Ferdinand Schörner, GFM

  • Hallo Wirbellwind,


    erstmal vielen Dank für dieses umfangreiche Feedback. Es ist natürlich schade zu hören, dass diese Dokumentation nicht alle Lücken schließt bzw. auch ein Gegengewicht zu Kern bildet. Auf der andern Seite hast du aber zumindest das Gefühl, dass es eine gute Ergänzung darstellt. Das ist in meinen Augen auch sehr positiv zu hören.

    Was mir außerdem auffiel. Schörner bekam das Goldene Parteiabzeichen verliehen, obwohl er der NSDAP nicht angehörte. Als Berufsoffizier durfte er nicht wählen. Das war mir so nicht bekannt.

    Ich habe gerade nochmal dazu in der eingestellten Biografie geschaut. Dort steht für den 30.01.1943 Ehrenzeichen der NSDAP. Ich gehe mal davon aus, das dass Parteiabzeichen damit gemeint ist.


    Wo ich mir nicht schlüssig bin, ist der Fall des Obergefreiten Arndt, wofür ja Schörner rechtskräftig verurteilt wurde und dafür im Gefängnis saß. Es gab ja Zeugenaussagen, dass Arndt den Krieg überlebt bzw. nicht standrechtlich erschossen wurde. Was ist da wirklich dran?

    Ich glaube leider langsam, dass uns dazu das Material ausgeht aber man soll ja bekanntlich nicht die Hoffnung aufgeben.


    Gruß

    Michael

  • Nachtrag:


    anbei noch die Anlage zum oben gezeigten Sonderbefehl Nr. 10 mit dem Namen: Richtlinien zur Erziehung des volksdeutschen Nachersatzes (Feld-Ersatz-Bataillon)


    Quelle: Nara


    Gruß

    Michael

  • Hallo Wirbelwind,

    Das Rücksichtslose, dass ihm innewohnte, kam der Auffassung solcher sowjet. Heerführer wie Konjew entgegen. Für den galt das Leben des russischen Muschkoten nichts. Hauptsache, es wurde gesiegt, ohne Rücksicht auf Verluste.

    Andere Länder, andere Sitten. Der Preis für den russischen Sieg war allerorts unglaublich hoch, dass lässt sich nicht auf einzelne Generäle reduzieren. Auch ein Schukow bei Berlin im Jahre 1945 hat mächtig geklotzt, nicht gekleckert.

    Stalin selbst agierte bereits beim Bürgerkrieg nach der Devise - "Wenn 50% der Bürger überleben, hat sich die Sache gelohnt".



    Wo ich mir nicht schlüssig bin, ist der Fall des Obergefreiten Arndt, wofür ja Schörner rechtskräftig verurteilt wurde und dafür im Gefängnis saß. Es gab ja Zeugenaussagen, dass Arndt den Krieg überlebt bzw. nicht standrechtlich erschossen wurde. Was ist da wirklich dran?

    Wie bei den wahren Umständen zu Kennedys Tod gibt es auch beim letzten deutschen Kriege ewige Geheimnisse, Da kann der Apologet Kern noch so viel vom Hörensagen beschönigen, sie haben OG Arndt trotz verzweifelter Suche nicht mehr tot oder lebendig ausfindig machen können. Vor Gericht zählt eine Gefälligkeitsaussage von alten Kumpels nicht. Deshalb Verurteilung nach Totschlag, weil kein ordnungsgemäßes Kriegs- oder Standgericht waltete.



    Ein richtiger Blick in das Quellenverzeichnis bei Kerns Buch hätte mich schon darauf aufmerksam machen können. Nun ja. Viele Dinge, die in der Doku stehen, handelt die Biografie ausführlicher ab.

    Vor dem Buch des eingefleischten Nazis Erich Kern sollte hier eindringlich gewarnt werden. Das ist eine beschönigende Biografie über Schörner, geschrieben von einem 150%igen Nationalsozialisten. Maß der Dinge und nach neuestem Forschungsstand ist der im Buch "Hitlers militärische Elite: 68 Lebensläufe" enthaltene Aufsatz zu Schörner.

