Kämpfe um Weißwasser-Görlitz-Niesky April 1945

  • Hallo,


    allen Forumsteilnehmern noch ein gesundes 2019, interessante Beiträge und Diskussionen.
    Neben dem besagten Band der Spurensuche fand ich auch ,,Das Kriegsende in Sachsen" von W. Fleischer lesenswert. Kam damals knapp 13,00 €. Bei Prilop bin ich mir noch nicht sicher, ob sich das Geld lohnt.
    MfG Wirbelwind

  • Hallo,


    da hier mal Fotos von den Kriegsgräberstätten Mückenhain (45 Gefallene / davon 14 unbekannt) und Kodersdorf-Bahnhof (40/27) eingestellt wurden setze ich mal die andren von mir im Bereich dieser Kämpfe nördlich von Görlitz gefunden Kriegsgräberstätten hinzu.


    Von der Neiße aus westwärts: Zodel (88/46), Kaltwasser (28/23), Kodersdorf-Rengersdorf (50/4), Jänkendorf (im Wald, 73/25), Niederseifersdorf (42/21), Diehsa (53/10).


    Alles auf dem Zug von der Neiße nach Weißenberg ... alles in einer Gegend in der uns in der Schule (ich bin schon immer Görlitzer) nie etwas von größeren Kämpfen gelehrt wurde.


    In dem Zusammenhang meine Frage:


    Ich finde bei den genannten Kriegsgräberstätten den Anteil unbekannter Opfer ( 147 von 419) ziemlich hoch. Ich weiß allerdings nicht wie das allgemein auf den deutschen Kriegsgräberstätten des WK II ist.


    Liegt das eventuell am letzten Aufgebot das vom Volkssturm und der HJ ins Feld geschickt wurde die dann keine Erkennungsmarken mehr bekamen?


    Quelle: privat

  • Hallo Jörg,
    im damaligen Schulunterricht zu Deiner Zeit konnte doch die sieg-u.ruhmreiche Rote Armee kurz vor Toresschluß nicht noch fast die Vernichtung einer ganzen Armee gegen den faschstischen Gegner(Kämpfe um Weißenberg bzw. Rückeroberung von Bautzen) erleiden. Daher wurden diese Kämpfe bestenfalls nicht erwähnt. Warum viele gefallene Wehrmachtsangehörige als unbekannt bestattet wurden, liegt zum Teil sicherlich auch daran, dass die Russen das Einsammeln der Erkennungsmarken schlichtweg nicht erlaubten bzw. diese vernichten ließen genauso wie die Soldbücher. Vom Feind sollte halt nichts übrig bleiben. Bis zuletzt waren die deutschen Soldaten ja faschistische Verbrecher. Daher ist es den wenigen Mitmenschen zu verdanken, die Courage zeigten und die Kriegsgräberpflegten und betreuten, sonst wäre nach der Wende noch weniger auffindbar gewesen.
    MfG Wirbelwind

  • Hallo Wirbelwind,
    danke für die Antwort. Damit hatte ich trotz aller Ideologie nicht gerechnet dass es verhindert wurde dass Soldaten wenigstens identifiziert werde konnten.
    Gruß vom Jörg

  • Hallo Jörg,


    ich kann mir ehrlich gesagt auch nicht vorstellen, dass es der Roten Armee zu diesem Zeitpunkt noch wichtig war dt. Soldaten zu identifizieren. Für die Führung und Truppe war bestimmt das wichtigste der weitere Vormarsch ins Feindesland und die Beendigung des Krieges.


    Gruß
    Michael


    PS: Sehe ich das richtig, dass die eingestellten Bilder alle von dir sind? Ich muß dazu noch eine Quelle nachtragen und bitte um kurze Rückinfo.

  • Hallo Michael,


    ja dem ist so, hab ich selber gemacht in den letzten Wochen und vergessen hinzuschreiben, entschuldige bitte. Ich schreibs noch dazu wenn das nachträglich möglich ist, ich probiers mal.


