl der erkundeten Feindbatterien besonders gering war, ordnete der Oberbefehlshaber an, die Erkundung mit allen Mitteln fortzusetzen, um baldmöglichst ein wirklich klares Bild über die russische Artillerie zu erhalten.
    Auch alle übrigen Vorbereitungen für "Herbstreise" – Vermessungen usw. – waren fortzusetzen.


    Der Oberbefehlshaber richtete ein Schreiben an die Kommandierenden Generale, in dem er zu dem immer mehr um sich greifenden "Beitreibungswesen" Stellung nahm und nunmehr dringendst um Abstellung ersuchte. [Anl. 282a (C2)]


    09.11.1942
    Wetter: heiter, Frost, scharfer Wind.
    Straßen-und Wegezustand: unverändert.
    In der Nacht vom 08./09.11. erfolgten 82 Feindeinflüge mit Bombenwürfen auf H.K.L. und Hintergelände, insbesondere bei der 371. Inf.Div. Späh- und Stoßtrupptätigkeit des Gegners vor 2. rum. Div. westlich Dubowyj-Owrag und an der Nordfront, bei 20. rum. Div. südwestlich Bhf. Tundutowo und nördlich der Karpowka; bei 371. Inf.Div. wurde ein feindlicher Spähtrupp vernichtet.
    Tagsüber an der ganzen Armeefront keine besonderen Kampfereignissen.
    Nach Feststellungen eigener Aufklärer und Jäger hatte der Russe sein Zeltlager bei Krassnyj Chuduk – ca. 90 km westlich Astrachan – abgebrochen. Der bisher dort befindliche Flugplatz war seit 08.11. nicht mehr belegt. Da auch verstärkter Kfz-Verkehr auf Straße Chalchutta – Astrachan mit Schwerpunkt in ostwärtiger Richtung festgestellt worden war, erschien es möglich, dass der Gegner die Masse seiner Kräfte nach Osten zurückzog.
    Eine Bestätigung der Luftaufklärung durch Erdaufklärung lag noch nicht vor. Vor dem rechten Flügel des rum. VI. A.K. stellte die Aufklärung der 8. rum. Kav.Div. den Raum bis zur Linie Tarumta-See – Br. Ewin Zaga – Sag als feindfrei fest.


    Anlässlich des Gedenktages für die Gefallenen der Bewegung richtete um 11.30 Uhr der Oberbefehlshaber bei einem Appell an die versammelten Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften der in Werch. Zaryzinskij liegenden Teile des Stabes, Pz.Armee-Nachrichten-Rgts. 4 und Brückenbau-Bataillons 21 eine Ansprache.


    Verschiedene dem Pz.A.O.K. 4 zu Ohren gekommene Klagen des rum. A.O.K. 4, die aber völlig unberechtigt waren, veranlassten den Chef Pz.A.O.K. 4 zu einem längeren Schreiben an den Chef des deutschen Verbindungsstabes
    beim rum. A.O.K. 4.


    Pz.A.O.K. 4 befahl mit Ia Nr. 3712/42 g.Kdos. den Einsatz des Generalkommandos des rum. VII. A.K.
    Aufgabe des Korps, dem die 8. und 5. rum. Kav.Div. unterstellt wurden, war es, die Lücke zwischen dem Nordflügel der 16. Inf.Div. (mot) nördlich Tschilgir und dem Südflügel des rum. VI. A.K. (4. rum. Div.) zu sichern. Hierzu war mit einen verstärkten Regiment der 8. rum. Kav.Div. der Stützpunkt Omn-Kerjultschi zu halten; die Masse dieser Division sollte im Raume Gjurwe (35 km südwestlich Omn-Kerjultschi) – Keke Buluk – Ssukta-Salin Sala so bereitgehalten werden, dass sie jederzeit zur Verstärkung des Stützpunktes Omn-Kerjultschi oder beiderseits desselben zur Verhinderung feindlicher Durchbrüche eingesetzt werden konnten. Mit der 5. rum. Kav.Div. war ein Vorgehen des Feindes aus den Seenengen südlich Chanata heraus nach Süden und über Schebenery gegen Flügel und Flanke des VI. rum. A.K. zu verhindern; dazu waren die Höhen um Scharnud festzuhalten.


    Im übrigen war durch laufende Spähtrupptätigkeit die Verbindung zwischen dem Nordflügel der 16. Inf.Div. (mot) und dem Südflügel des VI. rum. A.K. sicherzustellen.
    Die Befehlsübernahme hatte am 12.11. um 08.00 Uhr zu erfolgen. [Anl. 625 (C1)]


    Mittags befahl H.Gr. B fernmündlich den Abmarsch der 29. Inf.Div. (mot) in den Raum um Kalatsch, von wo aus die Division dann zur 3. rum. Armee weitergeleitet werden sollte. Ebenso war das Gen.Kdo. XXXVIII. Pz.Korps zur vorübergehenden Verwendung im Bereich des rum. A.O.K. 3 sofort marschbereit zu machen, Abmarsch am 10.11. früh morgens.
    Pz.A.O.K. 4 erließ nach vorheriger telefonischer Benachrichtigung von 13.50 Uhr ab die erforderlichen Befehle an XXXXVIII. Pz.Korps, IV. A.K. und 29. Inf.Div. (mot). Sie besagten u.a., dass die noch im Bereich des IV. A.K.
    eingesetzten Teile der 29. Inf.Div. (mot) [das Inf.Rgt. 15, zwei Art.Abtlg. und die Flak-Abt.] in der Nacht vom 09./10.11. aus der Front herauszulösen und ihrer Division zuzuführen waren.
    Der Abmarsch der 29. Inf.Div. (mot) sollte am 10.11. um 05.00 Uhr beginnen. [Anl.626, 627 und 628 (C1)]


    Gelegentlich der Nachmittagsorientierung der Heeresgruppe beantragte der Chef Pz.A.O.K. 4 erneut, dass der 4. Pz.Armee an Stelle der 29. Inf.Div. (mot) wenigstens die nicht eingesetzten Panzer einer mit ihren übrigen Teilen in Stalingrad kämpfenden Schnellen Division zur Verfügung gestellt würden. Die Armeefront war jetzt durch den Wegfall aller Reserven derart geschwächt, dass die Lager der Pz.Armee bei einem ernsthafteren feindl. Angriff sehr gespannt sein konnte. Oberst i.G. Winter (Ia der Heeresgruppe) erwiderte, dass Maßnahmen im Sinne des Vorschlags des Pz.A.O.K. 4 auch von der Heeresgruppe bereits erwogen worden, im Augenblick aber noch nicht möglich seien, da man z.Zt. einige Besorgnis wegen der Nordfront der Heeresgruppe habe. Vielleicht wäre später etwas derartiges möglich. Einstweilen müsse sich die 4. Pz.Armee eine eigene Reserve aus den neu überwiesenen rumänischen Kräften schaffen.
    Einstweilen stellt sich Pz.A.O.K. 4 die bisher beim IV. A.K. eingesetzte Sturmgeschütz-Abteilung 243 im Raum südlich Plantator zu seiner eigenen Verfügung bereit. [Anl. 629 (C1)]


    Gegen 19.00 Uhr teilte Heeresgruppe B mit, das der Abmarsch des Gen.Kdos. XXXXVIII Pz.Korps und der 29. Inf.Div. (mot) einstweilen zu unterbleiben habe.
    Pz.A.O.K. 4 beließ es jedoch bei der befohlenen Herausziehung der beim IV. A.K. eingesetzten Teile der 29. Inf.Div. (mot). Dagegen wurde der Befehl zur Bereitstellung der Sturmgeschütz-Abt. 243 aufgehoben, sie verblieb beim IV. A.K. [Anl. 630 (C1)]
    Gegen 22.00 Uhr rief indessen der Ia der H.Gr. nochmals an: Nunmehr sollte doch der Kommandierende General des XXXXVIII. Pz.Korps mit dem engsten Führungsstab am 10.11. persönliche Verbindung mit dem rum. A.O.K. 3 in Tschernytschewskaja aufnehmen, "um gegebenenfalls den Einsatz rum. Pz.Divisionen zum Gegenangriff nach Weisungen des rum. A.O.K. 3 leiten zu können". [Anl. 631 (C1)]


    (...)
    Fortsetzung folgt.
    __________
    MfG Uwe

  • 10.11.1942
    Wetter: klares Frostwetter (-16 Grad).
    Straßen- und Wegezustand: unverändert.
    Die feindliche Fliegertätigkeit war während der Nacht vom 09./10.11. etwas geringer: 55 Feindeinflüge; Bombenangriffe wieder auf H.K.L. und Hintergelände, Schwerpunkt bei der 297. und 371. Inf.Div., ein Angriff auch auf Bahnhof Abganerowo.
    Die Stoß- und Spähtrupptätigkeit des Gegners war bei 1., 2. und 20. rum. Div. wieder rege.
    Ein nach mehrstündiger Artillerievorbereitung um 05.00 Uhr gegen den rechten Flügel der 20. rum. Div. von zwei Kompanien vorgetragener Feindangriff blieb im Abwehrfeuer der eigenen Artillerie 500 bis 800 m vor der H.K.L. liegen.
    Der Tag verlief im ganzen Armeebereich ohne wesentliche Kampfhandlungen. Ein erneuter Luftangriff auf Bhf. Abganerowo verursachte keinen Schaden.


    Die 29. Inf.Div. (mot), die nach dem gestrigen Befehl des Pz.A.O.K. 4 [vgl. Anl. 630 (C1)] vom 10.11. ab unter den Befehl des XXXXVIII. Pz.Korps treten sollte, wurde, da das Gen.Kdo. XXXXVIII. Pz.Korps inzwischen zur 3. rum. Armee übergetreten war, der Pz.Armee unmittelbar unterstellt. [Anl. 632 (C1)]
    Heeresgruppe B befahl durch Fernschreiben, dass die 29. Inf.Div. (mot) bis auf weiteres derart marschbereit zu halten war, dass sie auf das Stichwort "Herbstreise" innerhalb kürzester Frist über Kalatsch in Richtung Perelasowskij zur rumänischen 3. Armee abmarschieren konnte. [Anl. 633 (C1)]


    Gelegentlich der Mittagsorientierung bat der Chef Pz.A.O.K. 4 die Heeresgruppe um die Genehmigung zur Durchführung eines Unternehmens des VI. rum. A.K. gegen Dubowyj-Owarag.
    Das Unternehmen sollte erst nach eingehender Prüfung über die Erfolgsaussichten usw. stattfinden.
    Heeresgruppe erklärte sich einverstanden.


    Der Leiter des D.V.K. 17 beim Gen.Kdo. rum. VII. A.K., Oberst Gerhart, meldete, dass der Kom. General darum bäte, das Kommando über die 8. und 5. rum. Kav.Div. erst einige Tage später, als vom Pz.A.O.K. 4 in dem
    Befehl vom 09.11. [Anl. 625 (C1)] angeordnet, übernehmen zu dürfen, da sich das Eintreffen der Korpstruppen, insbesondere der Nachrichten-Abt., infolge Betriebsstoffmangels verzögere.
    Der Oberbefehlshaber erklärte sich einverstanden.


    11.11.1942
    Wetter: bedeckt, kalt, bei 16. Inf.Div. (mot) Staubsturm.
    Straßen- und Wegezustand: unverändert.
    Während der Nacht erfolgten im Armeebereich 59 Feindeinflüge mit Bombenwurf, Schwerpunkt bei der 371. Infanterie-Division. Ein nächtlicher Luftangriff auf Bhf. Abganerowo blieb ergebnislos.
    An der Nordfont der 2. rum. Div. fanden drei Erkundungsvorstöße des Gegners bis in Zugstärke statt, am linken Flügel der 297. Inf.Div. wurden zwei russische Spähtrupps abgewiesen. Sonst verlief die Naht ruhig.
    Auch am Tage kam es im ganzen Armeebereich nicht zu wesentlichen Kampfhandlungen; bei der 16. Inf.Div. (mot) lag auf Chalchutta lebhafteres Artilleriefeuer als an den Vortagen.


    Mit dem Leiter des D.V.K. 16 (VI. rum. A.K.), Oberstleutnant v. Puttkamer, wurden einige Fragen der Kampfführung, dieses Korps betreffend, besprochen:


    a) Dubowyj-Owrag: das VI. rum. A.K. hatte vorgeschlagen Dubowyj-Owrag wieder zu nehmen und es in die H.K.L. einzubeziehen (vgl. Anl. 619a (C1)!]. Pz.A.O.K. 4 war diesem Vorschlag nicht abgeneigt, da hierdurch dem Russen in diesem Gebiet die letzte Unterkunftsmöglichkeit genommen wurde und ihm ein wesentlicher Stützpunkt verloren ging, aus dem er heraus immer wieder vorstoßen konnte. Voraussetzung für die Genehmigung des Unternehmens war aber, dass dieses überraschend erfolgte, der Ort aber dabei nicht zerstört wurde und damit uns auch als Unterkunft verloren ging und dass das rum. VI. A.K. in der Lage war, ihn zu halten. Mit einer vermehrten feindl. Gefechtstätigkeit nach gelungener Wiedereinnahme von Dubowyj-Owrag musste bestimmt gerechnet werden.
    Oberstlt. v. Puttkamer erhielt den Auftrag, in diesem Sinne die Angelegenheit mit dem Kommandierenden General des VI. rum. A.K. zu besprechen und bald weitere Vorschläge zu machen.


    b) Reserven beim VI. rum. A.K.: durch den Einsatz der 18. rum. Div. war nunmehr erreicht, dass sich bei allen rum. Infanterie-Divisionen je ein Inf.Rgt. in Reserve befand; es bestand so die Möglichkeit, die übrigen Regimenter im regelmäßigen Wechsel herauszulösen und ihnen die so sehr verdiente Ruhe zu gewähren. Die 4. Pz.Armee legte im Interesse der vollen Wiederherstellung der Schlagkraft aller rumänischen Divisionen Wert darauf, dass diese Maßnahme beibehalten wurde. Es wurde aber ausdrücklich betont, dass sich sobald sich die Lage zuspitzte, die betreffenden Regimenter, ohne einen weiteren Befehl abzuwarten, zur Verstärkung der vorderen Linien einzuschieben waren.


    c) Verlegung der linken Abschnittsgrenze des VI. rum. A.K. zu Gunsten des IV. A.K. an die Karpowka bei Andrejewka: es muss damit gerechnet werden, dass die 29. Inf.Div. (mot) der 4. Pz.Armee genommen wurde. In diesem Fall standen keine Reserven mehr zur Verfügung. Um solche zu bekommen, v.a. aber, um das IV. A.K. im Falle neuer Feindangriffe eine Entlastung geben zu können, war eine Verengung seines Abschnitts erforderlich. Nur auf diese Weise ließen sich dort neue Reserven schaffen. Das VI. rum. A.K. musste also damit rechnen, dass sehr plötzlich eine Verbreiterung seines Abschnitts befohlen werden musste, und hatte sich jetzt schon zu überlegen, wie diese durchzuführen war.


    Was die Bildung neuer Reserven nach einem etwaigen Abrücken der 29. Inf.Div. (mot) anbelangte, so teilte der Ia der Heeresgruppe B gelegentlich der Abendorientierung dem Chef Pz.A.O.K. 4 mit, das O.K.H. habe angeordnet,
    dass die 4. Pz.Armee sich in diesem Falle eine Reserve aus den rumänischen Verbänden – insbesondere aus den neu eingetroffenen (18. Inf.Div., mot-Regimenter der der 8. u. 5. Kav.Div.) – schaffen solle.
    Der Chef Pz.A.O.K. 4 erwiderte, dass einstweilen nur ein mot-Regiment eingetroffen sei das überdies nur aus zwei Schwadronen bestehe und das man vom Südflügel des rum. VI. A.K. nicht wegziehen könne.
    Ein entsprechender Befehl der Heeresgruppe zur Bildung neuer Reserven im Falle des Abrückens der 29. Inf.Div. (mot) traf am 12.11. um 00.50 Uhr ein. [Anl. 635 (C1)]


    Nach einem um 11.55 Uhr eingehenden Fernschreiben der Heeresgruppe B hatte das O.K.H. nunmehr endgültig entschieden, dass die 16. Inf.Div. (mot) im bisherigen Einsatzraum zu belassen und Chalchutta als
    vorgeschobener Stützpunkt in die Winterstellung einzubeziehen war. [Anl. 634 (C1)]


    12.11.1942
    Wetter: Frost, Ostwind.
    Straßen- und Wegezustand: unverändert.
    Die Nacht brachte wieder zahlreiche Feindvorstöße in Gruppen- oder Zugstärke: bei der 1. rum Div. südlich des Zaza-Sees sowie zwischen Zaza- und Ssarpa-See, bei der 2. rum. Div. südlich und südwestlich von Bol. Tscharpuniki und am rechten Flügel der 20. rum. Div. südwestlich Bhf. Tundutow. In der Morgendämmerung fühlte der Gegner in Stärke von etwa 60 Mann gegen den linken Flügel der 297. Inf.Div. vor. Er wurde in allen Fällen abgewiesen.
    Die Lufttätigkeit war geringer, als in den vorangegangenen Nächten: 22 Feindeinflüge, Schwerpunkt bei 371. Inf.Div., ergebnislose Bombenabwürfe auf Bhf. Abganerowo.
    Am Tage griff der Russe den Nordabschnitt der 2. rum. Div. in Gegend 7 km südostwärts Bhf. Tundutow nach stärkerer Artillerie- und Granatwerfervorbereitung mit etwa zwei Bataillonen an. An einer Stelle gelang ihm ein Einbruch in etwa Zugstärke, doch konnte die H.K.L. im Gegenstoß wieder gewonnen werden. Auch einen erneuten Einbruch um 18.30 Uhr 3 km südostwärts Bhf. Tundutow vermochten die Rumänen durch Gegenstoß zu bereinigen. Auf Chalchutta fand ein russischer Schlachtfliegerangriff mit Jagdschutz statt.
    Im übrigen Pz.Armeebereich km es nicht zu besonderen Kampfhandlungen.


    Entsprechend der Entscheidung des O.K.H., dass die 16. Inf.Div. (mot) im jetzigen Einsatzraum verbleiben und ihre Winterstellung bei Jaschkul einschließlich des vorgeschobenen Stützpunktes Chalchutta zu halten hatte, befahl Pz.A.O.K. 4 die hierzu erforderlichen Einzelheiten: Im Stützpunkt Chalchutta Belassung von soviel Kräften, wie es die Versorgung im Winter gestattete, um Utta Bereitstellung einer beweglichen Kampfgruppe, um nötigenfalls die Kräfte bei Chalchutta zu verstärken oder zu deren Entlastung Angriffe mit begrenztem Ziel durchführen zu können. Im übrigen sollte sich die Division in der Winterstellung bei Jaschkul zur Verteidigung einrichten.
    Für die Pz.Abteilung 116 waren heizbare Unterkünfte zu schaffen, die ihren Einsatz auch im Winter gestattete. [Anl. 636 (C1)]


    Entsprechend Führerbefehl vom ... befahl Pz.A.O.K. 4 den Bau von heizbaren Unterstellmöglichkeiten für Panzer bzw. Sturmgeschütze usw. in allen Korpsabschnitten. [Anl. 637 (C1)]


    Der Pz.Armeebefehl Ia Nr. 3769/42 geh. setzte für den Fall eines Abmarsches der 29. Inf.Div. (mot) ["Winterstürme"] eine neue Abschnittsgrenze zwischen rum. VI. A.K. und IV. A.K. fest, und zwar Blininkow (IV. A.K.) – Andrejewka
    (rum. VI. A.K.) – Iwanowka (rum. VI. A.K.) – Höhe 111.6 (IV. A.K.). Sofort nach der Durchführung "Winterstürme" hatte rum. VI. A.K. ein Inf.Regiment der 2. rum. Div. in den Raum südlich Nariman zu verlegen,
    IV. A.K. das Inf.Rgt. 91 der 20. rum. Div. im Raume um Pestschanka bereitzustellen, beide Regimenter zur Verfügung der 4. Pz.Armee. Die Sturmgeschütz-Abteilung 243 sollte mit Ausgabe des Stichwortes "Winterstürme"
    bei Verbleiben im derzeitigen Rastraum unter unmittelbaren Befehl von Pz.A.O.K. 4 treten. [Anl. 638 (C1)]


    (...)
    Fortsezung folgt.
    __________
    MfG Uwe

  • 13.11.1942
    Wetter: wechselnd bewölkt, Frost, Ostwind.
    Straßen- und Wegezustand: unverändert.
    In der Nacht gelang es einer etwa 60 Mann starken Feindabteilung, 3 km südostwärts Bhf. Tundutowo, erneut in die H.K.L. der 2. rum. Div. einzudringen, doch wurde der Gegner im sofortigen Gegenstoß wieder herausgeworfen.
    Sonst geringe feindliche Spähtrupp- und mäßige Fliegertätigkeit (47 Einflüge, meist ohne Bombenwurf).
    Am Tage führte ein verstärktes Bataillon der 16. Inf.Div. (mot) ein erfolgreiches Unternehmen gegen stärkeren Feind im Raum 25 km südlich Chalchutta durch. In Viehkolchose Komintern (28 km südwestlich Chalchutta) wurde die feindliche Besatzung vernichtet, 105 Gefangene eingebracht und zwei Pak sowie ein MG erbeutet. Da sich herausstellte, dass die Viehkolchosen Kalinina (18 km südsüdwestlich Chalchutta) und Budenogo (27 km südsüdostwärts Chalchutta) stärker besetzt waren – dabei auch Panzer -, wurde das Unternehmen nicht weiter fortgesetzt.
    Auch an der übrigen Armeefront war die Gefechtstätigkeit am 13.11. etwas reger als an den Vortagen.
    Bei der 1. rum. Div. erfolgten zwei Feindangriffe in etwa Btls.-Stärke gegen den Abschnitt südlich des Zaza-Sees. Die 2. rum. Div. schlug einen Vorstoß des Gegners in Stärke von zwei Kompanien ostwärts der Bahn südlich Bhf. Tundutowo ab.
    Beim IV. A.K. führte der Russe gegen die Front der 20. rum. Div. je einen Angriff in Btls.-Stärke in Gegend südwestlich Bhf. Tundutowo und im Karpowka-Tal ostwärts Andrejewka; beide blieben im deutschen Artilleriefeuer vor der H.K.L. liegen. Ein dritter – ebenfalls vergeblicher – Feindvorstoß – diesmal in Kp.-Stärke – erfolgte am Nachmittag hart südlich der Karpowka. Der Feind setzte seine Erkundungstätigkeit auf der Naht zwischen rum. VI. A.K. und IV. A.K. also im verstärktem Umfang fort.
    Eigene Spähtruppunternehmungen fanden bei der 8. rum. Kav.Div. und 371. Inf.Div. statt.
    Seitens des Oberkommandos der Heeresgruppe B wurde Pz.A.O.K. 4 erneut darauf hingewiesen, dass die 29. Inf.Div. (mot) ständig abmarschbereit gehalten werden müsse. Die 4. Pz.Armee hatte sich für den Fall des Abmarsches
    der 29. Inf.Div. (mot) neue Reserven zu schaffen und diese zu melden [vgl. Anl. 635 (C1)]. Diese Lage gab im Zusammenhang mit den erkannten feindliche Angriffsabsichten vor der 3. rum. Armee (westlich der 6. Armee) Veranlassung zur Niederschrift einer "Beurteilung der Lage vor 4. Pz.Armee" durch den Chef Pz.A.O.K. 4, die mit Ergänzungen durch den Oberbefehlshaber und der geforderten Meldung über die beabsichtigten neuen Reserven der H.Gr. B vorgelegt wurde.
    Die Lagebeurteilung ging von den vom Gegner im größeren Umfange vorgenommenen Umgruppierungen und die Heranführung stärkerer Kräfte in den Raum um Beketowka – Krasnoarmejsk sowie in der Steppe vor die Ostfront
    des rum. VI. A.K. aus. Es war nicht anzunehmen, dass der Feind diese Kräfte nur herangeführt hatte, um seine Abwehr zu verstärken. Es musste vielmehr mit mehreren neuen Truppenverbänden und mit der Absicht des Feindes, stärkere Angriffe gegen die 4. Pz.Armee zu führen, gerechnet werden. Hierfür ergaben sich folgende Möglichkeiten:
    a) Angriff aus dem Raume ostwärts Mal. Derbety – Zaza über die Bahn Bhf. Abganerowo – Bhf. Tinguta in Richtung Nish. Tschirskaja, um zu einem Zusammenwirken mit den gegen die 3. rum. Armee angesetzten Verbände zu kommen.
    Hierfür waren allerdings wohl noch nicht genügend starke Kräfte vorhanden, sodass dieser Angriff zur Zeit noch nicht wahrscheinlich war.


    b) Angriff gegen die Ostfront des IV. A.K. zwischen Tscherwlenowka und Jalchi, um in einer Operation mit enger gesteckten Zielen in Richtung Kalatsch mit den gegen die 3. rum. Armee angesetzten Verbänden zusammenzuwirken.
    Für eine solche Operation verfügte der Feind im Raume Krasnoarmejsk – Beketowka – Iwanowka über genügend Kräfte.


    c) Wiederholung des Angriffs gegen die Nordfront des IV. A.K. zwischen Jalchi und der Wolga mit stärkeren Kräften. Sie war sehr wahrscheinlich, da der Gegner nach Lage der Dinge hoffen konnte, durch einen Durchbruch in
    nördlicher bzw. nordwestlicher Richtung gegen und über die Bahn Stalingrad – Bhf. Bessargino seinen in Stalingrad schwer ringenden Kräften eine fühlbare Entlastung bringen zu können.


    In dem Ergänzungsschreiben führt der Oberbefehlshaber aus, dass den verschiedenen Angriffsmöglichkeiten durch eine größtmögliche Verstärkung der vorderen Linie zwischen der Gegend ostwärts Plodowitoje und der Wolga Rechnung getragen worden sei. Aus diesem Grunde sei auch von der Bildung größerer Korps- und Divisions-Reserven Abstand genommen worden. Die Panzerarmee habe in den letzten Kämpfen sowohl bei den deutschen wie auch bei den rumänischen Verbänden immer wieder die Erfahrung gemacht, dass sofortige Gegenstöße kleiner örtlicher, d.h. Regiments- oder Bataillons-Reserven eher ein Halten der Stellung verbürgten, als spätere vorbereitete Gegenangriffe stärkerer Reserven.
    Es folgte eine Zusammenstellung der für den Fall des Abrückens der 29. Inf.Div. (mot) vorgesehenen Maßnahmen [vgl. hierzu Anl. 638 (C1)], die aber, wie der O.B. betonte, kein Ersatz für die 29. Inf.Div. (mot) sein könnten. Eine Schnelle Division sei bei einer derartigen breiten Front, wie der der 4. Pz.Armee, die zu 7:10 durch Rumänen besetzt war, nicht zu entbehren. Für den Fall eines feindl. Angriffs an der Nordfront wurde die Zuführung von zwei leichten und einer schweren Feldhaubitz-Abt. der Angriffsartillerie Stalingrad beantragt. [Anl. 639 (C1)]
    Hauptzweck dieser Vorlage war, die vorgesetzten Stellen erneut darauf hinzuweisen, dass die Armee mit ihrer breiten Front, die zum größten Teil durch Rumänen besetzt war, ohne eine Schnelle Division in Reserve nicht auskommen konnte. Auch die mot-Regimenter der beiden rumänischen Kav.Divisionen waren – im Gegensatz zu der Ansicht der H.Gr. B – kein Ersatz dafür, da sie viel zu schwach und – wie alle der Armee unterstellten rumänischen Truppenteile – zu offensiven Aufgaben (Gegenstöße und Gegenangriffe) nicht geeignet waren.


    Das D.V.K. 16 legte eine Planpause mit der Gliederung der 1. rum. Div. nach dem Stande von 11.11.1942 vor. [Anl. 640 (C1)]
    Die Befehlsübernahme durch das Gen.Kdo. rum. VII. A.K. wurde vom Pz.A.O.K. 4 nunmehr auf den 16.11. um 08.00 Uhr festgesetzt. [Anl. 641 (C1)]
    Auf Grund des Führerbefehls Nr. 1 legte Pz.A.O.K. 4 der Heeresgruppe B eine Meldung über die Gefechts- und Verpflegungsstärken der unterstellten deutschen Divisionen vor. [Anl. 285 (C2)]


    Da nicht zu übersehen war, ob und wann die beabsichtigte Herauslösung des Pz.A.O.K. 4 erfolgte und ob nicht doch noch die Bildung der Armeegruppe Hoth – mit 16. Inf.Div. (mot), 4. rum. Armee und IV. A.K. – die ja in Erwägung gezogen worden war, durchgeführt wurde, erfolgte die Erkundung eines neuen Armee-H.Qu. und dessen Ausbau in Gegend Potjomkinskaja (35 km nördlich Kotelnikow). Für den Fall der Bildung einer Armeegruppe lag das jetzige Armee-H.Qu. (Werchne Zaryzinskij) ungünstig und viel zu weit vom Hauptquartier der 4. rum. Armee entfernt. Die Umsiedlung wurde für Anfang Dezember vorgesehen.


    14.11.1942
    Wetter: schwacher Frost, heiter.
    Straßen- und Wegezustand: befahrbar.
    Während der Nacht 58 Feindeinflüge, Schwerpunkt bei der 371. Inf.Division. Spreng- und Brandbomben auf die Bhfe. Abganerowo und Tinguta. Durch einen Tieffliegerangriff auf den Flugplatz Jaschkul wurden vier deutsche Aufklärungsflugzeuge beschädigt.
    Vor dem rechten Flügel des IV. A.K. hielt die feindl. Stoß- und Spähtrupptätigkeit bei der 20. rum. Div. auch während der Nacht an. Am linken Flügel des Korps stieß der Gegner bei der 371. Inf.Div. in Kuporosnoje an zwei Stellen jeweils in Zugstärke vor, wurde aber abgewiesen.
    Tagsüber richtete der Russe ergebnislose Vorstöße gegen die 18. rum. Div., die um 05.00 Uhr den Befehl über den Abschnitt von Südspitze Zaza-See bis südlich Bol. Tschapurniki übernommen hatte, südlich des Ssarpa-Sees sowie gegen die 2. rum. Div. 7 km südostwärts Bahnhof Tundutowo. Vor 20. rum. Div. wurden Bereitstellungen in Bataillonsstärke westlich Bhf. Tundutowo erfolgreich durch Artillerie bekämpft.
    Die 371. Inf.Div. unterstützte die benachbarte 71. Inf.Div. bei der Bereinigung eines Einbruchs in deren H.K.L. in Kuporosnoje und brachte 58 Gefangene ein.
    Umfangreiche Umgruppierungen, Einsatz neuer Verbände sowie seit heute auch Flakabwehr zwischen Zaza und Mal. Tschapurniki ergaben zwar an sich noch kein klares Feindbild,
    ließen aber doch Angriffsabsichten des Gegners möglich erscheinen.


