Bataillon 802

  • Hallo Gemeinde,

    hat jemand Kenntnis oder Literaturhinweise über das Bataillon 802, es war ebenso eine Freiwilligen Einheit wie die Gruppe "Bergmann" welche in der Mehrzahl von Kaukasier und Georgier aufgestellt war.

    Gruß Heinz:)

    Suche alle Informationen über die 17.ID und I.AR77.

  • Hallo Micha,

    genau Micha, diese Einheit meine ich. Bin gespannt was du da hast an Informationen.

    Gruß Heinz:)

    Suche alle Informationen über die 17.ID und I.AR77.

  • Hallo Micha,

    eigentlich interessiert mich alles von diesen Freiwilligeneinheiten aus denm Kaukasus. Bin auf diese Fronteinheit über den Sonderverband "Bergmann" gestolpert!

    Gruß Heinz:)

    Suche alle Informationen über die 17.ID und I.AR77.

  • Zitat von heinz307;16168

    Hallo Micha,

    eigentlich interessiert mich alles von diesen Freiwilligeneinheiten aus denm Kaukasus. Bin auf diese Fronteinheit über den Sonderverband "Bergmann" gestolpert!

    Gruß Heinz:)


    Moin Heinz!


    Die militärische Lage war seit der am 28.06.1942 begonnenen Offensive folgende:
    Ende Juli trat die neu aufgestellte Heeresgruppe A unter GFM List über den Don nach Süden, Richtung Kuban an, erreichte die Linie Krasnodar – Armavir – Stavropol und den Oberlauf der Kuma, sowie des Terek in Richtung Pjatigorsk. Nördlich der HGr. A trat die HGr. B unter Führung von Gen.Oberst Frhr. v. Weichs über den Don hinweg auf den großen Wolgabogen mit Ziel Stalingrad an. Infolge des exzentrischen Vorgehens beider HGr. entstand zwischen ihnen ein freier Raum, der fast das gesamt Gebiet der Kalmücken in Südrichtung umfasste. Anfang August hatte zwar das LII. AK des Generals Ott, im Angriff entlang des Manytsch vorgehend und so die Nordost-Flanke der 1. Pz.Armee schützend, das Kalmückengebiet bis zur Linie Remontnoje – Elista – Ulan Erge besetzt, doch konnten in diesem Raum nur schwache Sicherungen zurückgelassen werden. Der Manytsch wurde nach Süden überschritten. Man folgte der Angriffsbewegung der 1. Pz.Armee.

    Bei der unklaren Lage in der Kalmückensteppe bestand die Befürchtung, dass sowjetische Verbände in diese eindringen könnten. Hitler befahl deshalb trotz der Gegenvorstellungen der beiden Oberbefehlshaber, des GFM List und des Gen.Oberst v. Kleist, dass die 1. Pz.Armee die im Verbande des III. Pz.Korps kämpfende 16. Inf.Div. (mot.) mit dem Auftrag abzugeben habe, die Kalmückensteppe in beweglicher Kampfführung zu sichern. Das war der Raum zwischen 1. Pz.Armee der HGr. A und der 4. Pz.Armee der HGr. B. Zu diesem Zweck sollte die 16. Inf.Div. (mot.) Aufklärung bis zur unteren Wolga im Raum Astrachan durchführen und über die Linie Cagan-Nur – Nur-Kizelevka Verbindung mit der 4. Pz.Armee aufnehmen.
    Da das militärgeographische Handbuch der Wehrmacht nur wenige und unvollständige Angaben über die Kalmückensteppe und ihre Bewohner enthielt, vieles auch veraltet war, hatte die deutsche Truppe nur unklare Vorstellungen über dieses Gebiet. Zur Erleichterung im Umgang mit der kalmückischen Bevölkerung wurde dem Stab der 16. Inf.Div. (mot.) der Rittmeister d. Res. Prof. Dr. Bolko Frhr. v. Richthofen kommandiert, der nicht nur russisch sprach, sondern auch die frühgeschichtliche Entwicklung der Kalmücken kannte.

    Wie bereits bekannt, waren die Kalmücken derzeit mit der Herrschaft der Sowjets sehr unzufrieden. Sie kamen daher allgemein den Deutschen freundlich gesinnt entgegen. Auch wurde bei der Truppe, insbesondere bei der 16. Inf.Div. (mot.) den Kalmücken gegenüber keineswegs der Begriff »Untermenschen« angewendet. Von ihren Vorgesetzten belehrt und durch Flugblätter genügend unterrichtet, benahm sich die deutsche Truppe den Landesbewohnern gegenüber diszipliniert, korrekt und freundlich.

