Dienst in der Organisation Todt

  • Hallo,
    ich suche Informationen über den Einsatz meines Großvaters Günther.
    Sein Geburtsdatum ist der 31.03.1929. Er wurde Anfang Februar 1945 bei der Organisation Todt zum Zwecke der Errichtung von Feldflugplätzen im Raum Oderbruch eingesetzt.
    Reguläre Entlassung aus dem Dienstverhältnis war der 06.05.1945. Daher erfolgte keine Einziehung zu Wehrmacht oder Volkssturm. Ihm gelang es nach einer Woche Fußmarsch
    glücklich bei seiner Mutter einzutreffen. Opa war Zimmermannslehrling und da einer der besten im Gau Sachsen. Nun meine Fragen: Wie kam es zur Einziehung zu OT, welche Voraussetzungen gab es da und wie konnte es gelingen, in dieser Zeit dem militärischen Einsatz zu entgehen? Leider hat Opa dazu nie viel gesagt und kann es jetzt nicht mehr(2008 verstorben). Er war übrigens 1945 kerngesund, also voll kriegsverwendungsfähig und auch rassisch/politisch( Sie verstehen?) gab es keine Probleme.
    Ich habe Opa immer gesagt, er sei immer ein Glückskind und er lächelte immer leicht. :)
    MfG
    Rossi

  • Hallo Rossi,


    willkommen hier im Forum. Folgende Information zum Einstieg sofern noch nicht bekannt:


    1944 standen der OT 1,5 Millionen Arbeitskräfte und zahllose Baufirmen zur Verfügung, davon waren nur etwa 1 % Deutsche. Den Löwenanteil stellten ausländische Zwangsarbeiter (z.B. im Rahmen des STO; italienische Militärinternierte; Kriegsgefangene, pro-forma-Freiwillige; Juden; republikanische Spanier und andere Ausländer, die von den Arbeitskompanien an die OT „ausgeliehen“ wurden (vgl. Arbeitslager für Ausländer – GTE).


    Quelle: http://www.gedenkorte-europa.eu/content/article/1050/-/


    Das hier scheint mir aber schon eine plausible Antwort zu sein:


    und zahllose Baufirmen.........


    Gruß
    Michael


    PS: Hast du denn noch weitere Information oder Unterlagen/Bilder?

  • Hallo Rossi,


    willkommen hier im Forum.


    Ergänzend möchte ich dir noch sagen, das auch einzelne Personen von Firmen zur OT eingzogen wurden. Aber auch ganze Firmen oder Firmen Teile mitsammt dem dazugehörigen Maschienenpark.
    Ich habe hier zum Beispiel den Nachlaß eines OT Bauführers, der als einziger aus seiner Firma ( Stadtwerken ) eingezogen und für den Kaukasus vorgesehen war.


    Gruß Ulf

    --------------------------------------------------------------
    Ich suche Bildmaterial, Dokumente und sonstige Informationen über ausländische Orden und Ehrenzeichen die an Deutsche verliehen wurden. Zum Zweck der Aufarbeitung und der Dokumentation.
    Vielen Dank

  • Hallo,


    danke für die Informationen. Leider existieren von Opa Günther keinerlei Fotographien von vor 1948. Aber ich erinnere mich, das da noch ein Ausweis von OT existierte--schau ich mal, ob ich den noch finde, oder besser, ich frag Oma mal, wo sie diese Dinge aufbewahrt. Leider ist das mit ihrem Erinnerungsvermögen so eine Sache. Aber mit Geduld gelingt es vielleicht.
    Also wird es tatsächlich so sein, das Opa Günther direkt zu OT eingezogen wurde oder vielleicht sogar freiwillig dort arbeitete.
    Weiteres schreibe ich dann später, wenn ich mehr weiß und finde.
    Vielen Dank für die Hilfe.

  • Hallo Rossi,

    ich erinnere mich, das da noch ein Ausweis von OT existierte--schau ich mal, ob ich den noch finde,

    wenn es sich dabei um ein Dienstbuch handeln sollte, kommen wir bestimmt weiter, versprochen.


    Gruß
    Michael


    https://commons.wikimedia.org/…uch_Organisation_Todt.jpg

  • Hallo,
    vielleicht sollte Opa Günther gerade als einer der besten Lehrlinge nicht noch sinnlos verheizt werden, darum hat ihn die Organisation Todt angefordert. Ähnlich einer U.K.-Stellung, damit der ,,Heldenklau" nicht noch zuschlägt. Wer weis, wer die Hände über ihn gehalten hat.
    MfG Wirbelwind

  • Hallo,


    also ich habe gesucht und Oma regelmäßig vorsichtig darauf angesprochen. Raus kam, das Dienstbuch ist so um 1985 rum verschwunden, also vielleicht verlegt und dann entsorgt oder ähnlich. Schade, aber ist eben so. Oder irgendwann, wenn Oma abtritt in 20 Jahren mit 112 oder so, findet sich es vielleicht doch, man weiß nie. Sie ist ja wichtiger, als wie alle Dokumente zusammen, lange soll Oma noch leben.


    Das mit dem "Heldenklau" hat sich aufgeklärt, der Sohn von Opa Günter seinem Meister war Major bei der Flak und der hat einem Bauführer drei schöne Flaschen guten Cognac zukommen lassen und der Bauführer hat dann Opa Günther angefordert. Ein realistisch denkender Major und ein "lustiger" Bauführer als Lebensretter für meinen Opa. Denn, wenn Opa was passiert wäre, könnte ich hier nicht schreiben.
    Es dauert halt seine Zeit und Oma erinnert sich wieder, wenn man Geduld hat.
    Ich bete jeden Tag drum, das solche Zeiten für immer und ständig der Vergangenheit angehören.


    MfG
    Rossi

  • Hallo Rossi,
    das ist wohl so, dass außer ein paar Spinnern, sich keiner Kriegszeiten zurück wünscht. Dein Opa hat verdammtes glück gehabt, dass es auch in diesen Zeiten Menschen mit Verstand gab, die ein sinnloses Verheizen zumindest punktuell zu verhindern wußten. Mein Opa hatte zwar eine UK-Stellung, aber seine Parteigenossen machten 1944, als der Russe in Ostpreußen einmarschierte und Kriegsgreuel an der Tagesordnung waren, soviel Druck, dass er sich freiwillig an die Front meldete. Er hat mehrmals großes Glück gehabt, dass er unversehrt aus dem Krieg zurück kam. Zuletzt, als er im August aus dem ehem. KZ Ausschwitz als Kriegsgefangener floh und sich per Fuß bis in die nähe von Görlitz durchschlug.
    MfG Wirbelwind