Unstimmigkeit des erreichten SS-Dienstgrades

  • Hallo zusammen,


    ich sehe mich gezwungen hier mal eine Anfrage unseres neuen Users Friedhelm zu veröffentlichen. Offensichtlich hat unser neuer Gast wohl einige Probleme bei der Beitragserstellung:



    An alle die Auskunft geben können,


    bei meiner Geburt 1939 war mein Vater SS Hauptmann so steht es in meiner Geburtsurkunde,am 8.Mai 1945 Gefangenschaft , Belgien später nach Schottland nach Auskunft der WASt Berlin Juli 1948 entlassen,letzter Dienstgrad bei der Waffen SS Rottenführer,wie kann es sein schon 1939 Hauptmann,1945 bei Gefangennahme SS Rottenführer.


    mfg Heide



    i.A. Michael

  • Hallo Friedhelm,

    na es kann ja sein das sich Dein Vater die letzten Kriegstage unehrenhaft verhalten hat, Befehl verweigert oder ähnliches. Obwohl man da die letzten Kriegstage eigentlich schnell mit Standgerichten dabei war, wurde Dein Vater offensichtlich nur dekradiert und sollte vielleicht noch hingerichtet werden. Was aber dann glücklicherweise aus welchen Gründen auch immer nicht mehr geschehen ist oder er wurde halt nur mit der Dekradierung für ein kleineres Vergehen bestraft.

    Gruß KaLeun

  • Hallo!


    Es muss sich nicht zwangsläufig um eine Degradierung handeln. Ich sehe relativ häufig, dass sich - insbesondere Angehörige der Waffen-SS - am Tag der Gefangennahme einen niedrigeren Dienstgrad "borgen".


    Wenn ein Soldat sein ganzes Zeug vor der Gefangennahme weggeworfen hat (das passierte angeblich recht oft), dann hatte er ja keine Papiere mehr, aus denen man seine Personalien und den ganzen Kram hätte abschreiben können. In dem Fall wurde der Soldat bei der Gefangennahme offenbar mündlich nach seinen persönlichen und militärischen Angaben gefragt. Da wird "mal schnell" aus einem Offizier ein Mannschaftsdienstgrad.


    Da ich mich mit der Gefangenschaft deutscher Soldaten und den dort herrschenden Bedingungen nicht mal ansatzweise auseinandergesetzt habe, kann ich nicht sagen, ob ein niederer Dienstgrad besser oder schlechter behandelt worden ist als ein Offizier. Aber irgendeinen Grund muss es wohl haben, seinen wirklichen Dienstgrad zu verheimlichen.


    Dagmar


    P.S.: Sollte es sich allerdings doch um eine Degradierung und/oder eine vorangegangene kriegsgerichtliche Verurteilung handeln (was natürlich nicht auszuschließen ist), empfiehlt sich eine Anfrage beim Militärarchiv in Freiburg.

  • Hallo Dagmar,

    das ist natürlich auch ein interessanter Aspekt denn Du da ansprichst. Aus dieser Perspektive habe ich das noch gar nicht gesehen. Aber da Du Dich mit sowas ja auskennst, denke ich das das natürlich auch hinkommen könnte mit der Gefangennahme.

    Gruß KaLeun

  • Hallo Micha,

    da musst du bestimmt etwas Geduld mitbringen. Laut seinem ersten Kommentar hier im Forum ist Friedhelm (bzw. Heide :confused:) 1939 geboren, also 72 Jahre alt. Da geht das mit der modernen Technik nicht mehr so schnell ;).

    Gruss
    Toni

  • Hallo!


    Nun ja, Kriegsgefangenschaft ist nicht unbedingt mein Thema.


    Zitat von Dagmar;9473


    Da ich mich mit der Gefangenschaft deutscher Soldaten und den dort herrschenden Bedingungen nicht mal ansatzweise auseinandergesetzt habe, kann ich nicht sagen, ob ein niederer Dienstgrad besser oder schlechter behandelt worden ist als ein Offizier.