    Besondere Verdienste um die Zusammenarbeit mit den Kalmücken und das menschliche Verständnis für ihre Probleme erwarb sich der zur 16. Inf.Div. (mot.) von der 1. Pz.Armee kommandierte Sonderführer Dr. Doll, auch Othmar Wrba genannt. Er war früher k.u.k. Offizier, dann Kaufmann und Architekt und hatte drei Jahre lang dem Deutschen Konsulat in Odessa als Angestellter angehört. Durch viele Reisen Kenner des kalmückischen Volkes, hatte es SdrFhr. Dr. Doll mit seinem Abwehrtrupp 103 verstanden, das anfangs den Deutschen gegenüber noch vorhandene Misstrauen abzubauen. Er erinnerte die Kalmücken an dem vom preußischen König Friedrich Wilhelm III. hochgeehrten Führer des 2. Kalmückischen Reiter-Regiments , Oberstleutnant Sserep Tschan, der 1813 des Eiserne Kreuz erhielt und schrieb auch in der von der 16. Inf.Div. (mot.) herausgegebenen Zeitung für die Kalmücken über diesen tapferen Soldaten. Dr. Doll setzte zuverlässige Kalmücken als Bürgermeister (Starosten) ein, so in der Hauptstadt Elista den Bembe Cuglinow, in Ulan-Erge den Kalmücken Mastak. Durch Speisung der armen Bevölkerung erleichterte er dieser das Leben und nahm sie für die Deutschen ein. Wohin er kam, hielt er im Beisein des Starosten Sprechstunden für die Bevölkerung ab.

    Die Zusammenarbeit deutscher Ärzte mit den kalmückischen Ärzten und Ärztinnen zur Seuchenbekämpfung über das Seucheninstitut Savetnoje und das Feldlazarett der 16. Inf.Div. (mot.) sowie das Feldlazarett in Elista war gut. Bekämpft wurde hauptsächlich Pest und Tularämie, die besonders im Osten des Gebietes verbreitet waren. Große Sorge bereitete der 16. Inf.Div. (mot.) die ausreichende Versorgung der Bevölkerung ab Winter 1942/43 mit Lebensmitteln. Dank guter Organisation klappte es einigermaßen.
    Wo kalmückische Lehrer vorhanden waren, wurden Schulen eröffnet und so die Landessprache in Wort und Schrift gelehrt.
    Nachdem auf die positiven Berichte der 16. Inf.Div. (mot.) hin die 1. Pz.Armee und der Chef d. Gen.Stabes der HGr. B, General v. Sodenstern, sich von der überwiegend antibolschewistischen Haltung der Kalmücken überzeugt hatten, wurden auf Antrag von Dr. Doll in den einzelnen Dörfern zuverlässige Polizeikader gegründet und mit Beutewaffen ausgestattet. Ihnen wurde als Aufgabe Schutz der eigenen Dörfer, Aufklärung in deren Umkreis und Aufklärung gegen Teile der Roten Armee zugewiesen, die im Zusammenhang mit der Schlacht um Stalingrad in den Nordostteil der Kalmückensteppe eingedrungen waren und vor denen Chalchuta von der 16. Inf.Div. (mot.) geräumt werden musste.

    Im Verlaufe der Besetzung der Besetzung durch die 16. Inf.Div. (mot.) hatte sich eine lose gegliederte kalmückische Selbstverwaltung gebildet, deren Präsident der Bürgermeister von Elista war. Diesem unterstanden die einzelnen Dörfer. Die Erfassung wehrwirtschaftlicher Güter sowie die Inbetriebnahme wirtschaftlich wichtiger Einrichtungen ging im Einvernehmen mit der deutschen Truppe sowie den Kalmücken allgemein ziemlich reibungslos und unter großer Schonung der Zivilbevölkerung vor sich. Große Schwierigkeiten entstanden im weiteren Verlauf der Besetzung durch das Einrücken rumänischer Truppen in den Nordteil des Landes, die ohne Rücksicht auf die Zivilbevölkerung Lebensmittel, Vieh und alles für ihren Unterhalt Notwendige ohne Bezahlung oder Leistungsbescheinigung einfach wegnahmen. Allerdings ist hier zu bemerken, dass die Rumänen große Schwierigkeiten mit ihrem eigenen Verpflegungsnachschub hatten. Mit Takt und Diplomatie deutscher Dienststellen gelang es allmählich, auch bei den Rumänen eine gewisse Rücksichtnahme auf die Wünsche der Landeseinwohner zu erreichen und für diese auch durch die Rumänen eine bessere Behandlung durchzusetzen.
    Während auf Seiten der Roten Armee eine kalmückische Reiter-Abteilung in einer veränderlichen Stärke von 800 bis 2.000 Mann kämpfte, gab es in der Kalmückensteppe nur schwache Orts-Milizen, teils zu Fuß, teils zu Pferde.