    Gelegentlich der Lageorientierung um 11.30 Uhr wies der Chef Pz.A.O.K. 4 den Ia der Heeresgruppe B auf diese Entwicklung hin. Die Lage vor der Armeefront sei zur Zeit so, dass an allen Stellen – auch bei der 16. Inf.Div. (mot) und insbesondere IV. A.K. – mit einem starken Feindangriff gerechnet werden müsse, vielleicht im Zusammenhang mit dem erwarteten Angriff gegen die 3. rum. Armee. Es wäre für die 4. Pz.Armee sehr bedenklich, wenn ihr gerade in diesem Augenblick die 29. Inf.Div. (mot) genommen würde.


    Heeresgruppe B teilte unter Ia Nr. 3788/42 g.Kdos. Chefs. mit, das O.K.H. beabsichtige nach Bereinigung von Stalingrad (Stadtteil Chemische Fabrik "Lasur") Pz.A.O.K. 4 aus der Front herauszuziehen und abzutransportieren. Rumänisches A.O.K. 4 werde sodann den Befehl in seinem künftigen Abschnitt übernehmen. Vorgesehene Trennungslinie zwischen 4. rum. und 6. Armee: Werchne-Kumskij (6.) – Gromoslawka (6.) – Chomjakow [westl. Dubowyj-Owrag] (4. rum.) – Rajgorod (4. rum.). Änderungen, insbesondere hinsichtlich des Zeitpunktes für das Herausziehen des Pz.A.O.K. 4 seien möglich.
    [Anl. 642 (C1)]
    Der Oberbefehlshaber begrüßte die Truppenteile der 18. rum. Div. in einem an das VI. rum. A.K. gerichteten Fernschreiben. [Anl. 286 (C2)]
    Pz.A.O.K. 4 meldete der Heeresgruppe B als Absicht, dass die Befehlsübernahme des rum. VII. A.K. über 8. und 5. rum. Kav.Div. im Abschnitt Tschilgir (ausschließlich) – Scharnud (einschließlich)
    für den 16.11 um 08.00 Uhr vorgesehen sei. [Anl. 643 (C1)]
    Pz.A.O.K. 4 gab den unterstellten Korps sowie 16. und 29. Inf.Div. (mot) bekannt. dass auf Befehl der H.Gr. alle Unternehmungen, die über die im Rahmen des Aufklärungsdienstes befohlenen Stoßtruppunter-nehmungen hinausgehen und einen Kräfteeinsatz von mehr als Kompaniestärke erfordern, der Genehmigung der Heeresgruppe bedürfen. [Vergl. hierzu Anl. 617 (C1)!] Demgemäß sollten gegebenenfalls rechtzeitig die vorherige Genehmigung bei der Pz.Armee eingeholt werden.
    [Anl. 644 (C1)]
    Feindlagebericht (abgeschlossen am 13.11.), aufgestellt von Ic, siehe Anl. 179 (C4)
    24. Pz.Division übersandte ihren "5. Tätigkeitsbericht" (20.09. – 31.10.1942), siehe Anl. 12 (d)
    Der Chef des Generalstabes der Heeresgruppe B forderte vom Chef Pz.A.O.K. 4 Vorschläge für die Abhaltung von Lehrgängen zur Ausbildung Divisionsführern und Offizieren, die zu dieser Verwendung heranstehen. [Anl. 285a (C2)]
    ____________________________________________________________________
    Anmerkung: Die Ortschaften werden immer wieder im KTB uneinheitlich geschrieben.
    Siehe: Bhf. Tundutow[o] oder auch Aksai/Aksaj/Aksaij uvm.
    (...)
    Fortsetzung folgt.
    __________
    MfG Uwe

    3 Mal editiert, zuletzt von UHF51 ()

  • 15.11.1942
    Wetter: bedeckt, windig, stellenweise Nebel; Temperaturen um -2 Grad.
    Straßen- und Wegezustand: unverändert.
    Während der Nacht zum 15.11. setzte der Russe seine verstärkte Stoß- und Spähtrupptätigkeit fort. Mehrere Vorstöße erfolgten zwischen Zaza- und Sserpa-See im Abschnitt der rum. 18. Div., die 2. rum. Div. hatte zwei Stoßtruppunternehmen bis zu Zugstärke ostwärts und entlang der Bahn Bhf. Tinguta – Krasnoarmejsk zurückgeschlagen und gegen die 20. rum. Div. waren mehrere Erkundungsvorstöße jeweils in Stärke von etwa zwei Zügen südwestlich Bhf. Tundutowo, südostwärts Andrejewka und am linken Divisionsflügel gerichtet. Auch vor dem rechten Flügel der 371. Inf.Div. wurde ein feindl. Spähtrupp abgewehrt.
    Dagegen war die russische Lufttätigkeit während der Nacht unbedeutend (6 Einflüge ohne Bombenwurf).


    Um 05.30 Uhr griff der Gegner in Bataillonsstärke, unterstützt von mindestens fünf leichten Panzern, die 1. rum. Div. südlich des Zaza-Sees an. Der Angriff führte zunächst zu einem örtlichen Einbruch, doch konnte die Lage durch sofortigen Gegenstoß eines Reserve-Bataillons bis Mittag wieder hergestellt werden. Bei Abschluss des Kampfes war die H.K.L. überall wieder in eigener Hand. Ein feindlicher Panzer wurde vernichtet.
    Sechs leichte Feindpanzer, von Infanterie begleitet, stießen gegen die Mitte der 371. Inf.Div. vor, zogen sich aber auf das sofort einsetzende deutsche Artilleriefeuer hin unter Einnebelung wieder zurück. Ein russischer Vorstoß in Zugstärke entlang der Straße Beketowka – Kuporosnoje wurde ebenso abgewiesen, wie ein am Abend stattfindendes Stoßtruppunternehmen von etwa 50 Mann am Bahndamm in Kuporosnoje.
    Um 19.10 Uhr griff der Gegner nördlich der Karpowka die 20. rum. Div in Stärke von etwa zwei bis drei Bataillonen an. Nordostwärts Andrejewka gelang ihm ein begrenzter Einbruch. Im sofortigen Gegenstoß wurde der Russe wieder geworfen, sodass auch hier die H.K.L.bei Abschluss der Kämpfe wieder voll in eigener Hand war.
    Ob die russischen Vorstöße gegen die beiden Flügel des IV. A.K. mit einem etwa beabsichtigten größeren Feindangriff gegen diesen Abschnitt in Zusammenhang zu bringen waren, bedurften noch der Klärung.
    An der übrigen Armeefront fanden keine besonderen Kampfhandlungen statt.


    Der Oberbefehlshaber begrüßte das Gen.Kdo. des rum. VII. A.K. gelegentlich dessen am 16. bevorstehenden
    Befehlsübernahme durch ein entsprechendes Fernschreiben.


    Auf Grund ungünstiger Erfahrungen, die bei einer plötzlichen angeordneten Verschiebung einer Panzer-Division der Heeresreserve gemacht worden waren, machte der Oberbefehlshaber der Heeresgruppe B die Armeeoberbefehlshaber und Kommandierenden Generale, denen Schnelle Verbände in irgend einer Form unterstellt waren, für deren dauernde volle Marsch- und Gefechtsbereitschaft – Bevorratung mit vier V.S., Beurlaubung von Spezialisten, insbesondere von Fahrern, nur soweit, als dadurch die Marschbereitschaft nicht beeinträchtigt, Sicherstellung der Marschfähigkeit der Kfz bei plötzlichem Kälteeinbruch usw. – verantwortlich. Zum 20.11 sollte über den Stand der Marsch- und Gefechtsbereitschaft sämtlicher Schnellen Verbände berichtet werden.
    (Pz.A.O.K. 4 forderte in diesem Zusammenhang am 17.11. von 16. und 29. Inf.Div. (mot) Meldung, in welcher Hinsicht Marsch- und Gefechtsbereitschaft etwa nicht gewährleistet war) – [Anl. 288a (C2)]


    16.11.1942
    Wetter: klarer Frost, leichter Wind.
    Straßen- und Wegezustand: unverändert.
    In der Nacht vom 15./16.11. erfolgten im Armeebereich 23 Feindeinflüge, teilweise ohne Bombenwurf; ein Schwerpunkt war nicht zu erkennen.
    Ein Bombentreffer auf Bhf. Abganerowo beschädigte ein Bahngleis und verursachte Verluste (1 Toten, 2 Verletzte).
    Die 2. rum. Div. hatte einen Erkundungsvorstoß südlich Bhf. Tundutowo abzuweisen. Vor dem gesamten Abschnitt der 20. rum. Div. herrschte lebhafte feindl. Stoß- und Spähtrupptätigkeit.
    Tagsüber verhielt sich der Gegner vor der ganzen Front der 4. Pz.Armee ruhig. Bei der 16. Inf.Div. (mot) wurden Gefangene eingebracht, die übereinstimmend von einen beabsichtigten Angriff gegen den Stützpunkt Chalchutta berichteten.
    Vor der Ostfront des rum. VI. A.K. wurden zahlreiche Feindbewegungen beobachtet, doch handelte es sich dabei immer nur um kleinere Verbände, in einem Falle auch um einige leichte Panzer.
    Ein klares Bild von den Absichten des Russen war aus diesen Beobachtungen nicht zu gewinnen.
    Um 19.15 Uhr griff der Gegner im Almata-Tal die Front der 4. rum. Div. an, doch blieb der Angriff 300 m vor der H.K.L. im Abwehrfeuer liegen.
    Beim IV. A.K. war an der Front der 20. rum. Div. das feindl. Artillerie- und Granatwerferfeuer stärker als an den Vortagen.
    Bei insgesamt 23 Feindeinflügen fanden drei Luftangriffe auf Bhf. Abganerowo, einer auf Bhf. Tinguta statt; es entstand kein Schaden.
    Um 08.00 Uhr übernahm das Gen.Kdo. rum. VII. A.K. den Befehl über die 8. und 5. rum. Kavallerie-Division.


    Der Oberbefehlshaber fuhr im Auto zum Gefechstsstand der 2. rum. Div., wo er sich von Div.Kommandeur die Kampfereignisse am 12. und 13.11. schildern ließ und mit ihm die Kampfführung im Falle eines zu erwartenden Feindangriffes besprach. Bei dieser Gelegenheit ergab sich, dass bei der Division die Soldaten der vorn eingesetzten Bataillone wegen zu geringer Grabenstärke grundsätzlich nicht auf Urlaub geschickt wurden.
    Der O.B. wies auf den großen psychologischen Wert des Urlaubs hin, selbst wenn er nur im geringem Umfange gewährt werden könne. Der O.B. hatte dann Gelegenheit, Teile des soeben abgelösten rum. Inf.Rgt. 31 zu sehen,
    die einen gesundheitlich stark mitgenommenen und überanstrengten, hinsichtlich der Bekleidung und Ausrüstung sehr abgerissenen Eindruck machten.
    Auf dem Gefechtsstand des rum. Inf.Rgt. 1, den der O.B. schließlich aufsuchte, verteilte er einige EK II an Leute, die sich am 12. und 13. ausgezeichnet hatten. [Anl. 11 (C5)]


    Auf Grund einer fernmündlichen Aufforderung des Ia der Heeresgruppe B übersandte Pz.A.O.K. 4 der H.Gr. durch Fernschreiben eine kurzgefasste Darstellung der Operationen der 4. Pz.Armee gegen Stalingrad
    vom 01.08. – 15.09.1942 [Anl. 645 (C1)]


    D.V.K. 16 übersandte eine Stellungskarte des VI. rum. A.K. [Anl. 26e]


    Heeresgruppe B ordnete mit Ia Nr. 4049/42 g.Kdos. die Vorbereitung der Abgabe von zwei leichten und einer schweren Feldhaubitz-Abt. von 6. Armee an 4. Pz.Armee im Falle eines plötzlichen Abzuges
    der 29. Inf.Div. (mot) an. [Anl. 645 (C1)]


    17.11.1942
    Wetter: bedeckt, stellenweise starker Nebel, Temperaturen um 0 Grad, im Süden der Steppe Regen.
    Seen vor der Ostfront des rum. VI. A.K. sämtlich zugefroren und damit kein Hindernis mehr.
    Straßen- und Wegezustand: im Norden unverändert, im Süden – [bei 16. Inf.Div. (mot)] – teilweise infolge Regens unpassierbar.
    Während der Nacht 22 Feindeinflüge, teilweise mit Bombenwürfen, Schwerpunkt wieder bei 371. Inf.Div.; Bombenabwurf auf Bhf. Tinguta ohne Schaden.
    Erkundungsvorstöße des Gegners über das Eis des Zaza- und Ssarpa-Sees gegen 18. rum. Division.
    371. Inf.Div. wehrte ein gegen ihren äußersten linken Flügel geführtes feindl. Stoßtruppunternehmen ab.
    Am Tage stellte Erdaufklärung bei der 16. Inf.Div. (mot) in den Viehkolchosen 17 km südwestl. Chalchutta Feind in Stärke eines Bataillons fest. Gefangenenaussagen waren erneut Angriffsabsichten des Gegners gegen die Division zu entnehmen.


    Beim rum. VI. A.K. stieß ein Spähtrupp der 8. rum. Kav.Div. auf Feindbesetzung in Chasyk; Zagan-Ussun und Tuktunsk wurden feindfrei festgestellt.
    Im Abschnitt des rum. VI. A.K. keine besonderen Kampfhandlungen.


    Auch an der Front des IV. A.K. herrschte im allgemeinen Ruhe. Nur die 371. Inf.Div. hatte einen nach starker Artillerie-, Granatwerfer- und Raketengeschützvorbereitung geführten Feindvorstoß in Zugstärke zwischen
    Straße Beketowka – Kuporosnoje und der Bahn abzuwehren.


    Pz.A.O.K. 4 ordnete an, dass in Abänderung des Befehls vom 12.11 [vgl. Anl. 638 (C1)] im Hinblick auf das Fehlen ausreichender Unterkunftsmöglichkeiten vom rum. Inf.Rgt. 91 im Fall "Winterstürme" zunächst nur ein Bataillon hinter den Abschnitt der 297. Inf.Div. verlegt werden sollte, währen alle übrigen Teile des Regiments hinter der 20. rum. Div. zur Verfügung Pz.A.O.K. 4 bereitzustellen waren. [Anl. 646 (C1)]


    Der Oberbefehlshaber erließ einen Befehl zur Erhaltung der außerhalb von Ortschaften geschaffenen Unterkunftseinrichtungen für Reserven und Trosse. [Anl. 290 (C2)]


    Der Kom. General des VII. rum. A.K. beantragte die Rückunterstellung des zur Zeit dem rumänischen VI. A.K. unterstellten Kav.Rgts. 6 (mot), das die 5. rum. Kav.Div. dringend benötige. [Anl. 647 (C1)]


    (...)
    Fortsetzung folgt.
    __________
    MfG Uwe

  • 18.11.1942
    Wetter: 2 Grad Wärme, Neigung zu Regenfällen, stellenweise Nebel.
    Straßen- und Wegezustand: befahrbar.
    Die Nacht von 17./18.11. und auch der 18.11. selber verliefen, abgesehen von der üblichen feindl. Stoß- und Spähtrupptätigkeit ohne wesentliche Kampfhandlungen. Vor der Mitte des rum. VI. A.K. wurden ostwärts und an der Nordspitze des Barmanzak-Sees sowie zwischen Beketowka und dem linken Flügel der 297. Inf.Div. Feindbewegungen beobachtet.


    Der Oberbefehlshaber besuchte den Komandierenden General des VI. rum. A.K., bei dem er sich zunächst über die Reserven der einzelnen Divisionen und mit dem er die Möglichkeiten des Herausziehens einzelner Bataillone zu mehrtägiger Auffrischung sowie Fragen der Kräftegliederung und des Einsatzes der Artillerie besprach. General Dragalina bat darum, dass das rum. Kav.Rgt. 6 (mot) der 5. rum. Kav.Div. einstweilen noch dem rum. VI. A.K. unterstellt blieb.
    Der O.B. stellte eine die Erfordernissen des Korps befriedigende Lösung in Aussicht. Bezüglich des sonstigen Inhalts der Besprechung siehe Anlage 12 (C5)


    Die Zuspitzung der Feindlage im Raume südwestlich Krasnoarmejsk durch die dort beobachteten Ansammlungen – dabei auch Panzer – und die Zuführung weiterer Kräfte durch den Gegner über die Wolga anscheinend in diesen Raum sowie die gleichen Erdbeobachtungen der Rumänen, die dem O.B. bei seiner Anwesenheit beim rum. VI. A.K. vorgetragen worden waren, veranlassten zu folgenden Maßnahmen:
    Verdichtung der Abwehrfront der den Südflügel des IV. A.K. bildenden 20. rum. Div. durch Verlegung der Abschnittsgrenze zwischen rum. VI. A.K. und IV. A.K. zugunsten des letzteren im Karpowka-Abschnitt bei Andrejewka. Dabei sollte sich die 18. rum. Div. um eine Rgts.-Breite nach Nordwesten ausdehnen unter Verzicht auf ein Reserve-Btl. bei dieser Division, sodass die 20. rum. Div. und 2. rum. Div. sich beiderseits der Karpowka enger machen konnten. [Anl. 649 (C1)]
    Außerdem wurde die 29. Inf.Div. (mot) beauftragt, Einsatzmöglichkeiten für einen Gegenangriff entweder nördlich oder südlich der Karpowka gegen die Flanke eines etwa eingedrungenen Feindes zu erkunden.
    Damit glaubte die Pz.Armee zunächst alles getan zu haben, was bei ihrer augenblicklichen Kräftegliederung, möglich war, gegen einen Feindangriff südlich Krasnoarmejsk.
    Über die Feindlage an der Ostflanke der Rumänen, insbesondere des rum. VI. A.K., sah die Armee noch immer nicht klar. Man musste wohl aber auch mit einem Feindangriff gegen die Ostfront rechnen, und zwar hauptsächlich zwischen den Seenengen ostwärts Plodowitoje. Ob auch südlich – etwa bei Mal. Derbety – war noch vollkommen unsicher.


    Die Frage des Verbleibens des mot-Regiments der 5. rum. Kv.Div. erging vom Pz.A.O.K. 4 der Bescheid, dass das Regiment wegen der ungeklärten Lage vor Mitte und Nordfront der Pz.Armee in seinem derzeitigen Unterkunftsraum verbleiben sollte. Das rum. Kav.Rgt. 6 (mot) wurde dem rum. VII. A.K. unterstellt, durfte aber aus seinem Unterkunftsraum nur mit Genehmigung der Pz.Armee verlegt werden. [Anl. 648 (C1)]


    Der Kommandierende General des rum. VII. A.K. dankte den Oberbefehlshaber in einem Fernschreiben für die ehrenvolle Begrüßung. [Anl. 291 (C2)]


    D.V.K. übersandte die Übersetzung eines Korpsbefehls des rum. VI. A.K., in dem die vom Pz.A.O.K. 4 gegebenen Richtlinien ausgewertet waren. [Anl. 650 (C1)]


    19.11.1942
    Wetter: Temperatur um 0 Grad, feuchter Nebel, Neigung zu Regenfällen.
    Straßen- und Wegezustand: befahrbar.
    Nachts geringe feindl. Fliegertätigkeit beim IV. A.K.
    Beim VII. rum. A.K. Spähtrupptätigkeit des Gegners sowie ein durch Artillerie- und Granatwerferfeuer unterstützter Vorstoß auf Scharnud, beim rum. VI. A.K. ein schwächerer Feindvorstoß zwischen Zaza- und Ssarpa-See, beim IV. A.K. ein russischer Angriff in Kp.-Stärke westlich Bhf. Tundutow[o].
    Nachdem das Wetter seit mehreren Tagen jede Luftaufklärung unmöglich gemacht hatte und auch heute nur für kurze Augenblicke eine Beobachtung möglich war, gelang es doch gerade in einem dieser Augenblicke einen aufschlussreichen Einblick in die Bewegungen des Gegners zu gewinnen. Ein Flieger überflog in nur 100 m Höhe eine lange Kolonne von Panzern und Panzerspähwagen, die von Ssolodniki auf Medwedena marschierten. Durch Erdaufklärung erkannte weitere Bewegungen von Panzern und Kraftfahrzeugen in südwestl. Richtung, Panzer- und Kfz-Ansammlungen im Raume Ssemkin und Bewegungen von Erenzenow (norwestlich Mal. Derbety) nach Norden – hier ebenfalls Panzer erkannt – ließen nunmehr mit ziemlicher Sicherheit auf Angriffsabsichten des Gegners aus den Seenengen beiderseits Zaza heraus in westlicher Richtung schließen. Ebenso war aber auf Grund der festgestellten Umgruppierungen und Bewegungen des Gegners aus dem Walde westlich Beketowka nach Süden und Südwesten sowie Feindansammlung im Raume südwestlich Krasnoarmejsk mit ziemlicher Sicherheit mit einem bevorstehenden Angriff südlich oder beiderseits der Karpowka (bei Andrejewka) zu rechnen.
    Im einzelnen verlief der 19.11. unter den üblichen feindlichen Stoß- und Spähtruppunternehmen sowie unter beiderseitigen Art.- und Granatwerferfeuer ohne besondere Ereignisse.


    Im Hinblick auf dem mit Bestimmtheit zu erwartenden starken Feindangriff bat der Chef Pz.A.O.K. 4 den Ia der Heeresgruppe B bei der Lageorientierung um 12.00 Uhr dringend von einer Wegnahme der 29. Inf.Div. (mot) und deren Verschiebung zur 3. rum. Armee, die seitens der Heeresgruppe für einen Fall einer weiteren Verschärfung der dortigen Lage angekündigt wurde, doch unter allen Umständen Abstand zu nehmen.


    Gelegentlich der Abendorientierung um 18.00 Uhr, bei der der Chef Pz.A.O.K. 4 meldete, dass sich jetzt ziemlich klar zwei Stoßrichtungen des Gegners abgezeichnet hätten, nämlich zwischen den Seen und aus dem Sack beiderseits der Karpowka, wurde dies Bitte bzgl. der 29. Inf.Div. (mot) wiederholt. Schließlich wurde die Belassung dieser Division in ihren bisherigen Raume und ihre Überlassung im Falle des feindl. Angriffs auch in der Zwischenmeldung aufgenommen.
    Die 29. Inf.Div. (mot) erhielt um 09.25 Uhr den Befehl, noch am gleichen Tage Einsatzmöglichkeiten zum Gegenangriff
    a) über Blininkow in Richtung Charaussum – Bhf. Tundutow[o],
    b) auf dem Nordufer der Karpowka in Richtung Iwanowka zu erkunden. [Anl. 651 (C1)]
    Dem rum. VI. A.K. wurde nahegelegt, die Panzerabwehr in den Seenengen recht stark zu machen, gegebenenfalls durch Ausgleich mit weniger gefährdeten Fronten. Schließlich stellte Pz.A.O.K. 4 die bisher am Bhf. Tinguta eingesetzte 8,8-cm Flak-Bttr. bei Plodowitoje bereit.


    Pz.A.O.K. 4 meldete nach Abschluss der Erkundungen und Beginn des Ausbaus der Unterstellungsräume für Panzer [vgl. Anl. 637 (C1)]. – [Anl. 652 (C1)]


    Durch die im Laufe der letzten Monate erfolgte Abgabe wesentlicher Teile des Stabes Pz.A.O.K. 4 (A.N.F. und O.Qu.-Abt.), des Pz.Armee-Nachr.Rgt. 4 und nahezu sämtlicher Versorgungstruppen sowie durch die im Zusammenhang damit erfolgte Regelung der Versorgung der Pz.Armee – teils durch 6. Armee, teils durch Stab Ilinka – hatten sich außerordentlich unangenehme und schwierige Zustände ergeben.


    Diese Abgaben waren im Hinblick auf die beabsichtigte Herauslösung des Pz.A.O.K. 4 erfolgt, das sich aber immer wieder verzögert hatte und dessen Zeitpunkt noch völlig offen war. Auf die Dauer oder auch nur für längere Zeit war dieser Zustand völlig untragbar. Der Oberbefehlshaber beantragte daher bei der Heeres-gruppe für den Fall, dass nicht in aller nächster Zeit eine Änderung der Befehlsgliederung beabsichtigt sei,
    a) Aufhebung des Kommandos der abgestellten Teile des Armeestabes und des Pz.Armee-Nachr.Rgts.,


    b) Wiederauffüllung der O.Qu.Abt. und Wiederherstellung des alten Zustandes auf den Versorgungsgebiet,


    c) Wiederunterstellung der abgegebenen Versorgungstruppen. [Anl. 653 (C1)]


    (...)
    Fortsetzung folgt.
    __________
    MfG Uwe

  • 20.11.1942
    Wetter: dunstig, stellenweise Nebel, leichte Niederschläge (Schnee).
    Straßen- und Wegezustand: teilweise vereist, aber befahrbar.
    Nach einem bis zu den ersten Morgenstunden ruhigen Verlauf der Nacht begann um 02.30 Uhr der erwartete Feindangriff, und zwar zunächst bei der 16. Inf.Div. (mot). Hier griff der Gegner mit etwa zwei Schützen-Divisionen sowie einer Schützen- und Panzer-Brigade Chalchutta von Süden und Nordwesten her an. Der Angriff als solcher wurde in schweren Kämpfen unter beiderseitigen erheblichen Verlusten abgewiesen, doch konnte die Einschließung Chalchuttas von Westen her nicht verhindert werden. Dagegen blieb ein von Süden her geführter russischer Vorstoß gegen Flugplatz und Ort Utta erfolglos, der angreifende Gegner wurde vernichtet.
    Den Abschnitt des VII. rum. A.K. sowie der 4. rum. Div. sparte der Russe aus, lediglich bei der 5. rum. Kav.Div. fand ein unbedeutender Vorstoß aus Richtung M.Chonata-See nach Süden statt, der aber unter erheblichen Feindverlusten abgewiesen wurde.
    Um 06.00 Uhr begann bei der 1. rum. Div. ein mit starker Art.-Unterstützung und unter Einsatz zahlreicher Panzer geführter Angriff zwischen Barmanzak- und Zaza-See, der sehr schnell zu einem Durchbruch führte. Der Gegner stieß rasch weiter nach Westen in Richtung Plodowitoje vor, starke Teile drehten nach Süden und Südwesten ein. Auch zwischen Zaza- und Ssarpa-See wurde die Front der Division durchbrochen, der Russe drang hier gegen Staatsgut Prywolshkij vor.
    Bei der 18. rum. Div. konnte der aus Dubowyj-Owrag vorgehende Feind zunächst abgewehrt werden. Gegen die Front der 2. rum. Div. griff der Gegner in Gegend 7 km und 4 km südostwärts Bahnhof Tundutow[o] nach Feuervorbereitung durch Raketengeschütze an. Der mit zahlreichen Panzern erfolgende Stoß führte am linken Flügel der Division ostwärts der Eisenbahn zu einem breiten und tiefen Einbruch. Die Division versuchte mit örtlichen Reserven in Höhe westlich Chomjakow eine neue Abwehr aufzubauen.
    Auf dem rechten Flügel des IV. A.K. erfolgte um 05.30 Uhr gegen die Front der 20. rum. Div. südwestlich Bhf. Tundutow[o] ein durch Artillerie- und Raketengeschützfeuer unterstützter Feindvorstoß in Bataillonsstärke, der abgewiesen wurde.
    Bei den beiden deutschen Divisionen [371. und 297. Inf.Div.] des IV. A.K. kam es nicht zu besonderen Kampfhandlungen.


    Die von 06.15 Uhr ab beim Pz.A.O.K. 4 in rascher Folge eingehenden Meldungen ließen die Lage bei der 1. rum. Div. am bedenklichsten erscheinen, wo der feindl. Durchbruch nahezu, ohne auf Widerstand zu stoßen, erfolgt war und der Gegner sehr schnell nach Westen vordrang. Der Oberbefehlshaber entschloss sich demgemäß gegen 09.00 Uhr, die 29. Inf.Div. (mot) zum Gegenangriff ostwärts Plodowitoje anzusetzen. Der Divisionskommandeur wurde zur mündlichen Einweisung zum Armeehauptquartier befohlen. Da eine Fernsprechverbindung mit der Heeresgruppe nicht zustande kam und somit eine vorherige Einholung der Genehmigung zum Einsatz der 29. Inf.Div. (mot) unmöglich war, wurde der Heeresgruppe um 09.45 Uhr durch Funkspruch gemeldet, dass ostwärts und nordostw. Plodowitoje ein Durchbruch starker Feindkräfte mit Panzern erfolgt sei und dass der O.B. die 29. Inf.Div. (mot) verfügt habe. [Anl. 654 (C1)]
    Aber schon die nächsten Meldungen veränderten das Bild der Lage, an der Nordfront der 2. rum. Div. war es zu einem weiteren Durchbruch gekommen; außerdem war dort der beabsichtigte Aufbau einer neue Abwehr offensichtlich Misslungen, das zu diesem Zweck eingesetzte Reserve-Regiment schien bereits mit in die rückgängigen Bewegungen verwickelt worden zu sein. Sodann aber war der Russe inzwischen nach starker Artillerie-, Granatwerfer- und Raketengeschützfeuervorbereitung auf dem südlich der Karpowka gelegenen Teil des Abschnitts der 20. rum. Div. erneut zum Angriff angetreten, der, von etwa 40 Panzern unterstützt, die Front nach zunächst erfolgreichen Widerstand der Rumänen bis zu einer Tiefe von 5 – 6 km durchbrochen wurde. Die russischen Panzer räumten hier unter den rumänischen Batterien auf. Es bestand jetzt die Gefahr, dass die Pz.Armee durch das Vordringen des Gegners entlang der Bahn in zwei Teile gespalten wurde.


    Unter diesen Umständen schien der Einsatz der 29. Inf.Div. (mot) zur Wiederherstellung der Lage bei der 20. und 2. rum. Div. vordringlicher. Außerdem konnte die Division hierzu unmittelbar aus ihrem derzeitigen Unterbringungsraum antreten und noch heute zur Wirkung kommen, während ihr Einsatz ostw. Plodowitoje, soweit er überhaupt noch möglich war, frühestens am nächsten Tage erfolgen konnte. Die 29. Inf.Div. (mot) erhielt demgemäß kurz vor 10.00 Uhr mündlich den Befehl, den westlich der Eisenbahn vordringenden Feind durch Vorstoß aus Gegend Blininkow und südlich über die Tscherwlenaja (Karpowka) zurückzuwerfen und sich dann gegen den bei der 2. rum. Div. durchgebrochenen Panzerfeind zu wenden. [Wiederholung durch Fernschreiben um 14.05 Uhr – siehe Anl. 659 (C1)]


    Dem rum. VI. A.K., dem bereits die bei Plodowitoje stehende 8,8-cm Flak-Bttr. überlassen worden war, wurde das mot. Kav.Rgt. 6 der 5. rum. Kav.Div. unterstellt mit der ausdrücklichen Weisung, es zur Abstützung in unmittelbarer Anlehnung an Plodowitoje einzusetzen. [Anl. 655 (C1)]
    Um eine weitere Reserve an diesem Frontabschnitt zu gewinnen, erhielt das rum. VII. A.K. den Befehl, die 8. rum. Kav.Div. zu alarmieren und baldmöglichst mit allen nicht eingesetzten Teilen im Raume westlich Ssadowoje zur Verfügung des Pz.A.O.K. 4 zu versammeln. Die eingesetzten Teile der Division hatten ihre Pferde heranzuziehen und sich beweglich zu machen; ihr Herauslösen sollte besonders befohlen werden.