    Deine Antwort irritiert mich aber grad. Die Soldaten werden doch sicher nicht von den Russen während des Durchmarsches der Kämpfe begraben worden sein sondern erst später von Einheimischen? Die hätten dann doch die Erkennungsmarken sicher gestellt wenn sie nicht wie von Wirbelwind beschrieben von den Russen entfernt worden wären. Aber ist ja nun auch egal wie - schlimm dass so viele Soldaten zwar wenigstens begraben aber unbekannt sind.


    Gruß vom Jörg

  • Hallo Jörg,

    Ich schreibs noch dazu wenn das nachträglich möglich ist, ich probiers mal.

    besten Dank für die Rückmeldung aber du kannst das leider nicht mehr nachtragen. Ich habe das aber schon erledigt.

    Deine Antwort irritiert mich aber grad. Die Soldaten werden doch sicher nicht von den Russen während des Durchmarsches der Kämpfe begraben worden sein sondern erst später von Einheimischen?

    ich bin auch der Meinung, dass diese von der Roten Armee entfernt wurden aber nicht zum Zwecke der nachträglichen Identifizierung, dass meinte ich damit.


    Gruß
    Michael

  • Hallo Michael, alles klar, da hatte ich dich falsch verstanden.


    Mit dem Bearbeiten hab ich bemerkt, kann man wohl nur eine kurze Zeit was ich aber so gut finde. Danke für deine Arbeit hier.


    Gruß Jörg

  • Hallo,
    das Perfide am Begraben von gefallenen dt.Soldaten durch dt. Zivilisten unter russischer Aufsicht war ja gerade das Aufsammeln und Vernichten von all dem, was einer Identifizierung gedient hätte.Es war diesen Leuten bei harter Strafe untersagt, dieses zu sammeln und weiterzuleiten. Jene Vorgehensweise wird auch beschrieben im Zusammenhang mit der von russ. Seite angewiesenen Beerdigung von dt.Gefallenen im Zusammenhang mit dem Kessel von Halbe.
    Opa hat es im ehemaligen KZ ,,Ausschwitz" erlebt, was nach der Einnahme durch die Russen als gefangenenlager diente, wie die Soldbücher der dortigen Gefangenen auf einen Scheiterhaufen geworfen und verbrannt wurden.


    MfG Wirbelwind

  • Hallo Jörg,

    Mit dem Bearbeiten hab ich bemerkt, kann man wohl nur eine kurze Zeit was ich aber so gut finde.

    ja das Zeitfenster zur Bearbeitung von Beiträgen ist bei normalen Usern aus Sicherheitsgründen begrenzt. Aktuell sind Änderungen noch innerhalb von ca. 45 Minuten möglich.

    Danke für deine Arbeit hier.


    Gruß Jörg

    vielen Dank, dass freut mich zu hören!


    Ich habe noch zwei Kleinigkeiten zu diesem Kampfraum gefunden.


    Quelle: Nara


    Gruß
    Michael

  • Hallo,


    die von Michael bereit gestellten Dokus zeigen mir, wie es zu der Begrifflichkeit ,,Görlitzer Gruppierung" kam. Durch die Massierung von Kräften auf deutscher Seite in diesem Raum. Ziel, die russ./poln. Kräfte der 1. Ukrainischen Front zum Stehen zu bringen bzw. später aus Richtung Bautzen einen Flankenangriff zu führen, um Berlin zu entlasten.


    MfG Wirbelwind

  • Hallo Wirbelwind,

    die von Michael bereit gestellten Dokus zeigen mir, wie es zu der Begrifflichkeit ,,Görlitzer Gruppierung" kam.

    schön zu lesen, dass diese Seiten doch noch einen gewissen Grad an Informationen geben konnten.
    Es ist leider nicht so einfach entsprechendes Nara-Material zu diesem Thema zu finden.


