Dirlewanger und die Bandenbekämpfung im Osten

  • Hallo,


    in einem Zeitungsbericht habe ich gelesen, das auf einem Konzert der Ordnungsdienst T-Shirts trugen, die als Zeichen zwei gekreuzte Stabhandgranaten aufwiesen.
    Wie ich herausfand, war dies das Divisionszeichen der Sturmbrigade "Dirlewanger". Später als 36. Waffen-Grenadierdivision der SS an der Ostfront eingesetzt.
    Diese Einheit war wohl ursprünglich eine Strafeinheit für verurteilte SS-Leute und später auch KL-Häftlinge. Der Aufgabenbereich umfasste Bandenkampf und andere, sehr verlustreiche, Operationen im Osten. Darunter auch Warschau 1944.
    Soviel ich weiß, war Dirlewanger nicht gerade angesehen und seine Truppe auch nicht. Nur Brigadeführer Kaminski und seine weißrussischen Hilfseinheiten waren noch härter und rücksichtsloser. Der Brigadeführer wurde aber Anfang August 1944 wegen seiner Grausamkeit von einem deutschen Feldgericht verurteilt und hingerichtet.


    Die Frage ist, warum solche Elemente nicht sofort aus dem Verkehr gezogen worden sind und entsprechenden juristischen Maßnahmen zugeführt wurden.
    Zweite Frage ist, warum eine quasi Verehrung heute noch auf oben genannte Weise stattfindet?


    LG
    Rossi

  • Hallo,


    habe es in der Online-Ausgabe der Lausitzer Rundschau gelesen, mit dem Konzert und seinem Ordnungsdienst.


    Danke für die Info und das Bild.


    LG
    Rossi

  • Hallo,


    das auf den Kragenspiegel befindliche Symbol der 2 gekreuzten Handgranaten übernahm die Division als Truppenkennzeichen (36. Waffen-Grenadier-Div. d. SS.
    Aufgestellt Anfang März 1945 an der Oderfront aus der SS-Sturmbrigade "Dirlewanger" und den bei der Brigade unterstelten Heeresteile.
    Waffen-Gren.-Rgt. d. SS 72 SS-Art.Abt. SS Pionier Kp.
    dto. SS 73 SS Füs. Kp. SS Nachr. Kp.
    Gren.Rgt. 1244 s/Pz.Jg.Abt. 681 mit 2 Kpn und Heeres-Pionier-Brigade 687


    entnommen: Schmitz/Thies Bd.2


    Gruß Heinz

    Suche alle Informationen über die 17.ID und I.AR77.

  • Moin Heinz,


    ich sehe auf den von mir eingestellten Bild des Kragenspiegels 2 gekreuzte Gewehre und dazwischen unten liegend eine Handgranate. :eek:
    __________
    MfG Uwe

  • Hallo Rossi,

    Die Frage ist, warum solche Elemente nicht sofort aus dem Verkehr gezogen worden sind und entsprechenden juristischen Maßnahmen zugeführt wurden.
    Zweite Frage ist, warum eine quasi Verehrung heute noch auf oben genannte Weise stattfindet?

    sorry aber mit derartigen Fragen setzten wir uns hier nicht auseinander. Wir beschäftigen uns im Schwerpunkt mit der Kriegsgeschichtlichen Aufarbeitung, nicht mehr nicht weniger. Für solche (aktuelle Themen) gibt es mit Sicherheit andere bzw. bessere Plattformen.


    Gruß
    Michael


    PS:

    ich sehe auf den von mir eingestellten Bild des Kragenspiegels 2 gekreuzte Gewehre und dazwischen unten liegend eine Handgranate.

    Bei dieser Division gab es einen Unterschied zwischen Kragenspiegel und Truppenerkennungszeichen, wie Uwe bereits geschrieben hatte. So ist es bei mir ebenfalls hinterlegt.