    Um den Kommandierenden General des VI. rum. A.K. in der Befehlsführung zu entlasten, wurde die 4. rum. Div. mit sofortiger Wirkung dem VII. rum. A.K. unterstellt. [Der entsprechende Befehl erging um 09.45 Uhr mündlich an den Leiter des D.V.K. 17, Oberst Gerhardt; Wiederholung durch Fernschreiben um 14.05 Uhr – siehe Anl. 658 (C1)]
    Schließlich wurde, um dem rum. VI. A.k. weiterhin zu helfen, die Grenze zwischen dem rum. VII. und rum. VI. A.K. ab 21.11. um 08.00 Uhr an die Südspitze des Barmanzak-Sees verlegt; hierdurch bekam das rum. VI. A.K. zwei Bataillone frei, deren Abschnitt in der Nacht vom 20./21.11. von Reserven des 4. rum. Div. übernommen werden sollten. [Mündlich voraus; entsprechendes Fernschreiben von 13.50 Uhr – siehe Anl. 657 (C1)]


    Der Oberquartiermeister bekam um 10.25 Uhr die Weisung, vom Bahnhof Tinguta alles abzubefördern, was nur möglich war, damit dem Gegner dort nichts in die Hände fallen konnte. Der dortige Stützpunktleiter sollte sich auf Abwehr nach Norden einrichten.


    Die 16. Inf.Div. (mot) erhielt nach vorangegangener mündlicher Übermittlung um 12.55 Uhr durch Fernschreiben den Befehl, Chalchutta zu halten und die Verbindung zwischen Utta und Chalchutta durch Gegenangriff wieder herzustellen.
    [Anl. 656 (C1)]


    Der Zusammenbruch der Font des VI. rum. A.K. nahm inzwischen seinen Fortgang. Er erfolgte so schnell, dass alle Maßnahmen zum Versuch eines Aufhaltens der zurückflutenden Regimenter schon überholt waren, ehe sie zur Auswirkung kamen, je ehe die betreffenden Befehle usw. überhaupt bei der Truppe eingetroffen waren. Bei der 1. rum. Div. war der Gegner über das Eis des Barmanzak-Sees gekommen und hatte Wassiljew und Froloff genommen. Der Verlust dieses Ortes war völlig unnötig und leicht, da an vielen Stellen die Rumänen auch nicht einmal den Versuch der Abwehr machten.
    Weiter nördlich wurde gegen Mittag bereits 5 km ostwärts Plodowitoje gekämpft. Auf der bereits Ende September umkämpfte Höhe 87.0 war ein rumänisches Bataillon, bei dem sich ein Zug der dem rum. VI. A.K. zugeteilten 8,8-cm Flak-Bttr. befand, vom Gegner eingeschlossen. Es gelang schließlich dem mehrfach verwundeten Batterieführer, der sich bei diesem Zuge befand, sich mit seinen Kanonieren nach Plodowitoje durchzuschlagen; die beiden Geschütze mussten gesprengt werden, sie hatten immerhin zuvor noch sieben russische Panzer vernichtet.
    Die 18. rum. Div. musste sich gegen Feindangriffe aus südöstlicher, nordöstlicher und nördlicher Richtung wehren. Um zu verhindern, dass ihr linker Flügel von dem bei der 2. rum. Div. durchgebrochenen Gegner aufgerollt wurde, befahl der Kom. General des rum. VI. A.K. ihre Zurücknahme in eine Ausweichstellung bei 17.8. Die Division wurde bei dieser Bewegung in einzelne Kampfgruppen auseinandergerissen, die dann noch im Raume um Kamesnskyj noch Widerstand leisteten.
    Bei der 2. rum. Div. gelang es nicht wieder irgendeine Abwehr zu organisieren. Ihre Regimenter fluteten, größtenteils schon völlig aufgelöst, nach Süden und Südwesten zurück.


    Versuche, wenigstens Teile am Bhf. Tinguta aufzufangen, hatten nur geringe Erfolge. Die dorthin entsandten Offiziere des Pz.A.O.K. 4 meldeten, dass die dort vorbeikommenden Rumänen von einer völligen Panik ergriffen seien.
    Es konnte jetzt nur noch versucht werden, die ins Wanken gekommenen Divisionen des rum. VI. A.K. unter Ausnutzung der bald hereinbrechenden Nacht in einer rückwärtigen Linie wieder zum Halten zu bringen und dort eine neue Abwehr aufzubauen. Demgemäß wurde dem Gen.Kdo. des rum. IV. A.K. über das D.V.K. 16 um 16.00 Uhr der Befehl übermittelt, dass es Aufgabe des Korps sei, den feindlichen Durchbruch in Linie Südspitze Barmanzak-See – ostwärts Plodowitoje – ostw. Tinguta – "Bw". nordostwärts Bhf. Tinguta mit allem Mitteln zum Stehen zu bringen. Die Ehre des rum. VI. A.K. hänge an der Erfüllung dieser Aufgabe. [Anl. 659a (C1)]
    Auch die südlich der Karpowka nach Westen zurückgehenden Teile der 20. rum. Div. kamen nicht wieder zu nennenswerten Widerstand, der gesamte rechte Flügel der Division war zersprengt. Aber auch nördlich der Karpowka war der Russe um 12.00 Uhr zum Angriff gegen die Mitte und den Nordflügel der 20. rum. Div. angetreten. Außer mehreren örtlichen Einbrüchen gelang ihm dabei die Inbesitznahme des Höhengeländes 7 km nordostwärts Plantator. Die rumänische Infanterie wich in südwestlicher Richtung aus. Der Gegenstoß einer verstärkten Sturmgeschütz-Batterie zum Entsatz angeblich bei Andrejewka noch haltenden Teile blieb 3 km nordostwärts Plantator vor überlegenem Feind liegen.
    Im Ganzen konnte die Lage aber hier als wesentlich günstiger angesehen werden, als an den übrigen angegriffenen Frontabschnitten.


    Die 29. Inf.Div. (mot) war gegen Mittag zum Gegenangriff angetreten und gewann bis zum Einbruch der Dunkelheit (15.00 Uhr) mit einer verstärkten Rgts.-Gruppe die Gegend 7 km nordostwärts Klischewskij. Der Feind, dabei auch Panzer, wich vor ihr größtenteils nach Osten aus. Es gelang bei Charaussun die alte H.K.L. wieder zu gewinnen; der Nordflügel des Regiments hing allerdings im Kampf mit feindl. Panzern noch etwas zurück. Eine weitere Rgts.-Gruppe wurde vom Divisionskommandeur zur Besetzung der Ortschaften Plantator und Gawrilowka gegen südlich Jagodniki nach Westen vorgehenden Gegner angesetzt.


    Um 14.35 Uhr berichtet der Kommandeur der 16. Inf.Div. (mot), Gen.Maj. Graf v. Schwerin, über die Lage bei Chalchutta: der Gegenangriff des Gren.Rgts. 60 zur Freimachung der Verbindung mit Utta von Chalchutta aus war unter erheblichen Verlusten, insbesondere an Panzern, liegen geblieben.
    Ob die Sprengung des Riegels um Chalchutta von außen her mit Hilfe des Gren.Rgts. 156 morgen gelingen würde, erschien immerhin fraglich. Andererseits musste aber die Bevorratung von Chalchutta für längere Zeit als unzulänglich angesehen werden, da der ungenügende Transportraum und der Mangel an Betriebs-stoff die Heranführung ausreichender Nachschubmengen während der letzten Wochen nicht ermöglicht hatte. Der Divisionskommandeur fragte an, ob sich unter diesen Umständen nicht die Besatzung von Chalchutta in der kommenden Nacht nach Westen durchschlagen solle, damit die Division ihre Bewegungsfreiheit wieder erlangte. Der Chef Pz.A.O.K. 4 stellte eine rechtzeitige Entscheidung dieser schwerwiegenden Frage in Aussicht.
    Angesichts des ausdrücklichen, noch nicht aufgehobenen O.K.H.-Befehls, den vorgeschobenen Stützpunkt Chalchutta zu halten, hielt sich der Oberbefehlshaber zu einer Entscheidung über den Vorschlag des Kommandeurs der 16. Inf.Div. (mot) nicht für berechtigt.
    Er unterbreitete ihn daher um 15.30 Uhr telefonisch dem O.B. der Heeresgruppe B, wobei er aber doch zum Ausdruck brachte, dass er sich von den vom General Graf v. Schwerin für eine Räumung Chalchuttas vorgebrachten Gründen nicht verschließen könne. Auch der Generaloberst Frhr. v. Weichs hielt es für erforderlich, in dieser Frage die Entscheidung des O.K.H. herbeizuführen und versprach, diese sogleich erwirken zu wollen. Generaloberst Hoth schilderte dann noch die Lage an der übrigen Front der 4. Pz.Armee und erwähnte auch seine Besorgnis, dass diese in zwei Teile auseinandergerissen würde; die 29. Inf.Div. (mot) müsse daher in der zwischen rum. VI. A.K. und deutschen IV. A.K. entstandenen Lücke Verwendung finden.


    Bis zum Abend nahmen die Kämpfe noch folgenden Verlauf:
    Bei 16. Inf.Div. (mot) trat keine Veränderung der Lage mehr ein.
    Beim rum. VII. A.K. (einschl. 4. rum. Div.) kam es an diesem Tage auch weiterhin nicht zu größeren Kampfhandlungen.


    Auf dem äußersten Flügel des VI. rum. A.K. griff der Feind am späten Nachmittag von Norden her Tundutowo an. die letzten Meldungen besagten, das der Ort westlich umgangen sei und der Gegner sich im Vordringen nach Süden befände.
    Die 1. rum. Div. wurde weiterhin vom Feinde scharf angepackt. In Plodowitoje drangen gegen 16.30 Uhr etwa 30 – 40 russische Panzer ein, südlich und nordwestlich des Ortes war die Lage ungeklärt, doch stand fest, dass der Gegner auch hier ständig an Boden gewonnen hatte. Vom Nordflügel der 1. sowie von der 18. und 2. rum. Div. lagen keine Nachrichten vor. Gemeldet war nur, dass 10 km nordostwärts von (Gniloje) Abganerowo feindl. Panzer aufgetreten waren.
    Die Lage bei der 29. Inf.Div. (mot) hatte sich nicht mehr wesentlich verändert. Spähtrupps stellten bei Koschora feindl. Panzer fest.
    Beim IV. A.K. gelang es der 20. rum. Div. in enger Anlehnung an Teile der 29. Inf.Div. (mot) eine schwache Abwehrfront in Linie Plantator – Höhe 3 km ostwärts Plantator (112.5) – Höhe 2,5 km südostwärts Jagodniki (108.7) aufzubauen. Das IV. A.K. glaubte, die Lage hier durch einen Gegenangriff von Teilen der 297. und 371. Inf.Div., die in der Nacht herausgezogen und durch Alarmeinheiten werden sollten, am 21.11. wieder herstellen zu können.


    Um 17.50 Uhr traf von der H.Gr. die Nachricht ein, dass der Führer die Zurücknahme der 16. Inf.Div. (mot) auf die Jaschkul-Stellung genehmigt hatte. Demgemäß erhielt die Division um 18.05 Uhr fernmündlich den Befehl, sich mit den im Stützpunkt Chalchutta eingesetzten Kräften unter Mitnahme möglichst des gesamten Gerätes den Weg in die Jaschkul-Stellung zu erkämpfen, die zu halten war.
    Ein entsprechendes Fernschreiben ging um 20.55 Uhr heraus. [Anl. 662 (C1)]


    Der Oberbefehlshaber stand vor der Frage, in welcher Form die 4. Pz.Armee den Kampf weiter führen sollte.Es war ein außergewöhnlich schwerer Entschluss, zumal immer klarer wurde, dass die Widerstandskraft des rumänischen VI. A.K. heute derart gesunken war und seine Divisionen sich in solcher Auflösung befanden, das mit nennenswerten Kräften morgen überhaupt nicht mehr zu rechnen war. Das Gleiche galt auch für den südlich der Karpowka eingesetzten Teil der 20. rum. Div.; hier konnten die zur Wiederbesetzung der von der 29. Inf.Div. (mot) zurückgewonnenen H.K.L. erforderlichen Kräfte sicher nicht aufgebracht werden. Das aber musste sich auch auf die Weiterführung des Angriffs der 29. Inf.Div. (mot) höchst ungünstig auswirken.
    Der O.B. gelangte zu folgenden Entschluss:
    Mit rum. VII. A.K. (5. rum. Kav.Div. und 4. rum. Inf.Div.) Absetzen in die allgemeine Linie Obilnoje – Sharkow – Korobnin.
    Die 8. rum. Kav.Div. hatte zum Schutz der Nordflanke des rum. VII. A.K. den Raum westlich Wodin zu gewinnen. Rum. VI. A.K. sollte in Linie Abganerowo – nordostw. Bhf. Tinguta eine Auffanglinie einrichten. Mit der 29. Inf.Div. (mot) war beabsichtigt, sie am 21. zunächst zur vollen Bereinigung der Lage bei der 20. rum. Div. einzusetzen und sie sodann beiderseits Koschary zum Gegenstoß in süd- und südostwärtiger Richtung bereitzustellen. Das IV. A.K. sollte durch Gegenangriff aus Gegend Jagodniki nach Süden die Lage nördlich der Karpowka wieder herstellen.


    Die Heeresgruppe, der diese Absicht um 20.25 Uhr gemeldet wurde [Anl. 660 (C1)] erklärte sich indessen nicht voll damit einverstanden. Um 20.30 Uhr fragte der Chef der Heeresgruppe B, General v. Sodenstern, telefonisch beim Chef Pz.A.O.K. 4 an, warum der Oberbefehlshaber denn auch das VII. rum. A.K. zurücknehmen wolle, obgleich es gar nicht angegriffen worden sei. Der Chef Pz.A.O.K. 4 erwiderte, die Zurücknahme des Korps sei geplant, weil es sonst völlig in der Luft hängen würde, und der O.B. versuchen wolle, eine zusammenhängende Linie zu erreichen. General v. Sodenstern befürchtete, dass das Korps, wenn es erst einmal einen Befehl zum Absetzen erhalten haben würde, zurückgehen werde, auch wenn kein Feind da sein. Um die Verbindung zwischen den rum. Korps sicherzustellen, scheine es besser, die 8. rum. Kav.Div. in den Raum zwischen Tundutowo und Abganerowo zu schieben. Für das rum. VI. A.K. empfehle er ein "Bauernlineal" zu befehlen, "an dem die Schweine stehen bleiben müssen".
    Um 20.55 Uhr rief der Chef der Heeresgruppe B nochmals an, um mitzuteilen, der Oberbefehlshaber der H.Gr. habe entschieden, dass das rum. VII. A.K. (5. Kav.Div. u. 4. rum. Inf.Div.) seine bisherigen Stellungen bis zu der Höhe ostwärts Ssadowoje unbedingt halten müsse. Der Anschluss an das rum. VI. A.K. sei durch die 8. rum. Kav.Div. im Gebiet zwischen Tundutowo und Abganerowo zu suchen.
    Mit der Auffanglinie für das rum. VI. A.K. zwischen Abganerowo und der Eisenbahn nördlich Bhf. Tinguta sowie mit der beabsichtigen Verwendung der 29. Inf.Div. (mot) war Generaloberst v. Weichs einverstanden.
    General v. Sodenstern betonte noch, dass nicht "Mangel an Einsicht" diesen Befehl veranlasst habe, sondern lediglich die Tatsache, dass Rumänen, denen erst einmal ein Befehl zum Zurückgehen gegeben worden sei, niemals wieder Halt machten. [Anl. 666 (C1)]
    Im Sinne dieser Weisung ergingen die noch erforderlichen Befehle:
    a) 8. rum. Kav.Div., dem rum. VII. A.K. unterstellt, sollte am 21.11. die Nordflanke des Korps schützen und hierzu die Gegend Kolchose Krassnyj Gervi (15 km südostwärts Abganerowo) gewinnen. Mit dem VI. rum. A.K. in Abganerowo war Verbindung zu halten. Die bei Omn-Kerjultschi und nördlich eingesetzten Teile der 8. rum. Kav.Div. hatten dort zu verbleiben. [Anl. 663 (C1)]


    b) Aufgabe des IV. A.K. war es, am 21.11. die Lage nördlich der Karpowka wieder herzustellen. Durchführung mit eigenen Mitteln, da die 4. Pz.Armee hierfür Kräfte nicht zur Verfügung stellen konnte. [Anl. 664 (C1)]


    c) Die 29. Inf.Div. (mot) sollte den begonnenen Gegenangriff zur Wiedergewinnung der H.K.L. westlich und nordwestlich Bhf. Tundutow durchführen. Die Division hatte sich dann ohne Zeitverlust beiderseits Koschary bereitzustellen, um durch Angriff in ostsüdostwärtiger Richtung gegen die Flanke des ostwärts der Eisenbahn nach Süden anzugreifenden Feindes dessen Vorgehen zu verzögern.
    Ab sofort war Koschary ausreichend zu sichern – dabei Panzerabwehr – und ständig von dort mit Bhf. Tinguta Verbindung zu halten. [Anl. 665 (C1)]


    Pz.A.O.K. 4 meldete dem O.B. der Heeresgruppe B über den Stand der Marsch- und Gefechtsbereitschaft der 16. und 29. Inf.Div. (mot). [Anl. 292 (C2)]
    Pz.A.O.K. 4 erließ einen Befehl über den Einsatz von Heeresstreifen im Armeegebiet. [Anl. 293 (C2)]
    Der Chef Pz.AO.K. 4 reichte dem Chef des Gen.Stabs der H.Gr. B die geforderten Vorschläge (vgl. Anl. 285a) für die Abhaltung von Lehrgängen zur Ausbildung zu Divisionsführern usw. ein. [Anl. 294 (C2)]


    Für das Pz.A.O.K. 4 und die deutschen Truppen, die den Angriff längs der Eisenbahn auf Stalingrad durchgeführt und unter nicht unbeträchtlichen Opfern das ganze Gebiet ostwärts des Don zusammen mit dem rum. VI. A.K. in Besitz genommen hatten, war dieser Tag sehr schwer. In langen, mühevollen Wochen errungene Erfolge waren im Handumdrehen in ein Nichts übergegangen, das Gebiet war an vielen Stellen dem Feind ohne Not überlassen worden. Da, wo sich noch an einzelnen Stellen noch deutsche Truppen unter energischen Führern hielten, wie am Bhf. Tinguta Angehörige aller Waffen und von Versorgungstruppen unter Führung des Kommandeurs des Heeresstreifendienstes, Oberstleutnant Rehning, bis zum 21.11. mittags, gelang es den Russen nicht vorzudringen. Wäre überall bei den Rumänen so gehandelt worden, wäre der 20.11.1942 nicht in dieser Form verlaufen. Die überall mit starker Panzerunterstützung geführten feindlichen Angriffe hatten bei den Rumänen einen unbeschreiblichen "Panzerschreck" hervorgerufen, der schließlich so stark war, dass schon motorisierte feindl. Infanterie als Panzer angesprochen und ausgewichen wurde. Die im Bericht des Chefs Pz.A.O.K. 4 an an den Chef der Heeresgruppe B vom 05.10. niedergelegten Erfahrungen mit den Rumänen hatten sich leider erneut und in noch größerem Maße bestätigt.


    (...)
    Fortsetzung folgt.
    __________
    MfG Uwe

  • 21.11.1942 – A.H.Qu. Businowka
    Wetter: teilweise bedeckt, trocken.
    Straßen- und Wegezustand: befahrbar.
    04.00 Uhr
    Kurz nach 04.00 Uhr traf im A.H.Qu. die Meldung ein, dass der Gegner kurz vor Sety stand, das – abgesehen von von unbedeutenden rumänischen Kräften – nur von schwachen Teilen des Pz.Armee-Nachr.Rgts. 4 verteidigt wurde. Diese Nachricht bedeutete eine höchst unangenehme Überraschung, weniger weil sie eine Bedrohung des A.H.Qu. darstellte, als vielmehr aus ihr klar hervorging, dass der Aufbau der befohlenen Sicherungslinie in der Einbruchsstelle längs der Bahn Abganerowo – Bhf. Tinguta nicht gelungen war. Für alle Fälle wurde sogleich das A.H.Qu. alarmiert und die vorbereitete Besetzung der Ortsränder usw. durchgeführt.
    Die in den nächsten Stunden eingehenden Meldungen ergaben folgendes Bild der Lage:
    Bei der 16. Inf.Div. (mot) war der Ausbruch der Stützpunktbesatzung Chalchutta, unterstützt durch einen Entlastungsangriff des Gren.Rgts. 156 von Ssjanzik her, noch im Gange.
    Beim rum. VII. A.K. hatte die 5. rum. Kav.Div. mehrere Feindangriffe auf Scharnud abzuweisen gehabt, sonst aber war die Nacht dort verhältnismäßig ruhig verlaufen.
    Das VI. rum. A.K. hatte über den Verbleib der Masse der 1., 2. und 18. rum. Div. noch keine nähere Kenntnis. Anscheinend hielten schwache Teile noch bei und ostwärts (Gniloje) Abganerowo. Ebenso hielt sich noch die unter dem Befehl des Kommandeurs des Heeresstreifendienstes (Oberstlt. Rehning) stehende, in der Hauptsache aus deutschen Truppen stehende Besatzung des Bhfs. Tinguta. Wie aus dem Erscheinen feindl. Kräfte bei Sety hervorging, war der Gegner während der Nacht mit motorisierten Truppen über die Linie (Gniloje) Abganerowo – Bhf. Tinguta nach Westen vorgestoßen.
    Die 29. Inf.Div. (mot) hielt mit einer Rgts.-Gruppe die ehemalige H.K.L. der 20. rum. Div. westlich Bahnhof Tundutow besetzt. Wie schon befürchtet, war eine Ablösung dieses Rgts. durch Teile der 20. rum. Div. nicht möglich gewesen, da im ganzen Abschnitt einstweilen nur 150 Mann dieser Division hatten gesammelt werden können. Bei Bhf. Tundutow wurde die Bereitstellung feindl. Kräfte – darunter Panzer – zu einem neuen Angriff beobachtet.
    04.30 Uhr
    Teile der Division, darunter auch die Pz.Abteilung 129, standen seit 04.30 Uhr im schweren Kampf mit feindl. Panzern bei Koschara.
    05.30 Uhr
    Bei IV. A.K. griff der Gegner seit 05.30 Uhr in Gegend 3 km südlich Jalchi an. Zur gleichen Zeit hatte der Gegenangriff aus dem Raume Jagodniki zur Bereinigung des gestrigen Einbruchs nördlich der Karpowka begonnen.


    Nachdem es dem Gegener gelungen war, die Bahnlinie Remontnaja – Stalingrad nach Westen zu überschreiten, war eine neue Lage entstanden. Die 4. Pz.Armee war jetzt tatsächlich bereits in zwei Teile gespalten, es bestand auch, da keinerlei Reserven mehr zur Verfügung standen, keinerlei Möglichkeit mehr, an dieser Tatsache irgend etwas zu ändern. Der Pz.Armee fielen unter diesen veränderten Umständen zwei Aufgaben zu:
    mit der Nordgruppe – 29. Inf.Div. (mot) und IV. A.K. – das Vorgehen des Gegners nach Westen und sein Eindrehen gegen den Rücken der 6. Armee zu verhindern; mit der Südgruppe aber – rum. VII. und rum VI. A.K. – die Bahnlinie, die Lebensader für die rumänischen Verbände der Armee und von entscheidender Wichtigkeit für alle weiteren Operationen, zu verteidigen und ihre Inbesitznahme durch den Gegner nach Möglichkeit zu verhindern.
    06.45 Uhr
    Da bei dieser veränderten Lage der noch gestern Abend beabsichtigte Gegenangriff der 29. Inf.Div. (mot) in ost- bzw. südostwärtiger Richtung über die Bahn beiderseits Bhf. Tinguta nicht mehr in Frage kam, wurde die Division im Interesse einer einheitlichen Führung um 06.45 Uhr dem IV. A.K. unterstellt, das fernmündlich den Auftrag erhielt, das Vorgehen des Feindes beiderseits der Karpowka zu verhindern.
    06.30 Uhr
    Um auch eine einheitliche Führung der Südgruppe sicherzustellen, ließ der Oberbefehlshaber um 06.30 Uhr der Heeresgruppe B durch den Chef Pz.A.O.K. 4 vorschlagen, dass unter dem Pz.A.O.K. 4 das rumänische A.O.K. 4 den Befehl über das VII. rum. A.K. und VI. rum. A.K. übernehmen sollte. Es war zu hoffen, dass hierdurch gleichzeitig auch die Schwierigkeiten der Verbindung des Pz.A.O.K. 4 mit den beiden rum. Korps etwas verringert wurden. Die Heeresgruppe stellte eine baldige Entscheidung auf diesen Vorschlag in Aussicht und empfahl, den Einsatz des rum. A.O.K. 4 in Verbindung mit dem Leiter des dortigen deutschen Verbindungsstabes, Oberst i.G. Doerr, bereits vorzubereiten.
    Ein entsprechender Befehl des Pz.A.O.K. 4 erging um 10.30 Uhr. Danach sollte das rum. A.O.K. 4 mit rum. VII. und rum. VI. A.K. (außer 20. rum. Div.) den Kampf so führen, dass der Zusammenhang beider Korps nicht zerrissen wurde und ein Vordringen des Feindes längs der Nachschublinie (Eisenbahn Abganerowo – Remontnaja) aufgehalten wurde. Das Inkrafttreten sollte noch befohlen werden. [Anl. 667 (C1)]
    08.40 Uhr
    Während der nächsten Stunden war des Interesse des Pz.A.O.K. besonders auf dem für die weitere Entwicklung ausschlaggebenden Kampf der Nordgruppe gerichtet. Der Kommandeur der 29. Inf.Div. (mot), der um 08.40 Uhr über die Lage seiner Division meldete, wies der Oberbefehlshaber besonders darauf hin, dass die 29. Inf.Div. (mot) unbedingt den Anschluss links an das IV. A.K. behalten, andererseits verhindern müsse, dass der Gegner die rechte Flanke der Division umfasste.
    Unter Umständen komme ein rücksichtsloser Einsatz der Pz.Abteilung der Division auf ihren rechten Flügel in Frage. Im gleiche Sinne betonte der Oberbefehlshaber um 09.15. Uhr dem Kom. General des IV. A.K., Erwin Jaenecke, gegenüber, dass das Korps [einschließlich 29. Inf.Div. (mot)] alles daransetzen müsse, zu unterbinden, dass der Russe nach Norden auf Kalatsch eindrehe. Die Kampfführung der 29. Inf.Div. (mot) sei der neuen Lage anzupassen; auf Inbesitznahme von Koschary lege er (O.B.) demgemäß jetzt keinen Wert mehr. Übrigens beurteilte General Jaenecke die Lage in seinem Abschnitt günstig; dort war der neue Feindangriff südlich Jalchi abgeschlagen worden und der eigene Angriff gewann trotz starken Feindwiderstand Boden.
    10.15 Uhr
    Gelegentlich einer Telefonunterhaltung des Chefs Pz.A.O.K. 4 mit dem Chef der H.Gr. B um 10.15 Uhr erklärte dieser sich mit der Verwendung der 29. Inf.Div. (mot) einverstanden. General v. Sodenstern stellte für den 22.11. die Zuführung von zwei Infanterie-Rgtern. auf dem Luftwege in Aussicht. Als der Chef Pz.A.O.K. 4 ihm meldete, dass die Verlegung des A.H.Qu. zunächst nach Businowka vorgesehen sei, empfahl General v. Sodenstern, dort nur mit den notwendigsten Teilen der Führungs-Abt. zu bleiben alles andere aber gleich über den Don nach Westen abzuschieben.
    05.30 Uhr
    Soweit während dieser Stunden Meldungen von den rumänischen Verbänden eingingen, besagten sie nur, dass die Divisionen des rum. VI. A.K. sich weiter im Zurückgehen befanden und dass der Gegner nachdrängte. Seine Panzer waren bereits um 05.30 Uhr in Bhf. Abganerowo eingedrungen; die 2. rum. Div. hatte die Ortsverteidigung von Abganerowo dorthin "umgruppiert", russische Spähtrupps fühlten gegen diesen Ort vor. Stärkere Teile der 18. rum. Div. befanden sich im Zurückgehen nach Süden nordwestlich des Waldes bei Tingutinskoje, waren aber schon von feindl. Infanterie und Panzern überflügelt. Das rum. VI. A.K. bat dringend um Hilfe durch die 29. Inf.Div. (mot). Pz.A.O.K. 4 teilte ihm um 09.20 Uhr durch Funk mit, dass die 29. Inf.Div. (mot) im Kampf bei Koschary stehe und erteilte dem Korps die Weisung, mit verfügbaren Kräfte beiderseits der Eisenbahn zu halten.
    09.13 Uhr
    Ein um 09.13 Uhr aufgenommener Funkspruch des O.Qu. 4 aus Schelestow besagte, dass rumänische Kolonnen – Infanterie und Artillerie – auf der Straße Abganerowo – Aksaj und längs der Bahn auf Shutow zurück gingen; in Aksaj sei ein Auffang eingerichtet worden. Um 09.33 Uhr traf eine Funkmeldung des D.V.K. 16 ein, dass seit 09.00 Uhr keine Verbindung mehr mit Abganerowo bestehe und dass dort wahrscheinlich der Feind eingedrungen sei.
    Vom rum. VI. A.K. überhaupt keine Nachrichten.
    11.00 Uhr
    Ein um 11.00 Uhr aufgenommener Funkspruch der 16. Inf.Div. (mot) meldete, dass der Ausbruch aus Chalchutta mit der Masse gelungen sei, wenn auch unter erheblichen personellen und materiellen Verlusten. Der Feind dränge nach.
    12.00 Uhr
    Die Entwicklung der Kämpfe bei Sety, gegen das im Laufe des Vormittags stärkere Feindkolonnen im Vormarsch gemeldet wurden, veranlasste den Oberbefehlshaber, gegen Mittag die Verlegung der Führungs-Abt. von Werchne Zaryzinskij nach Businowka zu befehlen. Da bis vor kurzem das Gen.Kdo. XXXXVIII. Pz.Korps hier gelegen hatte, waren leidliche Verbindungen wenigstens nach Osten hin zum IV. A.K. vorhanden. Dagegen stieß die fernmündliche Verständigung mit den rumänischen Kommandostellen auf kaum zu überwindende Schwierigkeiten und war stets nur für wenige Augenblicke möglich, da die Leitungen immer wieder unterbrochen wurden.
    12.32 Uhr
    Vom rum. VII. A.K. traf um 12.32 Uhr ein Funkspruch des Leiters des D.V.K. 17 ein. Dieser meldete, dass an der Front des Korps keine besonderen Ereignisse eingetreten und rückläufige Feindbewegungen von Scharnud in Richtung Chanata erkannt worden wären. Pz.A.O.K. 4 schloss hieraus, dass der Russe vor der 5. rum. Kav.Div. seine Kräfte nach Osten zurückführe, um sie später an der Durchbruchsstelle einzusetzen.
    14.00 Uhr
    Das rum. VII. A.K. erhielt demgemäß um 14.00 Uhr durch Funkspruch den Befehl, die 5. rum. Kav.Div. in Richtung Aksaj herauszulösen und mit ihr ein Nachdrängen des Gegners am Jeßaulowskij Aksaj zu verhindern; die 8. rum. Kav.Div. sollte zwischen Tundutow und Aksaj die Nordflanke schützen. [Anl. 668a (C1)]
    Gleichzeitig wurde dem rum. VI. A.K. durch Funk befohlen, seine Verbände nunmehr am Jeßaulowskij Aksaj beiderseits Bhf. Shutow zur Abwehr nach Norden zu ordnen und einzusetzen, sowie Verbindung mit dem rum. VII. A.K. zu halten.
    [Anl. 668b (C1)]
    15.00 Uhr
    Um 15.00 Uhr traf mit Fernschreiben der Befehl der Heeresgruppe betr. Unterstellung des rum. A.O.K. 4 ein. Es besagte, dass dieses bei gleichzeitiger Unterstellung unter Pz.A.O.K. 4 sofort den Befehl über 16. Inf.Div. (mot) und alle rumänischen Verbände südlich der Einbruchsstelle Sety zu übernehmen hatte. Es erhielt den Auftrag, die jetzigen Stellungen unbedingt zu halten und die Nordflanke im Gebiet nördlich Aksaj abzudecken; mit einer Zuführung deutscher Kräfte war zunächst nicht zu rechnen. [Anl. 668 (C1)]
    15.40 Uhr
    Zwei Fernschreiben der Heeresgruppe B – eingegangen gegen 15.40 Uhr – stellten die Zuführung des Inf.Rgt. 537 der 385. Inf.Div. und eines Infanterie-Rgts. der 294. Inf.Div. auf dem Luftwege nach Flugplatz Pitomnik (9 km nordostwärts Ausweichstelle Bassarguno) in Aussicht. [Anl. 669 und 670 (C1)]
    Pz.A.O.K. 4 gab um 19.00 Uhr dem IV. A.K. hiervon Kenntnis. Beide Regimenter sollten diesem mit Eintreffen auf dem Flugplatz unterstellt werden. [Anl. 673 (C1)]


    Da mit den Verbänden des VI. rum. A.K. überhaupt nicht mehr zu rechnen war, bemühte sich das Pz.A.O.K.. mit allen Mitteln, aus den im rückwärtigen Armeegebiet liegenden Versorgungstruppen, Trossen, abgestellten Teilen Schneller Truppen, die früher der Armee angehört hatten (teilweise instandgesetzten Panzern, Sturmgeschützen und dergl.), Bautruppen, Nachrichtenverbände usw. Alarmeinheiten aufzustellen und mit ihnen wenigstens einen dünnen Schleier beiderseits der Bahn in der Auffanglinie Gontscharowskij – Gnilo Aksajskaja – Höhen westlich davon zu bilden. Es war beabsichtigt, nach dem Verlust von Abganerowo das rum. VI. A.K. hinter dieser Linie zu versammeln und zu ordnen. Neben dem Leiter des deutschen Verbindungsstabes 2 beim rum. A.O.K. 4, Oberst i.G. Doerr, leisteten hierbei der Oberquartiermeister Pz.A.O.K. 4, Major i.G. Metzsch, und der Pz.Armee-Nachr.-Führer 4, Oberstleutnant Langner, Vorzügliches.


