260. Infanterie-Division

  • Teil 3


    15 km vor der Kaserne war ein Kuschelgelände, das uns zum gefechtsmäßigen Scharfschießen zur Verfügung stand. Man nannte es „Les Martres“. An und Abmarsch zusammen etwa 6 Stunden. Dazu noch die Bewegung im Gelände. Da lernten wir selbst beim Marschieren in eine Art Schlaf zu verfallen. Ab und zu rief einer „Es ist so schön Soldat zu sein“, damit ja keiner wirklich einschlief. Ab und zu war auch ein „Hurra, wir verblöden!“, zu hören. Hatten wir beim Rückmarsch endlich einen Kaserneneingang mit üblichem Gesang durchschritten, mussten wir noch eine Runde im Paradeschritt absolvieren. Als das einmal nicht klappte, lies der Chef den ganzen „Sauhaufen“ in Stellung gehen und die Küche samt Speisesaal stürmen. Die MG fingen an, mit Platzpatronen zu rattern.
    In ihrem Feuerschutz rückten die Schützen gruppenweise in geschlossenen Sprüngen vor. Zum Nahkampf hieß es „Seitengewehr pflanzt auf!“ Der Kasernenhof war in eine Staubwolke gehüllt. Dem Küchenpullen schlotterten die Knie. Der Kdr. grinste zum Fenster heraus. Außerhalb der Kaserne gingen die Franzosen in Deckung. Und wie sahen wir in der Ausbildung aus? Wie Schießbudenfiguren! Der Drillich war üblicherweise in grün, in Friedenszeiten weißlich – gräulich. Davon gab es in den Kleiderkammern noch einige Restbestände, die aufgetragen werden mussten. So kam es, dass einer im hellen, der andere im dunklen und der dritte in einer Kombination daherkamen. Richtig gepasst hat der der Übungsanzug selten, Ärmel zu kurz, Hose zu lang, Kittel zu eng, Hose zu weit. – Hat jemand gemeckert hieß es: „Schnauze halten!“ Noch toller war. eine Gruppe hatte ein MG 38, die anderen ein G 42 und der dritte eine Nachbildung aus Holz. So marschierten wir durch sie Straßen unserer Garnison. Als wieder einmal die Resistance einem Kameraden die Kehle durchgeschnitten hatten, durchsuchten wir die ganze Gegend, besonders um die Kathedrale. Unsere Wut war grenzenlos und so ging schon allein wegen des passiven Verhaltens der Gegenseite manches zu Bruch.
    Unser Sicherheitsdienst hatte herausgefunden, dass ein gewisser V. der Resistance angehört. Er besaß eine Villa, welche an einer Alle hinter hohen Maueren lag. Es wurde ein Kommando mit zehn Mann zusammengestellt, dem auch ich angehörte. Am 13. Oktober marschierten wir singend und in Kolonne scheinbar zufällig besagte Allee entlang. Ein Angehöriger der Feldgendarmerie, der fließend Französisch sprach, läutete in Zivil mit Baskenmütze, Sonnenbrille und lässig im Mundwinkel hängender Zigarette am Gartentor. Wir sahen, dass sich das Tor öffnete und unser, wie ein Franzose aussehender Freund, das mit einer Haube bekleidete Dienstmädchen in ein Gespräch verwickelt, bis wir näher heran waren. Auf das Kommando „Aus“ stellten wir unseren Gesang ein und stürmten durch das geöffnete Gartentor. Monsieur V. wurde gefesselt und verhört. Er gab ziemlich freche Antworten. Im laufe des Abends kamen noch einige Gestalten an, um sich bei V. zu treffen. Diese wurden vom Dienstmädchen eingelassen. Wir nahmen sie gebührend in Empfang. Noch in der Nacht schafften wir Monsieur V. und seine Kumpane heimlich in unsere Kaserne.