  • Kopieren verstößt gegen das Urhebergesetz, daher verboten!!
    Quelle:
    Die "verlor'nen Haufen"
    Sondertruppen zur Frontbewährung im 2. Weltkrieg
    Ein Beitrag zu ihrer Geschichte
    Autor: Horst Voigt, Major d. Res. a.D. (†), in DSJB 1980 - 1998, Schild-Verlag München
    ©by Abschrift/Zusammenstellung & Bearbeitung: UHF51 ●Berlin ● 2009
    (...)
    Eine Sondertruppe, die nach Vopersal (Archiv) "auf viele Widersprüche bis hin zur vollen Ablehnung stieß", war die nach ihren Kommandeur benannte spätere SS-Brigade Dirlewanger. Ihren Ruf erwarb sie sich bei den Bandenkampfeinsätzen im rückwärtigen Heeresgebiet der HGr. Mitte, wo ihr Kern aus Wildschützen, "sich voll und ganz der Kampfweise der Partisanen anzupassen verstand, sich deren Methoden zu eigen machte und so Schrecken verbreitete, während der konventionell kämpfenden Wehrmacht im Höchstfall Achtungserfolge beschieden waren". Der dem Sonderkommando 'D' (Dirlewanger) ab 1942 zugeführte Personalersatz "zusammen mit den Eigenmächtigkeiten seines Kommandeurs führten zu Exzessen, die ihren Höhepunkt bei der Niederschlagung des Warschauer Aufstandes fanden" (Wolfgang Vopersal).
    (...)
    Die Gründung geht auf eine Äußerung des Obersten Befehlshabers zurück, sogenannten "anständigen" Wilderen (keinen Schlingenlegern und Fallenstellern) dich Chance des Gnadenerweises durch Bewährungseinsatz in einer der SS angegliederten Scharfschützen-Kompanie für die Dauer des Krieges zu gewähren, um sie bei guter Führung vor weiterer Abbüßung ihrer Haftstrafe zu amnestieren. Der Adjutant des RFSS übermittelte fernmündlich (mit späterer Billigung des Reichsjägermeisters und Reichsmarschalls Göring) dem Reichsministerium der Justiz eine entsprechende Weisung, der am 29.03.1940 das schriftliche Ersuchen Himmlers an den Reichsminister der Justiz folgte, die Namen aller der Wilddieberei Beschuldigten bekanntzugeben. Nach den eingereichten Listen wurden zunächst 90 in den Strafvollzugsanstalten der Reichsjustizverwaltung inhaftierten Wilderer "zur besonderen Verwendung des Reichskriminalpolizeiamtes (RKPA) im Eiltransport" in das Konzentrationslager [KL/KZ] Sachsenhausen überführt. Am 04.06.1940 veranlasste das SS-HA die Übertragung der Grund- und Spezialausbildung dieser Sondereinheit auf den SS-Standartenführer Dr. Oskar Dirlewanger. Die als tauglich befundenen 84 Wildschützen am 01.07.1940 im sog. "Wilddieb-Kommando" zusammengefasst und zunächst der verstärkten 5. SS-Totenkopf-Standarte angegliedert, die auch das Stammpersonal stellte.
    Am 01. September 1940 erfolgte die Aufstockung und Umbenennung in "SS-Sonderbataillon Dirlewanger", gleichzeitig wurde dieses für den polizeilichen Einsatz im Generalgouvernement [GG] Polen dem HSSuPF Ost zugeführt und unterstellt. Dort wurde erstmals die für die beabsichtigte Verwendung ungeeignet erwiesenen Wilderern, insgesamt 33, an die Reichsjustizverwaltung zur weiteren Verbüßung ihrer Haftstrafen zurücküberwiesen. Ende Dezember kämpfte das SS-Sonder-Btl. 'D' gegen Banden der aus dem Warschauer Gefängnis ausgebrochenen ca. 500 polnischen Gewaltverbrecher. Nach Bewachungsaufgaben am jüdischen Getto von Lublin folgte der Bewachungs-einsatz beim Burggrabenbau sowie der Bekämpfung von Schmugglern und polnischen Widerstandsgruppen im Raum Lublin.
    Auf Befehl des RFSS vom 29.01.1942 wurde das Bataillon als eine Freiwilligen-Einheit der Waffen-SS eingestuft und in SS-Sonder-Kommando 'D' umbenannt. Damit unterstand es truppendienstlich dem SSFHA, wurde aber einsatzmäßig dem Feldkommando RFSS unterstellt. Gegen die Einstufung des SS-Sonder-Kdo. 'D' als Waffen-SS hat der Chef des SSFHA, SS-Gruf. Jüttner beim RFSS Himmler protestiert mit der Begründung, "diese Einstufung sei für die Frontsoldaten der Waffen-SS untragbar und wäre geeignet, unter ihnen erhebliche Unruhe hervorzurufen. Der RFSS habe daraufhin seinen Befehl zurückgenommen. Der Verband Dirlewanger gehöre weiterhin zum SS-Hauptamt. Dirlewanger sei ein persönlicher Freund Bergers und dieser betrachtet den Verband als 'Hausmacht'. Zu zwei mir nicht mehr erinnerlichen Zeitpunkten - so der Ia des SSFHA, SS-Standartenführer Ruoff, später - "hat Dirlewanger mich persönlich aufgesucht, um Waffen und Ausrüstung für seinen Verband zugewiesen zu erhalten. Beidemale war er hierzu von Berger beauftragt. Ich habe ihn jedesmal zurückgewiesen und ihm erklärt, dass er nicht zur Waffen-SS gehöre. Ich ließ mir das jeweils hinterher von Jüttner erneut bestätigen. Die Frage Dirlewanger, welchen Status sein Verband denn überhaupt habe, beantwortete ich ihm jedesmal mit der Feststellung, sein Verband besitze überhaupt keinen wehrrechtlichen Status. Im gewaltigen Befehlsbereich Himmlers waren derart dubiose Verhältnisse durchaus möglich und durch Rückgriffe auf vielfältige Quellen materieller Ausstattung auch real durchführbar. Die Doppelnatur des Waffen-SS-Status (reguläre und nominelle Verbände) ermöglichte auch eine diesen Verhältnissen angepasste Personalpolitik. SS-Oberguppenführer Berger hatte mehrmals während des Krieges Vorstöße beim RFSS unternommen, um Anerkennung des Verbandes Dirlewanger als Verband der Waffen-SS durchzusetzen..."
    (Mitteilung Joachim Ruoff v. 17.02.1982).
    (...)
    Fortsetzung geplant.
    __________
    MfG Uwe