    Das Gen.Kdo. des VI. rum. A.K. war am 21.11. nicht in der Lage, auch nur einen Verband der Lage entsprechend einzusetzen. Seine Truppen strömten längs der Bahn bis nach Kotelnikowo zurück, wo ein Polizei-Bataillon unter dem deutschen Verbindungsstab die Leute sammelte.
    Es war Soldatenglück, dass der Gegner hier nicht schärfer anpackte, sondern sich in der Hauptsache gegen die 29. Inf.Div. (mot) wandte; nur hierdurch wurde ein neuer noch schwererer Rückschlag vermieden.
    18.10 Uhr
    Um 18.10 Uhr erhielt Pz.A.O.K. 4 durch Funkspruch der H.Gr. B von dem Führerentscheid Kenntnis, nachdem die 6. Armee trotz Gefahr vorübergehender Einschließung zu halten habe. Die Befehlsübernahme (der 6. Armee) über das IV. A.K. und die Reste des rum. VI. A.K. (20. rum. Div.) war vorzubereiten. Die Bahnlinie sollte möglichst lange offen gehalten werden. [Anl. 671 (C1)]
    Der – zwischen 18.00 und 19.00 Uhr – ausgegebene Pz.Armeebefehl gab als Absicht der Pz.Armee an, ein Vorgehen des Feindes auf Kalatsch oder Eindrehen ostwärts des Don nach Norden in den Rücken der 6. Armee zu verhindern, sowie die Kräfte des rum. VI. A.K. zu ordnen. Hierzu hatte IV. A.K. mit unterstellter 29. Inf.Div. (mot) ein Vorgehen des Feindes südlich der Karpowka nach Westen zu verhindern. Rumänische 4. Armee hatte mit rum. VII. und VI. A.K. den Kampf so zu führen, dass der Zusammenhang beider Korps nicht zerrissen wird und ein Vordringen des Feindes längs der Nachschublinie (Eisenbahn Abganerowo – Remontnaja) aufgehalten wurde. Die Linie Scharnud – ostwärts Ssadowoje war zu halten. [Anl. 672 (C1)]


    Der weitere Verlauf der Kämpfe war folgender:
    Der Feind setzte seinen am 20.11. begonnenen Großangriff unter Einsatz neu herangeführte Panzer- und mot. Schützen-Verbänden nahezu an der ganzen Armeefront fort, Schwerpunkt heute deutlich südl. der Karpowka in westlicher und nordwestlicher Richtung. Allein in diesem Abschnitt befanden sich nach zuverlässigen Feststellungen fünf Schützen-Divisionen, drei mot.Schützen-Brigaden und fünf Panzer-Brigaden im Angriff.
    Rumänische 4. Armee:
    Bei der 16. Inf.Div. (mot) setzte die bisherige Besatzung des Stützpunktes Chalchutta nach Aufnahme durch das verstärkte Grenadier-Rgt. 156 ihren Rückmarsch auf die Jaschkul-Stellung fort. Auch das Gren.Rgt. 156 konnte sich planmäßig vom Feinde lösen, der, von dem Durchbruchsangriff offensichtlich überrascht, zunächst nicht folgte und anscheinend seine Verbände im Raume um Chalchutta neu ordnete.
    Als Nachhut der 16. Inf.Div. (mot) befand sich noch das verstärkte Kradschützen-Btl. 165 in Utta.
    An der Front des rum. VII. A.K. setzte nach verhältnismäßig ruhigem Tagesverlauf in den Abendstunden ein von Osten und Norden geführter Angriff auf M. Derbety und Tundutowo ein. Beide Orte gingen verloren. Mit Rücksicht auf die veränderte Lage blieb die rum. 5. Kav.Div. in ihren alten Stellungen. [Vgl. hierzu auch Anl. 675 (C1)]
    Hinter der durch deutsche Truppen – Trosse, Bautruppen, Sanitätseinheiten usw. – gebildeten Auffanglinie Gontscharowskij – Gniloje Aksajkaja – Höhen nordwestlich davon sammelte das rum. VI. A.K. am Jeßaulowskij Aksaj-Abschnitt die Reste seiner Divisionen und richtete sich dort zur Abwehr ein. Der Feinddruck war dort schwach, sodass – nach einer um 21.07 Uhr bei der 4. Pz.Armee aufgenommenen Funkmeldung des O.Qu. 4 – ein Gegenstoß auf Abganerowo durchaus möglich und erfolgversprechend gewesen wäre; das Gen.Kdo. rum. VI. A.K. konnte sich indessen zu diesem Unternehmen nicht entschließen.


    Durch Trosse der 24. Pz.Division und sonstige abgestellte Teile wurden die Orte Kapkinka, Wassilewka, Iwanowka und Sowchose Krep stützpunktartig besetzt; Feindberührung bestand nicht.
    Weit vor der Front hielt sich immer noch die Besatzung des Bahnhofs Tinguta. Sie erhielt am späten Abend vom Pz.A.O.K. 4 den Befehl, sich südwestlich um Sety in Richtung Werchne Zaryzinskij durchzuschlagen. [Anl. 674 (C1)]
    IV. A.K.:
    Gegen die 29. Inf.Div. (mot) führte der Feind starke Kräfte in den Kampf. Es gelang ihm Sety und Koschara zu nehmen. Die 29. Inf.Div. (mot) erhielt darauf den Befehl zum Ausweichen in die Linie Blininkow – Höhe 111.8 – Wege-/Bahnkreuz 2 km südlich Höhe 92.0 (Karte 1:100.000); diese Linie konnte gehalten werden. Nördlich der Karpowka gewann die besonders zusammengestellte Angriffsgruppe des IV. A.K., nach Brechen stärkeren Feindwiderstandes, das Höhengelände 7 km nordostwärts Plantator zurück, wo die Verbindung zur 20. rum. Div. hergestellt werden konnte. Dieser war es unter Abwehr mehrerer Feindangriffe gelungen, eine dünne Abwehrfront in Linie 4 km ostwärts Plantator – 7 km nordostwärts Plantator zu bilden, die im Laufe des Nachmittags noch weiter festigte.


    (...)
    Fortsetzung folgt.
    __________
    MfG Uwe

  • 22.11.1942 – A.H.Qu. Nishne Tschirskaja
    Wetter: leichter Frost, bedeckt.
    Straßen- und Wegezustand: gut befahrbar.
    01.30 Uhr
    Mehrere Meldungen vom Eindringen feindlicher Panzer in Werchne Zarizynskij gaben Anlass, um 01.30 Uhr die Abmarschbereitschaft der in Businowka befindlichen Teile des Pz.Armeestabes zu befehlen. Später stellte sich heraus, dass der Gegner nur mit einigen Pz.Spähwagen gegen Werch. Zarizynskij vorgefühlt hatte, von denen einer abgeschossen worden war.
    Vom rum. A.O.K. 4 trafen keine Meldungen über den Verlauf der Nacht ein. Vom IV. A.K. lag nur die Meldung vor, dass die 20. rum. Div. einen feindlichen Erkundungsvorstoß südostwärts Plantator abgewehrt hatte. Vor der Höhe 7 km nordostwärts Plantator ließen Motorengräusche die Bereitstellung russischer Panzer vermuten. Nachrichten von der 29. Inf.Div. (mot) fehlten.
    07.00 Uhr
    Um 07.00 Uhr flog der Oberbefehlshaber und der Chef im "Storch" zum A.O.K. 6 nach Nishne Tschirskaja ab. Gleichzeitig setzte sich die Kraftwagenkolonne in Marsch. Unmittelbar vor der Abfahrt traf noch die Meldung ein, dass um 06.30 Uhr feindl. Panzer in Werch. Zarizynskij eingedrungen waren. Auf der Fahrt von Businowka zur Don-Brücke bei Werch. Zarizynskaja kamen Teile des Armeestabes in Feindberührung. Es gelang aber, abgesehen von einzelnen Fahrzeugen, die verloren gingen, den gesamten Stab und das Pz.Armee-Nachr.Rgt. 4 in die neue Unterkunft nach Nishne Tschirskaja zu bringen.


    Die Orientierung des O.B. und Chefs durch das A.O.K. 6 in Nish. Tschirskaja ergab, dass sich die Lage der 6. Armee immer weiter ernst entwickelte, die Ereignisse dort sich überstürzten und die Einschließung der Armee anscheinend nicht mehr aufzuhalten war.
    Pz.A.O.K. 4 gab um 12.00 Uhr den Befehl über das IV. A.K. einschließlich der 29. Inf.Div. (mot) an A.O.K. 6 ab. Der Oberbefehlshaber verabschiedete sich fernmündlich vom Kom. General des IV. A.K., dem er noch einmal seine Anerkennung für die Leistungen des Korps während der vergangenen vier Monate und die wärmsten Wünsche für die bevorstehenden schweren Tage aussprach.
    12.45 Uhr
    Ein um 12.45 Uhr aufgenommener Funkspruch der Heeresgruppe B enthielt die Nachricht, dass der tags zuvor angekündigte Lufttransport je eines Inf.Rgts. der 294. und 385. Inf.Div. entfiel. [Anl. 676 (C1)]
    17.40 Uhr
    Um 17.40 Uhr traf mit Fernschreiben der Befehl der Heeresgruppe B ein, dass Generaloberst Hoth ab sofort die taktische Führung der "Gruppe Hoth" zu übernehmen hatte. Ihm waren unmittelbar unterstellt:
    16. Infanterie-Division (mot) und die 4. rumänische Armee.
    Als nächste Aufgabe der Gruppe Hoth wurde angegeben: "Derzeitige Linie Jaschkul – Tundutowo halten, Nordflanke im Gebiet Aksaj abdecken". Fühlung mit 6. Armee ist anzustreben. [Anl. 677 (C1)]
    Damit war die in dem gestrigen Befehl der Heeresgruppe angeordnete Unterstellung der 16. Inf.Div. (mot) unter das rum. A.O.K. 4 aufgehoben und die Division dem Pz.A.O.K. 4 wieder unmittelbar unterstellt.


    Die Kampfereignisse des 22.11. waren folgende:
    Bei 16. Inf.Div. (mot) drängte der Gegner auf Straße Utta – Jaschkul schwach nach. Gegenüber einem von Panzern unterstützten stärkeren Feindangriff musste auch die Nachhut der Div. (verst. Kradschtz.Btl. 165) auf die Jaschkul-Stellung zurückgehen. Eine stärkere mot. Feindkolonne mit Panzern befand sich südlich der Hauptstraße im Vormarsch nach Westen. Die Division rechnete ab 23.11. mit einem russischen Angriff auf die Jaschkul-Stellung.
    Bei der 4. rum. Armee blieb die Ostfront des VII. rum. A.K. an der Straße Ulan-Erge – Mal. Derbety ohne wesentliche Feindberührung, doch ließen größere Ansammlungen vor der rum. 5. Kav.Div. auch hier einen russischen Angriff möglich erscheinen. An der Nordostecke der Front des VII. rum. A.K. (Abschnitt 4. rum. Div.) gelang es nach dem Verlust von Mal. Derbety und Tundutowo zunächst nicht, den Feindangriff zum Stehen zu bringen. Der Russe gewann hier weiter nach Süden Boden und drängte die Rumänen bis zum Almata-Abschnitt zurück. Auf dem rechten Flügel des VI. rum. A.K. wurde die 8. rum. Kav.Div., die – ohne die bei Omn-Kerjultschi und nördlich zurück gebliebenen Teile – inzwischen diesem Korps unterstellt worden war, bei Kolchose Krassnyj Geroi (Karte 1:100.000) angegriffen; die Kämpfe waren bis zum Abend noch nicht abgeschlossen. Am Aksaj-Abschnitt kam es nicht zu nennenswerten Kampfhandungen, der Russe drängte hier nur unwesentlich nach. Der Chef des dtsch. Verbindungsstabes beim rum. A.O.K. 4 war weiterhin unter Einsatz aller Mittel bemüht, hinter dem dünnen Sicherungsschleier deutscher Truppen die rumänischen Verbände zu sammeln und zu ordnen und auch westlich der Eisenbahn am Jeßaulowskij-Abschnitt eine Sicherungslinie aufzubauen. Bis zum Abend des 22.11. waren diese Bemühungen aber kaum von Erfolg begleitet, da die Rumänen stellenweise immer noch in Richtung Kotelnikowo zurückzugehen versuchten.


    Es stellte sich immer mehr heraus, dass bei weiteren Erwägungen über die Fortführung der Operationen mit dem rum. VI. A.K. kaum mehr gerechnet werden konnte. Alle Stellen berichteten über die unmöglichsten Bilder von zurückflutenden Teilen dieses Korps, sodass man schon von recht bedenklichen Auflösungserscheinungen sprechen musste: Anscheinend war auch das Gen.Kdo. des VI. rum. A.K. nicht mehr in der Lage, diesen Bewegungen Halt zu gebieten. Bei den zur Zeit schlechten Verbindungen und der Unruhe, die naturgemäß entstanden war, sah jedoch das Pz.A.O.K. 4 noch nicht ganz klar, wie die Verhältnisse im einzelnen lagen. Es war ständig bemüht, die Lage bei der rum. 4. Armee zu klären und leitete verschiedene Gegenmaßnahmen ein.


    Im Hinblick auf die zu erwartenden Unterbrechung des Urlauberverkehrs ordnete die Heeresgruppe B an, dass von den in Betracht kommenden Dienststellen vorausschauend Maßnahmen getroffen würden, um durch den Einsatz geeigneter Offiziere und Stäbe Urlauber und Dienstreisende zu erfassen, zu betreuen und zu einsatzfähigen Verbänden zu ordnen. [Anl. 296 (C2)]


    23.11.1942 – A.H.Qu. Zymljanskaja
    Wetter: leichter Frost.
    Straßen- und Wegezustand: gut.
    Während der Nacht fühlte der Gegner mit Infanterie und Panzern gegen die H.K.L. der 16. Inf.Div. (mot) bei Jaschkul vor.
    Beim rum. VII. A.K. herrschte an der Ostfront geringe Spähtrupptätigkeit.
    An der Front der 4. rum. Div. drückte der Russe langsam weiter nach Süden vor, es gelang hier nicht, ihn zum Halten zu bringen. Das rum. A.O.K. 4 befahl, dass die 4. rum. Div. auf die Linie Höhe 83.0 (8 km ostsüdostwärts Ssadowoje) – Höhe 71.2 (5 km nordostwärts Ssadowoje) – landwirtschaftliche Station südl. Geflügelfarm zurückgehen sollte. Die Linie sollte gehalten werden. Beim rum. VI. A.K. griff der Russe die Sicherungslinie an. Die Sicherungen wichen auf Jeßaulowskij Aksaj aus; Schwerpunkte wurden nördlich Shutow 2 und an der Bahn gebildet. Das rum. VI. A.K. zeigte immer deutlicher Auflösungserscheinungen; es war bisher nicht gelungen, die planlosen Rückzugsbewegungen auf Kotelnikowo und darüber hinaus aufzuhalten.


    Das allgemeine Feindbild war nicht klar.
    Sicher hatte der Russe die Masse seiner Kräfte nach Nordwesten gegen die 6. Armee eingedreht. Der Gruppe Hoth standen wohl nur starke Teilkräfte gegenüber, die anscheinend den Auftrag hatten, die Hauptoperation nach Süden abzudecken, dabei vor allem Kavallerie, vielleicht auch Panzer.
    Dem gegenüber stand die Gruppe Hoth mit dem rum. VII. A.K. in Linie Ulan-Erge – südlich Mal. Derbety (dieses serber bereits verloren!); der Nordflügel – 4. rum. Div. – wurde ständig von Norden her angegriffen, wich schon vor dem geringsten Feinddruck aus und stand bereits auf den Höhen um Ssadowoje. Die Divisionen des VI. rum. A.K. fluteten in Auflösung zurück; einzelne wenige noch kämpfenden Verbände konnten das Gesamturteil, dass das Korps als solches zu bestehen aufgehört hatte, nicht mildern. Am Aksaj-Abschnitt hielten nur schwache deutsche Sicherungen. Zwischen dem rum. VII. A.K. und den deutschen Sicherungen des rum. VI. A.K. stand in der Lücke ⅓ der 8. rum. Kav.Div., die aber anscheinend auch schon angeschlagen war und nur geringe Kampfkraft besaß. Die Gruppe Hoth hatte also praktisch nichts, um Lücken zu füllen!


    07.00 Uhr
    Mit Rücksicht darauf, dass die Kraftwagenkolonnen beider Staffeln der Führungsabteilung des Stabes der 4. Pz.Armee am Abend des 22.11 erst sehr spät in Nishne Tschirskaja eingetroffen war, wurde der Abmarsch am 23. erst auf 07.00 Uhr festgesetzt. Auch der Oberbefehlshaber sowie der Chef mit den Offizieren der Abteilungen Ia und Ic fuhren zu dieser Zeit von Nishne Tschirskaja ab, nachdem sich im letzten Augenblick ergeben hatte, dass die angeforderten "Störche" für O.B. und Chef nicht gestellt werden konnten. Unmittelbar vor der Abfahrt traf noch die Meldung ein, dass einzelne russische Panzer bereits in den Waldstücken zwischen der Bahn Millerowo – Tschir und Nishne Tschirskaja beobachtet worden seien; zu irgend einer Berührung mit ihnen kam es aber weder bei der O.B.-Kolonne noch bei den nachfolgenden Staffeln.
    Als Pz.A.H.Qu. für die Zeit der weiteren Vorbereitungen der Operationen war Remontnaja vorgesehen, als Zwischenquartier für den 23.11. Zymljanskaja. Da inzwischen bereits das rum. A.O.K. 4 die Verlegung seines H.Qu. nach Remontnaja eingeleitet hatte, wurde als nächstes A.H.Qu. Simowniki bestimmt.
    Die Straße Nishne Tschirskaja – Zymljanskaja war bis nach Tormossin hin stark mit zurück marschierenden Kolonnen usw. der 6. und rum. 3. Armee belegt, doch kam es nur an einzelnen Stellen (Brücken usw.) zu unbedeutenden Stauungen. Die Marschdisziplin bei den deutschen Verbänden war im allgemeinen gut, bei den rumänischen vielfach mäßig.
    11.00 Uhr
    Gegen 11.00 Uhr traf die Kolonne des O.B. in Zymljanskaja ein. Da erst geeignete Arbeitsräume gesucht und in Ordnung gebracht werden mussten, bestand der "Gefechtsstand" des Pz.A.O.K. 4 zunächst nur aus einem frei gemachten Raum der Ortskommandantur mit einem einzigen dort schnell dort aufgestellten Fernsprechapparat. Erst im Laufe des Nachmittags konnten die inzwischen eingerichteten Geschäftszimmer bezogen werden.


    Der Befehl des rum. 4. A.O.K. zur Zurücknahme der rum. 4. Div. bis auf die Höhen nördlich Ssadowoje war vom Oberkommando der H.Gr. B und vom O.K.H. nicht gebilligt worden. Wie der Ia der Heeresgruppe dem Chef Pz.A.O.K. 4 gelegentlich dessen Meldung über das erfolgte Eintreffen in Zymljanskaja mitteilte, lehnte insbesondere das O.K.H. jede Zurücknahme grundsätzlich ab. Dem gegenüber stand der Oberbefehlshaber auf dem Standpunkt, dass es – bei selbstverständlicher Ablehnung jedes nicht unbedingt unnötigen Zurücknehmens – im vorliegenden Fall eben doch besser sei, den durch Umfassung stark bedrohten linken Flügel des rum. VII. A.K. rechtzeitig vom Feinde abzusetzen, als die ohnehin schon erheblich angeschlagene 4. rum. Div. völlig verloren gehen zu lassen, was dann zwangsläufig zum einem Aufrollen sowohl der Ostfront des rum. VII. A.K. als auch der Aksaj-Front des rum. VI. A.K. führen musste. Unter Umständen schien daher sogar eine noch etwas weitere Zurücknahme der 4. rum. Div. unvermeidlich. Als der Chef Pz.A.O.K. 4 dem Ia der Heeresgruppe B um 12.50 Uhr diese Gedankengänge noch einmal vortrug und dabei die bis zum Nullpunkt gesunkene Kampfkraft des rum. VI. A.K. sowie auf die Tatsache hinwies, dass nördlich Shutow 2 nichts mehr stände, antwortete Oberst i.G. Winter, dass nach Mitteilung des O.K.H. der Führer soeben alle Ausweichbewegungen grundsätzlich abgelehnt hätte. Ferner habe das O.K.H. mitgeteilt, dass zahlreiche Alarmeinheiten und sonstige Verstärkungen im Anrollen seien. Auf keinen Fall dürfe Kotelnikowo aufgegeben werden. Der Oberbefehlshaber hielt weiter an der Absicht fest, unter allen Umständen die Vorbereitung für eine neue Angriffsoperation zu decken. Hierzu war die Erhaltung der wenigen noch vorhandenen Kräfte, darunter die 4. rum. Div., erforderlich. Er hielt in diesem Zusammenhang den Befehl zu einer rein örtlichen, taktischen Zurücknahme eines Frontabschnitts für durchaus im Rahmen seiner Befugnisse liegend und mit der Einstellung des O.K.H. keineswegs im Widerspruch stehend.


    (...)
    Fortsetzung folgt.
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    MfG Uwe

  • 13.00 Uhr
    Dem gemäß erhielt die rum. 4. Armee um 13.00 Uhr durch Fernspruch den Befehl, dass das rum. VII. A.K. unter Verlegung seiner rückwärtigen Verbindungen auf Sawetnoje und Atamanskaja seinen Nordflügel auf beiderseits Ssadowoje zurückzubiegen und seine Stellungen zu halten hätte. Der Kampf des rum. VI. A.K. sollte so geführt werden, das der Feind nicht südlich Aksaj in die Nordflanke des rum. VII. A.K. stoßen konnte. Der Aksaj-Abschnitt westlich Shutow war zu halten. Kotelnikowo sollte als Stützpunkt unter verantwortlichem Kommando des Kom. Generals des rum. VI. A.K. gehalten werden, bis Entsatz kam. [Anl. 678 (C1)]
    13.05 Uhr
    Von diesem Befehl gab der Chef Pz.A.O.K. 4 dem Ia der H.Gr. B um 13.05 Uhr fernmündlich Kenntnis. Oberst i.G. Winter teilte bei dieser Gelegenheit mit, dass der O.B. der Heeresgruppe gerade einen Fernspruch an das O.K.H. gerichtet habe, wonach das Herausziehen aller Rumänen und ihr Ersatz durch deutsche Verbände erforderlich sei.
    13.55 Uhr
    Das D.V.K. 16 (rum. VI. A.K.) wurde um 13.55 Uhr vom Chef Pz.A.O.K. 4 besonders darauf hingewiesen, dass General Dragalina Kotelnikowo als verantwortlicher Kommandeur unter allen Umständen zu halten habe, gegebenenfalls bis er durch die herankommenden deutschen Reserven entsetzt werden würde. Wenn etwa vom rum. A.O.K. 4 ein anderer Befehl (im Sinne weiteren Zurückgehens) erlassen worden sei, so müsse er umgehend zurückgenommen werden. Der Oberbefehlshaber fügte persönlich noch hinzu, dass es jetzt die wichtigste Aufgabe des rum. A.O.K. 4 sei, alle verfügbaren Teile des rum. VI. A.K. zu sammeln, und am besten bei Kotelnikowo, nicht zu weit hinten.


    Um auch von sich aus alles zu tun, die zurückflutenden Rumänen aufzufangen und im rückwärtigen Bereich der 4. Pz.Armee Ordnung zu halten, unterstellte sich der Oberbefehlshaber sich alle Territorialbehörden und sonstigen deutschen Dienststellen innerhalb des neuen Pz.Armeebereichs; Auffangorganisationen wurden eingerichtet. Verpflegung durfte nicht mehr an einzelne Wehrmachtsangehörige, sondern nur noch an Truppeneinheiten ausgegeben werden, zu denen alle einzeln eintreffenden Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften zusammenzufassen waren. Alle Ortschaften sollten zur Abwehr eingerichtet und erforderlichenfalls verteidigt, kein Ort durfte aufgegeben werden. Der Befehlshaber im Heeresgebiet Don wurde gebeten, dem O.B. die Feldkommandantur 200 (Simnowiki) unmittelbar zu unterstellen und im übrigen auch in seinem Gebiet eine Auffang- und Sammelorganisation für die zurückflutenden Rumänen einzurichten.


    In einer kurzen Ansprache an die Offiziere der 1. Führungsstaffel wies der Chef auf den nicht zu leugnenden Ernst der gegenwärtigen Lage und auf die Notwendigkeit hin, alle körperlichen und seelischen Kräfte einzusetzen, um aller Schwierigkeiten Herr zu werden. Jeder Offizier müsse hierzu einen gesunden Optimismus ausstrahlen, sich voll einsetzen, mit dem eigenen guten Beispiel vorangehen und überall, wo es erforderlich sei, ohne Rücksicht auf Dienstrang und Dienststelle praktisch zugreifen. Eine Kritik an den Rumänen in der Öffentlichkeit habe im höheren Interesse zu unterbleiben.


    Nach einem um 15.20 Uhr aufgenommenen Funkspruch der Heeresgruppe A sollte die zur Zeit in der Aufstellung begriffene 15. Luftwaffen-Felddivision am 25.11. in den Raum um Ssalsk verlegt werden (derzeitige Stärke 1.500, endgültige 4.500 Mann). Drei schwere und zwei leichte Flak-Abteilungen waren der Division unterstellt und in der Verlegung in den Raum Ssalsk – Kotelnikowo begriffen. [Anl. 679 (C1)]


    Kampfverlauf:
    Bei der 16. Inf.Div. (mot) kam es am Morgen zu dem erwarteten Feindangriff gegen die Jaschkul-Stellung. Der Russe drang dabei bis in die H.K.L. ein, wurde aber im Gegenstoß wieder heraus- und nach Nordosten zurückgeworfen. Die Luftaufklärung meldete eine längere Fahrzeugkolonne auf Straße Utta – Jaschkul. Mit neuen Angriffen ab 24.11. gegen Front und Nordflügel der Division musste gerechnet werden.
    18.30 Uhr
    Der Divisionskommandeur (Graf v. Schwerin), der um 18.30 dem Oberbefehlshaber über die Kämpfe berichtete, war davon überzeugt, dass die Jaschkul-Stellung solange sie frontal angegriffen wurde, gehalten werden konnte. Bedenklicher war dagegen die Lage, wenn der Russe eine Umgehung machte. Bisher war für diesen Fall vorgesehen gewesen, dem Feind mit den zurückgehaltenen freien Reserven entgegenzutreten.Im Laufe der heutigen Kämpfe hatte die Division aber ihre sämtlichen Reserven in der weiten Stellung einsetzen müssen. Eine weit ausholende feindl. Umfassung glaubte der Divisionskommandeur daher nicht abwehren zu können, zumal der Wert der auf den Flügeln eingesetzten Turk-Bataillone
    [811, 782, 450] doch recht gering war.
    Der Oberbefehlshaber teilte diese Bedenken; einstweilen scheine ja allerdings der Gegner solche Umfassungsabsichten noch nicht zu haben. Der O.B. benutze die Gelegenheit, um seiner Anerkennung für die Leistung der Division und ihrer Führung Ausdruck zu geben.