    Allmählich wurden die berittenen Teile durch Dr. Doll zu Schwadronen zusammengefasst, die im Verein mit antisowjetischen Partisanen, die sich aus Überläufern, Strafgefangenen und Kosaken zusammensetzten, gegen die Rote Armee im Nordosten und Osten kämpften. Es erregte in den Augen der Kalmücken große Begeisterung, als der Kommandeur der 16. Inf.Div. (mot.) Graf Schwerin, in der mit 16.000 Exemplaren dreimal wöchentlich erscheinenden Kalmücken-Zeitung "Svobodnaja Zemlja" Todesanzeigen für die kalmückischen Reiter mit den Worten des kalmückischen Heldenepos "Dzangar" einsetzte: "Sterbe wer sterben muß, die Hauptsache bleibt der Angriff auf den Feind."

    Im September 1942 waren durch die 16. Inf.Div. (mot.) zwei Schwadronen Kalmücken aufgestellt worden. Diese unterstützten im Winter 1942/43 bereits den Kampf der 16. Inf.Div. (mot.) zwischen Cilgir – Gorodok. Graf Schwerin erkannte die Tätigkeit der kalmückischen Reiter an, indem er sagte, dass er den Kampf in der Kalmückensteppe nie hätte bestehen können, wenn die Kalmücken nicht so wichtige Aufklärungsergebnisse über hunderte von Kilometern hinweg geliefert und so tapfer seine Division im Kampf unterstützt hätten. Die von Astrachan aus der Steppe kriegführenden sowjetischen Partisanen wurden mehrfach, nachdem sie in einzelnen Dörfern und Kolchosen Bürgermeister und Milizionäre erschossen hatten, von den deutschfreundlichen Kalmücken verfolgt, gestellt und durch die geschickte Führung des Rittmeisters Sugurcikow bis auf den letzten Mann vernichtet.

    Der Rückzug bzw. Räumung des Kalmückengebietes seit Dezember 1942 bedeutete naturgemäß eine starke seelische Belastung für alle Kalmücken. Schon die Räumung von Chalchuta im November 1942 hatte sich ungünstig auf die allgemeine Stimmung des kalmückischen Volkes ausgewirkt. Die durch Dr. Doll aufgestellte Reiter-Abteilung der Kalmücken, zunächst 6 Schwadronen, bewährte sich als Flankenschutz, der 444. Sicherungs-Division unterstellt, beim Rückzug der HGr. A aus dem Kaukasus.
    Auch im Raum Ssalsk bewährte sich die Kalmücken-Abteilung, zusammen mit der Kosaken-Abteilung des Oberst v. Jungschulz, als Flankensschutz im Nordabschnitt der 444. Sich.Div.
    Da sich im Laufe des Januar 1943 eine ganze Menge waffenfähige Kalmücken, trotz des deutschen Rückzuges, als Freiwillige gemeldet hatten, stellte Dr. Doll in Übereinstimmung mit der Org.Abt. GenSt.d.H., ein Kalmückisches Kavallerie-Regiment zu 3 Abteilungen auf, genannt Kalmückenverband Dr. Doll. Von den Kalmücken selbst wurde es »Kalmycki Kavallerijski Korpus« bezeichnet.

    Gesamter Beitrag hier:
    http://forum.panzer-archiv.de/…pic.php?t=8636&highlight=
    Quelle: Deutsches Soldatenjahrbuch 1976 / 24. Deutscher Soldatenkalender,
    Hrsg.: Helmut Damerau, Schild Verlag München;
    Beitrag von Oberst a.D. Constantin Wagner auf Seite 226-236: Kalmückische Reiter-Verbände in der Deutschen Wehrmacht

    Weiterführende Literatur bzgl. Kaukasus & Kosaken:
    Jeloschek/Richter/Schütte/Semler,
    Freiwillige vom Kaukasus – Georgier, Armenier, Aserbaidschaner, Tschetschenen u.a. auf deutscher Seite – Der „Sonderverband Bergmann“ und sein Gründer Theodor Oberländer
    Werner H. Krause,
    Kosaken und Wehrmacht – Der Freiheitskampf eines Volkes
    Joachim Hoffmann,
    Kaukasien 1942/43 – Das deutsche Heer und die Orientvölker der Sowjetunion
    Joachim Hoffmann,
    Deutsche und Kalmyken 1942 bis 1945
    Joachim Hoffmann,
    Die Tragödie der »Russischen Befreiungsarmee« 1944/45 – Wlassow gegen Stalin


    Gruß Uwe

  • Hallo Uwe,

    danke für den umfangreichen Beitrag, das ist ja eine ganze Menge und hilft mir ohne Frage.