    Unsere Essensration war äußerst mager. Das Mittagessen bestand aus fettarmen Eintöpfen, abwechselnd mit Graupen oder Möhren. Abends gab es Kommissbrot und Dauerwurst. Bei deren Ansehen scharrten wir wie die Pferde auf dem Boden und wieherten dazu. Der Tee war undefinierbar. Einige hatten herausbekommen, dass es in der Nähe der Kaserne ein Restaurant gab, wo man ein Schmackhaftes Essen bekam. Die Kugelrunde Wirtin verlange jedoch viel Geld. So konnten wir gelegentlich zum Speisen gehen. Vorschriftsmäßig gingen wir nie alleine, sondern nur in kleinen Gruppen, wegen der Resistance. Wir hatten einen in unserem Zug, wegen dessen Fehlverhalten wir ab und zu Strafexerzieren mussten oder auch Ausgangssperre bekamen. Zu diesem kam an manchen Nächten der „Kasernengeist“. Offiziell gab es dieses Unwesen nicht, es wurde aber stillschweigend geduldet. Im dunkel der Nacht flog plötzlich viel Wasser in die Falle des Missetäters und einige Decken wurden darüber geworfen. Dann sauste Koppel hernieder, bis der „Sträfling“ vor Schmerzen schrie. Wenn der UvD aufkreuzte, war es, als sei nichts geschehen. Dieser Kamerad bekam übrigens als erster das Infanteriesturmabzeichen. Weihnachten 43 schossen wir in unserem Übungsgelände ein Wildschwein. Der Koch verarbeitet es zu Fleischkäse. Die Portionen waren am Heiligen Abend reichlich. Der Rotwein floss in Strömen. So ziemlich alle waren besoffen. Es war ein für diesen tag geduldeter Galgenhumor. Ein großes Vergessen.
    Urlaubschein wann wirst du endlich mein? Ich möchte so gerne einmal nach Hause gehen, und meine liebste wieder sehen.
    Die Sehnsucht wurde erfüllt. Von Silvester 43 bis Mitte Jan 44 wurde uns Einsatzurlaub gewährt. Wir reisten feldmarschmäßig ausgerüstet und mit 5 Schuss Sicherheitsmunition, welche wir in der linken Brusttasche tragen mussten, mit einen Sonderzug nach Stuttgart und dann wieder nach Sens zurück. Dort ging es gleich auf Partisanenjagd. Auf dem Plateau von Langres hatten Flugzeuge Nachschub für die Resistance abgesetzt. Es musste alles schnell gehen.
    Wehrmachtsfahrzeuge standen nicht zur Verfügung. So wurden alle möglichen Gefährten samt Fahrer bei den Franzosen aufgetrieben. Ein Fahrzeug gehörte nach der Beschriftung einem Weinhändler. Das andere beförderte sonst Baustoffe. Das dritte war aus dem Fuhrpark der Straßenreinigung usw. Dieser bunte Haufen kam auf dem Plateau an.
    Was wir fanden war nicht viel. Einige Partisanen sprengten sich in die Luft als wir sie Gefangen nehmen wollten. Erschossen haben wir keinen. Durch Verhöre der wenigen Gefangenen fanden wir einen ihrer Schlupfwinkel heraus. Er lag in Sens in einem Gasthaus bei einer Brücke über die Yonne. Wir hoben ihn noch aus und verabschiedeten uns danach, zur Auffüllung der arg gebeutelten 340. ID. im Norden der Ukraine.