    Bei der 4. rum. Armee wurde außer einem örtlichen Einbruch 10 km westsüdwestlich Sachanata die Ostfront des rum. VII. A.K. gehalten. Die auf dem Nordflügel stehende 4. rum. Div. ging unter stärkerem Feinddruck bis auf die Höhen um Ssadowoje zurück.
    Im Raume zwischen Ssadowoje und dem Aksaj griff der Gegner die rum. 8. Kav.Div. an, die sich, zeitweilig eingeschlossen, unter erheblichen Verlusten auf Umanzewo zurückzog, um sich dort neu zu ordnen und die dortigen Höhen zu halten.
    Beim rum. VI. A.K. folgte der Russe mit Infanterie, Kavallerie und einzelnen Panzern den auf den Aksaj-Abschnitt ausweichenden schwachen deutschen Sicherungen, die bei Einbruch der Dunkelheit nach hartem Kampf auf dem Südufer des Jeßaulowskij Aksaj in Linie südwestlich Aksaj – Bhf. Shutow standen. In Aksaj drang um 09.00 Uhr der Gegner ein. Auch westlich der Eisenbahn war der Aufbau einer dünnen Sicherungslinie am Aksaj-Abschnitt im Gange.
    Der Auf- und Ausbau der Sicherungslinie schritt am 23.11. gut vorwärts. Es handelte sich dabei aber eben doch nur um einen ganz dünnen Schleier, der aus weit von einander entfernten Stützpunkten bestand und stärkeren Angriffen auf keinem Fall gewachsen sein konnte. Westlich der Eisenbahn wurde der Raum nur durch Spähtrupps eines Pionier-Btls. gesichert, das aus 47 Mann bestand, die auf 40 km Breite auseinander gezogen waren.
    Hinter der Sicherungslinie flossen immer noch die Trümmer des rum. VI. A.K. ab. Diese Verbände befanden sich in völliger Auflösung, irgendwelche Kampfkraft besaßen sie nicht mehr.
    Es konnte keinem Zweifel unterliegen, dass die Gruppe Hoth gegenwärtig stärkeren Feindangriffen nirgends gewachsen war; führte der Gegner weitere Kräfte zum Angriff vor, so musste die mühsam aufgebaute Front zusammenbrechen.


    Bei einer Telefonunterhaltung zwischen dem Chef Pz.A.O.K. 4 und Oberst i.G. Doerr, dem Leiter des dtsch. Verbindungsstabes beim rum. A.O.K. 4 kam nochmals die Frage der Zurücknahme der 4. rum. Div. zur Sprache. Es bestand Übereinstimmung darüber, dass unter allen Umständen verhindert werden musste, dass der Feind einfach in die Lücke zwischen rum. VII. A.K. und der Aksaj-Stellung einmarschierte. Deshalb sei ein Zurückbiegen der 4. rum. Div. doch besser.
    19.15 Uhr
    Bei der abendlichen Lageorientierung um 19.15 Uhr gab auch der Ia der Heeresgruppe B, Oberst i.G. Winter, seiner Überzeugung Ausdruck, dass man die Rumänen von Abschnitt zu Abschnitt zurückführen müsse, linker Flügel auf Atamanskaja.


    Oberst Winter teilte dann noch mit, dass die Alarmeinheiten der Heeresgruppe A erst vom 25.11. ankommen würden; mit den am 24.11. eintreffenden Luftwaffenteilen müsse ein "uneinnehmbarer Stützpunkt" bei Kotelnikowo gebildet werden.
    Als sich im weiteren Verlauf dieser Telefonunterhaltung auch der Oberbefehlshaber sowie der Chef der Heeresgruppe, General v. Sodenstern, einschalteten, ergab sich, dass beide den Eindruck hatten, dass der Hauptdruck des feindl. Angriffs nach wie vor gegen Westen, d.h. gegen 6. Armee und den Don, nicht aber gegen Süden gerichtet sei.
    Ein am Abend – nähere Zeitangaben fehlen! – aufgenommener Funkspruch der Heeresgruppe B wies nochmals darauf hin, dass Kotelnikowo als Eckpfeiler für weitere Entschlüsse unter allen Umständen gehalten werden müsse. [Anl.680 (C1)]
    Ein weiterer Funkspruch der H.Gr. B enthielt einen "Befehl für weitere Kampfführung"; seine wichtigsten Punkte lauteten:
    1.) Absicht ist, überall und so lange wie möglich aufzuhalten, um Raum und Zeit für den Aufmarsch zum Gegenangriff zu gewinnen.


    2.) Hierzu ist jeder Fußbreit Boden bis zum letzten zu verteidigen.


    3.) Neugliederung ab sofort:
    Rechts: Gruppe Hoth
    Mitte: rumänisches 3. A.O.K
    Links: Gruppe Hollidt (Gen.Kdo. XVII. A.K.)
    Taktische Grenzen: p.p.


    4.) Der Feindeinbruch muss in der allgemeinen Linie Jaschkul – Ssawetnoje – Kotelnikowo – Werchne
    Kurmojarskij – Rytschkow – Eisenbahn von Bhf. Tschir bis ostwärts Porschin – Verlauf des Tschir
    bis Bokowskaja – Kriuscha-Abschnitt unter allen Umständen endgültig abgeriegelt werden. Soweit
    einzelne Feindgruppe über diese Linie vorstoßen, sind sie durch zusammenzuraffende Kräftegruppen
    im Gegenangriff zurückzuwerfen. Über die Kampfführung in den Armeeabschnitten ostwärts dieser
    Linie ergehen Einsatzbefehle.
    Wichtig ist, dass der Raum Kotelnikowo, das Dreieck Nishne Tschirskaja – Rytschkow – Bhf. Tschir
    und das Gebiet beiderseits Bokowskaja als Eckpfeiler weiterer Entschließungen unter allen
    Umständen gehalten werden.


    5.), 6.) p.p." [Anl. 681 (C1)]


    21.12 Uhr
    Pz.A.O.K. 4 befahl um 21.12 Uhr durch Fernschreiben – nach vorheriger mündlicher Mitteilung an Oberst i.G. Doerr –, dass die 15. Luftwaffen-Felddivision durch den Chef des dtsch. Verbindungsstabes beim rum. A.O.K. 4 laufend mit Eintreffen in Kotelnikowo eingesetzt werden sollte. Der Auftrag im einzelnen lautete: "Einsatz auf dem Höhengelände nordostwärts Kotelnikowo (etwa in Gegend Gremjatschi) zur Deckung des Heranführens weiterer Verstärkungen nach Kotelnikowo. Sicherungslinie ist entsprechend dem Eintreffen weiterer Kräfte laufend zu verstärken." [Anl. 682 (C1)]
    21.15 Uhr
    Als "Absicht Pz.A.O.K. 4" wurde der Heeresgruppe B um 21.15 Uhr gemeldet:
    "Armee deckt das Heranführen der zugesagten Verstärkungen, dazu Einsatz der 15. Luftwaffen-Felddivision entsprechend Eintreffen der Transporte auf Höhengelände nordostwärts Kotelnikowo. Im übrigen Versuch des Haltens der derzeitigen Stellungen." [Anl. 683 (C1)]


    Am späten Abend meldete 16. Inf.Div. (mot), dass sie soeben eine Mitteilung der rum. 8. Kav.Div. erhalten habe, dass das rum. VII. A.K. seine gesamte Ostfront, die gar nicht angegriffen worden war, währen der kommenden Nacht bis in die Linie Kegulta – Keke Buluk – Ketschener-Schebenery zurücknehmen würde.


    Der Oberbefehlshaber über diese völlig unnötige und durch nichts berechtigte Maßnahme, die sich in verhängnisvoller Weise auch auf die benachbarten Truppenteile auswirken musste, sehr ungehalten. Er ließ das Oberkommando der
    rum. 4. Armee ersuchen, diesen Befehl sogleich wieder zurückzunehmen.
    Oberst i.G. Doerr meldete nach einiger Zeit, dass das rum. A.O.K. 4 ihm auf seine Vorstellungen hin versprochen habe, den Befehl zur Zurücknahme des VII. rum. A.K. wieder aufzuheben.


    Pz.A.O.K 4 beauftragte den Kommandeur der Bautruppen 26 (Stab Oberst Humbert) mit der Verteidigung des Brückenkopfes Zymljanskaja gegen Feindangriffe von Norden und Süden und der Übernahme der in Zymljanskaja eingerichteten Leitstelle für deutsche Truppen. [Anl. 684 (C1)]


    16.Inf.Div. (mot) meldete die Höhe der bei den Kämpfen um Chalchutta eingetretenen personellen und materiellen Verluste. [Anl. 297 C2)]


    Vom O.B. entworfenen Skizze der Feindlage am 20.11. (Beurteilung vom 23.11.42) – siehe Anl. 685 (C1).


    (...)
    Fortsetzung folgt.
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    MfG Uwe

  • 24.11.1942 – A.H.Qu. Sjmowniki
    Wetter: bedeckt, zeitweilig aufklärend, leichter Frost.
    Straßen- und Wegezustand: gut.
    Die Nacht verlief bei der 16. Inf.Div. (mot) ohne besondere Ereignisse. Von der Front der 4. rum. Armee lagen keine Meldungen vor.
    Der Quartierwechsel des Pz.Armeestabes von Zymljanskaja nach Sjmowniki erfolgte am Vormittag planmäßig. Die Unterbringung in Sjmowniki war ziemlich weit auseinandergezogen, sonst aber im allgemeinen gut.
    Der Oberbefehlshaber benutzte den Quartierwechsel zu einen Flug nach Kotelnikowo zum rum. A.O.K. 4, wo er mit dem rum. Oberbefehlshaber und dem Leiter des deutschen Verbindungsstabes die Kampfführung im einzelnen besprach und vor allem eine Darstellung des Feindbildes gab, wie es das Pz.A.O.K. 4 hatte, um den Rumänen zu zeigen, dass die russischen Hauptkräfte nach Norden und Nordwesten eingedreht waren und vor der rum. 4. Armee nur schwächere Feindteile kämpften. Diese Ausführungensollten den Rumänen den Rücken stärken und ihren Kampfwillen erhöhen.


    Es wurde bekannt, dass beim rum. VII. A.K. die Zurücknahme der Ostfront entgegen den dem Leiter des dtsch. Verbindungsstabes gegebenen Zusicherungen nun doch durchgeführt worden war, und zwar in die allgemeine Linie Chara-Buluk - Ketschener-Schebenery – ostwärts Obilnoje – Seljan – Balanow – Höhen südlich Umanzewo. Die Stützpunkte Omn-Kerjultschi und Alzyn-Chut waren noch von schwachen eigenen Kräften besetzt.
    Der Grund für dieses eigenartige Verhalten des rum. A.O.K. 4 war nicht klar zu erkennen. Nach des Oberst i.G. Doerr lag wahrscheinlich eine – dem D.V.K. nicht zugängig gemachte – Weisung aus Rostow (Stab Ilinka) vor.


    Bei der 16. Inf.Div. (mot) brachte ein schneidig gemachter Vorstoß des verstärkten Gren.Rgts. 156 gegen den Feind vor der Südfront der Jaschkul-Stellung einen vollen Erfolg. Es wurden 100 Gefangene eingebracht, 200 Feindtote gezählt,
    zwei T-34 vernichtet, zwei weitere beschädigt und zahlreiche Waffen sowie viel Material des Gegners vernichtet. Feindliche Bereitstellungen nordostwärts Jaschkul ließen auf einen bevorstehenden Angriff gegen Nordfront und Nordflügel
    der 16. Inf.Div. (mot) schließen.
    An der übrigen Front der Pz.Armee nahm die Lage, nachdem sich der Feind von seinem "Erfolgsschreck" erholt hatte, ständig an Spannung zu. Zwar fühlte der Gegner nur vorsichtig vor, doch gewann er unaufhaltsam an Boden, besonders gegen der 4. rum. Div., die immer mehr an Gefechtskraft einbüßte. (Bei der Zurücknahme der Front in der Nacht vom 23./24.11. hatte sie z.B. acht Geschütze stehen lassen.)
    Der Russe hatte dort bei der Zurücknahme der rumänischen Front sofort nachgedrängt und noch in der Nacht Umanzewo besetzt. Nachdem sein Vorgehen dann vorübergehend zum Stehen gekommen war, trat er am Nachmittag erneut gegen die Front der 4. rum. Div. an, die abermals nachgab; Einzelheiten hierüber waren bis zum späten Abend nicht festzustellen.
    In der Lücke zwischen dem linken Flügel des rum. VII. A.K. und dem rechten des rum. VI. A.K. (bei Shutow 2) war die Lage ungeklärt. Feindliche Kavallerie in unbekannter Stärke, anscheinend im Vorgehen von Umanzewo in westlicher und südwestlicher Richtung, trieb ihre Aufklärung bis in Gegend nördlich Kenkrja vor. Es musste damit gerechnet werden, dass der Gegner dort schon am 25.11. mit stärkeren Kräften angriff, worauf auch die Luftaufklärung schließen ließ. Der Leiter des dtsch. Verb.Stabes beim rum. A.O.K. 4 leitete mit einer schwachen Stoßgruppe einen Gegenstoß ein.


    Das rum. VI. A.K. setzte zur Wiederbesetzung des Jeßaulowskij Aksaj-Abschnitts, an dem einstweilen immer noch nur die schwachen deutschen Sicherungen standen, Teile der 8. rum. Kav.Div. und ein Marsch-Bataillon der 2. rum. Div. in Marsch. Ein weiteres Marsch-Bataillon der 1. rum. Div. wurde nach Bhf. Shutow vorgeführt. Der Feind gegenüber den Sicherungen ostwärts der Eisenbahn richtete sich anscheinend zur Abwehr ein. In der linken Flanke der Armee stellten deutsche Spähtrupps den Raum westlich der Bahn südlich des Jeßaulowskij-Abschnittes feindfrei fest.


    Der Widerstand des rum. VI. A.K. machte nur sehr schwache Fortschritte. Noch immer wurden Scharen von "Versprengten" und ohne Befehl sich in der Gegend weit hinter der vorderen Linien Herumtreibenden festgestellt. Bis jetzt waren mit Mühe ganze drei Bataillone wieder aufgebaut worden, neben zwei Bataillonen, die noch nicht zerschlagen waren, also von bisher 18 Bataillonen ganze fünf! Von den übrigen Waffen überhaupt nicht zu sprechen!


    11.18 Uhr / 15.20 Uhr
    In Ergänzung und in teilweiser Abänderung der Ziffer 4 ihres Fernspruchs vom 23.11. [vgl.Anl. 681 (C1)] befahl Heeresgruppe B durch zwei Funksprüche (aufgenommen 11.18 u. 15.20 Uhr), dass die allgemeine Linie Ssadowoje – nördlich Kotelnikowo mit allen Mitteln zu halten war. Im Raume Kotelnikowo war eine stärkere Kräftegruppe zum Vorstoß in Richtung auf die 6. Armee zu bilden. Hierzu waren in beschleunigter Zuführung in Richtung Kolnikowo:
    15. Luftwaffen-Felddivision,
    23. Panzer-Division,
    6. Panzer-Division (im Antransport über Rostow).
    Das Festhalten des Raumes Kotelnikowo und gelingen des Vorstoßes von dort wurden ausdrücklich als entscheidend für das Schicksal der 6. Armee angegeben. [Anl. 686 und 687 (C1)]
    14.10 Uhr
    Ein um 14.10 Uhr eintreffender Fernspruch der H.Gr. B teilte mit, dass der Gruppe Hoth beschleunigt das Gen.Kdo. LVII. Pz.Korps nach Kotelnikowo zugeführt würde. [Anl. 688 (C1)]
    19.50 Uhr
    Der um 19.50 Uhr erlassene Pz.Armeebefehl führte aus, dass Pz.A.O.K. 4 den Antransport der Verstärkungen decke und damit die Grundlagen für die weiteren Entschließungen der höchsten Führung schaffe. Sie halte dazu ihre derzeitigen Stellungen. Dabei komme es ganz besonders darauf an, dass Kotelnikowo als der Eckpfeiler aller weiteren Absichten nicht verloren gehe.
    16. Inf.Div. (mot) und 4. rum. Armee erhielten folgende Aufträge:
    Die 16. Inf.Div. (mot) hatte ihre Stellungen im Raum um Jaschkul zu halten. Durch Bereitstellung einer beweglichen Reserve sollte sich die Division die Möglichkeit schaffen, eine Bedrohung ihrer Flügel im Gegenstoß ausschalten zu können.
    Mit dem rechten Flügel des VII. rum. A.K. war Verbindung zu halten.
    4. rum. Armee sollte ihre derzeitigen Stellungen halten und laufend durch Zufuhr wieder gesammelter Teile des rum. VI. A.K. verstärken. Es dürfe jetzt kein fußbreit Boden dem Feinde kampflos überlassen werden; das müsse allen Führern ganz klar sein. Der O.B. appellierte an die Ehre der Armee und erwartete, dass diesem Befehl in jeder Hinsicht Rechnung getragen würde.
    Besonders der Raum nordostwärts von Kotolnikowo und Werchne Kumorjarskij war durch Einsatz ausreichender Kräfte – möglichst am Aksaj-Abschnitt – so zu schützen, dass er fest in unserer Hand blieb. Eine Bedrohung des Rückens des VII. rum. A.K. aus Gegend südostwärts Aksaj war dringendenfalls durch Zurückbiegen des linken Korpsflügels zu verhindern. Es war hierzu die Genehmigung des O.B. (Pz.A.O.K. 4) einzuholen.
    Über die deutschen Kräfte im Bereich der 4. rum. Armee hatte der Chef des dtsch. Verb.Stabes beim rum. A.O.K. 4 zu verfügen. Er sollte diese Kräfte im engen Einvernehmen mit dem A.O.K. so einsetzen, dass sie in erster Linie der Verstärkung der Abwehr im Raume nordostwärts von Kotelnikowo und nordostwärts Werchne Kurmojarskij zu Gute kamen. [Anl. 689 (C1)]


    Man war sich beim Pz.A.O.K. 4 darüber klar, dass der Befehl mit diesen Truppen und in dieser – den Weisungen der Heeresgruppe Rechnung tragenden – Form undurchführbar war. Die 4. Pz.Armee stand auf dem Standpunkt, dass es zweckmäßiger wäre, die Ostfront (rum. VII. A.K.) bis in die allgemeine Linie Keke-Buluk – Kiselewka – Werch. Ssalskij kämpfend zurückzunehmen und eine gewisse Gewähr für die Durchführung des Auftrages zu haben. Ein Halten der oben befohlenen Linie barg die Gefahr in sich, dass die Rumänen weiter zerschlagen wurden und schließlich kaum noch Kräfte in der endgültigen Stellung zur Verfügung standen.
    20.45 Uhr
    Das Oberkommando der Heeresgruppe Don teilte unter Ia Nr. 4197/42 g.Kdos. Chefs. durch Fernschreiben (eingetr. 20.45 Uhr) mit, dass Generalfeldmarschall von Manstein den Befehl über die Armee-Gruppe Hoth, 6. Armee, 3. rum. Armee und Gruppe Hollidt übernehmen werde. Der Zeitpunkt werde noch mitgeteilt, voraussichtlich 26.11., Hauptquartier: Nowo Tscherkask. [Anl. 690 (C1)]
    19.50 Uhr
    Pz.A.O.K. 4 beantragte durch Funkspruch um 19.50 Uhr beim Generalquartiermeister O.K.H. die sofortige Wiederzuführung der zu A.O.K. 11 abgestellten Teile der O.Qu.Abteilung und wies darauf hin, dass es im Hinblick auf die neuen Aufgaben und die derzeitigen Lage auf dem Gebiet der Truppenversorgung mit den belassenen Kräften nicht arbeitsfähig sei. [Anl. 691 (C1)]
    22.00 Uhr
    Bei einer Orientierung der Heeresgruppe B (Ia) wies der Chef Pz.A.O.K. 4 darauf hin, dass von der 15. Luftwaffen-Felddivision, deren Eintreffen am 24.11. gestern angekündigt worden wäre, tatsächlich bislang lediglich eine Flak-Abteilung eingetroffen sei. Der 4. Pz.Armee standen somit außer den Trümmern der Rumänen und den schwachen deutschen Sicherungen noch immer so gut wie überhaupt keine Kräfte zur Verfügung. Wenn der Feind richtig anpackte, müsste er die größten Erfolge haben.
    Oberst i.G. Winter erwiderte, die Heeresgruppe B teile die Sorge vollkommen. Aber die höchsten Dienststellen könne sich nur schwer ein Bild von der Lage machen.
    Der Chef Pz.A.O.K. 4 meldete darauf hin der Heeresgruppe, dass er morgen in einer "Schnellmeldung" dem Chef des Generalstabes des Heeres über diese Lage berichten werde.


    (...)
    Fortsetzung folgt.
    __________
    MfG Uwe

  • 25.11.1942
    Wetter: bedeckt, leichter Frost, Schneeschauer.
    Straßen- und Wegezustand: fahrbar, bei 16. Inf.Div. (mot) durch Schnee stellenweise erheblich behindert.
    Während der Nacht vom 24./25.11. kam es bei der 16. Inf.Div. (mot) und an der Ostfront der 4. rum. Armee zu keinen besonderen Kampfhandlungen. Auf dem linken Flügel des rum. VII. A.K. ging die 4. rum. Div. nach weiteren Feindangriffen trotz ausdrücklichen Befehls der Armee, zu halten, in die Linie Seljan – Höhe 3 km südwestlich Balanow – Höhe 11 km südwestlich Umanzewo zurück. An der Front des rum. VI. A.K. trat keine Veränderung der Lage ein.
    Bis zur Mittagszeit nahmen die Kämpfe folgenden Verlauf:
    09.00 Uhr
    Um 09.00 Uhr meldete der Leiter des deutschen Verb.Stabes beim rum. A.O.K. 4, dass russische Kavallerie in die Lücke Umanzewo und Shutow 2 eingedrungen und bis Scharnutowskij gelangt sei; dahinter folgten weitere Kräfte, dabei auch Panzer. Oberst i.G. Doerr hatte dagegen bereits die am Tag zuvor gebildete "Abteilung Pannwitz" – Teile verschiedener Pz.Rgter., Tle. Feldersatz-Btl. 29, Alarm-Kp. Remontnaja, Stu.G.Bttr. 243 sowie zwei rum. Batterien unter dem von der H.Gr. A zur Verfügung gestellten Oberst Helmuth v. Pannwitz – von Shutow 2 her angesetzt. Es gelang ihr, den russischen Angriff abzuwehren und Scharnutowskij zu halten.
    Wesentlich schwieriger gestaltete sich die Lage am linken Flügel des rum. VII. A.K., wo die 4. rum. Div. ständig weiter nach Südwesten auswich und anscheinend auch schon bedenkliche Auflösungserscheinungen zeigte. Die Division, deren Gefechtsstärken und moralischer Zustand weiterhin gesunken waren, wurde vom Gegner bis in die Linie Obilnoje – Ssal Obroinyj zurück gedrückt. Mit ihr konnte wohl für die Folge wohl überhaupt nicht mehr gerechnet werden. Zur Stützung des für die weitere Entwicklung der Lage so wichtigen linken Flügel des Korps konnte seitens Pz.A.O.K. 4 nichts geschehen; die notwendigen Maßnahmen mussten allein dem rum. VII. A.K. überlassen bleiben.
    An der Aksaj-Front kam es nicht zu ernsteren feindliche Unternehmungen, doch ließen stärkere Bewegungen und Ansammlungen auf dem Nordufer des Abschnitts auf bevorstehende Angriffe schließen. Schon einigen unbedeutenden Feindvorstößen hielten die dort soeben eingesetzten beiden rumänischen Bataillone nicht stand, es kam hier zu rückgängigen Bewegungen.


    Die 16. Inf.Div. (mot) meldete, dass sich gegen ihren linken Flügel ein größerer Angriff vorbereitete, der wahrscheinlich schon heute Nachmittag einsetzen werde.


    09.45 Uhr
    Die sehr gespannte Lage an der gesamten Front, das ständige Herabsinken der Gefechtskraft der rumäni-schen Verbände und das bisherige Nichteintreffen der zugesagten deutschen Verstärkungen hatten den Oberbefehlshaber veranlasst, dem Chef auf seinen Vorschlag hin die Genehmigung zu erteilen, den Chef des Generalstabes des Heeres unmittelbar zu unterrichten. (Der H.Gr. war dies Absicht am Abend des 24.11.42 gemeldet worden.)
    Demgemäß rief der Chef Pz.A.O.K. 4 um 09.45 Uhr General d. Inf. Zeitzler an und gab ihm einen kurzen Lagebericht. (Zuversichtliche Beurteilung der Lage bei der 16. Inf.Div. (mot) – bei rum. VII. A.K. schnell sinkender moralischer Zustand der 4. rum. Div. - von rum. VI. A.K. nur noch stark angeschlagene Trümmer vorhanden – schwache deutsche Sicherungen der einzige Schutz des Raumes um Kotelnikowo – in Kotelnikowo zur Verteidigung nur Rumänen – von den zugesagten deutschen Verstärkungen noch nicht eingetroffen, 15. Luftwaffen-Felddivision noch in Bildung und erst mit Anfängen im Antransport auf Ssalsk – O.B. nicht davon überzeugt, dass Kotelnikowo gehalten werden kann trotz besten Willens des rumänischen O.B. – daher dringende Bitte, Zuführung deutscher Truppen auch von dort zu beschleunigen.) [Anl. 13 (C5)]
    General Zeitzler dankte für die persönliche unmittelbare Orientierung; irgend eine unmittelbare Antwort gab es nicht.


    Die Feindlage am Mittag und ihre voraussichtliche Entwicklung gab zu folgenden Überlegungen Anlass: der strikte Auftrag für das Pz.A.O.K. 4 lautete, in der Linie Ssadowoje – Kotelnikowo (Zuerst war die Linie Jaschkul – Ssawetnoje – Kotelnikowo – Werchne Kurmojarskij befohlen gewesen!) alle Angriffe abwehren und Kotelnikowo als Eckpfeiler für weitere Entschließungen unbedingt zu halten. Hinsichtlich Kotelnikowo war der Auftrag noch nicht überholt, wohl aber hinsichtlich des Haltes von Ssadowoje. Die 4. rum. Div. – Nordflügel des rum. VII. A.K. – stand bereits 20 km südwestlich von Ssadowoje und konnte voraussichtlich auch hier nicht halten. Sollte man nun die Gefahr auf sich nehmen, dass der Feind dem rum. VII. A.K. in den Rücken stieß und damit auch noch die letzten kampfkräftigen Teile der 4. rum. Armee verloren gingen? War es nicht richtiger ihnen die Freiheit des Entschlusses zu geben, auszuweichen, falls die Gefahr eines feindl. Vorstoßes in den Rücken des Korps eintrat?


    Nach mehreren Telefongesprächen des Chefs Pz.A.O.K. 4 mit dem Leiter des deutschen Verb.Stabes beim rum. A.O.K. 4 und der Heeresgruppe in dieser Frage nahm der Oberbefehlshaber die Verantwortung auf sich, dem rumänischen Oberbefehlshaber eine entsprechende Weisung zu geben und teilte dies auch dem Chef des rum. Große Generalstabes und Kriegsminister, General Steflea, bei dessen Anwesenheit im A.H.Qu. Sjmowniki mit. Andererseits bat der Oberbefehlshaber General Steflea, sich dafür einzusetzen, dass die im Ausweichen vom Aksaj-Abschnitt begriffenen rumänischen Teile wieder dorthin vorgeführt wurden und dort hielten. General Steflea sprach vom A.H.Qu. um 12.30 Uhr in diesem Sinne mit dem Oberbefehlshaber der 4. rum. Armee.


    Ein im Laufe des Nachmittags aufgenommener Funkspruch des Luftflottenkommandos 4 bestätigte die Unterstellung der 15. Lw.Felddivision unter Gruppe Hoth. Die Division sollte alle Teile, die irgendwie fertig waren, beschleunigt vorziehen. [Anl. 692 (C1)]


    Während der Nachmittagsstunden nahm die Spannung auf dem linken Flügel des rum. VII. A.K. und am rechten Flügel des rum. VI. A.K. noch zu. Beim rum. VII. A.K. musste infolge des unvermindert anhaltenden Feinddruckes Obilnoje aufgegeben werden. Eine zusammenhängende Linie dieses Korps war, wie ein dorthin entsandter Offizier des Pz.Armeestabes meldete, nur bis Tegja festzustellen. Von der 4. rum. Div. war nach Angabe dieses Offiziers überhaupt nichts mehr zu spüren; die Division wurde vom Kommandierenden General des rum. VII. A.K. als "demoralisierter Haufen" bezeichnet, der Divisonskommandeur war – eine bei den Rumänen beliebte Maßnahme! – vom Kom. General abgesetzt worden.
    Wie der Chef Pz.A.O.K. 4 dem Oberst i.G. Doerr um 15.00 Uhr übermittelte, war der Oberbefehlshaber damit einverstanden, dass das rum. VII. A.K. seinen linken Flügel, falls erforderlich, bis in die Linie Kettschener-Schebenery – Werchin Ssal – Schoschaldakin zurückbog. Es kam jetzt alles darauf an, den morgigen Tag zu überstehen; am Abend des 26. November würde voraussichtlich das Schlimmste überwunden sein.
    Im Abschnitt des rum. VI. A.K. griff der Gegner erneut Scharnutowskij an, wurde aber wiederum durch rechtzeitiges Eingreifen der "Abteilung von Pannwitz" abgewiesen. Der Feind hatte hier zum mindesten vorübergehend einen Dämpfer erhalten.
    An der Aksaj-Front herrschte noch Ruhe.