    Angegeben dort auch die sehr passende Beurteilung von Dietl und das Rückgängigmachen von Urteilen, Degradierungen und Ordensentzügen durch seine Stabsoffiziere.


    Grüße

    Udo

  • Hallo Allerseits,


    ich habe hier den Nachtrag vom 09.09.1944 zu Michaels Post gefunden.


    Meine Quelle: Germandocsinrussia


    Gruß

    Antje

  • Hallo,

    der Sinn des Befehls, Stellungsausbau und Tarnen leuchtet mir ein. Nur die Umsetzung, das scheint mir wieder typisch Schörner zu sein. Denke schon, dass beim Stellungsausbau und dem Tarnen Sachverstand walten sollte. Sinnloses Schanzen, unter Umständen ohne entsprechendes Werkzeug und Material, bringt in meinen Augen nicht viel. Verschleißt die Truppe noch mehr. Bemerkenswert für mich auch der Hinweis, den Esten, Letten und Litauern nochmals den ,,Ernst" der Stunde begreiflich machen zu müssen. Glaub schon, dass die wussten, was es bedeutet, wenn die Rote Armee das entsprechende Gebiet zurück erobert.

    MfG Wirbelwind

  • Geneigte User,


    die nachfolgende Abschrift macht mich fassungslos und lässt mich nur den Kopf schütteln. Aber lest selbst und bildet euch eine eigene Meinung.


    Der Generelfeldmarschall Schörner äußert sich zum Tode Adolf Hitlers wie folgt:


    Festungs-Gefechtsstand Breslau, 02.05.1945


    Nachstehend folgender Befehl des Oberbefehlshabers der Heeresgruppe Mitte zur sofortigen Bekanntgabe an die Truppe:


    Soldaten der Heeresgruppe Mitte!

    Als Märtyrer seiner Idee und seines Glaubens und als Soldat der europäischen Sendung ist Adolf Hitler bis zum letzten Atemzug gegen den Bolschewismus kämpfend gefallen.


    Sein Werk und seine Mission werden den kommenden Geschlechtern heiliges Vermächtnis sein.


    Wir Lebenden haben die Pflicht, in seinem Sinne weiterzukämpfen und sein Werk zu vollenden.


    Der Kampf um Deutschlands Freiheit und Zukunft geht weiter. Großadmiral Dönitz hat den Befehl über das deutsche Volk und die deutsche Wehrmacht übernommen. Treu und Gehorsam scharen wir uns in dieser Stunde um ihn. Wir wissen, dass am Ende dieses blutigen Ringens das Leben unseres Volkes dennoch gesichert sein wird.


    Der Heldentod des Führers ist für jeden anständigen Soldaten höchste Verpflichtung. Jeder setze sich so ein, dass er vor seinem gefallenen Führer bestehen kann.


    Heil Hitler !


    Gezeichnet Schörner

    Generalfeldmarschall


    Für das Festungskommando

    Der 1. Generalstabsoffizier

    ...

    Major im Generalstab


    Quelle: germandocsinrussia


    Gruß

    Antje

    Ich suche Informationen über das:
    Kriegslazarett in Bromberg Zeitraum Januar - Ende Februar 1942 und das
    Kriegslazarett Königsberg Januar 1943. :whistling:

  • Hallo,


    nun ja, wie anders sollte ein Schörner auch seinen Untergebenen begreiflich machen, dass der ,,Führer" Adolf Hitler sich aus dem Staub gemacht hat und der Kampf trotzdem weiter gehen muss. Beachtenswert für mich ist dabei, dass er nicht mehr den Kampf um den Endsieg erwähnt. Warum hier der Festungsstab Breslau ins Spiel kommt, kann ich nur so deuten, dass die Bekanntgabe des Befehl Schörners durch eben diesem Festungsstabes erhalten geblieben ist. Nach meinem Kenntnisstand war zwar der Entsatz von Breslau durch die HG ,,Mitte" geplant, kam aber nicht zur Ausführung. Am 02.05.45 wurde um die Festung Breslau noch gekämpft. Irgendwie musste Schörner schon die Verteidiger von Breslau bei der Stange halten. Am 06.05.45 kapitulierte Breslau schließlich. Für Teile der HG ,,Mitte" war ja bekanntlich erst Tage nach dem 09.05.45 der Krieg zu Ende.