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    260. Infanterie- Division


    Mit freundlichen Grüßen


    Karlheinz

  • Teil 1


    Die Geschichte meines Pferdes „Martin“

    Im April 1942 auf Meldeblockzettel aufgezeichnet von FR. Weber, Uffz. – Stab II / 470



    Wenn man in einem Nachruf die Verdienste eines gefallenen Kameraden würdigt, warum sollte man da nicht auch eines treuen Pferdes gedenken? Und wie anders soll ich meine Gefühlen, meinem Schmerz um den Verlust eines solchen Tieres Luft geben, als still und heimlich seine Geschichte niederzuschreiben, denn das rauhe Kriegsleben lässt große Töne und Wehklagen nicht aufkommen: dumpf und stur nimmt man nach außen jede Tragik hin. Ja man lacht und flucht und spottet lieber, um nicht Farbe bekennen zu müssen, wies einem im Herz und Seele zu mute ist.

    Ein ganz besonders Pferd



    Es war ein Pferd mein „Martin“, wie jedes andere und hat hier diesen endlosen Russland sein leben ausgehaucht wie tausende und aber tausende Pferde, und doch war es für mich ein besonderes, ein ganz besonderes Pferd, mein „Martin“.
    Gewiss, jeder Tierfreund mag seinen besonderen Liebling haben, den er für überaus klug, intelligent und brav findet. So war es unter den vielen Pferden, die mir anvertraut waren, eben „ Martin“, mein Reitpferd. Wen konnte ich auch in ernsten und heiteren Stunden am Leid oder am Überschwang meines Herzens teilhaben lassen, wen anders als meinen vierbeinigen Freund? Ich konnte ihn verhätscheln, ich konnte ihm den Hals klopfen, konnte ihm liebe Worte sagen, die man als rauer Krieger sonst nicht über die Lippen bringt.
    Und verstand er mich nicht, wen ich seinen Namen rief? Wenn er mir schon von weitem in allen Tonarten entgegenwieherte? War es nicht ein Zeichen inniger Verbundenheit, wenn er seinen kopf an mir scheuerte, wenn er mit dem rechten Vorderfuß vorsichtig nach mir tastete, um etwas Gutes zu erbetteln. Für andere Pferde hatte er nicht das Geringste übrig, sie ließen ihn völlig kalt.
    Streifte ich ihm das Halfter ab, so folgte er mir auf Schritt und Tritt. Er sprang mir nach über Gräben und Baumstämmen, über Wagendeichseln, im Zickzack um Bäume herum, immer hinter mir drein: rannt ich, rannte er auch, blieb ich dann stehen, so trat er neben mich und wartete auf das Lob und suchte mit seinem weichen Maul meine Taschen ab.
    Gar manchmal war er bei Märschen und Übungen während der Rast oder Pause die Schaunummer des ganzen Bataillons. Er war fromm wie nur ein Pferd sein kann, beinahe im ganzen Regiment bekannt. Er hat nicht geschlagen und hat nicht gebissen, ließ sich gerne und überall putzen, und um ein Stücken Zucker war er für alles zu haben.
    Nur einen Fehler hatte er: Unter dem Reiter war er wie umgewandelt, kaum wieder zuerkennen. Sonst wie ein Lamm – und unter dem Reiter ein kaum zu bewältigendes Ungetüm. Da setzt er das Maul auf die Brust, biss auf Zaumzeug und zog einem auf diese Weise beinahe die Arme aus dem Leib. Wehe den, der sich auf ihn setzte und mit dieser seiner Eigenart nicht vertraut war! Einem Leutnant, der sich „ Martin“ während meiner Abwesenheit einmal Satteln ließ und mit ihm alleine ins Gelände ritt, ist er durchgebrannt bis in die Stadt und kam dort in einer Kurve zu Fall. Der Leutnant zog sich einen doppelten Schädelbruch zu während mein „Martin „ mit einigen Schürfungen und einer langwierigen Verzerrung im Hüftgelenk noch glimpflich davon kam.




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    Mit freundlichen Grüßen


    Karlheinz

  • Teil 2


    Wenn er mit Ungestüm im gestreckten Galopp dahinfegte, konnte ihn nur eine gewaltsame Bearbeitung durch Aufwärtsparaden auf vierzig, sechzig Schritte zum Halten bringen. Er war dafür auch unumstritten das schnellste Pferd im ganzen Regiment. Er scheut kein Hindernis und mit einem unerfahrenen Reiter wäre er unfehlbar ins Verderben gerannt. Kein Graben war im zu breit, keine Böschung zu steil. Verweigern kannte er nicht, im Gegenteil, es schien, als suche er sich geradezu die Hindernisse. Einen Meter und sechzig sprang er im Springgarten ohne Reiter; Einen Meter vierzig war das Höchste, was er mit mir schon Gesprungen war.
    Die meisten Pferde haben einen natürlichen Herdendrang, das heißt, sie sind, - selbst unterm Reiter – schlecht von der Herde ihrer Artgenossen wegzubringen, und wenn s oft nur zwei Pferde sind, so „kleben“ sie aneinander. Darüber aber war „Martin“ erhaben; er war allein so willig wie in der Herde.



