zur 32. Infanteriedivision im Kessel von Demjansk

  • Bei der Auswechslung eines meiner Stichworte: "28594 B" in den wesentlich aussagekräftigeren Ausdruck "II.(Jäg.)/I.R. 4" ist mir aufgefallen, dass in dieser Rubrik trotz korrekter Eingabe alles kleingeschrieben wird, was mir ziemlich sinnentstellend erscheint. Gibt es einen Trick, daß auch dort Großschreibung möglich ist? In der Hilfe habe ich darüber nichts gefunden.


    Christian

  • Wenn ich "II.(Jäg.)/I.R.4" eingebe, erscheint als Stichwort "ii.(jäg.)/i.r.4". Das hat mich etwas irritiert, weil die Darstellung einer römischen 2 durch ii (klein geschrieben) im Deutschen unüblich ist. Zugegeben, auch bei Großschreibung muss man schon vorher wissen, dass in obiger Abkürzung "II" die römische 2 bedeuten soll, während das "I" hinter dem Schrägstrich der Anfangsbuchstabe von "Infanterie" ist. Sinnentstellender als die normale Schreibweise ist Kleinschreibung in der Tat nicht.


    Auch mir ist selbstverständlich die Sache wichtiger als Formalien.


    Christian

  • Hallo Christian,


    danke für die Rückinfo. Leider konnte ich erst jetzt (wegen dem Crash) deine Problembeschreibung sichten. Bei dieser Einstellung handelt es sich um einen Punkt den ich m.E. nach nicht ansteuern kann. Diese Stichwort-Auswertung wird automatisch von den Forensoftware generiert.


    Sorry


    Gruß
    Michael

  • Inzwischen komme ich meinen eigentlichen Fragen zum Geschehen im Raum Demjansk näher. In den Tagebuchnotizen meines Bruders findet sich folgendes:


    "[FONT=&quot]12.1. Der Russe hat Saleschye eingeschlossen. Es ist ein Gegenstoßbataillon aufgestellt worden aus Teilen des I.R. 4. Daher mußte die 5. Kompanie zusammen mit 2 S.M.G. Gruppen der 8. Kompanie den Bataillonsabschnitt übernehmen. Auch die Verpflegung leidet unter Nachschubschwierigkeiten, da auch bei Staraja Russa der Russe angegriffen hat."


    Ich habe Schwierigkeiten, mit dem vorhandenen, im www greifbaren, Kartenmaterial am Bildschirm herauszubekommen, welcher Ort "Saleschye" gemeint sein kann. Die deutsche Transskription ist durchaus mehrdeutig. Ich habe mal die mir möglich erscheinenden russischen Schreibweisen durchprobiert (womit ich hoffentlich niemanden zu sehr nerve!):


    Залеше
    Залешье
    Залешые
    Залешъе


    Салеше
    Салешье
    Салешые
    Салешъе


    Залеже
    Залежье
    Залежые
    Залежъе


    Салеже
    Салежье
    Салежые
    Салежъе.


    Wüßte man, welche spezielle Operation der Sowjettruppen hier gemeint war, wäre das Problem vermutlich besser lösbar. Wer kann evtl. weiterhelfen?


    Christian
    [/FONT]

  • Hallo Christian,


    ich glaube basierend auf der deutschen alten Schreibweise, dass es sich hier um einen Ort mit Namen Saluschtje handelte. Dieser ist unter dieser Schreibweise im Googlemap aber nicht mehr zu finden. Von welchem Jahr reden wir hier denn?


    Gruß
    Michael


    PS:Ich habe auch die Schreibweise Salutsche gefunden. Diesen Ort kann ich auf einigen Karten direkt finden.

  • Danke, Michael, für Dein Interesse an meinen Fragen! Es geht mir um Ereignisse, die sich 1942 im Raum Demjansk ereignet haben. Das Jahr ging aus meinem letzten Beitrag nicht hervor.


    An Salutschje (Залучье) hatte ich selbst schon gedacht. Das würde bedeuten, dass mein Bruder irgendwas verwechselt hätte. Möglich erscheint das. Für diesen Ort würden gewisse Angaben in Wikipedia sprechen.