    Gruß
    Michael

  • Hallo,


    die von Michael bereit gestellten Dokus zeigen mir, wie es zu der Begrifflichkeit ,,Görlitzer Gruppierung" kam. Durch die Massierung von Kräften auf deutscher Seite in diesem Raum. Ziel, die russ./poln. Kräfte der 1. Ukrainischen Front zum Stehen zu bringen bzw. später aus Richtung Bautzen einen Flankenangriff zu führen, um Berlin zu entlasten.


    MfG Wirbelwind

    Hallo


    und natürlich Prag abzusichern und eine Zange Richtung Süden zu vermeiden


    --


    übrigens:


    30,- plus 2,- Porto


    Niesky


    Uwe

  • Hallo,


    habe im Ratsarchiv von Görlitz ein Foto gefunden mit dem Vermerk


    "Am Turnplatz in Biesnitz wurden im Frühjahr 1945 Flakgeschütze aufgestellt."


    Biesnitz war damals noch nicht zu Görlitz eingemeindet und liegt südlich der Stadt am Fuße der Landeskrone.


    Gruß vom Jörg aus Görlitz-Biesnitz


    Quelle: Ratsarchiv Görlitz

  • Hallo,
    interessante Dokus, die Daniel hier einstellte.Auch wenn Schörner als Mensch keinen guten Ruf genießt, so war er kein militärischer Dummkopf, wie wir bereits an anderer Stelle im Forum feststellten. Seine Beurteilung der Lage am 20.04.45 läßt für mich erkennen, dass er die Angriffsoperationen der Roten Armee zusammen mit den Polen wird nicht wirksam bremsen können. Bereits bei seiner Inspektion der Verteidigung im Vorfeld des Angriffs der 1. Ukrainischen Front mußte er feststellen, dass viel improvisiert wurde und damit der Feind nicht wirksam aufzuhalten ist. Bestenfalls konnte der Vormarsch verzögert werden. Daran änderten auch die erfolgten dt. Gegenangriffe nicht viel, die teilweise lokale Erfoge brachten, aber den Vormarsch nur verlangsamen konnten. Ganz zu schweigen von den dt. Verlusten an Menschen und Material. Harmel (,,Frundsberg") und Remer (,,Führer-Begleit-Division) mit ihrem Ausbruch aus dem Spremberger Kessel können davon auch ein Lied singen.
    Übrigens auf dem von Jörg am 14.01.19 hier eingestellten Bild ist die Landeskrone zu sehen.
    MfG Wirbelwind

  • Hallo an alle Interessierten,


    ich arbeite seit kurzem in der Stadt Niesky und war am Wochenende das Waldband in der Stadt besuchen. Da stieß ich an einem (Wasser?)Turm auf eine Gedenktafel der Stadt Niesky, die an dieser Stelle den Kämpfen und den Opfern des 2. Weltkrieges gedachte. Jetzt war meine Neugierde gepackt und ich stieß somit auf euren Austausch an dieser Stelle. Da ich gebürtiger Görlitzer bin, möchte ich etwas zum Austausch beitragen, die Stadt Görlitz betreffend. Vieles meines Wissen beruht auf Zeitzeugenberichten oder Recherchen aufgrund anderer Hintergründe, so dass ich keine Quellen angeben werde (da jetzt nicht parat) und ich nicht den Anspruch auf Vollständigkeit oder die absolute Wahrheit erhebe.