    MfG Wirbelwind

  • Hallo Wirbelwind,


    vielen Dank für deine Ausführung. Sie lassen einen anderen Blickwinkel auf diesen Text zu. Muss man bei Schörner zwischen den Zeilen lesen?


    Ich finde es erschreckend, dass er die Soldaten weiterhin zum Kämpfen anhält obwohl er doch wissen musste, dass der Krieg verloren ist. Bei den Worten heiliges Vermächtnis, heilige Pflicht, da schüttelt es mich einfach.


    Gruß

    Antje

    Ich suche Informationen über das:
    Kriegslazarett in Bromberg Zeitraum Januar - Ende Februar 1942 und das
    Kriegslazarett Königsberg Januar 1943. :whistling:

  • Hallo Antje,


    Schörner war nach meiner Meinung ein Bolschewistenhasser. Vor diesem Hintergrund galt es für ihn den Kampf solange wie irgendwie möglich fortzusetzen. Dazu brauchte er aber natürlich Soldaten, Offiziere. An den Endsieg glaubte er da mit Sicherheit nicht mehr. Es galt der Roten Armee noch möglichst viele Verluste beizubringen und natürlich eine russische Kriegsgefangenschaft zu vermeiden. Der Schutz der Zivilbevölkerung vor den Auswirkungen des Vormarsches der Roten Armee scheint mir ein probates Mittel gewesen zu sein, um die ihm unterstellten Wehrmachtsangehörigen für den Kampf auch nach Hitlers Tod zu motivieren. Natürlich spielte auch die Angst vor der russ. Kriegsgefangenschaft eine große Rolle. Wenn schon in Kriegsgefangenschaft gehen, dann in amerikanische. Nur so lässt sich für mich der weitere Kampf über den 09.05.1945 erklären. Sein rabiates durchgreifen gegenüber vermeintlichen und tatsächlichen Deserteuren, Kapitulanten sprechen ebenfalls eine deutliche Sprache und wurden bereits in diesem Thread mehrfach erwähnt.


    MfG Wirbelwind

  • Hallo Antje,

    vielen Dank für diesen Beitrag. Diese Zeilen machen mich wirklich fassungslos und unterstreichen nochmal den Fanatismus und die Verblendung von Schörner.


    Gruß

    MIchael

  • Hallo Allerseits,


    ich habe doch tatsächlich einen geheimen Bericht vom 01.06.1945 der Amerikaner gefunden wie es zur Verhaftung von GFM Schörner kommen konnte.


    Ich war so frei und habe es mit deepl.com übersetzt. Das Original findet ihr im Anhang.


    Gruß

    Antje


    Geheim


    HEADQUARTERS SEVENTH ARMY

    Office of the A. C. of S.,G-2 APO 758 US ARMY


    Augsburg, Deutschland 01.06.1945


    Umstände der Verhaftung von Generalfeldmarschall Schörner


    An: CG XX Elite Guards Corps Blinde Markt, Österreich


    Am oder um den 9. Mai hörte ein Agent der Siebten Armee, im Folgenden "Smith" genannt, dass Unteroffizier Fuchs nach Hause zurückgekehrt war. Smith, der wusste, dass Fuchs im Stab von Schörner gedient hatte, kontaktierte ihn und erfuhr von ihm, dass der Generalfeldmarschall in der Nähe von Mittersill war.


    Smith schmiedete sofort einen Plan, um den GFM an die amerikanischen Militärbehörden auszuliefern. Er wies Fuchs an, zum Generalfeldmarschall zu gehen und ihm mitzuteilen, dass die Leute in der Gegend von seiner Anwesenheit wüssten und dass er jeden Moment von der amerikanischen Armee aufgegriffen werden könne. Fuchs wusste nicht genau, wo sich der Feldmarschall aufhielt, und er ging zurück in das Gebiet, in dem sich der Feldmarschall versteckt hielt, und erfuhr von deutschen Soldaten und Polen, dass eine wichtige Persönlichkeit in einer der Hütten wohnte.