    Im russischsprachigen Wikipedia findet man unter dem Stichwort Залучье (Новгородская область) u.a. folgendes (ich übersetze): "Aber schon um den 20. Januar 1942 wurde die deutsche 16. Armee mit einhunderttausend Leuten im Raum Salutschje eingeschlossen…" Abgesehen von der Übertreibung, dass dort bereits hunderttausend deutsche Soldaten eingeschlossen gewesen sein sollen, passt diese Angabe zumindest ein wenig zu der zitierten Tagebuchnotiz meines Bruders, auch im Hinblick auf seine Erwähnung von Staraja Russa, das nicht allzu weit entfernt in nordwestlicher Richtung liegt. Zudem ist zu bedenken, dass die Soldaten in den vordersten Linien sicher nicht detailliert über die strategische Lage informiert waren, sondern von Gerüchten lebten.


    Das deutsche Wikipedia vermerkt unter dem Stichwort "Kesselschlacht von Demjansk": "Trotz des erbitterten Widerstandes der deutschen Truppen vereinigten sich die Spitzen der sowjetischen Truppen nach Mitte Februar im Bereich des Ortes Salutschje, nachdem bereits am 8. Februar die letzte Nachschubstraße und alle Fernsprechkabel in den Kessel durchtrennt worden waren." Dies stimmt allerdings wenig mit den Angaben meines Bruders überein.


    Mein Bruder lag im Januar m.W. bei Podberjosa (Подбереза) am Welje-See. Salutschje liegt schätzungsweise >50 km weiter westlich. Ich habe nicht genug militärisches Fachwissen, um beurteilen zu können, ob es Sinn hatte, das aus Teilen seines 4.I.R. aufgestellte Gegenstoßbataillon nach einem derart weit entfernten Schauplatz in Marsch zu setzen. Wenn nicht, würde die Eintragung meines Bruders sich eben doch nicht auf Salutschje beziehen.


    Inzwischen habe ich beim Kartenstudium noch die Möglichkeit entdeckt, dass es sich bei "Saleschye" um ein Dorf namens Salessje (Залесье) handeln könnte. Dieses liegt lediglich ca. 16 km WSW von Podberjosa entfernt und würde vielleicht besser zu der Eintragung meines Bruders passen. - Weiterhelfen würde vielleicht das Regiments-Kriegstagebuch des 4.I.R. (sollte es denn überhaupt noch existieren).


    Christian

  • Hier noch ein Nachtrag zu dem Ort Salutschje (Залучье):


    Ein Dorf gleichen Namens habe ich am Nordufer des westlichen Zipfels des Sseliger-Sees (Озеро Селигер) gefunden, nur etwa 30 km Luftlinie südlich von Podberjosa. War etwa dies vielleicht die bereits am 12.1.42 eingeschlossene Ortschaft? Nur, waren die deutschen Truppen überhaupt bis dahin gelangt?


    Vielleicht finde ich über diese Frage etwas in "Demjansk 1942 - Ein Bollwerk im Osten" von Werner Haupt, das von Paule43 und Wehrmachtslexikon schon bei anderer Gelegenheit empfohlen worden ist. Ich habe es mir soeben bestellt.


    Christian

  • Hallo Christian!


    Das ist eine gute Idee, versuch es auch noch mit dem
    Demjansk, der Kessel im Eis - Taschenbuch von Franz Kurowski


    Amazon:
    http://www.amazon.de/s/ref=nb_…der+Kessel+im+eis&x=0&y=0


    Ich habe beide gelehsen, und beide haben ihren eigenen Informationsgehalt :)




    Demjansk ein Bollwerk im Osten habe ich eben für dich mal überflogen..
    Der Kessel schien sich offiziell erst Anfang Februar 1942 abgezeichnet zu haben.


    Erst an dieser Stelle wird detailiert über Demjansk berichtet, so wie ich das sehe. Schau aber selbst nochmal rein, du hast es dir ja sowieso bestellt und es ist auch ein interessantes Buch zu dem Thema.


    Viel Glück!