    Also hab ich mich gestern Abend mal hingesetzt und einen Blick in das entsprechende Büchlein des DRK geworfen (Zur Geschichte der Kriegsgefangenen im Westen). Bin leider nur bis zu den Rheinwiesen gekommen, aber bei den Amerikanern war es offenbar so, dass ein gefangen genommener Offizier z. B. Anspruch auf 40 qm während der Gefangenschaft hatte - während ein Mannschaftsdienstgrad hingegen nicht mal die Hälfte an Platz bekam. Ob diese "Zimmeraufteilung" regelmäßig "praktiziert" wurde, weiß ich nicht. Aber zumindest zum Zeitpunkt der Gefangennahme hatten die Offiziere (in amerikanischem Gewahrsam) bessere Karten.


    Die letzten Kriegsgefangenen (der Amis) wurden am 30.06.1947 nach Hause entlassen - so dachte man zumindest. Unter anderem die ehemaligen Offiziere wurden bei ihrer Ankunft in Europa von den Sowjets erneut inhaftiert (vgl. S. 53 des von mir genannten Buches). Dies wäre also einer der Nachteile, wenn man hoher Offizier war. Das konnte man aber bei der Gefangennahme noch nicht ahnen.


    Von SS-Angehörigen geht aus dem von mir erwähnten Buch bisher nichts Nennenswertes hervor.


    Bleibt immer noch zu klären, wie die ehemaligen SS-Angehörigen von den westalliierten Gewahrsamsmächten behandelt worden sind und ob und wie der Unterschied zwischen den einzelnen Dienstgraden lag. Vielleicht hat ja jemand hier die notwendige Fachliteratur?


    Gruß von Dagmar

  • [quote=Dagmar;9473kann ich nicht sagen, ob ein niederer Dienstgrad besser oder schlechter behandelt worden ist als ein Offizier. [/quote]


    Hallo Dagmar,


    ich denke, das Deine Vermutung genauso richtig ist, wie die von Michael.
    Ob es nun ein besser oder schlechter war einen niederen Dienstgrad als den eines Offiziers zu haben,hängt wohl damit zusammen, ob die Gefangennahme durch z.b. Amerikaner oder Sowjet erfolgte.
    Auch ist es zu unterscheiden, ob der geweilige Soldat Angehöriger einer SS Einheit oder Angehöriger der Wehrmacht war.


    Offiziere, die in Amerikanische Gefangenschaft gingen hatten mehr privelege im Status als Prisoner of war als der gemeine Soldat.
    Haüfig trugen die Offiziere auch ihre Rangabzeichen und Auszeichnungen.
    Dies hatte damit zu tun, das man die Disziplin innerhalb des Lagers beibehalten wollte und somit die Offiziere als Ranghöhere Soldaten, Ihre Männer zu führen hatten. Somit war auch die Unterkunft besser als die der gemeinen Soldaten. Dies ist zumindestens in den Gefangenenlagern innerhalb der USA so gewesen.


    Offiziere der Wehrmachtsteile, die in Sowjetische Gefangenschaft gingen, hatte durch ihren Status keinen Vorteil, als hochdekorierte Soldaten sogar eher einen Nachteil.
    Innerhalb der Gefangenenlager in der Sowjetunion waren alle gleich. Man trug keine Rangabzeichen oder Effekte mehr und schon gar keine Auszeichnungen. Irgendwann sah der Schüte Arsch genauso aus wie ein hochdekorierter Major. Es gab keine Privilege.


    Hierzu kann ich nur das Buch von Fritz Blankenhorn..und fahr`n wir ohne Wiederkehr ... empfehlen. Der Autor beschreibt die Zeit der Kriegsgefangenschaft in Russland sehr detailiert.



    Angehörige der SS hatten wohl so oder so keine guten Karten. Der Offizier wohl noch schlechtere. Häufig wurden gefangengenommene SS Angehörige auch sofort erschossen. Allerdings war das nicht die generelle Vorgehensweise. Nur nachdem die Sowjets die ersten Konzentrationslager befreiten, standen alle SS Angehörigen unter Generalverdacht.


    Gruß
    Martin

  • Moien,
    das war in der SS normal, also der Dienstgrad in der Allgemeinen SS die ja eine Parteiorganisation war höher war als in der Waffen-SS. Gab es aber auch bei der Wehrmacht, Beispiel: Flugzeugführere war im Beruf Zollbeamter mit der Amtsbezeichnung Zollassistent, als Luftwaffenangehöriger hatte er den Dienstgrad eines Oberfeldwebels. Also nix ungewöhnliches.
    h.