    Durch das Zurückgehen des linken Flügels des rum. VII. A.K. war die Lücke zwischen rum. VII. A.K. und rum. VI. A.K. um etwa 15 km größer geworden, eine Schließung mit den vorhandenen Kräften schien ausgeschlossen. Es hatte die Absicht bestanden, am 26.11. mit der Abteilung v. Pannwitz von Shutow 2 her in Richtung Umanzewo vorzustoßen, um die 4. rum. Div. zu entlasten. Diese Richtung schien jetzt nicht mehr angebracht.
    19.00 Uhr
    Der Oberbefehlshaber ließ daher um 19.00 Uhr Oberst i.G. Doerr durch den Chef Pz.A.O.K. 4 anweisen, die Abteilung v. Pannwitz in rein südlicher Richtung vorgehen zu lassen. Es kam dabei zur Sprache, ob es überhaupt einen Zweck habe, die Abt. Pannwitz überhaupt zur Entlastung des rum. VII. A.K. anzusetzen, da der 4. rum. Div. doch nicht mehr zu helfen war, andererseits morgen mit Sicherheit ein starker Angriff über den Aksaj-Abschnitt in Richtung Kotelnikowo zu erwarten sei; dabei würden die zwischen den schwachen deutschen Sicherungen stehenden Rumänen bestimmt nicht halten. Unter Umständen schien es daher richtiger, mit der Abteilung v. Pannwitz den Abwehrkampf des rum. VI. A.K. am Aksaj zu unterstützen. Auf jeden Fall musste die Abteilung, die für die nächsten Tage der einzige kampfkräftige Verband und daher von entscheidender Wichtigkeit war, erhalten bleiben. Sie sollte demgemäß erforderlichen Falls nach Pimen-Tscherni verlegt werden, um dort für weitere Einsätze zur Verfügung zu stehen.
    18.20 Uhr
    Bei der 16. Inf.Div. (mot) trat der Russe um 18.20 Uhr aus dem Raum nördlich Jaschkul mit Schwerpunkt bei Oling zum Angriff an. Es gelang ihm, in den Ort einzudringen und in südostwärtiger Richtung weiter vorzustoßen. Die Kämpfe dauerten hier in die Nacht hinein an.


    Der Antransport der Verstärkungen nahm nunmehr greifbare Formen an. Für den 26.11. konnte mit zwei Transporten der 6. Panzer-Division und nennenswerten Flakkräften gerechnet werden. Der Chef der H.Gr. A , Generalleutnant Hans v. Greiffenberg, bot immer wieder seine Hilfe an die Einladungen und Transporte der 23. Panzer-Division zu beschleunigen, was anscheinend auch geschah.
    20.06 Uhr
    Nach dem um 20.06 Uhr herausgegebenen Pz.Armeebefehl blieb es Aufgabe der 4. rumänischen Armee, den Antransport der Verstärkungen, der am 26.11. einsetzen sollte, zu decken und hierzu den Raum um und nordostwärts Kotelnikowo zu halten. Mit dem rum. VII. A.K. war der Kampf so zu führen, dass aus der Linie Keke-Buluk – Kizelewka – Werch. Ssalskij unbedingt alle Feindangriffe so lange aufgehalten werden konnten, bis Verstärkungen zum Gegenangriff antraten. Die Stützpunkte Omn-Kerjultschi und Tormta mussten ständig besetzt sein, sie durften nur bei Angriff überlegener Feindkräfte aufgegeben werden.
    Die Aufgabe der 16. Inf.Div. (mot) blieb unverändert. [Anl. 693 (C1)]
    23.45 Uhr
    Die um 23.45 Uhr der Heeresgruppe B erstattete Meldung über die Absicht entsprach dem im Panzerarmeebefehl Gesagten. [Anl. 694 (C1)]


    (...)
    Fortsetzung folgt.
    __________
    MfG Uwe

  • 26.11.1942
    Wetter: böiger Wind, stellenweise Schneetreiben.
    Straßen- und Wegezustand: bei 16. Inf.Div. (mot) nur noch bedingt fahrbar, sonst unverändert.
    Bei der 16. (Inf.Div. (mot) nahmen die durch den russischen Angriff am Nachmittag des 25.11. eingeleiteten schweren Kämpfe die ganze Nacht hindurch ihren Fortgang. Es gelang dem Gegnern, von Oling nach Südosten bis in Gegend 5 km nordwestlich Jaschkul vorzustoßen. Am Morgen begann ein Gegenangriff der 16. Inf.Div. (mot) von Westen und Osten her gegen die Einbruchstelle.
    08.45 Uhr
    Die Division meldete um 08.45 Uhr, dass die Kämpfe sehr hart und beiderseits verlustreich wären; sie hoffte aber, die H.K.L. bis zum Abend wieder restlos zurückzugewinnen.


    An der Front der 4. rum. Armee verlief die Nacht beim VII. rum. A.K. ruhig. Im Abschnitt des rum. VI. A.K. wurden zwei weitere, von Panzern unterstützte Angriffe auf Scharnutowskij abgeschlagen. Südwestlich Shutow 1 führte ein russischer Vorstoß zu einem kleinen Einbruch, der aber am Morgen bereinigt werden konnte.
    Auch während des ganzen 26.11. verhielt sich der Feind an der Ostfront und vor dem Nordflügel des rum. VII. A.K. im allgemeinen ruhig. Bei einem örtlichen Angriff gegen die 4. rum. Div. nahm er die Höhe 6 km ostwärts Kenkrja.
    07.00 Uhr
    Dagegen stieß der Gegner gegen 07.00 Uhr mit stärkeren Kräften erneut gegen Scharnutowskij vor. Es kam hier zu einem bis in die Nachmittagsstunden währenden Kampf, der mit einem vollen deutschen Erfolg endete. Vorzüglich unterstützt durch die rumänische Kampfgruppe "Korne" (Kav.Rgts.Kdo. in der 8. rum. Kav.Div.), zerschlug die Abteilung Oberst v. Pannwitz die Masse russischen 61. Kavallerie-Division; dabei wurde ein russ. Kav.Rgt. vollständig vernichtet, die anderen stark angeschlagen, 500 Gefangene eingebracht, 500 Pferde erbeutet, eine Batterie, 10 Pak vernichtet sowie zahlreiche Granatwerfer und MG's erbeutet.
    Im Verlauf dieser Kämpfe zeichnete sich außer Oberst v. Pannwitz selber ganz besonders der rumänische Oberst Krone sowie die deutschen Major Sauvant, Oberleutnant Wohlleben und Feldwebel Wannach aus. Dieser Erfolg mit einer improvisierten Abteilung konnte gar nicht hoch genug bewertet werden. In der Lücke zwischen den beiden rumänischen Korps, in der die Lage während der letzten Tage sehr gespannt war, hatte der Feind eine Niederlage erlitten, die für die Durchführung der weiteren eigenen Absichten von besonderer Bedeutung war. Pz.A.O.K. 4 beantragte daher die Nennung im Wehrmachtbericht.


    Im Aksaj-Abschnitt fanden in den Morgenstunden nur einige unbedeutende Feindvorstöße statt. Trotzdem wollte der Kom. General des rum. VI. A.K. seine dort stehenden Kräfte nach Kotelnikowo heranziehen, weil er sonst nichts gegen den von Osten – über Scharnutowskij, wo zur Zeit dieser Erwägungen der Kampf noch im vollem Gange war –, kommenden Feind zur Verfügung hatte.
    10.35 Uhr
    Der Oberbefehlshaber Pz.A.O.K. 4 entschied jedoch um 10.35 Uhr auf Vorschlag des Chefs, dass der Aksaj-Abschnitt – mindestens während des 26.11. – unbedingt gehalten werden sollte. Als der Chef Pz.A.O.K. 4 diese Entscheidung dem Leiter des dtsch. Verb.Stabes beim rum. A.O.K. 4 mitteilte, meldete dieser, dass der O.B. der 4. rumänischen Armee bereits einen entsprechenden Befehl erlassen habe.
    Im Laufe des Tages nahm die Spannung an der Nordfront des rum. VI. A.K. am Aksaj-Abschnitt zu. Stärkere feindliche Kavallerie wurde im Vorgehen von Werchne-Kumskij nach Südwesten gemeldet, überschritt gegen 14.00 Uhr den Jeßaulowskij Aksaj bei Generalow und besetzte abends Werchne Kumorjarskij.
    Es entstand die Frage, ob es unter diesen Umständen nicht doch zweckmäßiger sei, die Aksaj-Front im Laufe der Nacht enger an Kotelnikowo heranzuziehen, um eine Überflügelung durch die feindl. Kavallerie zu verhindern. Der Oberbefehlshaber blieb aber bei der Ablehnung einer Zurücknahme der Aksaj-Front, da der Gegner dort nicht angriff und zu hoffen war, dass durch den Einsatz der Abteilung v. Pannwitz gegen die Flanke der neuen Kavallerie-Kolonne am 27.11. die Lage dort ebenso wieder hergestellt werden konnte, wie am 26.11. bei Scharnutowskij. Dieser Gegenstoß der Gruppe v. Pannwitz würde aber auch bei einer Zurücknahme der Aksaj-Front nicht überflüssig werden.
    Das rum. A.O.K. 4 erhielt dementsprechend mündlich Anweisung, die Aksaj-Front nicht zurückzunehmen und die Abteilung v. Pannwitz so bereitzustellen, dass sie am 27.11. zum Angriff zur Verfügung stand.


    Nach dem Abflauen der Kampfhandlungen am Nachmittag wurde Pz.A.O.K. 4 vom Leiter des D.V.K. beim rum. VII. A.K. gemeldet, dass dort ein Befehl zum Ausweichen – und zwar um rund 20 km! – gegeben worden sei. Oberst Gerhardt sah nach der Lage und nach persönlicher Kenntnis der Dinge an der Front keine Notwendigkeit für eine solche Maßnahme, insbesondere auch deshalb nicht, weil ja der Erfolg von Scharnutowskij dem Feind bestimmt einen – wenn auch nur vorübergehenden – Preller versetzt hatte, und bat zu veranlassen, dass dieser Entschluss rückgängig gemacht wurde. Während das Pz.A.O.K. 4 noch die Lage klärte und feststellte, war der Ausweichbefehl bereits vom rum. A.O.K. 4 durch eine entsprechende Weisung an das rum. VII. A.K. rückgängig gemacht worden; dieses blieb demgemäß in seinen bisherigen Stellungen.


    Der 16. Inf.Div. (mot) gelang es in sehr schweren Kämpfen durch einen vorbildlich geführten Gegenangriff den Durchbruchsversuch des Feindes nördlich Jaschkul zu verhindern und den Feind hier wieder aus seinen Stellungen zu werfen. Neue russische mit zahlreichen schweren Panzern geführte Angriffe, die teilweise an der Nordostfront zu örtlichen Einbrüchen führten, wurden abgewiesen. Abgesehen von einer schmalen Stelle nordostwärts Oling war die H.K.L. in den Nachmittagsstunden wieder überall in eigener Hand.
    Am Abend setzten neue russische Angriffe ein, in deren Verlauf es dem Gegner gelang, in den Nordteil von Oling einzudringen. Der Einbruch konnte abgeriegelt werden, Gegenmaßnahmen wurden eingeleitet, gelangten aber an diesem Abend nicht mehr zur Durchführung. Die feindlichen Verluste bei den Kämpfen der letzten 24 Stunden waren außerordentlich hoch, aber auch die eigenen beträchtlich.


    Die ersten Transporte der 6. Panzer-Division trafen ein und wurden in Kotelnikowo ausgeladen. Auf Bitten der 4. Pz.Armee wurden auch die ersten Teile der 15. Luftwaffen-Felddivision von Ssalsk aus zugeführt; es waren davon am Abend vier Flak-Batterien bei Kotelnikowo einsatzbereit. Im übrigen war außer mit weiterer Flakartillerie mit der 15. Lw.Felddivision zunächst noch nicht zu rechnen, da die Division erst im Raume um Ssalsk aufgestellt wurde.
    In Anbetracht der Entwicklung der Lage bei Kotelnikowo war es allerdings nun doch nicht möglich, die 6. Pz.Div., wie zunächst fest beabsichtigt, völlig unangetastet zu versammeln. Sie musste aller Voraussicht nach schon am 27.11. mit eingetroffenen Teilen zur Sicherung von Kotelnikowo eingesetzt werden.
    Die Division wurde bis zum Eintreffen des Gen.Kdo. LVII. Pz.Korps der 4. Pz.Armee unmittelbar unterstellt. Sie hatte sich in ihrem Unterkunftsraum nach Osten und Nordosten örtlich zu sichern. Mit Eintreffen der ersten fechtenden Teile waren ständig Kräfte in Stärke eines verstärkten Pz.Gren.Btl. alarmbereit zu halten für eine unter Umständen notwendige Entsetzung von Kotelnikowo. [Anl. 695 (C1)]


    Weitere Ausgänge:
    Befehl des Pz.A.O.K. 4 betr. Unterkunftsräume der 6. und 23. Pz.Div. sowie des Gen.Kdo. LVII. Pz.Korps mit Korpstruppen. [Anl. 298 (C2)]
    Befehl zum Einsatz der II./Flak-Regiment 241. [Anl. 299 (C2)]
    Befehl für die Bildung des rückwärtigen Pz.Armeegebiets. [Anl. 301 (C2)]


    27.11.1942
    Wetter: böiger Wind, Tauwetter, zeitweise Regen-, bei 16. Inf.Div. (mot) Schneeschauer.
    Straßen- und Wegezustand: nur noch bedingt fahrbar, stellenweise schon verschlammt.
    Nach einer im allgemeinen an der ganzen Front der 4. Pz.Armee ruhig verlaufenen Nacht begann bei Tagesanbruch der Gegenangriff der 16. Inf.Div. (mot) zur Bereinigung des erneuten Fronteinbruchs bei Oling. Es gelang die H.K.L. überall wieder zu gewinnen und eine bei dem russischen Nachtangriff durchgebrochene Kräftegruppe, von etwa 600 Mann, südlich der Straße Jaschkul – Ulan-Erge restlos zu vernichten. Ein weiterer Feindangriff 5 km ostwärts Oling wurde abgewehrt.
    Die Haltung der Division war auch an diesem Tage vorbildlich.


    In den frühen Morgenstunden griff stärkere russische Kavallerie (russische 81. Kav.Div.) von Norden und Nordwesten her Kotelnikowo an. Der dortige Bahnhof lag unter Artilleriebeschuss, sodass die Ausladungen der 6. Panzer-Division. zurück verlegt werden mussten. Die Ortsverteidigung von Kotelnikowo – dabei auch einige Flak-Bttrn. der 15. Lw.Felddivision – war durch das D.V.K. 16 beim rum. VI. A.K. organisiert worden und erhielt durch die soeben eingetroffenen ersten Teile der 6. Pz.Div. eine wertvolle Verstärkung. Die rumänische Führung versagte hier vollkommen. Es kam wieder zu rückgängigen Bewegungen bei den rumänischen Verbänden, auch Teile des Gen.Kdo. des rum. VI. A.K. wurden von der Panikstimmung erfasst. Durch rechtzeitiges Eingreifen der deutschen Dienststellen konnte jedoch die entstandene Krise überwunden und der russische Angriff zum Stehen gebracht werden. Die Gruppe v. Pannwitz sowie die Kampfgruppe Bischoff wurden zu einem Gegenangriff gegen Flanke und Rücken des Gegners angesetzt, der allerdings nicht vor Mittag zum Tragen kommen konnte.
    12.00 Uhr
    Pz.A.O.K. 4 übertrug um 12.00 Uhr die Führung der Verteidigung von Kotelnikowo dem am Morgen dort eingetroffenen Kommandeur des Pz.Gren.Rgts. 4 (Oberst Martin Unrein); ihm wurden hierzu alle in Kotelnikowo befindlichen deutschen und rumänischen Kräfte unterstellt. [Anl. 698 (C1)]
    08.00 Uhr
    Um 08.00 Uhr übernahm Generalfeldmarschall v. Manstein als Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Don den Befehl über die 4. Pz.Armee, 6. Armee, rum. 3. Armee und Gruppe Hollidt. [Anl. 697 (C1)]
    09.35 Uhr
    Der Oberbefehlshaber Pz.A.O.K 4 berichtete GFM von Manstein um 09.35 Uhr über die Lage an der Front der 4. Pz.Armee und im besonderen über den Stand des Kampfes um Kotelnikowo. Er wies dabei darauf hin, dass mit dem rum. VI. A.K. praktisch überhaupt nicht mehr zu rechnen sei. Trotzdem beabsichtigte er, die neu eintreffenden Kräfte möglichst nicht vorzeitig in den Kampf zu werfen. Der Gesamteindruck vom Gegner ging dahin, dass dieser, nachdem er während der letzten Tage an der Front der 4. Pz.Armee nur abgedeckt habe, jetzt nach Südwesten vorzugehen beabsichtige. GFM von Manstein war dergleichen Auffassung.


    Inzwischen war der Gegner auch am Aksaj-Abschnitt beiderseits der Eisenbahn zum Angriff übergegangen. Auch hier gaben die rumänischen Verbände sofort nach und gingen in südwestlicher Richtung zurück. Die am Bahnhof Shutow stehende kleine deutsche Sicherungsabteilung hielt, obgleich sie schon nahezu eingeschlossen war, bis sie nachmittags den Befehl erhielt, sich auf Tschilikowo durchzuschlagen.
    16.00 Uhr
    Vom D.V.K. 16 wurde um 16.00 Uhr gemeldet, dass der Kommandeur der 18. rum. Div. das Zurückgehen auch über die Linie Shutow 2 – Ssamchin angeordnet habe. Pz.A.O.K. 4 gab den strikten Befehl, dass dies unter keinen Umständen erfolgen dürfe und dass sämtliche Offiziere des D.V.K. 16 sich mit allen Mitteln dafür einsetzen sollten dass die Linie Shutow 2 – Ssamchin – Tschilikowo unbedingt gehalten wurde.
    16.50 Uhr
    Die Rumänen waren aber inzwischen bereits über diese Linie hinaus nach Süden zurück gegangen, sodass sich um 16.50 Uhr Pz.A.O.K. 4 mit dem Vorschlag des Leiters des dtsch. Verb.Stabes beim rum. A.O.K. 4, sich auf das Halten der Linie Scharnutowskij – Dorganow – Pimen Tscherni zu beschränken, notgedrungen einverstanden erklären musste.


    Gegenüber dem rum. VII. A.K. verhielt sich der Feind verhältnismäßig ruhig. Es gelang ihm hier sogar, die am Tag zuvor verlorene Höhe 11 km westnordwestlich Obilnoje wieder zu gewinnen. Auch in der Lücke zwischen rum. VII. A.K. und rum. VI. A.K. nahm der Gegner sein Vorgehen an diesem Tage nicht wieder auf.


    Bei Kotelnikowo bemühte sich der Russe noch mehrfach, seinen Angriff erneut vorzutragen, doch scheiterten alle Versuche an der inzwischen weiter verstärkten deutschen Abwehr. Gerade noch bei letztem Tageslicht wurde der Gegenangriff der Gruppe v. Pannwitz wirksam. Auch heute wieder brachte der gegen Rücken und Flanke des Gegners geführte Stoß die Entscheidung: der Feind wurde zum schleunigen Rückzug unter Zurücklassung zahlreicher Gefangener und erheblichen Materials gezwungen.
    Anscheinend hatte die heute geschlagenen 81. russ. Kav.Div. den Auftrag gehabt, im Zusammenwirken mit der am Tag zuvor bei Scharnutowskij angeschlagenen 61. russ. Kav.Div. Kotelnikowo von zwei Seiten zu nehmen.
    Es war zu hoffen, dass dieser neue Erfolg der Gruppe v. Pannwitz den Angriffswillen der Russen lähmte.
    17.08 Uhr
    Die ursprüngliche Absicht des Pz.A.O.K. 4, die 6. Pz.Div. unter keinen Umständen auch nur mit Teilen vor Beginn des Gegenangriffs einzusetzen, hatte sich nicht verwirklichen lassen. Die Lage bei Kotelnikowo und am Aksaj-Abschnitt machte einen Entschluss notwendig, dessen Endziel der Aufbau einer wenn auch schwachen Deckungslinie in der allgemeinen Linie Scharnutowskij – Pimen Tscherni – Gremjatschij – Ssafrokow sein musste. Einen entsprechenden Vorschlag des Chefs stimmte der Oberbefehlshaber zu, um 17.08 Uhr erging ein diesbezüglicher Pz.Armeebefehl.


    Aufgaben
    4. rum. Armee:
    Halten ihrer Ostfront (rum. VII. A.K.) in den derzeitigen Stellungen, zunächst Herstellen einer losen Verbindung zwischen VII. und VI. A.K. zwischen Werchin Ssal und Scharnutowskij, später allmählich Schließung dieser Lücke. Mit der Nordfront Kampfführung derart, dass ein feindlicher Angriff ostwärts der Eisenbahn spätestens in der allgemeinen Linie Scharnutowskij – Pimen Tscherni – Gremjatschij zum Stehen kam und diese Linie bis zum Wirksamwerden des eigenen Gegenangriffs gehalten werden konnte. Hierzu sofortiges Vorführen alle wieder gesammelten Kräfte des rum. VI. A.K.
    6. Panzer-Division:
    Verhindern weiteren feindlichen Vordringens beiderseits der Bahn. Halten von Kotelnikowo. Sobald es die Lage und Kräfte gestatteten, Wiedervortragen der vorderen Linie bis Gremjatschi – Ssafrokow, Halten dieser Linie, um einer feindl. Einwirkung auf Kotelnikowo unmöglich zu machen. Hierzu Einsatz nur der aller- notwendigsten Kräfte. Im übrigen Fortsetzung der Versammlung westlich und südwestlich Kotelnikowo.
    15. Luftwaffen-Felddivision: (zunächst nur Flak-Artillerie)
    Unterstützung der 6. Pz.Div. in ihrem Abwehrkampf bei Kotelnikowo. Baldmöglichst Einsatz einer weiteren Flak-Kampfgruppe im Raum um Schebalin zur Sicherung der Lücke zwischen rum. VII. und rum. VI. A.K. sowie Deckung des Antransports und der Versammlung der 23. Panzer-Division.
    Trennungslinie zwischen 4. rum. Armee und 6. Pz.Div. ab 28.11.42 um 00.00 Uhr:
    Bahnhof Gaschun – Remontnaja – Lenin – Nagotnyj (Orte für 6. Pz.Div.) - Pimen Tscherni – Nebykow – Bahnhof Shutow (Orte für 4. rum. Armee). [Anl. 699 u.700 (C1)]


    Die 4. Pz.Armee hatte die feste Überzeugung, dass sich dieser Entschluss verwirklichen ließ und in der allgemeinen Linie Ostfront rum. VII. A.K. – Nordwestfront rum. VII. A.K. – Scharnutowskij – Gremjatschij – Ssafrokow der Aufbau einer endgültigen Abwehr noch möglich war. Bei einer auch nur einigermaßen zweckmäßigen rumänischen Führung und Einsatz aller Truppen des rum. VI. A.K., soweit sie noch vorhanden und wieder gesammelt worden waren, auf einer Front von 25 km musste dies durchführbar sein, obgleich, wie sich erst nach der Herausgabe des Befehls herausstellte, die rumänischen Sicherungen am Aksaj-Abschnitt ohne Not nach Süden ausgewichen waren.


    Nach Meldungen der Nachrichten-Nahaufklärung schien der Feind in die Lücke zwischen dem rum. VII. A.K. und rum. VI. A.K. eine Panzerbrigade vorzuschieben; es war also am 28. un 29.11. mit neuen Krisen zu rechnen.


    Die Transporte der 6. Pz.Div. trafen planmäßig weiter ein. [Anl. 304 (C2)]
    Am Abend trafen der Kommandeur und Ia der 6. Pz.Div. ein; sie wurden durch den Oberbefehlshaber in Lage und Aufgaben eingewiesen.


    Weitere Eingänge:
    Heeresgruppe Don wies mit Ia Nr. 4605/42 g.Kdos. v. 26.11. auf die besondere Wichtigkeit der Don-Brücke bei Zymljanskaja für die Durchführung der geplanten Maßnahmen hin. Es sollte daher mit allen Mitteln sichergestellt werden, dass die Brücke auch bei Eisgang benutzbar blieb. [Anl. 302 (C2)]


    16. Inf.Div. (mot) bat mit Ia Nr. 219/42 g.Kdos. v. 19.11. erneut die Frage eines Aufgebens der vorgeschobenen Stellung Chalchutta prüfen zu wollen. [Anl. 701 (C1)]
    (Inzwischen durch die Ereignisse überholt!)


    Abschrift eines vom Chef des dtsch. Verb.Stabes zur 4. rum. Armee an den O.B. dieser Armee gerichteten Schreibens. Oberst i.G. Doerr warnte darin, in den Weisungen an die unterstellten Truppenführer für den Fall eines notwendigen werdenden Ausweichens eine rückwärts liegende Linie zu bezeichnen, da die Truppen-führer dies dann schon als Befehl zum Ausweichen auffassten. [Anl. 701a (C1)]


    Der O.B. der Heeresgruppe B verabschiedete sich in einem an Generaloberst Hoth gerichteten Funkspruch von der aus seinem Befehlsbereich ausscheidenden 4. Pz.Armee. [Anl. 304a (C2)]


    (...)
    Fortsetzung folgt.
    __________
    MfG Uwe

  • 28.11.1942
    Wetter: sonnig, klar, Frost.
    Straßen- und Wegezustand: befahrbar.
    Die Nacht vom 27./28.11. verlief an der ganzen Front der 4. Pz.Armee ohne besondere Kampfhandlungen.


    Bei der 4. rum. Armee ging die 18. rum. Inf.Div. (rum. VI. A.K.) auf die Linie Dorganow – Pimen Tscherni zurück.
    Auch der 28.11. verlief verhältnismäßig ruhig.
    Vor der 16. Inf.Div. (mot) ließen feindliche Bewegungen und Ansammlungen in Gegend 7 km nördlich und nordwestlich Oling weitere russische Angriffsabsichten gegen die Nordflanke der Division vermuten.
    Dort waren jetzt mit Sicherheit die 248. russische Schützen-Division und das Oberkommando der 28. russ. Armee neu festgestellt.
    An der Ostfront der 4. rumänischen Armee wies die 5. rum. Kav.Div. (rum. VII. A.K.) zwei schwächere Feindangriffe südlich und südwestlich Obilnoje ab. Beim rum. VI. A.K. erfolgten am Nachmittag zwei Vorstöße gegen die Höhe 6 km nördlich Dorganow; zur Abwehr des zweiten, der von einigen leichten Panzern unterstützt wurde, war der Einsatz einer deutschen Panzer-Kp. (Alarmeinheit) erforderlich. Bei Kotelnikowo hatte sich der Gegner an und hart westlich der Eisenbahn anscheinend etwa 5 km nach Norden abgesetzt. Westlich und nordwestlich des Ortes war die Feindlage noch ungeklärt; anscheinend hatte sich der gestern geschlagene Feind auch hier zunächst abgesetzt, um seine Verbände zu ordnen. Während des Tages erfolgten 20 Feindeinflüge, Schwerpunkt bei der 16. Inf.Div. (mot); drei Angriffe mit Bombenwurf auf Remontnaja verursachten dort einige Verluste.


    Der Aufbau einer Front der 6. Pz.Div. westlich der Eisenbahn machte weitere Fortschritte, nicht dagegen die angestrebte Versteifung der Front ostwärts der Bahn beim rum. VI. A.K.
    Der Oberbefehlshaber begab sich am Vormittag zum rum. A.O.K. 4, wo er darauf drängte, die Reorganisation des rum. VI. A.K. erheblich zu beschleunigen und laufend Kräfte zur Verstärkung der Front vorzuschieben. Es wurden dem O.B. Angaben über bereits in Marsch gesetzte Bataillone – angeblich 7 – gemacht, die aber, wie sich bereits nach wenige Stunden herausstellte, nicht stimmten.


    Mangel an Lokomotiven und Frost behinderten die geregelte Durchführung der Transportbewegung, sodass der Zulauf der Züge während des Vormittags hinter den in Aussicht gestellten Zahlen zurückblieb. Nach Angaben des Bv.T.O. der Heeresgruppe Don sollten am 04.12. alle Transporte da sein. Von der 23. Pz.Div. traf am 28.11. der erste Transport ein.


    Mit dem Chef des IV. Fliegerkorps wurde der Einsatz dieses Korps zur Aufklärung und Bekämpfung des Feindes besprochen, der voraussichtlich vom 30.11. möglich war.


    Pz.A.O.K. 4 ordnete um 19.05 Uhr mit Fernschreiben an, dass die 6. Pz.Div. am 29.11. um 08.00 Uhr den Befehl in ihrem – im Pz.Armeebefehl vom 27.11. angegebenen – Abschnitt zu übernehmen hatte. [Anl. 702 (C1)]
    Zusammenfassung der vom D.V.K. 2 eingesetzten eingesetzten Kampfgruppen siehe Anl. 305 (C2).


    29.11.1942
    Wetter: Temperaturen über 0 Grad, strichweise Regen.
    Straßen- und Wegezustand: aufgeweicht, stellenweise schon nicht mehr befahrbar.
    Die Nacht verlief bei der 16. Inf.Div. (mot) und an der Ostfront der 4. rum. Armee ruhig. Beim rum. VI. A.K. erfolgte ein feindlicher Vorstoß gegen Scharnutowskij; die dortige Sicherung zog sich nach Dorganow zurück.


    Die 16. Inf.Div. (mot) unternahm mit einem verst. Regiment, einen Vorstoß über Njukjun – Tschaptschatschi bis in Gegend 12 km südostwärts Tschaptschatschi in den Rücken des Gegners. Das Unternehmen hatte vollen Erfolg. Wenn auch eine Vernichtung des eingekesselten, stark überlegenen Feindes wegen mangels an Kräften und der Kürze des Tages nicht möglich war, so gelang es doch, erhebliche Teile seiner Trosse Munition und Verpflegung usw. zu erbeuten oder zu vernichten und seine rückwärtigen Verbindungen empfindlich zu stören. Vor allem war dadurch der russische Angriffsaufmarsch völlig in Unordnung gebracht und die 16. Inf.Div. (mot) an diesem Abschnitt für die nächsten Zeit entlastet.


    Während an der Ost- und Nordostfront der 4. rum. Armee auch der 29.11. ohne besondere Kampfhandlungen verlief, griff der Russe mit der neu eingesetzten 126. russ. Schützen-Div., unterstützt von leichten Panzern, in Fortführung seines nächtlichen Vorstoßes auf Scharnutowskij um 05.00 Uhr den Abschnitt des rum. VI. A.K. ostwärts der Bahn und unmittelbar an letztere an. Während der Angriff an der Bahn abgewiesen werden konnte, gelang es dem Gegner, in Pimen Tscherni einzudringen. Vom rum. VI. A.K. wurde die "Gruppe Korne" zum Gegenangriff auf Scharnutowskij, Gruppe v. Pannwitz auf Pimen Tscherni angesetzt.


