Flugzeug FW 200 Condor - Wirksamkeit von Bordwaffen?

  • Liebe Lurtwaffenfans,


    mich beschäftigt seit langem eine Frage, die ich heute in Eurer Expertenrunde mal loswerden möchte:


    Die FW 200 wurde ja, zumindest in den ersten Kriegsjahren schwerpunktmäßig über dem Atlantik eingesetzt als Fernaufklärer und Bomber gegen feindliche Schiffe/Geleitzüge. Dabei wurde sie immer wieder von gegnerischen Flugzeugen beharkt, u. a. von britischen "Einwegjägern", die von Frachtern per Katapult gestartet wurden. Daher wurde in die FW 200 Abwehrbewaffnung eingebaut und immer wieder erweitert. So hatte die FW 200 schließlich 4 MG-Stände und 2 MG in Fensterlafetten zu schleppen plus je 1000-1500 Schuß Munition plus zusätzliche Bedingungsmannschaften. Dadurch verringerte sich die Reichweite und die Bombenzuladung und wegen der aerodynamischen Verschlechterung die Geschwindigkeit.


    Nun stellt sich mir die Frage der Wirtschaftlichkeit. Danach wird zwar in Kriegssituationen nicht vorrangig gefragt, aber letztlich ist die Frage, wer mit geringstmöglichem Aufwand den größtmöglichen Erfolg erzielt doch eine kriegsentscheidende Frage. Und da fehlen mir die Erfolgsmeldungen! Nirgends konnte ich in der Literatur einen Hinweis darauf finden, daß von einer FW 200 ein angreifendes Feidflugzeug abgeschossen oder beschädigt zum abdrehen gezwungen wurde. War also etwa der ganze Abwehraufwand nur eine nutzlose und leistungsreduzierende Maßnahme?


    Daher meine Frage, ob hier jemand Informationen oder Zugang zu Unterlagen hat,die mich (gerne) eines Besseren belehren können. Darauf bin ich sehr gespannt!


    Schöne Grüße von Günne.

  • Hallo Günne,


    ich habe mich da mal ans Suchen begeben und folgendes schon mal aus dieser Quelle "Eric Brown Berühmte Flugzeuge der Luftwaffe" aus dem Motorbuch Verlag gefunden:


    "Im Nachhinein könnte es so aussehen,als seien die Informationen, auf Grund derer ich meine Einweisung in die Bewaffnung der Condor ausarbeitete,etwas zu schmeichelhaft in bezug auf deren Leistungskraft gewesen. Beim damaligen Stand der Dinge wurde gerade die ersten Einsätze der FW 200 C-3 gemeldet und nach der Einweisung der Besatzung durch mich mußte sie den Flugzeugführern wie eine wahre Rüstkammer erscheinen. Angeblich konnte sie unter den Flächen vier 1000 kg Bomben tragen,hinzu kamen noch zwei 500kg Bomben im Rumpf; zusammen also 5000 kg Bomben oder beinahe soviel wie eine Lancaster.
    Die Abwehrbewaffnung, die sie angeblich hatte, wirkte auf uns Jäger auf alle Fälle entmutigend.
    Sie enthielt nach unserer Informationen eine starre , nach vorne gerichtete 2 cm Kanone in der Rumpfnase, eine zweite 2 cm Kanone in der Nase der Rumpfgondel, die nach vorne und unten in einem Schwenkbereich von 55° und 28° nach jeder Seite feuern konnte, eine dritte Kanone, die die nach hinten und unten dieselben Schwenkbereich unter Feuer nehmen konnte wie die vor genannte, und eine vierte, die in einer Drehringlafette gleich hinter der Kanzel montiert und um 360° schwenkbar war.
    Reichte diese Bewaffnung nicht aus , dann konnte noch ein 13 mm MG , das das an der hinteren Rumpfoberseite montiert war, ein 7,9 mm Zwillings MG hinter verschließbaren lucke sowie zwei Zwillings MG die hinten rechts durch die Seitenfenster schossen eingebaut werden.( Ich nehme an er meint Rechts und Links,weil zwei Zwillings MG s auf einer Seite ?)
    Es stellte sich dann heraus, das daß die von uns angenommene Bombenbeladung der Condor bei weitem zu hoch angesetzt war.
    Für offensive Zwecke kamen nur vier 250 kg Bomben in Frage, die Abwehrbewaffnung wich jedoch nicht so sehr von unseren Informationen ab , wenn auch von Umrüstbausatz zu Umrüstbausatz eine Kanone oder ein Zwillings MG mehr oder auch weniger vorhanden war, so war der Abwehrfähigkeit der Condor mit allergrößtem Respekt zu begegnen.
    Wir Flugzeugführer diskutierten stundenlang über den wohl besten Weg dieses geflügelte Stachelschwein anzugreifen, das offensichtlich keine verwundbare Stelle hatte."


    Interessante Aussage, dieses ehemaligen alliierten Jagdfliegers.


    Horrido


    Daniel

    Suche Infos über die Eisenbahnpioniere und die Eisenbahnentseuchungszüge.

  • Danke Daniel


    für diesen Fund. Es sagt natürlich noch nichts über de effektiv erzielte Wirkung der Abwehrbewaffnung aus, aber immerhin gilt der Satz: "Die moralische Wirkung war eine Ungeheuere!" Und das ist ja auch schon etwas.
    Schönen Gruß
    Günne

  • Hallo Günne,


    dieses Buch sollte dir eigentlich deine Fragen zu diesem Flugzeugtyp beantworten können:


    Focke-Wulf Fw 200 Condor


    Die Geschichte des ersten modernen Langstreckenflugzeuges der Welt und dessen Einsätze als Kampfflugzeug im 2. Weltkrieg.


    von Heinz J. Nowarra.


    Gruß
    Michael


    Quelle: http://www.ebay.de/itm/Focke-W…t%3D3%26sd%3D141832511157