  • Danke, Andreas für den Hinweis, ebenfalls danke an Michael für sein Angebot! Den Haupt bekomme ich voraussichtlich morgen von Amazon. Nachdem ich mich darin orientiert habe, gedenke ich mir vielleicht auch noch den Kurowski anzuschaffen. Man liest die Dinge mit anderen Augen, wenn man sozusagen eine persönliche Beziehung zum damaligen Geschehen bekommen hat.


    Grüße!


    Christian

  • Ich zitiere noch einmal aus meinem Post vom 22.11.10 den Tagebucheintrag meines Bruders: "12.1. Der Russe hat Saleschye eingeschlossen. Es ist ein Gegenstoßbataillon aufgestellt worden aus Teilen des I.R. 4. Daher mußte die 5. Kompanie zusammen mit 2 S.M.G. Gruppen der 8. Kompanie den Bataillonsabschnitt übernehmen. Auch die Verpflegung leidet unter Nachschubschwierigkeiten, da auch bei Staraja Russa der Russe angegriffen hat." Dieses mysteriöse "Saleschye" glaube ich jetzt identifiziert zu haben.


    Mit Hilfe der (wenn auch etwas undeutlichen) Karte auf S. 57 in Werner Haupt: "Demjansk 1942" habe ich noch eine zweite Ortschaft namens Salessje (Залесье) gefunden, und zwar westlich vom Seliger-See, auf annähernd 57°27' N, 32°59' E. Sie lag unmittelbar hinter der lt. Karte bis zum 13.1.42 gehaltenen H.K.L. (Was bedeutet "H.K.L."? Ich rate mal: "Haupt-Kampflinie".) Aus der Karte ist nicht ersichtlich, ob dieser Abschnitt noch zur 32. I.D. gehörte, oder bereits zur 123. I.D. Die Aufzeichnung meines Bruders läßt ersteres vermuten. Aus der Karte geht jedenfalls hervor, dass die über den gefrorenen Seliger-See vorstoßenden Sowjet-Truppen nahezu zwangsläufig die bei diesem Salessje stationierten deutsche Truppen eingeschlossen haben müssen.


    Da mein Bruder aus verständlichen Gründen fast regelmäßig russische Ortsnamen falsch geschrieben oder sogar falsch gehört hat, ist höchtwahrscheinlich meine diesbezügliche Frage geklärt.

  • Hallo Christian, HKL bedeutet wie du dir schon selbst zusammengereimt hast "Hauptkampflinie". Viel Glück bei deinen weiteren Forschungen!

  • Hallo Christian,


    wo ich Dich gerade online sehe. Ich würde Dir auf jeden Fall empfehlen sofern Du das nötige Geld investieren möchtest, Dir die entsprechenden Div.Chroniken zuzulegen. Dort kannst Du bestimmt noch nachhaltige Informationen bekommen.


    Zudem dann natürlich noch das andere Buch zum Thema Demjansk.


    Gruß
    Michael

  • Nochmals zum Thema jenes von den Sowjets bereits spätestens am 12.Januar 1942 eingeschlossenen Orts, der vermutlich Salessje (Залесье) geheißen hat: W. Haupt spricht auf S. 42 von einem um diese Zeit eingeschlossenen Ort Ssalesje (vermutlich falsche Transskription), was ich als Salessje (Залесье) interpretiere. Aber war dies identisch mit dem auf seiner Karte S. 57 eingetragene Dorf Salessje am Sseliger-See, auf das ich mich zuvor glaubte festlegen zu können?


    Es gibt nämlich in jener Gegend noch ein weiteres Salessje (Залесье), das auf jeden Fall vorübergehend in deutscher Hand gewesen ist. Dieses Dorf liegt etwas weiter westlich (ca. 57°12' N, 32°33' E) am Nordwestufer des Stersh-Sees (Озеро Стерж, in den sich das Quellflüsschen der Wolga ergießt). Von diesem Ort kann man auf der russischen Webseite http://www.ostashkov.net/viewpage.php?page_id=40 folgendes lesen, ich übersetze:


    "Im Kriege befand sich das Dorf auf besetztem Gebiet. Zu der Zeit lebte hier der Forstaufseher Nikita Alexandrowitsch Alexandrow. Im Januar 1942 wiederholte er die Heldentat des Iwan Ssussanin. Nachdem er eine Abteilung von 300 sich zurückziehender Faschisten in der Umgebung des Dorfes Leschino dem Angriff von Kämpfern der Roten Armee zuführte, weigerte er sich, sie weiterhin zu führen und wurde mit Bajonetten erdolcht."