    Kurz zu Görlitz:


    Görlitz war definitv ein operatives Ziel der sowjetischen Kriegsführung und sollte auch eingenommen werden. Jedoch vereitelten das Pz.-grenadierregiement "HG" und ein Volkstrumregiment - dessen Name ich jetzt nicht auf dem Schirm habe - insbesondere im Raum Lauban, Bunzlau und der Görlitzer Heide, den geplanten Vormarsch. Hier erlitten in heftigen Abwehrkämpfen beide Seiten große Verluste. Die Folge daraus war, dass die Angriffsbemühungen der Sowjets sich links und rechts Görlitz umgehend verlagerten. Das ein Angriff auf Görlitz erwartet wurde, lässt sich auch darin widerspiegeln, dass in Görlitz etliche Abwehrstellungen gebaut wurden. Ich selber weiß von Zeitzeugen, dass insbesondere im Norden - also Richtung Rothenburg - Alle Straßenzufahrten mit Panzersperren versehen wurden. Das Finstertor wurde zum Beispiel bis unter den Torbogen mit Schutt, Sand etc. zugeschüttet. Auf dem Feld hinter dem östlichen Ausgang des Friedhofes wurden Panzerabwehrstellungen errichtet mit vermutlich 7,5 cm Pak und u.U. auch einer 8,8 cm Flak sowie MG Stellungen und Laufgräben mit Blickrichtung Norden (Klingewalde). Auf der Neugasse., eine Parallelstraße zur Rothenburger Straße, wurden ebenfalls Befestigungen, Laufgräben und MG Nester ausgehoben. Blickrichtung Norden und Osten (Neiße). Zusätzlich wurde hier ein Munitionslager angelegt und ein oder zwei kleinere Flakgeschütze - vermutlich zum Einsatz im Erdkampf - in Stellung gebracht. Des Weiteren soll sich auf der Rothenburger Straße im Bereich des Abzweiges Richtung Klingewalde ein großer Bombentrichter befunden haben, der auch als Panzersperre genutzt werden sollte. Im Bereich Königshufen gab es ebenfalls Zufahrstwege entlag des Friedhofes ins Stadtzentrum, die jedoch, durch eine damals noch vorhandene Teich- oder Flußanlage zum Teil geflutet und für motorisierte Verbände somit nicht nutzbar gemacht worden sein sollen. Als sich abzeichnete, dass die Kämpfe an Görlitz vorbeigehen, zogen die eingesetzten Truppen ab, da sie sowohl ihre Ausrüstung (Handfeuerwaffen, Panzerfäuste, Helme) zurückließen, als auch die schweren Waffen und die Munitionsvorräte, hält sich die Vermutung, dass die Einheit(en) dessertierten oder sich den Amerikanern in Tschechien ergeben wollten. Letzteres wurde so von einer Zeitzeugin geäußert, der gegenüber wohl dieses Vorhaben offenbart wurde.
    Dass es in Görlitz zu keinen Kampfhandlungen kam, soll aber nicht darüber hinweg täuschen, dass es auch in dieser Stadt zu Kriegsverbrechen (Vergewaltigungen, Plünderungen, Exekutionen) kam, was leider fast gar keine Aufmerksamkeit in der Stadt erfährt. Dies reiht sich aber auch ein in den generellen Kriegsverlauf in meiner Heimatregion, der, wie ich selber immer wieder feststelle, keine nennenswerte Erinnerungskultur besitzt. Klar, über Bautzen hat man schon etwas gehört und auch, dass im Raum Rothenburg heftige Kämpfe stattfanden. Aber wenn ich hier von Jänkendorf, Diesha, Kodersdorf-Bahnhof etc. lese, dann bin ich doch darüber schockiert, wie nah der Krieg in dieser Region war und wie wenig man (ich) davon weiß bzw. auch der Mehrzahl der Menschen bewusst sein wird. Deshalb wäre ich über einen Wissensaustausch über die Geschehnisse dieser Zeit sehr interessiert. So würde mich zum Beispiel interessieren, warum ausgerechnet an diesem Wasserturm in Niesky eine Gedenktafel angebracht wurde. Fanden dort die heftigsten Kämpfe satt? Auch, wie ich hier las, dass Niesky hart umgekämpft war, ist mir neu. Auch hierzu würde ich mich über detailliertere Berichte sehr freuen.


    Vielleicht hat da ja jemand Lust drauf und möchte mit mir ins Gespräch (ins Schreiben) kommen.


    Beste Grüße, CzarnaWoda.