    Von mächtigen Ehrgeiz beseelt



    Aber immer vorne wollte er sein, wenn mehrere Pferde und Reiter beisammen waren. Darin hatte er einen mächtigen Ehrgeiz. Musste er hinter anderen Pferden gehen, dann zackelte er umher und zerrte und riss am Zügel, dass mir oft die Finger aufgescheuert wurden. Er war gewohnt, in raumgreifendem Schritt vornweg zu gehen.
    Wenn er aber hinter einem Fahrzeug drein trottete, dann drückte er die Stirn an die Rückwand des Wagens, so dass er von der ganzen Welt nichts sah. So konnte ich ihn stundenlang allein marschieren lassen, ohne ihn anzubinden.
    Wie er aussah und wo er herkam? Er war ein Kohlfuchs und in seiner guten Zeit schillerte er wie Kupfer. Besonders Kennzeichen war, das er gar keines hatte: er war weder gefesselt, noch gekrönt, noch gestiefelt, noch hatte er ein Sternchen oder eine Blesse oder eine Schnippe. Er war am ganzen Körber kupferfarbig. Auch sein schöner langer Schweif und seine gestutzte Mähne waren mit dem Fell eine Farbe.
    Seinem edlen Kopf, sein Gesichtsaudruck und sein Temperament nach zu schließen, hätte er ein Vollblüter sein können, jedoch seine Beine und Gelenke und der Rumpf waren dafür etwas zu kräftig gebaut. Meiner Schätzung nach hätte er ein ungarisches Warmblutpferd sein können; doch genaues weiß ich darüber nicht zu berichten.
    Ich hatte im Januar 1939, nachdem ich in meinem zweiten Dienstjahr schon ein Vierteljahr als Pferdeburschen zu einem Ausbildungsbataillon versetzt gewesen war, bei meiner alten Kompanie geholt. Zu jener war er einige Wochen zuvor von der SS Schule Ellwangen gekommen. Er hatte damals schon das erhabene Alter von elf Jahren – war also ein M – Pferd – und mein Chef, der Major, dem er als Reitpferd zugedacht war, gab ihm dem Namen „Martin“.
    Mein Chef selbst kam selten zum Reiten, zumal er vom Weltkrieg her einen beschädigten Arm hatte. So machte ich von der Erlaubnis, „Martin“ alle zwei bis drei Tage zu reiten, gerne Gebrauch.
    Ich hatte neben meinen „Martin“ noch ein junges Remontegespann, ein herrliches Schimmelpaar, das mit seinem sprühenden Temperament in der Stadt überall Aufsehen erregte. Das wollte in einer Garnisonstadt, wo es ja von Pferden wimmelte, etwas heißen. Doch von den dreien war „Martin“ mein Liebling. Manchen Sonntagnachmittag, wenn die Kaserne still und leer standen, wenn alles ausgeflogen war, nahm ich ihn aus dem Stall und führte ihn auf dem dahinter sich ausbreiteten Exerzierplatz zu den besten Grasplätzen, die zu finden waren. Ich legte mich dann in seine Nähe und freute mich über seinen Appetit und träumte vor mich hin, zählte die Tage bis zum Herbst, wenn es heißen sollte: „Reserve hat Ruh!“




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    Mit freundlichen Grüßen


    Karlheinz

  • Teil 3


    Doch es kam anders



    Doch statt der ruhigen Reserve kam es anders, es kam der Krieg. Bauern kamen und brachten ihre Pferde; Fahrzeuge, Geschirre, Waffen, Lederzeug, Bekleidung wurde aus dem Magazin geschleppt. Die aktiven Regimenter wurden verladen zur deutschen Grenze. Reservisten rückten in leer gewordenen Kasernen ein. Neue Einheiten wurden aufgestellt und nach vierzehntägiger Übung ging s ab, - an die Front. Mein Chef war mit dem aktiven Regiment abgerückt, und so wurde Martin mein „planmäßiges“ Reitpferd.
    Zuerst ging s ja ganz gut. Am Weswall hatten unsere Pferde außer den Landwirtschaftlichen Arbeiten nicht viel zu leisten. Als dann der Feldzug gegen Frankreich begann, zogen wir in Nachtmärschen über den Schwarzwald und die Schwäbische Alb, wurden bei Reutlingen auf die Bahn verladen und befanden uns einen Tag später auf den Straßen der Eifel. Von dort begann der Marsch durch Luxemburg und Belgien, durch die Ardennen bis zur Aisne. Dort kamen wir zum Einsatz und stießen in unerhörten Gewaltmärschen südwärts, durch die Champagne, den Argonnerwald, übers Hochplateau von Langres bis tief hinein in die Bourgogne, das alte Burgunderland.
    Auch mein „Martin“ hat tapfer mitgehalten. Dise Strapazen des Feldzuges wurden nachher belohnt durch die üppige Ruhezeit eines ganzen Jahres. Es gab Futter in rauen Mengen und unsere Pferde waren alle rund und wohlgenährt. Mancher Bauer hätte uns darum beneidet – damals.




    Nach Russland!