  • Hallo,


    was mich ein wenig umtreibt, auf welcher Basis hatte den G. Berger einen Narren an Dirlewanger gefressen? Nur wegen der ,,Hausmacht"? Dirlewanger war ja nun wirklich keine Zierde für die SS. So ist für mich nachvollziehbar, warum sich Jüttner so vehement dagegen sträubte, dass die Sturmbrigade ,,Dirlewanger" als regulärer Verband der Waffen-SS anerkannt wurde.


    MfG Wirbelwind

  • Hallo Wirbelwind,

    was mich ein wenig umtreibt, auf welcher Basis hatte den G. Berger einen Narren an Dirlewanger gefressen? Nur wegen der ,,Hausmacht"? Dirlewanger war ja nun wirklich keine Zierde für die SS.

    das folgende Zitat aus dem Buch über die Dirlewanger von R. Michaelis sollte eigentlich diese Frage beantworten:


    Der Chef des SS-Hauptamtes SS-Gruppenführer Berger, der die Übernahme seines vorbestraften Weltkriegskameraden Dr. Dirlewanger in die SS initiiert hatte, schaltete sich ein und erreichte die einstweilige Einstellung der Verfahren.

    Gruß
    Michael

  • Hallo Michael,


    also die Kameradschaft mit Berger aus dem 1. WK bewahrte Dirlewanger vor weiteren Verfahren. Schließlich holte Berger 1940 Dirlewanger aus der Versenkung, nachdem er wegen Sittlichkeitsverbrechen seine Strafe im Zuchthaus abgesessen hatte und in der Legion Condor als Ausbilder tätig war. Später, so ist es mir erinnerlich, hielt sich Dirlewanger bei der Führung seines Verbandes kaum an damals geltendes Recht.


    MfG Wirbelwind

  • <snip>
    Später, so ist es mir erinnerlich, hielt sich Dirlewanger bei der Führung seines Verbandes kaum an damals geltendes Recht.


    <snip>

    Damals geltendes Recht... war obsolet, da es sich hier im Einsatzgebiet von Dirlewanger um einen - wie man HEUTE so schön umschreibt - asymmetrischen Krieg handelte.


    Befass Dich einmal mit der HLKO in diesem Zeitraum und den Austritt Deutschlands und SU aus dem Völkerbund.


    Einen Banden- resp. Partisanenkrieg kann man nicht nach heutigen Gesichtspunkten werten - Kriegsbrauch hin oder her.


    Das Thema (Kriegsverbrechen/Partisanenkrieg) haben etliche Leute vor Jahren im FdW debattiert.


    Man möge mich nicht falsch verstehen, ich breche keine Lanze für diese Truppe bzw. Dirlewanger, denn dafür tat man sich besonders als "Mordbrenner" hervor!


