Hallo Zusammen
Bin wieder einmal beim Lesen auf etwas gestossen, dass ich für erwähnenswert halte.
Wie wurden die Fliegerbesatzungen eigentlich verpflegt?
Welche Lebensmittel standen überhaupt zur Verfügung?
Die Luftwaffen-Dienstvorschrift(L.Dv.86c), Januar 1943, gibt darüber Auskunft.
Ich zitiere die oben erwähnte Dv aus dem Buch Luftkrieg 1939-1945 von Janusz Piekalkiewicz (Seiten 476 - 479).
Da steht zur Startverpflegung für deutsche Besatzungen Folgendes:
(Zitat...
Vorbemerkung: Die Erhaltung ständiger Einsatzbereitschaft des fliegenden Personals erfordert auch auf dem Gebiete der Verpflegung besondere Massnahmen. So ist in der Truppenverpflegung an den Einsatztagen (bei Verbänden, die in Höhen über 8000 m eingesetzt werden, auch am Tage vorher) die Ausgabe blähender Gerichte, z.B. Hülsenfrüchte, einige Kohlarten oder zu frisches Brot und fettes Fleisch, unbedingt zu vermeiden. Neben der Bordverpflegung - der notwendigen Zusatznahrung für die besonderen Anstrengungen an Bord de Flugzeuges - ist insbesondere die Startverpflegung ein wesentliches Mittel zur Erhöhung der Leistungsfähigkeit des fliegenden Personals. Ihrer Zubereitung muss daher besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden. Für diese "Startverpflegung stehen folgende Lebensmittel zur Verfügung:
a) 1/2 l Vollmilch oder 90 g eingedickte Milch
b) 1 Ei oder 15 g Eipulver
c) 25 g Butter
d) 25 g Haferflocken oder Griess oder Reis
e) 200 g Weissbrot (unter Kürzung der Brotration um 200 g)
f) 1 Packung Rösta zu 65 g
g) bis zu 10 g Zucker im Bedarfsfalle zur Herstellung von süssen Gerichten
Zur Zubereitung dieser Startverpflegung werden u.a. Gewürze und sonstige Zutaten benötigt. Diese müssen den zuständigen Tagesverpflegungssätzen entnommen werden. Durch die in dieser Vorschrift enthaltene grosse Auswahl an Rezepten wird aber auch die Möglichkeit gegeben, der Startverpflegung in allen Einsatzgebieten die notwendige Abwechslung zukommen zu lassen, wobei man auch die Landeserzeugnisse, insbesondere Obst, mit heranziehen wird. Die Startverpflegung verfehlt ihren zweck, wenn die Lebensmittel dem fliegenden Personal im rohen Zustand oder immer in der gleichen Weise zubereitet ausgegeben würden. Der Flieger soll die Startverpflegung gern und mit Appetit einnehmen. Das ist aber auf die Dauer nur möglich, wenn die immer gleichen Lebensmittel in der Zubereitung eine ständige Abwechslung erfahren. Auf diese Aufgabe muss der Truppenkoch seine besondere Liebe und Sorgfalt verwenden.
Hier einige Startverpflegungsgerichte, bei denen alle zustehenden Lebensmittel durchweg voll verwendet werden:
a) Würzomelett mit Haferflocken
b) Gebackene Weisbrottschnitten
c) Warme Milch
Zu a) 10 g Haferflocken, 1 Ei, 1/4 l Milch, 15 g Butter. 10 g Haferflocken mit der Milch zu einem dicken Brei kochen und mit Salz, Paprika und feingehackten Kräutern würzen. Das Ei mit Salz und feingehackten Kräutern gut verquirlen, mit einem Esslöffel Milch strecken und in der Pfanne mit Butter ein Omelett backen, in das der Haferflockenbrei eingewickelt wird. Bei Herstellung grösserer Portionsmengen einen kleinen Teil der Eiermasse unter den Haferflockenbrei ziehen, wodurch eine Geschmacksverbesserung erzielt wird.
Zu b) 10 g Butter, 200 g Weissbrot. Weissbrotschnitten in Butter backen und damit das Omelett garnieren.
Zu c) dazu restliche Milch (1/4l) warm in Tassen.
Einzelne warme und kalte Startverpflegungsgerichte, die mit anderen beliebig zusammengestellt werden können:
A. Suppen
Geröstete Griessuppe mit Fleischbrühe: Griess mit einem Stückchen Butter im Topf godgelb rösten und unter ständigem Rühren kochende Fleischbrühe darübergiessen. Die Suppe mit dem Ei oder einem Teil davon abziehen und mit frischen Kräutern, Salz usw. würzen.
B. Vorgerichte (Brotaufstriche)
Bircher-Müsli: Haferflocken 12 Stunden in Wasser einweichen. Mit Milch, Zucker, Zitronensaft und geriebener Zitronenschale sowie Rosinen (gegebenenfalls aus Studentenfutter der Bordverpflegung) vermischen. Äpfel mit Schale reiben und während des Reibens mehrfach unter den Brei mischen, damit die Äpfel nicht braun werden. Mit geriebenen Mandeln, Nüssen (aus Studentenfutter) überstreuen. Das Gericht unmittelbar vor der Ausgabe zubereiten. Statt Zucker kann auch Kunst - oder Bienenhonig verwendet werden.
C. Hauptgerichte
Reisbratlinge: Steifgekochten Wasserreis mit Tomatenmark, Ei, Paprika und Salz mischen. Bratlinge formen, mit Semmelmehl panieren und in heisser Butter auf beiden Seiten braten.
D. Nachspeisen
Kaiserschmarren: Schaumige Butter mit Eidotter, Zucker, wenig Mehl und Milch verrühren, bis der Teig Blasen wirft. Rosinen und Korinthen (gegebenenfalls aus dem Studentenfutter der Bordverpflegung) und zuletzt Eischnee dazugeben. In der Pfanne erhitzen, die Masse hineingiessen und backen. Ist der Teig auf der unteren Seite ausgebacken, mit zwei Gabeln in Stücke zerreissen und unter häufigem Wenden braun backen. Auf einem Teller anrichten und mit Zucker (Vanillezucker) überstreuen. Wenig Mehl und nur die Hälfte Ei und Zucker verwenden.
E. Tunken
Fruchttunke: Marmelade mit Wasser verdünnen, unter ständigem Umrühren aufkochen lassen, mit Zitronensaft abschmecken und mit etwas Puddingpulver binden.
F. Getränke
Ei mit Milch: Frischei mit wenig Zucker und einer Prise Salz verquirlen und mit heisser Milch in Tassen füllen (ohne Milch mit einem Esslöffel Rotwein oder einem Teelöffel Weinbrand).
...Zitat Ende)
Grüsse
Bernie