    Doch dann ging diese zeit jäh zu Ende: Der Feldzug gegen Russland begann. Vier Tage Bahnfahrt von West nach Ost, Quer durch die deutsche Heimat. Durch Staub und Sand und Dreck und Sumpf ging der Weg an die Front, die wir unweit der Bresina erreichten. Mein „Martin“ habe ich gleich von Anfang an geschont und führte ihn oft große Strecken am Zügel.
    Ich hatte unter meinen Männern gute Pferdepfleger, deren einen ich „Martin „ hätte wohl anvertrauen können. Jedoch ich ließ es mir nicht nehmen, ihn selbst zu pflegen und zu versorgen. Ich putze ihn selbst, gab ihm sein nötiges Futter und Wasser, ich sattelte ihn selbst auf und ab. Des Nachts stand er beim Vormarsch immer zunächst an meinem Zelt oder meinem Erdloch an einem Baum gebunden.
    Zu jener Zeit geschah es auch, das ich ihn einmal mit einer Gerte traf, die ich durch die Luft sausen ließ: er schlug nach mir aus und traf mich über dem linken Knie. Die Folge war ein Bluterguss, der sich mit der Zeit verknöcherte. Ich konnte das Bein weder strecken noch biegen.
    Aber der Krieg musste doch bald aus sein. Ich wollte doch nicht vorher schon nach hause geschickt sein. Darum humpelte ich noch Tagelang mit. Mit Marschieren war es bei mir allerdings nicht mehr weit her. Nun kam es mir gut zu statten, das ich mein Reitpferd bisher geschont hatte. So konnte ich jetzt reiten, nachdem fast keiner mehr ein Reitpferd hatte.
    Da besonders durch die Strapazen im unwegsamen Gelände viele Zugpferde ausgefallen waren, wurden nach und nach die Reitpferde eingespannt. „Martin“ war wenigsten bei uns – noch nie im Geschirr gegangen, und es hatte wahrhaftig niemand Lust, es auf einen Versuch ankommen zu lassen. So konnte ich ihn also behalten, zumal ja auch zu Aufklärungszwecken eine kleine Zahl Reitpferde unentbehrlich waren.
    Als dann die heftige Schlacht um den Brückenkopf der unteren Desna tobte und viele Verwundete zurück gebracht wurden, musste auch ich mein Bündel packen und ins Lazarett wandern. Mein Sattelzeug hatte ich vorsorglich in ein Fahrzeug verstaut und meinen „Martin“ ließ ich aus dem Desna Brückenkopf heraus zurück zum großen Tross bringen, um ihn wenigsten aus der schlimmsten Gefahrenzone heraus zu wissen.
    Der große Tross hatte am Rande eines halbzerstörten Dorfes sein Biwak aufgeschlagen. Der Weg zur Krankensammelstelle führte mich dort vorbei. Es war ein grauer September Tag und der Regen rann in Strichen vom Himmel.
    Hier sah ich meinen „Martin“ noch einmal. Er stand, an einem Gartenzaun gebunden, mit hängendem Kopf, nach oben gekrümmten Rücken, mit eingezogenen Schweif und eingezogener Hinterhand, das ganze wie ein Dach, an dem das Regenwasser nach allen Seiten herabrann. Als er mich kommen sah, hob er den Kopf und brummelte mir freudig entgegen. Ich ging zu ihm hin und teilte mit ihm die letzten Brotreste, die ich bei mir hatte. Und da fühlte ich erst, wie sehr er mir ans Herz gewachsen war. Er schaute mich so unbekümmert an. Ach er wusste ja gar nicht wie mir zu Mute gewesen war. Ich hing mich an seinen hals und weinte wie ein Kind. Meinen Kameraden konnte ich doch nicht sagen, wie schwer mir der Abschied fiel. Es war ja im Grund genommen nicht nur „Martin“ was ich zurücklassen musste: der Bataillonsstab, der Kampf, der Krieg, das alles war mir längst Heimat geworden. Jetzt erst kam es mir deutlich zum Bewusstsein – Ich kam ziemlich weit zurück, bis ins Gouvernement nach Brest – Litowsk.




    Kameradenhilfswerk der


    260. Infanterie- Division


    Mit freundlichen Grüßen


    Karlheinz

  • Hallo heinz 307:
    Ich wollte Dir die Anschrift des Generalkonsulats in Deutschland geben. Das Generalkonsulat der Russischen Förderation lautet:
    Generalkonsulat der
    Russischen
    Förderation
    Maria. Theresia Str.17
    81675 München
    Leider konnte ich Dir diese Nachricht nicht eher geben, da ich erkrankt war. Man macht halt die Rechnung immer ohne den Wirt. Es war ja wie du gemerkt hast schon eine längere Zeit her da ich das letzte Mal im Forum war. Aber ich hatte halt diesen blöden Infarkt nicht mit eingerechnet. Aber jetzt geht es wieder, und ich will wieder einige Beiträge zum Forum leisten.
    Ich hoffe dass ich von Dir hören werde.
    Mit freundlichen Grüßen

    Karlheinz