    Fuchs suchte daraufhin den GFM auf und sagte ihm, dass die Gegend heiß sei und er fliehen solle. Der Generalfeldmarschall dachte etwa eine Stunde lang über die Situation nach. Er war sich nicht sicher, ob er sich den amerikanischen Behörden ausliefern sollte oder nicht. Zunächst war er der Meinung, dass seine Tiroler Tracht mit den kurzen Hosen nicht die angemessene Kleidung für einen Feldmarschall sei, um sich zu ergeben. Er zog auch die Möglichkeit in Betracht, gemäß seinem ursprünglichen Plan über die Berge nach Süden zu gehen und sich in Pustatol zu verstecken. Ein anderer Plan, den er verfolgte, war die Verwendung falscher Papiere, die er hatte und die besagten, dass er ein Evakuierter aus München sei. Sein falscher Name ist nicht genau bekannt, aber es wird angenommen, dass er Franz Schirer hieß. Mit seinem falschen Namen und den falschen Papieren dachte er, dass es ihm möglich sein würde, bei den Bauern in dieser Gegend Arbeit zu finden. Er dachte auch, er könnte entweder nach MÜNCHEN oder nach INNSBRUCK gehen. Er erwähnte, dass er bei Kaserbauer, einer Firma, die mit Italien Geschäfte macht, eine Anstellung suchen würde. Er dachte, er könne sich mit seinem falschen Namen und seinen falschen Papieren bei der Firma vorstellen und mit seinen Italienischkenntnissen in Italien arbeiten. Nach einigem Zureden überzeugte ihn FUCHS jedoch davon, dass er zunächst versuchen sollte, in einem von Smith gefahrenen Ger-Mann-Lastwagen zu entkommen. Der Generalfeldmarschall beschloss schließlich, dies zu tun.


    Als er Smith traf, sprach der GFM über die Möglichkeit, wieder nach Innsbruck oder München zu kommen, und Smith sagte ihm, dass er nach St. Johann fahren müsse, um seine Fleischvorräte zum Hotel Huber zu bringen, bei dem er angestellt war. Dann wäre es möglich, so Smith, dass er mehr Benzin bekäme und ihn entweder nach Innsbruck oder München bringen könne. Als der Name St. Johann erwähnt wurde, sagte Schörner, er werde Dr. Schafer aufsuchen, der

    in der Lage wäre, ihm etwas Hilfe zu leisten.


    Smith sagte ihm jedoch, dass Dr. Schafer zur Zeit nicht da sei (Schafer war zuvor als Gestapo-Spitzel verhaftet worden) und sagte, dass er einen sehr guten Freund von Dr. Schafer, einen Dr. Strohn, kenne und dachte, dass er bei ihm eine sichere Zuflucht finden könnte. In St. Johann angekommen, ließ Smith Schörner im Haus von Dr. Strohn zurück und ging auf die Suche nach Freunden, die ihm helfen sollten.


    In der Zwischenzeit fragte Schörner, offenbar misstrauisch, Dr. Strohn nach dem Aufenthaltsort eines deutschen Generals. Als er erfuhr, dass sich das Hauptquartier der Ersten Deutschen Armee in St. Johann befand, verließ er das Haus von Dr. Strohn und stellte sich am 18. Mai 1945 gegen 20.30 Uhr bei General Foertsch von der Ersten Deutschen Armee vor.


    Etwa zur gleichen Zeit kehrte Smith zum Haus von Dr. Strohn zurück und fand den Generalfeldmarschall nicht mehr vor. Daraufhin machte er sich in Begleitung eines Freundes und zweier amerikanischer Soldaten auf den Weg zum Armeehauptquartier und versuchte, Schorner zu entfernen. Die Erste Deutsche Armee weigerte sich, den Marschall freizulassen, da kein Offizier anwesend war. Daher informierten sie die 42. US-Division um 21:30 Uhr, dass Schörner in ihrem Gewahrsam sei. Lt. Muecke begab sich nach St. Johann, nahm Schörner in Gewahrsam und brachte ihn zum Verhör in den CP der 42nd Division.


    William W. Quinn

    Oberst, G.S.C.

    A.C. of S., C-2


    Quelle: germandocsinrussia