    Wenn auch zu hoffen war, dass diese Gegenangriffe Erfolg hatten, so ergab sich für das Pz.A.O.K. 4 doch die Frage, ob und welche Maßnahmen es seinerseits ergreifen sollte, um einen vollen Verlust der als endgültige H.K.L vorgesehene Linie Scharnutowskij – Pimen Tscherni zu verhindern. Diese Linie musste gehalten werden, um den Aufmarsch des LVII. Pz.Korps in den bisher vorgesehenen Räumen sicherzustellen. Es zeigte sich immer mehr, dass die rumänische Führung der Lage nicht mehr gewachsen war. Der Oberbefehlshaber stimmte daher einem Vorschlag des Chefs Pz.A.O.K. 4 zu, baldmöglichst die 23. Pz.Div. mit der Führung im Abschnitt Scharnutowskij – Pimen Tscherni zu beauftragen und die beiden Pz.Divisionen bald dem Gen.Kdo. LVII. Pz.Korps zu unterstellen.
    09.30 Uhr
    Bei der Cheforientierung um 09.30 Uhr wurde diese Absicht vom Chef Pz.A.O.K. 4 dem Chef der Heeresgruppe Don gemeldet, der jedoch erst die Genehmigung seines Oberbefehlshabers einholen wollte.
    10.15 Uhr
    Daraufhin rief um 10.15 Uhr Generaloberst Hoth den GFM v. Manstein an und erwirkte von ihm die Genehmigung zum führungsmäßigen Einsatz des Stabes der 23. Pz.Division. Es kam dann auch der spätere Einsatz der Pz.Armee zum Angriff auf Stalingrad zur Sprache. GFM v. Manstein ließ dabei durchblicken, dass er sich mit dem Gedanken trage, das LVII. Pz.Korps über den Don zu führen und es dann aus dem Brückenkopf Werch. Tschirskaja heraus zum Angriff anzusetzen. Allerdings sei das noch nicht zu übersehen und hänge von der Feindlage vor Pz.A.O.K. 4 ab. Pz.A.O.K. 4 stand auf dem Standpunkt dass
    a) das Gelände auf dem Westufer des Don ungeeignet war und den Vormarsch bis in den Brückenkopf stark verzögern,
    b) das Heraustreten aus dem Brückenkopf mit zwei Panzer-Divisionen bei stärkerem feindlichen Widerstand sehr schwierig sein würde, dass demgegenüber das Gelände auf dem Ostufer des Don dem Pz.A.O.K. 4 bekannt und ausgesprochen geeignet für einen Panzerangriff und dass schließlich
    c) auch die Feindlage auf dem Ostufer bestimmt zunächst günstig war.
    Südlich Stalingrad stieß man dann allerdings sicher auf stärkeren Feind; aber auf den traf man auch bei einem Ansatz aus dem Brückenkopf Werch. Tschirskaja.


    Die Gegenangriffe der Gruppen Korne und v. Pannwitz waren erfolgreich und führten bis Mittag zur Zurückgewinnung von Scharnutowskij und Pimen Tscherni. An der Bahn wurde der Gegner durch Teile der 6. Pz.Div., die inzwischen hier den Befehl übernommen hatte, im Gegenstoß bis 8 km nordostwärts Bahnhof Gremjatschij zurückgeworfen. Am späten Nachmittag musste jedoch die am Bhf. Gremjatschij stehenden Sicherungen infolge eines neuen Feindangriffs auf Bhf. Kurmojarskij zurückgenommen werden. Die von Kotelnikowo nach Norden vorgetriebene Aufklärung stellten Ssafrakow und Werchne Kurmojarskij als stärker feindbesetzt fest.


    Gefangenenaussagen sowie der Erd- und Luftaufklärung war zu entnehmen, dass am 30.11. der Feind mit stärkeren Kräften Kotelnikowo anzugreifen beabsichtigte. Ostwärts der Eisenbahn stand der Russe mit der 61. Kavallerie-Division und 126. Schützen-Division, westlich der Eisenbahn mit 81. Kavallerie-Division und 302. Schützen-Division. Alle diese Divisionen besaßen keine sonderliche Kampfkraft; dahinter sollte sich die russ. 85. Panzer-Brigade befinden, die allerdings voll zu werten war.
    14.00 Uhr
    Die 6. Panzer-Division wurde auf den bevorstehenden feindl. Angriff hingewiesen und ihr um 14.00 Uhr befohlen, alle notwendigen Abwehrmaßnahmen zu treffen, um den Gegner eine blutige Niederlage zu bereiten. [Anl. 703 (C1)]


    Die Transporte der 6. und 23. Pz.Div. sowie der Korpstruppen des LVII. Pz.Korps trafen sehr stockend ein. Auf die Ankündigung des Bv.T.O. hin, nunmehr aus eisenbahntechnischen Gründen etwa die Hälfte der Züge in Ssalsk ausladen zu wollen, erhob Pz.A.O.K. 4 energisch Einspruch. Heeresgruppe Don wurde gebeten, sich für die Vorführung aller Transporte bis Remontnaja einzusetzen. Schlechte Wege, 200 km Landmarsch und Spritmangel verzögerten sonst den weiteren Aufmarsch stark. Das Ergebnis dieses Einspruchs blieb abzuwarten.


    Stand des Antransports des Gen.Kdo. LVII. Pz.Korps sowie der 6. und 23. Pz.Division siehe Anl. 308 (C2).


    Mit Ia Nr. 23/42 g.Kdos. v. 28.11. wies H.Gr. Don auf die Wichtigkeit des Don-Übergangs Potjomkinskaja für die Operationsabsichten hin. Die dortige Brücke sei zerstört. Pz.A.O.K. 4 sollte alle Vorbereitungen zum schnellen, zeitgerechten Herstellen eines Übergangs, gegebenenfalls Eisstraße, treffen. [Anl. 306 (C2)]
    Hierzu stellte Chef Pz.A.O.K. 4 gelegentlich einer Lageorientierung bei der Heeresgruppe Don richtig, dass die Brücke bei Potjomkinskaja nicht zerstört, sondern seinerzeit abgefahren worden sei. Für einen etwaigen Neubau besitze die Pz.Armee keinerlei Kräfte. Der Chef H.Gr. Don sagte Hilfe zu.


    Zusammenstellung der beim VI. rum. A.K. im Raume Schernutowskij – Pimen Tscherni eingesetzten Truppen siehe Anl. 309 (C2).


    30.11.1042
    Wetter: bedeckt, Temperaturen um 0 Grad, zeitweilig Schneefall.
    Straßen- und Wegezustand: unverädert schlecht.
    Während der Nacht stieß der Gegner von Bhf. Gremjatschij aus nach Süden vor und unterbrach die Straße Karaitschew – Pimen Tscherni. Durch Einsatz einer deutschen Alarmeinheit und eines rum. Bataillons wurde die Lage hier am 30.11. wieder bereinigt.
    Sonst verlief der Tag im allgemeinen ruhig, der erwartete feindliche Angriff auf Kotelnikowo blieb aus. Anscheinend hatte der Russe Versorgungsschwierigkeiten, auch mochten ihm die aufgeweichten Wege erheblich behindern. Vor der 16. Inf.Div. (mot) schob sich der Feind bei Oling näher an die deutsche H.K.L. heran, er schien dort seinen Angriff bald wiederholen zu wollen.


    Die Front des rum. VI. A.K. zwischen Scharnutowski und Pimen Tscherni gab unverändert Grund zur Sorge. Sie bestand aus wenigen Schwadronen der 8. rum. Kav.Div., einigen rumänischen Marsch-Bataillonen bzw. wieder aufgestellte Einheiten mit wenig Artillerie und deutschen Splitterverbänden (Alarmeinheiten aus Trossen usw.). Die Hauptstütze dieses Frontabschnitts, dessen Führung durch das rum. VI. A.K. keineswegs der Lage und den Bedürfnissen entsprach, war die deutsche improvisierte Abteilung unter Oberst v. Pannwitz, die dieser Front bereits dreimal durch ihre schneidigen und erfolgreichen Vorstöße wesentliche Entlastung gebracht hatte. Da nun der Kommandierende General des LVII. Pz.Korps am 01.12. den Befehl über 6. und 23. Pz.Division und den Abschnitt Pimen Tscherni (ausschließlich) – Ostufer des Don übernahm, trug sich der Oberbefehlshaber mit dem Gedanken, dem Kom. Gen. des LVII. Pz.Korps auch den Abschnitt Scharnutowskij – Pimen Tscherni zu unterstellen. Bei einem stärkeren feindlichen Angriff, mit dem ständig gerechnet werden musste, war allein das Pz.Korps in der Lage, wirklich helfend einzugreifen; den Rumänen standen hierfür keine Mittel zur Verfügung und die Abt. v. Pannwitz war – aus technischen Gründen – nicht mehr in der Lage, größere Entlastungaktionen durchzuführen. Der Oberbefehlshaber der 4. rum. Armee wurde durch den Leiter des deutschen Verbindungsstabes, Oberst i.G. Doerr, von der Absicht, das rum. VI. A.K. vorübergehend auszuschalten und lediglich mit der Reorganisation des Korps zu beauftragen, in Kenntnis gesetzt. Er erklärte sich zunächst mit der Lösung einverstanden, ließ aber später Oberst i.G. Doerr schriftlich mitteilen, dass er nicht in der Lage wäre, sein Einverständnis zu dieser Absicht zu geben, da ihm die Führung der Armee übertragen sei.
    (Fraglos hatte hier der Chef des Gen.Stab der 4. rum. Armee "quer geschossen" und sich auch gleich an den Chef des Gen.Stab der rum. Armee in Rostow gewandt, denn schon am Nachmittag teilte die Heeresgruppe Don mit, dass eine entsprechende Anfrage der Heeresmission erfolgt sei.)
    Der Oberbefehlshaber sah nun vorläufig von einer Durchführung seiner Absichten ab und wollte am 02.12. den O.B. der 4. rum. Armee deshalb aufsuchen.


    Der Pz.Armeebefehl Nr. 2 besagte,dass die 4. Pz.Armee das Herankommen der Verstärkungen decken und hierzu ein weiteres Vordringen des Feindes über die Linie Werchin Ssal – Scharnutowskij nach Süden und Südwesten sowie beiderseits der Eisenbahn Bahnhof Shutow – Remontnaja verhindern werde.Kotelnikowo werde als Eckpfeiler aller weiteren Entschließungen gehalten.
    Aufträge
    a) 4. rumänische Armee:
    Halten der Ost- und Nordfront in den derzeitigen Stellungen, Herstellen zunächst einer losen Verbindung zwischen VII. und VI. rum. A.K. zwischen Werchin Ssal und Scharnutowskij, um später diese Lücke allmählich zu schließen. Wo die H.K.L. verloren gehen sollte, war sie unverzüglich im Gegenstoß wieder zu gewinnen. Im übrigen jetzt Hauptaufgabe der Armee: Reorganisation des VI. A.K.


    b) LVII. Pz.Korps:
    Übernahme des Befehls über 6. und 23. Pz.Div. im Abschnitt Pimen Tscherni (ausschl.) – Ostufer des Don. Kampfführung so, dass Kotelnikowo fest in eigener Hand blieb. Halten der H.K.L. in allgemeiner Linie Pimen Tscherni (ausschl.) – nördlich und nordwestlich Kotelnikowo – Kudinoff bis zum Wirksamwerden des Gegenangriffs, Wiedergewinnung, wo sie vorübergehend in Feindeshand gefallen.
    Baldmöglichst Bereitstellung einer beweglichen Kampfgruppe der 23.Pz.Div. als Eingreifreserve hinter dem rechten Flügel des rum. VI. A.K. in Gegend Schebalin; Einsatz nur auf Befehl 4. Pz.Armee. Sobald Lage und Kräfte gestatteten, Wiedervortragung der vorderen Linie bis in die allgemeine Linie Gremjatschij – Ssafrokow, um eine feindl. Einwirkung auf Kotelnikowo unmöglich zu machen; zur Durchführung dieser Aufgaben Einsatz nur der allernotwendigsten Kräfte.
    Im übrigen Fortsetzung der Versammlung der Divisionen in den befohlenen Räumen. Unterstellung sämtlicher im Abschnitt Pimen Tscherni (ausschl.) – Ostufer des Don eingesetzten deutschen Alarmeinheiten und rumänischen Truppen, Zusammenarbeit mit den bei Kotelnikowo und im Raum um Schebalin eingesetzten Flak-Kampfgruppen der 15. Lw.Felddivision.


    c) 15. Luftwaffen-Felddivision:
    Unterstützung des LVII. Pz.Korps in seinem Abwehrkampf bei Kotelnikowo.
    Vorschieben einer Flak-Kampfgruppe in den Raum um Schebalin zur Sicherung der Lücke zwischen dem rum. VII. und rum. VI. A.K. und Deckung des Antransports und der Versammlung der 23. Pz.Division.


    d) 16. Inf.Div. (mot):
    Unverändert. [Anl. 705 (C1)]


    Die um 22.35 Uhr an die Heeresgruppe Don übersandte Meldung über die Absicht entsprach dem im Pz.Armeebefehl Gesagten. [Anl. 706 C1)]


    Das Eintreffen der Transporte der 6. und 23. Pz.Div. vollzog sich am 30.11. in regelmäßiger Folge, nach dem gestrigen Abflauen war der Zulauf heute wieder gut. Stand des Eintreffens siehe Anl. 311 (C2).


    Mit der Heeresgruppe A wurde vereinbart, dass auch die Räderfahrzeuge der 23. Pz.Div., die zunächst auf Landmarsch angesetzt worden, aber auf den verschlammten Straßen liegen geblieben waren, nunmehr sämtlich mit der Bahn eintreffen und mit der Masse über Ssalsk hinaus vorgeschoben werden sollten. [Anl. 707 (C1)]


    Nach einem Fernschreiben der H.Gr. A schied die 23. Pz.Div. mit dem 01.12. um 00.00 Uhr aus dem Befehlsbereich der 1. Pz.Armee aus und trat unter den Befehl der 4. Pz.Armee. [Anl. 708 (C1)]


    Pz.A.O.K. 4 berichtete in einem Fernschreiben der Heeresgruppe Don über die Leistungen des Oberst v. Pannwitz und der von ihm geführten Kampfgruppe während der Tage vom 26.11. bis 29.11. [Anl. 310 (C2)]


    Zusammenstellung der Verluste der 4. rum. Inf.Div. vom 21. - 28.11.42 und Stärken der 4. rum. Inf.Div., Gruppe Christea, 5. rum. Kav.Div., 18. rum. Inf.Div. sowie von Teilen des rum. VI. A.K. und der Gruppe v. Pannwitz. [Anl. 312 und 313 (C2)]
    :::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::
    Ende Monat November
    Fortsetzung folgt.
    __________
    MfG Uwe

  • 01.12.1942
    Wetter: Regen.
    Straßen- und Wegezustand: stark aufgeweicht, stellenweise schon völlig verschlammt.
    Sowohl in die Nacht vom 30.11./01.12. als auch der 01.12. verlief an der ganzen Front der Pz.Armee ohne größere Kampfhandlungen. Abgesehen von geringer Spähtrupptätigkeit kam es nur zu einigen örtlichen Feindvorstößen gegen 4. und 18. rum. Division, die sämtlich abgewiesen wurden. Einem Stoßtrupp der 4. rum. Div. gelang es, die Höhe 3 km westlich Kenkrja zurück zu gewinnen, doch das Gewonnene musste später wieder aufgegeben werden.


    Das Gen.Kdo. des LVII. Pz.Korps übernahm um 08.00 Uhr den Befehl in dem zugewiesenen Abschnitt.
    Im Abschnitt Tscherepaschij – Bassjar übernahm die aus abgestellten Truppenteilen der 24. Panzer-Division und 29. Infanterie-Division (mot) bestehende Gruppe Major Burgsthaler die Sicherung des westlichen Don-Ufers; die vorgesehene Übernahme bis Generalow verzögerte sich infolge aufgeweichter Wege.


    Es war schwer zu entscheiden, ob das ruhige Feindverhalten, insbesondere das Ausbleiben des erwarteten Angriffs auf Kotelnikowo trotz vorhandener stärkerer Kräfte, seinen Grund in Versorgungsschwierigkeiten hatte oder ob der Gegner, über das Eintreffen deutscher Panzerkräfte unterrichtet, nun alle Offensivaufgaben aufgegeben hatte und sich auf Abwehr beschränkte. Möglich, wenn auch nicht sehr naheliegend war schließlich, dass der Russe beabsichtigte, seine Kräfte westlich der Eisenbahn in den Raum ostwärts der Bahn umzugruppieren, um dort die rumänische Front anzugreifen. Die sehr rege eigene Aufklärungstätigkeit auf der Erde und in der Luft hatte bisher für keine Möglichkeiten dieser irgendwelche Anhaltspunkte gegeben. Vielleicht konnten die Feindvorstöße gegen die 4. rum. und 18. rum. Inf.Div. am heutigen Tage auf Angriffsabsichten ostwärts der Bahn hindeuten. Es musste jedenfalls, soweit es Wetter und Gelände nur irgend zuließen, eifrigst aufgeklärt werden, um die Absichten des Gegners zu erkennen. LVII. Pz.Korps und 4. rum. Armee wurden hierauf besonders hingewiesen.


    Als Absicht des Pz.A.O.K. 4 wurde der Heeresgruppe Don um 23.00 Uhr ein Vorstoß der 16. Inf.Div. (mot) im Raume ostwärts Jaschkul bis in Gegend 9 km westlich Br. Chargota, sodann Eindrehen nach Norden auf Br. Scholban gegen dort gemeldete Feindansammlungen sowie verstärkte Aufklärungstätigkeit der 6. Pz.Div. westlich der Eisenbahn bis zur Linie Wer. Jablonschnij – Werchne Kumorjarskij gemeldet. [Anl. 709 (C1)]


    Die Transportbewegung verlief verhältnismäßig gut weiter. Es ließ sich aber nicht verhindern, dass einige Transporte mit Versorgungstruppen in Ssalsk ausgeladen und die damit zusammenhängenden Nachteile in Kauf genommen werden müssen, um mehr fechtende Teile schneller nach vorn zu bringen.
    Im allgemeinen konnte damit gerechnet werden, dass die 6. Pz.Div. am 04.12. voll eingetroffen war, von der 23. Pz.Div. am 02.12. alle Gleiskettenteile. Über das volle Eintreffen der Räderteile der 23. Pz.Div. glaubte der Bv.T.O. Ssalsk noch keine bestimmten Angaben machen zu können; Pz.A.O.K. 4 rechnete nicht vor dem 08.12. mit dem Ablauf dieser Bewegung.
    Zusammenstellung eingetroffener Einheiten siehe Anl. 315 (C2).


    Der Chef des Gen.Stab der H.Gr. Don forderte auf Veranlassung des Chefs des Gen.Stab des Heeres eine kurze Beurteilung der Divisionen, aus der über die laufenden Zustandsberichte hinaus die landsmannschaftliche Zugehörigkeit, Härte der Führung, Vertrauen vorgesetzter Dienststellen zur Leistung der Division zum Ausdruck kam, um die Divisionen entsprechend ihrem Wert und ihrer Leistungsfähigkeit einsetzen zu können.
    (Eine entsprechende Beurteilung wurde am 02.12. der Heeresgruppe Don übersandt.) – [Anl. 317 (C2)]


    02.12.1942
    Wetter: klar, nachts Frost.
    Straßen- und Wegezustand: tagsüber aufgetaut und unbefahrbar.
    Auch die Nacht vom 01./02.12. sowie der 02.12. verliefen im wesentlichen ruhig. Bei der 16. Inf.Div. (mot) stieß eine Kampfgruppe der Division, südlich ausholend, in den Rücken des Gegners bis zum Br. Scholban vor und vernichtete wiederum zahlreiche Versorgungsfahrzeuge und Kraftwagen; sie sollte bis zum Morgen des 03.12. dort bleiben und die Versorgungsstraße sperren.
    Bei der 4. rum. Armee stellte die 4. rum. Div. auf Höhe 10 km südostwärts Scharnutowskij die Verbindung zum rum. VI. A.K. her; dort wurde eine Sicherung belassen. Ein unter Mittag gegen Pimen Tscherni gerichteter Feindvorstoß konnte mit Panzerunterstützung der Gruppe v. Pannwitz abgewiesen werden.
    Vor der Front des LVII. Pz.Korps herrschte rege beiderseitige Spähtrupptätigkeit. Es schien, als ob der Feind sich vor der 6. Pz.Dv. weiter verstärkte (russ. 91. Schtz.Div. oder Kav.Div.). Am Westufer des Don übernahm die Gruppe Burgsthaler [»Burgstaller« lt. KTB] die Sicherung bis Generalow (einschließlich).


    Zur Besprechung der Einsatzoperation – Deckname: "Wintergewitter" – traf der O.B. der H.Gr. Don, GFM von Manstein, begleitet vom Ia, Oberst i.G. Theodor Busse, im A.H.Qu. Sjmowniki ein und legte seine Gedanken dazu dar [siehe Anl. 14 (C5)]. Der Generalfeldmarschall erklärte, was auch später durch Oberst i.G. Busse nochmals auf eine Anfrage des Chefs Pz.A.O.K. 4 hin ausdrücklich bestätigt wurde, dass die dargelegten Gedankengänge ebenso wie der schriftliche Befehl [siehe Anl. 712 (C1)] nur ein Anhalt für die Durchführung sein sollten; im einzelnen blieben Gliederung und Durchführung der Pz.Armee nach Lage und Gelände überlassen. Insbesondere wurde auf den mehrfach geäußerten Gedanken eines Vorstoßes der Masse der 4. Pz.Armee aus dem Brückenkopf Werchne Tschirskaja heraus kein entscheidender Wert mehr gelegt; er wurde nur noch für den Fall ins Auge gefasst, dass die Feindlage einen Vorstoß ostwärts des Don überhaupt nicht mehr gestattete, was Pz.A.O.K. 4 aber für ausgeschlossen hielt.


    Ein um 02.40 Uhr aufgenommener Funkspruch der H.Gr. Don (Ia Nr. 0343/42 geh.Kdos.Chefs. v. 1.12.42) wiederholte noch einmal, dass Pz.A.O.K. 4 die Entsatzoperation (Deckname "Wintergewitter") führen sollte. (Weiterer Inhalt: Aufgabe der Angriffsgruppe Hollidt, Übertritt des Gen.Kdo. XXXXVIII. Pz.Korps und Zuführung von Heerestruppen an 4. Pz.Armee.) – [Anl. 710 (C1)]


    Heeresgruppe Don befahl mit Ia Nr. 0343/42 g.Kdos.Chefs. v. 1.12.42 durch Fernschreiben – aufgenommen 2.12. um 11.00 Uhr –, dass Pz.A.O.K. 4 für die Vorbereitungen der Operation "Wintergewitter" am 05.12. um 00.00 Uhr den bisherigen Frontabschnitt der 3. rum. Armee bis Lissenkoj (auschließlich) zu übernehmen hatte. Mit der Befehlsübernahme wurde dem Pz.A.O.K. 4 sämtliche dort eingesetzten Truppen sowie die 336. Inf.Div. unterstellt. Dem entsprechend waren die zur Bereinigung der Einbruchsstelle südlich Bahnhof Dimitrijewka eingesetzten Teile der Division möglichst bis zu diesem Zeitpunkt wieder frei zu machen. Die 11. Pz.Division und 7. Lw.Felddivision wurdem dem Pz.A.O.K. 4 mit ihrem Eintreffen unterstellt. Aufgabe der 3. rumänischen Armee blieb das Halten der Tschir-Front im neuen Abschnitt, zunächst als Schutz das Aufmarsches der Angriffskräfte, alsdann zur Sicherung der tiefen Flanke von "Wintergewitter". [Anl. 711 (C1)]
    Die (vom Ia H.Gr. Don zu der Besprechung mitgebrachte) Weisung Nr. 1 für Operation "Wintergewitter" (H.Gr. Don, Ia Nr. 0343/42 g.Kdos.Chefs. v. 1.12.42 / 21.15 Uhr) besagte in ihren Hauptpunkten.


    1.) Heeresgruppe beabsichtigte am S-Tage zum Entsatz der 6. Armee anzutreten.


    2.) 4. Pz.Armee sollte hierzu mit der Masse ihrer Kräfte ostwärts des Don durch die feindlichen Deckungskräfte durchstoßen mit dem Ziel, die vor der Südwest- und Südfront der 6. Armee stehenden Feindkräfte von Westen oder Südwesten her aufzurollen unter offensiver Deckung der eigenen Ostflanke an und ostwärts der Straße Gromoslawka – Businowka. Je nach Entwicklung der Feindlage ostwärts des Don bis zum S-Tag war der Stoß zugleich aus dem Gebiet Kotelnikowo und dem Brückenkopf Werchne Tschirskaja oder – unter überraschendem Vorziehen der Panzer-Divisionen in den Brückenkopf – nur aus diesem anzusetzen. Teilkräfte waren westlich des Don auf Kalatsch anzusetzen mit dem Auftrag, durch Freifegen des Höhengeländes westl. das Vorgehen der Armee zu decken, dem Feind die Versorgung über Kalatsch abzuschneiden und den Don-Übergang bei Kalatsch für die 6. Armee zu öffnen.


    3.) 6. Armee hatte unter Zusammenfassung aller Panzerkräfte am S + X-Tag (sollte von der Heeresgruppe befohlen werden!) aus ihrer Südwestfront zunächst in allgemeiner Richtung auf die Donskaja Zariza durchzubrechen, um eine Verbindung mit der 4. Pz.Armee herzustellen. Weiterhin war es ihre Aufgabe, die vor ihrer Westfront stehenden Kräfte von Südwesten her aufzurollen und auf Kalatsch durchzustoßen. Die Wolga-, Nordost-, Nord- und Nordwestfront waren zu halten.


    4.) 4. rumänische Armee [mit unterstellter 16. Inf.Div. (mot)] sollte den Angriff der 4. Pz.Armee in Linie Jaschkul – Obilnoje – Nebykow – Tschilikowo decken. Die Armee blieb zunächst Pz.A.O.K. 4 unterstellt. Zeitpunkt der unmittelbaren Unterstellung unter die Heeresgruppe sollte zeitgerecht befohlen werden.


    5.) Die Vorbereitungen für die Operation waren vom Pz.A.O.K. 4 so zu treffen, dass ab dem 08.12. Tagesanbruch auf Befehl der Heeresgruppe zum Angriff angetreten werden konnte. Der Befehl hierzu sollte 24 Stunden vorher durch die H.Gr. erteilt werden. Die Heeresgruppe strebte an, erst dann zum Angriff anzutreten, wenn sämtliche für die Operation vorgesehenen Kräfte versammelt waren. Ob dies in vollen Umfang möglich sein würde, hing von der Entwicklung der Lage ab. Pz.A.O.K. 4 musste trotzdem bereit sein, auch vor dem 08.12. innerhalb von 24 Stunden nach Eingang des Befehls mit den jeweils verfügbaren Kräften zum Angriff anzutreten, falls die Lage der 6. Armee dazu zwingen sollte. [Anl. 712 (C1)]


    Die Transportbewegungen verliefen am 02.12. wegen eines Eisenbahnunglücks im Bereich der Heeresgruppe A nur sehr schleppend, trotzdem wurde erwartet, dass am 04.12. der Antransport der 6. Pz.Division beendet werden konnte.
    Meldung an H.Gr. Don über neu eingetroffene Einheiten siehe Anl. 318 (C2).
    Eintreffeübersicht über neu zugeführte Verbände siehe Anl. 319 (C2).
    Luftflottenkommando 4 übersandte ihren "Befehl für den Einsatz der Luftflotte 4 im Raum von Don und Wolga". [Anl. 184 (C4)]


    Der Chef des deutschen Verbindungsstabes zur 4. rum. Armee übersandte einen Durchschlag eines von ihm an den O.B. dieser Armee gerichteten Schreibens, in dem er auf die Neigung zur Überschätzung des Gegners und seiner Handlungen und die kritiklose Weiterleitung diesbezüglicher Truppenmeldungen durch die vorgesetzten Dienststellen hinwies. Ferner erwähnte er die mit solcher übertriebenen Meldungen meist verbundene Bitte um Unterstützung durch Reserven, Panzern oder Fliegern und die widerspruchslose Weitergabe dieser Notschreie nach oben. Hierdurch wurden die unteren Führer erzogen, sich auf andere zu verlassen, anstatt selber etwas zu tun. [Anl. 713 (C1)]


    (...)
    Fortsetzung folgt.
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    MfG Uwe

  • 03.12.1942
    Wetter: nachts leichter Frost, tagsüber Nebel und leichter Regen.
    Straßen- und Wegezustand: nur für geländegängige Kfz befahrbar, nachts etwas besser.
    Nach ruhig verlaufener Nacht an der ganzen Front der Pz.Armee setzte die 16. Inf.Div. (mot) am frühen Morgen ihre am Tag zuvor begonnene Unternehmung in Gegend ostwärts Br. Scholban fort und fügte dem Feind hier weiterhin empfindliche Verluste zu. (Insgesamt wurden vernichtet: ein Btl. Infanterie, drei T-34, fünf leichte Panzer, 31 Lkw, eine bespannte Kolonne mit ca. 40 bis 50 Fahrzeugen, 50 Pferde, 400 Kühe; zahlreiche Feindtote wurden festgestellt.) Um 12.30 Uhr löste sich die Kampfgruppe vom Gegner ab.
    Der Vorstoß konnte als voller Erfolg gewertet werden. Der Russe hatte sich darauf hin vor der Ostfront der 16. Inf.Div. (mot) merklich geschwächt. Die Division hatte sich erneut bewährt und ihre vorbildliche Aktivität bewiesen.


    In der Lücke zwischen rum. VII. und rum. VI. A.K. drang der Feind erneut in südwestlicher Richtung vor. Es schien, als wäre die seit dem 02.12. dort stehenden stärkeren rumänischen Sicherungen unter dem Druck des Gegners auf den linken Flügel der 4. rum. Div. bei Kenkrja hin ausgewichen. Später ergab sich aber, dass der Russe dort nicht weiter nach Südosten vorgestoßen war, dagegen wurde ein Ort 2 km nordwestlich Bjuljanka feindbesetzt festgestellt. Nach einer rumänischen Meldung stand eine Sicherung der 4. rum. Div. unverändert auf der Höhe 10 km ostsüdostwärts Scharnutowskij. Im Ganzen war somit die Lage in der Lücke ungeklärt. Da die 4. Pz.Armee nichts Nennenswertes hatte, um hier nötigenfalls Gegenmaßnahmen von durchschlagen-der Wirkung ergreifen zu können, musste die Lücke bis zum Antreten zu "Wintergewitter" eine große Sorge bleiben.


