Teil 2
Linker Oberschenkel war ab
Als Neuzugang hatten wir nun eine versprengte Gruppe einer mittedeutschen Division bei uns, die ihre Einheit verloren hatte. Und als diese in einen Einschlag einer Mörsergranate geriet, liefen sie in Deckung und ließen einen Kameraden liegen. Ich wartete den nächste Einschlag ab, rannte dann hinaus, packte den Landser unter den Armen und schleifte ihn in Deckung. Atemlos kam ich an. Es hatte ihn übel zugerichtet: Der linke Oberschenkel war über den Knie ab. Ich schnallte ab, zog meine Feldbluse aus und wollte mit meinem Hosenträger das Bein abbinden. Diese waren aber schon Kriegsware ohne Gummi, und als unser Zugführer Oberpauer hinzukam, löste er seine und wir knebelten vereint das Bein ab.
Vielleicht liest es der
Unbekannte aus Dresden
Unser fremde Kamerad sagte nur unter Schmerzen zu mir: Unteroffizier, muss ich sterben?“ worauf ich ihn auf schwäbisch tröstete: „Kerle, was wirst den sterba müssa!“ Man hat ihn nach hinten geschafft und ich hoffe, dass ich ihm das Leben gerettet habe.
Ein gutes Jahr später war ich selber froh an gute Kameraden, als auch sie mich in der Zeltplane zurückschleiften, auch unter Einsatz ihres Lebens. Das war zweimal Kameradschaft. Dem Dialekt nach war der unbekannte Soldat aus Sachsen, und er wird bestimmt oft an mich denken, wenn er noch lebt. Und wie ein Märchen wäre es, wenn er diesen Bericht lesen würde und ich eine Antwort erhielte. Es gibt Zufälle…
Adolf Götz
Kameradenhilfswerk der
260. Infanterie- Division
Mit freundlichen Grüßen
Karlheinz