    Als Abschluß: Kaum ein deutscher Verband hat sich, im sogenannten Banden-/Partisanenkrieg, nicht die Hände schmutzig gemacht und mit Blut besudelt!!
    __________
    MfG Uwe

  • Hallo Uwe,


    mit meiner Bemwerkung, dass Dirlewanger sich im Partisanen-/Bandenkrieg kaum an das damals geltende Recht hielt, bezog ich mich mehr auf seine eigenen Leute. Die doch seiner Willkür ausgesetzt waren. Klar, in seinem Verband dienten Kriminelle (Wilderer) und KZ-Häftlinge, die sicherlich eine straffe Führung brauchten, um überhaupt zu kämpfen. Aber da überzog Dirlewanger doch. Seinem Gönner, G. Berger hat er es zu verdanken, dass die daraus resultierenden Verfahren niedergeschlagen und er disziplinarisch nicht zur Verantwortung gezogen wurde, wie Dir sicherlich durch R. Michaelis bekannt ist.
    Am meisten hatten unter dieser Kriegsführung die zivile Bevölkerung zu leiden, so meine Meinung. Egal, auf welcher Seite sie standen, sie hatten immer die ,,A-karte". Ist doch heute auch nicht viel anders.


    MfG Wirbelwind

  • Hallo zusammen,


    sehr gut zu diesem Thema passt auch das folgende Merkblatt:

    N.f.D. 69/1 "Kampfanweisung für die Bandenbekämpfung im Osten"

    http://www.wehrmachtlexikon.de…2/details.php?image_id=14


    Man beachte hier Passagen wie z.b.


    84. Gefangene Banditen sind, soweit sie nicht ausnahmsweise gem. Ziff 11' in die eigene Bandenbekämpfung eingespannt werden, zu erhängen oder zu erschießen, Überläufer je nach Umständen wie Gefangene an der Front zu behandeln. In der Regel sind Gefangene an Ort und Stelle nach kurzem Verhör zu erschießen. Nur ausnahmsweise sind einzelne dafür geeignete Gefangene und Überläufer zur weiteren Vernehmung und späteren Behandlung der GFP oder Polizei zu übergeben. Jeder Führer einer Abteilung ist dafür ver antwortlich, daß gefangene Banditen und Zivilisten, die beim aktiven Kampf angetroffen werden (auch Frauen) erschossen oder besser erhängt werden. Nur in begründeten Ausnahmefällen ist er berechtigt, von diesem Grundsatz unter Meldung der besonderen Veranlassung abzuweichen.

    85. Wer die Banden durch Gewährung von Unterschlupf oder Verpflegung, durch Verheimlichung ihres bekannten Aufenthaltes oder durch sonst irgendwelche Maßnahmen unterstützt, ist todeswürdig. Soweit es sich um arbeitsfähige männliche Bevölkerung handelt, die nachweislich durch Terror zu dieser Bandenunterstützung gezwungen worden ist, ist Verwendung in Strafarbeit geboten und Überführung nach Deutschland zum Arbeitseinsatz vorgesehen. Bei der Führung von Untersuchungen, die in der Regel Sache der GFP oder Polizei sind, muß berücksichtigt werden, daß der Russe zum Denunzieren neigt. Genaue Nachprüfung aller Aussagen ist daher erforderlich. Ungerechte Strafen erschüttern das Vertrauen der Bevölkerung und schaffen neue Banden.

    Quelle: siehe Link


    Gruß
    Michael

  • Hallo zusammen,


    wir entfernen uns hier gerade etwas von der Dirlewanger aber die folgenden Seiten möchte ich Euch nicht vorenthalten. In Bezug auf die Partisanenbekämpfung war mir ein derartiges Belohnungssystem für Landeseinwohner bisher nicht bekannt.


    Quelle: Nara


    Gruß
    Michael

  • Moin Michael,


    wo soll ich die Namensliste "Dirlewanger" einstellen, damitt es nicht so "zerhackt" wird?
    __________
    MfG Uwe

  • Hallo Uwe,


    vielen Dank für die Frage bzw. Anmerkung. Ich würde vorschlagen, dass du hierzu ein neues bzw. separates Thema bei den Einheiten eröffnest. Deine hier veröffentlichte Ausarbeitung würde ich dann einfach mit in den neuen Bereich überführen. Diesen Rest-Bereich könnten wir dann noch für allgemeines rund um das Thema Partisanenkampf usw. nutzen.


    Wäre das ok für dich?


    Gruß
    Michael

  • Hallo Michael,


    Deine hier zur Verfügung gestellten Dokus zeigen mal wieder das alte Prinzip,,Zuckerbrot und Peitsche", dessen sich auch die Deutsche Wehrmacht bediente mit mäßigem Erfolg, wie der Kriegsverlauf zeigte. Ob Dirlewanger ein ähnliches Prinzip bei der Partisanenbekämpfung befolgte, ist mir nicht bekannt. Er setzte wohl mehr auf Gewalt und Abschreckung auch gegenüber seinen eigenen Leuten.


    MfG Wirbelwind