    Einmal abgesehen von der naheliegenden Frage, wessen Bajonette den Forstaufseher tatsächlich erdolchten: Sollte es sich bei diesen "300 Faschisten" um das eingeschlossene Bataillon I./415 des Majors Graf v.d. Goltz gehandelt haben, von welchem Haupt auf S. 42 schreibt? Ganz klar wird die Ortslage des "Ssalesje" von W. Haupt S. 42 jedenfalls nicht. Bin gespannt, ob Kurowski hierzu Genaueres sagt. Wenn nicht, werde ich diese Frage wohl ad acta legen müssen.


    Christian

  • Hallo, Michael,


    nachdem ich gerade meinen Beitrag ins Forum gestellt habe, sehe ich Deinen Rat. Es würde mir nicht so sehr um das Geld gehen, mir die Div.-Chroniken zu besorgen, wohl aber um die Zeit. Mit 78 Jahren überlegt man sich gut, wo man seine Zeit investiert. Am liebsten möchte man immer weiter forschen. Habe gerade gestern Fotos aus dem Jahr 2007 von der Gegend des Stersh-Sees und der Wolga-Quelle gesehen, die einen verlocken könnten, dort hinzufahren...


    Trotzdem die Frage: Existieren detaillierte Chroniken der 32. Infanterie-Division oder gar des I.R. 4 und wo bekommt man sie?


    Beste Grüße nach Adendorf!


    Christian

  • Hallo Christian,


    es freut mich nach wie vor zu sehen das Du deine Nachforschungen so vorantreibst. Also es gibt eine Chronik zur 32. ID mit dem folgenden Namen:


    Schröder, J. und Schultz-Naumann, J.: Die Geschichte der pommerschen 32. Infanteriedivision 1935-1945, Bad Nauheim: Podzun 1956, 229 S.


    Dazu muß man aber auch sagen das ein Großteil dieser Bände nicht oder nur noch sehr schwer zu bekommen sind. Viele dieser Chroniken wurden nur in einer ganz kleinen Auflage gedruckt und es wurden auch keine Nachdrucke oder überarbeitete Auflagen erstellt. Neulich habe ich erst bei Ebay eine Chronik gesehen die in den 50 Jahren nur 300 mal aufgelegt wurde.


    Bei Regiments-Chroniken sieht das meistens noch schlechter aus. Ich werde mal die Augen offen halten ob ich mal irgendwo (z.B. Ebay) eine finde.


    Gruß
    Michael


    PS. Zudem solltest Du mal dieses Antiquariat im Auge behalten


    http://www.zvab.com/index.do

  • Danke, Michael, für diese Angaben! Das Buch von Schröder, J. und Schultz-Naumann, J. gibt es tatsächlich antiquarisch zu kaufen. Habe drei Angebote gefunden mit Preisen zwischen 65 und 145 €. Aber im Sinne des schon gestern von mir gesagten werde ich lieber jene spezielle Fragestellung auf sich beruhen lassen. Auch warte ich noch auf das bestellte Buch von Kurowski. Vielleicht werde ich ja darin noch fündig.


    Beim Lesen der zahlreichen Feldpostbriefe fällt einem natürlich auf, dass es nahezu keine konkreten Ortsbezeichnungen gibt, auch keine Mitteilungen über die Lage usw.. Ich vermute, dass dergleichen zu schreiben verboten war. Frage: Gab es in der Wehrmacht diesbezügliche Richtlinien? Mussten womöglich alle Feldpostbriefe offen eingeliefert werden? Wurde jeder einzelne Brief kontolliert? Ich besitze einen Feldpostbrief meiner Mutter an meinen Bruder, der aufgrund seines inzwischen erfolgten Todes zurückkam, der auf der Rückseite eine Banderole trägt: "Geöffnet. (Rundstempel: ) Feldpostprüfstelle". Bei den viel zahlreicheren Briefen aus dem Felde aber findet sich kein einziger Vermerk einer Kontrolle. Ob darüber hier jemand Bescheid weiß?


    Christian