    Gruß Heinz:)

    Suche alle Informationen über die 17.ID und I.AR77.

  • Hallo Uwe,

    habe nun endlich den gesamten Beitrag in Ruhe lesen können, beschreibt ja die Lage in dieser Region recht gut. Da mir die angeführten Bücher bisher nicht vorliegen will ich nochmals nachhaken, ist denn in den Büchern über das Bataillon 802 etwas erwähnt?

    Gruß Heinz

    Suche alle Informationen über die 17.ID und I.AR77.

  • Moin Heinz,


    m.E. ist das Buch Freiwillige vom Kaukasus
    Georgier, Armenier, Aserbaidschaner, Tschetschenen u.a. auf deutscher Seite
    - Der "Sonderverband Bergmann und sein Gründer Theodor Oberländer" -


    wohl das Aufschlussreichste Buch, da die Verfasser zum Rahmenpersonal gehörten.
    Im Anhang findet sich sogar ein Namensverzeichnis des Rahmenpersonals.


    Gruß Uwe


    PS: 802 ist wohl nicht in Aufstellung gelangt.

  • Zitat von UHF51;16223


    PS: 802 ist wohl nicht in Aufstellung gelangt.


    Hallo Heinz,


    802 (Nordkaukasier) wurde aufgestellt, aber in das III./"Bergmann" dann später überführt.
    Da liegt auch das LdW falsch!!


    Siehe: S. 32 und 233


    Gruß Uwe

  • Moin Heinz,


    zur Info:


    [...]
    nordkaukas. Inf.Btl. 802 zu 5 Kpn. (Befh. HGebiet Süd) ²
    armen. Inf.Btl. 810 (Befh. HGebiet Süd)
    1. wolgatatar. Inf.Kp. 825 (2. Armee / HGr. Mitte)
    nordkaukas. Inf.Btl. 836 (Befh. HGebiet Süd)
    Ost-Reit.Schwdr. 930 (Befh. HGebiet Mitte)
    1./Kos.Kav.Schwdr. 933 (17. Armee / HGr. A)


    ²) Nach schweren Verlusten nördlich des Terek, dem Rückzug aus dem Kaukasus und Einsatz in der Ukraine wurden die Reste vom (nordkaukas.) Inf.Btl. 802 im Mai 1944 in Griechenland, unter ihren Führer, Major Petri, und den Kp.Fü. Oberleutnant Wolf-Dieter Kleeberg und Leutnant Riebschläger, in das III./„Bergmann“ (Kommandeur Hauptmann Horstmann) eingegliedert.

    Gruß Uwe

  • Hallo Uwe,

    na , da hast du mir ja gleich noch paar andere Einheiten geliefert, hast du noch eine Quelle dazu. Wie schätzt du das Buch " Kosaken in der Wehrmacht ein"?

    Gruß Heinz:)

    Suche alle Informationen über die 17.ID und I.AR77.

  • Moin Heinz,


    Quelle: Werner H. Krause, Kosaken und Wehrmacht
    -
    Der Freiheitskampf eines Volkes - S. 116ff


    Ansonsten gib es noch bei mir als Quelle:
    Heinrich-Detloff v. Kalben (nach dessen Tod Constantin Wagner), Zur Geschichte der 1. Kosaken-Kavallerie-Division 1943
    (DSJB 1963 - 1972)


    Gruß Uwe

  • Zitat von heinz307;16206

    Hallo Uwe,

    habe nun endlich den gesamten Beitrag in Ruhe lesen können, beschreibt ja die Lage in dieser Region recht gut. Da mir die angeführten Bücher bisher nicht vorliegen will ich nochmals nachhaken, ist denn in den Büchern über das Bataillon 802 etwas erwähnt?

    Gruß Heinz


    Moin Heinz,


    habe nochmals für die "nachgeschnökert" über 802 gibt es bei Hoffmann in Kaukasien 1942/43 auf S. 199-202 einen Kurzabriss.


    Gruß Uwe

  • Hallo Uwe,

    danke für den Tip, werde es mir mal für kleines Geld einfliegen lassen!

    Gruß Heinz:)

    Suche alle Informationen über die 17.ID und I.AR77.

  • Hallo Uwe,

    super Lektüre, spiegelt die abweichende Besatzungspolitik der deutschen Wehrmacht bestens wieder und zeigt wie wertvoll diese Ostbataillone für die Kriegsführung waren.

    Gruß Heinz:)

    Suche alle Informationen über die 17.ID und I.AR77.