    An der Front des rum. VI. A.K. erfolgte am Vormittag ein stärkerer Feindangriff von Norden gegen die 18. rum. Div. bei Pimen Tscherni. Der Russe wurde hier mit Unterstützung der Gruppe von Pannwitz im Gegenstoß im Kurmojarskij Aksaj-Tal nach Norden auf Nebykow zurück geworfen, wobei er erhebliche Verluste an Gefangenen und Material hatte. Auch ein am Nachmittag gegen die 8. rum. Kav.Div. gerichteter feindl. Angriff auf die Höhe 7 km nördlich Dorganow konnte unter beträchtlichen Feindverlusten abgewiesen werden.
    An der Nordfront der 4. Pz.Armee trat der Gegner an verschiedenen Stellen zu dem erwarteten Angriff auf Kotelnikowo an. Von 30 – 40 Panzern unterstützt, gelang es ihm nach harten Kampfe Pochlebin zu nehmen.
    Ein Gegenangriff der 6. Pz.Div. von Majorowskij her führte zu einem heftigen Panzergefecht, bei dem unter Ausfall von zwei eigenen Panzern 9 Feindpanzer vernichtet wurden; der Einbruch der Dunkelheit machte dem Kampf vorzeitig ein Ende. Nach dem der Russe durch die heutigen Kämpfe – spätestens! – über die Anwesenheit der 6. Pz.Div. im Klaren sein musste, lag kein Grund mehr für eine weitere Zurückhaltung vor; die Division beabsichtigte daher, am 04.12. das Gelände um Pochlebin restlos vom Gegner zu säubern, und zwar wollte sie diese Bereinigung gleich als ordentlichen Schlag mit starken Kräften führen. Pz.A.O.K. 4 war damit einverstanden.


    Pz.A.O.K. 4 übersandte der Heeresgruppe Don mit Ia Nr. 99/42 g.Kdos.Chefs. seinen Operationsvorschlag für "Wintergewitter". Danach beabsichtigte die 4. Pz.Armee zur Entsetzung der 6. Armee mit der Masse ihrer Kräfte ostwärts des Don beiderseits der Linie Pimen Tscherni – Bahnhof Shutow – Kapkinka – Ssolenyj gegen den Karpowka-Abschnitt bei und nordwestlich Plantator vorzustoßen, die vor der Südwest- und Südfront der 6. Armee stehenden russischen Kräfte von Südosten aufzurollen und damit zum Entsatz der 6. Armee eine breite Lücke in den Feind zu schlagen. Mit Teilen gedachte die 4. Pz.Armee westlich des Don aus dem Raume südwestlich Rytschow in nordostwärtiger Richtung anzugreifen und für die 6. Armee den Don-Übergang bei Kalatsch zu öffnen.
    Die Durchführung war in einzelnen wie folgt vorgesehen:
    Das LVII. Pz.Korps (6. und 23. Pz.Div., 5. und 8. rum. Kav.Div.) sollten den südlich des Jeßaulowskij Aksaj-Abschnitts beiderseits der Eisenbahn stehenden Feind durchbrechen, ihn zersprengen und mit dem weichen-den Feind das Nordufer dieses Abschnitts bei Kamenka und nördlich Bhf. Shutow gewinnen. Dann hatte des Pz.Korps – unter Abdeckung seiner Ostflanke mit den beiden unterstellten rum.Kavallerie-Divisionen in Gegend Plodowitoje – ohne Aufenthalt und ohne Rücksicht auf etwa noch in seiner Westflanke stehenden Feind westlich der Eisenbahn in nördlicher Richtung vorzustoßen und sich in den Besitz des Höhengeländes bei Sety und Werch. Zaryzinskij zu setzen. Es war sodann die Aufgabe des Korps, entweder unverzüglich – mit Ostflügel etwa in Richtung Plantator – gegen den Karpowka-Abschnitt in den Rücken der vor der Südwest- und Südfront der 6. Armee stehenden Feindkräfte vorzustoßen und diese nach Nordwesten aufzurollen, oder sich erst neu zu gruppieren, das Eintreffen der 336. Inf.Div. abzuwarten und alsdann in planmäßigem Angriff diesen Stoß durchzuführen. Dies wollte Pz.A.O.K. 4 befehlen.
    Antreten des LVII. Pz.Korps am S-Tag früh.


    Das XXXXVIII. Pz.Korps (11. Pz.Div., 336. Inf.Div. und 7. Lw.Felddivision) hatte westlich des Don das Vorgehen der 4. Pz.Armee zu decken und den Don-Übergang bei Kalatsch zu öffnen. Es sollte hierzu mit der 11. Pz.Div. und 7. Lw.Felddivision die Feindfront zwischen Rytschow und Bahnhof Tschir sowie Don und Luska in nordostwärtiger Richtung auf Kalatsch vorstoßen. Damit der Angriff auf jeden Fall bis Kalatsch durchschlug, wurde der Einsatz einer Panzer-Division neben der Lw.Felddivision für notwendig gehalten. Es war beabsichtigt, wenn irgend möglich, die Pz.Division später herauszuziehen und auf das Ostufer zu führen.
    Die 336. Inf.Div. sollte aus dem Brückenkopf ostwärts Werch. Tschirskaja nach Osten vorbrechen, den vor ihr stehenden Feind werfen und über Nishne Petrowskij – Businowka Anschluss an das LVII. Pz.Korps gewinnen. Falls die Lage einen planmäßigen Angriff des LVII. Pz.Korps nach Erreichen des Höhengeländes von Sety und Werchne Zarizynskij notwendig machte, sollte die 336. Inf.Div. über Fedotowin Richtung Rubeshnyj enger an das Pz.Korps herangezogen werden.
    Das XXXXVIII. Pz.Korps sollte in ostwärtiger und nördlicher Richtung antreten, sobald das LVII. Pz.Korps seinen Angriff über das Höhengelände nördlich des Jeßaulowskij Aksaj-Abschnitts nach Norden fortsetzte. Nur dann war ein wenigstens loser Zusammenhang zwischen den beiden Operationsteilen der 4. Pz.Armee gewährleistet.
    Über die Verwendung der 17. Panzer-Division konnten zunächst noch keine Absichten gemeldet werden; es war erwünscht, sie über Werchne Tschirskaja dem LVII. Pz.Korps zuzuführen.
    Die 4. rumänische Armee hatte mit dem VII. rum. A.K. (eine reorganisierte u. 4. rum. Div.) in der Ostflanke der Pz.Armee zwischen Chara Buluk und Werchin Ssal, mit rum. VI. A.K. (schwache 18. rum. Div. und sonstige Restteile des Korps) dem LVII. Pz.Korps zu folgen und das Gelände beiderseits der Eisenbahn bis zum Jeßaulowskij Aksaj-Abschnitt vom Feinde zu säubern. Die weitere Verwendung des rum. VI. A.K. hing von der Durchführung dieser Aufgabe ab. Es war beabsichtigt, das Korps, das für größerer Kampfhandlungen nicht geeignet war, zunächst hinter der 5. und 8. rum. Kav.Div. zur Sicherung der Eisenbahn Bhf. Shutow – Bhf. Tinguta einzusetzen.
    Die 15. Luftwaffen.Felddivision – ohne Flak-Artillerie, die auf Zusammenarbeit mit dem LVII. Pz.Korps angewiesen wurde – , sollte die Pz.Armee zunächst unmittelbar unterstellt bleiben. Ihre Verwendung hing vom Zeitpunkt ihrer Einsatzbereitschaft ab. Es war anzunehmen, dass die Division mit der Bahn bis in Gegend Tinguta nachgeführt und zum losen Abschirmen der Ostflanke nördlich Plodowitoje eingesetzt werden musste.
    Das Pz.A.O.K. 4 meldete, dass die Abdeckung der Ostflanke mit den schwachen nicht kampfkräftigen rumänischen Divisionen nur ein Notbehelf sein konnte. Es schien notwendig, dass baldigst deutsche Divisionen nachgeführt würden, die zwischen die rumänischen eingeschoben werden mussten. Für die gesamte Ostfront von Chara Buluk bis in Gegend nördlich Plodwitoje wurden neben den rumänischen Divisionen mindestens zwei deutsche benötigt. [Anl. 714 (C1)]


    13.00 Uhr
    Ein Flug des Chefs Pz.A.O.K. 4 zum XXXXVIII. Pz.Korps, um dieses in die bevorstehenden Aufgaben einzuweisen und mit den Absichten der Pz.Armee vertraut zu machen, musste wegen des schlechten Wetters abgebrochen werden. Statt dessen konnte nur fernmündlich eine kurze Vororientierung erfolgen, durch Fernschreiben wurde um 13.00 Uhr ein Vorbefehl zur Übernahme des neuen Abschnitts übersandt. Danach war es Aufgabe des Korps, die bisherigen Stellungen an der Don- und Tschir-Front zwischen Birjutschi (einschließlich) und Lissenkoj (ausschließlich), besonders den Brückenkopf Werchne Tschirskaja, zu halten. Hierzu wurde die 336. Inf.Div. dem Korps mit der Maßgabe unterstellt, von ihr nur die zur Verteidigung notwendigen Kräfte einzusetzen, im übrigen sie aber nördlich Nishne Tschirskaja so zu versammeln, dass sie später aus dem Brückenkopf heraus nach Osten angreifen konnte. Die zur Säuberung der Einbruchsstellen
    südlich Bhf. Dimitrijewka eingesetzten Teile der 336. Inf.Div. waren im unmittelbaren Einvernehmen mit rumänischen A.O.K. 3 möglichst bis zum 05.12. um 00.00 Uhr herauszuziehen. [Anl. 715 (C1)]
    14.00 Uhr
    Bald nachdem dieser Vorbefehl hinausgegangen war, teilte Heeresgruppe Don in einem Fernschreiben – eingegangen um 14.00 Uhr – mit, dass die Lage bei Ssurowikino, wo der Gegner seinem südlich des Tschir gelegenen Brückenkopf heraus stark angriff, zur Zeit eine Unterstellung der 336. Infanterie-Division und der 7. Lw.Felddivision unter das XXXXVIII. Pz.Korps noch nicht erlaubte, dass vielmehr diese Verbände dem rumänischen A.O.K. 3 zur Bereinigung der sehr gespannten Lage bei Ssurowikino unterstellt werden. [Anl. 716 (C1)]
    Damit erschien die Durchführung der Operation "Wintergewitter" westlich des Don nach den bisherigen Erfahrungen in solchen Fällen in Frage gestellt. Pz.A.O.K. 4 erwog daher die Heranziehung der 11. Pz.Div. an das LVII. Pz.Korps, falls der Stoß auf Kalatsch unterbleiben musste.
    19.00 Uhr
    Als Absicht des Pz.A.O.K. 4 wurde der H.Gr. Don um 19.00 Uhr gemeldet:
    "Verstärkte mot. Aufklärung in Lücke zwischen rum. VII. und rum. VI. A.K. Vernichtung der um Pochlebin stehenden Feindkräfte." [Anl. 717 (C1)]
    Pz.A.O.K. 4 befahl der 4. rum. Armee die zur Herauslösung der 5. rum. Kav.Div. und 8. rum. Kav.Div. erforderlichen Umgruppierungen. [Anl. 718 (C1)]


    Die Transportlage ergab folgendes Bild:
    6. Pz.Division: am 04.12. mit 80% aller fechtenden Teile, mt 5% der Versorgungstruppen eingetroffen; die Masse der Versorgungstruppen konnten nicht vor dem 09.12. da sein.
    23. Pz.Division: am 04.12. mit 100% aller Kettenteile anwesend, die Räderteile und Versorgungstruppen konnten frühestens am 12.12. mit der Masse eingetroffen sein.
    Heerestruppen:folgten erst der 23. Pz.Div., konnten also mit den ersten Teilen erst ab etwa 13.12. eintreffen.
    15. Lw.Felddivision: ein Rgt. zu 80%, ein Rgt. zu 50%, Versorgungstruppen zu 25%, Flak-Art. zu 100% vorhanden. Personell und materiell einsatzbereit erst am 12.12., Versorgungstruppen etwa um den 20.12.
    Auf diese Dinge wies der Chef Pz.A.O.K. 4 den Chef der Heeresgruppe Don bei der Abendorientierung ausdrücklich hin. Dabei machte er besonders auf die Lage bei den Versorgungstruppen aller Divisionen aufmerksam, die zur Zeit zu einer Mangellage auf verschiedenen Versorgungsgebieten geführt hatte. Der Chef Pz.A.O.K. 4 bat darum, dass Versorgungszüge laufend in die Transportbewegungen eingeschoben wurden, damit nicht auf einzelnen Gebieten, vor allem Munition, ein vollkommenes Fehl eintrat.


    Die Meldung der H.Gr. Don über neu eingetroffene Verbände siehe Anl. 322 (C2).


    (...)
    Fortsetzung folgt.
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    MfG Uwe

  • 04.12.1942
    Wetter: starker Nebel, abends Regen; Temperaturen auch nachts über dem Gefrierpunkt.
    Straßen- und Wegezustand: weiter verschlechtert, nur noch stellenweise befahrbar.
    Die Nacht vom 03./04.12. verlief bei der 16. Inf.Div. (mot) sowie an der Ostfront des rum. VII. A.K. ruhig. In der linken Flanke der 4. rum. Div. stieß der Gegner weiter nach Südwesten vor und besetzte Iki-Sogarkin, Werch. Ssalskij, Baldakin und Kraj Balka. Die Lage blieb hier lange ungeklärt, von der gegen das Karasal-Tal angesetzten deutschen Aufklärung lagen einstweilen noch keine Ergebnisse vor. Das rum. A.O.K. 4 erhielt Weisung, dass das rum. VII. A.K. unter allen Umständen den Karasal-Abschnitt westlich Werch. Ssalskij zu sperren habe.
    Im Abschnitt des rum. VI. A.K. griff der Feind in Bataillonsstärke um Mitternacht überraschend Dorganow an und nahm den Ort. Ein von der 8. rum. Kavallerie-Division sogleich eingeleiteter Gegenstoß warf ihn in den Morgenstunden wieder hinaus.
    Vor der Front des LVII. Pz.Korps fühlte der Feind während der Nacht mit kampfkräftigen Spähtrupps gegen Majorowskij vor. Aus Pochlebin war starkes Motorengeräusch sowie Kfz.-Verkehr aus nördlicher Richtung hörbar. Der Gegenangriff der 6. Pz.Div. musste wegen des starken Nebels zunächst noch verschoben werden.
    08.15 Uhr
    Um 08.15 Uhr erhielt Pz.A.O.K. 4 vom Chef des deutschen Verb.Stabes beim rum. A.O.K. 4 die Meldung, dass überlegene Feindkräfte das rum. VI. A.K. mit Schwerpunkt gegen dessen rechten Flügel angriffen. Der Gegner konnte zunächst abgewiesen werden, doch gingen im weiteren Verlauf erneuter russischer Angriffe Scharnutowskij und Dorganow endgültig verloren.
    Auch bei Pimen Tscherni war die Lage zeitweilig schwierig. Oberst i.G. Doerr schnitt – im Auftrage des rum. A.O.K. 4 – die Frage einer evtl. Hilfeleistung durch die 6. Pz.Div. an, doch wurde ein Einsatz von Teilen dieser Division vom Pz.A.O.K. 4 vorläufig unbedingt abgelehnt.
    08.40 Uhr
    Der Oberbefehlshaber ließ der 4. rumänischen Armee durch Oberst i.G. Doerr um 08.40 Uhr den strikten Befehl übermitteln, Pimen Tscherni, N. Tscherni und Karaitschew unter allen Umständen zu halten, auch bei Gefahr einer vorübergehenden Einschließung; gegebenenfalls sollte am 05.12. der Entsatz durch Kräfte der 6. Pz.Div. erfolgen. Wiederholung durch Fernspruch um 09.05 Uhr siehe Anl. 719 (C1).
    09.50 Uhr
    Ergänzend erteilte um 09.50 Uhr der Oberbefehlshaber. dem Oberst i.G. Doerr ausdrücklich Befehl, dass auch die rumänischen Stäbe auf keinen Fall aus Pimen Tscherni usw. herausgehen dürften, auch die Artillerie dürfe unter keinen Umständen Stellungswechsel nach rückwärts vornehmen. Oberst i.G. Doerr sollte sich persönlich davon überzeugen, dass dieser Befehl auch bis zu den entsprechenden Stellen durchdrang.
    Größere Sorge noch, als dieser Angriff gegen das VI. rum. A.K. bereitete dem Pz.A.O.K. 4 das Vordringen des Gegners im Karasal-Tal.
    11.00 Uhr
    Nach einer Meldung des Oberst i.G. Doerr von 11.00 Uhr befanden sich feindl. Kräfte in unbekannter Stärke im Vorgehen von Iki-Sorgakin in südostwärtiger Richtung. Der Kommandierende General des rum. VII. A.K. hatte beim rumänischen A.O.K. 4 bereits wieder um die Genehmigung zum Ausweichen gebeten, doch hatte General Konstantinescu diesen Antrag abgelehnt. Pz.A.O.K. 4 befahl darauf hin fernmündlich dem LVII. Pz.Korps und Flak-Regiment 7, die im Raum Schebalin – Atamanskaja stehende Kräftegruppe der 23. Pz.Div. und des Flak-Rgt. 7 spätestens am 05.12. früh nach Kadschenkin in Marsch zu setzen, das Karasal-Tal zu sperren und durch Vorstoß auf Werch. Ssalskij und Iki-Sorgakin dies Orte vom Feinde zu säubern.
    [Entsprechender Fernspruch von 12.40 Uhr siehe Anl. 720 (C1)]
    12.40 Uhr
    Der Chef Pz.A.O.K 4 gab dem Leiter des D.V.K. 17, Oberst Gerhard, um 12.20 Uhr von diesem Befehl Kenntnis. Er benutzte die Gelegenheit, um ihm auch den Befehl des Oberbefehlshabers, dass unter keinen Umständen Stäbe zurückgehen dürften, bekannt zu geben. Das rum. VII. A.K. müsse unbedingt halten, um den Aufmarsch des LVII. Pz.Korps in der vorgesehenen Form zu ermöglichen.
    15.55 Uhr
    Als sich jedoch in den nächsten Stunden die ernsten Nachrichten über die Lage beim rum. VI. A.K. bei Scharnutowskij und Dorganow verdichteten, andererseits aber Meldungen eintrafen, die dem Gegner bei Werch. Ssalskij keine besondere Bedeutung beimaßen, und es der 4. rum. Div. sogar gelungen war, die gestern verlorenen Stellungen südlich Bjuljuka wieder zu gewinnen, wurde um 15.55 Uhr der Befehl zum Vorstoß der Schebaliner Kräftegruppe auf Kadschenkin wieder aufgehoben und statt dessen angeordnet, dass sie über Kraj Balka nach Norden vorgehen und Scharnutowski sowie Dorganow zurückgewinnen sollte. Gleichzeitig hatte die Abteilung v. Pannwitz (beim rum. VI. A.K.) von Pimen Tscherni auf Dorganow vorzustoßen. Entsprechender Fernspruch von 17.30 Uhr siehe Anl. 721 (C1).
    Die Feindangriffe ostwärts der Bahn gegen das rum. VI. A.K. hielten bis in den späten Nachmittagsstunden an. Wenn es schließlich gelang, Pimen Tscherni, N. Tscherni sowie die Stellungen bei und westlich Pimen Tscherni zu halten, so war dies allein dem Oberst v. Pannwitz zu danken, der wieder mit seiner kleinen beweglichen Abteilung den Feind mehrfach angriff und zurückwarf. Leider hatte dabei auch die Abteilung v. Pannwitz fühlbare Verluste.
    Die Kampfkraft der 8. rum. Kav.Div., die bei Scharnutowskij und Dorganow gekämpft hatte, war nun auch erheblich gesunken.
    10.10 Uhr
    Die unter der Führung des Oberst v. Hünersdorff (Kdr. Pz.Rgt. 11) stehenden Panzerkräfte der 6. Panzer-Division konnten unter Ausnutzung einer vorübergehenden Wetterbesserung um 10.10 Uhr nach Artillerievorbereitung zum Angriff antreten.
    13.30 Uhr
    Das durch Pak, Panzer und mehrere Batterien vom Gegner zäh verteidigte Pochlebin wurde um 13.30 nach hartnäckigem Kampf genommen und der Raum bis 6 km nördlich des Ortes vom Feinde gesäubert. Teile des Feindes gingen in wilder Flucht nach Norden zurück. Die Erledigung zurückgebliebener Feindnester südwestlich Pochlebin zog sich bis in die späten Abendstunden hin. Die Division machte bei dem Angriff 2.000 Gefangene; es wurden 19 Panzer vernichtet und 800 Pferde sowie 14 Geschütze erbeutet.
    Es konnte angenommen werden, dass dieser Erfolg es dem Gegner für geraume Zeit unmöglich machen würde, bei Kotelnikowo erneut anzugreifen.
    Der 6. Pz.Div. übermittelte der Oberbefehlshaber in einem kurzen Fernspruch um 17.30 Uhr seine Anerkennung. [Anl. 324 (C2)]


    Obgleich das Pz.A.O.K. 4 nach wie vor bestrebt war, möglichst wenig Truppen der für die Angriffsoperation bestimmten Verbände zur Aufrechterhaltung der Lage einzusetzen, so hatte es doch am 04.12. diesem Grundsatz nicht mehr treu bleiben können, sondern mit stärkeren Teilen eingreifen müssen, damit der Aufmarschraum für "Wintergewitter" nicht verloren ging und die Versammlung der Masse der 23. Pz.Div. nicht empfindlich gestört wurde. Die durch das Ausweichen der 8. rum. Kav.Div. heute abermals entstandene Lücke hatte inzwischen eine solche Ausdehnung angenommen, dass auch für die Bahn Bhf. Shutow – Kotelnikowo ernstliche Gefahr bestand. Es tauchte erneut die Frage auf, ob die Entwicklung der Dinge jetzt nicht doch eine Gesamtunterstellung aller Kräfte ostwärts der Eisenbahn (ohne rum. VII. A.K.) unter das Gen.Kdo. LVII. Pz.Korps erforderlich machte. Der O.B gelangte nach eingehenden Überlegungen zu dem Entschluss, zur Sicherstellung einer einheitlichen Kampfführung im gesamten Raum um Kotelnikowo alle rumänische und deutsche Truppen westlich Linie Schebalin – Aksaj vorübergehend dem LVII. Pz.Korps zu unterstellen. Er bat den O.B. der 4. rum. Armee, sich mit dieser Regelung einverstanden zu erklären, die selbstverständlich nur so lange bestehen sollte, als die aufs äußerste gespannte Lage es notwendig machte. [Anl. 722 (C1)]
    19.05 Uhr
    Als Absicht des Pz.A.O.K. 4 wurde der Heeresgruppe Don um 19.05 Uhr gemeldet:
    "Vorstoß einer zusammengestellten Kräftegruppe der 23. Pz.Div. aus Raum um Schebalin über Kraj Balka auf Dorganow im Zusammenwirken mit Vorstoß Gruppe v. Pannwitz und Teilen rum. VI. A.K. zur Wiedergewinnung von Dorganow und Scharnutowskij." [Anl. 723 (C1)]


    Als "Operationsbefehl Wintergewitter" erging der Pz.Armeebefehl Nr. 3 sein wichtigster Inhalt war:
    4. Pz.Armee beabsichtigte, an S-Tag Y-Uhr antretend, mit der Masse ihrer Kräfte ostwärts des Don in den Rücken des Feindes am Karpowka-Abschnitt nordwestlich Plantator vorzustoßen, den dort stehenden Gegner aufzurollen und damit zum Entsatz der 6. Armee eine breite Lücke in den Feind zu stoßen.
    Mit Teilkräften wollte die Pz.Armee westlich des Don zur Öffnung des Don-Überganges bei Kalatsch für 6. Armee angreifen."Der Pz.Armee ist damit die schwierige aber dankbare Aufgabe gestellt, die seit längerer Zeit eingeschlossenen eigenen Kräfte aus ihrer ernsten Lage zu befreien. Ich wünsche, dass die Größe dieser Aufgabe auch dem letzten Fahrer nahe gebracht wird und jeder Angehörige der Pz.Armee alles für die schnelle und völlige Durchführung unseres Auftrages einsetzt."
    6. Armee sollte unter Zusammenfassung aller Panzerkräfte aus ihrer Südwestfront in allgemeiner
    Richtung auf die Donskaja Zariza durchbrechen, um eine Verbindung mit 4. Pz.Armee herzustellen.
    Aufträge
    a) LVII. Pz.Korps (23. und 6. Pz.Div., 5. und 8. rum. Kav.Div.): Durchbruch durch die südlich des Jeßaulowskij Aksaj-Abschnitts beiderseits der Linie Pimen Tscherni – Bhf. Shutow stehenden Feindkräfte, Zersprengen derselben und Gewinnung dieses Abschnitts bei Kamenka und nördlich des Bhf. Shutow mit den weichenden Gegner. Alsdann ohne Aufenthalt und ohne Rücksicht auf den Feind in der Westflanke Vorstoß in breiter Front westlich der Eisenbahn durch die Steppe nach Norden, Inbesitznahme des Höhengeländes bei Sety und Werch. Zarizynskij. Gewinnung dieser Höhen in möglichst kurzer Zeit wichtig! Nächste Aufgabe des Korps: Angriff in den Rücken des Feindes am Karpowka-Abschnitt; er sollte im einzelen später befohlen werden.
    Zur Abdeckung der Ostflanke Vorführen der rum. Kavallerie-Divisionen rechts rückwärts gestaffelt in den Raum beiderseits Plodowitoje. Dort sollten sie sich, möglichst eng zusammengehalten, unverzüglich so zur Abwehr einrichten, dass sie in der Lage waren, ein Vorgehen des Feindes aus den Seenengen beiderseits Zaza heraus über Plodowitoje zu verhindern.


    b) XXXXVIII. Pz.Korps (11. Pz.Div., 7. Lw.Felddivision, 336. Inf.Div.): Abdecken des Vorgehens der 4. Panzer-Armee westlich des Don. Hierzu hatte das Korps, am S + X-Tag, Y-Zeit antretend, mit 11. Pz.Div. und 7. Lw.Felddivision nebeneinander die Feindfront zwischen Rytschew und Bhf. Tschir zu durchbrechen, auf dem Höhengelände zwischen Don und Liska in nordostwärtiger Richtung vorzustoßen und den Don-Übergang bei Kalatsch zu öffnen, gegen den gleichzeitig die 6. Armee angreifen sollte.
    Die 336. Inf.Div. war vom XXXXVIII. Pz.Korps zum Angriff aus dem Brückenkopf ostwärts Werchne Tschirskaja heraus nach Osten anzusetzen. Die Division sollte hierzu gleichzeitig mit der Masse des Korps zum Angriff aus dem Brückenkopf hervorbrechen, den vor ihr stehenden Feind werfen und über Nishne Petrowskij – Businowka Anschluss an das LVII. Pz.Korps suchen.
    Absicht, das XXXXVIII. Pz.Korps antreten zu lassen, wenn das LVII. Pz.Korps seinen Angriff über das Höhengelände nördlich des Jaßaulowskij Aksaj-Abschnitts nach Norden fortsetzte. Das XXXXVIII. Pz.Korps hatte sich darauf einzurichten, dass es sofort nach Herstellung der Verbindung mit der 6. Armee bei Kalatsch die im Raum Nish. Tschirskaja bereit gehaltenen Kolonnen mit Versorgungsgütern für 6. Armee zu dieser durchschleusen konnte. Hierzu enge Verbindung mit O.Qu. 6. Armee.


    c) 4. rumänische Armee: Deckung der Ostflanke der 4. Pz.Armee mit rum. VII. A.K. in Linie Chara Buluk – Kettschener-Schebenery – Kenkrja und Halten enger Verbindung mit ... (?) [Seite 517 endet hier, es beginnt 518]
    Sobald es Lage und Kräfte der Armee nur irgend gestatteten, war die Sicherungslinie zum Schutze der Ostflanke bis in Gegend Ssadowoje nach Norden auszudehnen. Mit dem rum. VI. A.K. hatte die Armee, am S + 1 Tag mit Tagesanbruch antretend, dem LVII. Pz.Korps beiderseits der Eisenbahn Kotelnikowo – Bhf. Shutow bis zum Jeßaulowskij Aksaj-Abschnitt zu folgen und das Gelände bis dort hin vom Feinde zu säubern. Nach Durchführung dieser Aufgabe sollte das Korps zur Verfügung der Armee im Raum Bhf. Shutow sammeln.
    5. und 8. rum. Kav.Div. sollten ab 07.12., 00.00 Uhr, dem LVII. Pz.Korps unterstellt werden; Versammlung bzw. Bereitstellung entsprechend dem Befehl vom 03.12. [Anl. 718 (C1)].


    d) 15. Lw.Felddivision: blieb der 4. Pz.Armee zunächst unmittelbar unterstellt. Art ihrer Verwendung hing vom Zeitpunkt ihrer Einsatzbereitschaft ab und sollte später befohlen werden.


    e) 16. Inf.Div. (mot): hatte unverändert ihre Stellung bei Jaschkul zu halten und, wie bisher, in beweglicher Kampfführung dem Feinde nach Kräften Abbruch zu tun.
    (Die weiteren Ziffern des Befehls behandelten: Trennungslinien, Luftaufklärung, Unterstützung durch die Luftwaffe, Einsatz der Flak-Artillerie, Verteidigung und Zuführung der Heerestruppen, Pioniere und Nachrichtenverbindungen.)
    Die Vorbereitungen für die Operationen waren von 4. rum. Armee und den Korps so zu treffen, dass ab 08.12. mit Tagesanbruch auf Befehl der 4. Pz.Armee zum Angriff angetreten werden konnte. Der Befehl hierzu sollte 24 Stunden vorher durch die Pz.Armee erteilt werden. [Anl. 724 (C1)]


    Nach einer erst jetzt eingetroffenen Meldung war es einem Teil der am 02. und 03.12. in den Rücken des Feindes eingesetzten Kampfgruppe Vial der 16. Inf.Div. (mot) gelungen, bis nach Utta vorzustoßen und die dortige feindliche Panzerwerkstatt zu vernichten.
    Der Oberbefehlshaber sprach der Kampfgruppe Vial [Oberst Alexander Vial, Kdr. Gren.Rgt. 60 (mot)] zu ihrem schönen Erfolg seine ganz besondere Anerkennung aus. [Anl. 326 (C2)]


    Die geringe Zugleistung der Strecke Ssalsk – Kotelnikowo machte es erforderlich, dass in Anbetracht der Versorgungslage von täglich sechs Truppentransport-Zügen nur noch vier bis in die Gegend Remontnaja gefahren werden konnten; zwei Züge mussten täglich in Ssalsk ausgeladen werden. Die dort ausgeladenen Teile hatten bis zu ihren Versammlungsraum eine Entfernung von 200 km zurückzulegen. Darunter litten die Kraftfahrzeuge; außerdem entstand ein erheblicher Zeitverlust und Spritverbrauch. Im Hinblick auf die Lage auf verschiedenen Versorgungsgebieten, mussten aber diese Erschwerungen in Kauf genommen werden.


    Meldungen an Heeresgruppe Don über neu eingetroffene Verbände siehe Anl. 327 (C2).


    (...)
    Fortsetzung folgt.
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    MfG Uwe